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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Dienstag, 17. Januar 2006

Zwei He­ro­en

Mei­ne bei­den Lieb­lings­fil­me, an hin­ter­sin­ni­gem Charme schwer­lich zu über­tref­fen, sind heu­te wie vor Jahr­zehn­ten Münch­hau­sen (1943) und Der ver­kehr­te Sher­lock Hol­mes (They Might Be Gi­ants, 1971). Erst heu­te ha­be ich zu mei­ner Be­stür­zung be­merkt, daß sich die bei­den Prot­ago­ni­sten (hier Hans Al­bers, da Ge­or­ge C. Scott) bis hin zu den Ge­sichts­zü­gen ähn­lich sind. Wo­mög­lich ist der ei­ne die Re­inkar­na­ti­on des an­de­ren? Und bei­de die Ide­al­pro­jek­ti­on mei­nes Manns-Bil­des? Dem wür­de ich frei­lich selbst in kein­ster Wei­se ge­recht...

Sonntag, 8. Januar 2006

Toll trie­ben es die al­ten Rö­mer...

Der zone­batt­ler hat ein Fai­ble für’s sub­ti­le Kam­mer­spiel, hoh­le Ac­tion- und stu­pi­de Ge­walt-Or­gi­en sind sei­ne Sa­che tat­säch­lich nie ge­we­sen. Um­so mehr freut er sich über das Wie­der­se­hen mit (und von) al­ten Fern­seh­spie­len aus den 1960er und ‑70er Jah­ren, als die­se Kunst­form in recht ho­her Blü­te stand und oh­ne wei­te­res mit an­spruchs­vol­len Thea­ter-In­sze­nie­run­gen kon­kur­rie­ren konn­te.

Ein sol­ches High­light stellt für mich die Se­rie »Ich, Clau­di­us, Kai­ser und Gott« dar, die un­ter dem Ori­gi­nal­ti­tel »I Clau­di­us« von der BBC an­no 1976 pro­du­ziert wur­de: Nach zwei hi­sto­ri­schen Ro­ma­nen von Ro­bert (von Ran­ke-) Gra­ves wird hier in 13 Fol­gen (von ins­ge­samt knapp 11 Stun­den Lauf­zeit) die Ge­schich­te des rö­mi­schen Im­pe­ri­ums aus der Sicht ei­nes sei­ner Füh­rers er­zählt.

Ich, Claudius... DVD-Box
 
De­tails zur DVD-Box

Und was das für ei­ne Ge­schich­te ist! Wir hö­ren und se­hen stau­nend die Er­in­ne­run­gen des Im­pe­ra­tors Clau­di­us, von ihm selbst er­zählt und kom­men­tiert: Ein Le­ben um­ge­ben von In­tri­gen, Af­fä­ren und Mor­den, daß es ei­nem schwin­de­lig wer­den kann... In ih­rem in­ti­men In­sze­nie­rungs­stil mit kam­mer­spiel­ar­ti­ger Be­set­zung er­scheint mir die Hand­lung weit span­nen­der und er­re­gen­der dar­ge­bo­ten, als es mit noch so­viel Auf­wand an Ma­te­ri­al und Sta­ti­sten je er­reicht wer­den könn­te. Le­ben­di­ger kann Ge­schichts­un­ter­richt gar nicht sein! Na ja, al­len­falls viel­leicht et­was nä­her an den hi­sto­ri­schen Fak­ten... ;-)

Man merkt, der zone­batt­ler kriegt sich vor Be­gei­ste­rung gar nicht mehr ein: Das liegt na­tür­lich an den ful­mi­nan­ten Lei­stun­gen der Schau­spie­ler, al­len vor­an der von De­rek Ja­co­bi in der Ti­tel­rol­le des stot­tern­den und stam­meln­den Clau­di­us. Sei­ne (zu­wei­len im Wort­sin­ne) »gif­ti­ge« Groß­mutter Li­via (Siân Phil­lips) und de­ren Mann, der mit­un­ter et­was über­for­dert wir­ken­de Kai­ser Au­gu­stus (ge­spielt von Bri­an Bles­sed) sind si­cher auch noch in der Er­in­ne­rung vie­ler mei­ner Le­se­rIn­nen prä­sent... Der Rest der Be­set­zung ist nicht min­der hoch­ka­rä­tig und kann hier nach­ge­schla­gen wer­den.

Rein tech­nisch gibt an der Edi­ti­on eben­falls nichts aus­zu­set­zen: Das Bild ist für sein Al­ter klar und ei­ni­ger­ma­ßen rausch­frei, ne­ben der deut­schen ist auch die eng­li­sche O‑Tonspur vor­han­den und so­gar die (selbst für An­glo­phi­le hilf­rei­chen) zu­schalt­ba­ren Un­ter­ti­tel feh­len nicht. So soll es sein! Ab­ge­run­det wird die Se­rie durch ei­ne üp­pig ge­füll­te Bo­nus-DVD, die die­sen Na­men ab­so­lut ver­dient: So­wohl das Do­ku-Fea­ture »A Te­le­vi­si­on Epic« als auch das »Fa­vou­ri­te Scenes«-Interview mit De­rek Ja­co­bi sind über­aus se­hens­wert, eben­so die Do­ku­men­ta­ti­on »The Epic that never was« mit dem un­ver­ges­se­nen Charles Laugh­ton. Die bei­den an­de­ren Bei­ga­ben (Al­ter­na­ti­ve Sze­nen, Preis­ver­lei­hungs-Re­por­ta­ge) sind gleich­falls recht in­for­ma­tiv (und frag­los er­heb­lich sinn­rei­cher als die auf so vie­len DVDs an­zu­tref­fen­den Wer­be-Trai­ler-Shows). Ins­ge­samt sum­miert sich das Ma­te­ri­al auf der Ex­tra-Plat­te zu knapp 3,5 Stun­den an fei­nen Zu­ga­ben!

Ab­schlie­ßend noch ein Wort zur An­mu­tung der DVD-Box: Als Lieb­ha­ber der Se­rie ha­be ich mir schon vor Jah­ren die BBC Ori­gi­nal-Aus­ga­be aus Eng­land kom­men las­sen (zu­mal ich nicht wirk­lich zu hof­fen wag­te, daß die deut­sche Syn­chron­fas­sung so bald auf DVD zu kau­fen sein wür­de). Ge­gen die BBC-Schach­tel (mit bil­lig wir­ken­den Papp-Steck­hül­len für die Sil­ber­schei­ben) ist die deut­sche Aus­ga­be ge­ra­de­zu opu­lent und ver­schwen­de­risch aus­ge­stat­tet: Der so­li­de Schu­ber ent­hält ei­ne schlau kon­stru­ier­te Kunst­stoff-Box mit or­dent­li­chen Hal­tern für die fünf DVDs. Funk­tio­nal und oben­drein sehr schön an­zu­se­hen, da auch ge­stal­te­risch ge­lun­gen... Was üb­ri­gens auch für die Na­vi­ga­ti­ons-Me­nüs gilt. Tat­säch­lich ha­ben wir hier ei­nen der sel­te­nen Glücks­fäl­le, bei de­nen ei­ne deut­sche Li­zenz­aus­ga­be in je­der Hin­sicht bes­ser ge­ra­ten ist als das an­gel­säch­si­sche Ori­gi­nal. So­viel edi­to­ri­sche Sorg­falt fin­det man nicht al­le Ta­ge: Ein dickes Lob da­für an den Pu­blisher Epix Me­dia !

Film / In­halt 5 Sterne
Bild & Ton 3 Sterne
Ex­tras 5 Sterne
Auf­ma­chung 5 Sterne
Ge­samt­ur­teil 5 Sterne

Ab heu­te wird je­des Wo­chen­en­de ge­nüß­lich ei­ne Fol­ge gou­tiert, so ret­tet sich der zone­batt­ler stil­voll über den kal­ten Win­ter hin­weg bis in den Früh­ling. Heil Clau­di­us!

Donnerstag, 15. Dezember 2005

Der »zone­batt­ler« als Re­gis­seur

Was bin ich froh, in halb­wegs auf­ge­klärt-de­mo­kra­ti­schen Zei­ten auf­ge­wach­sen zu sein: Ge­gen die pom­pös-hoh­len Pro­pa­gan­da-In­sze­nie­run­gen des »III. Rei­ches« wä­re ich wo­mög­lich nicht wirk­lich im­mun ge­we­sen! In mei­nem la­ten­ten Hang zum Thea­tra­li­schen den­ke ich mir ja im­mer­zu sel­ber al­ler­lei schwül­sti­gen Bom­bast aus, an dem wo­mög­lich so­gar ei­ne Le­ni Rie­fen­stahl ih­re äs­the­ti­sche Freu­de ge­habt hät­te...

Mein heu­ti­ges, film­rei­fes The­ma ist die mar­tia­li­sche Wir­kung vor­bei­don­nern­der Schie­nen­fahr­zeu­ge, in Son­der­heit der von schwe­ren Con­tai­ner­zü­gen. Da drängt es mich, die Mu­sik Ri­chard Wag­ners mit Bil­dern von der Ei­sen­bahn in Riefenstahl’scher Ma­nier zu ei­ner höchst bi­zar­ren Ver­si­on des Lo­hen­grin zu­sam­men­zu­mi­xen: Ei­ne mei­ner Lieb­lings­stel­len ist die 2. Sze­ne des 3. Auf­zu­ges, de­ren fet­zi­ge Mu­sik von den Na­zis ger­ne in der Deut­schen Wo­chen­schau für mar­tia­li­sche Kriegs­pro­pa­gan­da in­stru­men­ta­li­siert wur­de. Un­ser­eins sieht vor sei­nem gei­sti­gen Au­ge in­des­sen we­der be­rit­te­ne Hee­re (Wag­ner) noch Volks­sturm (Wo­chen­schau) vor­bei­de­fi­lie­ren, son­dern Tau­rus-Loks und de­ren Fracht: Die tech­nisch zeit­ge­mäß auf­ge­rü­ste­ten Trup­pen der bra­ban­ti­ni­schen Gra­fen tra­gen bei mir die Wap­pen von HANJIN, CHINA SHIPPING, P&O NEDLLOYD und MAERSK auf ih­ren Schil­den, mar­schie­ren aber eben­falls zu höchst be­ein­drucken­den Ar­meen auf:

Die Aue am Ufer der Schel­de, wie im 1. Akt. Glü­hen­de Mor­gen­rö­te, all­mäh­li­cher An­bruch des vol­len Ta­ges.
 
(Ein Graf mit sei­nem Heer­ge­fol­ge zieht im Vor­der­grun­de rechts auf, steigt vom Pfer­de und über­gibt dies ei­nem Knech­te. Zwei Edel­kna­ben tra­gen ihm Schild und Speer. Er pflanzt sein Ban­ner auf, sein Heer­ge­fol­ge sam­melt sich um das­sel­be.)
 
Containerzug mit Taurus-Lok der ÖBB

 
(Wäh­rend ein zwei­ter Graf auf die Wei­se wie der er­ste ein­zieht, hört man be­reits die Trom­pe­ten ei­nes drit­ten sich nä­hern.)
 

Containerzug

 
(Ein drit­ter Graf zieht mit sei­nem Heer­ge­fol­ge eben­so ein. Die neu­en Scha­ren sam­meln sich um ih­re Ban­ner; die Gra­fen und Ed­len be­grü­ßen sich, prü­fen und lo­ben ih­re Waf­fen usw.)
 

Containerzug

 
(Ein vier­ter Graf zieht mit sei­nem Ge­fol­ge von rechts her ein und stellt sich bis in die Mit­te des Hin­ter­grun­des auf.)
 

Rangierlok

 
(Als von links die Trom­pe­ten des Kö­nigs ver­nom­men wer­den, eilt al­les, um sich um die Ban­ner zu ord­nen. Der Kö­nig mit sei­nem säch­si­schen Heer­bann zieht von links ein.)
 

Containerturm

 
Al­le Män­ner (als der Kö­nig un­ter der Ei­che an­ge­langt ist)
Heil Kö­nig Hein­rich!
Kö­nig Hein­rich Heil!
 
Kö­nig Hein­rich
Habt Dank, ihr Lie­ben von Bra­bant!
Wie fühl’ ich stolz mein Herz ent­brannt,
find’ ich in je­dem deut­schen Land
so kräf­tig rei­chen Heer­ver­band!
Nun soll des Rei­ches Feind sich nahn,
wir wol­len tap­fer ihn emp­fahn:
Aus sei­nem öden Ost da­her
soll er sich nim­mer wa­gen mehr!
Für deut­sches Land das deut­sche Schwert!
So sei des Rei­ches Kraft be­währt!
 
Al­le Män­ner
Für deut­sches Land das deut­sche Schwert!
So sei des Rei­ches Kraft be­währt!

Wie ich den Trieb­fahr­zeu­gen und Über­see-Con­tai­nern das Sin­gen bei­brin­ge und das ble­cher­ne Schep­pern ab­ge­wöh­ne? Nun, dar­an ar­bei­te ich noch! Und auch der Text paßt nim­mer so ganz, denn da die mei­sten be­la­de­nen Con­tai­ner aus dem öden Ost da­her kom­men, kann das so öde nicht sein...

Soll­te ich mei­ne mir bis da­to ge­neig­ten Le­se­rIn­nen mit die­ser pa­the­tisch-pom­pö­sen Pro­pa­gan­da-Pa­ste­te zu­tiefst be­frem­det ha­ben, dann kann ich da lei­der auch nix ma­chen: Ich schrei­be ja hier pri­mär zu ei­gen­the­ra­peu­ti­schen Zwecken und nicht, um ei­nen harm­lo­sen Feuil­le­ton-Er­satz zu­sam­men­zu­brau­en! ;-)

P.S.: Lei­der kann ich den zur an­ge­mes­se­nen Wür­di­gung mei­nes Bei­tra­ges un­be­dingt er­for­der­li­chen »Sound­track« aus ur­he­ber­recht­li­chen Grün­den hier nicht be­reit­stel­len. In­ter­es­sier­te kön­nen mich frei­lich ger­ne mal be­su­chen, um sich mit der da­zu­ge­hö­ri­gen Mu­sik in pas­sen­der Laut­stär­ke besch(w)allen zu las­sen!

Donnerstag, 8. Dezember 2005

Bau­klöt­ze stau­nen!

Auf ar­te lau­fen im­mer wie­der sehr be­mer­kens- und se­hens­wer­te Do­ku­men­ta­tio­nen, und ich möch­te hier und heu­te die Se­rie Bau­kunst wärm­stens emp­feh­len:

Je­de Fol­ge wid­met sich ei­nem Pro­to­typ der ar­chi­tek­to­ni­schen Mo­der­ne. Das je­wei­li­ge Bau­werk wird »vom Kel­ler bis zum First« un­ter tech­ni­schen, äs­the­ti­schen, aber auch öko­no­mi­schen Ge­sichts­punk­ten ana­ly­siert. Au­ßer­dem zei­gen die Fil­me, wie sich die ein­zel­nen Ge­bäu­de in ih­re Um­ge­bung ein­fü­gen.

Die­sem Zi­tat aus der ar­te-Home­page muß ich nicht viel hin­zu­fü­gen, au­ßer viel­leicht, daß sich al­le Fil­me durch über­aus ru­hi­ge Ka­me­ra­füh­rung aus­zeich­nen, was ih­nen ge­ra­de­zu me­di­ta­ti­ven Cha­rak­ter ver­leiht. Sehr, sehr gut ge­macht!

Lei­der ist die Se­rie schon kom­plett »über den Äther« ge­gan­gen, aber weil ich sie so her­vor­ra­gend fin­de und oben­drein selbst nicht al­le Fol­gen mit­ge­kriegt ha­be, ha­be ich mir die DVD-Aus­ga­be ge­lei­stet, die man z.B. bei amazon.de be­stel­len kann. Der Preis liegt bei ei­nem sol­chen »Spe­cial Interest«-Titel na­tur­ge­mäß ober­halb des von Hol­ly­wood-Mas­sen­wa­re her Ge­wohn­ten, doch nie­mand wird die In­ve­sti­ti­on mei­nes Er­ach­tens je be­reu­en...

Baukunst

Die je­weils ei­ne knap­pe hal­be Stun­de lan­gen Film­do­kus lie­gen auf ins­ge­samt 4 DVDs vor und zei­gen im Ein­zel­nen:

Die Bild­qua­li­tät der merk­wür­di­ger­wei­se in der ame­ri­ka­ni­schen NTSC-Fern­seh­norm ge­ma­ster­ten Fil­me ist sehr gut, in PAL wä­re sie auf­grund der hö­he­ren Auf­lö­sung ver­mut­lich noch ei­nen Tick bes­ser. Lei­der sind auf den Sil­ber­schei­ben kei­ner­lei Ex­tras ent­hal­ten, man fin­det aber in­ter­es­san­te­ste Hin­ter­grund-In­for­ma­tio­nen über die oben ge­schal­te­ten Links zur ar­te-Web­site...

Film / In­halt 5 Sterne
Bild & Ton 4 Sterne
Ex­tras 0 Sterne
Auf­ma­chung 3 Sterne
Ge­samt­ur­teil 5 Sterne

zonebattler’s Fa­zit: Zwei­fels­frei ei­ne Samm­lung von blei­ben­dem Wert und ei­ne Be­rei­che­rung für al­le, die sich an schö­ner, funk­tio­na­ler und au­ßer­ge­wöhn­li­cher Ar­chi­tek­tur er­freu­en kön­nen. Ein wei­te­res DVD-High­light im sehr am­bi­tio­nier­ten Ver­triebs­pro­gramm der ab­so­lut Me­di­en GmbH !

Montag, 14. November 2005

Cy­borgs am Schie­nen­strang?

Wer aus mei­ner Al­ters­grup­pe (Mit­te 40) hät­te nicht min­de­stens ein­mal den Öko-Sci­Fi-Klas­si­ker Si­lent Run­ning im Ki­no oder im Fern­se­hen ge­se­hen? Der hier­zu­lan­de un­ter dem Ti­tel Laut­los im Welt­raum lau­fen­de Film aus dem Jah­re 1972 rühr­te mit sei­ner trau­ri­gen End­zeit-The­ma­tik da­mals auch den zone­batt­ler zu Trä­nen...

Und wohl jede(r) hat da­mals so­gleich die drei rüh­rend toll­pat­schi­gen Ro­bot-Droh­nen Huey, Dew­ey und Lou­ie ins Herz ge­schlos­sen. Zur Er­in­ne­rung hier ein Sze­nen­fo­to:

Szenenfoto Silent Running
 
Co­py­right © 1971 by Uni­ver­sal Stu­di­os

Rund um mei­nen klei­nen Schre­ber­gar­ten di­rekt am Gleis und über­haupt im ge­sam­ten Für­ther Bahn­hofs­be­reich ste­hen gan­ze Hun­dert­schaf­ten ähn­lich aus­se­hen­der Ge­sel­len her­um, meist mit ge­heim­nis­voll leuch­ten­den, ro­ten Au­gen:

Sperrsignal Bauart Siemens

Es han­delt sich da­bei ganz pro­sa­isch um Gleis­sperr­si­gna­le der Bau­art Sie­mens, und sie hal­ten Zü­ge und Ran­gier­ab­tei­lun­gen da­von ab, sich all­zu dicht auf die Pel­le zu rücken. Im Üb­ri­gen sind die Blech­ka­me­ra­den sta­tio­när und wis­sen we­der mit Gieß­kan­ne noch mit Schau­fel um­zu­ge­hen: Wä­re dies an­ders, hät­te ich schon aus Grün­den der ei­ge­nen Faul­heit längst ei­nen von ih­nen ent­führt und zum Hilfs-Gärt­ner um­ge­schult!

P.S.: Das Be­tre­ten von Bahn­an­la­gen ist le­bens­ge­fähr­lich und aus gu­tem Grund strikt ver­bo­ten. Al­so bit­te kei­nes­falls selbst auf »Ro­bo­ter-Su­che« ge­hen!

Donnerstag, 3. November 2005

Film­ge­nuß für Spar­füch­se

Wer in der Bahn­hofs­buch­hand­lung sei­nen Blick über das aus­ufern­de Zeit­schrif­ten-An­ge­bot schwei­fen läßt, kann an der heut­zu­ta­ge ge­bo­te­nen Aus­wahl mit­un­ter schier ver­zwei­feln: Was wäh­len, was lie­gen­las­sen? Be­son­ders ver­lockend er­schei­nen die bun­ten Frei­zeit- und Mul­ti­me­dia-Ma­ga­zi­ne, de­nen gern ein kom­plet­ter Spiel­film auf DVD bei­gege­ben wird. Doch je grö­ßer die Aus­wahl, de­sto drän­gen­der auch die Sor­ge, statt ei­nes span­nen­den Strei­fens ei­ne lang­wei­li­ge Nie­te zu zie­hen. Was al­so tun?

Ich per­sön­lich bin da­zu über­ge­gan­gen, das un­über­sicht­li­che An­ge­bot für mich sich­ten zu las­sen: Al­le zwei Wo­chen bringt SPIEGEL ONLINE in der Ru­brik Netz­welt ei­ne kom­men­tier­te Über­sicht über die ak­tu­el­len »DVD-Bei­packer« im rau­schen­den Blät­ter­wald der Fach- und Un­ter­hal­tungs­pres­se. Na­tür­lich kann ein hoch ge­lob­ter Film im­mer noch am ei­ge­nen Ge­schmack vor­bei­ge­hen, aber man ver­mei­det zu­min­dest är­ger­li­che Fehl­grif­fe. In den ver­gan­ge­nen Mo­na­ten konn­te man je­den­falls man­ches Ki­no-High­light zum Preis von noch nicht ein­mal ei­ner Ki­no-Kar­te er­ste­hen, mit ei­ner Zeit­schrift so­zu­sa­gen als Drein­ga­be da­zu. Al­so an­ders­her­um be­trach­tet als von den Ver­la­gen an­ge­prie­sen, aber das ist mir ei­ner­lei: Der re­dak­tio­nel­le In­halt der wer­be­fi­nan­zier­ten Ga­zet­ten ist oh­ne­hin meist im Pa­pier­korb am be­sten auf­ge­ho­ben!

Freitag, 7. Oktober 2005

Glib­be­ri­ge Gum­mi­mon­ster

Männ­li­che Mitt­vier­zi­ger wer­den sich mit mir an die Fas­zi­na­ti­on der frü­hen Sci­ence Fic­tion-Fil­me er­in­nern, die es in den 1970er Jah­ren zu nacht­schla­fen­der Stun­de im (öf­fent­lich-recht­li­chen) Fern­se­hen zu se­hen gab. Und die dann tags drauf in der Schu­le das Ge­sprächs­s­the­ma schlecht­hin wa­ren, zu­mal schon auf­grund der da­mals noch nicht exi­stie­ren­den Sen­der­viel­falt (fast) al­le das glei­che ge­se­hen hat­ten...

Un­ter dem Ti­tel Über den Ver­lust des Sen­se of Won­der ha­be ich da­zu ei­ne sehr in­ter­es­san­te Ab­hand­lung (im On­line-Ma­ga­zin TELEPOLIS aus dem Hei­se-Ver­lag) ge­fun­den, die ich der Auf­merk­sam­keit mei­ner Le­se­rIn­nen an­emp­feh­len möch­te.

Auch ich se­he die Ge­fahr, daß uns die Fä­hig­keit des Stau­nens ab­han­den kom­men könn­te in ei­ner Zeit, da die Om­ni­prä­senz der Neu­en Me­di­en al­les Wun­der­sa­me auf re­cher­chier­ba­re Fak­ten re­du­ziert. Die Fra­ge mag mü­ßig er­schei­nen, aber ver­lie­ren wir da am En­de wo­mög­lich mehr, als wir zu­nächst mit Goog­le & Co. da­zu­ge­win­nen?!

Samstag, 10. September 2005

Denk­mal­schän­der & Denk­mal­schutz

Die Stadt Fürth ist reich an Bau­denk­ma­len, kom­plet­te Grün­der­zeit-Stra­ßen­zü­ge strah­len auch heu­te noch (fast) in der Pracht ver­gan­ge­ner Zei­ten. Gleich­wohl hat nicht je­der ein Au­ge und ein Herz da­für: Fast täg­lich kom­me ich z.B. am spät­klas­si­zi­sti­schen Haus ei­nes Ar­chi­tek­ten (!) vor­bei, wel­ches die­ser in übel­ster Wei­se au­ßen (und dem Ver­neh­men nach auch in­nen) ge­schän­det hat. Wie ger­ne wür­de ich die­se Bar­ba­rei hier an­pran­gern, Roß und Rei­ter nen­nen und die Ver­schan­de­lung der wun­den Vil­la wort- und bild­reich be­le­gen... Es blu­tet ei­nem das Herz. Aber so wie die Din­ge lie­gen, wür­de die ju­ri­sti­sche Keu­le wohl eher mich tref­fen als den un­sen­si­blen Metz­ger...

Im­mer­hin gibt es nicht nur sol­che Zeit­ge­nos­sen: Am mor­gi­gen Tag des of­fe­nen Denk­mals wird es vie­le ar­chi­tek­to­ni­sche Klein­odi­en zu be­sich­ti­gen ge­ben, die lie­be­voll in­stand­ge­setzt und bis heu­te im Ori­gi­nal­zu­stand er­hal­ten wor­den sind. Da vie­le hi­sto­ri­sche Bau­ten in Pri­vat­be­sitz und nur zu die­sem lan­des­wei­ten Ak­ti­ons­tag der Öf­fent­lich­keit zu­gäng­lich sind, soll­te man sich die Chan­ce nicht ent­ge­hen las­sen!

In ge­wis­ser Wei­se auch ein Denk­mal, ja nach­ge­ra­de ei­ne In­sti­tu­ti­on sind die Sir Hen­ry Wood Pro­me­na­de Con­certs, die all­som­mer­lich (heu­er in der 111. Sai­son) in Lon­don statt­fin­den und in der be­rühm­ten Last Night of the Proms ih­ren ex­ta­ti­schen Ab­schluß fin­den. Im tra­di­tio­nel­len Schluß­kon­zert wird die Roy­al Al­bert Hall heu­te abend zum He­xen­kes­sel, wenn nach der Pau­se das im­mer glei­che Pro­gramm aus groß­sym­pho­ni­schen bri­ti­schen »Schlacht­rös­sern« ge­ge­ben wird:

El­gar – Pomp and Cir­cum­stance March No.1
 
Hen­ry Wood – Fan­ta­sia on Bri­tish Sea Songs
 
Par­ry / El­gar – Je­ru­sa­lem
 
Tra­di­tio­nal – Na­tio­nal­hym­ne
 
Tra­di­tio­nal – Auld Lang Sy­ne (Schot­ti­sches Volks­lied)

Das Pu­bli­kum (5.000 Be­su­cher in der Hal­le, mehr als 100.000 im Hyde Park und in an­de­ren live zu­ge­schal­te­ten Open Air-Lo­ca­ti­ons) summt, singt, hupt und trö­tet da­bei mit, die Aus­ge­las­sen­heit kann mit dem Köl­ner Kar­ne­val re­gel­mä­ßig locker mit­hal­ten! Man kann es kaum in Wor­te fas­sen, man muß es se­hen (und vor al­lem hö­ren). Zum Glück wird das Event auch in die­sem Jahr wie­der hier bei uns im Fern­se­hen über­tra­gen, und zwar vom Nord­deut­schen Rund­funk ab 22:10 Uhr. Wir ha­ben uns da­für hier schon ei­ne gro­ße Tü­te Kar­tof­fel­chips in der ty­pisch eng­li­schen Ge­schmacks­rich­tung »Salt & Vi­n­egar« so­wie ei­ne Schach­tel »Af­ter Eight« zu­recht­ge­legt. Ru­le Bri­tan­nia!

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