Freitag, 30. September 2005
Beim mittagspäuslichen Stadtgang sah ich letzte Woche ein paar junge Frauen auf fragwürdigen Kunst-am-Bau-Steinquadern in der Sonne hocken. Der Anblick des im folgenden exemplarisch beschriebenen Damenhinterns hätte es durchaus verdient, zur Illustration hier abgebildet zu werden, allein meine Kompakt-Knipse verfügt über kein Zoom-Objektiv, weswegen ich mich auf Ohrfeigen-Distanz hätte heranpirschen müssen... Dazu fehlte es mir am Mut, und so müssen es halt jetzt beschreibende Worte tun.
Also: Die in Rede stehende (und ihrerseits sitzende) Lady trug eine sehr knapp geschnittene schwarze Hose, darüber ein noch engeres schwarzes Shirt und zwischendrin einen drallen, bleichen Fleischwulst, der durch einen schwarz-weiß berüschten String-Tanga weder nennenswert verziert noch signifikant kaschiert wurde. Allemal ein unverhoffter Blickfänger, aber nach meinem Dafürhalten kein sonderlich ästhetischer.
Womit sich die Frage auftut: Was sollte man/frau im öffentlichen Raum seinen/ihren Mitmenschen zumuten? Ist alles erlaubt, was machbar ist? Ist es ein Zeichen von Selbstbewußtsein oder erotischer Ausstrahlung, wenn sich jemand (egal welchen Geschlechts) in viel zu enge Klamotten zwängt und dann die verdrängte Körpermasse in der Mitte herausquellen läßt? Die aus der vermeintlichen Frivolität möglicherweise resultierende Nierenentzündung kann mir als nicht Betroffenem gleichgültig sein (aus der Perspektive des Krankenkassen-Beitragszahler anderseits auch wieder nicht), aber es beleidigt das Schönheitsempfinden. Meines jedenfalls. Weshalb ich für weise Selbstbeschränkung auch in Aspekten des eigenen Erscheinungsbildes plädiere.
Ich lege nochmals Wert auf die Feststellung, daß meine am weiblichen Beispiel entzündete Tirade nicht diskriminierend gemeint ist: Männliche Wampen in zu kurzen Kittelchen sind mir gleichfalls ein visueller Horror. Und deswegen bin ich noch lange kein »Moralapostel«, geschweige denn ein »Kostverächter«!
Freitag, 23. September 2005
Wir beschließen die Arbeitswoche mit einem wohlwollenden Hinweis auf das »Kleine Atelier Hirschenstraße« (Hausnummer 31). In dem kleinen Lädchen, das einst einen Friseur-Salon beherbergte, gibt es immer wieder spannende Ausstellungen zu bestaunen. Die beiden rührigen Betreiberinnen Ellen Haselmayer und Nana Moritz sind übrigens zwei sehr interessante Gesprächspartnerinnen, nicht nur zum Thema Kunst...
Derzeit (noch bis zum 15. Oktober 2005) gibt es unter dem Titel »Archäologie« eindringliche Bilder von Karin Waßmer zum Thema Sexueller Missbrauch zu sehen. Sicher kein naheliegender Schmuck für’s eigene Wohnzimmer, aber berührende (und verstörende) Aufarbeitungen eigener, brutaler Erinnerungen...
Das »Kleine Atelier Hirschenstraße« hat Donnerstag und Freitag von 14 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet (Tel. 0171–7140986).
Dienstag, 20. September 2005
Seinen Lebensunterhalt verdient der zonebattler überwiegend in der Ostvorstadt, Auswärtigen zumeist unter dem Namen Nürnberg bekannt. Dort ist in seinem Büro letzthin eine dieser vollautomatischen Kaffee-Maschinen aufgestellt worden, die seit einiger Zeit die Regale der Elektromärkte in Legionsstärke bevölkern. Nicht etwa, daß der Schreiber dieser Zeilen selber Kaffeetrinker wäre, keineswegs. Das teuere Gerät sollte nur etwas weiter weg von Schuß und nicht in der allgemein zugänglichen Teeküche stehen, um nicht von aller Welt und vor allem nicht »für lau« in Anspruch genommen zu werden.
Aber das mit der unterlassenen Bezahlung der gezapften Tassen ist nicht das eigentliche Problem, soviele ruchlose Zechpreller gäbe es vielleicht gar nicht. Viel interessanter ist das Sozialverhalten der dem Heißgetränk zusprechenden Kollegen und der auf Durchreise befindlichen Gäste. Manche von denen kommen erstmal unauffällig durch die eine Tür hereingeschlichen und gucken auf das Display des freundlichen kleinen Automaten:
Sofern die beruhigende Auskunft lautet: »BEREIT«, dann wird fröhlich die Tasse reingestellt und die Mahlerei (»krrkrrrkrr«) und Brüherei (»wuwuwuwuzischhhhhhh«) geht los. Wehe aber, wenn die Anzeige unerklärliche bis unerfreuliche Botschaften absondert, wie z.B. »TRESTER AUSLEEREN« oder »FILTER WECHSELN«, von »WASSER NACHFUELLEN« nicht zu reden: Dann entschwinden die nämlichen Kollegen leisen Fußes wieder aus der zweiten Bürotür in den Flur, so unauffällig, als wären sie nie dagewesen. Freilich nicht für lange: Eine Viertelstunde später trägt sie ihre Umlaufbahn wieder vorbei, wohl in der Hoffnung, ein(e) andere(r) möge sich inzwischen des Elends erbarmt und sich der Nöte des hilferufenden Maschinchens angenommen haben. Je nach momentanem Stand der Dinge wiederholt sich der geschilderte Zyklus dann auf’s Neue.
Was wir daraus lernen? Eigeninititative und selbstlosen Elan zu zeigen wird allenthalben gerne von jedermann und jederfrau für sich beansprucht und von sich behauptet, aber die persönliche Glaubwürdigkeit des/der derart Trommelnden zeigt sich sofort an seinem/ihrem Umgang mit gemeinsam genutzten Haushaltsgeräten!
Montag, 12. September 2005
Bunt ist das Leben in der Fürther Südstadt, und schon der Blick über die Straße offenbart die Vielfalt der Lebensentwürfe! Im Haus gegenüber wohnt zum Exempel eine junge Frau zusammen mit (mindestens) drei vierbeinigen Lebensgefährten der Größe XXL, weswegen wir sie intern Doglady getauft haben. Sobald sich unsereins an Fenster oder Balkon blicken läßt, nölen die Tölen unverzüglich los und verteidigen ‑am offenen Fenster stehend- laut kläffend ihr Revier gegen mich, den mutmaßlichen Angreifer. Dabei will ich im Regelfalle nur das Rollo runterlassen oder draußen die Blumenkästen wässern, keineswegs aber mich in Tarzanart nach drüben schwingen. Zu derlei Einsichten (wo sollte denn bitteschön im steinernen Dschungel der Südstadt eine tragfähige Liane wachsen?) sind die Köter indessen nicht fähig, deren Kernkompetenz ist mehr zähnefletschend-muskulöser denn intellektueller Art. Böse bin ich Ihnen wegen des Radaus natürlich nicht, sie machen halt wie alle nur ihren Job. Der besteht allerdings auch darin, uns auf den schmalen Grünstreifen vor unserem Garten zu kacken, und das nehme ich ihnen denn doch übel. Wobei freilich zu erörtern wäre, ob Vieh oder Frauchen die eigentliche Verantwortung für die Haufen tragen...
Doch zurück zum Haus gegenüber: Wand an Wand mit der Doglady wohnt neuerdings Catman, dessen Gefolgschaft aus geschmeidigen Miezen besteht. Die haben gleichfalls vier Beine, scheinen aber mehr Hirn und Stil zu besitzen als die Wauwaus von nebenan. Jedenfalls sitzen sie zuweilen würdevoll-gelangweilt auf der breiten Fensterbank, ein kuschelig wärmendes Tuch unter den samtigen Pfötchen. Ihre Feinsinnigkeit trägt leicht arrogante Züge, denn sie würdigen mich auch bei zartem Miauen meinerseits nicht eines Blickes. Egal, immerhin hört man von ihnen keinen Mucks.
Was aber, wenn ich einmal arglos die Balkontür öffne, ohne an die sich möglicherweise hoch über der Straße am Abgrund räkelnden Katzen zu denken? Die könnten ob der Sekundenbruchteile später lostosenden Hundemeute zwei Fenster weiter dermaßen erschrecken, daß sie über die Kante kippen und auf dem Bürgersteig zerschellen, zumindest aber je eines ihrer sieben Leben abgezogen kriegen. Wer trägt dann dafür die moralische Verantwortung? Ich als der Stein des Anstoßes? Catman wegen Leichtsinns? Doglady aufgrund unangemessenen Haltens großkalibriger Hunde in Wohnvierteln? Vielleicht sollte ich mich vorsichtshalber bei meiner Rechtsanwältin nebenan rückversichern, ob ich mich noch am Fenster zeigen darf!
Süßer und scharfer Senf:
Flexibilität ist allesBedaure, ich bin Blogger und kein Beschaffer. Es wird Dich allenfalls etwas...
Flexibilität ist allesUnd noch was: Ich finde es sehr lustig, dass du den "Orangeli"...
Flexibilität ist allesP.P.S.: Mir ist mein "Gelbi" wirklich wichtig! Das Angebot mit den 9...
Flexibilität ist allesP.S.: Du kannst mir vertrauen, ich meine solche Angebote ernst. Ich würde...