Die teuerste Kamera ist dem billigsten Klick-Kasten kein bißchen überlegen, wenn es um physikalische Grundsätzlichkeiten geht, denen das Edelteil natürlich genauso unterliegt wie der Schnäppchen-Apparillo. Beispiel Perspektive: Von schräg unten aufgenommen weist eine Hausfassade immer »stürzende Linien« auf, an sich parallele, senkrechte Linien streben also nach oben hin scheinbar zueinander. Unser Gehirn weiß um die Rechtwinkligkeit von Bauten und gleicht das in unserer Wahrnehmung wieder aus, doch die unbestechliche Linse des Aufnahmegerätes liefert zwangsläufig ein Bild, welches uns »kippend« und falsch erscheint:
Die Fotografen früherer Zeiten haben das mit teuren »Shift-Objektiven« oder verschiebbaren Objektiv-Standarten ausgeglichen, unsereins behilft sich heutzutage mit Software und zieht das Bild mit der Maus solange an einer Ecke, bis die Parallelität der waag- und senkrechten Linien halbwegs wiederhergestellt ist:
Sieht man den Unterschied? Ich denke schon. Meine Empfehlung zur Bearbeitung digitaler Fotos lautet FixFoto. Das Programm kann eine ganze Menge, ohne dabei mit sinnlosen Funktionen überfrachtet zu sein. 14 Tage lang kann man es kostenlos und unverbindlich testen, danach kostet eine Benutzerlizenz moderate 30,00 EUR.
Wenn man bedenkt, wieviel manche eine(r) für seine/ihre Kamera auszugeben bereit ist, dann sind drei rote Scheine ein Klacks. Freilich erfordert es etwas Zeit zum Ausprobieren und Bereitschaft zum Lernen, und beides bringt in unserer schnellebigen Zeit nicht jede(r) gerne auf... Es lohnt sich aber!
Nachtrag vom 4. Jul. 2007:
Der Preis einer FixFoto-Lizenz ist mittlerweile um 5,00 EUR auf 35,00 angehoben worden, was mir freilich immer noch als ein sehr günstiges Angebot erscheint!
Einen weiteren schönen Farbtupfer...
...inmitten grauer Tristesse gibt es im dreisamblog zu besichtigen!
#1
Danke für das Kompliment :) Hab allerdings in meinem Leben erst 2 Bilder bearbeitet oder so...Wobei so geraderücken ganz praktisch ist...
#2
Picasa ...
... von Google kann übrigens auch Bilder geraderichten. Und noch eine ganze Menge mehr :-)
Und wenn es auch OpenSource sein darf: dann wäre das GIMP geeignet.
#3
Mit der Freeware ShiftN von Marcus Hebel geht das auch.
marcus-hebel.de/foto/ShiftN_Setup.exe
#4
Ich verstehe es nicht, ich verstehe es einfach nicht. Ich sehe das Vorher und das Nachher. Und denke mir bei fast allen dieser Bilder: Warum? Warum nur? Oder: Warum genau will er es schlechter? Dieses Geradezurren führt so weit ich es hier sehe zu eher einfallslosen Ergebnissen. Auf eine gewisse Weise – ja, steigern wir das Wort – töter ...? Klar, wer es mögen mag, darf das freilich. Aber man komme mir nicht mit Regeln. Ich fürchte, das wäre ein Tick zu simpel. Denn jedes Bild hat seine eigenen – oder sollte sie zumindest haben ... dürfen.
#5
Architekturfotos werden seit jeher geshiftet, das ist beileibe keine erst mit der Digitaltechnik aufgekommene Modeerscheinung. In der Regel wird damit das Bild weder langweilig noch einfallslos, sondern schlicht »stimmig«, da den von Kindheit an geprägten, auf Rechtwinkligkeit geeichten Seherfahrungen angepaßt.
Natürlich kann man durchaus (extrem) stürzende Linien als spannungserzeugendes gestalterisches Mittel einsetzen (wie ich es z.B. hier und da getan habe), aber das ist wieder eine ganz andere Baustelle. In Fällen wie diesem oder jenem erscheint mir eine Perspektivkorrektur nicht nur als angebracht, sondern sogar als unbedingt angezeigt...
#6
Die historische Herleitung ist mir wohl bekannt – auch die Praxis ist die nämliche -, aber sowohl bei diesem als auch bei jenem wurde – und es ist schön, hier den Vergleich zu haben – schlechtere Bilder daraus.
Aber nein, nein nein, dieses Urteil ist ganz und gar nichts Objektives, ja kaum etwas Intersubjektives. Es ist relativ und angreifbar. Und: es ist MM, eine Minder-Meinung. Dennoch gilt: in meinen Augen hat keines dieser Bilder wirklich etwas gewonnen, sondern etwas verloren ... Lass es uns Reibung nennen – »Rauheit« hätte Gilles Deleuze gesagt und Walter Benjamin hätte uns vielleicht etwas von »Aura« erzählt.
Oder: Denken wir an Dürer und seine frühe Beschäftigung mit der Perspektive. War er nicht relativ schnell der Meinung, dass Fehler dabei von entscheidender Bedeutung sind?
Warum mir das so wichtig ist: Weil du es (sonst) verstehst, ganz wunderbare Photos zu machen, herzergreifende, erhellende oder schlicht schöne. Und ja, ich weiß auch, dass manche von ihnen, teils vehement nachbearbeitet sind. Aber diese Form des Zurrens hat, meiner leisen und bescheidenen und seltenen Meinung nach die Tendenz in eine äußerst unangenehme Richtung zu galoppieren und dich dorthin mitzunehmen, schnell und ungefragt. War es nach »Flatland« oder ins Hirn von Corbusier?
#7
Ich habe gestern (worüber noch gesondert zu berichten sein wird) in Wolfsburg erleben können, vielmehr dürfen, daß die visuelle Wahrnehmung etwas hochgradig Subjektives ist, von vielerlei Gewohnheiten und Erfahrungen geprägt und schon deshalb leicht zu täuschen. Jeder Versuch, etwas ab-zu-bilden, ist von vorneherein eine immens manipulative Sache, das fängt ja schon mit der Wahl des Ausschnittes an und hört mit der Kontrastveränderung am Recher noch lange nicht auf.
Ich ahne, was Du mit »Rauheit« meinen könntest und deren Verlust: Ich empfinde Ähnliches, wenn ich anderer Leute HDR-Fotos sehe, denen vermittels Überdosierung sämtlicher verfügbaren Mittel jegliche natürliche Anmutung ausgetrieben wurde zugunsten einer arifiziellen, letztlich erschreckend kalten »Hyperrealität«. Davon indes sehe ich mich weit entfernt bei meinen perspektivischen Korrekturen. Freilich: Es könnte sein, daß ein Tick weniger mitunter in der Wirkung besser, weil stimmiger wäre. Womöglich wirken echte Senkrechten auf den einen oder anderen Betrachter irritierend, weil scheinbar nach oben auseinanderstrebend. Vielleicht liegt die »Wahrheit« darin, dem Auge die Rechtwinkligkeit durch immer noch vorhandene, aber nicht mehr empfindbare Fluchtpunkbezogenheit der Geraden zu suggerieren. Womöglich spielen bei sowas auch schon Bildschirmgröße, Betrachtungsabstand etc. mit hinein.
Ich werde mich weiterhin um »berührende« Bilder bemühen und dabei versuchen, eher die Intuition als den Intellekt zum Zuge kommen zu lassen: Kopfkonstrukte schauen selten besser aus als spontan entstandene Arbeiten... ;-)
#8