Zum Inhalt springen


zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


« »

Drei Län­der, zwölf Ta­ge und 1400 Ki­lo­me­ter (6)

Öster­reich ist ein sehr be­schau­li­ches, ja nach­ge­ra­de idyl­li­sches Land von gro­ßer land­schaft­li­cher Schön­heit: Vie­ler­orts do­mi­niert der stil­le Zau­ber der Na­tur über die Be­gleit­erschei­nun­gen der Be­sie­de­lung (resp. Be­su­de­lung) durch den Men­schen. Da­mit das auch wei­ter­hin so bleibt, wer­den die in gro­ßer Zahl ein­strö­men­den Be­su­cher aus al­ler Her­ren Län­der in spe­zi­el­len Tou­ri­sten­ge­he­gen kon­zen­triert ge­sam­melt und si­cher auf­be­wahrt. Wenn man den Frem­den ‑so die da­hin­ter­ste­hen­de Über­le­gung- auf kom­pak­tem Rau­me al­les bie­tet, was sie su­chen und zu fin­den hof­fen, dann ver­scho­nen sie das üb­ri­ge Land mit ih­ren dicken, stin­ken­den Au­tos und ih­ren zu­wei­len auch recht frag­wür­di­gen Um­gangs­for­men...

Ein sol­ches grenz­na­hes Auf­fang­la­ger ist Salz­burg, in wel­ches wir ‑von Nor­den her über Frei­las­sing kom­mend- am frü­hen Mor­gen ein­fie­len. Wie stets in sol­chen Fäl­len lie­ßen wir den Ein­satz­wa­gen in ei­ni­ger Ent­fer­nung vom Zen­trum in ei­ner Wohn­stra­ße ste­hen, um uns per pe­des die Stadt zu er­wan­dern. Dies er­wies sich bald als klu­ger Schach­zug, denn die In­nen­stadt ent­pupp­te sich als rap­pel­vol­ler Schmelz­tie­gel der Na­tio­nen, in dem das Fin­den ei­nes Park­plat­zes (ei­nes ko­sten­lo­sen zu­mal) ein Ding der Un­mög­lich­keit ge­we­sen wä­re!

Reiseführer und Stadtpläne in babylonischer Sprachenvielfalt

An­hand zahl­lo­ser Schlös­ser, Pa­lä­ste und Stadt­vil­len wird dem stau­nen­den Gast aus der Frem­de ex­em­pla­risch vor­ge­führt, was man hier schon zu k.u.k.-Zeiten an ar­chi­tek­to­ni­schen Glanz­lei­stun­gen mit spie­le­ri­scher Leich­tig­keit her­vor­zu­brin­gen ver­moch­te. Rund um die pom­pö­sen Bau­ten lie­gen oft be­mer­kens­wert ge­pfleg­te Park­an­la­gen und Gär­ten: In ho­her Blü­te (!) steht bis heu­te die heh­re Gar­ten­bau­kunst, und al­ler­or­ten hat be­stens ge­schul­tes Fach­per­so­nal ein Au­ge dar­auf, daß die flo­ra­len Ar­ran­ge­ments un­ter dem Be­su­cher­an­strom kei­nen blei­ben­den Scha­den neh­men:

botanisches Einsatzkommando am Schloß Mirabell

Ja, ih­ren gi­gan­ti­schen The­me Park ha­ben die Salz­bur­ger im Griff! Wun­der­li­cher­wei­se läuft der Be­trieb trotz all’ der Leu­te rei­bungs­los und ef­fi­zi­ent, und Aus­wüch­se von Agres­si­on fin­det man al­len­falls bei in Stein ge­haue­nen Ge­stal­ten aus vor­ge­schicht­lich my­tho­lo­gi­schen Zei­ten:

Figurengruppe im Park von Schloß Mirabell

Für Be­su­cher aus au­ßer­eu­ro­päi­schen Ge­fil­den muß das al­les von un­er­hör­ter Exo­tik sein. Was Wun­der al­so, wenn freund­li­che Asia­ten al­ler Al­ters­klas­sen ih­re Ka­me­ras gar nicht mehr aus der Hand le­gen: Oh­ne un­wi­der­leg­ba­re Bild­be­wei­se wür­de man ih­nen da­heim die Schil­de­run­gen aus fe­lix Au­stria ver­mut­lich gar nicht glau­ben und als heil­los über­trie­ben ab­tun!

ein asiatischer Knabe beim Knipsen

In­des, die Wun­der Salz­burgs sämt­lich ab­zu­lich­ten wür­de auch den aus­dau­ernd­sten Fo­to­gra­fen über­for­dern: Nicht um­sonst steht die Alt­stadt auf der Welt­kul­tur­er­be-Li­ste der UNESCO! Der Chro­nist ge­steht frei­lich ein, nach kur­zem, ziel­lo­sen Trei­ben durch die bun­ten La­den­gas­sen erst den Dom und dann di­ver­se Kunst­aus­stel­lun­gen in qua­si­öf­fent­li­chen Ge­bäu­den be­sich­tigt zu ha­ben, um er­stens den Men­schen­mas­sen und spä­ter dann auch dem ein­set­zen­den Re­gen zu ent­flie­hen. Wo Kunst dar­ge­bo­ten wird ‑mo­der­ne zu­mal- da lich­ten sich die Rei­hen schnell, und es wird ei­nem man­che Über­ra­schung zu­teil. Be­son­ders reiz­voll fällt der Kon­trast aus, wenn zeit­ge­nös­si­sche Wer­ke der Bil­den­den Kunst im Kon­text hi­sto­ri­scher Prunk­räu­me zu se­hen sind:

reich verzierte Gewölbedecke

Doch ir­gend­wann hat man ge­nug ge­se­hen und will wie­der nach drau­ßen. Dort frei­lich reg­ne­te es noch im­mer. Das er­wies sich aber un­ver­hofft als glück­li­che Fü­gung, denn beim un­be­schirm­ten Spurt durch die schma­len Gas­sen sa­hen wir plötz­lich, wie un­ter schüt­zen­den Mar­ki­sen die viel­be­sun­ge­ne Spe­zia­li­tät der Stadt ser­viert wur­de: Salz­bur­ger Nockerl ! Al­so nichts wie hin­ein in die gast­li­che Stät­te und ei­ne Por­ti­on für zwei in Auf­trag ge­ge­ben. Die lecke­re Süß­spei­se wird stets frisch zu­be­rei­tet und kam ge­ra­de zur rech­ten Zeit, be­vor die Vor­freu­de in War­te­frust um­schlug...

Salzburger Nockerl, gemundet habend

Wie man sieht, war des zonebattler’s Hun­ger grö­ßer als sein Drang zur bild­li­chen Do­ku­men­ta­ti­on. Im­mer­hin ist er­kenn­bar, daß es vor­treff­lich ge­mun­det hat­te! [1]

Nach dem Es­sen war der Dau­er­re­gen noch nicht ganz vor­bei, aber doch auf ein ei­ni­ger­ma­ßen er­träg­li­ches Maß zu­rück­ge­gan­gen. Lei­der fand ich rund um die Gold­gas­se das mir aus fer­nen Kind­heits­ta­gen er­in­ner­li­che »Gol­de­ne Dachl« nicht wie­der, aber das war vor al­lem dem spä­ter nach­re­cher­chier­ten Um­stand ge­schul­det, daß die­ses seit je­her in Inns­bruck be­reit­ge­hal­ten wird. Tja.

Ein städ­ti­scher Bus brach­te uns schließ­lich wie­der hin­auf nach Lie­fe­ring, wo un­ser bra­ves Ve­hi­kel ge­dul­dig auf uns ge­war­tet hat­te. Nach ei­nem kur­zen Tank­stopp ging es dann wie­der zu­rück nach Bay­ern mit Kurs Bad Rei­chen­hall, wo­von in der näch­sten Fol­ge zu be­rich­ten sein wird...

 
[1] Die rie­sig er­schei­nen­den Nockerl sind zwar letzt­lich sät­ti­gend, aber doch im We­sent­li­chen aus hei­ßer Luft be­stehend. Das macht die ge­zucker­ten Ber­ge aus Ei­schaum be­zwing­bar...

vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag

Diskussion

Es sind noch keine Kommentare vorhanden.

Kommentar-RSS: RSS-Feed für Kommentare nur zu diesem Beitrag

Eigenen Senf dazugeben: