Gestern spätabends nach der Rückkunft aus Bamberg setzen wir noch ein Brot an für’s sonnige Sonntagsfrühstück. Ich werde abkommandiert zum Gewürzemahlen und drehe brav wie mir geheißen an der Kurbel der Handmühle, dabei einen uralten Gassenhauer summend. Plötzlich merke ich bestürzt, daß es sich ja um die Melodie einer alten Spieluhr meiner längst verstorbenen Großmutter handelt, die mir den kleinen Klangerzeuger in frühen Kindertagen zur Beruhigung und Freude vorspielen ließ...
Ich habe jene wohl noch im Elternhaus befindliche Spieluhr seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen, geschweige denn gehört. Doch offenbar wäre das auch nicht nötig: Ihr Klingen und ihr Rhythmus ist in meinen Synapsen längst unauslöschlich fest verdrahtet. Es reicht das gedankenverlorene Drehen an irgendeiner Kurbel, um die verschüttet geglaubte Erinnerung zu heben! Ich kriegte vor Rührung eine Gänsehaut und feuchte Augen.
Sehr schön! ... Man hält nicht für möglich, in welchen Bewegungen, Gerüchen und sonstigen Körpererfahrungen alte Erinnerungen gespeichert werden. Die Rührung kann ich gut nachvollziehen.
#1
Ich habe mich sogar bemüht...
...während meiner jahrenlangen Tätigkeit als Trainer das Wissen um solche Mechanismen praktisch anzuwenden: Frederic Vester hat schon in den 1970ern darauf hingewiesen, wie sehr durch das gezielte Ansprechen verschiedener »Eingangskanäle« der Merk- und damit Lernerfolg nachhaltig gesteigert werden kann. An meine zunächst absurd anmutenden Beispiele und Demonstrationen erinnern sich manche Seminarteilnehmer heute noch, obwohl sie nach Jahren das meiste vom damals vermittelten Stoff vergessen zu haben glauben!
#2