Obzwar ich inzwischen von jeglichem Sammlerwahn weitgehend kuriert bin, juckt es mich doch hin und wieder in den Fingern, wenn ich beim wöchentlichen Lebensmittel-Einkauf über irgendwelche (eher nicht-eßbaren) Schnäppchenangebote stolpere: Tatsächlich habe ich dieser Tage eine (objektiv) warme und (subjektiv) wunderschöne Winterjacke gleich zweifach (in zwei 350 km voneinander entfernten Filialen) erstanden, so preiswert und einmalig erschien mir der unverhoffte Fund beim Discounter.
Beim Nachdenken über die Wertschöpfungskette (wieviel verdient wohl die fleißige Näherin in Fernost, wenn eine ordentlich ausgestattete und verarbeitete Steppjacke dem Verkäufer am anderen Ende der Welt bei EUR 14,95 Verkaufspreis immer noch Gewinn abwirft!) fiel mir dann nebenbei ein und auf, daß die »Eichung« des persönlichen Preisempfindens wohl zu Jugendzeiten erfolgt, in der Phase des größten Wünschens, Wollens und Konsumierens. Da erwirbt man dann typischerweise ein Gespür für Qualitäten und angemessene Preise, zumindest bei jenen Dingen, für die man sich in dieser Lebensphase gesteigert interessiert.
Demzufolge blinzelt ein Mitvierziger wie ich, der mit etwa 25 Lenzen seine erste (und bislang einzige, da immer noch allerbestens erhaltene) Schlagbohrmaschine für 150 DM erstanden hat, ungläubig bis fassungslos mit den Augen, wenn ein auf den ersten Blick vergleichbar wertiges Teil heute für 8,88 EUR im Baumarkt zu haben ist! Da kostet es mich dann einiges an Überwindung, solide Stichsägen und Schwingschleifer-Schnäppchen zum ähnlichen Preis dennoch liegenzulassen: Die im Grunde lachhafte »Schutzgebühr« erscheint mir als dermaßen niedrig, daß sie einen zwanghaft-animalischen Zuschnapp- und Kaufreflex auszulösen droht, auch wenn die Großhirnrinde mahnend soufliert, daß derlei Occasionen regelmäßig wiederkehren und ich bis dahin vermutlich weder was zu sägen noch was zu schleifen habe...
Mein persönliches Fazit: Ich muß wohl verstärkt versuchen, mein Preisgefühl bewußt nachzueichen und neu einzujustieren, was aber nicht so einfach zu sein scheint, wie es sich zunächst anhört. Geht das jemandem da draußen ebenso? Ich bitte meine LeserInnen um Kommentare!
Geiz ist ungeil
In der Tat – mit rechten Dingen kann das nicht zugehen, wenn ein Anorak nur noch 15 Euro oder eine Bohrmaschine unter 10 Euro kostet. (Abgesehen davon ist die Bohrmaschine vermutlich Mist und würde ziemlich bald kaputtgehen. Für den Anorak gilt wahrscheinlich Ähnliches, aber da ist es vielleicht nicht ganz so schlimm.)
Ceterum censeo: Die aktuelle Billig-Masche ist mit ein Grund für die wirtschaftliche Krise, in der wir uns momentan befinden.
Für tiefergehende Analysen fehlen mir sowohl die Zeit als auch die Fachkompetenz.
Deswegen also: Beim Nachjustieren der gefühlten Preishöhe nicht übers Ziel hinausschießen!
#1
Zunächst einmal gehört der Geiz oder genauer gesagt die Habgier zu den Todsünden – wenigstens bei den Katholen – und ist damit auch bei denen ungeil, wenn auch aus ganz anderen Gründen als die des Menschen, dem Zeit und Fachkompetenz für tiefer gehende Analysen fehlen.
Eine Todsünde ist der Geiz damit vor allem, wenn er von denen, die eh schon genug haben, praktiziert wird. Leider nimmt aber die Zahl derer, die nix haben, in erschreckender weise zu, weil wir uns von einem rotschwarzgrüngelben Einheitsbrei regieren lassen. Diesen neuen Armen bleibt gar nichts anderes übrig als »geizig« zu sein, weil sie sparsam sein müssen.
Im übrigen verweise ich auf die Anlage, von der ich nicht weiß, wie ich sie hier beifügen soll und die ich deswegen direkt an den Zonebattler schicke, damit er sie einfügen kann. Damit kann sich womöglich der Mensch, dem sowohl die Zeit als auch die Fachkompetenz fehlen, gedankliche Anregungen holen, warum der Konsum so billig ist, wie er ist.
#2
Der zonebattler fügt gar nix ein...
...jedenfalls keine Mail-Anhänge externer Kommentatoren. Diese legen derlei bitteschön brav auf eigenem Webspace ab und verlinken dahin, wie es sich gehört und guter Brauch ist. Wer mehr will, sei an meine Speaker’s Corner verwiesen.
#3
Weil ich gerade artikelüberarbeitenderhalber heute hier vorbeikomme: Die eingangs angesprochene Jacke hat mich nun schon durch den vierten Winter begleitet und ist immer noch sehr ansehnlich und ohne sichtbare Verschleißspuren.
Das seinerzeit eingelagerte Reserveexemplar wird daher mutmaßlich noch lange auf seinen ersten Einsatz warten müssen. Zuweilen gibt’s für wenig Geld offenbar doch viel Qualität...
#4