Auch wenn es den zonebattler einen Teil der Verwandschaft und vielleicht ein Viertel seines Freundeskreises kosten würde: Käme er am roten Knopf vorbei, der den tabakrauchenden Teil der Menschheit subito verschwinden ließe, so würde er ihn ohne langes Nachdenken sofort niederdrücken [1] und gleich noch ein zweites und ein drittes Mal, um wirklich sicherzugehen...
Weit liberaler ist da ‑sozusagen von Amts wegen- ein Berufs-Liberaler aus N., mit dem seine Schulfreundin Beatrix C. aus K. neulich eine erhellende Korrespondenz hatte. Zum Zwecke der politischen Meinungsbildung dokumentiert er nachfolgend den Schriftwechsel ‑selbstverständlich mit dem Einverständnis der Beteiligten- in vollem Wortlaut [2]. Der optischen Abgrenzung und besseren Lesbarkeit halber sind die Einlassungen des Politprofis in den Farben seiner Verbindung handkoloriert:
Sehr geehrter Herr K., Wie sehr habe ich mich über die Einführung des Rauchverbots gefreut! Endlich konnte ich auch ich als Nichtraucherin einen Abend in der Kneipe oder Disco verbringen ohne die rauchgeschwängerte Luft atmen zu müssen! Endlich haben die Brötchen aus der Bäckerei mit Cafe nicht mehr schal geschmeckt! Endlich konnte ich ohne Rauchbeimischung essen gehen! Natürlich stimmt es mich da ziemlich traurig, dass es damit jetzt wieder vorbei sein soll. Es ist also so, dass Menschen, die süchtig sind andere belästigen und gefährden dürfen. Warum? Wird damit so viel Geld verdient, Ist der Protest der Raucher so massiv weil sie eben rauchen müssen und das am besten überall ohne Einschränkung und Rücksichtnahme? Schade, schade, schade! Mit empörten Grüßen, Beatrix C. |
Sehr geehrter Frau C., niemand wird gezwungen zu rauchen. Wählen Sie einfach Lokale und Geschäfte in den nicht geraucht wird. Im Fall der von Ihnen angesprochen Disko sollten Sie um einen Gehörschaden zu vermeiden unbedingt auch auf Zimmerlautstärke bestehen. Mit liberalen Grüßen A. K. Kreisvorsitzender FDP‑N. |
Sehr geehrter Herr K., sollte mir die Lautstärke in einer Diskothek zu hoch sein, nehme ich Ohrenstöpsel und behellige damit niemand anderen – entscheide ich mich aber dort zu rauchen zwinge ich alle Anwesenden das auch zu tun. Merken Sie den Unterschied? Mit freundlichen Grüßen, Beatrix C. |
Sehr geehrte Frau C., Dann nehmen Sie doch zu den Ohrenstöpsel auch noch eine Gasmaske dazu und verzichten Sie doch bitte aus Protest auf alkoholische Getränke. Warum gehen Sie eigentlich überhaupt rein? Zeigen Sie dem Betreiber doch Ihre Empörung über sein Angebot in dem Sie als Kunde von Ihrem Recht gebrauch machen dort nicht hinzugehen. Mit liberalen Grüßen A. K. Kreisvorsitzender FDP‑N. |
Sehr geehrter Herr K., Sie haben natürlich völlig recht! Vielen Dank für Ihre überzeugenden Argumente! Ich werde einfach zu Hause bleiben nicht rauchen und meinen Mund halten. Mit freundlichen Grüßen, Beatrix C. |
Sehr geehrte Frau C., Sie werden sich nun wundern, aber im Grundsatz gebe ich Ihnen vollkommen Recht, dass wir in unserer zunehmend gebildeten Gesellschaft Mechanismen einrichten sollten, die den verschieden gesundheitsschädlichen Verhalten und Süchten, das sind nicht nur Nikotin‑, Alkohol- und Spielsucht, entgegen wirken. Das Kernproblem liegt darin, dass es bei allen diesen Verhalten auf die Dosis ankommt. Verbote bringen da nichts als Widerstand. In unseren Innenstädten haben wir wegen des Feinstaubes ja auch kein Fahrverbot sondern eine nachvollziehbare Regelung. Ideales Beispiele ist das rauchen. Mein Vorschlag wäre hier, dass man in Gastronomien ein »Nikotin-Barometer« aufhängt. Sobald ein per Verordnung festgelegter Grenzwert erreicht ist, müssen die Kippen ausgemacht werden. Entweder werden dann die Raucher sich die Qualmproduktion einteilen oder die Wirte werden für entsprechende Belüftung sorgen. Kreativität ist gefragt – draufhauen funktioniert heute nicht mehr. Im Fernsehen sah ich Vorgestern einen Spot – ich bin mir nicht 100 % sicher, aber ich glaube gesehen zu haben, dass der von »pro-rauchfrei« war. Auch das ist ein Ansatz, der bei entsprechender Seriosität sogar von ALLEN Parteien – auch der FDP- unterstützt würde. Mit liberalen Grüßen A. K. Kreisvorsitzender FDP‑N. |
Sehr geehrter Herr K., hätten Sie etwas dagegen einzuwenden, wenn ich unsere kleine Korrespondenz an einen blogenden Freund weiterleiten würde? Mit freundlichen Grüßen, Beatrix C. |
Sehr geehrte Frau C., ich habe Ihnen den Koalitionsvertrag [3] am Stück angehängt. Das Thema »Nichtraucherschutz« finden Sie auf Seite 49 Lit. 4. Das sagt sicherlich mehr aus, als Diskussionen um bereits gefallene Entscheidungen. Mit liberalen Grüßen A. K. Kreisvorsitzender FDP‑N. |
Sehr geehrter Herr K., vielen Dank für die Information. Aber sie haben doch nichts gegen die Weiterleitung auch wenn es schon Schnee von gestern ist? Mit freundlichen Grüßen, Beatrix C. |
Sehr geehrte Frau C., kein Problem. Sie können meine Aussagen aus unserer Kommunikation insgesamt ruhig weiterleiten. Wichtig ist mir, dass nichts aus dem Zusammenhang gerissen wird. Sinnvoll wäre es sicherlich, wenn Sie auch die diesbezüglich Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag mit weitergeben würden. Mit liberalen Grüßen A. K. Kreisvorsitzender FDP‑N. |
Sehr geehrter Herr K., ich werde die Vereinbarungen mitsenden. Danke. Mit freundlichen Grüßen, Beatrix C. |
Tja, da nenne noch einer die FDP eine »Spaßpartei«! Zum Spaßen ist indes auch dem zonebattler nicht zumute: Seit hier in Bayern striktes Rauchverbot in den Lokalen herrscht, hat er dort mehr Geld gelassen als im Jahrzehnt zuvor. Einer Lockerung der bestehenden Bestimmungen steht er daher absolut ablehnend gegenüber!
[1] was ja eigentlich auch im Interesse der schnell und spurlos Eliminierten läge, da ich ihnen damit womöglich späteres Siechtum ersparte...
[2] »voller Wortlaut« = inklusive etwaiger Rechtschreib- und Grammatikfehler.
[3] Der erwähnte Koalitionsvertrag CSU/FDP (2008–2013) als PDF-Dokument. Die angeführte Seite Nr. 49 der PDF-Datei trägt in der Fußzeile die Nr. 47, da Titelblatt und Inhaltsübersicht unnummeriert sind.
Süßer und scharfer Senf: