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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Montag, 2. November 2020

Blick ins Grü­ne

Blick ins Grüne

Freitag, 3. Juli 2020

Der Zeck hei­ligt die Mit­tel

Ge­stern erst hat sich der zone­batt­ler sei­ne tur­nus­ge­mä­ße FSME-Auf­fri­schungs­imp­fung ver­pas­sen las­sen, heu­te schon hat ihm sei­ne bes­se­re Hälf­te nach be­schau­li­cher Abend­wan­de­rung sie­ben (!) Zecken von sei­nen be­haar­ten Bei­nen ge­pflückt. Und zwar mit dem be­währ­ten Zeck­ent­fer­ner der Deut­schen Ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung (DGUV):

Ruck, zuck, raus: Der praktische Zeckenzieher der DGUV

Der Bro­schü­re »Vor­sicht Zecken« (die auch als PDF-Da­tei ver­füg­bar ist) liegt das ein­fa­che, aber wirk­sa­me Werk­zeug bei. Auch wenn Heft und Hel­fer­lein nicht mehr wie noch vor Jah­ren ko­sten­los zu be­kom­men sind: die klei­ne In­ve­sti­ti­on lohnt al­le­mal, der Zecken­zie­her er­spart ris­kan­te Ex­pe­ri­men­te!

Montag, 8. Juni 2020

Stin­ke­fin­ger

Stinkmorchel im Einsatz

Sonntag, 7. Juni 2020

An­dock­ma­nö­ver

Insekt im Anflug auf eine Distelblüte

Samstag, 9. Mai 2020

Heim­weg

Feldweg bei Kirchröttenbach

Sonntag, 22. März 2020

Vi­ra­ler Früh­lings­be­ginn

Das öf­fent­li­che Le­ben ist auf­grund der Co­ro­na-Pan­de­mie auch bei uns in Bay­ern fast zum Er­lie­gen ge­kom­men, aber die Na­tur macht un­ver­dros­sen wei­ter (die braucht frei­lich eher die Bie­nen als die Men­schen)... Im­pres­sio­nen vom heu­ti­gen Nach­mit­tag aus dem Für­ther Stadt­park und dem dar­an an­gren­zen­den Peg­nitz­grund:

Frühling in Fürth

Frühling in Fürth

Frühling in Fürth

Frühling in Fürth

Die bun­ten Blü­ten, der blaue Him­mel und die fri­sche Luft ta­ten der See­le gut, auch wenn die un­ge­wohn­te, fast be­drücken­de Stil­le be­stän­dig und nach­drück­lich dar­auf hin­wies, daß dies­mal ir­gend­was an­ders war als sonst um die­se Jah­res­zeit...

Freitag, 20. Dezember 2019

Im Tief­flug über Un­ter­fran­ken

Mit 200 km/h frühmorgens von Frankfurt (Main) nach Nürnberg (Pegnitz)

Montag, 14. Oktober 2019

Sonn­täg­li­cher Wald­spa­zier­gang

Impressionen von einer spätherbstlichen Waldwanderung bei Keidenzell

 
Impressionen von einer spätherbstlichen Waldwanderung bei Keidenzell

 
Impressionen von einer spätherbstlichen Waldwanderung bei Keidenzell

 
Impressionen von einer spätherbstlichen Waldwanderung bei Keidenzell

 
Impressionen von einer spätherbstlichen Waldwanderung bei Keidenzell

Samstag, 24. August 2019

Cham­pi­gno­na­de

Familie riesiger Champignons, gesehen am Straßenrand zwischen Oedhof und Benzendorf

Montag, 21. Januar 2019

Win­ter­abend

Klirrend kalter Winterabend in Poppenreuth

Sonntag, 30. Dezember 2018

Som­mer in Sie­ben­bür­gen (4)

Am En­de der vor­he­ri­gen Fol­ge ver­stieg sich der zone­batt­ler in Schwur­be­lei­en be­züg­lich der von ihm po­stu­lier­ten, tos­ka­ni­schen An­mu­tung der zen­tral­ru­mä­nisch-sie­ben­bür­gi­schen Land­schaft. Nun mag da jede(r) ei­ge­ne As­so­zia­tio­nen ha­ben und die­sen Ver­gleich mehr oder we­ni­ger weit her­ge­holt fin­den, al­lein des Be­richt­erstat­ters Ge­müt sah sich tat­säch­lich von ita­lie­ni­scher Leich­tig­keit er­füllt, als er auf dem rum­peln­den Bret­ter­wa­gen wie­der zu­rück in Rich­tung Ri­chiș (Rei­ches­dorf) kut­schiert wur­de:

Italienisch anmutende Landschaft in Rumänien

Viel­leicht war es auch nur ein all­ge­mei­nes (Hoch-)Gefühl von Frei­heit und Aben­teu­er, be­gün­stigt durch das tem­po­rä­re Aus­klin­ken aus al­len da­heim zu­rück­ge­las­se­nen Ver­ant­wort­lich­kei­ten so­wie dem un­ver­stell­ten Blick in die Na­tur und die Wei­te des Ho­ri­zonts, ei­ne Ele­men­tar­er­fah­rung, die ei­nem als Stadt­be­woh­ner im nor­ma­len All­tag ge­mein­hin nicht so oft ver­gönnt ist.

Aber wenn man schon mal Schö­nes um sich hat und auch ent­spre­chend Zeit, es zu ge­nie­ßen, dann soll man die Ge­le­gen­heit beim Schop­fe packen. So dach­te sich der Chro­nist, als er sich an­dern­tags schon ge­gen Mit­tag wie­der in die Ho­ri­zon­ta­le be­gab und im ehe­ma­li­gen Pfarr­gar­ten von Rei­ches­dorf al­le Vie­re be­hag­lich von sich streck­te:

Langgestreckte Entspannung im ehemaligen Pfarrgarten von Richiș (Reichesdorf)

Ja, so kann man es aus­hal­ten, ob­wohl un­ter dem üp­pig tra­gen­den Ap­fel­baum ein rea­li­sti­sches Ri­si­ko be­stand, un­ver­hofft ge­wal­tig ei­nen auf die Bir­ne zu krie­gen. Links und rechts von mir und um mich her­um wa­ren je­den­falls im Mi­nu­ten­takt Ein­schlä­ge von fri­schem Fall­obst zu hö­ren. Ver­mut­lich hat aber ei­ne hö­he­re Macht ih­re schüt­zen­de Hand über mich ge­hal­ten, ich wur­de je­den­falls im Schat­ten des ein­sti­gen Pfarr­hau­ses nicht von aus­ge­klink­ten Äp­feln at­tackiert...

Un­ser Ur­laub neig­te sich nun lang­sam sei­nem En­de ent­ge­gen. Wie so oft bei in­ten­si­ven Er­fah­run­gen jen­seits der ge­wohn­ten Um­ge­bung und ab­seits der all­täg­li­chen Ri­tua­le war un­ser Zeit­emp­fin­den gründ­lich de­ju­stiert wor­den und die Som­mer­fri­sche kam uns deut­lich län­ger vor, als sie mit noch nicht ein­mal zwei Wo­chen tat­säch­lich war. Noch ein­mal spa­zier­ten wir abends von un­se­rer im ehe­ma­li­gen Pfarr­haus lo­gie­ren­den Nach­bars­fa­mi­lie zu un­se­rer ei­ge­nen Fe­ri­en­woh­nung die Haupt­stra­ße von Ri­chiș hin­un­ter:

Hauptstraße von Richiș (Reichesdorf)

Tags dar­auf mach­ten sich die an­de­ren Für­ther – von uns ord­nungs­ge­mäß ver­ab­schie­det – auf den lan­gen Heim­weg von Ru­mä­ni­en nach Deutsch­land, quer durch Un­garn und Öster­reich. Da sie ja mit dem Fa­mi­li­en­mo­bil auf dem Land­we­ge rei­sten und schon der Kin­der und des Hun­des we­gen noch ei­ne Über­nach­tung un­ter­wegs ein­ge­plant hat­ten, fan­den sich der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te in der Si­tua­ti­on wie­der, ei­ner­seits noch ei­nen gan­zen Tag län­ger blei­ben zu kön­nen, an­de­rer­seits dank stäh­ler­ner Flü­gel spä­ter so­gar als er­ste wie­der da­heim in Fran­ken an­zu­kom­men. [1]

In­des be­deu­te­te das auch, oh­ne die stets si­tua­ti­ons­klä­ren­de, kom­mu­ni­ka­ti­ve Hil­fe un­se­rer Mut­ter­sprach­le­rin Al­mut aus­zu­kom­men, was in­so­fern zu leich­ter Un­ru­he An­laß gab, als wir ja noch in Sa­chen Trans­fer zum Flug­ha­fen von Si­biu (Her­mann­stadt) auf ein­hei­mi­scher Leu­te Hil­fe an­ge­wie­sen wa­ren. Aber nach­dem uns un­ser leid­lich eng­lisch spre­chen­der Fe­ri­en­woh­nungs-Ver­mie­ter ver­spro­chen hat­te, uns mit­samt sei­nem Bru­der höchst­selbst in die gut 70 km ent­fern­te Stadt zu kut­schie­ren, konn­ten wir den letz­ten vol­len Ur­laubs­tag noch ein­mal voll­ends aus­ko­sten und ei­ne gro­ße Wan­de­rung in die Um­ge­bung un­ter­neh­men...

Putzig, aber trutzig: kleine Bauernkate

Ty­pisch ru­mä­ni­sche Bau­ern­häu­ser wie das vor­ste­hend ge­zeig­te fal­len ein, zwei Num­mern klei­ner aus als die ein­sti­gen An­we­sen der Sie­ben­bür­ger Sach­sen, sind aber nicht min­der lie­bens­wür­dig in ih­rer be­schei­de­nen, sich in die Land­schaft ein­fü­gen­den Art. Im Ver­ein mit der un­ver­stell­ten (und nicht ein­ge­zäun­ten) Um­ge­bung er­wecken sie in des mit­tel­eu­ro­päi­schen Städ­ters nai­ver Fan­ta­sie den Ein­druck von länd­li­cher Idyl­le und »hei­ler Welt«, ei­ner frag­los bei nä­he­rer Be­trach­tung halt- und sub­stanz­lo­sen Il­lu­si­on.

Vor lau­ter Stau­nen über die von den deutsch­stäm­mi­gen Sied­lern er­rich­te­ten Kir­chen­bur­gen kam die Volks­fröm­mig­keit der ein­ge­bo­re­nen Ru­mä­nen hier bis­lang noch gar nicht recht zur Spra­che. Auch die – ver­schie­den aus­ge­präg­te, aber letz­lich ge­mein­sa­me – Re­li­gi­on ver­moch­te die bei­den gro­ßen Be­völ­ke­rungs­grup­pen auf Dau­er nicht zu ver­ei­nen: Bei­de hat­ten bzw. ha­ben ih­re ei­ge­nen Kir­chen und ih­re ei­ge­nen Fried­hö­fe. Und auch ih­re ei­ge­nen Kru­zi­fi­xe, an de­nen frei­lich der glei­che (höl­zer­ne) Hei­land hängt. Es ist schon ein Kreuz...

Kruzifix am Wegesrand

Für uns Wan­ders­leu­te ha­ben der­lei hand­greif­li­che Ma­ni­fe­sta­tio­nen des orts­üb­li­chen Glau­bens­be­kennt­nis­ses vor al­lem auch ei­ne nost­al­gisch-pit­to­res­ke Sei­te, die per­fekt zum Bild der hier noch über­wie­gend ge­ring me­cha­ni­sier­ten Land­wirt­schaft paßt. Pa­sto­ra­le Sze­nen wie die­se wir­ken da­her auf den mit­tel­eu­ro­päi­schen Me­tro­pol­re­gi­ons­be­woh­ner wie aus der Zeit ge­fal­len...

Näm­li­ches galt für die Be­geg­nung mit ei­ner Zie­gen­her­de, die wir nur we­ni­ge Ki­lo­me­ter wei­ter hat­ten: Vom wet­ter­ge­gerb­ten Schä­fer bis zur ma­le­ri­schen Land­schaft bot sich dem Blick das per­fek­te Ar­ran­ge­ment ei­ner bäu­er­li­chen Gen­re­sze­ne nach Art der al­ten Mei­ster. Ein­zig das wirk­lich furcht­ein­flö­ßen­de Ge­bell und Ge­ha­be ei­nes hal­ben Dut­zend zäh­ne­flet­schen­der Hir­ten­hun­de (aus mut­maß­lich we­nig lie­be­vol­ler Hal­tung) in­ji­zier­te ei­nen Schuß Ad­re­na­lin in den an­son­sten vor­herr­schen­den Glücks­hor­mon-Cock­tail...

Von scharfen Hunden bewachte Ziegenherde

Was macht man in sol­chen Fäl­len? Ge­nau, den Weg un­ver­züg­lich frei, um den ag­gres­si­ven Kläf­fern zu si­gna­li­sie­ren, daß man ih­re gei­fernd vor­ge­tra­ge­nen Ar­gu­men­te durch­aus ver­stan­den hat und zu wür­di­gen weiß. Es hier auf ei­ne Kraft­pro­be an­kom­men zu las­sen, wür­de no­mi­nell in­tel­li­gen­te­re Zwei­bei­ner letzt­lich doch sehr schnell als die Düm­me­ren da­ste­hen (wenn nicht gar lie­gen) las­sen.

Kaum al­so ward die Brücke frei­ge­ge­ben, da flu­te­te auch schon die Her­de her­an und hin­über, be­glei­tet vom fröh­li­chem Ge­mecker der Zie­gen und dem nur­mehr der Form ge­nü­gen­den Knur­ren ih­rer Be­gleit­hun­de. Nach ei­ni­gen Mi­nu­ten hat­te der tau­send­fü­ßi­ge Tross end­lich die an­ge­peil­te Wie­se er­reicht und wir konn­ten die Brücke un­be­hel­ligt in Ge­gen­rich­tung pas­sie­ren...

Semi-italienisches Hirten-Idyll

Auf ei­ner asphal­tier­ten Stra­ße ging es dann zü­gig wei­ter bis nach Nemsa (Nie­mesch), ei­nem letzt­lich so un­be­deu­ten­den Kaff, daß es zwar (Über­ra­schung!) über ei­ne klei­ne Kir­chen­burg ver­fügt, gleich­wohl aber über kei­nen ei­ge­nen Wi­ki­pe­dia-Ein­trag, auf den ich hier ver­lin­ken könn­te. Mir selbst ist ein rüh­rend zu nen­nen­der, win­zig klei­ner Dorf­la­den in Er­in­ne­rung ge­blie­ben, in dem es im­mer­hin ein er­fri­schen­des Eis am Stiel zu kau­fen gab.

An­son­sten bot sich dem Be­su­cher dort das glei­che Bild wie in den an­de­ren säch­si­schen Sied­lun­gen auch: Die ty­pi­sche An­ein­an­der­rei­hung von Haus und Hof mit al­ler­lei die Schön­heit ver­schan­deln­den Ac­ces­soires wie Sa­tel­li­ten-Schüs­seln und Strom­ma­sten mit lust­los dran­ge­häng­tem Strip­pen­sa­lat. Sehr ver­traut war uns in­zwi­schen zu­dem der An­blick von Pfer­de­wa­gen samt son­nen­ge­bräun­ter, bäu­er­li­cher Be­sat­zung:

Alltagsszene in Nemsa (Nimesch)

Raus aus dem Ort, rein in die Wie­sen und Au­en: Über al­ler­lei Feld- und Wirt­schafts­we­ge wan­der­ten wir wei­ter durch die Na­tur, in der wir dann lang­sam auf­grund zahl­rei­cher We­ges­win­dun­gen und man­gels auf­fäl­li­ger Land­mar­ken die Ori­en­tie­rung ver­lo­ren. Dank Son­nen­stand und Smart­phone mit GPS-Or­tung konn­ten wir aber un­se­re ge­ne­rel­le Marsch­rich­tung bei­be­hal­ten, bis wir auf brei­te­re We­ge und be­kann­te Stra­ßen ka­men...

Die wir dann aber doch bald wie­der ver­lie­ßen, um ab­seits der nicht ganz un­ge­fähr­li­chen Au­to-Pi­sten wie­der zu un­se­rem Aus­gangs­punkt zu­rück­zu­mar­schie­ren. Kurz vor Rei­ches­dorf nahm ich dann noch­mal ei­nen ehe­ma­li­gen Wein­berg ins Vi­sier, in des­sen abend­li­cher Lieb­lich­keit der Weh­mut mit­schwingt über den ein­sti­gen Reich­tum [2] des Lan­des:

Ehemaliger Weinberg bei Richiș (Reichesdorf)

Was nun noch folg­te (Kof­fer­packen, letz­te Nacht in frem­den Bet­ten, lan­ge Fahrt zum Flug­ha­fen usw.) ist im De­tail nicht be­rich­tens­wert. In­ter­es­san­ter ist die Fra­ge nach der zu­künf­ti­gen Ent­wick­lung der Re­gi­on: Die Sie­ben­bür­ger Sach­sen, die bis heu­te hier ge­blie­ben sind, wer­den in we­ni­gen Jah­ren aus­ge­stor­ben sein. Ih­re Nach­kom­men, die jetzt in Deutsch­land, Öster­reich oder an­ders­wo an­säs­sig sind, wer­den nicht zu­rück­kom­men. War­um auch? Die ein­sti­gen »Nach­bar­schaf­ten«, die wech­sel­sei­ti­ge Hil­fe­stel­lung in al­len Le­bens­la­gen bo­ten [3], gibt es nicht mehr, wer hier neu an­fan­gen woll­te, müß­te das fak­tisch fast bei Null tun. In ei­nem Land, das ent­wick­lungs­mä­ßig im­mer noch hier und da hin­ter­her­hinkt und in dem Recht ha­ben und Recht krie­gen ver­mut­lich im­mer noch wei­ter aus­ein­an­der­lie­gen als in den mit­tel­eu­ro­päi­schen De­mo­kra­tien. So fo­kus­siert sich die Hoff­nung auf ei­ne jun­ge Ge­ne­ra­ti­on öko­lo­gisch den­ken­der Ru­mä­nen, die hof­fent­lich nicht al­le ihr Heil und ih­re Zu­kunft in den Städ­ten (oder gar im Aus­land) su­chen, son­dern die im ei­ge­nen Land Auf­bau­ar­beit lei­sten und Sie­ben­bür­gen lang­fri­stig aufs Neue er­blü­hen las­sen.

Der Ver­fas­ser hofft, mit sei­nen Zei­len In­ter­es­se an ei­nem Land­strich ge­weckt zu ha­ben, den ver­mut­lich vie­le (wie er selbst ja vor­her auch) bis­lang gar nicht als mög­li­che Rei­se-De­sti­na­ti­on auf dem Schirm ge­habt hat­ten. Wer sich in­des für Ge­schich­te er­wär­men kann und ein Fai­ble für Ar­chi­tek­tur hat, neh­me sich die Li­ste von Or­ten in Sie­ben­bür­gen mit Kir­chen­burg oder Wehr­kir­che vor: Bis man die ca. 150 Or­te an­ge­fah­ren oder an­ge­lau­fen und be­sich­tigt hat, wird man ein paar Ur­lau­be brau­chen!

 
[1] Der ge­staf­fel­te Auf­bruch war in er­ster Li­nie dem Um­stand ge­schul­det, daß die Re­la­ti­on Nürn­berg – Si­biu und zu­rück nicht täg­lich be­flo­gen wird. Aber auch sonst hät­ten wir den Weg zum Flug­ha­fen nicht ge­mein­sam mit un­se­ren heim­rei­sen­den Nach­barn an­tre­ten kön­nen, weil ihr Wa­gen ja schon mit den ei­ge­nen Fa­mi­li­en­mit­glie­dern samt de­ren Ge­päck und Pro­vi­ant bis in die letz­ten Lücken aus­ge­füllt war.

[2] Sie­he da­zu den Wi­ki­pe­dia-Ar­ti­kel »Wein­bau in Ru­mä­ni­en«.

[3] Zum Preis von so­zia­ler Kon­trol­le und gei­sti­ger En­ge, wie zu ver­mu­ten steht. Das ei­ne ist ja oh­ne das an­de­re meist nicht zu ha­ben...

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Sonntag, 9. Dezember 2018

Som­mer in Sie­ben­bür­gen (3)

Da wir ja für die Dau­er des ge­sam­ten Ur­laubs un­ser Haupt­quar­tier in Ri­chiș (Rei­ches­dorf) auf­ge­schla­gen hat­ten, war un­ser Ak­ti­ons­ra­di­us auf ei­ne hal­be Ta­ges­rei­se be­schränkt. Von ei­ner ech­ten Be­schrän­kung konn­te in­des kei­ne Re­de sein, denn es gab im Um­kreis von ein paar Dut­zend Ki­lo­me­tern oh­ne­hin viel mehr zu se­hen, als in un­se­rer heu­ri­gen Som­mer­fri­sche Platz fin­den konn­te. [1] Der in mehr­fa­cher Hin­sicht be­mer­kens­wer­te­ste Aus­flug (un­ter an­de­rem war er der wei­te­ste) führ­te uns nach Vis­cri ali­as Deutsch-Weiß­kirch. Die schier nicht en­den wol­len­de An­fahrt über ei­ne holp­ri­ge »Stra­ße« der Ka­te­go­rie »Test­par­cours für Mi­li­tär­fahr­zeu­ge« führ­te uns schließ­lich in das be­schau­li­che Dorf, wel­ches mit­samt sei­ner (na was wohl?) Kir­chen­burg auf der Welt­erbe-Li­ste der UNESCO steht. Und das völ­lig zu Recht, wie schon der er­ste Blick auf die be­stens ge­pfleg­te Sa­kral­fe­stung be­weist:

Die Kirchenburg von Viscri (Deutsch-Weißkirch)

Rou­ti­niert wur­de a) das In­ne­re in­spi­ziert, b) der Turm be­stie­gen, c) die Aus­sicht ge­nos­sen, d) der kom­plet­te Ge­bäu­de­kom­plex be­gan­gen und schluß­end­lich e) die Ge­denk­ta­feln für die in den bei­den Welt­krie­gen um­ge­kom­me­nen Kriegs­op­fer des Or­tes stu­diert [2]. Auch wenn sich die­se trut­zi­gen Bau­ten im Zweck glei­chen und in ih­rer An­la­ge oft­mals ähn­lich sind: Letzt­lich ist doch kei­ne Kir­chen­burg wie die an­de­re und je­de hat ih­ren ei­ge­nen Cha­rak­ter!

Beim an­schlie­ßen­den Be­strei­fen des Or­tes mach­ten wir noch in ei­ner na­hen Hof­wirt­schaft Halt, aus de­ren hin­te­ren Be­reich ein be­stän­di­ges Klop­fen und Schlei­fen oder Frä­sen zu hö­ren war. Zu­nächst dach­ten wir al­le­samt an Bau­ar­bei­ten zur Ver­schö­ne­rung des An­we­sens. Tat­säch­lich aber wur­den wir erst Oh­ren- und dann er­staun­te Au­gen­zeu­gen der lan­des­üb­li­chen Brot­pro­duk­ti­on: Die au­ßen völ­lig ver­kohlt er­schei­nen­den Lai­be wur­den – frisch aus dem Ofen kom­mend – erst von Frau­en auf Tisch­plat­ten ge­hau­en (wo­durch die äu­ße­ren »Ver­koh­lun­gen« ab­fie­len) und dann an Män­ner wei­ter­ge­reicht, die an sta­tio­nä­ren Elek­tro­mo­to­ren mit auf­ge­pflanz­ten Schleif­schei­ben den Rest der schwar­zen Schicht her­un­ter­frä­sten, bis als Lohn der Mü­he ein damp­fend hei­ßer Brot­laib mit ho­nig­gel­ber Kru­ste üb­rig blieb. Das al­les ging in ein­ge­spiel­ter Prä­zi­si­on ruck-zuck von­stat­ten und dem wei­land ver­blüff­ten En­des­un­ter­fer­tig­ten läuft Mo­na­te spä­ter im­mer noch das Was­ser im Mun­de zu­sam­men beim Ge­dan­ken an den wun­der­ba­ren Ge­schmack des ul­tra­fri­schen Bro­tes...

Blümerantes Spiel von Licht und Schatten

Auch sonst gab es in Vis­cri / Deutsch-Weiß­kirch ei­ni­ges zu ent­decken, fröh­lich-far­big ver­putz­te Häu­ser, schön re­stau­rier­te De­tails, und im­mer wie­der ma­chen sich Haus­be­sit­zer auch die Mü­he, al­te Fas­sa­den-In­schrif­ten von frü­he­ren Be­sit­zern und Be­woh­nern wie­der auf­zu­fri­schen. Na ja, so­was wie »Las­set uns am Al­ten, so es gut ist, hal­ten. Aber auf dem al­ten Grund Neu­es wir­ken je­de Stund« mag ja auch man­chem Ru­mä­nen oh­ne deut­sche Wur­zeln als wei­ses Le­bens­mot­to er­schei­nen.

Die ge­neig­te Le­se­rIn­nen­schaft mö­ge sich bit­te Vis­cri per Goog­le Maps aus der Luft an­schau­en: Ein­mal mehr fällt das ty­pi­sche Er­schei­nungs­bild ei­nes Sie­ben­bür­gi­schen Stra­ßen­dor­fes auf mit vie­len schma­len, aber sehr tie­fen An­we­sen ent­lang der Haupt­stra­ße. [3] In die­sem zwar um­ständ­lich er­reich­ba­ren, je­doch in je­dem Rei­se­füh­rer her­vor­ge­ho­be­nen Dorf kann man durch­aus den Ein­duck ei­nes durch den Tou­ris­mus be­för­der­ten, lang­sa­men Auf­schwungs ge­win­nen: Hand­ar­bei­ten wer­den aus­ge­stellt und an­ge­bo­ten, und der schon er­wähn­te Trend zur or­dent­li­chen In­stand­set­zung und ‑hal­tung der al­ten säch­si­schen Häu­ser scheint sich links und rechts der Vor­rei­ter fort­zu­set­zen: Wenn’s der Nach­bar sicht­bar schön(er) hat, will man bald selbst mit ei­nem an­sehn­li­chen Er­schei­nungs­bild der ei­ge­nen Be­hau­sung glän­zen:

Dach-Detail in Deutsch-Weißkirch

Man kann den Deutsch-Weiß­kir­chern nur wün­schen, daß Sie den wu­chern­den Tou­ris­mus auf ei­ne Wei­se ein­he­gen kön­nen, daß er dau­er­haft mehr se­gens­rei­che als schäd­li­che Wir­kung ent­fal­tet. Ei­ne bes­ser aus­ge­bau­te Zu­fahrts­stra­ße und mehr Park­plät­ze wür­den ver­mut­lich die Ver­käu­fer kit­schi­ger Fern­ost-Sou­ve­nirs und du­bio­ser Dra­cu­lan­ti­en auf den Plan ru­fen, von orts­un­ty­pi­schen und ku­li­na­risch frag­wür­di­gen Ein­kehr-An­ge­bo­ten nicht zu re­den. Wie es sich lang­fri­stig aus­geht, ist un­ge­wiß. Noch je­den­falls ist es in und um Vis­cri recht be­schau­lich...

Noch ru­hi­ger geht es in Clo­așterf (Klos­dorf) zu, ei­nem der drei Orts­tei­le von Sa­schiz (Keisd), den wir auf der Rück­fahrt an­steu­er­ten (der be­fe­stig­ten Kir­che we­gen, wie die bis hier­her treu ge­blie­be­nen Le­se­rIn­nen frag­los be­reits ge­ahnt ha­ben). Ein klei­ner Wei­ler im re­gio­nal­ty­pi­schen »La­dy­kra­cher-Lay­out« [3], der zwar ins­ge­samt nicht eben her­un­ter­ge­kom­men aus­schaut, in dem aber doch die Spu­ren lang­jäh­ri­gen Ver­falls hier und da deut­lich zu­ta­ge tre­ten:

Verfallendes Haus in Cloașterf (Klosdorf)

Tja, war­um sind an sich schö­ne Häu­ser in idyl­li­scher La­ge un­be­wohnt und dem lang­sa­men Ver­fall preis­ge­ge­ben? Sind es un­ge­klär­te Ei­gen­tü­mer­ver­hält­nis­se, land­flucht­be­ding­ter Ein­woh­ner­schwund oder man­gelt es den Haus­be­sit­zern schlicht am Wil­len (oder auch nur an den Mit­teln), ih­ren Be­sitz an­ge­mes­sen zu pfle­gen? Man weiß es nicht, aber ei­nen (oder meh­re­re) der ge­nann­ten mög­li­chen Grün­de wird es schon ha­ben...

In Clo­așterf tra­fen wir das Tor im Wehr­wall um die Kir­che ver­schlos­sen an. Es fand sich im­mer­hin ein Hin­weis auf den Schlüs­sel­be­wah­rer und des­sen Te­le­fon­num­mer. Und tat­säch­lich, un­se­re mit­ge­führ­te Mut­ter­sprach­le­rin Al­mut konn­te an­hand die­ser An­ga­ben den ru­mä­ni­schen Auf­pas­ser her­bei­ru­fen. Nur we­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter surr­te er auf ei­nem elek­tri­schen Mi­nia­tur­mo­tor­rad her­bei und ge­währ­te uns Ein­laß in das al­te Ge­mäu­er, in dem aber­mals die Zeit ste­hen­ge­blie­ben zu sein schien:

In der kleinen Kirchenburg von Klosdorf

Auch wenn dies durch­aus nicht das er­ste men­schen­lee­re (wenn­gleich mut­maß­lich nicht gott­ver­las­se­ne) Got­tes­haus war, wel­ches wir auf un­se­rer Rei­se be­sich­tig­ten: Er­neut konn­te man den Ein­druck ha­ben, als wä­re die Ge­mein­de der Gläu­bi­gen ge­ra­de erst auf­ge­bro­chen (oder noch nicht ein­ge­trof­fen). Man muß sich im­mer wie­der ins Be­wußt­sein ru­fen, daß kaum noch Sie­ben­bür­ger Sach­sen in die­ser Ge­gend le­ben, die über Jahr­hun­der­te ih­re Hei­mat ge­we­sen war. Da ihr selbst­ge­wähl­ter Ex­odus nicht mit ei­ner über­ha­ste­ten Flucht vor ei­nem an­rücken­den Feind zu ver­glei­chen ist, ver­wun­dert es schon, daß die Ru­mä­ni­en­deut­schen so­gar in ih­ren pri­va­ten Häu­sern so vie­le per­sön­li­che Din­ge ein­fach zu­rück­ge­las­sen ha­ben...

Wie so oft war es un­se­rer mul­ti­l­in­gua­len Nach­ba­rin ver­gönnt, mit dem lo­ka­len Bo­den­per­so­nal ei­nen schnel­len Schwatz auf Ru­mä­nisch zu hal­ten. Das freu­te na­tür­lich auch den dienst­eif­ri­gen Schlüs­sel­be­wah­rer, die ge­mein­sa­me Spra­che ver­bin­det und löst die Zun­ge. Der Be­richt­erstat­ter, des­sen Plap­per­ta­schi­zi­tät in hei­mi­schen Ge­fil­den nach­ge­ra­de le­gen­där ist, war in Ru­mä­ni­en oft­mals zum stum­men Zu­hö­ren ver­ur­teilt, und nicht mal das funk­tio­nier­te zu­frie­den­stel­lend, da ihm sei­ne zu­se­hends ne­bu­lö­ser wer­den­den La­tein-Kennt­nis­se al­len­falls bei der De­chif­frie­rung von amt­li­chen Schrift­stücken ah­nungs­wei­se wei­ter­zu­hel­fen ver­mö­gen. Na im­mer­hin konn­te er da­durch sich im vor­lie­gen­den Fal­le ganz auf die Kom­po­si­ti­on ei­nes Schat­ten­spie­les mit den bei­den agi­len Ge­sprächs­part­nern kon­zen­trie­ren:

Besucherin und Kirchenwächter im Zwiegespräch

Nach­dem wir al­les ge­se­hen hat­ten (wie im­mer in­klu­si­ve Turm mit Glocken und ku­bik­me­ter­wei­se Tau­ben-Gua­no), schwang sich der freund­li­che Herr wie­der auf sei­nen kom­pak­ten E‑Roller und schnurr­te von hin­nen, um sein un­se­ret­we­gen un­ter­bro­che­nes Ta­ge­werk wie­der auf­zu­neh­men. Wir fuh­ren im Au­to hin­ter­her und mach­ten auf dem Heim­weg noch kurz Sta­ti­on im ei­gent­li­chen Ort Sa­schiz, des­sen ein­drucks­vol­le Wehr­kir­che uns an die­sem Ta­ge al­ler­dings wirk­lich ver­schlos­sen blieb. Egal, man kann nicht im­mer Glück ha­ben und so bleibt für die näch­ste Rei­se nach Ru­mä­ni­en auch noch was üb­rig...

Am näch­sten Mor­gen schwan­gen wir uns nach dem Früh­stück auf die Fahr­rä­der un­se­rer Nach­barn, wel­che die­se – hin­ten auf ihr Au­to ge­schnallt – aus Fürth nach Ru­mä­ni­en mit­ge­nom­men hat­ten. Sehr prak­tisch in­de­ed! Das Ziel der Stram­pe­lei war wie­der ein­mal der Nach­bar­ort Bier­tan (Birt­hälm), des­sen Kir­chen­burg zu den meist­be­such­ten zählt, was wohl zu glei­chen Tei­len ih­rer fa­cet­ten­rei­chen An­la­ge, dem gu­ten Er­hal­tungs- re­spek­ti­ve Re­no­vie­rungs­zu­stand und der ver­kehrs­gün­sti­gen La­ge zu­zu­schrei­ben ist. Je­den­falls tut man gut dar­an, vor den rent­ner­spucken­den Rei­se­bus­sen auf­zu­schei­nen. Nach Be­sich­ti­gung der ar­chi­tek­to­ni­schen In­ne­rei­en kam ich nicht um­hin, die Ka­me­ra zu zücken, um das wuch­ti­ge En­sem­ble mit sei­nen vie­len trut­zi­gen Tür­men noch­mals im Bil­de fest­zu­hal­ten:

Von jeder Seite ansehnlich: Die Kirchenburg zu Biertan (Birthälm)

Über die be­reits in der vor­aus­ge­gan­ge­nen Fol­ge be­schrie­be­ne, mit üp­pig­ster Be­zu­schus­sung durch die EU ins pit­to­res­ke Nichts ge­bau­te Asphalt­stra­ße ra­del­ten wir an­schlie­ßend re­tour bis zum En­de der mon­dä­nen Pi­ste, scho­ben als­dann die Draht­esel über den Berg und roll­ten schluß­end­lich er­schöpft, aber zu­frie­den wie­der in Rei­ches­dorf ein...

Aber da­mit war der Tag ja bei wei­tem noch nicht aus­ge­füllt! Nach ei­nem mit­täg­li­chen Nicker­chen folg­te auf die Zwei­rad­tour ein Vier­rad­aus­flug der be­son­de­ren Art: Ein schon Ta­ge zu­vor sei­ne Dien­ste an­ge­bo­ten ha­ben­der Fuhr­werks­be­sit­zer tauch­te tat­säch­lich zum ver­ab­re­de­ten Zeit­punkt am aus­ge­mach­ten Treff­punkt auf, um die Für­ther De­le­ga­ti­on (be­kannt­lich be­stehend aus vier Er­wach­se­nen, zwei Kin­dern und ei­ner La­bra­dor­eu­se) quer durch die üp­pig-grü­ne Land­schaft nach Ațel (Het­zel­dorf) zu kut­schie­ren. Die aus­ge­wa­sche­nen Schot­ter­we­ge, der Wa­gen aus gro­ben Bret­tern und die schwab­be­lig-wei­chen Bal­lon­rei­fen lie­ßen die Fahrt zwar strecken­wei­se zur Schau­kel­par­tie wer­den, der Chro­nist konn­te je­doch An­flü­ge von See­krank­heit tap­fer un­ter­drücken. Kind­heits­er­in­ne­run­gen wur­den in ihm wach, als das schwer be­la­de­ne Ve­hi­kel über die stau­bi­gen Wirt­schafts­we­ge zuckel­te:

Mit dem Bretterwagen quer durch die Landschaft

An die­ser Auf­nah­me ist meh­rer­lei be­mer­kens­wert: Er­stens die ro­ten Fin­ger­nä­gel von Prin­zes­sin Ida (5), zwei­tens, daß man vor lau­ter Be­sat­zung das Ve­hi­kel gar nicht sieht, drit­tens der ru­hig lau­fen­de An­trieb mit 1 PS, vier­tens die grü­nen Hü­gel im Hin­ter­grund, de­ren Ter­ras­sie­rung sie ein­deu­tig als ehe­ma­li­ge Wein­ber­ge aus­weist. Man be­kommt so lang­sam ei­ne Ah­nung da­von, wie aus­ge­dehnt, ja nach­ge­ra­de do­mi­nie­rend der Wein­an­bau in die­ser Ge­gend frü­her war, des­sen Be­herr­schung aber mit dem Ex­odus der Sie­ben­bür­ger Sach­sen weit­ge­hend ver­lo­ren ge­gan­gen ist und der nun von be­son­ders rüh­ri­gen jun­gen Ru­mä­nen lang­sam wie­der er­lernt und be­trie­ben wird, frei­lich in ei­nem im Ver­gleich zu frü­her noch recht be­schei­de­nen Maß­stab...

Die ob­li­ga­to­ri­sche Kir­chen­burg sa­hen wir am Ziel un­se­rer Aus­fahrt nur aus der Fer­ne, wir wur­den von des Fuhr­manns Fa­mi­lie er­war­tet und freund­lich be­wir­tet. Nach Ver­ko­stung von Back­werk und ge­sten­un­ter­stütz­tem Small Talk er­klom­men wir im­mer­hin noch den hoch­ge­le­ge­nen deut­schen Fried­hof von Ațel, späh­ten durch das Schlüs­sel­loch der zu­ge­sperr­ten Berg­ka­pel­le und stu­dier­ten die In­schrif­ten der Grab­stei­ne. Auch dies­mal gab es wie­der die lan­des­ty­pi­sche Häu­fung be­stimm­ter Nach­na­men zu be­ob­ach­ten:

Deutscher Friedhof von Ațel (Hetzeldorf)

An­schlie­ßend ging es wie­der zu­rück über Stock und Stein im pfer­de­be­spann­ten Bret­ter­wa­gen durch ei­ne ma­le­ri­sche Land­schaft, die strecken­wei­se den Ver­gleich mit der Tos­ka­na nicht zu scheu­en braucht. Dies im Bil­de zu be­le­gen be­hal­te ich mir aber für den vier­ten und letz­ten Teil die­ser Rei­se­be­richt­erstat­tung vor.

 
[1] Wo­mit an­ge­deu­tet sei, daß ein wei­te­rer Be­such in Sie­ben­bür­gen be­reits als be­schlos­sen gel­ten darf...

[2] Die­se Ge­denk­ta­feln le­sen sich in­so­fern be­son­ders be­stür­zend, als man­che Nach­na­men auf ih­nen gleich halb­dut­zend­fach oder gar noch öf­ters zu se­hen sind. Auf den er­sten Blick schei­nen dort in bei­den gro­ßen men­schen­ge­mach­ten Ka­ta­stro­phen des 20. Jahr­hun­derts gan­ze Fa­mi­li­en aus­ge­löscht wor­den zu sein, aber hier spielt na­tür­lich auch die »ge­schlos­se­ne Ge­sell­schaft« der Sie­ben­bür­ger Sach­sen mit hin­ein: Die Hei­ra­te­rei un­ter­ein­an­der führ­te lo­gi­scher­wei­se auch zur Ver­meh­rung eta­blier­ter Fa­mi­li­en­na­men. Im Ver­ein mit ei­ner tra­di­tio­nel­len Nei­gung zur Ver­ga­be der el­ter­li­chen Vor­na­men an die Nach­kom­men führ­te das viel­fach zu kom­plet­ten Na­mens­gleich­hei­ten über meh­re­re Ge­ne­ra­tio­nen hin­weg, was Ah­nen­for­scher heut­zu­ta­ge vor be­son­de­re Her­aus­for­de­run­gen stellt.

[3] Py­ro­ma­nen aus des zonebattler’s Al­ters­ko­hor­te füh­len sich viel­leicht wie die­ser an die »La­dy Cracker« er­in­nert, die es all­jähr­lich zu Sil­ve­ster an­zu­kau­fen und ab­zu­feu­ern galt: Hundert(e) klei­ne Kra­cher in zwei Rei­hen, de­ren Lun­ten zu ei­nem ge­mein­sa­men Mit­tel­strang ver­floch­ten wa­ren. Ab­stra­hiert man die Mi­ni-Böl­ler zu Grund­stücken und nimmt man den ge­mein­sa­men Lun­ten­zopf als Stra­ße, hat man das maß­stäb­li­che Mu­ster ei­ner Sie­ben­bür­gi­schen An­sied­lung vor Au­gen!

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