Sonntag, 1. März 2015
Heute vor exakt 35 Jahren habe ich meinen Dienst bei der Deutschen Bahn (weiland Bundesbahn) aufgenommen, heute vor genau 20 Jahren bin dortselbst zum bis dato letzten Male befördert worden. Das eine stimmt mich im Rückblick etwas melancholisch (wie schnell sind doch die dreieinhalb Dekaden verflossen), das andere juckt mich nicht weiter (der Sold reicht mir auch so allemal zum Leben)...
Der Blick nach vorn läßt schon das natürliche Ende der Karriere erahnen: In knapp elf Jahren ist altershalber dauerhaft Feierabend! Kann ich mir freilich noch gar nicht so recht vorstellen, zumal ich mich – beruflich wie privat – durchaus noch für unverändert kreativ, flexibel, teamfähig und innovativ halte (und was der gleichen Floskeln und Vokabeln mehr sind, mit denen Stellenanzeigen gerne ausgeschmückt werden).
Na ja, solange der Himmel und mein Fatum mich gesund und munter lassen, werde ich meinen Job weiterhin gut zu erledigen trachten und mich auch danach sinnvoll zu beschäftigen wissen, sei es durch Ausbau der schon vorhandenen ehrenamtlichen Tätigkeiten, sei es durch das Beackern neuer Felder. Vielleicht gewöhne ich mir im Ruhestand dann sogar die Schachtelsätze ab: Wäre eine echte Herausforderung!
Dienstag, 9. März 2010
Soeben fällt mir mit einer guten Woche Verzug auf, daß ich am 1. des Monats tatsächlich mein 30-jähriges Jubiläum im Dienste der Eisenbahn (vormals Deutsche Bundesbahn, später Deutsche Bahn, nunmehr DB Mobility Logistics AG) hätte begehen können. Womit ziemlich genau zwei Drittel meines beruflichen Werdeganges hinter mir und ein Drittel noch vor mir liegen dürften. Egal, offiziell knallen die Korken ohnehin erst zum 40-jährigen! Jene, die derlei heutzutage noch erleben dürfen, gehören mittlerweile einer aussterbenden Spezies an. Aber ich wollte ja immer schon was Besonderes sein... ;-)
Montag, 5. März 2007
Es ist wieder einmal an der Zeit, aus jener quasiheiligen Schrift zu zitieren, die weiland unter dem Namen Amtsblatt der Deutschen Bundesbahn maßgeblichen Anteil an der Charakterbildung und beruflichen Sozialisation des zonebattler hatte:
Man beachte, daß die Eisenbahn in jenem Fall nur Vollstrecker eines (heutzutage bizarr anmutenden) kommunalen Wunsches war. Doch das selbstredend mit der typisch deutschen Gründlichkeit und Effizienz, um die man uns im Ausland bis heute so sehr beneidet...
Sonntag, 3. September 2006
Als eine Art »Zentralorgan der organisierten Beamtenschaft im Eisenbahner-Staat-im-Staate« war mir das legendäre Amtsblatt der Deutschen Bundesbahn bis zu seinem Niedergang im Zuge der Bahn-Privatisierung ein steter Quell der Freude: In meinem Kuriositäten-Fundus bewahre ich die schönsten Zeugnisse behördlicher Sprachkunst für eine staunende Nachwelt auf. Passend zur Jahreszeit (unweit meines Schrebergartens habe ich dieser Tage wieder Auftragskiller mit Kettensägen gesichtet) präsentiere ich heute ein solches Kleinod aus dem Jahre 1988:
Tja. Von derlei regelungstechnischer Perfektion kann heutzutage freilich keine Rede mehr sein. Wie denn auch, die Autoren solcher Stilblüten fielen ja ihrerseits längst den knatternden Kettensägen der Restrukturierung zum Opfer. Der zonebattler indessen wird ihnen immer ein ehrendes Angedenken bewahren...
Freitag, 6. Januar 2006
Eine merkwürdige Volte des Schicksals hat den zonebattler leider weder zum Nobelpreisträger noch zum Astronauten gemacht, sondern vor mehr als einem Vierteljahrhundert Dienst bei der Eisenbahn nehmen lassen (was er bis heute nicht so recht verstehen kann). Auch wenn ihm da mittlerweile durchaus der Wind der Marktwirtschaft um die Nase weht, so hat er seine Erinnerungen an die Merkwürdigkeiten der Staatsbahnzeit sorgfältig bewahrt und so manches Artefakt aus dem Behörden-Kosmos in die Gegenwart hinübergerettet...
Zum Beispiel ein paar jener praktischen Klebe-Vignetten, mit denen weiland die wiederzuverwendenden Umschläge der innerdienstlichen Postsendungen (korrekte Bezeichnung »EDS« = Eisenbahn-Dienstsache) verschlossen werden konnten. Neben prosaischem Einfach-Klebeband gab es recht martialisch anmutende Motiv-Marken:
Es sollte einen nicht wundern, wenn die Urfassungen dieser hübschen Illustrationen aus »großdeutscher« Zeit stammten: Bestimmt wurden später zu Bundesbahn-Zeiten nur die Uniformen der Ex-Reichsbahner graphisch »entnazifiziert«...
Der zonebattler hat schneidige Schlipse, sprich forsche Unternehmensberater erlebt, die langjährigen Eisenbahnern erst völlige Inkompetenz attestierten, um wenige Minuten später beim achtlosen Überqueren von Werksgleisen fast überfahren zu werden. Da sieht man es wieder: Wer wie ich dem Tod jahrelang die Zunge herausgestreckt hat (um ihm die rückwärtige Gummierung anzufeuchten), dem kann so etwas nicht passieren!
Dienstag, 29. November 2005
Vor Äonen von Jahren (so etwa zwischen 1985 und 1990 n. Chr.) arbeitete der zonebattler im Dienste der damaligen Deutschen Bundesbahn als Schichtleiter in einem Rechenzentrum. Dessen Leiter strebte zwar nicht nach der Weltherrschaft (war auch keinesfalls vom dazu nötigen Kaliber), ferner entsprachen die Kolleginnen nicht dem gängigen Hollywood-Typus, aber sonst hätte unser Computer-Bunker durchaus als Kulisse für einen James-Bond-Streifen herhalten können: Schrankgroße Rechner, blinkende Birnchen, zuckende Bandspulen und unentwegt ratternde Drucker allenthalben. Das alles in einem fensterlosen Beton-Hochsicherheitstrakt, der nur per Code-Karte zu betreten war. Ein paar Bilder aus dieser abgeschlossenen Welt haben bis in die Gegenwart überlebt:
Wie lief das damals? Eine ganze Abteilung Programmierer codierte Software-Module in Assembler oder Cobol, die von MitarbeiterInnen der Arbeitsvorbereitung mittels »Job Control« zu Batch-Jobs zusammengestellt und hernach an uns »Kellerknechte« in die Produktion überstellt wurden.
Als steuernde Datenträger kamen in meiner Anfangszeit noch Lochkarten zum Einsatz, später wurden die Jobs papierlos an grün leuchtenden Bildschirm-Terminals editiert. Die zur Laufzeit angeforderten, externen Datenträger zur Ein- oder Ausgabe waren Magnetbänder vom Durchmesser einer Pizza. Die mußte man von Hand auf die großen Bandmaschinen »mounten«, erst Jahre später hielt mit halbautomatischen Kassetten-Geräten etwas mehr Komfort Einzug...
Die Druckausgabe auf Listenpapier oder spezielle Vordrucke erfolgte anfangs über lärmende »Kettendrucker«, in denen 132 Hämmer von hinten auf ein schnell umlaufendes Typenband klopften und so die aufgeprägten Buchstaben und Zahlen über ein Farbtuch auf das Papier übertrugen. Später kamen dann schnelle Laserdrucker von der Größe mehrerer Gefriertruhen hinzu. Da waren die Operateure ständig mit dem Herbeiwuchten und Abtransportieren der schweren 2000-Blatt-Kartons beschäftigt, die nach dem Einfädeln und Justieren ziemlich schnell durch die Maschinen gelaufen waren... Ob das ganze Zeugs dann jemals von irgend jemandem gelesen wurde?
Im Rückblick frage ich mich, welche Rechenpower wir wohl damals auf hunderten von klimatisierten Quadratmetern auf dem aufgeständerten Doppelboden stehen hatten. Vermutlich lag sie irgendwo zwischen der Leistung meines Palm-Organizers in der Hosentasche und der Performance meines mittlerweile veralteten PCs unter dem heimischen Schreibtisch!
Für mich haben diese etwa 15 Jahre alten Fotos besonders augenbefeuchtenden Wert, da ich mit jedem unscheinbaren Detail etwas anfangen kann und damit so manche Erinnerung verbinde. Mein herzlicher Dank gilt dem ehemaligen Kollegen B., der die Aufnahmen seinerzeit erstellt und bis heute aufbewahrt hat.
Süßer und scharfer Senf: