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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


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War­um ich als Für­ther nach Nürn­berg flüch­ten muß...

Den heu­ti­gen Sams­tag Vor­mit­tag woll­te ich der Ho­ri­zont­er­wei­te­rung hal­ber in der Für­ther In­nen­stadt, na­ment­lich in der Volks­bü­che­rei, Ab­le­ger »Ho­he Mit­te« ver­brin­gen. Punkt 10 Uhr spur­te­te ich als er­ster Be­su­cher des Ta­ges das pott­häß­li­che Trep­pen­haus hin­auf (auch für die­sen bau­li­chen Schund wur­de der sub­stan­ti­ell gut er­hal­te­ne Fest­saal des Park­ho­tels leicht­fer­ti­ger­wei­se ge­op­fert). Oben ziel­ge­rich­tet die Le­se­bril­le ge­zückt, den Kit­tel ins Schließ­fach ge­sperrt, die an­ge­peil­ten drei Ma­ga­zi­ne ge­grif­fen (brand eins, PSYCHOLOGIE HEUTE und fo­to­MA­GA­ZIN) und in der be­gehr­ten glä­ser­nen Ecke mit Blick auf die »Frei­heit« Platz ge­nom­men...

Nach 20 Mi­nu­ten klapp­te ich das er­ste Heft ent­nervt zu, ging vor zum Tre­sen der Bi­blio­the­ka­rin und sprach wie folgt: »Jun­ge Frau, wis­sen Sie, was ich als über­zeug­ter Für­ther jetzt ma­che? Ich set­ze mich in den näch­sten Zug nach Nürn­berg und mar­schie­re dort schnur­stracks zur Stadt­bi­blio­thek am Cine­ci­t­ta, wo­selbst ich in Ru­he und kon­zen­triert le­sen kann, wäh­rend ich hier oh­ne Un­ter­laß mit ener­vie­ren­dem Italo-Ge­du­del aus der schep­pern­den Bil­lig-Quä­ke be­auf­schlagt und drang­sa­liert wer­de. Der Herr Ober­bür­ger­mei­ster hat uns ei­ne Bi­blio­thek mit klei­nem Snack-An­ge­bot ver­spro­chen, her­aus­ge­kom­men ist ein lär­men­des Ca­fé-Haus mit er­wei­ter­tem Lek­tü­re­an­ge­bot. Ein wei­te­rer Fürth-ty­pi­scher Eti­ket­ten­schwin­del!«

Ge­sagt, ge­tan: Auf dem Weg run­ter­wärts ha­be ich mein La­men­to noch ein Stock­werk tie­fer weit­ge­hend wort­gleich den dort dienst­tu­en­den Buch­be­wa­che­rin­nen ins Ohr ge­sun­gen (si­cher ist si­cher), und we­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter saß ich im Re­gio­nal­ex­preß gen Osten...

In Nürn­berg ha­be ich dann zwei ver­gnüg­li­che und lehr­rei­che Le­se­stun­den in ge­die­ge­ner At­mo­sphä­re ver­bracht und bin dann noch et­was durch die Eta­gen ge­schlen­dert, um mir An­re­gun­gen für wei­te­re Be­su­che zu ho­len. Ich hat­te den üp­pig ge­füll­ten Bil­dungs­tem­pel ja schon vor Jah­ren für mich ent­deckt, war aber im­mer ge­neigt, im Zwei­fel das hei­mi­sche An­ge­bot vor­zu­zie­hen. Das tue ich mir zu­künf­tig nim­mer an: Wenn mir nach am­bu­al­an­ter Lek­tü­re zu­mu­te ist, ma­che ich mich gleich auf in Rich­tung Peg­nitz!

Diskussion

  1. Michael Müller  •  17. Dez. 2017, 14:09 Uhr

    Bra­vo,

    kurz und prä­zi­se ha­ben Sie be­schrie­ben, was man in Fürth für Volks­bil­dung und Volks­aus­bil­dung tut. Fun­da­men­ta­ler De­mo­kra­tis­mus ist das be­herr­schen­de Merk­mal. Sein Kern be­steht dar­in, dass Dif­fe­ren­zen al­ler Art für un­er­träg­lich gel­ten. Das be­deu­tet: An­glei­chung der Le­bens­ver­hält­nis­se, über­all und zu je­der Zeit. Je­der soll sich über­all gleich wohl füh­len. Mit Jeans und Pull­over im Thea­ter, mit Han­dy­te­le­fo­na­ten beim Got­tes­dienst, mit Kaf­fee­be­cher und Wurst­sem­mel auf der Stra­ße (mög­lichst dort, wo sich vie­le Men­schen auf­hal­ten) und eben hier mit Du­del­mu­sik in ei­ner Bi­blio­thek. Haupt­sa­che ist, die Zu­nei­gung mög­lichst vie­ler wird ge­won­nen.

    #1 

  2. Ute Schlicht  •  30. Jan. 2018, 9:53 Uhr

    ... Sor­ry... ich schon wie­der ... aber ich stel­le fest, dass ich mich zu­neh­mend über die Bei­trä­ge auf die­ser Platt­form freue.

    Die »Bi­blio­thek« in Fürths Mit­te IST ei­ne Mo­gel­packung – ganz of­fen­sicht­lich. Hier wur­de Ga­stro­no­mie ver­scho­ben und »ge­trö­stet«, die an­dern­orts kei­ne »Ent­fal­tungs­mög­lich­keit« mehr hat­te, scheint mir.

    Be­trach­tet man die Für­ther Ga­stro-Sze­ne im Gan­zen, fällt schon sehr deut­lich auf, wie viel Ein­fluss sie auf die Für­ther Po­li­tik hat: Ein Wo­chen­markt soll zum Schna­bu­lier­markt wer­den, der nur noch an den Rän­dern Obst und Ge­mü­se bie­tet – das ir­gend­wann dann wohl weg­fällt. Ei­ne Bi­blio­thek wird mit ei­nem Lo­kal »auf­ge­hübscht«, das Le­sen­de (s.o.) vor al­lem stört – aber wer muss in Fürth schon kon­zen­triert le­sen, wenn er auch was trin­ken könn­te?

    Kürz­lich wur­de in den FN be­rich­tet, dass auch ei­ne Fe­sti­val-Or­ga­ni­sa­ti­on auf der Frei­heit in die Hän­de der Ga­stro­no­mir ge­ge­ben wur­de – so ähn­lich, wie die Fe­ste der Alt­stadt von ei­ner »Wir­te­ge­mein­schaft« – mehr oder we­ni­ger – »ver­ant­wor­tet« wur­den?

    Na, denn Prost!

    Und nun ganz höf­lich die schüch­ter­ne Fra­ge ins Rat­haus: Darf man auch die Grün­de für die­se »Ver­ant­wor­tungs­ver­la­ge­rung« er­fah­ren?

    #2 

  3. zonebattler  •  30. Jan. 2018, 10:56 Uhr

    Wo­bei zu dif­fe­ren­zie­ren ist zwi­schen »die­ser Platt­form«, al­so mei­nem höchst pri­va­ten Blog, und der »Für­ther Frei­heit«, dem von mir als Her­aus­ge­ber eben­falls ver­ant­wor­te­ten, aber über­wie­gend von an­de­ren Für­ther Bür­ge­rIn­nen »be­füll­ten« Mei­nungs­por­tal. Das er­ste ist mein Spiel­zim­mer, das zwei­te mein Sa­lon. Hier in die­ser Ecke ge­stell­te Fra­gen an die Stadt­spit­ze er­rei­chen die­se mit an Si­cher­heit gren­zen­der Wahr­schein­lich­keit nicht...

    #3 

  4. Ute Schlicht  •  30. Jan. 2018, 17:20 Uhr

    @zonebattler: Die schüch­ter­ne Fra­ge Rich­tung Rat­haus war auch eher ei­ne rhe­to­ri­sche.

    In die­sem Zim­mer­chen hier woll­te ich das Spiel nicht stö­ren ... nur u.a. die Be­mer­kung von MM zur »De­mo­kra­ti­sie­rung« auf­grei­fen, die m.M.n. in Fürth haupt­säch­lich in Form von »Ga­stro­no­mi­sie­rung« statt­fin­det ...

    ... und schlie­ße hier­mit die Tü­re zum Spiel­zim­mer – von au­ßen.

    #4 

  5. zonebattler  •  30. Jan. 2018, 17:56 Uhr

    Gä­ste (und de­ren Ein­las­sun­gen) sind hier je­der­zeit will­kom­men, ich woll­te nur et­wa­ige Ver­wech­se­lun­gen ver­mei­den hel­fen: Die Mo­bil­fas­sun­gen bei­der mei­ner Bau­stel­len glei­chen sich (bis auf die Far­be), da kön­nen sich Smart­phone-Be­nut­ze­rIn­nen durch­aus mal dort wäh­nen, ob­wohl sie in rea­li­ter hier sind...

    #5 

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