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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Mittwoch, 28. September 2005

Mann­heim Me­mo­ries

Wie be­reits am letz­ten Sonn­tag an­ge­kün­digt, be­fin­de ich mich der­zeit auf ei­ner be­ruf­lich be­ding­ten Ex­pe­di­ti­on in Mann­heim. Die letz­ten bei­den Ta­ge be­schick­te ich zonebattler’s ho­me­zo­ne (zeit-)notgedrungen mit längst fer­tig vor­lie­gen­den Bei­trä­gen aus dem Fun­dus, doch heu­te drängt es mich zur Live-Be­richt­erstat­tung aus der al­ten Re­si­denz­stadt an Rhein und Neckar.

Mann­heim al­so: Die Men­schen sind dort wohl­be­leibt und fah­ren ger­ne mit schmal­spu­ri­gen Stra­ßen­bah­nen durch die quadratisch/schachbrettartig an­ge­leg­te In­nen­stadt auf und ab so­wie kreuz und quer. Zwi­schen­drin stei­gen sie aus und ge­ben sich mit gro­ßer Won­ne dem Ein­kau­fen hin, Ge­schäf­te gibt es dort son­der Zahl und für al­les und je­des.

Ob­wohl die Pla­nung des git­ter­för­mi­gen Stra­ßen­net­zes in der Alt­stadt schon 1606 un­ter Kur­fürst Fried­rich IV. er­folg­te, sind die mei­sten »Plan­qua­dra­te« nach kriegs­be­ding­ten Zer­stö­run­gen heu­te mit 60er-Jah­re Ge­schäfts­haus-Ku­ben zu­ge­stellt. Mich er­in­nern sie sehr an die da­mals mo­der­nen Fal­ler- und Voll­mer-Häus­chen, die zu Ju­gend­zei­ten mei­ne Märk­lin-Mo­dell­bahn be­völ­ker­ten... Zwi­schen den Bau­ten (den ech­ten) hat man über ei­ni­ge of­fen­bar wei­land sorg­fäl­tig ge­plan­te Sicht­ach­sen Mo­nu­men­tal­bau­ten wie Schloß und Was­ser­turm im­mer wie­der mal im Blick. In Fürth ha­ben wir in der Lud­wigs­stra­ße ei­ne ganz ähn­li­che Ach­se in Rich­tung Haupt­bahn­hof.

Aber zu­rück nach Mann­heim: Sehr nett an­zu­se­hen sind heu­te rüh­rend mensch­lich an­mu­ten­de Kunst­wer­ke im öf­fent­li­chen Raum aus ei­ner in­zwi­schen fer­nen Zeit, in der Haus­halts­zwän­ge und Spar­dik­ta­te noch Fremd­wor­te wa­ren. Heu­te über­lebt so et­was Ver­nach­läs­si­gung und Van­da­lis­mus al­ler­or­ten nur, wenn es be­wacht oder in halt­ba­re Bron­ze ge­gos­sen ist...

Bronzeplastik

Laut kom­mu­na­ler Ei­gen­wer­bung auf ih­rer of­fi­zi­el­len Web­site han­delt es sich bei Mann­heim üb­ri­gens um ei­ne »Stadt für dienst­lei­stungs­ori­en­tier­te Men­schen«. Ei­nen sol­chen ha­be ich ge­stern ken­nen­ler­nen dür­fen, es han­del­te sich um den Nacht­por­tier mei­nes vom Kon­zern­rei­se­ser­vice aus­ge­wähl­ten Ho­tels: Auf mei­ne Fra­ge, was in ei­nem aus­ge­wie­se­nen Nicht­rau­cher­zim­mer zwei gro­ße Aschen­be­cher zu su­chen hät­ten, er­klär­te er das zum Prin­zip, denn die Über­nach­tungs­gä­ste könn­ten ja doch mal ein Zi­ga­rett­chen qual­men wol­len oder gar ei­nen paf­fen­den Be­su­cher mit auf’s Zim­mer neh­men zum Zwecke der fröh­li­chen Ka­me­rad­schafts­pfle­ge. Mei­nen Ein­wand, daß das schwer­lich im In­ter­es­se nach­fol­gen­der Nicht­rau­cher-Gä­ste sein kön­ne und daß das Vor­han­den­sein von Aschen­be­chern ge­ra­de­zu Auf­for­de­rungs­cha­rak­ter hat, kon­ter­te der Herr Dienst­lei­ster mit: »Ich ha­be es Ih­nen doch ge­ra­de er­klärt, Sie ha­ben es wohl nicht be­grif­fen!«

So­viel zum ge­leb­ten Ser­vice­ge­dan­ken. Im­mer­hin gab die Epi­so­de am näch­sten Mor­gen ei­nen gu­ten Ein­stieg in mein Se­mi­nar ab, wel­ches pi­kan­ter­wei­se ju­sta­ment die Grund­la­gen der Kom­mu­ni­ka­ti­on und den Dienst am Kun­den zum The­ma hat... Üb­ri­gens hat­te das Ho­tel bei mir an­fäng­lich ei­nen Bo­nus, weil es dort in der Mi­ni­bar Ge­trän­ke (Was­ser, Ap­fel­schor­le, Li­mo) zum »Selbst­ko­sten­preis« von 50 Cent (!) gibt. Lei­der wirft der tum­be Tropf hin­ter dem Tre­sen den Ge­samt­ein­druck wie­der um Licht­jah­re zu­rück. Tja, die (Service-)Kette ist halt nur so stark wie ihr schwäch­stes Glied!

Bei al­ler Freu­de an neu­en Ein­drücken bleibt es gleich­wohl mein höch­stes Glück, heu­te abend nach lan­ger Zug­fahrt wie­der die ei­ge­ne Couch un­ter mir zu spü­ren: Der »Se­mi­nar­tou­ris­mus« ist aus Sicht des Trai­ners nicht halb so at­trak­tiv wie er für die »stand­ort­treu­en« Werk­tä­ti­gen im Be­kann­ten­kreis er­schei­nen mag. Aber die­ses The­men-Faß ma­che ich ein an­der­mal auf...

Donnerstag, 22. September 2005

Som­mer ade...

...Schei­den tut weh. Mir je­den­falls ist es je­des Jahr auf’s Neue ein Greu­el (von mir aus auch Gräu­el), wenn die Ta­ge kür­zer und die Näch­te län­ger wer­den und bei­de mit­ein­an­der käl­ter. Aber es ist halt jetzt wie­der so­weit und we­nig­stens ist es tags­über drau­ßen noch freund­lich und son­nig.

Des Nachts frei­lich fal­len die Tem­pe­ra­tu­ren schon wie­der auf er­schreckend nied­ri­ge Wer­te, und so schien es uns ge­bo­ten, die som­mers in den Hin­ter­hof aus­ge­la­ger­ten Groß­pflan­zen der Spe­zi­es Fi­cus ben­ja­min wie­der ins Haus zu schaf­fen. Nun ist un­se­re Woh­nung eher ei­ne Burg denn ein Schloß und al­so oh­ne Oran­ge­rie, der ver­füg­ba­re Platz in Trep­pen­haus und Wohn­räu­men zu­dem be­grenzt und nicht be­lie­big ver­mehr­bar.

Es war im Grun­de schon vor­her klar, daß un­ser im Wort­sin­ne größ­tes Sor­gen­kind den Weg zu­rück ins Ess­zim­mer nicht mehr schaf­fen wür­de und da­her im Herbst an­der­wei­tig un­ter­ge­bracht wer­den muß. Nur wo? Die vor et­wa 13 Jah­ren ge­kauf­te Bir­ken­fei­ge ein­fach her­zu­schen­ken wä­re uns treu­los er­schie­nen, und so schlug mei­ne bes­se­re Hälf­te vor, das me­ter­ho­he Ge­wächs zu sich ins Bü­ro bzw. in den Gang da­vor zu stel­len. Al­so gut, Er­leich­te­rung al­lent­hal­ben. Wie aber den sper­ri­gen Strunk dort­hin ver­schaf­fen?

Zum Glück ver­fügt un­ser an an­de­rer Stel­le aus­führ­lich be­schrie­be­ner Ein­satz­wa­gen über ein weit auf­fahr­ba­res Glas­dach, so daß der Baum mit sei­nem schwe­ren Topf für uns grund­sätz­lich trans­por­tier­bar war. Frei­lich muß­te ich ihn da­zu erst tem­po­rär »ver­schlan­ken«, was un­ter Zu­hil­fe­nah­me ei­ner Rol­le Frisch­hal­te­fo­lie recht gut ge­lang. Zu zweit klapp­te dann auch das »Ein­fä­deln« in den Mi­ni­bus.

Subaru Libero im Einsatz

Die an­schlie­ßen­de Son­der­fahrt durch die Süd­stadt ge­riet zum rech­ten Spek­ta­kel für al­le zu­fäl­lig den Weg säu­men­den Au­gen­zeu­gen, die uns mit gro­ßem Hal­lo und Ge­ki­cher be­grüß­ten. So ei­nen merk­wür­di­gen Um­zug sieht man schließ­lich nicht al­le Ta­ge!

In mei­nem Hang zum Thea­tra­li­schen er­in­ner­te mich die Pro­zes­si­on so­gleich an den Shake­speare­schen Mac­beth, dem ja durch ei­ne »Er­schei­nung« ge­weis­sagt wird:

Mac­beth soll nie­mals be­zwun­gen wer­den, bis der gro­ße Birnam-Wald auf Dun­sin­ans Hü­gel ge­gen ihn an­ge­zo­gen kom­men wird

Der Schur­ke fühlt sich be­kann­ter­ma­ßen durch die­se Pro­phe­zei­ung zu noch grau­sa­me­rem Tun er­mu­tigt, wann hät­te man je ei­nen Wald in Be­we­gung ge­se­hen? Doch kurz vor dem fi­na­len Show­down ver­fügt der gu­te Mal­colm am Birnam-Wald:

Laßt je­den Sol­da­ten sich ei­nen Ast ab­hau­en, und ihn vor sich her tra­gen; wir wer­den da­durch die An­zahl un­sers Heers be­schat­ten, und die Kund­schaf­ter in Ver­wir­rung set­zen

Und so er­füllt sich die Vor­her­se­hung letzt­lich doch: der wan­deln­de Wald ist das gut ge­tarn­te Fuß­volk von Mal­colms Heer, des­sen Freund Macduff schließ­lich dem Bö­se­wicht und Kö­nigs­mör­der Mac­beth ei­nen Kopf kür­zer macht. So mar­tia­lisch en­de­te die Fahrt mit dem be­wal­de­ten Wa­gen durch Fürth al­ler­dings (und gott­sei­dank) nicht... Aber man könn­te im kom­men­den Win­ter abends mal wie­der den gan­zen Mac­beth le­sen und nicht nur die Zu­sam­men­fas­sung !

Dienstag, 20. September 2005

Kaf­fee­sucht & Ar­beits­flucht

Sei­nen Le­bens­un­ter­halt ver­dient der zone­batt­ler über­wie­gend in der Ost­vor­stadt, Aus­wär­ti­gen zu­meist un­ter dem Na­men Nürn­berg be­kannt. Dort ist in sei­nem Bü­ro letzt­hin ei­ne die­ser voll­au­to­ma­ti­schen Kaf­fee-Ma­schi­nen auf­ge­stellt wor­den, die seit ei­ni­ger Zeit die Re­ga­le der Elek­tro­märk­te in Le­gi­ons­stär­ke be­völ­kern. Nicht et­wa, daß der Schrei­ber die­ser Zei­len sel­ber Kaf­fee­trin­ker wä­re, kei­nes­wegs. Das teue­re Ge­rät soll­te nur et­was wei­ter weg von Schuß und nicht in der all­ge­mein zu­gäng­li­chen Tee­kü­che ste­hen, um nicht von al­ler Welt und vor al­lem nicht »für lau« in An­spruch ge­nom­men zu wer­den.

Aber das mit der un­ter­las­se­nen Be­zah­lung der ge­zapf­ten Tas­sen ist nicht das ei­gent­li­che Pro­blem, so­vie­le ruch­lo­se Zech­prel­ler gä­be es viel­leicht gar nicht. Viel in­ter­es­san­ter ist das So­zi­al­ver­hal­ten der dem Heiß­ge­tränk zu­spre­chen­den Kol­le­gen und der auf Durch­rei­se be­find­li­chen Gä­ste. Man­che von de­nen kom­men erst­mal un­auf­fäl­lig durch die ei­ne Tür her­ein­ge­schli­chen und gucken auf das Dis­play des freund­li­chen klei­nen Au­to­ma­ten:

Allzeit bereit?

So­fern die be­ru­hi­gen­de Aus­kunft lau­tet: »BEREIT«, dann wird fröh­lich die Tas­se rein­ge­stellt und die Mahle­rei (»krr­krrr­krr«) und Brü­he­rei (»wu­wu­wu­wu­zischhhhhhh«) geht los. We­he aber, wenn die An­zei­ge un­er­klär­li­che bis un­er­freu­li­che Bot­schaf­ten ab­son­dert, wie z.B. »TRESTER AUSLEEREN« oder »FILTER WECHSELN«, von »WASSER NACHFUELLEN« nicht zu re­den: Dann ent­schwin­den die näm­li­chen Kol­le­gen lei­sen Fu­ßes wie­der aus der zwei­ten Bü­ro­tür in den Flur, so un­auf­fäl­lig, als wä­ren sie nie da­ge­we­sen. Frei­lich nicht für lan­ge: Ei­ne Vier­tel­stun­de spä­ter trägt sie ih­re Um­lauf­bahn wie­der vor­bei, wohl in der Hoff­nung, ein(e) andere(r) mö­ge sich in­zwi­schen des Elends er­barmt und sich der Nö­te des hil­fe­ru­fen­den Ma­schin­chens an­ge­nom­men ha­ben. Je nach mo­men­ta­nem Stand der Din­ge wie­der­holt sich der ge­schil­der­te Zy­klus dann auf’s Neue.

Was wir dar­aus ler­nen? Ei­gen­in­i­ti­ta­ti­ve und selbst­lo­sen Elan zu zei­gen wird al­lent­hal­ben ger­ne von je­der­mann und je­der­frau für sich be­an­sprucht und von sich be­haup­tet, aber die per­sön­li­che Glaub­wür­dig­keit des/der der­art Trom­meln­den zeigt sich so­fort an seinem/ihrem Um­gang mit ge­mein­sam ge­nutz­ten Haus­halts­ge­rä­ten!

Montag, 12. September 2005

Do­gla­dy meets Cat­man

Bunt ist das Le­ben in der Für­ther Süd­stadt, und schon der Blick über die Stra­ße of­fen­bart die Viel­falt der Le­bens­ent­wür­fe! Im Haus ge­gen­über wohnt zum Ex­em­pel ei­ne jun­ge Frau zu­sam­men mit (min­de­stens) drei vier­bei­ni­gen Le­bens­ge­fähr­ten der Grö­ße XXL, wes­we­gen wir sie in­tern Do­gla­dy ge­tauft ha­ben. So­bald sich un­ser­eins an Fen­ster oder Bal­kon blicken läßt, nölen die Tölen un­ver­züg­lich los und ver­tei­di­gen ‑am of­fe­nen Fen­ster ste­hend- laut kläf­fend ihr Re­vier ge­gen mich, den mut­maß­li­chen An­grei­fer. Da­bei will ich im Re­gel­fal­le nur das Rol­lo run­ter­las­sen oder drau­ßen die Blu­men­kä­sten wäs­sern, kei­nes­wegs aber mich in Tar­z­an­a­rt nach drü­ben schwin­gen. Zu der­lei Ein­sich­ten (wo soll­te denn bit­te­schön im stei­ner­nen Dschun­gel der Süd­stadt ei­ne trag­fä­hi­ge Lia­ne wach­sen?) sind die Kö­ter in­des­sen nicht fä­hig, de­ren Kern­kom­pe­tenz ist mehr zäh­ne­flet­schend-mus­ku­lö­ser denn in­tel­lek­tu­el­ler Art. Bö­se bin ich Ih­nen we­gen des Rad­aus na­tür­lich nicht, sie ma­chen halt wie al­le nur ih­ren Job. Der be­steht al­ler­dings auch dar­in, uns auf den schma­len Grün­strei­fen vor un­se­rem Gar­ten zu kacken, und das neh­me ich ih­nen denn doch übel. Wo­bei frei­lich zu er­ör­tern wä­re, ob Vieh oder Frau­chen die ei­gent­li­che Ver­ant­wor­tung für die Hau­fen tra­gen...

Doch zu­rück zum Haus ge­gen­über: Wand an Wand mit der Do­gla­dy wohnt neu­er­dings Cat­man, des­sen Ge­folg­schaft aus ge­schmei­di­gen Mie­zen be­steht. Die ha­ben gleich­falls vier Bei­ne, schei­nen aber mehr Hirn und Stil zu be­sit­zen als die Wau­waus von ne­ben­an. Je­den­falls sit­zen sie zu­wei­len wür­de­voll-ge­lang­weilt auf der brei­ten Fen­ster­bank, ein ku­sche­lig wär­men­des Tuch un­ter den sam­ti­gen Pföt­chen. Ih­re Fein­sin­nig­keit trägt leicht ar­ro­gan­te Zü­ge, denn sie wür­di­gen mich auch bei zar­tem Mi­au­en mei­ner­seits nicht ei­nes Blickes. Egal, im­mer­hin hört man von ih­nen kei­nen Mucks.

Was aber, wenn ich ein­mal arg­los die Bal­kon­tür öff­ne, oh­ne an die sich mög­li­cher­wei­se hoch über der Stra­ße am Ab­grund rä­keln­den Kat­zen zu den­ken? Die könn­ten ob der Se­kun­den­bruch­tei­le spä­ter los­to­sen­den Hun­de­meu­te zwei Fen­ster wei­ter der­ma­ßen er­schrecken, daß sie über die Kan­te kip­pen und auf dem Bür­ger­steig zer­schel­len, zu­min­dest aber je ei­nes ih­rer sie­ben Le­ben ab­ge­zo­gen krie­gen. Wer trägt dann da­für die mo­ra­li­sche Ver­ant­wor­tung? Ich als der Stein des An­sto­ßes? Cat­man we­gen Leicht­sinns? Do­gla­dy auf­grund un­an­ge­mes­se­nen Hal­tens groß­ka­li­bri­ger Hun­de in Wohn­vier­teln? Viel­leicht soll­te ich mich vor­sichts­hal­ber bei mei­ner Rechts­an­wäl­tin ne­ben­an rück­ver­si­chern, ob ich mich noch am Fen­ster zei­gen darf!

Donnerstag, 8. September 2005

Wie mir jüngst ein Licht auf­ging...

Ei­gent­lich ha­be ich die­ses Web­log an­ge­fan­gen, um al­ler­lei skur­ri­le oder be­mer­kens­wer­te Ge­schich­ten fest­zu­hal­ten, mit de­nen mich das Le­ben so zu kon­fron­tie­ren be­liebt. Und hier al­so ist die er­ste:

Bei ei­nem frei­tag­abend­li­chen Spa­zier­gang durch mei­ne ge­lieb­te (Wahl-)Heimatstadt Fürth fand ich neu­lich in ei­nem al­ten Hin­ter­hof auf ei­nem Schutt­hau­fen ei­ne schlich­te Wand­lam­pe, die wun­der­sa­mer­wei­se völ­lig heil und un­be­schä­digt oben­auf lag. Das gu­te Stück war zwar ziem­lich ver­dreckt, aber we­der die mil­chig­wei­ße Glas­ku­gel noch die in­nen her­umd­en­geln­de 75W-Glüh­bir­ne hat­ten den ge­ring­sten Scha­den.

Ich trug die un­ver­hoff­te »Lie­fe­rung des Uni­ver­sums« nach Hau­se, und nach ei­ner gründ­li­chen Rei­ni­gung er­strahl­te die­ser schlich­te »Klas­si­ker« in schön­stem Weiß. Ein Ein­satz­ort war schnell ge­fun­den: In der dunk­len Ecke des Alt­bau-Woh­nungs­flurs soll­te die Leuch­te ei­nen äs­the­tisch frag­wür­di­gen Vor­gän­ger er­set­zen. So weit, so gut. Bis es je­doch end­lich so­weit war wie im nach­fol­gen­den Bild zu se­hen, hat­te ich ei­nen hal­ben Sams­tag lang vier (!) schwe­re Prü­fun­gen zu be­stehen...

Meine neue Flurleuchte

Der er­ste Schock kam gleich bei der er­sten test­wei­sen In­be­trieb­nah­me mit ei­ner En­er­gie­spar­bir­ne und ei­nem am­bu­lant an­ge­schraub­ten Netz­ka­bel: Al­les funk­tio­nier­te be­stens, doch als ich die (of­fen­bar von mir et­was zu fest an­ge­zo­ge­ne) Glas­ku­gel wie­der vom Sockel ab­schrau­ben woll­te, mach­te es »knacks« und ich hat­te die Ku­gel plötz­lich lo­se in der ei­nen Hand, wäh­rend ihr ab­ge­bro­che­nes Ge­win­de im Sockel (und da­mit in mei­ner an­de­ren Hand) ver­blie­ben war...

Ich wi­der­stand dem Im­puls, al­les wut­ent­brannt in die Ecke zu feu­ern und so aus zwei Bruch­tei­len ca. 2.000 Scher­ben zu ma­chen. Statt des­sen ver­such­te ich, den vor­sich­tig her­aus­ge­dreh­ten, glä­ser­nen Ge­win­de­ring mit Su­per­kle­ber wie­der an sei­nem Platz an der Öff­nung der Ku­gel zu be­fe­sti­gen. Zum ei­ge­nen Er­stau­nen funk­tio­nier­te das auf An­hieb ta­del­los (und ein zur Vor­sicht un­ter die mon­tier­te Lam­pe ge­leg­tes So­fa­kis­sen ha­be ich am näch­sten Mor­gen wie­der be­ru­higt ent­fer­nen kön­nen). Er­ste Lek­ti­on al­so: Glas­ge­win­de nie zu stramm an­zie­hen, auch wenn Su­per­kle­ber bei glat­ten Bruch­kan­ten Er­staun­li­ches zu lei­sten ver­mag!

Die zwei­te Heim­su­chung ließ in­des nicht lan­ge auf sich war­ten: Auf der Su­che nach zwei hin­rei­chend lan­gen Schrau­ben zur Be­fe­sti­gung der Sockel-Man­schet­te an der Wand ent­glitt mir die­ser wei­ße Kunst­stoff-Kra­gen plötz­lich und fiel im Flur zu Bo­den. Aus ei­nem Teil wa­ren auf ein­mal drei ge­wor­den!

Auch hier hat­te ich aber noch­mals »Glück im Un­glück«: Zer­bro­chen war nur der in­ne­re Ge­win­de­ring für die Bir­nen­fas­sung, der »Au­ßen­kra­gen« war heil ge­blie­ben. Schier un­glaub­lich, wo doch die »In­ne­rei­en« auf­grund der ver­senk­ten Kon­struk­ti­on gar kei­nen Bo­den­kon­takt beim Auf­prall ge­habt ha­ben konn­ten! Bei den rau­hen Bruch­flä­chen des sprö­den Kunst­stoffs half kein Su­per­kle­ber, da muß­te Kon­takt­kle­ber (Pat­tex trans­pa­rent) ran. Nach er­folg­tem »Zu­sam­men­flicken« be­kam die in­ne­re Rund­fas­sung noch ei­nen zu­sätz­li­chen »Schutz­gür­tel« in Form ei­nes star­ken Ka­bel­bin­ders... Die zwei­te Leh­re lau­tet mit­hin: Nicht mit emp­find­li­chen Werk­stücken zu den Schrau­ben­schub­la­den lau­fen, son­dern stets um­ge­kehrt!

So, nach die­sen zwei Un­fäl­len war die lieb­ge­won­ne­ne Lam­pe im­mer noch äu­ßer­lich un­ver­sehrt. Jetzt galt es, ei­nen Schal­ter zu mon­tie­ren, zu wel­chem Be­hu­fe ich ein Loch in den Kunst­stoff-Kra­gen boh­ren muß­te. Mit der Sprö­dig­keit je­nes Pla­stik-Teils hat­te ich ja nun schon mei­ne Er­fah­run­gen ge­macht, al­so bohr­te ich sehr vor­sich­tig mit klei­nem Boh­rer­durch­mes­ser vor und wei­te­te das Loch dann hän­disch mit ei­ner Rund­fei­le auf. So was geht im­mer müh­sam, macht or­dent­lich Staub und ist oben­drein ziem­lich lang­wei­lig. Na gut, end­lich schien das Loch groß ge­nug und ich war froh über den Zu­fall, noch ei­nen pas­sen­den Druck­schal­ter in weiß in der Ba­stel­ki­ste ge­habt zu ha­ben. Lei­der war das Loch aber doch noch nicht groß (oder rund) ge­nug ge­wor­den, und ich ließ mich da­zu hin­rei­ßen, den Schal­ter­hals et­was zu kräf­tig da­ge­gen zu drücken: Mit un­wil­li­gem »krrrr« knall­te der Schal­ter plötz­lich bis zum An­schlag durch das Loch, aber ich hat­te da­bei sein (Plastik-)Gewinde ziem­lich rui­niert...

Schal­ter al­so vor­sich­tig wie­der raus­ope­riert und mit der Rund­fei­le das Loch noch ein biß­chen auf­ge­wei­tet so­wie in der Geo­me­trie per­fek­tio­niert. Glück im Un­glück, die drit­te: Das Schraub­käpp­chen des Schal­ters fand auf dem be­schä­dig­ten Ge­win­de­hals doch noch ge­nug Halt für ei­nen fe­sten Sitz! Die Lek­ti­on Nr. 3 muß frei­lich lau­ten: Kei­ne Ge­walt­an­wen­dung bei wei­chen Ma­te­ria­li­en!

OK, nach der Ver­ka­be­lung des Schal­ters mit der Lam­pen­fas­sung fehl­te nur noch die End­mon­ta­ge an der Wand. Die­se ließ sich recht ein­fach an, denn er­staun­li­cher­wei­se wa­ren die be­nö­tig­ten Loch­ab­stän­de iden­tisch zu de­nen der Vor­gän­ger­leuch­te, ich konn­te al­so auf die schon frü­her sorg­sam ein­ge­gip­sten Dü­bel in der Wand zu­rück­grei­fen. In Alt­bau­wän­den neue Dü­bel zu set­zen ist je­des­mal ein zeit- und ner­ven­zeh­ren­des Aben­teu­er, um das ich hier zum Glück denn doch her­um­kam...

Die Mon­ta­ge der Sockel­man­schet­te war letzt­lich Mi­nu­ten­sa­che, ei­ne neue En­er­gie­spar­bir­ne war rasch hin­ein­ge­dreht und die Glas­ku­gel gaaaa­anz vor­sich­tig eben­so. Schal­ter an und ES WARD LICHT!

Je­den­falls für ein paar Stun­den. Als ich abends den be­stan­de­nen »Burn-In-Test« fei­ern woll­te, knipp­ste ich die Lam­pe aus und gleich wie­der an. Aber was tat sich? Nix. Es blieb dun­kel. Ein vier­tes Mal sträub­te sich das elen­de Low­Tech-Ge­rät, bei mir sei­nen Dienst auf­zu­neh­men! Dies­mal war es der elek­tro­ni­sche Star­ter der na­gel­neu­en OS­RAM-Mar­ken­bir­ne, der of­fen­bar sei­nen Geist auf­ge­ge­ben hat­te.

Aber so schnell (und so kurz vor dem Ziel) woll­te ich nicht auf­ge­ben: von die­sem Leucht­mit­tel­typ (Zwei­rohr, 12W, E27) hat­te ich noch wei­te­re Ex­em­pla­re in Re­ser­ve. Al­so noch­mal VORSICHTIGST die ge­kleb­te Glas­ku­gel her­un­ter­ge­dreht und den Leucht­kör­per ge­tauscht. Ku­gel VORSICHTIGST (und nur bis zum er­sten ge­rin­gen Wi­der­stand) wie­der drauf­ge­dreht und ... auf­ge­at­met! Mir ging ein Licht auf! Lek­ti­on vier, man ahnt es längst: En­er­gie­spar­lam­pen nicht aus- und gleich wie­der ein­schal­ten. Gut, sie müß­ten es ei­gent­lich ab­kön­nen, aber man soll­te es nicht her­aus­for­dern...

Seit­her ist mei­ne dunk­le Flu­recke abends be­stens aus­ge­leuch­tet, wenn­gleich ich nicht ver­heh­len kann, die er­sten Ta­ge und Aben­de sehr arg­wöh­nisch auf neue In­tri­gen des Lam­pen­gei­stes ge­war­tet zu ha­ben. Kam aber nichts mehr. Viel­leicht will er mich ja aber auch erst in Si­cher­heit wie­gen?!

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