Die Fürther Südstadt ist reich an Wundern und Mirakeln, und ein Rätsel ganz besonderer Art gibt mir ein Laden in ein paar Fußminuten Entfernung auf: In ansprechender Präsentation werden dort in einer alten Halle Gebrauchtwagen der besonderen Art (vorwiegend Luxuskarossen, Sportwagen und gelegentlich Oldtimer) feilgeboten, wobei das Angebot Abrundung erfährt durch allerlei Kunstwerke, Tinnef und hin und wieder auch ein schönes Gründerzeit-Möbel. Das skurrilste Exponat ist zweifellos der an der Decke aufgehängte Nachbau eines deutschen Weltkrieg-Eins-Doppeldeckers in Originalgröße, der allerdings im Detail arge Schnitzer aufweist (z.B. den unterdimensionierten Sternmotor, den Fantasie-Tarnanstrich sowie an Ösen (!) aufgehängte Raketen-Attrappen (!) an den Flügelunterseiten). Egal, das bizarre Sammelsurium ist originell und der Showroom gepflegt. Was mich aber bei jedem Vorbeigehen erneut beschäftigt, ist der Name jenes ungewöhnlichen Geschäftes:
»Cars, Art’s and more«, was mag das wohl heißen? Man könnte zunächst meinen, der Namensgeber wüßte (wie so viele heutzutage) nicht zwischen Plural und Genitiv zu unterscheiden und hat daher fälschlicherweise den Deppenapostroph zur Mehrzahlbildung bei »Art’s« verwendet. Glaub’ ich aber nicht, denn wenn es sich wirklich um einen Tumbling handelte, hätte er konsequenterweise sicher gleich »Car’s, Art’s and more« geschrieben! Nein, nein, mit dem Apostroph kennt er sich offenbar aus. Zumal »Autos, Künste und mehr« ja auch keinen Sinn ergäbe. Kunstwerke dagegen wären ja obendrein mit »works of art«, also ohnehin ganz anders zu titulieren. Doch vielleicht heißt der Inhaber der Unternehmung ja Artur (Koseform Art), und der Ladenname soll übersetzt »Kraftwagen und des Arturs Sachen und (noch) weiteres« bzw. umgangssprachlich »Autos und dem Art sein Zeugs und mehr« bedeuten? Das wäre doch ebenso nett wie grammatikalisch (halbwegs) korrekt!
In diesem sprachlichen Dilemma kämen mir aufhellende Kommentare sprachkundiger LeserInnen sehr gelegen, denn ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Wer also kann mit einer plausibleren Interpretation dienen?
K oder C?
Das anglifizierte K scheint auch zunehmend in Mode zu kommen (z. B. »incl.« statt »inkl.«) – meint der Schildermaler nun »Kreatives und Exklusives von A bis Z« oder »Creatives and exclusivs from A to Z«? Wobei das Letztere auch noch sehr holprig klingt. Aber vielleicht ist die Schreibweise das »C»reative bei der Namensfindung.
Warum konnte ihm niemand dabei helfen?
Warum sieht man solche Entgleisungen immer häufiger?
Warum bohre ich mir kein Loch ins Knie und gieße Milch rein? (frei nach Müller’s Büro) >In Anlehnung an den Artikel gedeppapostropht<
#1
Der Autor des Schildes zeigt in seiner Formulierung bereits deutlich, daß er Dinge beim Namen zu nennen nicht imstande ist. »Und mehr« ist so wie »sonstiges« nur ein Zeichen für eine schlampige Gliederung.
Man schreibt doch nicht »Sterne, Planeten und sonstiges«, wenn man Himmelskörper meint.
Car heißt übrigens mitnichten Kraftwagen sondern nur Wagen. Ob der von Pferden oder einer Lokomotive gezogen wird, bleibt da völlig offen. Natürlich ist auch ein Automobil ein Wagen. Jeder Dackel ist ja ein Hund. Umgekehrt ist aber bei Weitem nicht jeder Hund ein Dackel.
Dieser vertrottelte Legastheniker weiß einfach nicht was er verkauft und ist darüberhinaus inkonsequent. Die Orthographieschwäche ist da nur eine Randerscheinung.
Und Sie, verehrter Herr Zonebattler, wollen mir doch bitte mal ausführen, worin der Unterschied zwischen Mirakel und Wunder besteht.
#2
Der Unterschied zwischen Wundern und Mirakeln?
Gibt natürlich keinen (gut aufgepaßt!), der Verdoppelungs-Kunstgriff dient allein der ästhetischen Optimierung von Satzfluß und Sprachmelodie...
Darf ich den »Fellow Passenger« dann meinerseits fragen, warum er im dritten Absatz seines Kommentars hinter »Kraftwagen« kein Komma gesetzt hat? ;-)
#3
Das dürfen Sie, mein lieber Herr Zonebattler,
selbstverständlich gerne. Leider ist die Antwort profan: Es handelt sich um üble Schlamperei, für die der zuständige Lektor bereits in diesem Augenblick im modrig feuchten Folterkeller der Redaktion um Gnade fleht.
Sofern er die Prozedur übersteht, kann ihn nur ein Gnadengesuch Ihrerseits davor bewahren, mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt zu werden.
#4