Dienstag, 20. September 2005
Seinen Lebensunterhalt verdient der zonebattler überwiegend in der Ostvorstadt, Auswärtigen zumeist unter dem Namen Nürnberg bekannt. Dort ist in seinem Büro letzthin eine dieser vollautomatischen Kaffee-Maschinen aufgestellt worden, die seit einiger Zeit die Regale der Elektromärkte in Legionsstärke bevölkern. Nicht etwa, daß der Schreiber dieser Zeilen selber Kaffeetrinker wäre, keineswegs. Das teuere Gerät sollte nur etwas weiter weg von Schuß und nicht in der allgemein zugänglichen Teeküche stehen, um nicht von aller Welt und vor allem nicht »für lau« in Anspruch genommen zu werden.
Aber das mit der unterlassenen Bezahlung der gezapften Tassen ist nicht das eigentliche Problem, soviele ruchlose Zechpreller gäbe es vielleicht gar nicht. Viel interessanter ist das Sozialverhalten der dem Heißgetränk zusprechenden Kollegen und der auf Durchreise befindlichen Gäste. Manche von denen kommen erstmal unauffällig durch die eine Tür hereingeschlichen und gucken auf das Display des freundlichen kleinen Automaten:
Sofern die beruhigende Auskunft lautet: »BEREIT«, dann wird fröhlich die Tasse reingestellt und die Mahlerei (»krrkrrrkrr«) und Brüherei (»wuwuwuwuzischhhhhhh«) geht los. Wehe aber, wenn die Anzeige unerklärliche bis unerfreuliche Botschaften absondert, wie z.B. »TRESTER AUSLEEREN« oder »FILTER WECHSELN«, von »WASSER NACHFUELLEN« nicht zu reden: Dann entschwinden die nämlichen Kollegen leisen Fußes wieder aus der zweiten Bürotür in den Flur, so unauffällig, als wären sie nie dagewesen. Freilich nicht für lange: Eine Viertelstunde später trägt sie ihre Umlaufbahn wieder vorbei, wohl in der Hoffnung, ein(e) andere(r) möge sich inzwischen des Elends erbarmt und sich der Nöte des hilferufenden Maschinchens angenommen haben. Je nach momentanem Stand der Dinge wiederholt sich der geschilderte Zyklus dann auf’s Neue.
Was wir daraus lernen? Eigeninititative und selbstlosen Elan zu zeigen wird allenthalben gerne von jedermann und jederfrau für sich beansprucht und von sich behauptet, aber die persönliche Glaubwürdigkeit des/der derart Trommelnden zeigt sich sofort an seinem/ihrem Umgang mit gemeinsam genutzten Haushaltsgeräten!
Sonntag, 18. September 2005
Heute ist Bundestagswahl. Wahrscheinlich bin ich wieder mal einer der ersten Stimmenabgeber, denn meine Devise lautet seit ehedem:
The early bird catches the worm |
Als chronischer Frühaufsteher nehme ich das wörtlich und verfasse sogar meine verbalen Ergüsse zu Zeiten, zu denen sich die meisten anderen noch dreimal im Bett umdrehen. Die am Fuße der Beiträge angegebenen Uhrzeiten stimmen also, da tickt kein Recher falsch! Auch andernorts weiß man um die Vorzüge der frühen Tagesstunden. Kein Geringerer als das amerikanische Multi-Genie Benjamin Franklin formulierte schon im 18. Jahrhundert:
Early to bed and early to rise makes a man healthy, wealthy, and wise |
Ich muß das nun insofern relativieren, als mich mit meinen 45 Lenzen schon manches lästiges Zipperlein plagt, signifikante Reichtümer sich bislang nicht angesammelt haben und die eigene Weisheit nicht nur von mir, sondern auch von anderen zuweilen in Zweifel gezogen wird. Meine Mutter beispielsweise gibt immer wieder gerne zu Protokoll, daß sie mich für einen »alten Kindskopf« hält....
Sei’s drum, ich preise gleichwohl die Klarheit und Frische des anbrechenden Tages! Leider macht mich das im Sozialleben weitgehend inkompatibel zu Künstlern und anderen Kreativen, über die ich auf dieser Plattform hier noch zu berichten gedenke: Die sind nämlich zumeist Nachteulen und kommen erst dann auf Touren, wenn unsereiner längst auf seinem Sofa eingenickt ist. Tja, es gibt halt viele Parallel-Welten, und nicht in allen kann man gleichermaßen zu Hause sein. Ist nicht zu ändern.
Doch ob Frühaufsteher oder Morgenmuffel, zum Wahllokal sollte sich heute jede und jeder begeben, ums uns eine neue, handlungsfähige (und hoffentlich auch handelnde) Regierung zu bescheren. Wer nach all’ dem Wahlkampfgetöse noch immer nicht weiß, wen er/sie wählen soll, möge ein weiteres Bonmot des eingangs zitierten Herrn Franklin überdenken:
Wer grundlegende Freiheiten aufgibt, um etwas Sicherheit zu gewinnen, verdient weder Freiheit noch Sicherheit |
Für welchen Direktkandidaten und welche Partei sich die Fürther Bürgerinnen und Bürger entschieden haben, kann man sich ab ca. 18:30 Uhr anschauen:
Aktuelle Ergebnisse: Erststimme
Aktuelle Ergebnisse: Zweitstimme
Wahl-Vergleich: 1996 – 2005
Dann also ran an die Urnen und einen schönen Tag noch!
Süßer und scharfer Senf: