Zum Inhalt springen


zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Montag, 12. Februar 2007

Von der Ohn­macht

Zwei­mal werk­täg­lich kom­me ich an der Ecke Karl­stra­ße / Ka­ro­li­nen­stra­ße vor­bei, welch­sel­be dank ei­ner klei­nen Grün­flä­che mit Baum in der Mit­te et­was far­bi­ge Ab­wechs­lung in die süd­städ­ti­sche Stein- und Asphalt­wü­ste bringt. Seit sei­ne ma­ro­de Ein­zäu­nung amt­li­cher­seits zu­rück­ge­baut wur­de, hat sich sehr bald ein ab­kür­zen­der Tram­pel­pfad dia­go­nal durch das Plätz­chen ge­bil­det. Men­schen- und Was­ser­strö­me sind hin­sicht­lich ih­res Fließ­ver­hal­tens und in­tel­lek­tu­el­len Ni­veaus be­kannt­lich oh­ne wei­te­res ver­gleich­bar...

Tag­täg­lich wer­de ich al­so auf mei­nem Hin- und Rück­weg mit der Ent­schei­dung kon­fron­tiert, ent­we­der den an­de­ren tumb nach- und da­mit die trau­ri­gen Mi­ni-Wie­se nie­der­zu­tram­peln, oder aber wei­ter­hin den bis­he­ri­gen Ha­ken zu schla­gen, was mei­nen Weg et­was ver­län­gern wür­de, dem ge­schun­de­nen Ra­sen­rest frei­lich auch nichts hül­fe: Der ist schließ­lich schon durch un­ge­zähl­te an­de­re Fü­ße ge­plät­tet!

Wer nun meint, der zone­batt­ler hät­te kei­ne wirk­li­chen Sor­gen, der irrt: Was hier im Klei­nen zu be­ob­ach­ten ist, pas­siert ge­nau­so im glo­ba­len Maß­stab: Wie im Hei­se News­ticker zu le­sen war, könn­te Vi­sta ei­ne Flut an Com­pu­ter­schrott er­zeu­gen. Das neue Com­pu­ter-Be­triebs­sy­stems des Markt­füh­rers Mi­cro­soft ist ja be­kannt­lich wie­der ein­mal er­heb­lich res­sour­cen­hung­ri­ger als sein Vor­gän­ger und kur­belt so­mit auch den Ver­kauf neu­er Hard­ware kräf­tig an.

Wäh­rend un­ser­eins al­so nach wie vor mit Win­dows 98 und 500 MHzen un­ter der Blech­hau­be durch die vir­tu­el­len Wel­ten ei­ert, wird an­dern­orts weit Mo­der­ne­res auf den Müll ge­kippt, was mir noch vie­le Jah­re tau­gen tä­te! Und auch hier be­kommt ei­ner wie ich, der aus Grün­den der Nach­hal­tig­keit und Roh­stoff­scho­nung nicht stän­dig auf­rü­sten mag, letzt­lich nur die Nach­tei­le zu spü­ren, oh­ne auch nur das Ge­ring­ste an den Fol­gen der um­welt­be­la­sten­den Ver­schwen­dung än­dern zu kön­nen. Trotz­dem: Ein je­der keh­re vor sei­ner ei­ge­nen Tü­re und fan­ge bei sich sel­ber an! Noch be­steht nicht nur Meinungs‑, son­dern auch Kon­sum­frei­heit...

Samstag, 10. Februar 2007

Färdd wärdd (oder geht ba­den)

Die Für­ther Nach­rich­ten ste­hen heu­te ganz im Zei­chen des frisch er­öff­ne­ten »Stadt­mu­se­ums Lud­wig Er­hard«. In sa­ge und schrei­be drei Ar­ti­keln wird das The­ma aus- und breit­ge­walzt:

»Kul­tur-Sau­er­stoff­zu­fuhr für die In­nen­stadt«

»Ge­schich­te mit­ten in der Stadt«

»Mo­sa­ik­stei­ne aus dem far­bi­gen Vor­ort Ita­li­ens«

In letzt­ge­nann­ten Bei­trag glaubt des­sen Au­tor dar­auf hin­wei­sen zu müs­sen, daß es in Fürth dem Ver­neh­men nach reich­lich »Neun­mal­klu­ge« gä­be [1]. Da fühlt sich der zone­batt­ler na­tür­lich so­fort an­ge­spro­chen und zö­gert nicht, sei­ne Mei­nung kund­zu­tun. Al­ler­dings vor­erst nicht zum neu­en Stadt­mu­se­um, zu wel­chem er sich ei­ne sol­che bis­lang noch nicht bil­den konn­te, son­dern zum Über­ra­schungs-Coup des Er­öff­nungs-Eh­ren­ga­stes Staats­mi­ni­ster Tho­mas Gop­pel, der un­ser Ge­mein­we­sen zur »Wis­sen­schafts­stadt Fürth« be­för­dern möch­te. Das, wer­tes Pu­bli­kum, er­scheint mir an­ge­sichts der Nach­bar­schaft zu Er­lan­gen und Nürn­berg als reich­lich über­trie­ben, wenn nicht nach­ge­ra­de lä­cher­lich. Bad Fürth wä­re al­le­mal die stil­vol­le­re Al­ter­na­ti­ve!

 
[1] desgl. sie­ben­ge­schei­te Schrei­ber­lin­ge (Anm. des Verf.)

Donnerstag, 8. Februar 2007

Er kann’s nicht las­sen...

Erst be­trieb er ei­nen ita­lie­ni­schen Im­biß am Kai­ser­platz, dann pro­bier­te er es mit ei­nem klei­nen Fach­ge­schäft für ita­lie­ni­sche Des­sous und Da­men­mo­den (!) in der Kö­nig­stra­ße, da­nach führ­te er ei­ne win­zi­ge Piz­ze­ria in der Fich­ten­stra­ße und dann ver­lor ich Do­me­ni­co aus den Au­gen, wenn auch nicht voll­stän­dig aus dem Sinn.

Jetzt re­üs­siert er mit ei­nem neu­en Im­biß na­mens »Pron­to Piz­za« in der Nürn­ber­ger Stra­ße 4, ge­nau ge­gen­über dem Ba­by­lon-Ki­no. Ein er­ster Selbst­ver­such ge­stern Abend er­gab er­war­tungs­ge­mäß, daß sei­ne ori­gi­nal ita­lie­ni­schen Piz­zen (Piz­zas, Piz­zi, wha­te­ver) so her­vor­ra­gend schmecken wie eh und je! Der Schup­pen ist win­zig, sit­zen kann man nur auf der Fen­ster­bank (mehr läßt das Ord­nungs­amt bei ei­nem am­bu­lan­ten Schnell­im­biß oh­ne Toi­let­ten nicht zu), doch die At­mo­sphä­re ist stets warm und herz­lich, was ei­ner­seits ei­nem gas­be­trie­be­nen Flä­chen­heiz­strah­ler, an­der­seits Do­me­ni­cos Ma­ma zu­zu­schrei­ben ist, wel­che den La­den schmeißt, wäh­rend der Fi­li­us be­stell­te Wa­re aus­lie­fert.

Als ge­mei­ner Piz­zaf­res­ser (piz­za­vo­rus vul­ga­ris) emp­fiehlt der zone­batt­ler den kom­mu­ni­ka­ti­ons­freu­di­gen Do­me­ni­co und sei­ne Teig­fla­den ger­ne wei­ter und hofft, trotz­dem noch hin und wie­der selbst ei­nen frei­en Sitz­platz in des­sen Schau­fen­ster vor­zu­fin­den...

Samstag, 3. Februar 2007

Mäd­chen in Uni­form

Faschings-Gezappel im Fürther City Center
 
Fa­schings-Ge­zap­pel im Für­ther Ci­ty Cen­ter
 
 
Chinesisches Neujahrsfest in der Grünen Halle
 
Chi­ne­si­sches Neu­jahrs­fest in der Grü­nen Hal­le
Montag, 29. Januar 2007

Wa­gen statt Za­gen

Wie fast je­dem Sams­tag ha­be ich mir auch vor­ge­stern abend ei­ne ri­tu­el­le TV-Vier­tel­stun­de mit Franz Xa­ver Gernstl ge­gönnt. [1]

Dies­mal kam er in der Nä­he von Leip­zig an ei­nem Ket­ten­sä­gen-Wett­be­werb vor­bei. Nein, kei­ne Hor­ror-Ge­schich­ten dort, es wa­ren viel­mehr Künst­ler am Werk, die mit ih­ren knat­tern­den Ge­rä­ten höchst fein­füh­lig be­mer­kens­wer­te Skulp­tu­ren aus ro­hen Baum­stücken oder ‑stümp­fen her­aus­schäl­ten. Der Sie­ger des Wett­sä­gens war auch als Mensch sehr be­mer­kens­wert, und sei­ne Aus­sa­gen über die mensch­li­che Krea­ti­vi­tät ha­ben mich nach­hal­tig be­ein­druckt.

Nach sei­ner An­sicht braucht es drei Din­ge:

  • hand­werk­li­ches Kön­nen

  • Fan­ta­sie

  • den Mut zum Aus­pro­bie­ren

Ins­be­son­de­re am letz­ten Punkt wür­den die mei­sten Men­schen un­ver­ständ­li­cher­wei­se schei­tern: Sie wol­len ger­ne, sie könn­ten viel­leicht auch, aber sie wa­gen es nicht.

Hier­mit er­geht drin­gen­der Auf­ruf an al­le ir­gend­wo ir­gend­wie Zau­dern­den, es be­herzt zu pro­bie­ren, was im­mer es auch sei. Mehr als schief­ge­hen kann es ja nicht, und das muß ja kein Bein­bruch sein. Son­dern ei­ne Er­fah­rung. Und ein An­sporn zum Wei­ter­ma­chen.

Ein wei­ser Rat. Hof­fent­lich den­ke ich ge­le­gent­lich auch sel­ber dran... ;-)

 
[1] Sams­tags auf BR al­pha, 20:00 – 20:15 Uhr

Sonntag, 28. Januar 2007

So weit die Fü­ße tra­gen

Fünf Stun­den ge­sel­li­gen Stap­fens durch den Schnee rund um Kas­berg in der Frän­ki­schen Schweiz. Ei­si­ger Wind, fri­sche Luft, wei­te Fel­der, fast men­schen­leer.

Schnee in der Fränkischen Schweiz

Zur Halb­zeit Kaf­fee und selbst­ge­mach­ten Ku­chen in ei­nem Klein­tier­züch­ter­heim: Die Tas­sen heiß, das Back­werk dop­pelt so groß wie in der Stadt, da­für we­ni­ger als halb so teu­er. Fröh­li­ches Auf­tau­en al­lent­hal­ben.

Da­heim an­ge­neh­me Mat­tig­keit und Schwe­re in den Glie­dern. Der Schlaf wird tief und traum­los wer­den. Ein gu­ter Tag.

Mittwoch, 24. Januar 2007

Blitz­mer­ker

Ge­row von Ran­dow hat in der Zeit be­merkt, daß noch nicht al­le be­merkt ha­ben, was das In­ter­net an be­mer­kens­wer­ten Än­de­run­gen zei­tigt: Le­ben im Netz heißt sein Ar­ti­kel, der durch die Kom­men­ta­re am Schluß erst rich­tig be­mer­kens­wert wird!

P.S.: Ich ha­be den vor ei­ner Wo­che er­schie­ne­nen Ar­ti­kel auch erst heu­te be­merkt...

Dienstag, 23. Januar 2007

Sprach­vir­tuo­si­tät aus dem Gift­schränk­chen

Ein ge­wis­ser Gerd Gai­ser war in der noch jun­gen Bun­des­re­pu­blik ein viel­ge­le­se­ner und viel­dis­ku­tier­ter Au­tor, heu­te ist er so gut wie ver­ges­sen. Von sei­nen zahl­rei­chen Ro­ma­nen, Er­zäh­lun­gen und an­de­ren Wer­ken ist der­zeit nichts mehr im re­gu­lä­ren Buch­han­del er­hält­lich, in man­cher Bi­blio­thek läßt sich je­doch zu­min­dest der wei­land ge­fei­er­te Nach­kriegs­zeit-Ro­man »Schluß­ball« ent­lei­hen.

Daß der Ruhm des Au­tors heu­te er­lo­schen ist, liegt si­cher auch (und vor al­lem) an sei­ner per­sön­li­chen Hal­tung und po­li­ti­schen Ein­stel­lung: Als fa­na­ti­scher An­hän­ger der na­tio­nal­so­zia­li­sti­schen Blut-und-Bo­den-Ideo­lo­gie hat er wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges schlim­me Haß­ti­ra­den zu Pa­pier ge­bracht. Der Un­ter­gang des Drit­ten Rei­ches, von ihm da­her auch als per­sön­li­che Ka­ta­stro­phe er­lebt, präg­te Gai­sers un­ver­wech­sel­ba­ren Stil: In ele­gisch lar­moy­an­ter Wei­se schil­dert er ‑nicht oh­ne im­mer wie­der durch­schim­mern­des Selbst­mit­leid- ei­ge­ne Er­leb­nis­se oder fik­ti­ve Be­ge­ben­hei­ten aus je­nen be­weg­ten Zei­ten.

Was al­so macht die­sen Schrift­stel­ler über­haupt er­wäh­nens­wert, wie­so konn­te er sei­ner­zeit ge­stei­ger­te Be­ach­tung fin­den? Nun, es ist die fes­seln­de Sug­ge­stiv­kraft sei­ner pla­sti­schen und bild­rei­chen Spra­che. Gai­sers Stär­ke lag, so wür­dig­te in ei­nem zu sei­nem To­de im Ju­ni 1976 ver­faß­ten Nach­ruf so­gar Mar­cel Reich-Ra­nicki, »in der Wie­der­ga­be sinn­li­cher Wahr­neh­mun­gen, in der Schil­de­rung des Ko­lo­rits, im At­mo­sphä­ri­schen«. Die von Reich-Ra­nicki kon­sta­tier­te »au­ßer­or­dent­li­che In­ten­si­tät der Dar­stel­lung« macht in der Tat das Fas­zi­nie­ren­de der Gai­ser­schen Pro­sa aus, es bleibt be­mer­kens­wer­te, zu­wei­len im Wort­sin­ne er­grei­fen­de Sprach­kunst.

Das im Fol­gen­den ex­em­pla­risch an­ge­spro­che­ne Buch »Die ster­ben­de Jagd« ist we­ni­ger ein Ro­man im klas­si­schen Sin­ne als viel­mehr ei­ne An­ein­an­der­rei­hung in­ten­si­ver Ein­drücke und Sze­nen, qua­si ein ver­ba­les Mo­sa­ik, aus dem ein ge­fühls­be­ton­tes Ge­samt­bild er­wächst. Es geht um den ver­zwei­fel­ten Kampf der deut­schen Jagd­flie­ger ge­gen die er­drücken­de Über­macht der al­li­ier­ten Bom­ber­strö­me in der Spät­pha­se des 2. Welt­krie­ges. Man mag Gai­ser zu Recht die Fä­hig­keit ab­spre­chen, ei­nen gro­ßen er­zäh­le­ri­schen Bo­gen span­nen zu kön­nen, sein ex­pres­si­ver Patch­work-Stil fes­selt den Le­ser gleich­wohl auf höchst un­ge­wöhn­li­che Art.

Ob es an­de­rer­seits ad­äquat ist, ein der­ar­ti­ges The­ma in solch äs­the­ti­sie­ren­der Wei­se ab­zu­han­deln, er­scheint na­tür­lich zwei­fel­haft: Nach­hal­tig be­ein­druckend ist es aber al­le­mal. Da das Buch heu­te nur noch an­ti­qua­risch ge­fun­den wer­den kann, möch­te ich hier mit ei­ner klei­nen Le­se­pro­be die Gai­ser­sche Wort­vir­tuo­si­tät de­mon­strie­ren. Als nö­ti­ges »Ge­gen­gift« zur trun­ke­nen Sprach-Äs­the­tik soll­te man sich frei­lich gleich an­schlie­ßend den kri­ti­schen Auf­satz »Gerd Gai­sers Rei­ter am Him­mel« von Rein­hold Grimm zu Ge­mü­te füh­ren...

Gerd Gai­ser: Die ster­ben­de Jagd (Ka­pi­tel 23)
 
Hin­ab! Sie such­ten ein­an­der. Sie such­ten ei­ner den an­dern auf und zer­stör­ten sich. Sie lu­den sich auf mit Ton­nen von Treib­stoff und mit Ton­nen von Spreng­stof­fen, um ein­an­der in Stücke zu bla­sen. Lau­ter teu­re To­te, der Tod ko­ste­te viel. Nie­mand kann für Le­ben­di­ge so viel aus­ge­ben. So ho­he Ko­sten recht­fer­tigt al­lein der Krieg. Hin­ab! Wer stark ist, zer­fetzt den an­dern. Hin­ab. Im­mer mehr hin­ab und her­un­ter. Wer hin­ab ist, kommt nicht wie­der her­auf.
 
Der Un­ter­of­fi­zier Mahn kam auf Po­si­ti­on, drück­te an und schoß, er leg­te vor sich ei­ne Feu­er­stra­ße, die sein Geg­ner, ein Jä­ger, schnei­den muß­te. Da­vor­hal­ten, dach­te er und hör­te den al­ten Gritz­ner, der sag­te mit sei­ner grun­zen­den Stim­me: »Halt ihm vor die Schnau­ze, das ist mei­ne Tour, laß ihn hin­e­inflie­gen.« Im spit­zen Win­kel wuch­sen sie auf­ein­an­der zu, drü­ben ein Fleck auf den Ble­chen, ein Fleck auf die sau­ber­ge­feg­te Flan­ke hin­ge­rotzt und vor­her nicht da­ge­we­sen; er spür­te den Schweiß aus­bre­chen in Len­den und Ach­seln und setz­te zum Schrei an, da hör­te er plötz­lich, was in der Kopf­mu­schel plärr­te und schon vor­hin da­ge­we­sen war, oder was heißt vor­hin, ei­nen Bruch­teil von ei­nes Atem­zugs Län­ge: der an­de­re Schrei, der ihn warn­te; aber schon war der Se­gen über ihm. Es schmet­ter­te von schräg hin­ten in sei­ne Ka­bi­ne, beu­tel­te ihm den Kopf und bog ihn. Oh Le­ben, all das Dröh­nen und Bel­len ging in ein ho­hes Sir­ren über wie von Zi­ka­den, be­täu­bend, den Atem zer­stö­rend, in der Mit­tagstil­le, auf dem Mon­te Pin­cio über Rom, be­täu­bend wie Äther, die Mit­tags­zi­ka­de, jetzt sah man das Sir­ren far­big, Rin­ge von iri­sie­ren­dem Licht, ela­sti­sche, bis zum Sprin­gen be­an­spruch­te Rin­ge aus fei­nem me­tal­li­schem Stoff, Rin­ge, ins Milch­wei­ße mün­dend, und dann trä­ger ro­tie­ren­de Schei­ben, und dann das Sir­ren wie un­ter sei­de­nen Kis­sen er­stickt.
 
Ein Feld­we­bel na­mens Lutz, sie­ben­te Staf­fel, tak­ti­sche Num­mer Elf, sah den Vor­gang mit an. Merk­wür­dig, jetzt fin­gen die bei­den Flug­zeu­ge zu klet­tern an, dann schlug zu­erst aus dem frem­den Flug­zeug die Flam­me, es schmier­te seit­wärts über ei­ne Flä­che hin­ab. Die ei­ge­ne Ma­schi­ne flog noch ei­nen Au­gen­blick län­ger, dann schien sie über­zo­gen zu ste­hen, und dann tauch­te sie mit der Spit­ze vorn­über und fiel ei­ne Strecke weit durch wie ein Stein. Jetzt fing sie sich, schwang pen­delnd um ei­ne senk­rech­te Ach­se, tru­del­te und ließ ih­re Flä­chen blit­zen. Jetzt war sie schon sehr klein, ein Spiel­ding, tot, zer­brech­lich und zart, sie schob wie ein Fal­ter vorm Wind schräg über ei­ne samt­grü­ne Flä­che, ein Feld von Lu­zer­nen, ein Kie­fern­wäld­chen, viel­fin­ge­rig wie ein Hand­schuh, das in grau­en Sand aus­lief, und dort war jetzt der Schat­ten auf­ge­taucht und rann dem stür­zen­den Flug­zeug sehr rasch ent­ge­gen. Das währ­te noch ei­nen Au­gen­blick, dann die Stich­flam­me, ei­ne Brun­nen­säu­le von Dreck, die ei­nen Au­gen­blick stand und sich fein zer­teil­te und kreis­för­mig aus­ein­an­der­sank.
 
Lutz dreh­te den Kopf flei­ßig, denn er hat­te nie­mand mehr hin­ter sich. Ei­nen Au­gen­blick war der Raum leer, die Lee­re der Schlacht, die Stil­le zwi­schen zwei Atem­zü­gen, er hat­te die Schlacht aus dem Ge­sicht ver­lo­ren, die Schlacht hat­te ihn aus­ge­spuckt. Bläue oben und un­ten, ein paar Wölk­chen tief drun­ten kraß und flott über ih­ren Schat­ten. Die Zei­ger am In­stru­men­ten­brett, leicht wie Gei­ster­zun­gen. Sa­cra con­ver­sa­zio­ne. Das tie­fe Ge­dröhn, das Dröh­nen der blau­en Mu­schel; die Mu­schel dröhn­te um ihn, sü­ßer Ge­sang, Welt süß und dröh­nend, das Mu­schel-Lied. Dann kehr­te er jäh zu sich selbst und sah al­le drei Pulks fast auf ei­nen Schlag.
 
Er sah ei­ge­ne Jä­ger, an­schei­nend ei­ne Staf­fel, al­le mit gel­ben Num­mern, al­so die Neun­te, aber nur sie­ben Flug­zeu­ge, ein Schwarm­keil vor­aus und dann ab­ge­setzt drei Ma­schi­nen in Rei­he flie­gend. Dann sah er zwei­tens ei­nen an­de­ren Jagd­ver­band, und das wa­ren kei­ne ei­ge­nen Jä­ger, vie­le Punk­te, gif­tig und mücken­klein und so hän­gend, daß sie so­gleich auf die­se Staf­fel zu sto­ßen ver­moch­ten. Sprech­ver­kehr hör­te er nicht, aber er sah, daß die gel­ben Num­mern ge­ra­de­aus wei­ter­zo­gen. Of­fen­bar küm­mer­ten sie sich nicht um den Pulk, der sich über ih­nen be­fand. Und des­halb, oh­ne ei­ne ge­naue Ver­knüp­fung sei­ner Ge­dan­ken, so wie der An­blick der To­des­ver­ach­tung ei­nen Sog aus­übt, hielt der Feld­we­bel Lutz Kurs auf die­se Staf­fel. Und jetzt sah er drit­tens, daß die­se Ma­schi­nen ih­rer­seits schon im An­griff la­gen. Sie flo­gen ge­ra­de­aus ge­gen ei­nen schwe­ren Pulk. Das ging al­les sehr schnell, die Ge­schwin­dig­kei­ten fra­ßen ein­an­der weg, Feu­er­schlä­ge, auf­rei­ßen­de Lich­ter vor­ne und rechts und links, Licht­ge­stö­ber, Licht­stö­ße oben und un­ten; wie in der Schmie­de, in der brül­len­den Schmie­de mit­ten dar­in, sie fie­len und lie­ßen sich fal­len, zer­sto­ben wie Fun­ken im Sturm, kei­ner sah mehr den an­dern, zwei schleif­ten wei­ße Fah­nen, Lutz sel­ber brann­te, ei­ne Flam­me leck­te ihn an und war weg wie ein­ge­haucht, dann spie es wie­der, spie wie Flam­menge­blä­se und ruß­te ihn an. So­fort schoß er die Ka­bi­nen­hau­be ab, riß Hau­be und Gur­te auf und wand sich halb er­stickt auf den Bord­rand.
 
Der Fahrt­wind um­schlang ihn brül­lend, feg­te ihn ab, nahm den Atem, es gur­gel­te in sei­ner Keh­le und schnitt ins Ge­därm, sei­ne Hän­de wehr­ten sich, sie ka­men nicht nach, dum­me Hän­de, die sich wehr­ten und nicht los­lie­ßen, wo es dar­auf an­kam los­zu­las­sen; dann war der Druck mäch­ti­ger und leg­te ihn um. Ei­ne Schwin­ge schoß an ihm vor­bei, ein furcht­ba­rer Streich, der ihn fehl­te. Dann er selbst ein Bün­del in der Luft, schlen­kernd, den Mund voll Druck, und dann krampf­haft die Bei­ne an­ge­krümmt wie ein Kind in der Mut­ter, ein Kind in der gro­ßen Mu­schel, kopp­he­ister und noch ein­mal hei, noch ein­mal him­me­l­an und auf und hin­an zu der lu­sti­gen Er­de, mit dem dicken Kopf schwap­pend voll Blut und den flie­ßen­den Au­gen, mit dem Salz­was­ser die Wan­gen her­ab, him­me­l­an und die himm­li­schen Heer­scha­ren auch da­bei, Frie­de auf Er­den und al­len die gu­ten Wil­lens sind. Den Men­schen ein Wohl­ge­fal­len, die Er­de so weit und so lu­stig grün. Ei­ne Fa­brik so spa­ßig wie aus der Span­schach­tel, ei­ne Fa­brik, ken­ternd und noch ein­mal ganz her­um, und dann in der Luft Bla­sen, Bla­sen wie Glas­ku­geln, an­mu­ti­ge Ver­nei­gung der Ku­geln, und noch ein­mal ganz her­um. Er wuß­te bis da­hin von sei­ner Hand nichts. Sei­ne Hand ar­bei­te­te, er und sei­ne Hand, das wa­ren wie­der zwei Din­ge, und die Hand war be­son­ne­ner als der Feld­we­bel Lutz. Sie hat­te den Griff ge­ris­sen. Sein Kör­per emp­fand den Ruck, als das Öff­nen des Fall­schirms ein­setz­te, ei­nen Ruck und noch ei­nen. Es zerr­te und stieß, aber jetzt war der Sturz ge­bän­digt. Die Kraft nahm zu, die über dem Sturz sich aus­ge­fal­tet hat­te. Wohl­ge­fäl­lig, halb be­täubt sah Lutz das wei­ße Se­gel über sich auf­ge­bläht, das flü­stern­de Sei­den­zelt. Es war ei­ne Kup­pel, und die Kup­pel hü­te­te ihn. Sie gab ihm nach und ließ ihn spie­len. Er schwang wie ein Kind in den Turn­rin­gen. Es war ihm, als schwe­be er auf­wärts, ob­wohl er noch im­mer mit sie­ben Se­kun­den­me­tern stürz­te. Und jetzt auch ver­spür­te er ei­ne Zug­luft an sei­nem lin­ken Bein. Er sah an sich hin­un­ter und sah sei­nen Fuß in der grau­en Woll­socke, den Fuß über der Er­de. Er hat­te im Aus­stei­gen den ei­nen Pelz­stie­fel ein­ge­büßt.

Rein hand­werk­lich könn­te sich da so man­cher ei­ne Schei­be von der Schrei­be ab­schnei­den, den­ke ich mir. In­halt­lich gilt es zu­wei­len, kri­ti­sche Di­stanz zu wah­ren!

Loh­nens­wert ist es üb­ri­gens auch, nach der Gaiser’schen Er­zäh­lungs­samm­lung »Gib’ acht in Da­mo­kosch« Aus­schau zu hal­ten. Wer mit dem mal pa­sto­sen, mal leicht­fü­ßig skiz­zier­ten Wort­ge­mäl­den Gai­sers et­was an­fan­gen kann, wird sich dann ver­mut­lich auch nach den wei­te­ren Wer­ken des ehe­ma­li­gen Jagd­flie­gers und Kunst­er­zie­hers um­se­hen wol­len: Heut­zu­ta­ge sind sei­ne Bü­cher in al­ten Aus­ga­ben über amazon.de pro­blem­los zu be­kom­men.

Samstag, 20. Januar 2007

Pro­to­koll ei­nes Ge­stran­de­ten

Am gest­ri­gen Mor­gen hieß es ja be­kannt­lich: Al­le Rä­der ste­hen still, weil der Herr Pe­trus es so will. Be­vor ich mit der U‑Bahn in Rich­tung Nürn­berg fuhr, ha­be ich mich noch über ei­nen im Für­ther Haupt­bahn­hof ste­hen­den ICE 3 ge­wun­dert. So­eben wird mir klar, daß der da seit dem Vor­abend ver­harrt ha­ben muß: Im Spie­gel be­rich­tet ein be­trof­fe­ner Fahr­gast von sei­ner un­frei­wil­lig in Fürth ver­brach­ten Nacht. Viel Ge­le­gen­heit, die Schön­hei­ten un­se­rer Stadt zu ent­decken, hat der ar­me Mann na­tur­ge­mäß nicht ge­habt, dar­um sei ihm sein mil­der Sar­kas­mus gnä­dig ver­zie­hen...

P.S. Falls sich der, die, das Link zu SPIEGEL ONLINE als kurz­le­big er­wei­sen soll­te: Die Ge­schich­te ist auch als Blog­bei­trag des Be­trof­fe­nen ver­füg­bar!

Montag, 15. Januar 2007

Bes­ser spät als nie!

Der zone­batt­ler freut sich, sei­ne leib­haf­ti­ge Mut­ter in der Le­ser­schaft be­grü­ßen zu dür­fen: Die­se hat in er­sten vir­tu­el­len Geh- bzw. Surf­ver­su­chen [1] ih­res äl­te­sten Soh­ne­man­nes bi­zar­res Pseud­onym so lan­ge durch­buch­sta­biert, bis sie des­sen Blog ge­fun­den und er­folg­reich an­ge­klickt hat. Cha­peau!

 
[1] Rech­ner: Mac, Brow­ser: Sa­fa­ri, was der ver­win­dows­te zone­batt­ler ins­ge­heim er­leich­tert be­grüßt, da er für je­ne Platt­form kein kom­pe­ten­ter Hot­li­ner ist... ;-)

Samstag, 13. Januar 2007

Ro­ter Rö­ster

Mei­nen letz­ten Toa­ster kauf­te ich mir im Ok­to­ber 1990, und schon da­mals fiel mir die Aus­wahl über­aus schwer: Kaum ein Ge­rät ver­moch­te al­le mei­ne Aus­wahl­kri­te­ri­en gleich­zei­tig zu er­fül­len! Da­bei er­schie­nen mir die als durch­aus nicht über­zo­gen:

  • Lang­schlitz-Ge­rät (zwecks ge­le­gent­li­chen Rö­stens re­gu­lä­rer Brot­schei­ben)

  • in­te­grier­ter Bröt­chen­auf­satz zum Aus­klap­pen (kein lä­sti­ges Ex­tra-Teil)

  • Krü­mel­schub­la­de (der leich­te­ren Rei­ni­gung hal­ber)

  • neu­tra­le Farb­ge­bung, kein kit­schi­ges Zwie­bel­mu­ster o.ä.

Nach ziem­lich lan­gem Su­chen wur­de ich dann fün­dig bei und glück­lich mit ei­nem »Form+Funktion Elec­tro­nic Toa­ster Typ 1316« für stol­ze DM 99,95. Das fei­ne High­Tech-Ge­rät in ed­lem Schwarz ver­fügt so­gar über ei­ne Rei­he Leucht­di­oden, die den Bru­zel­fort­schritt an­zei­gen: Wenn die letz­te er­lischt, pfeift ein ner­vi­ger Pie­zo-Laut­spre­cher den Be­die­ner (oder des­sen But­ler) her­bei, der dann ge­ra­de recht­zei­tig zum Toast­aus­wurf die Kü­che be­tritt.

Das Ge­rät ver­rich­te­te sang- (wenn auch nicht klang-)los über vie­le Jah­re hin­weg sei­nen Dienst. Vor et­li­chen Mo­na­ten funk­tio­nier­te mit ei­nem Mal die ei­ne Heiz­spi­ra­le nicht mehr: Sie blieb ein­fach dun­kel, wäh­rend ih­re Zwil­lings­schwe­ster ge­gen­über fröh­lich wei­ter­glüh­te. Nach dem Öff­nen des Ge­häu­ses (ei­ne Wis­sen­schaft für sich bei die­sen elen­den Wi­der­ha­ken-Schnapp­ver­bin­dun­gen) wuß­te ich mir auf recht ru­sti­ka­le Art zu hel­fen: Ich dehn­te den an ei­nem Iso­la­to­ren­de ge­ris­se­nen Wi­der­stands­draht ein we­nig, zog ihn durch die ge­nie­te­te Kon­taktö­se und klemm­te ihn dort mit drei klei­nen Schu­ster­nä­geln or­dent­lich fest. Ei­ne Löt­ver­bin­dung hät­te sich doch an­ge­sichts der ge­woll­ten Hit­ze­ent­wick­lung so­fort wie­der ver­flüs­sigt! Im­mer­hin, der Klemm­kon­takt hat dau­er­haft ge­hol­fen (und ge­hal­ten), die paar Ohm Wi­der­stands­ver­än­de­rung durch den mi­ni­mal ver­kürz­ten Heiz­draht sind ja un­kri­tisch.

Zu­fäl­lig kam uns vor­ge­stern abend in ei­nem Wert­stoff­hof in der Nä­he ein bis auf die feh­len­de Krü­mel­schub­la­de (grum­mel) und die nicht vor­han­de­ne LED-Vi­sua­li­sie­rung (wurscht) weit­ge­hend bau­glei­cher Toa­ster von Krups un­ter die Au­gen und in die Fin­ger, der ei­nen un­wi­der­steh­li­chen Vor­zug auf­wies: Er war so rot wie un­se­re Re­tro-Kü­che... Oben­drein ko­ste­te er nur 1 EUR, mit­hin 1/50 sei­nes no­blen Bru­ders bei mir da­heim. Al­so su­bi­to ein­ge­sackt und mit­ge­nom­men!

In­zwi­schen ha­be ich den ro­ten Rö­ster zer­legt und in- wie aus­wen­dig gründ­lich ge­rei­nigt: Die vor­han­de­nen Ge­brauchs­spu­ren wa­ren nur ober­fläch­li­cher Siff, der sich leicht ab­pin­seln (in­nen) oder ab­spü­len (au­ßen) ließ. Un­term Strich be­scher­te mir der Schnäpp­chen­kauf ei­ne hal­be Stun­de fröh­li­chen Ba­stel­spa­ßes und ei­nen neu­wer­ti­gen Toa­ster, der zu­dem wun­der­bar in die Kü­che paßt. Der vor­han­de­ne Edel-Er­hit­zer wird nicht et­wa auf’s Al­ten­teil ge­schickt, son­dern im Eß­zim­mer auf ei­nem Ser­vier­wa­gen dau­er­haft pla­ziert. Ein un­ver­hoff­ter Kom­fort­ge­winn, da ich dann nicht mehr mit dem Brot­körb­chen hin- und her­pen­deln muß! Ei­nen zeit­gleich (für läp­pi­sche 20 Cent) er­stan­de­nen, eben­so form­schö­nen wie edel ver­sil­ber­ten Toast­schei­ben­hal­ter kann ich bei Ge­le­gen­heit wei­ter­ver­schen­ken, denn jetzt kann ja an sämt­li­chen Eß­plät­zen frisch ge­toa­stet wer­den!

Ein­mal mehr frei­lich muß ich mich über un­se­re Kon­sum­ge­sell­schaft wun­dern: Ei­ner wie ich, der sich den fet­te­sten De­si­gner-Toa­ster aus li­mi­tier­ter Künst­ler-Edi­ti­on lei­sten könn­te, wird glück­lich mit ei­nem selbst auf­po­lier­ten Ge­braucht­ge­rät aus an­de­rer Leu­te Spen­den­ki­ste. Vie­le aber, die Spar­sam­keit nö­ti­ger hät­ten, kau­fen al­le Jah­re wie­der ein neu­es Trum, wel­ches sie in kur­zer Zeit her­un­ter­wirt­schaf­ten und dann ent­sor­gen, nicht sel­ten auf kri­mi­nel­le Wei­se. Doch die we­nig­sten scheint es zu jucken, daß al­le in­du­stri­el­le Pro­duk­ti­on zu La­sten un­se­rer Le­bens­grund­la­gen geht, al­so schon von da­her ein pfleg­li­cher Um­gang mit den ei­ge­nen Hab­se­lig­kei­ten an­ge­zeigt wä­re. Aber was reg’ ich mich auf, jetzt gön­ne ich mir erst­mal ei­nen an­stän­di­gen Toast mit Ing­wer-Mar­me­la­de. Aber wel­chen Toa­ster neh­me ich nur?

Donnerstag, 11. Januar 2007

Blond & blöd

An­ge­sichts sei­nes frü­he­ren Le­bens als EDV-Trai­ner wird der zone­batt­ler im Kol­le­gen­kreis ger­ne ho­fiert, wenn an ir­gend­ei­nem Com­pu­ter ir­gend­et­was nicht zu stim­men scheint (meist sitzt das Pro­blem di­rekt vor dem Bild­schirm, Anm. d. Verf.). Heu­te früh bat ein Kol­le­ge um Hil­fe­stel­lung bei der In­stal­la­ti­on di­ver­ser Pro­gram­me auf sei­nem Dienst-Note­book, wel­ches er von ei­ner jun­gen und streb­sa­men Kol­le­gin aus der eli­tä­ren Qua­li­täts­ma­ge­ment- und Be­ra­tungs­ecke »ge­erbt« hat­te.

Ich ha­be ja schon al­ler­lei Merk­wür­dig­kei­ten auf den ver­schie­den­sten Fest­plat­ten ge­fun­den, aber über 2,1 Gi­ga­Byte (!) an höchst per­sön­li­chen Da­tei­en (Ab­itur­zeug­nis, Di­plom­ar­beit, Prak­ti­kan­ten­zeug­nis­se, Be­wer­bun­gen, Fa­mi­li­en­fo­tos en mas­se, Kor­re­spon­denz al­ler Art) ha­ben denn doch ei­ne neue Qua­li­tät. Al­so we­ni­ger vom In­halt her (den ich selbst­re­dend nicht wei­ter stu­diert ha­be) als viel­mehr we­gen der gren­zen­lo­sen Nai­vi­tät und him­mel­schrei­en­den Dumm­heit (sor­ry), mit der man­che Tus­sen (sor­ry again) und si­cher auch vie­le Ker­le ih­re ur­ei­gen­sten An­ge­le­gen­hei­ten auf frei zu­gäng­li­chen Da­ten­trä­gern la­gern und ver­ges­sen!

Keine(r) kä­me doch auf die Idee, sein/ihr per­sön­li­ches Dos­sier oder gar die ei­ge­ne Per­so­nal­ak­te auf des Kol­le­gen Schreib­tisch zur freund­li­chen Selbst­be­die­nung zu hin­ter­las­sen, doch je mehr der Com­pu­ter zum all­ge­gen­wär­ti­gen Ar­beits­mit­tel wird, de­sto we­ni­ger ka­pie­ren man­che, was ver­ant­wor­tungs­vol­ler Um­gang mit Da­ten be­deu­tet. Und wer so lax mit der ei­ge­nen In­tim­sphä­re um­springt, was kann man da vom ver­trau­ens­vol­len Um­gang mit frem­der Leu­te Da­ten er­war­ten?!

« Vorherige Seite Nächste Seite »