Von der »werkstatt edda schneider naturstücke« war kürzlich schon einmal in anderem Zusammenhang die Rede. Gestern gab es dort unter dem Motto »Kultur für alle Sinne: Begegnung mit der russischen Seele« ein großes Festessen. Der sinnenfrohe zonebattler freut sich, nachfolgend über einen sehr gelungenen Abend berichten zu können...
An der gemeinsamen Vor- und Zubereitung der Speisen am Vor- und Nachmittag (unter der fachkundigen Anleitung der VHS-Dozentin Nelli Schlaht) konnten wir aus Zeitgründen leider nicht teilnehmen, und so begannen wir den Abend als zahlende Gäste mit ‑wie könnte es anders sein- Krimsekt und Kaviarschnittchen:
Schon an den Vorspeisen (Gemüsekaviar, Heringsalat »Unter dem Pelz«, Gurken, Tomaten, Wassermelonen...) hätte man sich ohne weiteres satt essen können...
Der Hauptgang bestand aus Borschtsch-Suppe und »Piroschki«, also leckeren Quark- und Hefeteigtaschen mit Pilz- bzw. Hackfleisch-/Reisfüllung:
Doch der Genuß erstreckte sich keineswegs nur auf Gaumen und Zunge, während des Essens wurde sogar ein altes russisches Märchen (auf deutsch) vorgetragen. Die folgenden musikalischen Darbietungen rissen dann nicht nur die Russen, sondern auch die Franken hin und mit!
Die Namen der aufspielenden, singenden und tanzenden Herren sind mir leider nicht mehr präsent, umso mehr aber die zauberhafte Stimmung, die selbst jugendliche Passanten vor der Schaufensterscheibe von Edda Schneiders Werkstatt zu begeistern vermochte...
Musik ist ja immer noch der beste Klebstoff zwischen den Kulturen, und die ausgelassene Stimmung half bei den vielfältigen Gesprächen zwischen den Menschen über sprachliche Barrieren hinweg. Und das ganz ohne Wodka!
Der in Fürth wohnende und arbeitende Künstler David Krugmann erzählte von seiner Zeit in Rußland bis zur Emigration nach Deutschland. Humorvoll wie er ist, deutete er erlebte Härten nur dezent an, aber es wurde deutlich, daß man es in seiner Heimat mit ganz anderen Widrigkeiten zu tun bekommen konnte (und teilweise sicher immer noch kann) als hierzulande...
Mit dem Nachtisch rundete sich der Abend. Der zonebattler bekennt freimütig, bei Banketten jedweder Art sowieso eher den süßen Aspekten zuzuneigen, und auch da hat die russische Küche einiges zu bieten. Bei den traditionellen Kringeln freilich braucht man schon ein solides Gebiß und trainierte Beißmuskeln:
Diese kleinen Dinger hier waren schon zarterer Natur, an die könnte ich mich glatt gewöhnen:
Mein klarer Favorit waren indessen die »süßen Wurstscheiben« (eine gepreßte Melange aus Keksen, Kakao, Zucker und anderen Kalorienbomben). Da kam ich vor lauter Futtern tatsächlich gar nicht zum Fotografieren.
Der Abend hatte also nicht nur im kulturellen Sinne Gehalt und Substanz, und meine Waage attestiert mir heute morgen geschlagene 1,5 kg mehr als gestern. Wollen wir mal hoffen, daß ich die genauso schnell wieder loswerde, wie ich sie gestern in mich hineingestopft habe...
Nächstes Jahr soll es bei Edda Schneider zwei Neuauflagen des Gaumenschmauses geben, einmal in griechischer Ausprägung, einmal unter italienischer Flagge. Keine Frage, bis dahin bin ich wieder in jeder Hinsicht »aufnahmebereit«!
Die nächste Begegnung...
...fand heute vormittag im Fürther Rundfunkmuseum statt, und zwar mit einer jungen und recht stimmstarken »Reinkarnation« Zarah Leanders: Der fulminante Auftritt von Alexandra Völkl (begleitet von Sören Balendat am Klavier) eröffnete die neue Sonderausstellung »Gute Nacht, Mutter... – Das ‘Wunschkonzert’ im Zweiten Weltkrieg«. Der zonebattler (als Webmaster des Rundfunkmuseums hat er die Ausstellung gerade gesehen und sogleich in die Museums-Homepage integriert) kann diese aus originalen Bild‑, Ton‑, und Textdokumenten bestehende Schau nur empfehlen, zeigt sie doch sehr eindrucksvoll die Methoden und Mechanismen staatlicher Propaganda und Manipulation. Und die sind heute so aktuell wie damals...
#1
Ohne gleich einen ganzen Artikel zu schreiben...
...möchte ich hier in einer kleinen Randnotiz die Erinnerung an den gestrigen Freitag Abend in Edda Schneiders Ex-Supermarkt bewahren. Neben der für mich neuen und bewegenden Begegnung mit Leben und Werk des schizophreniekranken Künstlers Georg Pirner gab es virtuos vorgetragene Renaissancemusik zu hören:
Christine Riessner spielte Werke des 15. und 16. Jahrhunderts aus italienischen und spanischen Tabulaturen, aber auch englische und schottische Stücke waren dabei. Mir persönlich sagten die spanischen Einlagen am meisten zu, vielleicht, weil sie mich sofort und wehmütig an die wunderbare Verfilmung des »Don Quijote« mit dem unvergessenen Josef Meinrad erinnerten...
#2