Abgelegt in: Spurensuchen • 11. Jul. 2018, 17:00 Uhr • 3 Kommentare lesen
Abgelegt in: Expeditionen • 17. Mrz. 2018, 6:30 Uhr • 2 Kommentare lesen
Abgelegt in: Expeditionen • 6. Jul. 2017, 10:00 Uhr • 8 Kommentare lesen
Am letzten Samstag war der zonebattler als regionaler Blogger zum sogenannten #HohenzollernWalk eingeladen, einer exklusiven Führung für netzaffine Multiplikatoren durch die frisch wiedereröffnete Burg Cadolzburg. Die sieht ja nun schon seit einiger Zeit wieder ganz manierlich aus:
Nach gemütlicher Anfahrt mit der Regionalbahn (dauert von Fürth Hbf aus keine halbe Stunde) trabte ich vom Cadolzburger Bahnhof aus zur Burg hoch und mischte mich unters überwiegend junge Volk der Netzaktivisten. In zwei Gruppen (Instagramer da, gemeine Blogger und Twitterer hier) aufgeteilt, bekamen die Gäste gut zwei Stunden lang einiges zu sehen, zu hören und zu riechen (wenngleich durchaus nicht alles, dazu war die Zeit zu knapp und das verschachtelte Gemäuer zu weitläufig, von den aufmerksamkeitsheischenden Exponaten gar nicht zu reden).
Sehr interessant waren die Ausführungen von Dr. Sebastian Karnatz (links im Bild) und Dr. Uta Piereth (Mitte) von der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Während die beiden überaus beschlagenen Historiker referierten, memorierten und digitalisierten die agilen Gäste aus der Social-Media-Szene das Gehörte und Gesehene quasi in Echtzeit:
Nur der Endesunterfertigte konnte (und wollte) da nicht mithalten, der sperrte erstmal nur die Ohren auf und machte hier und da ein Foto zur späteren Verwurstung.
Vorbei an zwei rostigen Kämpfern (Feder gegen Schwert, also Wort gegen Gewalt) ging es dann zunächst einmal über die (einstige Zug-)Brücke in den Burghof, in dem moderne Medien-Recken sogleich ihre neuzeitlichen Kanonen in Stellung brachten:
Bemerkenswert fand ich so manche verwegene Theoriebildung bei den jugendlichen Leuten, deren Digitalkompetenz das bodenständige Allgemeinwissen teils merklich übertraf: Einige hielten die mittigen Löcher in den Steinquadern für Einschußspuren (sind sie natürlich nicht, die Eingreifpunkte für die im folgenden Foto zu sehende Steinzange), andere wunderten sich über die mutmaßliche Verwendung des (nachgebauten) Kranes mit Krafterzeugung durch eine Art »Hamsterrad« für Menschen.
Die Vorstellung, daß man so einen Kran samt Steinzange während der Bauphase braucht, um die dann noch nicht vorhandenen Mauern zu errichten (große Sandsteinquader sind ja doch von anderem Kaliber als handliche Ziegelsteine), war für manch eine(n) wohl zuviel der Abstraktion... Aber das waren Einzelfälle, ansonsten war ich erstaunt über das Tempo, in denen die Jungs und Mädels en passant Texte und Fotos von formidabler Qualität erschufen und virtuell über die Welt verstreuten. Chapeau!
Apropos Abstraktion: Bekanntermaßen gingen ja große Teile des historischen Baubestandes und des Interieurs in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges durch sinnlose Gegenwehr und folgenden Feindbeschuß im Feuer verloren. Man hat glücklicherweise keine Rekonstruktionen vorgenommen, die letzlich nur auf unredliche Weise vorgaukeln könnten, was im Original unwiederbringlich dahin ist. Hier und da hat man aber durch behutsame und farbneutrale Nachbauten (wie den Kamin im obigen Bild) der Fantasie einen Anhaltspunkt gegeben für das, was hier einstmals vorhanden war.
Leider nur überbelichtet zu sehen sind die Multimedia-Stationen, an denen Geschichte erfahr- und (fast) erlebbar wird. Der Berichterstatter freut sich über den hohen inhaltlichen wie ästhetischen Standard des zeitgemäßen Medieneinsatzes: Man hat da wirklich aufgeschlossen zu den Kollegen aus dem angelsächsischen Raum, die in Sachen populäre Wissensvermittlung lange Zeit vorne dran waren...
Bei einem kleinen Imbiß (mit allerlei historisch angehauchten Schmankerln) klang der Abend mit angeregten Gesprächen aus. Ich flitzte und spitzte noch hier und da ein wenig herum in den fast menschenleeren Fluchten, bevor ich mich wieder in Richtung Bahnhof auf dem Heimweg machte. Der Wissensdurst ist geweckt, aber noch lange nicht gestillt: Für die ausgiebige Besichtigung der neuen alten Cadolzburg werde ich mir demnächst einen Tag freinehmen müssen!
Abgelegt in: Expeditionen • 3. Jul. 2017, 20:00 Uhr • 10 Kommentare lesen
Früher habe in meiner Blog-Rubrik »Kulturelles« des Öfteren über Vernissagen und Ausstellungen berichtet, irgendwann hat mich aber angesichts des Zeitaufwandes und des latenten Problems mit Bildrechten die Lust daran verlassen. Vorgestern Abend kam mir jedoch etwas unter die Augen, was mich dermaßen intensiv beeindruckt und nachhaltig begeistert hat, daß ich nicht umhin komme, meiner geschätzten Leserschaft heute davon zu berichten.
Schon dieses mit der Einladung verschickte Bild einer schemenhaften Trabantenstadt (erste Assoziation: Langwasser?) weckte meine Neugier: Ist das wirklich ein Foto und kein Gemälde oder eine kolorierte Zeichnung? Was hat es mit den Doppelkonturen auf sich? Wie mögen die pastelligen Farben abseits des leuchtenden Monitorbildes wirken? Ich war angefixt, obwohl ich den subkulturell angehauchten Veranstaltungsort an sich in eher unangenehmer Erinnerung hatte... [1]
Nun aber endlich zur Ausstellung mit dem kryptischen Titel »WEGen« und den großformatigen Fotografien von Ralf Dieter Bischoff. Als Architektur-Fotograf hat Bischoff ja gemeinhin die Aufgabe, das greifbar gewordene Ergebnis des Gestaltungsdranges anderer Leute im gegebenen räumlichen Kontext abzulichten. Das ist fraglos nicht einfach und erfordert einiges an Kreativität und Können, bleibt aber letztlich professionell ausgeübtes Handwerk im Rahmen eines klar umrissenen Auftrages. In seinen freien Arbeiten kann der Fotograf aber diese Einengung hinter sich lassen, und das Resultat ist nach meinem Dafürhalten sensationell, ja nachgerade umwerfend:
Was den Blick des Betrachters hier in streng symmetrischer Fluchtpunkt-Perspektive geradezu ansaugt, ist die fotografische Abbildung einer Hoch- oder Schwebebahn, wie wir sie hierzulande aus Wuppertal kennen. Wobei uns Bischoff freilich bewußt nicht verrät, wo er seine Motive gefunden hat. Auch über den genauen Entstehungsprozeß seiner Bilder läßt sich der Künstler nicht aus: Zum einen sicherlich aus dem nachvollziehbaren Grunde, potentiellen Nachahmern nicht die Quintessenz seines Laborierens als fertiges Rezept an die Hand geben zu wollen, zum anderen vielleicht aber auch aus dem Wissen heraus, daß die Magie seiner bildnerischen Schöpfungen nicht reduziert werden kann auf ein stupides serielles Abarbeiten definierter technischer Prozeßschritte. Immerhin ist zu erfahren, daß die später überlagerten Teilbilder jeweils sämtlich am gleichen Ort entstanden sind, wenn auch zu unterschiedlichen Zeiten und mit abweichenden Blickwinkeln bzw. Ausschnitten.
Viel interessanter sind ohnehin die konzeptuellen Überlegungen hinter den Werken, welche man vielleicht als »sublimierte Quintessenz von Träumen« beschreiben kann. Der Meister selbst führt dazu aus: »Wenn wir einen Ort besuchen, erinnern wir uns danach an diesen durch die Summe der Momente unseres Erlebens. In meiner Arbeit will ich die fotografische Abbildung des einen solitären Moments aufbrechen, da dieser niemals ohne ein Vorher und Nachher existieren kann. So werden mehrere Bilder nicht-statischen Erlebens in nur einem Bild visualisiert. Die Verknüpfung mehrerer Fotografien in einem Bild liefert so ein einzelnes, nicht ganz fassbares Bild, das die von Stimmungen und Gefühlen beeinflusste Erinnerung einzufangen versucht. Einzelne Szenen die im Kopf bleiben, zeichnen so oft kein klares Bild, sondern eher eine vermischte Ahnung der Realität von gestern.«
Wir alle kennen ja die vermischten, verwischten (und oft genug auch verklärten) Erinnerungen an Orte, die letztlich nichts mehr mit der (als beglückend, bedrohlich oder wie auch immer empfundenen) subjektiven Realität zu tun haben, sondern nur noch als eine Art »spukhafte Erscheinung« in unserem Gedächtnis herumgeistern. Ralf Dieter Bischoff bringt das erstaunliche Kunststück zustande, diese seine persönlichen »Erinnerungsfetzen« mit fotografischen Mitteln einzufangen und zu materialisieren:
Für mich (und in mir) brachten die Bilder noch ganz andere Saiten zum Schwingen: Die Farben erinnerten mich an Gemälde von William Turner, einzelne Motive und Bildkompositionen an abstrahierte Hommagen an die alten Holländer (Brueghel!), die französischen Impressionisten, Spitzweg gar! Ob das nun zuviel des laienhaften Hineininterpretierens ist, sei dahingestellt, für mich waren diese Anklänge durchaus evident und meine Begeisterung weiter anfachend.
Die hier gezeigten Abbildungen vermögen übrigens die Vielschichtigkeit der Werke nicht annähernd anzudeuten: Je näher man an eine der Fotografien tritt, desto mehr (erstaunlich scharf auszumachende) Details werden sichtbar und verleiten zu detektivischen Einordnungs- und Identifizerungsversuchen. Entfernt man sich dagegen, wird der Eindruck im Wortsinne nebulös und geheimnisvoll bis hin zur Abstraktion. Selten so gestaunt!
Mit einem Preis von EUR 2.200 pro Bild sind die großformatigen Arbeiten [2] nicht eben billig, aber durchaus als preiswert zu bezeichnen [3], erhält man dafür doch nicht nur ein außerordentliches Kunstwerk, sondern auch die passende Präsentation in einem perfekt gearbeiteten Schattenfugenrahmen, dessen lebendig gemasertes Holz einen unangemessenen Eindruck von zu klinischer Sachlichkeit gar nicht erst aufkommen läßt. Kunst und Können in perfekter Synthese, davon sähe ich gerne und häufiger mehr!
Die Ausstellung »WEGen« ist noch bis zum 3. Juni 2017 in der Knauerstraße 3 in Nürnberg zu sehen (Do. und Fr. 14–18 Uhr; Sa. 12–16 Uhr und nach Vereinbarung). Gelegenheit zum persönlichen Kontakt mit dem Künstler besteht am 25. und 26. Mai von 14–18 Uhr.
[1] Laurentiu Feller und seine mittlerweile als »raum für zeitgenössische kunst.« firmierende Galerie in Gostenhof seien hiermit rehabilitiert: Inzwischen raucht auch dort längst niemand mehr inhäusig und der Kunstgenuß wird nicht länger durch vergiftete Atemluft tangiert und verdorben!
[2] 130x90 bzw. 90x130 cm netto, also jeweils zuzüglich Rahmen.
[3] Ich weiß natürlich auch, daß sich die Fotografie generell schwertut, als Kunstgattung anerkannt zu werden: Die technische Reproduzierbarkeit der Arbeiten ist die Achillesferse, die dem fotografischen Werk den Nimbus des Unikates nimmt. Wenn ein(e) Kunstmaler(in) für das Resultat eines Nachmittags einen vierstelligen Preis ansetzt, so geht das jederzeit in Ordnung. Wenn aber ein Fotokünstler für das Ergebnis wochenlanger Feinarbeit das gleiche haben mag, rümpft ein Teil des Publikums die Nase. Dagegen helfen auch streng limitierte Aufgaben wenig, denn »knipsen kann ja jeder«. Nun ja, malen so gesehen aber auch...
Abgelegt in: Kulturelles • 7. Mai. 2017, 11:00 Uhr • 3 Kommentare lesen
Abgelegt in: Expeditionen • 20. Okt. 2016, 12:00 Uhr • 2 Kommentare lesen
Abgelegt in: Expeditionen • 28. Jun. 2016, 14:15 Uhr • 1 Kommentar lesen
Heute eilten zonebattler, bessere Hälfte & friends in die Landeshauptstadt, um sich in der Kunsthalle München eine in den Feuilletons vielgepriesene Ausstellung anzusehen: »Joaquín Sorolla / Spaniens Meister des Lichts«
Bis vor einer Woche konnte ich mit dem Namen des spanischen Impressionisten nichts anfangen, jetzt werde ich ihn zeitlebens nicht mehr vergessen. Was dieser Mann vor gut 100 Jahren auf die Leinwand gebracht hat, strahlt bis heute gleißend hell und erwärmt das Herz des überwältigten Betrachters. Meiner einer war den Tränen schon lange nicht mehr so nahe wie heute in dieser fulminanten Werkschau.
Wer da sagt, das Tafelbild habe sich überlebt in der Kunst, der möge sich in München eines Besseren belehren lassen. Der Berichterstatter empfiehlt ausdrücklich die Ausleihe und ausgiebige Benutzung des angebotenen Audio Guides: Das Gehörte schärft den Blick ungemein.
Die Ausstellung läuft noch bis zum 3. Juli. Besser kann man 12 EUR gar nicht anlegen.
Abgelegt in: Empfehlungen • 17. Apr. 2016, 20:00 Uhr • 1 Kommentar lesen
Abgelegt in: Expeditionen • 17. Jul. 2015, 6:00 Uhr • 6 Kommentare lesen
Schon im ersten Teil meines Erinnerungs-Protokolles hatte ich ja über das Hotel Monopol geschwärmt und über die Aufmerksamkeit, die dort dem Gast entgegengebracht wird. Ein weiteres nettes Detail war die schriftliche Einladung zum montäglichen Sangria-Umtrunk in der Palmenhalle, der den Rahmen bildete für eine kleine Rede des Hoteliers, in der dieser kurz die Historie des Hauses skizzierte und anschließend »altgediente« Gäste mit Blumensträußen oder einer Flasche Wein für Ihre Treue ehrte. Den Rekord hielt ein älterer Herr aus dem großen Britannien, der tatsächlich schon zum 15. Male (!) im Monopol logierte.
Diesen Herrn sprach ich anderntags am Frühstücksbuffet an, gratulierte ihn meinerseits zum unangefochtenen Stammgasttum und ließ mir von ihm meine Vermutung bestätigen, daß er nicht etwa seit 15 Jahren ununterbrochen in Puerto de la Cruz urlaubt, sondern zwei Mal im Jahr (frühlings wie herbstens) nach Teneriffa reist. Wir kamen rasch ins Plaudern, und der gebildete, aus Wales stammende Gentleman (ein pensionierter Geologe) erwies sich als überaus interessanter Gesprächspartner. Unser gemeinsames Faible für die Insel Malta sorgte für ein besonders witziges Erlebnis: Er zeigte mir auf seinem Tablet-Computer einen Schnappschuß vom dortigen Selmun Palace, ich zückte mein Smartphone und legte es fünf Sekunden später mit dem gleichen Motiv auf dem Display (siehe hier, unterstes Foto) neben sein Gerät: zweimal die identische Perspektive, nur mit unterschiedlicher Lichtsituation (bedeckter Himmel bei ihm, strahlende Bläue bei mir)...
Na jedenfalls hatten wir genug gemeinsame Themen für ausgedehnte Frühstücke. An meinem nun zweiten Tag mit individueller Motorisierung besprachen wir unsere jeweiligen Tagespläne, und weil unser Gesprächspartner Teneriffa bestens kennt (was bei 15 Aufenthalten auf der Insel ja nun nicht weiter verwunderlich ist), haben wir ihm spontan angeboten, ihn kurzerhand mitzunehmen in Richtung Teide, wo man mit dem Bus nicht wirklich kommod hinkommt (es fährt nur einer am Tag dort hinauf, der nach stundenlanger Pause am Endpunkt der Route dann auch als einziger in der Gegenrichtung abends wieder herunterbrummelt). Selbdritt starteten wir also mit dem VW Polo in den Tag, schlängelten uns die TF-24 wieder hinauf und machten einen ersten Stopp bei der berühmten Lavarosette Piedra de la Rosa:
Ist es nicht faszinierend, wie sich hier die Lava beim Abkühlen radial ausrichtet? Man könnte meinen, einen versteinerten Bohrwurm gigantischen Ausmaßes vor sich zu haben...
Zurück ins Auto, zurück auf die Straße. Unser walisischer Tourenbegleiter schlug als nächstes Etappenziel das Besucherzentrum El Portillo vor, in welchem die vulkanische Geologie Teneriffas sehr anschaulich aufbereitet ist und multimedial präsentiert wird. Die modern gestaltete und aufwendig ausgestattete Anlage lohnt eine Visite, zumal sie selten übervölkert ist (unser kundiger Kumpan wußte zu berichten, daß die Ausflugsbusse hier mangels kommerzieller Angebote – Tinnef hier, Kaffee dort – nicht halten, weil niemand da ist, der dem Reiseleiter und dem Fahrer Bakschisch zustecken könnte für eine abgesetzte Busladung konsumfreudiger Touristen).
Drumherum gibt es einen kleinen botanischen Garten, in dem sich zwischen den Pflanzen auch allerlei Getier tummelt. Hier macht gerade ein ledrig-schuppiger Kamerad blau:
Wie sein von mir weiland auf La Palma abgelichteter Vetter wird der Kollege wohl der Art der Kanareneidechsen zugehörig sein. Dennoch bestehen Unterschiede, und die Bewohner La Palmas (Gallotia galloti palmae) erschienen mit in der Erinnerung als schneidiger und pfiffiger als die nahen Verwandten auf Teneriffa (Gallotia galloti galloti). [1]
Ja, hin und wieder möchte unsereiner auch ein behäbiges Reptil sein und den Tag weitgehend regungslos verdösen. War aber nicht drin, als wißbegierige Reisende weilten wir ja schließlich nicht zum Vergnügen hier! Also weiter im Text und in der Dramaturgie: Wir überspringen ein paar weitere Foto-Stopps und setzen ein mit bzw. an zu einer Wanderung rund um den Volcán de la Botija, einem kleineren Lava-Spucker westlich vom großen Teide (um den wir uns letztlich herumgedrückt haben, da wir uns weder für teuer Geld mit anderen Touristen in die Seilbahn-Gondel pferchen lassen wollten noch konditionsmäßig zum eigenfüßigen Aufstieg in der Lage sahen). Schon am Ausgangspunkt hatten wir einen wunderbaren Blick nach Westen auf das unter uns wabernde Wolkenmeer:
So, dann aber den Blick gen Osten gerichtet und losmarschiert. Des zonebattler’s bessere Hälfte und der links außerhalb des nächsten Bildes hinterherhinkende Wanderfreund aus Wales bedienten sich dazu zweier zusätzlicher Extremitäten aus Metall, derweilen meiner einer in gebührendem Abstand hinterhertappte, um nicht allzuviel vom aufgewirbelten Feinstaub seiner beiden Vorgänger auf Leib und Linse gepudert zu bekommen:
Sehen die Bäume nicht putzig und modellbahnmäßig aus? Da werden Erinnerungen an die Märklin-Bahn aus Kindertagen wach, auf der die Faller-Tannen-Bäumchen in ähnlichem Arrangement herumstanden und in vergleichbar künstlicher Anmutung! Ist aber dennoch alles echt hier in den Höhenlagen Teneriffas, selbst wenn der schwarze Aschen-Untergrund aus Vulkankotze einen ungewohnt außerirdischen Eindruck hinterläßt und die Einfassung der Pfade mit Lavabrocken genauso ausschaut wie die weiland mit Ponal auf die Grasmatte geklebten Kalksteinsplitter...
Wenn man von hier aus auf die westliche Flanke des Teide blickt, kann man sogar in der zweiten Aprilhälfte noch ein paar kleinere Schneebretter erspähen:
Wie überlebt man hier in dieser wunderschönen, jedoch nachts empfindlich kalten und mittags mitunter recht heißen Wüstenei? Man spezialisiert sich: Eher unbewegliche Kreaturen wie die kanarische Kiefer »melken« die Wolken, indem sie mit ihren langen Nadeln die Feuchtigkeit aus dem Nebel auskämmen und sich damit sozusagen oberirdisch aus der Luft holen, was es unterirdisch nicht immer in ausreichender Menge gibt. Bewegliche Geschöpfe wie die Eidechsen sind das auch geistig und gucken gerne mal keck nach, ob die vorbeiwandernden Touristen einen Happen für sie übrig haben. Auf diese Art kam ein schuppiger Vierbeiner am Scheitelpunkt unserer kleinen Vulkan-Rundwanderung zu einem Stück Reiswaffel, das ihm augenscheinlich gut gemundet hat. Frechheit siegt!
Nach erfolgreich absolvierter Rundwanderung waren wir allesamt einigermaßen erschöpft und fuhren in weit ausholender Route über den Nordwesten der Insel wieder östlich rüber nach Puerto de la Cruz. Viel Auswahl hat man bei der an Höhenmetern reichen Topographie und den wenigen sie durchmessenden Straßen ohnehin nicht. Aber auch keine Langeweile, denn es gibt ja immer was Interessantes zu sehen.
So auch am dritten und letzten Tag mit dem Volkswagen, an welchem wir – nunmehr wieder nur zu zweit – gen Westen aufbrachen, um den gebirgigen Norwestzipfel Teneriffas zu erkunden. Mit der genauen Schilderung der Route will ich die geneigte Leserschaft nicht langweilen, zumal es von der extremen Serpentinen-Kurbelei durch die Masca-Schlucht keine Fotos gibt: Erstens braucht man beide Hände (und die volle Konzentration) zum Fahren, zweitens können auch der beste Fotograf und die tollste Kamera nicht einfangen, was man dort mit allen Sinnen erlebt. Ich beschränke mich daher auf das Zeigen einiger graphisch und gestalterisch leidlich gelungener Aufnahmen, die später an jenem Tag entstanden sind:
Nein, das ist keine griechische Kapelle, das ist ein Detail der Kirche von Santiago del Teide, die in dem verlinkten Wikipedia-Artikel zur Gänze bewundert werden kann. Als wir nachmittags um vier dort angekommen waren, hatten wir schon etliche Auto- und einige Wander-Kilometer absolviert.
Später in Richtung Heimat weiterzuckelnd, machten wir nochmals Halt und Pause im beschaulichen Städtchen Icod de los Vinos, um der dortigen Berühmtheit, einem an die 400 Jahre alten Drachenbaum, unseren Besuch abzustatten. Ja, er ist imposant, aber nein, so wahnsinnig anders als die andernorts wachsenden Exemplare ist er nun auch wieder nicht. Mir gefielen eher die Durch- und Fernblicke, die sich beim Passieren mancher Gassen unverhofft auftaten:
Zugegeben, die ambulante Verkabelung ist nicht unbedingt der ästhetischen Weisheit letzter Schluß, der elektrischen auch nicht, aber irgendwie gehört derlei letztlich doch zum südländischen Lokalkolorit mit dazu.
Vielleicht tendiert der Mensch als solcher ja schon faulheitshalber zur gestalterischen (Nach-)Lässigkeit, wenn die umgebende Natur in eigener Regie umso üppiger um optische Opulenz bemüht ist:
Welche Farbenpracht, was für Kontraste! So ging auch unser dritter Tag mit dem ausgeborgten Vehikel gut gelaunt zu Ende. Das Fahrzeug ward ohne große Formalitäten wieder abgegeben, man ist verblüfft ob der hemdsärmeligen Art, mit dem derlei dort erledigt wird: Ein argwöhnischer Teutonen-Dienstleister hätte zumindest den Tankfüllstand kontrolliert und die Karre auf offensichtlich Beschädigungen untersucht; in Spanien sieht man das entspannter und scheint trotzdem nicht schlecht damit zu fahren. [2]
Wir waren nunmehr also wieder unbereift und tappten ausrüstungsbehängt zurück zum Hotel. Der Urlaub näherte sich seinem Ende. In der siebten und letzten Folge lasse ich es in einer Woche aber noch einmal so richtig krachen auf der »Lärminsel«!
[1] An dieser Stelle muß ich bestürzt einräumen, was lange schon als unbequemer Verdacht in mir herumgeisterte: Meine Urlaubsfotos der letzten Jahre sind sich oftmals zum Verwechseln ähnlich! Zumindest könnte ich problemlos ein Memory-Spiel damit bebildern: Hier ein Paar blauhalsiger Eidechsen (La Palma dort, Teneriffa da), ein Paar Palmen, zwei Kärtchen mit Fischerbooten aus Malta und Mallorca, und, und, und. Ich sollte wirklich zwischen den Insel-Urlauben mal eine gänzlich anders geartete Destination ansteuern, um wieder auf andere Gedanken (und zu neuen Motiven) zu kommen...
[2] Wer wie wir gerne wandert, dem sei unsere praxisbewährte Vorgehensweise zur Nachahmung empfohlen: Man buche im Vorfeld nur Flug, Hotel und Transfer. Die Start- und Zielpunkte vieler Wanderungen sind mit dem Bus schnell und preiswert zu erreichen, man braucht dafür kein eigenes Fahreug. Für ausgedehnte Insel-Touren oder zum Erreichen entlegener Orte kann man sich für ein paar Tage problemlos kurzfristig vor Ort einen Mietwagen nehmen und sich dabei auch nach dem Wetter richten. Würde man schon von daheim aus ein Auto bestellen, ist man terminlich schon festgelegt und kommt vermutlich kaum günstiger weg!
Abgelegt in: Expeditionen • 19. Jun. 2015, 10:30 Uhr • Diskussion eröffnen
Tausendfüßler aus Gießkannen von Frank Dimitri Etienne, gesehen in der aktuellen Ausstellung »urban mining« des BBK Nürnberg. Hingehen, anschauen, staunen!
Abgelegt in: Kulturelles • 12. Okt. 2014, 23:35 Uhr • 9 Kommentare lesen
Mit dieser in der Londoner U‑Bahn immer wieder und allerorten zu hörenden Durchsage soll die Aufmerksamkeit der Reisenden auf den latent lebensgefährlichen Spalt zwischen Zug und Bahnsteig gelenkt werden. Die Gedanken des zonebattler’s indes wurden damit noch auf eine klaffende Lücke zeitlicher Art gerichtet: Vor etwa 25 Jahren war er zum letzten Mal in der Hauptstadt des Britischen Empires, und während die Erinnerung an damals nur noch bruchstückhaft in seinen Synapsen flackert, hat er diesmal mit wachen Sinnen genossen, in sein Hirn gebrannt und auf seinen Speicherchip abgelichtet, was die Stadt, das Wetter und die zahllosen Kulturtempel hergaben:
Das Wetter prächtig, die Museen mächtig: Was wollte man mehr? Für den trunkenen zonebattler steht fest: Bis zum nächsten London-Trip läßt er kein Vierteljahrhundert mehr verstreichen!
Abgelegt in: Expeditionen • 15. Mrz. 2014, 8:15 Uhr • 4 Kommentare lesen
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Süßer und scharfer Senf: