In der Online-Ausgabe der Nürnberger Nachrichten bin ich auf die Nürnberger Pocket Opera Company aufmerksam geworden, die mir (wie ich zu meiner Schande gestehen muß) bisher verborgen geblieben ist. Die angekündigte Wiederaufnahme von »One Charming Night« macht mich sehr neugierig, zumal ich die zugrundeliegende Purcell-Oper »The Fairy Queen« im Plattenschrank stehen habe. Zudem läßt der ungewöhnliche Aufführungsort (die als Industrieruine brachliegende Fürther Müllschwelanlage, die gerade mal ein paar Wochen aktiv vor sich hin schwelte) auf bemerkenswerte Atmosphäre hoffen!
Auf der eingangs verlinkten Website der Pocket Opera Company kann man sich übrigens einige Bilder der letztjährigen Aufführungen ansehen, welche die Hoffnung auf ein außerordentliches Event zusätzlich nähren. Termine: jeweils Freitag und Samstag dieser und nächster Woche. Der Ticketpreis liegt mit EUR 18,- (ermäßigt EUR 15,-) im anständigen Rahmen, da kann man sicher nichts falsch machen. Außerdem muß man so eine rührige Truppe nach Kräften unterstützen. In diesem Sinne: Kommet zuhauf!
P.S.: Fortsetzung folgt, und zwar im eigenen Kommentar zu diesem Beitrag...
Very charming indeed!
Gestern also waren wir bei »One Charming Night« und sofort schwer begeistert: Die schauspielerischen und musikalischen Leistungen der Pocket Opera Company beeindruckten uns ebenso wie die überaus bizarre Kulisse: Sei es vor dem Maschinenhaus, zwischen den Schwelöfen oder gar im riesigen Sortierbunker, die glücklose Fürther Müllschwelanlage gab dem zauberhaften Spektakel einen surreal-aberwitzigen Rahmen... Und daß eine solche Industrieruine über eine derart fantastische Raumakustik verfügt, wer hätte das für möglich gehalten?!
Die variantenreiche Kostümierung und die zahlreichen optischen Inszenierungsideen ließen den Betrachter kaum je aus dem Staunen herauskommen, ohne in allzu platte Effekthascherei auszuarten. Sänger und Instrumentalisten überzeugten mit klarer Phrasierung und lebendigem Spiel. Allerdings erntete der dritte Akt mit seiner verstörenden Sado-/Maso-Thematik und der leicht dissonanten, »neutönenden« Musik von Bussotti eher verhaltenen Applaus des davon möglicherweise etwas überforderten Publikums. Nach dem furiosen Finale zu Purcell’schen Klängen fühlten sich freilich wieder alle zu frenetischen Beifallstürmen hingerissen...
Auf jeden Fall ein ebenso unkonventioneller wie anregender Abend, der Neugier und Vorfreude auf die zukünftigen Projekte der »Pocket Opera Company« weckt!
#1
Hinter den Kulissen
Margaret Marks (der die Ehre gebührt, das erste Fürth-Weblog begonnen zu haben) hat ebenfalls am Freitag Abend die »One Charming Night« besucht und danach nicht nur ihre Impressionen festgehalten, sondern auch allerlei Interessantes zum Funktionsprinzip und Schicksal unserer traurig-toten Müllentsorgungs-Anlage niedergeschrieben.
#2
Charming mit fadem Ende
Zunächst mal ist das Projekt der »Taschen-Oper« unbedingt unterstützenswert, allein die ungewöhnlichen Aufführungsorte rechtfertigen den Besuch! Und auch jemand der sonst eher der schweren Kost eines Richard Wagner zugetan ist kann sich dem Charme der Opern-Leichtigkeit nicht entziehen.
Der Open-Air-Start (genial der an der Wand laufende Rezitator) bringt jeden mitten ins Geschehen. Der 1. Akt fügt den Schalck des Eros dazu. Nach der (zu langen) Pause folgt der Aufstieg in den Olymp des SM-Gesellschaft. Mütter gehen peinlich berührt mit ihren Kindern raus, die Frau hinter mir »fühlt sich nicht wohl«. Ist es denn noch immer nicht zum Volk durchgedrungen was der Marquis in seinen Texten zelebriert? Danach wirkt der Reigen im 4. Akt seltsam antiquiert. Das herrliche Verklingen der Stimmen im Raum am Ende der Aufführung meinte ein Trottel neben mir mit der schlauen Bemerkung »Jetzt stehen wir hier« stören zu müssen – Schade!
#3
Tja...
Auch bei der von uns besuchten Vorstellung am Vortag wurde am Schluß das »unendlich schöne Verklingen der Stimmen im Raum« ärgerlicherweise gestört – durch das viel zu frühe Applaudieren des Publikums. Wirklich schade, auch wir hätten diesen ungeheuer berührenden Moment gerne länger ausgekostet...
#4
Schlafender Riese
Unter der Überschrift »Schwelbrennanlage im Dornröschenschlaf« berichten die Fürther Nachrichten heute ausführlich über die traurig-triste Industrie-Ruine, die übrigens schon einmal Thema meines Monatsrätsels war.
#5
Kulissenwechsel
Wie den Fürther Nachrichten heute zu entnehmen ist, führt die Pocket Opera Company ihren grandiosen Reigen am morgigen Samstag noch einmal auf, und zwar in der Cadolzburg ebendort. Würde mich glatt reizen, diese Wiederauflage...
#6
I didn’t make it myself, aber die Fürther Nachrichten liefern heute ein Stimmungsbild über die »Bezaubernde Nacht in Cadolzburg«...
#7
Pressespiegel: »Die Müll-Schwelbrennanlage in Fürth« (GESICHTERDERSTADT)
#8