Donnerstag, 22. Juni 2006
Als Schönwetter-Liegeradler sieht man sich immer wieder mal bizarren Fragen ausgesetzt, mit denen einen leicht befremdete Passanten in ihr angeknackstes Weltbild einzuschubladisieren trachten. Nachhaltig erinnerlich ist mir ein wackerer Landmann aus Forchheim, der (mit Gummistiefeln, Latzhose, Hände in derselben) abwechselnd mich und mein Straßen-Treetbot musterte und dann ungläubig hervorpreßte: »Is des solar?«. War es natürlich nicht, ist es auch heute noch nicht: Gestrampelt werden muß allemal auch in der Waagerechten!
Neulich wollte einer (typisch deutsch!) wissen, ob denn so ein »Ding« überhaupt für den Straßenverkehr zugelassen sei. Ich entgegnete ungerührt, daß ich in der Tat mit dem TÜV in Fehde läge, weil der mir meine auf dem oberen Rahmenrohr zu installierende Schußwaffenanlage nicht abnehmen wolle: Die Leergutabführung der limousinenbrechenden 2cm-Selbstladekanone sei fußgängergefährdend, da der schräg nach rechts oben zeigende Hülsenauswurf die heißen Kartuschen unter Umständen einem arglos schlendernden Herrn an die Birne oder einer flanierenden Dame in den Ausschnitt befördern könnte. Ich sänne jedoch bereits auf Abhilfe und würde demnächst einen unter Umweltschutz-Gesichtspunkten zu favorisierenden Patronen-Sammelkorb aus hitzebeständigem Aluminium zur Begutachtung vorlegen.
Der Herr hatte keine weiteren Fragen.
Gestern habe ich spätabends eine Bilderserie im Jahreslauf vollendet und bin mit dem Ergebnis nicht unzufrieden. Der Perfektionist in mir mahnt freilich für den nächsten Versuch in dieser Richtung perfekte Deckungsgleichheit der im Abständen von mehreren Monaten entstehenden Fotos an. Das wiederum schreit nach präzise rekonstruierbaren Aufnahme-Standorten (an Fixpunkten befestigte Meßschnüre) und definierten Blickhöhen (Kamera-Stativ mit Auzugsmarkierung). Nicht zu vergessen die identische Brennweite, falls ich dazu die Zoom-Kamera nehmen sollte. Ein ordentlicher Aufwand also. Vorerst bin ich zu faul dazu, aber vielleicht findet sich mal ein Motiv, welches der Mühen wert ist...
Ich neigte schon recht früh zur Dickköpfigkeit [1] und mußte daher vermittels einer Zangengeburt in diese Welt gezogen werden, und zwar im Waldkrankenhaus zu Erlangen. Meine eher unspektakuläre Jugend verbrachte ich in einem Kaff nebendran, woselbst sich die Dinge eher behäbig drehten (und das bis auf den heutigen Tag immer noch tun). Neun Schuljahre lang besuchte ich in Alterlangen ein Gymnasium, wonach mir zwar nicht unbedingt menschliche, so aber immerhin doch die allgemeine Hochschulreife attestiert werden konnte...
In Erlangen hatte ich später den ersten eigenen Hausstand, die erste Frau, die erste Wohnung und den ersten Garten. Das alles währte lange, ist aber mittlerweile schon noch länger Vergangenheit, was nicht unbedingt der Stadt Erlangen anzulasten wäre. Gleichwohl ist mir die Stadt inzwischen so fremd geworden, daß ich sie trotz der Nachbarschaft zur neuen Heimat allenfalls noch zweimal im Jahr aufsuche: Einmal (demnächst wieder) zum Flohmarkt des Zollhausfestes, dann noch einmal nach den Sommerferien zum Flohmarkt am Würzburger Ring drüben in Büchenbach, jenseits des Main-Donau-Kanals.
Ich will damit durchaus nichts gegen die Stadt der Studenten und Siemensianer sagen, sie hat halt in meinem Augen nichts, was mich anzöge und nichts, was mich länger dort hielte: Sie ist so nüchtern und glatt wie die dort ansässige Industrie [2].
In den letzten Jahren sind mir fast alle Bekanntschaften dorthin versandet, was einerseits traurig stimmt, andererseits durch unvergleichlich vitalere Kontakte innerhalb Fürths mehr als nur ausgeglichen wird. Ob’s an der hiesigen Kulturszene liegt oder an altersmilder Herangehensweise meinerseits, ich weiß es nicht, und es ist mir auch einerlei! Jedenfalls höre ich jetzt endgültig damit auf, gelegentlich in die Erlanger Nachrichten reinzuklicken. In diesem Sinne: Ade Erlangen, mach’s gut!
[1] nicht zu verwechseln mit Engstirnigkeit!
[2] die freilich zugegeben für Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum sorgt...
Mittwoch, 21. Juni 2006
Kein interstellares Raumschiff, sondern der Relaisraum eines größeren Stellwerkes...
Übrigens ein wunderschönes Exempel für die Fluchtpunktperspektive: Man scrolle das Bild rauf und runter und achte dabei auf den rechten Rand sowie die sich dort scheinbar verändernde Blickhöhe!
Mit seinem ambulant-amateuerhaften Geschreibsel lokalpatriotischer Prägung hat der zonebattler mittlerweile die Aufmerksamkeit der Profis erregt: Nach Dienstschluß hat er daher heute nicht etwa Feierabend, sondern gleich mehrere Verabredungen mit VertreterInnen der schreibenden und werbenden Zunft! Die einen wollen ihn für einen Zeitungsartikel interviewen, die anderen mit ihm die Möglichkeiten einer kreativen Zusammenarbeit ausloten...
Da pocht des Schreibers Herz ganz aufgeregt (was bei der gegenwärtig schwülen Witterung eher kontraproduktiv ist), denn derlei Interesse ist natürlich zuförderst eine implizite Anerkennung des eigenen Tuns, positives Feedback also, wie man es sich direkter und ehrlicher kaum wünschen kann. Andererseits schwappen im Gefolge natürlich sogleich Versagensängste und die Furcht hoch, möglichen Erwartungen nicht gerecht werden zu können: Merkwürdigerweise macht auch jahrelange Berufspraxis als extrovertierter Vorturner mit besten Referenzen nicht frei davon.
Andererseits könnte ich das ganze Aufhebens eigentlich ganz locker nehmen und genüßlich auskosten: Ich muß ja weder von meinen Wortdrechseleien noch von meinen fotografischen Eskapaden leben! Den Lebensunterhalt verdiene ich mir schließlich auf gänzlich prosaische Art und Weise... Im Grunde aber bin ich froh, im gesetzten Alter immer noch zu Aufbruchstimmung und Lampenfieber fähig zu sein!
Dienstag, 20. Juni 2006
Ich komme soeben von einem beruflich bedingten Menschenauflauf aus Troisdorf zurück, wobei ich einen Gutteil der Fahrt im rappelvollen ICE zwar standesgemäß in der 1. Klasse, jedoch auf dem Fußboden neben der Außentür sitzend verbrachte: So ein Perspektivwechsel ist zwischendrin auch mal nicht verkehrt! Ursache des für einen Dienstag ungewöhnlich hohen Auslastungsgrades war die bei Freunden zu Gast seiende Welt, hier repräsentiert durch eine Auswahl betuchter Eidgenossen.
Nun ist es für mich als dienstreisenden DB-Konzernangehörigen eine platte Selbstverständlichkeit, der löhnenden Kundschaft die regulären Plätze zu überlassen: Immerhin zahlt die ja letztlich mein Gehalt! Gleichwohl empfand ich das Gebaren des vom Speisewagen retournierenden Goldkettchenträgers, mit dem er mich »seines« Platzes verwies, eines Gentlemans eher unwürdig. Aber immerhin, zumindest gab das behäbige Alpenvolk ansonsten Ruhe und tanzte nicht hüftschwingend durch den Gang. Unscharf wurde mein Foto gleichwohl: Bei 300 km/h ist Stillehalten schwierig!
Sonntag, 18. Juni 2006
...oder die konsequente Anwendung der symmetrischen Fluchtpunktperspektive :

Schwimmunterricht im Stadtpark |
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Ein lesenswertes Beispiel von Zivilcourage! Die Fortsetzung nicht verpassen...
Ich weiß, ich weiß, ich wollte nicht, aber das hier ist denn doch zu schön:
Süßer und scharfer Senf: