Wie die Fürther Nachrichten heute vermelden,
...verschwindet mit der Willy Messerschmitt-Straße ein weiterer Schatten aus der NS-Zeit vom alten Atzenhofer Flugplatz. Der Fürther Stadtrat hat gestern mit 36 seiner 50 Stimmen eine Umbenennung der Messerschmitt-Straße in Melli-Beese-Straße beschlossen. |
Während der Name Messerschmitt wohl den meisten geläufig sein dürfte, haben sicher die wenigsten je von Melli Beese gehört. Der zonebattler bis dato auch nicht, darum hat er sich auf Wikipedia schlau gemacht. Der an Hindernissen reiche (und mit dem Freitod endende) Lebenslauf der ersten deutschen Fliegerin hinterläßt den Leser bestürzt: Hut ab vor einer Frau, die in einer männerdominierten Gesellschaft dermaßen mutig und mit großer Ausdauer ihre Visionen verfolgte!
ich finde die ganze Aufregung über die Namensgebung überzogen. Der Tenor will die Mehrheit Glauben machen dass die betroffenen Personen in erster Linie Nazis waren, die überragenden Leistungen im Bereich technischer Neuentwicklungen werden praktisch weggewischt.
Und falls es noch niemand gemerkt haben sollte: in Nürnberg gibt es auch eine Hugo Junkers Straße und einen Ernst Heinkel Weg, da regt sich kein Mensch auf.
#1
Schilderstreit
Hier singen diverse Tenöre mit schrägen Tönen. Es geht freilich nicht wirklich darum, großen Flugzeug-Konstrukteuren eine geistige Nähe zur sumpfbraunen Ideologie zu unterstellen. Die meisten von Ihnen waren aber opportunistische Industrielle, denen ihr eigener Beitrag zum organisierten Staatsterror einerlei war, solange nur die Kasse kräftig klingelte. Hugo Junkers ist freilich ein besonderer Fall, der war den Nazis weltanschaulich suspekt und wurde früh aus seiner Firma gedrängt, die hernach nur noch seinen Namen trug.
Der zonebattler war und ist übrigens aus Leidenschaft ein guter Kenner der Luftfahrthistorie, doch ist die jugendliche Schwärmerei für die tatsächlich herausragenden Meisterleistungen deutscher Ingenieurkunst im 2. Weltkrieg mitlerweile einer nüchtern-analytischen Betrachtungsweise gewichen: Führende Industrie-Manager, die während der Nazizeit als durchaus menschenverachtend-willfährige Vollstrecker des Regimes Zwangsarbeiter drangsalierten, nach dem Kriege aber als technokratische Wendehälse ihre Dienste dem ehemaligen Feind andienten, taugen nicht unbedingt als nachahmenswerte Vorbilder und damit auch nicht als Namenspatrone für öffentliche Plätze und Wege. Es gibt keine unpolitische Kunst und auch keine unpolitische Technik!
#2