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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


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Schö­ne neue Welt? (1)

Der Spie­gel ver­kün­det heu­te, daß der Volks­schau­spie­ler Ott­fried Fi­scher an der Parkinson’schen Krank­heit lei­det und führt da­zu u.a. aus:

Mor­bus-Par­kin­son ist ei­ne sich lang­sam ent­wickeln­de neu­ro­lo­gi­sche Er­kran­kung. Sie be­ginnt schlei­chend und schrei­tet zeit­le­bens fort. Laut Wi­ki­pe­dia gibt es heu­te noch kei­ne Mög­lich­keit die Krank­heit auf­zu­hal­ten oder zu Ver­hin­dern.

Das be­dau­er­li­che Schick­sal des Herrn Fi­scher soll hier nicht wei­ter dis­ku­tiert (und auch das feh­len­de Kom­ma aus­nahms­wei­se nicht mo­niert) wer­den, mir geht es hier bei die­sem von der DPA über­nom­me­nen Ar­ti­kel um die zi­tier­te Quel­le: Das gran­dio­se Ge­mein­schafts­werk Wi­ki­pe­dia in al­len Eh­ren, aber dort mal eben nach­zu­gucken (und das noch ex­pli­zit zu er­wäh­nen) ist eben nicht das, was un­ter jour­na­li­sti­scher Sorg­falts­pflicht und sau­be­rer Re­cher­che zu ver­ste­hen wä­re. Doch ver­mut­lich kann sich der klick­flin­ke Nach­wuchs der schrei­ben­den Zunft schon gar nix an­de­res mehr vor­stel­len, als sich am Bild­schirm bei den üb­li­chen Ver­däch­ti­gen (pseudo-)schlau zu ma­chen (und das noch nicht mal als un­pro­fes­sio­nell zu emp­fin­den). Das wird so wei­ter­ge­hen, und das wird noch (pseudo-)lustig wer­den. Denn wenn ei­ner nur noch vom an­de­ren ab­schreibt ab­ko­piert, wird schnell für ba­re Mün­ze ge­nom­men, was an vie­len Stel­len steht, auch wenn schon die ur­sprüng­li­che In­for­ma­ti­on nicht sau­ber re­cher­chiert oder ma­ni­pu­la­tiv ein­sei­tig for­mu­liert war...

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Diskussion

  1. Nachtblau  •  1. Feb. 2008, 16:00 Uhr

    Al­so Wi­ki­pe­dia als Quel­le zu neh­men ist sehr un­se­ri­ös

    #1 

  2. Lexikaliker  •  1. Feb. 2008, 18:53 Uhr

    Es ist ...

    ... halt so furcht­bar prak­tisch, bei Wi­ki­pe­dia nach­zu­schla­gen und sich mit dem erst­be­sten Er­geb­nis zu­frie­den­zu­ge­ben. Wo­zu auch noch wei­ter­su­chen oder ‑fra­gen? Die Wahr­schein­lich­keit, daß an­de­re Quel­len eben­falls Wi­ki­pe­dia zi­tie­ren, ist doch recht groß. Pro­ble­ma­tisch ist auch die (je­doch nicht Wi­ki­pe­dia-spe­zi­fi­sche) Ge­fahr, daß ei­ne zi­tier­te Quel­le plötz­lich aus dem In­ter­net ver­schwun­den ist oder – weit­aus är­ger­li­cher – in der Zwi­schen­zeit ver­än­dert wur­de. Ei­ne wei­te­re Di­men­si­on kommt dann hin­zu, wenn der ei­ne Ab­schrei­ber den an­de­ren zi­tiert oder ihn so­gar als Be­leg an­führt und – man kann es noch stei­gern – die Häu­fig­keit des Auf­tre­tens ei­ner In­for­ma­ti­on als Ga­rant für de­ren Wahr­heits­ge­halt ge­wer­tet wird.
    Nein, ich bin we­der Me­di­en­pes­si­mist noch ‑apo­ka­lyp­ti­ker, doch die stän­di­gen Ver­wei­se auf Wi­ki­pe­dia als Quel­le (oder gar die Ant­wort »Ein­fach mal bei Goog­le schau­en«) geht mir mitt­ler­wei­le mäch­tig auf den Geist.

    #2 

  3. zonebattler  •  1. Feb. 2008, 19:04 Uhr

    Fall­rück­zie­her

    Al­so ent­we­der le­sen sie beim Spie­gel den zone­batt­ler, oder sie ha­ben dort selbst ge­merkt, wie tief sie mitt­ler­wei­le un­ter ihr ehe­ma­li­ges Ni­veau ge­sun­ken sind. Je­den­falls wur­de der von mir zi­tier­te Ab­satz in­zwi­schen klamm­heim­lich ge­än­dert:

    Mor­bus-Par­kin­son ist ei­ne sich lang­sam ent­wickeln­de neu­ro­lo­gi­sche Er­kran­kung. Sie be­ginnt schlei­chend und schrei­tet zeit­le­bens fort. Nach An­ga­ben von Selbst­hil­fe-Ver­ei­ni­gun­gen gibt es heu­te noch kei­ne Mög­lich­keit, die Krank­heit zu hei­len.

    Cool, nicht wahr? Die Wi­ki­pe­dia als Selbst­hil­fe-Ver­ei­ni­gung zu be­zeich­nen und ih­re Kon­sul­ta­ti­on sol­cher­art zu ca­mou­fla­gie­ren, ist wahr­haf­tig nicht oh­ne Charme...

    #3 

  4. Nachtblau  •  1. Feb. 2008, 19:23 Uhr

    Das nennt man Krea­ti­vi­tät!

    #4 

  5. WiiSen  •  1. Feb. 2008, 19:24 Uhr

    Zi­ta­ten­ana­ly­se

    Ich wa­ge mal ei­ne schnel­le, nicht sehr tief­grün­di­ge Da­ten­ana­ly­se der Zi­ta­ten­samm­lung, fein­sin­ni­ger­wei­se mit Goog­le durch­ge­führt.

    Gibt man den Mor­bus par­kin­son in goog­le ein, ist der 1. Tref­fer Wi­ki­pe­dia, der 2. Tref­fer ein Por­tal das durch ei­ne Selbst­hil­fe­grup­pe ge­spons­ort ist. So kam es wohl zum Aus­tausch..

    Ich den­ke mal, nur so sind Nach­rich­ten in der ge­for­der­ten Re­ak­ti­ons­zeit er­stellt und ver­öf­fent­licht.

    Wie soll­te man es denn an­ders ma­chen?

    #5 

  6. zonebattler  •  1. Feb. 2008, 19:52 Uhr

    Wer for­dert denn...

    ...die von Dir an­ge­führ­te (kur­ze) Re­ak­ti­ons­zeit? Wir, die Le­ser? Mög­lich. Aber um wel­chen Preis?! Was tau­gen denn schnel­le Nach­rich­ten von du­bio­ser Ver­läß­lich­keit? Und wer schaut schon ein zwei­tes Mal in ei­nen be­reits ge­le­se­nen Ar­ti­kel rein, um nach even­tu­ell nach­ge­leg­ten Prä­zi­sie­run­gen zu for­schen? Im Grun­de ist schon die schie­re Mög­lich­keit zu spä­te­ren Nach­bes­se­run­gen die Ein­la­dung da­zu: Wo­zu jetzt sorg­fäl­tig ar­bei­ten, wenn ich spä­ter im­mer noch auf Feed­back aus der Kund­schaft re­agie­ren kann? Nee, das kann es nicht sein... Was gu­te Re­cher­che be­deu­tet, hat auch im In­ter­net-Zeit­al­ter Gül­tig­keit: An­er­kannt ver­läss­li­che Quel­len checken und da­von stets min­de­stens zwei von­ein­an­der un­ab­hän­gi­ge.

    Das gan­ze nimmt ei­ne (fa­ta­le) Ent­wick­lung wie bei mo­der­nen elek­tro­ni­schen Ge­rä­ten, de­nen man ein, zwei, drei Firmware-Update(s) ver­pas­sen kann: Erst­mal hin­ge­schlu­dert und die Kun­den zu Be­ta-Te­stern zwangs­ver­pflich­tet. Wenn dann da drau­ßen was nicht so funk­tio­niert wie es soll, wird sich schon je­mand rüh­ren. Un­ding, das!

    #6 

  7. Grabenkenner  •  3. Feb. 2008, 19:30 Uhr

    furcht­bar das, ts, ts. Hof­fent­lich wird da der fol­gen­de Witz nicht ir­gend­wann für ba­re Mün­ze ge­nom­men: »Was ist ist schlim­mer, Alz­hei­mer oder Par­kin­son ? Kla­re Sa­che: Alz­hei­mer ! War­um ? Lie­ber ei­nen Schnaps ver­schüt­ten als ver­ges­sen ei­nen zu be­stel­len...«
    Und das mit den Be­ta-Te­stern ist ja auch ein al­ter Hut, da hat­te NSU in den sech­zi­ger und sieb­zi­ger Jah­ren recht viel Er­fah­rung. Aber egal ob neu oder alt, ei­ne Sau­rei ist es auf je­den Fall. Sie­he ak­tu­ell die neue Kom­pakt­klas­se ei­nes Münch­ner Au­to­mo­bil­her­stel­lers: Da legt man so­viel Koh­le hin wie für zwei Po­los und dann ruckelt das Wun­der­ge­rät beim Gas­ge­ben und Ab­hil­fe ver­spricht nur ein noch nicht mal er­hält­li­ches ( weil verm. noch nicht pro­gram­mier­tes ) Soft­ware­up­date.

    #7 

  8. Lexikaliker  •  4. Feb. 2008, 9:04 Uhr

    Die »Rück­kehr zum Sach­ver­stand« ...

    ... for­der­te ein Ex­per­te, der sich mit der »Ge­ne­ra­ti­on Goog­le« be­schäf­tigt hat und in der Sen­dung »Ko­pie­ren statt stu­die­ren« in hr2 zi­tiert wur­de (hier nach­zu­hö­ren). Als nicht un­be­denk­lich wur­de auch der Zeit­punkt be­schrie­ben, zu dem die­se Ge­ne­ra­ti­on, die sich zwar vir­tu­os im Netz be­wegt, aber lei­der oft die Fä­hig­keit zur Be­wer­tung der ge­fun­de­nen In­for­ma­tio­nen ver­mis­sen läßt, an die Hoch­schu­len strebt.

    Wie nicht erst der zi­tier­te Spie­gel-Ar­ti­kel ge­zeigt hat, ist die­se Ge­ne­ra­ti­on im Jour­na­lis­mus be­reits gut ver­tre­ten. Nein, ich bin kein Me­di­en­pes­si­mist und erst recht kein ‑apo­ka­lyp­ti­ker, doch das häu­fi­ge Feh­len der oft zi­tier­ten Me­di­en­kom­pe­tenz und der bit­ter not­wen­di­gen Qua­li­täts­kon­trol­le so­wohl bei den Pro­du­zen­ten als auch den Kon­su­men­ten der »neu­en Me­di­en« be­daue­re ich sehr. Ich hal­te zu­sam­men­ge­klaub­te In­for­ma­tio­nen noch lan­ge nicht für Wis­sen, und die Ver­lin­kung im Netz ist für mich kein Er­satz für die Ver­knüp­fun­gen, die sich m Kopf beim kom­pe­ten­ten, wis­sens­bil­den­den Um­gang mit In­for­ma­tio­nen her­aus­bil­den.

    #8 

  9. Gnu1742  •  12. Feb. 2008, 16:59 Uhr

    Die Zu­kunft wird zei­gen...

    ...auf wel­che On­line-En­zy­klo­pä­die die Re­dak­teu­re be­vor­zugt zu­rück­grei­fen wer­den...

    #9 

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