Mit der üblichen Zeitreserve für außergewöhnliche Unwägbarkeiten in Höhe von 90 Sekunden vor der planmäßigen Abfahrt seines Pendlerzuges tappte federte der zonebattler auch heute wieder die Treppe zum Gleis 6 des Fürther Hauptbahnhofes hinauf. Droben am Bahnsteig erwartete ihn die außergewöhnliche Unwägbarkeit in Form zweier Herren von südländischer Anmutung, beide im Besitz je eines Rollköfferchens, für die Jahreszeit zu warmer Jacken und keiner Deutschkenntnisse.
Der etwas extrovertiertere der beiden Männer radebrechte (-brach, ‑bruch?) mir ihr Anliegen vor, mit dem Zug nach Zirndorf zu gelangen, woraus ich messerscharf schlußfolgerte, daß sich das Duo auf der Reise zur Zentralen Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber befand. Von Kuba bis Fürth (Bay) Hbf waren sie wundersamerweise irgendwie gekommen, jetzt auf den letzten Metern drohten sie zu scheitern.
Da ich verdrießlicherweise des Spanischen nicht mächtig bin, ebensowenig wie die beiden Cubanos der deutschen Sprache, verständigten wir uns auf dem gemeinsamen Nenner eines substantivisch simplifizierten Englisch. Als erstes erklärte ich den beiden, daß sie am Gleis 7 prinzipiell richtig seien: Zwar zeigt das Display dort nur Züge von und nach Cadolzburg an, aber das hat ja seine Richtigkeit, weil Zirndorf an eben dieser Strecke liegt. Auch den Umstand, daß sie noch eine Weile auf den aus Cadolzburg/Zirndorf und später dorthin retournierenden Zug warten müßten, konnte ich den beiden Kerls verklickern. Dann aber kam der Wunsch nach einer Fahrkarte (bzw. deren zwei) auf, denn selbstverständlich wollten die beiden als legale Passagiere unterwegs sein. Während die elektronische Ansagerin unerbittlich die Einfahrt meines Regional-Expresses verkündete, zückte der Wortführer der beiden seine restliche Barschaft in Form eines 2‑EURO-Stückes und hielt sie mir vor die Nase...
Was also tun? Mein Zug nahte, das Schicksal der beiden rührte. Also den Kommunikator am Schlafittchen gepackt und mit ihm die Treppe wieder runter gerannt zum Fahrkartenautomaten. Auf dem Touchscreen den Weg zur Einzelfahrkarte erfingert. Dabei gemerkt, daß ich dem staunend guckenden Kameraden bei der Gelegenheit ja auch gleich eine hilfreiche Lektion fürs Leben erteilen konnte: Also sich wieder hoch und zurück ins Hauptmenü getastet und dort auf die spanische Flagge gedrückt. Schwupps, schon sprach der bahnamtliche Automat bestes Spanisch. Das Gesicht des Kubaners erhellte sich, während sich die Stirn des zonebattler’s in fragende Falten legte. Aber als alter Lateiner kann er sich geschriebenes Spanisch einigermaßen erschließen, und so gelang es ihm relativ zügig, dem Blechkasten den Wunsch nach einer Fahrkarte 2. Klasse für eine einfache Fahrt nach Zirndorf nahezubringen. Rein mit dem Zwickel und o Wunder, in den blinkenden Ausgabeschlitz plumpsten nacheinander Fahrkarte und Wechselgeld. Droben hörte ich meinen eigenen Zug herannahen.
Aber wir waren ja noch nicht fertig: Tipp, tipp, tapp, das Gleiche nochmal, aus der eigenen Geldbörse eine zweite Münze gefingert und rein damit. Schnarr, schnarr, blink, her mit der Karte und dem 20-Cent-Stück und zu zweit die Treppe hochgehechtet. Den beiden Glück gewünscht und gerade so eben noch den eigenen Zug erwischt. Ich fuhr der Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes entgegen, die beiden Asylbewerber erwarteten den Zug in eine ungewisses Zukunft. Ob sie als Kubaner überhaupt eine Chance haben auf Anerkennung und Bleiberecht? Da habe ich meine Zweifel...
Ich hab eben schon an meinem RSS-Reader gezweifelt, weil er deinen Beitrag völlig wirr anzeigt. Des Rätsels Lösung: Deinem ersten <a>-tag fehlt das schließende Anführungszeichen der URL.
HTH
Tobi
#1
Ups, hatte ich gar nicht bemorken. Danke für den Hinweis, ist korrigiert! Dein Kommentar war indes auch reparaturbedürftig, denn das »<a>-tag« wurde natürlich als Beginn eines Links (fehl-)interpretiert. Ich mußte die spitzen Klammern als Sonderzeichen maskieren, damit sie auch wie gewünscht nur angezeigt und nicht als Link-Syntax ausgelegt werden. Luxus-Probleme haben wir...
#2