Zahlreiche Tier- und so an die 1.500 Pflanzenarten sind auf La Palma endemisch, kommen also nur dort (und nirgendwo anders) vor. Wie alle anderen Kanareninseln auch ist La Palma vulkanischen Ursprungs und einst einsam dem Meer entstiegen, war also nie durch Landbrücken mit dem benachbarten Kontinent verbunden: Was immer folglich an irdischem Leben dorthin verschlagen wurde, hat sich isoliert von den früheren Artgenossen vermehren und weiterentwickeln können. Zwei Millionen Jahre sind geologisch betrachtet nicht viel, aber in Sachen genetischer Mutation, Vererbung und natürlicher Auslese kann diesem Zeitraum schon einiges passieren...
Der zonebattler ist ein Freund von Reptilien, jedenfalls dann, wenn er nicht in deren Beuteschema paßt: Der beschauliche Lebensstil der Echsen (dösen, essen, sonnen, dösen, essen, entspannen, ...) erscheint ihm als souveräner und zur Nachahmung wärmstens zu empfehlender Existenz-Entwurf. Kein Wunder daher, daß er die allerorten herumwuselnden Westkanareneidechsen schnell ins Herz geschlossen hat:
Trotz nicht vorhandener Großhirnrinde sind die geschmeidigen Gesellen übrigens keineswegs dumm: Da, wo es was Eßbares zu holen geben könnte (bei rastenden Wanderern zum Exempel), kommen sie gerne aus der Deckung und näher heran an die mutmaßlichen Gönner. Wirft man ihnen einen Crackerkrümel hin, sausen sie wieselflink herbei und stellen den Happen sicher, den unsereins zwischen all den Lavakrümeln kaum je wiederfinden würde. Respekt!
Fast noch erstaunlicher in ihrer Vielfalt präsentiert sich die Flora auf La Palma: Was auf deutschen Fensterbänken als Exot mit Hingabe im Blumentopf gepäppelt und stolz vorgezeigt wird, wuchert hier wie Unkraut und erreicht im ganzjährig milden Klima beachtliche Dimensionen. Wie zum Beispiel der (nicht endemische, sondern vor gut 200 Jahren eingeführte) Feigenkaktus:
Im Mai ist auf der Insel so ziemlich alles am Blühen: An manchen Bäumen fanden sich Früchte und Blüten gleichzeitig! Der immerwährende Frühling scheint die Pflanzen zu verwirren und den aus nördlicheren Gefilden bekannten Rhythmus der Jahreszeiten zumindest teilweise außer Kraft zu setzen. Irre.
Eigenartigerweise ist der zonebattler auch ein Krabbenfreund, d.h. er verspeist sie nicht (wie andere Leute), sondern stellt ihnen mit der Kamera nach, um ihr Verhalten zu studieren. So zahlreich wie an den Gestaden des Mittelmeeres scheinen die gepanzerten Genossen in kanarischen Gewässern nicht zu sein, jedenfalls war am flachen Strand kein Krebstier auszumachen. Nur an schroffen, gischtumtosten Ufern konnte ich Krabben behende auf den nassen Lavabrocken herumturnen sehen:
Erstaunlich ist das Sehvermögen jener meist seitwärts schreitenden Zehnfußkrebse: Gemeinhin sitzen sie allesamt regungslos auf den Felsen, sobald man sich aber auf ein paar Meter nähert, beginnt ein Massenexodus und es wuselt und kreucht an allen Ecken und Enden. Bemerkenswert erscheint ferner, wie souverän die Tiere der brachialen Gewalt der Brandung trotzen: Ein Mensch, der sich von See her näherte, würde den Versuch, abseits der flachen Strände an Land zu gehen, kaum überleben.
Wenden wir uns jetzt wieder der Pflanzenwelt La Palmas zu und schauen wir uns einen der eigenartigen »Drachenbäume« an:
Den Namen jenes Gewächses habe ich bewußt in Anführungszeichen gesetzt, denn wie uns der einschlägige Wikipedia-Artikel belehrt, handelt es sich dabei nicht wirklich um einen Baum im wissenschaftlichen Sinne; dem schattensuchenden Wanderer sind derlei akademische Spitzfindigkeiten natürlich einerlei. Meist stehen diese schönen Pflanzen einzeln, wir haben auf unseren Wanderungen jedoch auch ein paar kleinere Haine bewundern können.
À propos Wanderungen: Wundersame Begegungen hatten wir mit den palmerischen Hunden, die sich ‑im Gegensatz zu ihren Vettern im fernen Deutschland- allerorten durch große Lässigkeit und eine entspannte Auffassung hinsichtlich der Ausübung ihres Wachdienstes auszeichnen. Man kennt sich dort, man kennt sein Revier, man weiß um die Harmlosigkeit der selbst zur mittäglichen Siesta-Zeit idiotischerweise durch die Landschaft keuchenden Touristen. Was sollte man sich da mit sinnlosem Gebell selbst verausgaben?
Im Grunde kommt man mit einer kraftsparend relaxten Haltung ohnehin am besten durch den Tag, denn die Mittagszeit beginnt gleich nach dem Frühstück und endet erst kurz vor dem Abendessen. Jedenfalls kommt es einem so vor: Die schon erwähnte südliche Lage fernab von Kontinental-Europa sorgt dafür, daß die Sonne fast immer im Zenit ihrer täglichen Laufbahn zu stehen scheint. Wann immer man eine Palme sieht, deren Schatten ist von früh bis spät direkt unter dem Blätterdach anzutreffen:
Springen wir vom Strand bei Puerto Naos übergangslos auf gut 2.400 Meter Höhe: In der Nähe der zahlreichen Sternwarten am Nordrand der Caldera sitzt so mancher finsterer Geselle und wartet auf Beute: Selbst die großen Raben sind sich nicht zu stolz, Touristen um Entrichtung verdaubaren Wegezolls anzugehen! Der nachfolgend gezeigte Frechdachs ließ sich beispielsweise munter und unverdrossen auf dem Außenspiegel des nächsten Mietwagens nieder, um dessen Besatzung zur teilweisen Herausgabe ihrer Brotzeit zu animieren...
Es ist übrigens nicht ganz einfach, so einen ausgewachsenen Raben halbwegs fotogen abzulichten: Die kecken Kerle sind tatsächlich in jeder Hinsicht rabenschwarz! Augen, Federn, Füße, Schnabel, was immer den Vogel ausmacht, ist von der gleichen Farbe und allenfalls von unterschiedlichem Glanzgrad. Eine echte Herausforderung für jeden Belichtungsmesser! Aber man kann sich immerhin reichlich Zeit mit der Knipserei lassen: Die bettelnden Kameraden sind nicht nur gefräßig, sondern auch eitel, sie präsentieren sich daher gerne und ausdauernd. Jedenfalls so lange, wie ihnen das Werben um Fütterung erfolgversprechend erscheint...
Wenn wir schon beim Futtern sind: Hatte ich eigentlich schon erwähnt, daß Bananen die Hauptexportartikel La Palmas sind? Unter dem gütigen Patronat diverser Heiliger gedeihen im ewigen Frühling allerorten Bananen, Bananen und nochmals Bananen:
Wir haben natürlich Bananen aus örtlicher Produktion verkostet (aus ökologischem, mutmaßlich und hoffentlich ungespritztem Anbau): Die kleinen Dinger schmecken dort anders, sprich intensiver und durchaus besser als das, was man hier in Nordeuropa kaufen kann. Das liegt in der Natur der Sache, denn wer die Stauden in Griffweite vor der Haustür hängen hat, kann die Früchte im reifen Zustand ernten und zeitnah auf dem lokalen Markt anbieten. Was hingegen in deutsche Läden kommen soll und bis dorthin tagelang unterwegs ist, muß ja schon weit vor dem Erreichen der optimalen Reife zum Versand gebracht werden, um nicht in bereits angefaultem Zustand anzukommen...
Angekommen sind auch wir, und zwar am Ende der heutigen Folge. Im nächsten Teil verlassen wir den Pfad der sachlichen Berichterstattung und wenden uns dem atmosphärischen zu. Dann verrate ich endlich auch, wie ich auf den Serientitel »Die Schatzinsel« verfallen bin!
zur weiteren Präzisierung verweise ich auf diesen bereits selbst besichtigten Kandidaten. Überhaupt kommt mir der ganze Reisebericht wie ein Revival unseres letztjährigen Urlaubs vor, sehr nett.
#1
Wieso hat Du mir das nicht vorher gesagt? Dann hätte ich mir doch Reise und Reportage sparen können! Da will man seinen Stammlesern mal was Besonderes bieten, scheut weder Kosten noch Mühen, und dann ist das für die ein oller Hut. Also wirklich... ;-)
#2