Wenn der Wettergott mal mitspielt, tritt der zonebattler den nachmittäglichen Nachhauseweg zuweilen nicht mit der Bahn, sondern zu Fuß an: Die beim Flanieren bzw. Marschieren gewonnen Eindrücke sind doch erheblich intensiver als die beim Vorbeirauschen per Zug, Kraftwagen oder Fahrrad erhaschten Momentaufnahmen.
Auf dem Weg von »Von Nämberch auf Färdd« kommt dem Wandersmann so manches architektonische Detail unter die Augen, bei dem sich brave gründerzeitliche Baumeister vor gut 100 Jahren viel Mühe gegeben haben. Vieles davon bleibt dem motorisierten Verkehrsteilnehmer verborgen, selbst wenn es ihn interessierte. Aber auch von den Fußgängern schaut sich kaum einer danach um...
Besonders unter die Haut geht empfindsamen Gemütern die Tristesse des Niemandslandes zwischen Nürnberg und Fürth (zwischen den U‑Bahn-Stationen Muggenhof und Stadtgrenze). Der dort heute hindurchgetappte zonebattler schämt sich nicht zuzugeben, daß ihm die Gemengelage aus achtlos weggeworfenem Zivilisationsmüll, tristem Beton, stillgelegten Ladegleisen und erster (Unkraut-) Blütenpracht Tränen der Traurigkeit in die Augen trieb.
Ist der offenbare Verlust von Schönheitsgefühl und ‑Bedürfnis in des Volkes mehrheitlicher Menge eine Folge unserer aktuellen gesellschaftlichen Probleme oder auch eine von deren Ursachen?
Das Automatenfoto ist großartig! Ob Mehdorn heimlich daran übt..?
Ansonsten bin ich, was die zugegebenermaßen etwas trostlose Strecke angeht, wohl einfach anders geprägt. Ich bin in einer Stadt großgeworden, die – neben schönen Ecken natürlich – auch viele solcher etwas verwahrlosten Flecken hatte. Oder sogar deutlich schlimmere. Soetwas fällt natürlich bei den ganzen rausgeputzten Örtchen hier in Franken ganz anders auf. Bis zu einem gewissen Grad empfinde ich diese Niemandsländer sogar als schön; sie gehören in meinen Augen zu größeren Städten dazu, zumal wenn dort Industrie heimisch ist.
Die Frage ist ja, ob man eine dauerhafte und sinnvolle Nutzung für solche Flächen findet. Sofern die örtlich begrenzt bleiben und nicht noch Kriminalität anziehen, kann man sie jedenfalls noch ertragen, finde ich. Schmerzhafter ist in meinen Augen, wenn Straßenzüge mit der Zeit ihre alteingesessenen Geschäfte verlieren und nach und nach mit den überall gleichen Handy‑, Back‑, Ramsch- und Dönerläden bevölkert werden.
#1
Herr Mehdorn hat hier keine Aktien drin...
...denn die von mir abgelichteten, ausgemusterten Fahrkartenautomaten gehörten der Stadt Nürnberg (bzw. dem Verkehrsverbund), nicht aber der Deutschen Bahn. Freilich ist der Hersteller derselbe, was die Verwechslung erleichtert.
Im Übrigen habe ich durchaus nicht behaupten wollen, innerstädtische Brach- und Industrieflächen nicht zu schätzen: Das Gegenteil ist der Fall! Aber sie stimmen mich eben auch oft arg melancholisch...
Deine Ansicht zum traurigen Wandel vom Handel teile ich. Eine bestimmte Branche hast Du freilich in Deiner Aufzählung vergessen! ;-)
#2
Das mit den Matratzenläden scheint mir aber bislang ein rein Nürnberger Phänomen zu sein. Merkwürdig allemal. ;)
#3
Immerhin, Brachland kann man wieder irgendwann nutzen, aber wenn der nächste Aldi, Lidl, etc. seine 100000 Filiale draufsetzt, nicht. Dann doch lieber so.
#4