Ich retournierte soeben von einem dreistündigen Behandlungs-Marathon aus der ebenerdigen Zahnarzt-Praxis in meine Behausung drei Stockwerke darüber. Gezogen und letztlich wieder eingesetzt wurde mir heute ein Brückenprovisorium, doch die zahlreichen Arbeitsschritte dazwischen bleiben das Geheimnis von mir und der kundigen Dental-Assistentin. Was ich aber öffentlich diskutieren möchte, ist etwas zum Drücken, nämlich das hier:
Wie unschwer zu erkennen handelt es sich bei dieser Gerätschaft um eines der Bedienungs-Displays des Behandlungsstuhles. Weiland noch von Siemens unter dem Markennamen Sirona produziert, ermöglicht dieses Pult die (Fern-)Steuerung sämtlicher elektrischen und pneumatischen Funktionen des modernen Arbeitsplatzes. Besonderes Augenmerk verdient daran ein herstellerseitig aufgebrachter Hinweis-Aufkleber:
Um einmal mehr auf meinem Steckenpferd Bedienerfreundlichkeit (neudeutsch »Usability«) herumzureiten verfechte ich hiermit die These, daß die innovative Symbolsteuerung den ersten AnwenderInnen dermaßen logisch und intuitiv erschien, daß diese kurzerhand auf den Bildchen herumdrückten und nicht auf den grauen Feldern nebendran. Wohl mit der Folge, daß Displays zu Bruch gingen, weil es sich eben mitnichten um berührungsempfindliche solche (sog. »Touchscreens«) handelte.
Der Aufkleber stört die ansonsten gefällige Optik erheblich, erschien aber wohl nötig, um Mensch (Nerven) und Maschine (Display) zu schonen. Der optimale Ansatz freilich wäre es gewesen, aus den Erfahrungen zu lernen und zur Freude der BenutzerInnen auf echte Touchscreens umzustellen! Aber das hätte vermutlich zu viel gekostet: »Das tut’s auch«, mag man sich damals in der Konstruktions-Abteilung gedacht haben...
Aufkleber oder Schilder, die zusätzlich erklären müssen, wie allgemein bekannte Bedienelemente zu bedienen seien, sind todsicheres Zeichen für schlechtes Design. Ich bin sicher, auch ohne Touchscreen hätte man die Kombination von Bildschirmsymbol und zugehöriger Taste so gestalten können, dass keiner auf die Idee gekommen wäre, auf dem Bildschirm rumzudrücken. Die Symbole sehen z. B. selbst schon viel zu sehr nach »Knopf« aus.
#1
Genau!
Mir geht das regelmäßig bei Geldautomaten so, die ich nicht hinreichend oft benötige, um deren Bedienung verinnerlicht zu haben: Da drücke ich meist statt auf den seitlichen Tasten auch erstmal auf den angezeigten Symbolen herum, weil die halt gar zu sehr nach Schaltfläche aussehen...
#2
Ein netter Aufkleber aus einer Kantine der selben Firma.
Auf dem Getränkespender steht:
Knopf drücken.
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Vorher Becher unterstellen.
Klare Aussagen erleichtern das leben ungemein.
#3
Wäre nicht...
...die umgekehrte Reihenfolge irgendwie logischer?
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Knopf drücken
Das sind genau die Dinge, über die meiner einer gerne hirnt! ;-)
#4
Das dachte ich mir auch.
Und jedes Jahr spielten sich ähnliche Szenen ab, als die neuen Azubis das erste mal die heiligen Hallen betraten und es Ihnen dürstete...
#5
Das Design mag zu optimieren sein, aber der Fehler ist hier vielleicht auch bei der spezifischen Nutzergruppe zu suchen, meinen Lieblingsfeindinnen, bei Zahnarztes little helpers, bei den kleinen Zuckerschnecken.
(nächstes mal wieder politisch korrekt.)
#6
Da muß ich mich jetzt schützend...
...vor die Mädels hier im Hause werfen: Die sind allesamt nicht aus Zucker, wohl aber freundlich, zuvorkommend und fachlich kompetent. Bis auf zuweilen steigerungsfähige Mülltrennungs-Mentalität habe ich weder als Kunde noch als Mitmensch irgendwas an ihnen auszusetzen!
#7
Hach, lass mich doch ;-)
#8
Derartige »Besonderheiten« ...
... von Mensch-Maschine-Schnittstellen gehen sicher oft auf aus Kosten- und/oder Zeitgründen nicht zu Ende gedachte Bedienkonzepte zurück, lassen mich aber auch manchmal mutmaßen, daß sich Entwicklung, Design und Marketing (und vielleicht noch andere Beteiligte) nicht einigen konnten. Die ungelösten Differenzen finden sich dann in der Hard- und Software wieder und bei den Anwendern für Verzweiflung; Versuche, dies mit zusätzlichen Kennzeichnungen, Software-Updates usw. wieder auszubügeln, gehen meist nicht tief genug und bleiben daher Flickwerk.
Die Situation ist vertrackt: In dem konkreten Fall wäre ein Touchscreen sicher die bessere Lösung gewesen, hätte jedoch mehr gekostet und vielleicht auch den Entwicklungsaufwand erhöht. Letzteres hätte die Markteinführung verzögert und den Mitbewerbern ermöglicht, mit einer ähnlich halbgaren Lösung früher auf den Markt zu gehen.
Wenn doch nur alle mitmachen und sich die Kunden konsequent verweigern würden ... ;-)
#9
Mein Erlebnis...
Das Thema hier ist zwar schon älter, aber paßt sehr gut darauf was ich heute erlebt habe. Ein bekannter aus Jugoslawien hatte sich die Tage einen Mercedes E‑Klasse in Kiel gekauft. Und heute kam er zu mir und sagte « Kannst Du mir helfen Andy? Ich komm mit dem Auto nicht klar.« Da ich selber so einen Wagen noch nie bedient habe, war ich natürlich neugierig was dieses Luxusmobil wohl so zu bieten hat. Kurz gesagt: Das ganze Auto ist mit Knöpfen und Drehreglern dermaßen überfrachtet das es nicht mehr schön ist. Auch ein toller Bordcomputer ist vorhanden. Allerdings ist die Menüführung so verschachtelt das es während der Fahrt schwer ist sie zu bedienen. Man muß sagen das es sich bei dem Modell noch um die Basisaustattung handelt und die Vollaustattung natürlich noch ein paar Knöpfe mehr hat. Es ist ein Grauß! Drücken, drehen und ausflippen! Allein die Bedienungsanleitung ist ungelogen 500 Seiten stark! Da bleibe ich lieber bei meinem Subaru, übersichtlich, einfach und eine klare Bedienerführung......
#10