Schauen wir uns noch ein wenig in Maltas Städten um, die für unsere an fränkische Gegebenheiten gewöhnten Augen immer wieder Überraschendes bereithalten. Die extrem hohe Bevölkerungsdichte ist natürlich vor allem an der Architektur ablesbar. Aus der Entfernung erinnern die meisten menschlichen Ansiedlungen an Ameisenhaufen:
Hier hat selbstredend die perspektivverdichtende Wirkung der Tele-Brennweite nachgeholfen, zwischen den im Bild gezeigten Häuserreihen gibt es natürlich noch Straßen und Wege. Gleichwohl ist es schon erstaunlich, wie dicht gepackt die Menschen hier leben. Wenn Sie denn tatsächlich noch in der Stadt leben, der hohe Prozentsatz an (gesehenem wie gefühltem) Leerstand läßt da mitunter Zweifel aufkommen.
Die die Küstenlinie und Strände säumenden Hotelbauten fügen sich zwar farblich in das bauliche Umfeld bestens ein (die graugelbe Farbe des heimischen Kalksandsteins dominiert allerorten die bauliche Szenerie), dennoch kommt man mitunter in Versuchung, die überhohen Touristenburgen einfach wegzuknallen. Werkzeuge dafür wären durchaus vorhanden:
Indes, es hülfe nichts: Aus den Trümmern würde das alte Malta nicht wieder auferstehen, man muß den Flächenfraß und das Wuchern in die Höhe wohl hinnehmen, im Grunde ist es anderswo (und fast überall) genau das Gleiche...
Aber es gibt ja immer noch genug Altes zu sehen, was Herz und Auge erfreut. Zum Beispiel die typischen Erker (für die man das Holz weiland tatsächlich aus dem fernen England heranschaffen mußte):
Auch da hat aber mittlerweile schon manch zweifelhafter »Fortschritt« Einzug gehalten: Der Erker links vom hochkant gestellten Werbeschild des Schneiders beispielsweise hat schon Fenster aus bronzefarben eloxiertem Aluminium, oben ist noch dazu Riffelglas oder ‑plastik drin. Das mag pflegeleichter und billiger sein als die hölzernen Fensterrahmen von früher, schöner ist es keinesfalls. Auch untenrum ist besagter Erker glatt und schmucklos, solche aurabefreiten Teile wird man vermutlich zukünftig leider immer häufiger vorfinden...
Ich hatte schon erwähnt, daß man abseits der touristischen Trampelpfade selbst in den Städten ziemlich schnell in Gefilde findet, in denen man mit sich und den alten Gemäuern allein ist. Während in den Hauptstraßen emsige Betriebsamkeit herrscht, trifft man zwei, drei Fußminuten entfernt mitunter noch nicht einmal Einheimische in den ruhigen Gassen. Da muß ein Fotograf praktischerweise nicht lange warten, um menschenleere Ansichten komponieren zu können:
Möchte natürlich sein, daß die Malteken während der Mittagsstunden ein Nickerchen halten und ihre Häuser nur verlassen, wenn es sich nicht vermeiden läßt. Als Reisender ist man dagegen eben auch dann unterwegs, wenn die Sonne (und das Thermometer) am höchsten stehen...
Hin und wieder kommt es aber selbst in den entlegensten Winkeln vor, daß man ein paar neugierige Augen auf sich ruhen fühlt:
Obzwar sie jegliche Vögel unter Einsatz von Feuerwaffen vom Himmel holen, scheinen die Insulaner ihre Katzen zu lieben: An zahlreichen Orten fanden wir »Cat Cafés« vor, ambulante Fütterungsstationen für schnurrende Vierbeiner, derer auch viele dort herumlungern. Kein Wunder, kostenloses Essen wird immer gern genommen. Womöglich sehen sich die Leute in einer gewissensbedingten Bringschuld, denn immerhin lassen sie ihren Vierbeinern ja kaum noch fliegende Beute zum Selberjagen übrig!
Von den vierbeinigen Miezen ist der Bogen zu den zweibeinigen solchen elegant zu schlagen: Da an den Strandpromenaden rund um die Uhr flaniert und in den nahen Bars und Clubs gefeiert wird, müssen sich die begehrenswerten Frauen (und solche, die es werden wollen), schon ein Stückchen größer machen, um aus dem Heer ihrer Geschlechtsgenossinen im Wortsinne herauszuragen. Die dazu erforderlichen Vorrichtungen gibt es allerorten in reicher Auswahl und in allen Preislagen zu kaufen:
Ja, da kann man(n) nur staunen. Und das tat der Berichterstatter denn auch oft und ausgiebig, ohne das hier im Detail erläutern zu wollen. Jedenfalls bleibt festzuhalten, daß die Absatzhöhen auf Malta europäische Höchststände erreichen. Frauen zwischen 15 und 55 mit Trekking-Sandalen an den Füßen sind ohne jede Notwendigkeit zur weiteren Beweiserhebung sofort als deutsche Touristinnen zu identifizieren. Wobei sich nicht wenige von denen in den insularen Schuhgeschäften mit hohen Hacken einzudecken scheinen...
Wenden wir zum Schluß der heutigen Folge den Blick wieder vom Boden ab und hoch hinaus, um uns an einem grafischen Spiel von Licht und Schatten zu erfreuen. Auch sowas kann ja elektrisierend wirken:
Absatzgeklacker hin, Kamerageklicke her: Die Vielfalt der Sinneseindrücke auf Malta ist enorm, weswegen ich eine Expedition dorthin meinen Leserinnen und Lesern nur wärmstens empfehlen kann. In einer weiteren und letzten Folge lasse ich es zum Abschluß meiner Reise-Reprise demnächst noch einmal richtig krachen!
Süßer und scharfer Senf: