Zum Inhalt springen


zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Mittwoch, 17. Oktober 2012

Blaue Ent­täu­schung (1)

Man­che Er­in­ne­run­gen ver­blas­sen kaum, hal­ten sich viel­mehr über Jahr­zehn­te frisch, wenn­gleich mit­un­ter in leicht bis kräf­tig ver­klär­ter Form. Die fünf­tei­li­ge Fern­seh­se­rie »Das blaue Pa­lais« von Rai­ner Er­ler bei­spiels­wei­se hat mich bei ih­rer Erst­aus­strah­lung an­no 1974/1976 der­ma­ßen mul­ti­pel be­ein­druckt, daß ich spä­ter jah­re­lang (ver­geb­lich) nach Wie­der­ho­lun­gen oder Auf­zeich­nun­gen Aus­schau ge­hal­ten ha­be. Vor we­ni­gen Ta­gen nun ist die kom­plet­te Se­rie end­lich auf DVD her­aus­ge­kom­men, und nach­dem ich sie schon Wo­chen vor dem Ver­öf­fent­li­chungs­ter­min bei amazon.de be­stellt hat­te, krieg­te ich sie jetzt als ei­ner der er­sten zu fas­sen. Die Freu­de dar­über wich in­des recht bald ei­ner ge­wis­sen Er­nüch­te­rung...

Die un­ge­wöhn­li­che Mi­ni-Se­rie aus hei­mi­scher Pro­duk­ti­on – man mag sie mit ei­ni­ger Be­rech­ti­gung dem Gen­re der Sci­ence Fic­tion zu­rech­nen – ver­han­del­te schon vor knapp 40 Jah­ren (!) im Wort­sin­ne welt­be­we­gen­de The­men, die auch heu­te noch brand­ak­tu­ell er­schei­nen: Gen­ma­ni­pu­la­ti­on, Or­gan­trans­plan­ta­ti­on, wis­sen­schaft­li­che Skru­pel­lo­sig­keit hier, ethi­sche Ver­ant­wor­tung für das ei­ge­ne Tun da. Weiß­be­kit­tel­te For­scher eil­ten durch das ma­ro­de Ge­mäu­er eben des »blau­en Pa­lais’«, lie­fer­ten sich Wort­ge­fech­te in zun­gen­bre­che­ri­schem Fach­chi­ne­sisch und ge­le­gent­lich auch die ei­ne oder an­de­re Hand­greif­lich­keit. Der Kon­trast zwi­schen der Ab­ge­schie­den­heit und dem her­un­ter­ge­kom­men Zu­stand der For­schungs­stät­te ei­ner­seits und der Er­kennt­nis­su­che an vor­der­ster Front der Wis­sen­schaft an­de­rer­seits hat mich wei­land un­ge­mein fas­zi­niert und tut das im Grun­de bis heu­te, wor­an üb­ri­gens der her­aus­ra­gen­de Pe­ter Fricke in sei­ner Rol­le als bis zur Be­ses­sen­heit en­ga­gier­ter Bio­che­mi­ker Je­ro­en de Groot gro­ßen An­teil hat­te und hat.

DVD-Box »Das blaue Palais«

Wie so oft sind es aber die über die Zeit hin­weg sich ver­än­dert ha­ben­den Er­zähl­ge­wohn­hei­ten und Re­zep­ti­ons­wei­sen, die den Ver­such ei­ner Wie­der­be­le­bung des einst er­leb­ten Ner­ven­kit­zels schon im An­satz zum Schei­tern ver­ur­tei­len: Was man als jun­ger Mensch im Zeit­al­ter der so­li­de bis bie­der in­sze­nier­ten Fern­seh­spie­le noch als un­ge­mein span­nend emp­fand, er­scheint ei­nem als ab­ge­klär­tem al­ten Sack im ra­san­ten Mul­ti­me­dia-Zeit­al­ter als strecken­wei­se flau und span­nungs­arm. Was im vor­lie­gen­den Fall nicht an ei­ner et­wa­igen Über­holt­heit der The­ma­tik liegt, son­dern an der zeit­be­dingt dia­log­la­sti­gen In­sze­nie­rung, die auch ger­ne mal den mo­ra­li­sie­rend er­ho­be­nen Zei­ge­fin­ger vor­zeigt. Die (we­ni­gen) Spe­zi­al­ef­fek­te ent­spre­chen na­tür­lich auch nicht heu­ti­gen Stan­dards, wo­bei das je­doch der (durch­aus vor­han­de­nen) Rest­span­nung kei­nen Ab­bruch tut.

Är­ger­li­cher sind da schon die man­geln­de edi­to­ri­sche Sorg­falt des Pu­blishers und die schlech­te tech­ni­sche Qua­li­tät der DVD-Um­set­zung. Die über­wie­gend ne­ga­ti­ven Kun­den-Re­zen­sio­nen spre­chen für sich: Eu­ro­Vi­deo hat sich in der Tat we­nig Mü­he mit die­ser Edi­ti­on ge­macht! Die Bild­qua­li­tät kommt über grie­se­li­ges VHS-Ni­veau nicht hin­aus, was zwar un­ter Nost­al­gie-Ge­sichts­punk­ten not­ge­drun­gen hin­nehm­bar ist, aber un­zwei­fel­haft weit un­ter den heu­ti­gen tech­ni­schen Re­stau­rie­rungs-Mög­lich­kei­ten ran­giert. Auch an­son­sten bie­tet die Box mit drei DVDs nichts, was lo­bend her­vor­zu­he­ben wä­re: Kei­ner­lei Ex­tras auf den Discs selbst, und auf ein Book­let hofft der Fan na­tür­lich auch ver­geb­lich...

Mit den Ex­tras ist das in­des so ei­ne Sa­che: Wäh­rend heut­zu­ta­ge im Film-Ge­schäft das »Ma­king of« schon bei Pro­duk­ti­ons­be­ginn mit auf der Agen­da steht, hat man vor Jahr­zehn­ten an die Mög­lich­kei­ten der heu­ti­gen Da­ten­trä­ger und de­ren Ab­spiel­ge­rä­ten nicht den­ken kön­nen. Mir per­sön­lich feh­len auch nicht so sehr ir­gend­wel­che spä­ter ver­wor­fe­nen Sze­nen oder wit­zi­ge Ver­spre­cher und Miß­ge­schicke am Set, fil­mo­gra­phi­sche oder bio­gra­phi­sche Da­ten erst recht nicht, der­lei kann man sich ja bei In­ter­es­se schnell er­goo­geln. Aber ein paar kur­ze In­ter­views mit noch le­ben­den Schau­spie­lern, dem Au­tor und Re­gis­seur Rai­ner Er­ler oder an­de­ren Be­tei­lig­ten von da­mals hät­ten doch ei­ni­gen Mehr­wert ge­bo­ten und den auf der drit­ten DVD noch reich­lich vor­han­de­nen Platz gut ge­füllt. Lei­der wird man je­doch bei sol­chen »Min­der­hei­ten-Pro­gram­men« nicht auf ei­ne bes­ser aus­ge­stat­te­te und be­ar­bei­te­te Samm­ler-Edi­ti­on hof­fen kön­nen, das schnel­le Geld­ver­die­nen mit al­ter Ar­chiv­wa­re ist ja eher die Re­gel als die Aus­nah­me. Das zeit­ge­nös­si­sche Jung-Pu­bli­kum sieht man oh­ne­hin nicht als Ziel­grup­pe, die in die Jah­re ge­kom­me­nen Fans grei­fen auch bei min­de­rer Qua­li­tät zu, wo­zu al­so sich gro­ße Mü­he ma­chen? Tja. So geht das wohl.

Der zone­batt­ler wür­digt der­lei schnö­den Mar­ke­ting-Zy­nis­mus mit ei­nem Stern Ab­zug in der Ge­samt­wer­tung:

  Film / In­halt 4 Sterne  
  Bild & Ton 2 Sterne  
  Ex­tras 0 Sterne  
  Auf­ma­chung 1 Stern  
  Ge­samt­ur­teil 4 Sterne  

Trotz al­ler Al­ters-Pa­ti­na und der be­rech­tig­ten Kri­tik am un­re­stau­rier­ten Film­ma­te­ri­al und der spar­ta­ni­schen Aus­stat­tung, mit her­un­ter­ge­bro­chen knapp vier Eu­ro pro 90-mi­nü­ti­ger Fol­ge ist der fi­nan­zi­el­le Ein­satz ge­ring für ei­ne Kol­lek­ti­on von fünf vi­sio­nä­ren Wis­sen­schafts­kri­mis, die ei­nen heu­te noch mit ih­ren an­ge­deu­te­ten glo­ba­len Fol­gen für die Mensch­heit be­we­gen und um­trei­ben. Wem gut kon­stru­ier­te Zu­kunfts­vi­sio­nen im Kam­mer­spiel-For­mat mehr lie­gen als letzt­lich in­halts­lee­re Stunts und Ac­tion, fin­det hier ge­die­ge­ne Fern­seh­kost, wie es sie in ver­gleich­ba­rer Form heu­te längst nicht mehr gibt.

Dienstag, 16. Oktober 2012

Wer­te­wan­del

Sei­nen Hang zu al­ten Ap­pa­ra­ten mit der Fä­hig­keit zu high­fi­de­ler Mu­sik­ab­son­de­rung hat der zone­batt­ler ja schon mehr­fach do­ku­men­tiert, na­ment­lich in sei­ner Se­rie »Fun­de im Fun­dus«. Wer der The­ma­tik et­was ab­ge­win­nen kann, sei hier­mit zum Stu­di­um der en­ga­giert aus­ge­tra­ge­nen De­bat­te »deut­sches HIFI in den 70ern« ani­miert: Die recht in­ter­es­san­ten Zu­sam­men­hän­ge zwi­schen Wohn- und Ein­kom­mens­ver­hält­nis­sen im Nach­kriegs­deutsch­land, dem Stel­len­wert von Mu­sik und Fern­se­hen so­wie der Re­le­vanz vor­zeig­ba­rer Sta­tus­sym­bo­le sind si­cher­lich nicht je­dem ge­läu­fig oder auch nur be­wußt. Dem ei­li­gen Le­ser sei­en ins­be­son­de­re die Kom­men­ta­re #58, #77 und #80 ans mit­füh­len­de Herz ge­legt.

Freitag, 14. September 2012

Bit­te war­ten, bit­te war­ten, bit­te war­ten...

We­gen aku­ter Lust­lo­sig­keit (re­sul­tie­rend aus dem Über­gang von der Som­mer­faul­heit in die Herbst­de­pres­si­on) vor­über­ge­hend ge­schlos­sen!

Es gibt nichts Neu­es zu se­hen.

Sie kön­nen Ih­ren Com­pu­ter jetzt aus­schal­ten.

Donnerstag, 6. September 2012

Pro­gramm­tipp (1)

Als Vor­stand von Me­di­en PRAXIS e.V. ha­be ich die Eh­re und das Ver­gnü­gen, un­se­re neue­ste Film­pro­duk­ti­on an­zu­kün­di­gen:

»‘Schö­ner kann man es nicht ha­ben!’ – Be­such in der Gar­ten­ko­lo­nie Bag­ger­loch«

Me­di­en PRAXIS e.V. hat ei­nen fe­sten Sen­de­platz im Fran­ken Fern­se­hen: Die Ter­mi­ne der Aus­strah­lun­gen am Sonn­tag (und der zahl­rei­chen Wie­der­ho­lun­gen im Lau­fe der fol­gen­den Wo­che) sind un­se­rer Pro­gramm­vor­schau zu ent­neh­men.

[Hin­weis in ei­ge­ner Sa­che: Die Me­di­en PRAXIS sucht Me­di­en PRAKTIKER!]

Donnerstag, 2. August 2012

Tra­ban­ten-Tod

verunfallter Trabant vor der Nünberger Stadtmauer
Mittwoch, 1. August 2012

Dis­ket­ten­wech­sel

So­eben ha­be ich aus mei­ner dienst­li­chen Schreib­tisch-Schub­la­de ent­nom­men und der hof­fent­lich ord­nungs­ge­mä­ßen Ent­sor­gung zu­ge­führt:

  • 2x Mi­cro­soft Win­dows für Work­groups, Ver­si­on 3.11 (je 9 Dis­ket­ten)

Wei­ter­hin nicht duch­rin­gen kann ich mich der­zeit je­doch zum Ab­sto­ßen von

  • Mi­cro­soft MS-DOS, Ver­si­on 6.22 (4 Dis­ket­ten)

  • Mi­cro­soft Win­dows 95 mit USB-Un­ter­stüt­zung (1 CD)

  • Mi­cro­soft Win­dows 98 zwei­te Aus­ga­be (1 CD)

  • 2x Mi­cro­soft Of­fice 97 Pro­fes­sio­nal (je 1 CD)

Schon al­lein we­gen des Auf­drucks »Sie sind nicht be­rech­tigt, un­recht­mä­ßi­ge Ko­pien die­ses Da­ten­trä­gers zu er­stel­len« ver­die­nen die CDs ei­nen Eh­ren­platz in mei­nem Ku­rio­si­tä­ten-Ka­bi­nett. Und mit den DOS-Dis­ket­ten kann ich ja viel­leicht ir­gend­wann mal ei­nen Azu­bi be­frem­den...

Sonntag, 8. Juli 2012

Die Ver­kehrs­in­sel (8)

In der ach­ten und – vor­erst – letz­ten Fol­ge mei­ner Mal­ta-Im­pres­sio­nen kom­me ich zu­nächst noch ein­mal auf das mensch­li­che Stre­ben nach Schutz und Ab­gren­zung zu spre­chen und wid­me dem Bau von Mau­ern ein paar Sät­ze und Bil­der. Ge­ra­de an den al­ten Fe­stungs­an­la­gen sind Ero­si­ons­er­schei­nun­gen evi­dent, und wenn nicht an den kri­tisch­sten Stel­len im­mer wie­der Aus­bes­se­rungs­ar­bei­ten statt­fin­den wür­den, wä­re die Na­tur mit ih­rem gna­den­lo­sen Rück­erobe­rungs­werk viel schnel­ler fer­tig, als die al­ten Bau­mei­ster sich das ge­dacht ha­ben mö­gen.

Der dro­hen­de Ver­fall hat frei­lich auch sei­ne äs­the­ti­sche Sei­te. Hier ei­ne De­tail­auf­nah­me ei­ner rie­si­gen al­ten Fe­stungs­mau­er aus dem ört­li­chen Kalk­sand­stein, an der Wind und Wet­ter schon flei­ßig ge­schlif­fen und ge­schmir­gelt ha­ben:

stark verwitterte Festungsmauer aus Kalksandstein

Frisch zu­ge­hau­en, wird man den Qua­dern aus Se­di­ment­ge­stein ih­re in­ne­re Schich­tung nicht un­be­dingt an­ge­se­hen ha­ben. Das per­ma­nen­te Be­bla­sen mit salz­hal­ti­ger Luft läßt die in­ne­re Struk­tur pla­stisch her­vor­tre­ten, und auch die vom Wind mit­ge­führ­ten Sand­kör­ner tra­gen das ih­re da­zu bei, die wei­che­ren Schich­ten der Blöcke im Wort­sin­ne zu pul­ve­ri­sie­ren (wäh­rend här­te­re Sek­tio­nen län­ger Wi­der­stand lei­sten). Und so schaut ir­gend­wann aus wie ein Schwamm, was einst­mals ein mas­si­ves Ge­fü­ge war.

Man er­lebt hier al­so im klei­nen Maß­stab, was an Or­ten wie dem Mo­nu­ment Val­ley und an­ders­wo im Süd­we­sten der USA seit ‑zig Jahr­tau­sen­den im Gro­ßen statt­fin­det. Prag­ma­tisch wie die Mal­te­ken nun mal sind, ak­zep­tie­ren sie den na­tür­li­chen Lauf der Din­ge und ma­chen sich da­her heut­zu­ta­ge nicht mehr mehr Mü­he beim Mau­er­bau als un­be­dingt nö­tig:

Nicht schön, aber auch nicht selten: arg provisorische Flickschusterei

»Des dud’s«, wie der Fran­ke sa­gen wür­de. Man be­ach­te üb­ri­gens die glat­ten Kan­ten der gel­ben Qua­der mit­samt den halb­kreis­för­mi­gen Sä­ge­spu­ren: von Hand ge­bro­chen und müh­sam auf Maß ge­hau­en wer­den die Stei­ne na­tür­lich schon län­ge­re Zeit nicht mehr...

Mal­te­si­sche Ge­witzt­heit und Bau­ern­schläue trei­ben manch­mal auch ku­rio­se Blü­ten. Hier sieht man ei­ne sehr krea­ti­ve Kom­bi­na­ti­on aus Grenz­be­fe­sti­gung und um­stands­lo­ser Müll­ent­sor­gung:

Feldmauer mit integriertem Herd

Da hat je­mand ganz of­fen­kun­dig die Be­zeich­nung »Ein­bau­herd« zu wört­lich ge­nom­men, wie mir schei­nen will. Na ja, we­nig­stens be­steht so ein al­tes Kü­chen­ge­rät im we­sent­li­chen aus Stahl und Ei­sen und da­mit aus wenn nicht kom­po­stier­ba­ren, so doch leid­lich un­schäd­lich ver­rot­ten­den Ma­te­ria­li­en.

Man fin­det aber lei­der auch al­ler­lei an­de­res in der Land­schaft her­um­lie­gen, was da de­fi­ni­tiv nicht hin­ge­hört: PET-Fla­schen son­der Zahl (Pfand wird dar­auf der­zeit noch nicht er­ho­ben), aber auch al­te Kunst­stoff-Ka­ni­ster und Blech­fäs­ser, de­ren frü­he­rer In­halt nicht un­be­dingt für ei­ne wil­de Ent­sor­gung in der Na­tur sprach:

Warn-Aufkleber auf einer wild entsorgten Chemikalien-Tonne

Da feh­len ei­nem mit­un­ter die Wor­te. Lei­der man­gelt den Be­woh­nern klei­ne­rer In­seln ja oft am Ge­fühl für das Frev­le­ri­sche ih­res Tuns, denn was sie an Dreck in die Luft pu­sten, ins Erd­reich ver­bud­deln oder ins Was­ser kip­pen, be­ein­träch­tigt sie und ihr ei­ge­nes Wohl­be­fin­den meist nicht di­rekt und un­mit­tel­bar. Wind und Was­ser ver­dün­nen das schäd­li­che Zeugs und tra­gen es fort, aus den Au­gen, aus der Na­se, aus dem Sinn. Da ist es si­cher­lich nicht eben ein­fach, dem Nach­wuchs in der Schu­le was von Um­welt­schutz, Nach­hal­tig­keit oder Res­sour­cen­scho­nung zu er­zäh­len. Der Papst müß­te sei­ne Schäf­chen (nicht nur die mal­te­si­schen) nach­drück­lich zum Er­halt der Schöp­fung auf­for­dern, da­mit die­se sich die Er­de nicht im­mer nur oh­ne Rück­sicht auf Ver­lu­ste un­ter­tan ma­chen...

Aber ganz hoff­nungs­los scheint der Fall dann doch nicht zu sein: Auf un­se­ren Streif­zü­gen kreuz und quer durch Mal­ta be­geg­ne­ten uns hier und da Re­cy­cling-Con­tai­ner zum art­rei­nen Sam­meln al­ten Pla­stiks, Gla­ses, Me­talls und Pa­piers, von de­nen un­se­re et­wa zehn Jah­re al­ten Rei­se­füh­rer noch gar nichts wuß­ten. Der in jüng­ster Zeit zag­haft be­gon­ne­ne Ver­such von Müll­tren­nung und Wie­der­ver­wer­tung wird den Aber­witz des Ver­bren­nens jeg­li­chen Misch-Ab­falls hof­fent­lich ir­gend­wann be­en­den.

ambulanter Landungssteg

Mit ein paar ver­söhn­li­che­ren Fo­tos wie dem vom die­sem klei­nen Lan­dungs­steg im Abend­licht krat­zen wir nun die Kur­ve und stre­ben dem En­de des gut zwei- bzw. knapp drei­wö­chi­gen Ak­tiv-Ur­laubs ent­ge­gen, der – das sei hier ne­ben­her er­wähnt – mit knapp 500 EUR pro Na­se für Hin- und Rück­flug, Trans­fer und Ho­tel­zim­mer mit Früh­stück so­gar zu den au­ßer­or­dent­lich preis­wer­ten zu zäh­len war.

Be­schwö­ren wir ein letz­tes Mal die Gran­dez­za ver­gan­ge­ner Epo­chen her­auf mit dem Ab­bild ei­ner präch­ti­gen Vil­la in At­tard, in de­ren Nach­bar­schaft sich der Re­gie­rungs­pa­last und di­ver­se aus­län­di­sche Bot­schaf­ten be­fin­den:

noble Villa in Attard

Pas­send zum Prunk der Ar­chi­tek­tur er­scheint der üp­pi­ge Wuchs der Pflan­zen drum­her­um, das pal­men­ar­ti­ge Ge­wächs in der Mit­te scheint ja ge­ra­de­wegs zu ex­plo­die­ren, wie ein flo­ra­les Feu­er­werk, so­zu­sa­gen.

Das die­se As­so­zia­ti­on nicht von un­ge­fähr kommt, sei mit dem letz­ten Bild be­legt, mit wel­chem ich nun mit ei­nem gro­ßen Knall die­sen Ar­ti­kel und da­mit die gan­ze Se­rie be­schlie­ßen will. En­de April/Anfang Mai lie­ßen es die Or­ga­ni­sa­to­ren des »Mal­ta In­ter­na­tio­nal Fire­works Fe­sti­val« nach al­len Re­geln der Kunst blit­zen und kra­chen:

prächtiges Feuerwerk über dem Grand Harbour von Valletta

Drei Aben­de hin­ter­ein­an­der gab es da im Grand Har­bour von Val­let­ta Spek­ta­ku­lä­res zu se­hen und zu hö­ren: Py­ro­tech­nik-Her­stel­ler aus al­ler Welt über­bo­ten sich mit ih­ren Dar­bie­tun­gen, und so­gar der al­te Zünd­ler zone­batt­ler, der in den fünf De­ka­den sei­nes ir­di­schen Da­seins schon man­che Lun­te selbst ge­legt und an­ge­steckt hat, hat­te Ver­gleich­ba­res bis­lang noch nicht ge­se­hen...

Mit die­sem Feu­er­re­gen be­dan­ke ich mich bei mei­ner ge­schätz­ten Le­ser­schaft für das In­ter­es­se und klap­pe mein Ur­laub­s­al­bum zu, nicht oh­ne die Ab­sicht zu be­kräf­ti­gen, der klei­ne­ren und et­was we­ni­ger tur­bu­len­ten In­sel Go­zo der­ma­l­einst ei­ne ei­ge­ne Ex­pe­di­ti­on zu wid­men. Viel­leicht schon im näch­sten Jahr, wer weiß?

vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
Sonntag, 1. Juli 2012

Die Ver­kehrs­in­sel (7)

Schau­en wir uns noch ein we­nig in Mal­tas Städ­ten um, die für un­se­re an frän­ki­sche Ge­ge­ben­hei­ten ge­wöhn­ten Au­gen im­mer wie­der Über­ra­schen­des be­reit­hal­ten. Die ex­trem ho­he Be­völ­ke­rungs­dich­te ist na­tür­lich vor al­lem an der Ar­chi­tek­tur ab­les­bar. Aus der Ent­fer­nung er­in­nern die mei­sten mensch­li­chen An­sied­lun­gen an Amei­sen­hau­fen:

Blick vom Schiff aus auf Valletta

Hier hat selbst­re­dend die per­spek­tiv­ver­dich­ten­de Wir­kung der Te­le-Brenn­wei­te nach­ge­hol­fen, zwi­schen den im Bild ge­zeig­ten Häu­ser­rei­hen gibt es na­tür­lich noch Stra­ßen und We­ge. Gleich­wohl ist es schon er­staun­lich, wie dicht ge­packt die Men­schen hier le­ben. Wenn Sie denn tat­säch­lich noch in der Stadt le­ben, der ho­he Pro­zent­satz an (ge­se­he­nem wie ge­fühl­tem) Leer­stand läßt da mit­un­ter Zwei­fel auf­kom­men.

Die die Kü­sten­li­nie und Strän­de säu­men­den Ho­tel­bau­ten fü­gen sich zwar farb­lich in das bau­li­che Um­feld be­stens ein (die grau­gel­be Far­be des hei­mi­schen Kalk­sand­steins do­mi­niert al­ler­or­ten die bau­li­che Sze­ne­rie), den­noch kommt man mit­un­ter in Ver­su­chung, die über­ho­hen Tou­ri­sten­bur­gen ein­fach weg­zu­knal­len. Werk­zeu­ge da­für wä­ren durch­aus vor­han­den:

alte Kanone am Yachthafen von Paceville

In­des, es hül­fe nichts: Aus den Trüm­mern wür­de das al­te Mal­ta nicht wie­der auf­er­ste­hen, man muß den Flä­chen­fraß und das Wu­chern in die Hö­he wohl hin­neh­men, im Grun­de ist es an­ders­wo (und fast über­all) ge­nau das Glei­che...

Aber es gibt ja im­mer noch ge­nug Al­tes zu se­hen, was Herz und Au­ge er­freut. Zum Bei­spiel die ty­pi­schen Er­ker (für die man das Holz wei­land tat­säch­lich aus dem fer­nen Eng­land her­an­schaf­fen muß­te):

Erker an der Straßenseite traditioneller maltesischer Häuser aus der Georgianischen Zeit

Auch da hat aber mitt­ler­wei­le schon manch zwei­fel­haf­ter »Fort­schritt« Ein­zug ge­hal­ten: Der Er­ker links vom hoch­kant ge­stell­ten Wer­be­schild des Schnei­ders bei­spiels­wei­se hat schon Fen­ster aus bron­ze­far­ben elo­xier­tem Alu­mi­ni­um, oben ist noch da­zu Rif­fel­glas oder ‑pla­stik drin. Das mag pfle­ge­leich­ter und bil­li­ger sein als die höl­zer­nen Fen­ster­rah­men von frü­her, schö­ner ist es kei­nes­falls. Auch un­ten­rum ist be­sag­ter Er­ker glatt und schmuck­los, sol­che au­ra­be­frei­ten Tei­le wird man ver­mut­lich zu­künf­tig lei­der im­mer häu­fi­ger vor­fin­den...

Ich hat­te schon er­wähnt, daß man ab­seits der tou­ri­sti­schen Tram­pel­pfa­de selbst in den Städ­ten ziem­lich schnell in Ge­fil­de fin­det, in de­nen man mit sich und den al­ten Ge­mäu­ern al­lein ist. Wäh­rend in den Haupt­stra­ßen em­si­ge Be­trieb­sam­keit herrscht, trifft man zwei, drei Fuß­mi­nu­ten ent­fernt mit­un­ter noch nicht ein­mal Ein­hei­mi­sche in den ru­hi­gen Gas­sen. Da muß ein Fo­to­graf prak­ti­scher­wei­se nicht lan­ge war­ten, um men­schen­lee­re An­sich­ten kom­po­nie­ren zu kön­nen:

Festungsmauer-Durchführung in Senglea

Möch­te na­tür­lich sein, daß die Mal­te­ken wäh­rend der Mit­tags­stun­den ein Nicker­chen hal­ten und ih­re Häu­ser nur ver­las­sen, wenn es sich nicht ver­mei­den läßt. Als Rei­sen­der ist man da­ge­gen eben auch dann un­ter­wegs, wenn die Son­ne (und das Ther­mo­me­ter) am höch­sten ste­hen...

Hin und wie­der kommt es aber selbst in den ent­le­gen­sten Win­keln vor, daß man ein paar neu­gie­ri­ge Au­gen auf sich ru­hen fühlt:

eingekerkerte Katze

Ob­zwar sie jeg­li­che Vö­gel un­ter Ein­satz von Feu­er­waf­fen vom Him­mel ho­len, schei­nen die In­su­la­ner ih­re Kat­zen zu lie­ben: An zahl­rei­chen Or­ten fan­den wir »Cat Ca­fés« vor, am­bu­lan­te Füt­te­rungs­sta­tio­nen für schnur­ren­de Vier­bei­ner, de­rer auch vie­le dort her­um­lun­gern. Kein Wun­der, ko­sten­lo­ses Es­sen wird im­mer gern ge­nom­men. Wo­mög­lich se­hen sich die Leu­te in ei­ner ge­wis­sens­be­ding­ten Bring­schuld, denn im­mer­hin las­sen sie ih­ren Vier­bei­nern ja kaum noch flie­gen­de Beu­te zum Sel­ber­ja­gen üb­rig!

Von den vier­bei­ni­gen Mie­zen ist der Bo­gen zu den zwei­bei­ni­gen sol­chen ele­gant zu schla­gen: Da an den Strand­pro­me­na­den rund um die Uhr fla­niert und in den na­hen Bars und Clubs ge­fei­ert wird, müs­sen sich die be­geh­rens­wer­ten Frau­en (und sol­che, die es wer­den wol­len), schon ein Stück­chen grö­ßer ma­chen, um aus dem Heer ih­rer Ge­schlechts­ge­nos­si­nen im Wort­sin­ne her­aus­zu­ra­gen. Die da­zu er­for­der­li­chen Vor­rich­tun­gen gibt es al­ler­or­ten in rei­cher Aus­wahl und in al­len Preis­la­gen zu kau­fen:

High Heels ohne Ende in einem Schuladen

Ja, da kann man(n) nur stau­nen. Und das tat der Be­richt­erstat­ter denn auch oft und aus­gie­big, oh­ne das hier im De­tail er­läu­tern zu wol­len. Je­den­falls bleibt fest­zu­hal­ten, daß die Ab­satz­hö­hen auf Mal­ta eu­ro­päi­sche Höchst­stän­de er­rei­chen. Frau­en zwi­schen 15 und 55 mit Trek­king-San­da­len an den Fü­ßen sind oh­ne je­de Not­wen­dig­keit zur wei­te­ren Be­weis­erhe­bung so­fort als deut­sche Tou­ri­stin­nen zu iden­ti­fi­zie­ren. Wo­bei sich nicht we­ni­ge von de­nen in den in­su­la­ren Schuh­ge­schäf­ten mit ho­hen Hacken ein­zu­decken schei­nen...

Wen­den wir zum Schluß der heu­ti­gen Fol­ge den Blick wie­der vom Bo­den ab und hoch hin­aus, um uns an ei­nem gra­fi­schen Spiel von Licht und Schat­ten zu er­freu­en. Auch so­was kann ja elek­tri­sie­rend wir­ken:

Hausfassade mit externer Stromleitungsführung

Ab­satz­gek­lacker hin, Ka­me­ra­ge­klicke her: Die Viel­falt der Sin­nes­ein­drücke auf Mal­ta ist enorm, wes­we­gen ich ei­ne Ex­pe­di­ti­on dort­hin mei­nen Le­se­rin­nen und Le­sern nur wärm­stens emp­feh­len kann. In ei­ner wei­te­ren und letz­ten Fol­ge las­se ich es zum Ab­schluß mei­ner Rei­se-Re­pri­se dem­nächst noch ein­mal rich­tig kra­chen!

vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
Freitag, 8. Juni 2012

Ab­ge­liebt & aus­ge­setzt (2)

Abgestoßenes Plüschvieh, vom Regen durchtränkt auf der Straße liegend
 
Ab­ge­sto­ße­nes Plüsch­vieh, vom Re­gen durch­tränkt auf der Stra­ße lie­gend
vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
Dienstag, 17. April 2012

Ge­heim­bot­schaft (2)

leere Aushangkästen der DB in München-Leienfelsstraße
Sonntag, 25. März 2012

Vom Ster­ben der Schön­heit

Spät, aber nicht zu spät ha­be ich da­von er­fah­ren, daß der 75. Ge­burts­tag des Do­ku­men­tar­fil­mers Die­ter Wie­land im Fern­se­hen durch­aus ge­büh­rend ge­wür­digt wird: Auf BR-al­pha wird der­zeit von Mon­tag bis Frei­tag all­abend­lich um 23:00 Uhr ei­ner sei­ner ele­gisch-me­lan­cho­li­schen Ar­chi­tek­tur­fil­me aus­ge­strahlt, die den sen­si­blen Be­trach­ter trau­rig stim­men ob des schier un­er­meß­li­chen Ver­lu­stes an Schön­heit, den un­ser Land und un­se­re Ge­mein­den erst in den letz­ten Jahr­zehn­ten er­lit­ten ha­ben. Hin­schau­en schmerzt, ist aber den­noch (oder ge­ra­de des­halb) un­ein­ge­schränkt zu emp­feh­len!

Mittwoch, 7. März 2012

Bon­jour tri­stesse (54)

Private Balkonbebuntung (Nürnberg, Weintraubengasse)
 
Pri­va­te Bal­kon­beb­un­tung (Nürn­berg, Wein­trau­ben­gas­se)
vorheriger Beitrag    Übersicht    nächster Beitrag
« Vorherige Seite Nächste Seite »