Samstag, 22. August 2009
Das Überqueren einer Staatsgrenze (zumal einer solchen zu einem ehemaligen »Ostblock«-Land) ist für den zonebattler immer wieder spannend und stets von einer gewissen Aufregung begleitet, auch wenn sich Tschechien heutzutage auf den ersten Blick kaum anders präsentiert als sein großer germanischer Nachbar: Die Bäume sind genauso grün, die Straßen nicht weniger gut in Schuß und die Supermärkte tragen die gleichen Namen wie die heimischen. [1]
Um das besonders Exotische zu finden, muß man mittlerweile also schon etwas genauer hinschauen. Dann freilich erspäht das Auge des staunenden Betrachters so manches, was ihm in heimischen Gefilden noch nie begegnet ist, beispielsweise Bäume mit überaus bizarren Fruchtgebilden dran:
BotanikerInnen in der Leserschaft seien hiermit herzlich ermuntert, zur Identifikation jenes eigenartigen Gewächses beizutragen: Handelt es sich dabei um eine von weißbekittelten Wissenschaftlern zu Zeiten des Kalten Krieges herangezüchtete Mutation zu Nutz’ und Frommen des sozialistischen Freundes und zum Schaden des kapitalistisch-imperialistischen Feindes? Oder ist es schlicht eine sonderbare Spezies aus subtropischen Gefilden, weiland von einem k.u.k. Landvermesser eingeführt und dank des Klimawandels inzwischen auch in unseren Breiten prächtig gedeihend?
Im westböhmischen Städtchen Domažlice blüht und floriert es aber auch sonst an allen Ecken und Enden! Wie fern mutet die Diskussion um eine Shopping Mall in Fürth an, wenn man so einen pittoresken Marktplatz sieht, der beidseitig von alten Häuserzeilen flankiert ist, deren durchgehende Arkaden wiederum mit herrlichen Rundbögen bei jedem Wetter zum Flanieren und entspannten Einkaufen einladen:
Tritt man in eines der prächtigen Gründerzeit-Gebäude ein (dessen Hauswegweiser man als Sprachunkundiger allenfalls vage zu interpretieren in der Lage ist), dann stößt man nicht selten schon im Treppenhaus auf fein restaurierte Pracht und eine gediegene Atmosphäre, die ein moderner Zweckbau nie und nimmer zu erzeugen in der Lage wäre:
Auch draußen vor der Pforte läuft das Leben zwar geschäftig, aber eher unaufgeregt ab: Man schlendert durch die belebten Arkaden, wirft hier und und da einen Blick in die sich meist in erstaunliche Tiefen erstreckenden Geschäfte und ist mit sich und der Welt rundum zufrieden...
Inzwischen ist es darüber Mittag geworden, und allerorten beginnen die Touristen und die Einheimischen, sich zum gepflegten Mahle niederzulassen. In allen Ecken und Nischen werden traditionelle Böhmische Knödel serviert und mit gutem Appetit von der hungirgen Kundschaft verzehrt:
Da wollte und konnte unsereins nicht abseits stehen und tat desgleichen... [2] Nach dem Geknödel noch einen krönenden Palatschinken mit Eis und Sahne verspachtelt und abschließend die Wampe prüfend betastet: paßt scho! Die Fahrt ging hernach durch abwechslungsreiche Landschaft weiter bis nach Klatovy, in dessen grandioser Altstadt die Kirchtürme kaum an den Fingern zweier Hände abzuzählen sind. An zahllosen Stellen wird das stolze Stadtbild fleißig aufpoliert, und überall werden mit Liebe zum Detail Maurerkellen oder Malerpinsel geschwungen...
Doch so spannend Stadtrundgänge auch sein können, uns interessieren ja vor allem immer die eher unbekannten Zufallsfunde abseits der touristisch ausgetreten Pfade. Wie zum Beispiel jenes traurig heruntergekommenes Schloß im nahen Týnec, dessen einstige Pracht aber glücklicherweise noch erahnbar ist:
Eine Handvoll Arbeiter immerhin schien in dem ausladenden Gemäuer konservierend tätig zu sein. Die Arbeit dort wird ihnen bis zum Erreichen des Ruhestandes (oder bis zum Ende des verfügbaren Restaurierungs-Budgets, whichever comes first) sicherlich nicht ausgehen...
Weiter ging es mit Kurs Richtung Süden, bis wir das liebenswerte Nachbarland am Abend bei Bayerisch Eisenstein [3] vorerst wieder verließen. Während seine beiden Insassen den festen Vorsatz faßten, das eine oder andere Wochenende nach dem Urlaub zu weiteren Stippvisiten ins gar-nicht-so-ferne Tschechien nutzen zu wollen, blubberte unser braver Minibus mit der vollen Kraft seiner drei kleinen Zylinder wieder nach Deutschland hinein. Was ihn und uns dort erwartete, wird Gegenstand der nächsten Folge sein!
[1] Das Benzin ist dort freilich billiger, Süßigkeiten herber, die Lokomotiven bunter und die Frauen aufreizender, dafür tragen arg viele Buchstaben zungenbrecherische Hütchen, Winkel und Akzente: Es hat halt alles seinen Preis...
[2] Im von uns gewählten Lokal war das Fleisch leider eher zäh geraten, aber Soße und Knödel haben’s letztlich ‘rausgerissen. Der anschließende Beutezug im nahen Supermarkt (überaus preiswerte Knödel-Mischungen sowie Oblaten und Waffeln der von Kennern sehr geschätzten Marke »Kolonáda«) verspricht immerhin die spätere Fortsetzung bömischer Gaumenfreuden unter den kontrollierten Rahmenbedingungen der eigenen Haushaltung.
[3] Höchst kurios und besuchenswert ist der dortige Bahnhof: Die Staatsgrenze geht mitten durch das historische Empfangsgebäude, welches auf der einen Seite von der DB, auf der anderen aber von der tschechischen Staatsbahn CD betrieben wird: Deutscherseits steht »Bayerisch Eisenstein« auf den Bahnsteigschildern, jenseits der Demarkationslinie hingegen »Železná Ruda«. Auch Bahnsteigbelag, Signaltechnik etc. ändern sich von einem Schritt zum nächsten. Sehr skurril!
Freitag, 10. Juli 2009
Ein überzeugendes und nachvollziehbares Rezept für ein produktives, ballastfreies und zufriedenes Leben habe ich heute auf unclutterer.com gelesen. 11 Punkte, über die man (nicht nur) nachdenken sollte!
Donnerstag, 18. Juni 2009
Erneut von FÜ nach N ins Büro geradelt; daß es welche und welchinnen gibt, die ihre Schaltungen brutal mißhandeln und unter Last die Gänge wechseln, daß es nur so kracht, war mir zwar bekannt, nicht jedoch, daß ihrer so viele sind. [1] Aber so ist es scheinbar überall, und keineswegs nur bei Drahteseln: Die technischen Konstrukte werden immer ausgefeilter, ihre BenutzerInnen ‑bei regelbestätigenden Ausnahmen- zusehends blöder...
[1] Man beachte die Satz-Schachtelung mit drei (!) gestaffelten »daß«-Ebenen.
Samstag, 30. Mai 2009
In des zonebattler’s längst vergangenen Jugendjahren empfahl der Mineralölkonzern ESSO seinen Kunden, nach Möglichkeit »den Tiger in den Tank« zu packen und unterstrich diese kühne Aufforderung durch das Verteilen allerlei gestreifter Gebhinforts. [1] Vermutlich sollte die edle Großkatze Kraft und Geschmeidigkeit symbolisieren und insinuieren, ihre comic-haft stilisierte Maskottchen-Inkarnation darüberhinaus wohl auch Pfiffigkeit und Schläue, Eigenschaften also, mit der sich der zapfhahnsuchende Automobilist im Interesse der Markenbindung identifizieren sollte (und nicht selten von sich aus wollte). [2]
Nun ist der Mensch als solcher schon mangels natürlich gewachsener Räder kein Fahrzeug im engeren Sinne, ein Automobil im Sinne von »selbstbeweglich« ist er freilich allemal. Gelegentlich betankt werden muß der homo sapiens ebenfalls, gerne mit raffinierten Betriebsstoffen, wenn auch nicht unbedingt mit Mineralölen. Aber immerhin scheint es für die Lebensmittelindustrie genug Gemeinsamkeiten zwischen Maschine und Mensch zu geben, um auch letzterem den Tiger in den Tank (sprich Magen) einflößen zu wollen, und zwar in Form sehr energiehaltiger Kakao-Getränke.
Womit wir endlich beim heutigen Thema wären: Ist ‑außer mir- schon mal jemandem aufgefallen, daß auf den (meist herstellerübergreifend knallgelb gefärbten) Kakao-Milchmixgetränkepulververkaufsverpackungen bei zahlreichen Fabrikaten ein cartoonisierter Tiger den Werbe- und Sympathieträger der Marke gibt? Hier eine kleine Auswahl an aktuellen Beispielen:
Spötter mögen einwenden, daß man bei exzessivem Genuß von mit derartigem Pulver versüßter Milch (Vollmilch zumal) bald weniger wie ein drahtiger Tiger aussieht denn wie eine pralle Gelbbauchunke, und dem ist in Kenntnis der in derlei Trunken enthaltenen Nährwerte wenig entgegenzuhalten. Indes scheint es eine Überlegung wert, woher wohl die starke Affinität der milchversüßenden Kakaopulverabfüller zu gestreiften Raubkatzen kommt. Kann eines der hier lesenden Leckermäuler vielleicht mit einer plausiblen Theorie dazu aufwarten? [3]
[1] Heute sagen die unentwegt in Fremdsprachen dummlallenden Marketingfritzen natürlich Giveaways zu so etwas...
[2] Kaum hatte ich diesen Satz geschrieben, rief ich testhalber die ESSO-Homepage auf und fand den Tiger immer noch als offizielles Wappentier in Amt und Würden. Man glaube mir bitte, daß ich die oben beschriebene Assoziation von »Kraft und Geschmeidigkeit« eigenständig niederschrieb, bevor ich diese Passage wortgleich auf der ESSO-Website wiederfand!
[3] Man beachte die eher geringen Überlappungen der Verbreitungsgebiete von Kakao-Bohnen und Tigern. Letztere ernähren sich zudem gern von deftiger Kost und weniger von Milchmixgetränken...
Mittwoch, 6. Mai 2009
»Das TV ist am Ende seiner Möglichkeiten« meint der Hirnforscher Gerald Hüther in einem lesenswerten Interview in der Süddeutschen Zeitung.
Freitag, 10. April 2009
1 Stck. Mandarinenkuchen + 1 Stck. Käsekuchen + 1 Stck. Bienenstich + 1 große Tasse Kakao + noch 1 große Tasse Kakao = EUR 8,50. Frische Luft & Aussicht gratis.
Donnerstag, 2. April 2009
Ich beneide ja fast ein wenig die Leute, die all’ ihre überzähligen Habseligkeiten ungerührt in die Tonne treten können: Im Nu sind sie den lästigen Ballast und den Bekümmerungsaufwand los! Unsereines macht sich freilich ein ökologisches Gewissen draus und will eigene Überbestände nach Möglichkeit in gute Hände weitervermittelt sehen. Das geht leider nicht ganz so schnell wie das Wegwerfen, doch immerhin (halbwegs) bequem vom heimischen Computer aus: In den nächsten Tagen wird deshalb hier in und aus meiner homezone weniger gebloggt als vielmehr verkloppt !
Donnerstag, 19. März 2009
Wie die Fürther Nachrichten heute vermelden, schießen in der Kleeblattstadt derzeit die Friseurgeschäfte »wie Pilze aus dem Boden«. Mal abgesehen von der verbalen Bemütheit des Vergleiches [1] ist die Beobachtung nicht von der Hand zu weisen: Im Verein mit Optikern, Backshop-Betreibern und Handy-Verkäufern scheinen die Haar-Stylisten mittlerweile das innerstädtische Dienstleistertum zu dominieren. Warum das so ist, ist schwer zu sagen. Leider kann sich der zonebattler nicht aus eigener Erfahrung zur Vermehrung der Scheren-Artisten äußern, weil sich Gelegenheiten zur Befragung kaum ergeben: Da ihm altersbedingt der Kopf schon durch die Haare zu wachsen beginnt, sind zur Pflege der verbleibenden Haartracht externe Dienstleister nicht nehr vonnöten [2]. Aber vielleicht hat ja jemand aus der Leserschaft eine plausible Theorie anzubieten?
[1] die einzigen Pilze in der Innenstadt habe ich hier gesichtet, und die schossen nicht um sich. Waren ja auch keine Boviste, sondern Champignons.
[2] interessanterweise ist sein übriges Fell von den Füßen bis zur Halskrause unverändert dicht und drahtig, aber das soll hier und heute nicht Gegenstand näherer Betrachtungen sein...
Montag, 16. März 2009
Ganz unabhängig von der brodelnden Diskussion über die »Neue Mitte« frage ich mich zuweilen, warum Sonntagsverkäufe [1] immer Menschenmassen in die Stadt zu locken imstande sind. Ich meine, angeblich kann man doch in Fürth nicht wirklich gut einkaufen? Sind das wirklich alles nur tumbe Tröpfe, die nichts mit sich und ihrer Freizeit anzufangen wissen und daher froh sind, auch an Sonntagen durch Konsum Divertimento und Zerstreuung zu finden? Oder hat die offenbare Attraktivität solcher sonntäglichen Shopping-Exzesse nicht auch etwas mit der Originalität des Gebotenen und des bunten Begleitprogramms zu tun? Wäre nicht eine lebendige Vielfalt aus inhabergeführten Fachgeschäften mit eigenständigem Charakter auf Dauer viel attraktiver als ein protziger Mega-Klotz mit den gleichen langweiligen Läden, die mit identischer Ausstattung und Produktauswahl in jeder x‑beliebigen Stadt zu finden sind? Ich bin der festen Überzeugung, daß individuelle Kreativität und gemeinsame Aktivitäten von pfiffigen EinzelhändlerInnen die Fürther Innenstadt weit nachhaltiger aufwerten könnten als ein gesichtloser Betonbunker mit dem gleichen 08/15-Zeugs drin wie überall!
[1] die ein lustfeindlich-grimmer Konsumasket wie der nervige zonebattler natürlich regelmäßig meidet, schon der eventüblichen Drängelei und Schieberei wegen...
Donnerstag, 26. Februar 2009
Heute vor exakt 11 Jahren ist unsere treue Renngurke in Dienst gestellt worden, und ihr tadelloser Allgemeinzustand läßt mich auf eine weitere Dekade mit dem fahrbaren Untersatz hoffen. An dieser meiner Zuneigung kann keine noch so hohe Abwrackprämie etwas ändern...
Dienstag, 17. Februar 2009
In der F.A.Z. findet sich heute ein sehr lesens- und bedenkenswerter Artikel über die heutzutage weitverbreitete Geringschätzung von Lebensmitteln. Wie (fast) immer lohnt auch die Lektüre der dazugehörigen Kommentare...
Freitag, 13. Februar 2009
Hin und wieder läßt mir ein lieber Mensch etwas von meinem Wunschzettel bei amazon.de zukommen, was mich natürlich jedesmal überaus freut. Zuweilen aber schenke ich mir selbst etwas von der Liste, die ja auch (und nicht zuletzt) der eigenen Gedächtnisstützung dient. Und dabei ist es mir schon mehrfach gelungen, echte Schnäppchen zu machen! Auf der Liste der Begehrlichkeiten wird nämlich nicht nur der reguläre Neupreis bei amazon selbst angezeigt, sondern auch die der Offerten von Drittanbietern auf dem hauseigenen Marktplatz:
Mitunter liegen die Angebote von neuwertigen oder gebrauchten Artikeln dermaßen weit unter dem ursprünglichen Verkaufspreis, daß es in meinem Mauszeige(r)finger zu jucken und zu zucken beginnt: Und zack, schon habe ich mir dank geduldigen Wartens auf die passende Occasion einiges an Geld erspart. Beispiele gefällig? Nun, in den letzten Tagen erst habe ich mir auf diese Weise ein opulentes Buch über meinen Lieblings-Bühnenbildner und Opern-Regisseur Jean-Pierre Ponnelle geangelt (mit leichten Lagerspuren, dafür aber für nur EUR 12,75 statt für EUR 49,99) und als besonderes Higlight die prachtvolle 8‑DVD-Box mit der berühmten Chéreau-Inszenierung des Wagner’schen »Ring des Nibelungen« für schlappe EUR 49,99 (statt für ehedem weit über EUR 100,00). Königsklasse zum Kampfpreis!
Meine Empfehlung geht also dahin, sich einen eigenen Wunschzettel beim größten Internet-Versender anzulegen und den immer wieder mal zu beäugen. Wer weiß, ob nicht schon bald jemand etwas auf die Schnelle abstoßen will, worauf man selbst schon lange scharf ist? Dann heißt es beherzt zuzuschlagen (resp. zuzuklicken)!
Süßer und scharfer Senf:
Flexibilität ist allesBedaure, ich bin Blogger und kein Beschaffer. Es wird Dich allenfalls etwas...
Flexibilität ist allesUnd noch was: Ich finde es sehr lustig, dass du den "Orangeli"...
Flexibilität ist allesP.P.S.: Mir ist mein "Gelbi" wirklich wichtig! Das Angebot mit den 9...
Flexibilität ist allesP.S.: Du kannst mir vertrauen, ich meine solche Angebote ernst. Ich würde...