Samstag, 25. Februar 2006
Was ist die Fürther Südstadt doch reich an kreativen Köpfen: Allein in der Amalienstraße kenne ich mindestens drei KünstlerInnen und eine Galerie! Einen der ortsansässigen Meister der reduzierten Form habe ich unlängst vorgestellt, heute widme ich meinen Tagesbeitrag dem gleichfalls unverwechselbaren Axel Voss. Der begeistert mich immer wieder mit seinen auf wenige satte Farben reduzierten Druckgrafiken im Comic-Stil:
Einheimische LeserInnen werden hier sicher gleich die prächtige Fabrikanten-Villa an der Kreuzung Karolinenstraße / Jakobinenstraße / Ritterstraße erkannt haben. Nur eine Eisenbahn-Unterführung weiter findet sich das Vorbild zu dieser Arbeit hier:
Das Ortsschild steht im Bild wie in der Realität auf der Fürther Seite der Bahnbrücke, wie man oben im Zaun-Pfeiler am Fürther Kleeblatt erkennen kann. Die linke Seite (im Motiv nicht mehr zu sehen) weist dagegen den Nürnberger Reichsadler auf... Doch zurück zur künstlerischen Umsetzung: Mir gefällt die abstrahierte und gekonnt herausdestillierte Atmosphäre der Melancholie und Verlorenheit in diesen Bildern!
Wiewohl in Fürth lebend und arbeitend, ist Axel Voss weit herumgekommen, was sich in seinem im Wortsinne farbenfrohen und vielfältigen Oeuvre widerspiegelt. Unter www.axel-voss.de kann man sich einen ersten Eindruck verschaffen, es empfiehlt sich freilich ein Besuch in des Meisters Atelier in der Friedrichstraße: Man muß die Originale sehen, um sie angemessen würdigen zu können!
Sonntag, 19. Februar 2006
Gleich um die Ecke wohnt und arbeitet mein Freund und Nachbar Udo Meyer. Als Kunsterzieher im wohlverdienten Ruhestand genießt er das Privileg, die leidige Pflicht hinter sich, die souveräne Kür aber noch überwiegend vor sich zu wissen. Ideale Voraussetzungen für produktive Schaffenskraft! Für mich als oft gestreßten Berufstätigen ist ein Besuch in Udos Atelier jedesmal ein Eintauchen in eine visuell faszinierende Welt, in der ganz andere zeitliche Maßstäbe gelten: Es kehrt nämlich zunächst einmal Ruhe ein...
Wie auf den ersten Blick zu erkennen ist, gilt Udo Meyers Aufmerksamkeit zur Zeit der Waagerechten. Die der Betrachter natürlich sofort als Horizont einzuordnen sucht. Was anhand des kleinen Fotos leider nicht so gut nachzuvollziehen ist, ist die unerhörte Dynamik im Detail, die so vielen von Udos Werken innewohnt: Oft bestehen sie aus vielen, mit breitem Strich aufgetragenen Farbschichten, an deren Kanten und Berührungszonen darunterliegende Töne hervorkommen. Da ist es dann gleich vorbei mit der Ruhe, da herrschen Leben und Bewegung, ja zuweilen Aufruhr!
Der zonebattler ist stolz darauf, einen »echten Meyer« an seiner präsentabelsten Wohnzimmerwand hängen zu haben: Schier unglaublich, wie das den Raum prägende Bild je nach Lichtsituation immer wieder anders wirkt und aussieht.
Udo Meyer ist ein waschechter Fürther, und obendrein ein sehr geselliger und unprätentiöser Zeitgenosse, der sich immer über interessierte Besucher freut!
P.S.: Ein paar von des Meisters außergewöhnlichen Habseligkeiten mußte der zonebattler seinerseits im Bilde festhalten: Zum einen seine bemerkenswerten Schuco-Spielzeuge, zum anderen die Göttin auf der Straße...
Freitag, 17. Februar 2006

...und auch gegen schwarzen Stahl hab’ ich nix einzuwenden! Nachdem ich erst vorgestern den MietMichel vorstellte, kommt heute ein befreundeter Nachbar von der eher feinmotorischen Fraktion dran: Der Goldschmied Stefan Günther. Da mich seine Profession natürlich immer wieder an Wagners Ring des Nibelungen erinnert, bin ich versucht zu behaupten, der Stefan würde seine Handwerkskunst tief in der Erde wärmenden Schoß verrichten [1]. In realiter sind es freilich nur ein paar Stufen nach unten in seinen typisch fürtherischen Hinterhaus-Werkstattkeller, doch hat auch der Atmosphäre genug (und einen wärmenden Holzofen obendrein):
Wie man auf www.SymPole.de sehen kann, fertigt der Meister äußerst individuelle und spirituell durchdachte Schmuckstücke für Haut und Haus, die so gar nichts mit dem allerorten anzutreffenden Billigkram fernöstlicher Provenienz gemein haben. Obendrein gibt er in Workshops sein Wissen und sein Können weiter, letzteres natürlich nur dann mit vorzeigbarem Erfolg, wenn die Adepten einigermaßen lernwillig, aufgeschlossen und halbwegs talentiert sind. Wer ein persönliches und ausgefallenes Geschenk für einen nahestehenden Menschen (oder auch sich selbst, wer stünde einem näher?) sucht, ist bei Stefan Günther jedenfalls an der richtigen Adresse. Die selbstverständlich in der Fürther Karlstraße zu suchen ist!
[1] Hinweis an seelenverwandte Klugscheißer: Ja, ja, ich weiß, diese Zeile stammt aus dem Tannhäuser. Sei’s drum!
Mittwoch, 15. Februar 2006
Mit diesem griffigen Slogan bietet ein freundlicher Nachbar drei Häuser weiter seine Dienste, insbesondere seine Arbeitskraft feil. Der wackere MietMichel lamentiert nicht, sondern packt an. Und hat Erfolg mit seinem Konzept! Freilich ist er schwer im Bilde festzuhalten, denn er ist stets im Einsatz und daher unablässig in Bewegung:
Zwar versteht sich auch der zonebattler im Hauptberuf als Dienstmann und damit als Diener seiner geschätzten Kundschaft, doch nötigt ihm des »MietMichels« enorme Vielseitigkeit einigen Respekt ab: Ob es eine Brandmauer aus Ziegeln zu verputzen oder eine Firewall aus Bits & Bytes zu konfigurieren gilt, der Michel ist der Mann für (fast) alle Fälle. Und damit der lebende Beweis, daß man mit Kreativität und Leistungsbereitschaft durchaus auch heutzutage seine Nische finden kann...
Weil der Verfasser dieser Lobeshymne erstens selber keine zwei linken Hände hat und zweitens von altersbedingtem Geiz befallen ist, vergibt er selten Aufträge und kann somit die Arbeit des mobilen Machers nur anhand der ihm zugetragenen Kundenstimmen beurteilen. Doch diese Referenzen sprechen für sich: Dank einhellig positiver Mundpropaganda sind des »MietMichels« Auftragsbücher stets gut gefüllt!
Wer den fleißigen Helfer im Bereich Erlangen-Fürth-Nürnberg engagieren möchte, erfährt auf seiner Homepage alles Nötige.
Sonntag, 12. Februar 2006
Ein Kumpel aus Kindertagen ist dem damals verbindenden Hobby Flugzeugmodellbau bis heute auf interessante Art verbunden geblieben: Als selbständiger Grafiker hat Egbert Friedl schon Hunderte von Bausatz-Illustrationen für den Marktführer Revell eigenhändig geschaffen. Wo immer man auf der Welt einen Flugzeug-Bausatz von Revell im Maßstab 1:32 oder 1:48 aus dem Ladenregal zieht, meist blickt man auf ein Bild, welches im gemeinsamen Heimatort Möhrendorf bei Erlangen gemalt wurde.
Messerschmitt Me 262 A‑1a
Leider geht die Arbeit für eine Industriefirma mit kreativen Einschränkungen einher, die mehr von Marketing-Zwängen diktiert sind als von künstlerischen Überlegungen: Außergewöhnliche Perspektiven sind daher meist ebenso tabu wie »Massenszenen«, die den Käufer zu der Annahme verleiten könnten, die Schachtel könnte mehr enthalten als das im Vordergrund dargestellte Hauptobjekt. Außerdem muß man sich als gedungener Gebrauchsgrafiker notgedrungen damit abfinden, daß die mit dem Verpackungsdesign beauftragten Agenturen gerne nach eigenem Gusto am Bildausschnitt herumschnippeln, wie es ihnen gerade ins Konzept paßt. Von zuweilen schrillen Farbverfälschungenanpassungen aus »verkaufspsychologischen Gründen« nicht zu reden...
Vor vielen Jahren war es Mode, gebaute und bemalte Modelle statt mehr oder weniger atmosphärisch dichten Gemälden auf den Schachteln abzubilden. Auch in dieser Disziplin ist Egbert bis heute ein Meister, der nicht viel Konkurrenz zu fürchten hat:
Focke Wulf Fw 190 D‑9
Hier handelt es sich tatsächlich um die alte Focke Wulf 190 D‑9 im Maßstab 1:32. Eine Federklemme rechts des Bildausschnittes fixiert die Revell-Maschine an der Flügelspitze und hält sie vor eine mit Transparentpapier bespannte Glasplatte, auf die ein Wolken-Dia projiziert wird. Mit einer kompressorbetriebenen Spritzpistole wird der leichtgängig gelagerte Propeller angeblasen und in schnelle Rotation versetzt. Blick durch den Sucher, »klick«, Foto im Kasten. Klingt geradezu banal, aber wer das alles für simpel hält, möge mal selbst versuchen, ein vergleichbares Ergebnis zu erreichen...
Dank seiner Perfektion brachte es Egbert dermaleinst sogar auf ein Siegertreppchen: Mit Bravour gewann er im Jahre 1984 die damals von der Firma Matchbox ausgerichtete »Deutsche Bastelmeisterschaft«:
Norduin Norseman
Leider darf man jedoch auch als Modellbauer eben nicht zu gut sein, wenn man auftragshalber für Bausatzverpackungen arbeitet: Allzu realistische erscheinende Modelle mit gekonnt aufgetragenen Alterungsspuren könnten bei der unbedarften Kundschaft unrealistisch hohe Erwartungen wecken und den naiven Klebstofftuben- und Pinselschwinger nach dem Kauf eher frustrieren...
Man sieht: Es bleibt schwierig. Hier wie anderswo muß man als Kreativer so manche »Kröte schlucken«, wenn man das Hobby zur Profession machen will. Ob dann noch Zeit und Leidenschaft für eigene, freie Arbeiten ohne das beengende Korsett externer Zielvorgaben übrigbleiben, ist überdies keineswegs ausgemacht.
Das Genre Aviation Art führt in Deutschland aus nachvollziehbaren Gründen eher ein Nischendasein: Die luftfahrthistorisch interessanteste Epoche, nämlich die Zeit von 1933 – 1945, gehört zum schwärzesten Kapitel unserer nationalen Geschichte. Daran ändern auch (und gerade) herausragende Ingenieurleistungen nichts. Die Engländer und Amerikaner aber, die mit Fug’ und Recht von sich behaupten können, damals auf der richtigen Seite gestanden zu haben, tun sich mit dem Metier erheblich leichter: Flugzeugmaler haben dort Konjunktur und genießen auch einige Reputation!
Interessenten seien an Egbert Friedls Homepage www.luft-art.de verwiesen. Individuelle Sonderanfertigungen für Luftfahrt-Enthusiasten oder Piloten (z.B. Bilder der eigenen Maschine) sind machbar, haben aber natürlich ihren Preis...
Sonntag, 22. Januar 2006
Ich eile neulich in der Mittagspause Richtung Innenstadt, um einen versehentlichen DVD-Doppelkauf umzutauschen. Der tumbe Tropf hinterm Tresen klatscht den Retourenschein ohne Not auf den durch die dünne Schutzfolie kaum geschützten Papp-Schuber und prägt sein kryptisches Kugelschreiber-Gekrakel kräftig in diesen ein. Ja, stammt der Kerl denn wirklich von einem fremden Planeten? Welcher Sammler mag so etwas noch kaufen?!
Sprachlos und kopfschüttelnd verlasse ich den Laden und frage mich einmal mehr: Wird man gefühl- und gedankenlos, wenn man so einen Job hat, oder bleibt man auf ewig subalterner Schalter-Scherge, wenn man dergestalt veranlagt ist?
Samstag, 24. Dezember 2005
Zum Fest der Liebe möchte ich an die gute Seele und das warme Herz meiner LeserInnen appellieren, hatte ich doch vor wenigen Tagen eine Begegnung der besonderen Art. Namentlich habe ich diesen traurig-tappsigen Gesellen in einer ALDI-Filiale nahe Idar-Oberstein einsitzen sehen:
Auch wenn die naturgegebene Drolligkeit der Pandas von Haus aus einen melancholischen Einschlag hat, jener hier guckte wirklich besonders deprimiert in die triste Leuchtstoffröhren-Welt, obwohl es ihm an kollegialer Gesellschaft rundherum keineswegs mangelte. Als einsam ins Leben Geworfener hockte er da, doch es fand sich niemand, der ihn knuddelte! Das stimmte ihn tieftraurig: Es fehlte dem Bären schlicht an... Liebe.
Welche weihnachtliche Lehre sollten wir aus so einem rührenden Anblick ziehen? Ein(e) jede(r) möge heute mindestens einer Kreatur seine/ihre Zuneigung besonders intensiv zeigen. Am besten einem lebenden Menschen!
Samstag, 5. November 2005
Ich eröffne heute die Rubrik Begegnungen mit einer eher unerfreulichen solchen, die aber zum Glück nur telefonisch stattfand. Unter dem Strich zeigte sie mir, daß manch einer gut daran täte, die Traghöhe seiner Nase gelegentlich einmal nachzujustieren...
Nun also, es ist schon ein paar Wochen her, wir waren auf dem Heimweg von einem Picknick im Stadtpark und sahen durch ein untypischerweise weit geöffnetes Tor in einen typischen Fürther Hinterhof. So etwas findet immer unser Interesse, also gingen wir hinein und inspizierten die Szenerie. Besonders neugierig machte uns das große Hinterhaus, dessen Tür ebenfalls offenstand. Von Warn- oder Verbotsschildern war nichts zu sehen, also betraten wir das leerstehende Gemäuer und sahen uns um.
Wie so oft in Fürth handelte es sich bei dem Hinterhaus um einen alten, längst stillgelegten Fabrikationsbetrieb, was man aus dem Vorhandensein von einem Lastenaufzug, diversen Förderbändern und allerlei alten Beschriftungen unschwer schlußfolgern konnte. Von reichlich Taubenmist abgesehen, war das Gebäude im Großen und Ganzen besenrein. Umso mehr fiel eine große Leinwand auf, die mit der Bildseite an eine Stirnwand im zweiten Stock gelehnt war...
Das riesenhafte Bild (eine interessante Pigment-Komposition) trug auf der Rückseite die Signatur eines einigermaßen stadtbekannten Künstlers, dessen Name hier aber weiss Gott nichts zur Sache tut. Ohne mir einen Reim auf den Grund seines Hierseins machen zu können, wähnte ich das Bild gefährdet durch andere unangemeldete Besucher, die möglicherweise weniger lokalhistorisch interessiert als vielmehr in alkoholisierter Randaliererlaune sein könnten. Jedenfalls hielt ich es für meine Bürgerpflicht, den Schöpfer (und mutmaßlichen Eigentümer des Bildes) über die Situation in Kenntnis zu setzen, auf daß er sich um die Sicherung seines Werkes kümmern möge.
Daheim angekommen, suchte ich im Telefonbuch sogleich des Meisters Nummer heraus und griff nach dem Hörer. [Einschub: Meine bessere Hälfte riet an dieser Stelle dringend davon ab, hier weiter tätig zu werden. Als Kenner und Liebhaber von Carl Orffs »Die Kluge« hätte ich mehr als jeder andere wissen müssen, daß man(n) solche intuitiv-weiblichen Ratschläge nicht leichtfertig in den Wind schlagen sollte!]
Also gut, in meiner helferkomplexverblendeten Torheit klingelte ich den Herrn Künstler an und hatte ihn auch gleich an der Strippe. Ich stellte mich artig vor und schilderte die vorgefundene Situation (Bild vermutlich wertvoll, jeder kommt hin, böse Buben könnten es aufschlitzen, abfackeln etc.). Der Herr Künstler seinerseits mutmaßte zunächst, ich hätte das Bild wohl eingesackt (nein), mir unberechtigt Zugang verschafft (nein), dann glaubte er mir nicht, daß alle Türen weithin offen und ungesichert waren (DOCH). Als ich ihn endlich durch mehrfaches Wiederholen meines Vortrages in jeweils variierendem Wortlaut soweit hatte, daß er die Lage in ihrer Tragweite erkannte, meinte er lapidar, er werde sich drum kümmern. Wiederhören, *klick*.
Damit hatte ich eigentlich erreicht, was ich wollte: Im Grunde war es für mich eine Selbstverständlichkeit, einen offenbar unbeabsichtigte Gefährdung fremder Leute Eigentum diesen zur Kenntnis zu bringen. Was mich aber doch eine ganze Zeit lang noch ordentlich gewurmt hat: Der Herr Künstler mag sich für einen Künstler halten oder meinethalben auch einer sein, ein wirklicher Herr indessen ist er nicht, denn das Wörtchen »danke« scheint ihm völlig fremd... Merkwürdig: So groß ist sein Ruhm denn auch wieder nicht, daß er ihm dermaßen zu Kopf gestiegen sein sollte?!
Süßer und scharfer Senf:
Flexibilität ist allesBedaure, ich bin Blogger und kein Beschaffer. Es wird Dich allenfalls etwas...
Flexibilität ist allesUnd noch was: Ich finde es sehr lustig, dass du den "Orangeli"...
Flexibilität ist allesP.P.S.: Mir ist mein "Gelbi" wirklich wichtig! Das Angebot mit den 9...
Flexibilität ist allesP.S.: Du kannst mir vertrauen, ich meine solche Angebote ernst. Ich würde...