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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


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Schluß mit lu­stig

Wie schon im Vor­jahr be­such­ten der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te ge­stern an­ge­kün­dig­ter­wei­se ein fest­li­ches Kon­zert des Col­le­gi­um Mu­si­cum im Schloß Wei­ßen­stein zu Pom­mers­fel­den. Die me­teo­ro­lo­gi­sche Groß­wet­ter­la­ge war ei­ni­ger­ma­ßen wech­sel­haft, aber al­les in al­lem an­ge­nehm. Die Be­gleit­um­stän­de hin­ge­gen ten­dier­ten im Lau­fe des Abends eher in Rich­tung un­er­freu­lich.

ein denkwürdiger Abend in Pommersfelden

Graf Paul von Schön­born stell­te zu­nächst net­ter­wei­se ei­ne An­zahl der aus über 25 Na­tio­nen (!) stam­men­den jun­gen Or­che­ster­mit­glie­de­rIn­nen vor, die sich zu ei­ni­gen Wo­chen in­ten­si­ver mu­si­ka­li­scher Ar­beit in die­ser so wun­der­ba­ren Um­ge­bung zu­samm­ge­fun­den ha­ben: In mitt­ler­wei­le 50 Jah­ren ha­be die Som­mer-Aka­de­mie und die uni­ver­sa­le Spra­che der Mu­sik ei­nen Bei­trag zu Völ­ker­ver­stän­di­gung und zum Welt­frie­den ge­lei­stet. Da­nach be­grüß­te der Haus­herr den (mehr oder we­ni­ger un­ver­hofft) an­we­sen­den Bun­des­wirt­schafts­mi­ni­ster Mi­cha­el Glos, der sich mit ei­ner jo­via­len klei­nen Re­de re­van­chier­te [1]. Des Herrn Mi­ni­sters En­tou­ra­ge be­leg­te et­li­che Plät­ze, und der zone­batt­ler frag­te sich, ob die Per­so­nen­schüt­zer mit dem auf­fäl­lig un­auf­fäl­li­gen »Knopf im Ohr« we­nig­stens teil­wei­se die Mu­sik ge­nie­ßen konn­ten und nicht al­ler paar Mi­nu­ten rou­ti­ne­mä­ßi­ges Mel­dungs-Ge­quä­ke mit funk­sprech­ty­pi­schen Rau­schen und Knacken zu hö­ren be­ka­men. Na ja, Dienst ist Dienst und da gibt es si­cher zu­wei­len Schlim­me­res zu er­dul­den...

In Schu­manns 4. Sym­pho­nie, die strecken­wei­se schon fast ein we­nig nach Bruck­ner klingt, gab sich das Or­che­ster recht en­er­gie­ge­la­den und spiel­freu­dig. Am En­de zu Recht eif­rig be­klatscht, zeig­ten vie­le Strei­che­rin­nen am lin­ken Flü­gel eher reg­lo­se bis grim­mi­ge Mie­nen, aber das mag au­ßer­mu­si­ka­li­sche Ur­sa­chen ge­habt ha­ben, über die hier zu spe­ku­lie­ren mü­ßig wä­re.

ein denkwürdiger Abend in Pommersfelden

Gleich­falls grim­mig und oben­drein über­eif­rig ge­rier­te sich dann in der Pau­se ein weib­li­cher Haus­dra­chen, der uns de­mon­stra­tiv ei­ne Flü­gel­tür vor der Na­se zu­zog, durch die wir vom herr­li­chen Trep­pen­haus aus in ei­nen von den Mu­si­kern be­leg­ten Ne­ben­raum ge­späht hat­ten. Nicht be­tre­ten hat­ten, wohl­ge­merkt: Von au­ßen hat­ten wir den in üp­pi­ger Ba­rock­pracht ge­stal­te­ten Raum wür­di­gen wol­len, man weiß sich ja zu be­neh­men... Aber nix da, Klap­pe zu und Ru­he.

Der nach der Pau­se fol­gen­den Sin­fo­nia con­cer­tan­te für Vio­li­ne, Vio­la und Or­che­ster von Mo­zart konn­te der zone­batt­ler nicht all­zu­viel ab­ge­win­nen, aber das lag we­ni­ger an der durch­aus sprit­zi­gen In­ter­pre­ta­ti­on als viel­mehr am Kom­po­ni­sten: Mo­zart mun­det dem Ver­fas­ser pri­mär in Scho­ko­la­den­ku­gel­form. Um­so be­gei­ster­ter war der Au­tor dann von der Dar­bei­tung ei­nes sei­ner vie­len Lieb­lings­stücke, der fet­zi­gen Ton­dich­tung »Till Eu­len­spie­gels lu­sti­ge Strei­che« von Ri­chard Strauss, in der es der für sei­ne un­er­hört dy­na­mi­schen Or­che­strie­run­gen be­kann­te Spät­ro­man­ti­ker nur so kra­chen läßt. Ju­bel­ru­fe, fre­ne­ti­scher Ap­plaus, un­ver­än­dert grim­me Mie­nen bei den lin­ken Strei­che­rin­nen, kei­ne Zu­ga­be, aus.

ein denkwürdiger Abend in Pommersfelden

Am stil­len, gleich­wohl stark fre­quen­tier­ten Ört­chen ga­ben sich nun Volk und Volks­ver­tre­ter die Klin­ke in die Hand, und nach­dem sich der sich ge­dul­dig hint­an­stel­len­de zone­batt­ler dann end­lich auch er­leich­tert hat­te, war­fen er und sei­ne bes­se­re Hälf­te noch (aber­mals von au­ßen!) ei­nen schnel­len Blick in den be­rühm­ten Mu­schel­saal, bei des­sen auf­wen­di­ger In­stand­set­zung sie vor Jah­ren ei­nem Re­stau­ra­tor über die Schul­ter hat­ten blicken dür­fen. Die (of­fen­bar ge­schlos­se­ne) Abend­ge­sell­schaft in­ter­es­sier­te da­bei nicht im Min­de­sten. Aber da kam schon wie­der der Dra­che her­an­ge­eilt, um uns fau­chend des Hau­ses zu ver­wei­sen, da­bei so­gar mei­ne Da­me grob am Ar­me packend. Ich emp­fahl der Fu­rie die ge­le­gent­li­che Teil­nah­me an ei­nem Ser­vice-Se­mi­nar, Be­darf wä­re of­fen­kun­dig vor­han­den [2]. Ih­re ver­ba­len Ent­glei­sun­gen zu kon­ser­vie­ren schen­ke ich mir, ein Bei­trag zum vom Gra­fen be­schwo­re­nen Welt­frie­den sind sie je­den­falls nicht ge­we­sen... Im­mer­hin, es hat et­was Er­he­ben­des, wenn ei­gens schwe­re schmie­de­rei­ser­ne To­re für ei­nen auf­ge­sperrt und ent­rie­gelt wer­den müs­sen. Till Eu­len­spie­gel hät­te sei­ne Freu­de ge­habt!

 
[1] in wel­cher er u.a. be­ton­te, daß so ein Mi­ni­ster­amt zu­wei­len auch sei­ne an­ge­neh­men Sei­ten ha­be (am Vor­tag Ver­sailles, ge­gen­wär­tig Pom­mers­fel­den, tags drauf Schloß Her­ren­chiem­see)...

[2] Der Herr Mi­ni­ster und sei­ne ihn be­hü­ten­den Pro­fis sei­en hier aus­drück­lich von je­der Kri­tik aus­ge­nom­men, es sind wie so oft wohl die über­ei­fi­gen und über­for­der­ten Klein­gei­ster aus der Pe­ri­phe­rie, die mit an sich ba­na­len Si­tua­tio­nen nicht sou­ve­rän um­zu­ge­hen wis­sen.

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Diskussion

  1. in80weltenumdentag  •  20. Jul. 2008, 12:58 Uhr

    Da fällt mir doch ...

    ... ein Be­griff zu und ein, von des­sen Ur­sprung ich al­ler­dings nur we­nig zu sa­gen weiß.

    Darf ich mich mit sei­ner Er­fin­dung schmücken, las ich von ihm in ei­nem apo­kry­phen Psy­cho­lo­gie-Buch, war es ein Schrift­stel­ler, dem wir ihn ver­dan­ken ...?

    Ge­meint ist das:

    Sub­al­ter­nen-Phä­no­men.

    Und mit ihm: das Blä­hen klei­ner Gei­ster – vgl. Haus­mei­ster, Pfört­ner etc.

    Un­fair wä­re es al­ler­dings das gar zu sehr zu ver­all­ge­mei­nern. Auch Gro­ße ha­ben nicht un­be­dingt ei­nen gro­ßen Geist oder gar ein gro­ßes Herz. Und vie­le der Be­schrie­be­nen han­deln un­ter Druck und Angst. Auch gibt es: aus­ge­spro­chen net­te Pfört­ner, lieb­rei­zen­de Haus­mei­ster, zu­vor­kom­men­des Ser­vice-Per­so­nal, de­nen die Freu­de an ih­rem Job an­zu­mer­ken ist.

    #1 

  2. Zappo  •  23. Jul. 2008, 16:38 Uhr

    Viel­leicht...

    …mut­maß­te der Haus­dra­chen in dei­ner Er­schei­nung ei­nen Nah-Ost-At­ten­tä­ter, der dem Herrn Mi­ni­ster mit sei­ner Bauch­gür­tel­bom­be und op­ti­scher Ca­non-Vi­sier­ein­rich­tung ein jä­hes En­de be­rei­ten woll­te (voll­bär­tig und dun­kel­häu­tig wie du bist) ;)

    #2 

  3. zonebattler  •  23. Jul. 2008, 17:41 Uhr

    Aber nein...

    ...zu so ei­nem An­laß las­se ich mein doch recht mar­tia­lisch aus­schau­en­des Equip­ment selbst­re­dend zu­hau­se. Ein wei­ser Ent­schluß: Wer weiß, was mir da sonst noch wi­der­fah­ren wä­re!

    #3 

  4. zonebattler  •  16. Jan. 2009, 6:44 Uhr

    Der Tor­ten­freund Don Al­phon­so be­rich­tet in ge­wohnt at­mo­sphä­risch dich­ter Ma­nier von ei­ner kur­zen Stipp­vi­si­te im win­ter­li­chen Pom­mers­fel­den.

    #4 

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