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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Montag, 28. Mai 2012

Die Ver­kehrs­in­sel (3)

So, heu­te nun nimmt sich der Chro­nist end­lich den ÖPNV auf Mal­ta vor, der nicht oh­ne Grund zum Na­mens­stif­ter sei­ner dies­jäh­ri­gen Rei­se­be­richt­erstat­tung wur­de.

Frü­her – al­so ich mei­ne ganz frü­her – muß­te ja je­der selbst schau­en, wo er bleibt (und wie er bei Be­darf wo­an­ders hin­kommt). Erst in der (re­la­ti­ven) Neu­zeit kam die Idee des öf­fent­li­chen Per­so­nen­trans­ports auf. An­ge­fan­gen hat die Lohn­kut­sche­rei der­ma­l­einst wohl mit 1 PS, und noch heu­te kann man sich von ei­nem gleich­mü­tig kau­en­dem Gaul bei­spiels­wei­se durch Val­let­ta zie­hen las­sen:

Ein Einspänner in Valletta

Die lie­be­voll re­stau­rier­ten und be­stens ge­pfleg­ten Ein­spän­ner die­nen heut­zu­ta­ge na­tür­lich pri­mär der am­bu­lan­ten Tou­ri­sten-Ver­schau­ke­lung, doch auch die­se schei­nen nicht mehr so stark dar­auf an­zu­spre­chen wie ehe­dem: Un­ser­eins hat je­den­falls auf Mal­ta mehr war­ten­de als tra­ben­de Pfer­de­fü­ße ge­se­hen.

Zeit­gleich zur auf­kom­men­den Mo­to­ri­sie­rung zu Be­ginn des 20. Jahr­hun­derts wur­de der Om­ni­bus (lat.: »für al­le«) er­fun­den, und auf dem klei­nen In­sel­staat ver­mehr­ten sich die prak­ti­schen Groß­raum­fahr­zeu­ge ganz au­ßer­o­dent­lich schnell, wo­mög­lich in­fol­ge des mil­den Mee­res­kli­mas. Bis vor knapp ei­nem Jahr tucker­ten leuch­tend gelb-oran­ge-weiß be­mal­te Bus­se äl­te­rer Jahr­gän­ge und Bau­jah­re in gro­ßer Zahl quer durch Mal­ta, und wenn man den Er­zäh­lun­gen der Ein­hei­mi­schen Glau­ben schenkt, dann hat das be­stens funk­tio­niert: Die Bus­se ge­hör­ten näm­lich Klein­un­ter­neh­mern, die selbst am Steu­er sa­ßen und für die ste­te In­stand­hal­tung ih­res rol­len­den Ka­pi­tals aus vi­ta­lem Ei­gen­in­ter­es­se Sor­ge tru­gen. Den Fahr­plan konn­ten sie wohl schon da­mals nicht wirk­lich ein­hal­ten, aber im­mer­hin, ei­ne ge­wis­se Ver­läss­lich­keit und Re­gel­mä­ßig­keit schien al­le­mal ge­währ­lei­stet. Das frei­lich ist nun end­gül­tig Ver­gan­gen­heit, die stil- und cha­rak­ter­vol­len Fahr­zeu­ge sind heu­te ein sel­te­ner An­blick ge­wor­den, es kur­ven nur noch we­ni­ge die­ser Old­ti­mer als be­stens auf­po­lier­te Blick- und Kun­den­fän­ger pri­va­ter Tou­ren­an­bie­ter her­um:

traditioneller Bus auf Nostalgie-Trip

Die Ge­gen­wart ist un­gleich nüch­ter­ner, die Glo­ba­li­sie­rung hielt vor Jah­res­frist Ein­zug in Form der gro­ßen Fir­ma Ar­ri­va aus dem fer­nen Eng­land. Die­se ist heu­te ih­rer­seits ei­ne Toch­ter der Deut­schen Bahn, von ger­ma­ni­schen Stan­dards in Sa­chen Or­ga­ni­sa­ti­on und Pünkt­lich­keit (ja­wohl!) ist man hier je­doch noch Licht­jah­re ent­fernt.

Die Ur­sa­chen da­für sind si­cher­lich viel­fäl­ti­ger Na­tur, nicht we­ni­ge da­von lie­gen frei­lich of­fen­sicht­lich zu­ta­ge und be­dür­fen kei­ner für teu­er Geld ein­ge­kauf­ten Un­ter­neh­mens­be­ra­ter, um iden­ti­fi­ziert und an der Wur­zel ge­packt zu wer­den. Es geht im Grun­de schon mit den Fahr­zeu­gen los, die man ge­nau­so­gut in Lon­don hät­te ab­lich­ten kön­nen:

Ein Gelenk-Bus (Mercedes-Benz Citaro) am zentralen Busbahnhof von Valletta

Ne­ben die­sen enorm gro­ßen Ge­lenk-Bus­sen vom Typ Mer­ce­des-Benz Ci­ta­ro kom­men auf Mal­ta vor al­lem Fahr­zeu­ge des chi­ne­si­schen Her­stel­lers King Long zum Ein­satz. Die mo­der­nen Nie­der­flur­bus­se pas­sen mit ih­rer tür­ki­sen­en Lackie­rung und den sehr dun­kel ge­tön­ten Sei­ten­schei­ben nicht nur au­ra­tisch schlecht zum süd­län­disch-folk­lo­ri­sti­schen Flair der In­sel, son­dern vor al­lem kaum bis al­ler­knäpp­stens durch die en­gen Stra­ßen! Zeit­rau­ben­des Ran­gie­ren im Zen­ti­me­ter­be­reich, Hup­kon­zer­te und tem­po­rä­re Ver­kehrs­in­fark­te in den Stadt­zen­tren sind da­mit vor­pro­gram­miert und un­aus­weich­lich. Nicht im­mer ge­hen die Ma­nö­ver glimpf­lich aus, nach ge­ra­de ein­mal zehn Mo­na­ten Be­triebs­zeit zeigt man­cher Bus schon mehr Schram­men als an­de­re an­ders­wo nach Jah­ren. Auch au­ßer­halb der Ort­schaf­ten wer­den die Fahr­zeu­ge hart ran­ge­nom­men, wir ha­ben es im­mer wie­der er­lebt, daß die Fahr­wer­ke von un­ten ans Chas­sis krach­ten, weil die Fe­dern und die Stoß­dämp­fer über Ge­bühr (und über den An­schlag hin­aus) be­an­sprucht wur­den. Fesch und oh­ne Fehl und Ta­del ist hin­ge­gen die schmucke Uni­for­mie­rung der be­schlip­sten Fah­rer, auch wenn das kaum dar­über hin­weg­trö­sten kann, daß die teil­wei­se aus Eng­land im­por­tier­ten Män­ner hin­term Steu­er zu­wei­len we­der die Spra­che der Ein­hei­mi­schen ver­ste­hen noch die lo­ka­le To­po­gra­phie ver­in­ner­licht ha­ben...

Doch es sind nicht nur die Bus­se selbst und die Stra­ßen, die schlecht mit­ein­an­der zu har­mo­nie­ren schei­nen: Auch das or­ga­ni­sa­to­ri­sche Drum­her­um folgt höchst rät­sel­haf­ten Prin­zi­pi­en, um es mal freund­lich aus­zu­drücken. Da­bei sieht zu­nächst al­les ganz über­sicht­lich aus, wenn man sich ei­ner Bus­hal­te­stel­le nä­hert:

Bushaltestelle mit bunten Linien-Nummern

Al­le We­ge füh­ren von hier aus nach Val­let­ta, so­viel ist klar. Auch die Num­mern der Bus­li­ni­en sind deut­lich zu er­ken­nen, nur kor­re­lie­ren die dum­mer­wei­se nicht im­mer mit je­nen im Falt­blatt mit der Rou­ten­über­sicht. Hier ei­ne klei­ne Zu­sam­men­stel­lung un­se­rer im Wort­sin­ne ge­mach­ten Er­fah­run­gen wäh­rend des Be­ob­ach­tungs­zeit­raums von im­mer­hin 16 Ta­gen:

  • Die Rou­ten­dar­stel­lung im of­fi­zi­el­len und al­ler­or­ten ver­teil­ten Fly­er ist stark ver­bes­se­rungs­be­dürf­tig: End­hal­te­stel­len und Um­stei­ge­mög­lich­kei­ten sind nicht ein­deu­tig zu er­ken­nen, die re­al er­leb­te Strecken­füh­rung weicht teils gra­vie­rend von der Dar­stel­lung auf dem Pa­pier ab.

  • Man be­steigt froh­ge­mut und ziel­ge­rich­tet den Bus der Li­nie x, kommt aber ganz wo­an­ders hin, als man ge­plant hat­te, weil der Bus wäh­rend der Fahrt (und vom Fahr­gast un­be­merkt) zu ei­nem der Li­nie y kon­ver­tiert ist.

  • Bus­se hal­ten trotz Win­kens der War­ten­den nicht an ih­ren Soll-Hal­te­stel­len und fah­ren schnei­dig durch, da­für hal­ten ge­le­gent­lich an­de­re mit ei­gent­lich nicht vor­ge­se­he­ner Li­ni­en-Num­mer.

  • Es ver­keh­ren so­gar Bus­se, de­ren au­ßen an­ge­zeig­te Li­nie we­der im Über­sichts­plan ent­hal­ten noch an der Hal­te­stel­le an­ge­schrie­ben ist. Die­se »Gei­ster­bus­se« sind ziem­lich leer, wohl weil sich nie­mand so recht traut, sie zu be­stei­gen...

  • Bei no­mi­nel­lem 15-Mi­nu­ten-Takt steht man sich an ei­ner öden und stau­bi­gen Kreu­zung ei­ne knap­pe Stun­de lang die Bei­ne in den Bauch, dann kom­men drei lee­re Bus­se un­mit­tel­bar hin­ter­ein­an­der an­ge­fah­ren. Für ei­ne vor­her­ge­hen­de Ge­mein­schafts­pau­se des be­tei­lig­ten Fahr­per­so­nals gibt es in­des kei­ne be­last­ba­ren Be­le­ge.

  • So­gar auf Strecken mit ge­rin­ger Fre­quenz (1 Bus/Stunde) fal­len Bus­se oh­ne je­de Vor­war­nung aus, sie kom­men ein­fach nicht (und be­sche­ren den War­ten­den min­de­stens ei­ne wei­te­re Stun­de ge­mein­schaft­lich ban­gen Hof­fens).

  • Aus­hän­ge zur Be­kannt­ma­chung be­vor­ste­hen­der Plan­um­stel­lun­gen wer­den an den Hal­te­stel­len der­ge­stalt in die Rah­men mit den gül­ti­gen Ab­fahrts­ta­feln ge­steckt, daß die­se kom­plett ver­deckt wer­den.

  • Es darf grund­sätz­lich und auch bei gro­ßem Rei­sen­den­an­drang nur vorn beim Fah­rer ein­ge­stie­gen wer­den. Wenn ei­ne Rei­se­grup­pe zu­steigt (was an den ho­tel­ge­spick­ten Ufer­pro­me­na­den nicht eben sel­ten vor­kommt) und jede(r) erst sein/ihr Ticket lö­sen muß, sind fünf Mi­nu­ten weg wie nix...

  • Mög­li­cher­wei­se zum Aus­gleich wird da­für an re­gu­lä­ren Stopps mit­un­ter vor­bei­ge­fah­ren, selbst wenn Rei­sen­de per Knopf­druck ih­ren Aus­stei­ge­wunsch ein­deu­tig si­gna­li­siert ha­ben.

  • Die In­fo-Dis­plays im In­ne­ren zei­gen ge­le­gent­lich an was sie sol­len (die Rou­te und die näch­ste Hal­te­stel­le näm­lich), ger­ne aber auch fern­öst­li­che Hal­te­punk­te (De­mo-Mo­dus in den King Long-Bus­sen), kryp­ti­sche Feh­ler­mel­dun­gen aus den Tie­fen der Firm­ware (»Text(0x32 to 0xFF) Whe­re TTTT is ANSI Latin‑1«) oder son­sti­ge Sta­tus­mel­dun­gen von ge­rin­gem Nut­zen für die Pas­sa­gie­re.

Die ge­schil­der­ten (und kei­nes­wegs über­trie­ben dar­ge­stell­ten) »Ei­gen­hei­ten« füh­ren da­zu, daß die Bus­se fast nur von Tou­ri­sten und hei­mi­schen Ru­he­ständ­lern, kaum je­doch von der be­rufs­tä­ti­gen Be­völ­ke­rung fre­quen­tiert wer­den. Kein Wun­der, denn wer zu be­stimm­ten Zei­ten ir­gend­wo sein will oder muß, hat schlech­te Kar­ten, wenn er sich der Ar­ri­va an­ver­traut. Die scheint in­des auch oh­ne Be­rufs­pend­ler aus­kom­men zu kön­nen, die Bus­se sind auch so re­gel­mä­ßig prop­pen­voll bis heil­los über­füllt...

Informations-Display in einem Arriva-Bus

Für die Über­win­dung der doch eher über­schau­ba­ren Di­stan­zen ha­ben wir lei­der re­gel­mä­ßig sehr viel län­ger ge­braucht als er­war­tet und konn­ten da­her un­se­re ge­plan­ten Wan­de­run­gen im Land meist erst am spä­ten Vor­mit­tag an der da­für aus­er­wähl­ten Stel­le an­tre­ten. Doch al­len Wid­rig­kei­ten und an Hal­te­stel­len war­tend ver­pul­ver­ten Stun­den zum Trotz war der Bus un­ter dem Strich wohl die bes­se­re Wahl: Ein Miet­au­to mit un­ge­wohn­ter Rechts­len­kung hät­te dem Be­richt­erstat­ter im Ver­ein mit dem re­gen Ver­kehr und der ru­di­men­tä­ren Stra­ßen­be­schil­de­rung deut­lich mehr Streß be­rei­tet!

Zu lo­ben sind zu gu­ter Letzt die sehr über­sicht­li­chen Ta­ri­fe: Es gibt Ta­ges- und Wo­chen­kar­ten, mit ei­nem 7‑­Ta­ges-Ticket für EUR 12,00 wird man als Erwachsene(r) durch­aus preis­wert durch das Land chauf­fiert (Go­zo ko­stet ex­tra). Wen­den wir uns jetzt aber von der Stra­ße ab und dem Ver­kehr auf dem Was­ser zu. So ei­nen dicken Pott wie die­sen hier hat­te der zone­batt­ler noch nie zu­vor ge­se­hen:

großes Kreuzfahrtschiff im Hafen von Valletta

Ein Kreuz­fahrt­schiff ist sei­nem We­sen nach ei­ne schwim­men­de Rei­sen­den­be­spaßungs­an­la­ge: Der Pas­sa­gier soll un­ab­läs­sig un­ter­hal­ten sein und da­bei stil­voll von sei­nem Ta­schen­gel­de ge­trennt wer­den. Den­noch droht sich zwi­schen Schla­fen, Es­sen, Shop­pen, wie­der Es­sen, Spie­len, Kon­su­mie­ren, noch­mal Es­sen und dem Be­wun­dern des Son­nen­un­ter­gangs doch ir­gend­wann die Lan­ge­wei­le ein­zu­schlei­chen.

Da­mit es da­zu nicht kommt, wer­den re­gel­mä­ßig die Hä­fen pit­to­res­ker Städ­te an­ge­fah­ren und straff or­ga­ni­sier­te Land­gän­ge vor­ge­se­hen. Das wei­ße Traum­schiff legt al­so an, öff­net sei­ne Lu­ken und spuckt in Re­kord­zeit meh­re­re Tau­send Tran­sit-Tou­ri­sten aus, die nach Art ei­nes Heu­schrecken-Schwar­mes so­gleich sum­mend in Rich­tung In­nen­stadt da­von­schwir­ren.

die schwimmende Vergnügungsstadt aus der Nähe

Zacki­ge Führer(innen) tra­gen Feld­zei­chen in Form über­di­men­sio­na­ler Tisch­ten­nis­schlä­ger vor sich her, auf de­nen die Num­mer ih­res je­wei­li­gen Trup­pen­teils weit­hin sicht­bar auf­ge­malt ist. In dich­ter Tak­tung flu­ten die Di­vi­sio­nen durch die kurz vor­her noch ge­müt­lich da­hin­däm­mern­den Park- und Fe­stungs­an­la­gen. Des Be­ob­ach­ters Ohr wird mit ei­ner ba­by­lo­ni­schen Spra­chen­viel­falt be­auf­schlagt, in der die ein­stu­dier­ten Er­läu­te­run­gen vom Füh­rungs­per­so­nal rou­ti­niert ab­ge­spult wer­den. Par­al­lel da­zu wird von den Ein- und Durch­ge­schleu­sten fo­to­gra­fisch ab­ge­lich­tet, was im­mer vor die Lin­se kommt und sich nicht rasch ge­nug in Si­cher­heit brin­gen kann.

So schnell wie die Pla­ge ein­ge­fal­len ist, so schnell zieht sie an­schlie­ßend auch wei­ter zum näch­sten Point of In­te­rest. Ist ja kein Wun­der, die Zeit ist knapp und die Lo­gi­stik an­spruchs­voll. Punkt 17:00 Uhr tu­tet der schwim­men­de Frei­zeit­park aus al­len Hör­nern und mahnt zum Auf­bruch: Der Scharm macht kehrt und sucht sei­nen Weg zu­rück, es wu­selt die Gang­ways hin­auf und hin­ein an Bord, ex­akt ei­ne Stun­de spä­ter legt der Damp­fer ab und nimmt Kurs zum näch­sten In­va­si­ons­ab­schnitt...

Man sieht die Stadt vor lauter Masten kaum: ein typischer Yachthafen Maltas

We­ni­ger ef­fi­zi­ent und durch­ge­tak­tet geht es in den Yacht­hä­fen und an den zahl­rei­chen Ma­ri­nas zu, die an den Grand Har­bour von Val­let­ta an­schlie­ßen. Je wei­ter man sich im­mer an der Was­ser­kan­te lang von Val­let­ta ent­fernt, de­sto be­schau­li­cher und we­ni­ger pom­pös wird die Sze­ne­rie. Wer durch die Th­ree Ci­ties Co­s­picua, Vitto­rio­sa und Sen­glea ge­schlen­dert und end­lich in Kal­ka­ra an­ge­kom­men ist, fin­det dort kaum noch Tou­ri­sten, wohl aber un­prä­ten­tiö­se Lo­ka­le vor, in bzw. vor de­nen man es sich – im Krei­se von Ein­hei­mi­schen – gut­ge­hen las­sen kann. Über die er­folg­rei­che Ver­ko­stung der äu­ßerst preis­wer­ten und schmack­haf­ten Lecke­rei­en wer­de ich dann in der näch­sten Fol­ge ein paar Wor­te ver­lie­ren...

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Sonntag, 25. März 2012

Vom Ster­ben der Schön­heit

Spät, aber nicht zu spät ha­be ich da­von er­fah­ren, daß der 75. Ge­burts­tag des Do­ku­men­tar­fil­mers Die­ter Wie­land im Fern­se­hen durch­aus ge­büh­rend ge­wür­digt wird: Auf BR-al­pha wird der­zeit von Mon­tag bis Frei­tag all­abend­lich um 23:00 Uhr ei­ner sei­ner ele­gisch-me­lan­cho­li­schen Ar­chi­tek­tur­fil­me aus­ge­strahlt, die den sen­si­blen Be­trach­ter trau­rig stim­men ob des schier un­er­meß­li­chen Ver­lu­stes an Schön­heit, den un­ser Land und un­se­re Ge­mein­den erst in den letz­ten Jahr­zehn­ten er­lit­ten ha­ben. Hin­schau­en schmerzt, ist aber den­noch (oder ge­ra­de des­halb) un­ein­ge­schränkt zu emp­feh­len!

Samstag, 24. März 2012

Un­sicht­ba­re Müt­ter

In der Früh­zeit der Fo­to­gra­fie wa­ren die Emul­sio­nen un­emp­find­lich, die Ob­jek­ti­ve licht­schwach und die Be­lich­tungs­zei­ten dem­zu­fol­ge enorm. Bei Por­trait­auf­nah­men muß­ten die fest­zu­hal­ten­den Sub­jek­te al­so ziem­lich lan­ge stil­le­hal­ten, wes­we­gen die Men­schen auf al­ten Fo­tos oft selt­sam steif wir­ken.

Mir bis da­to un­be­kannt war der da­ma­li­ge Brauch, Klein­kin­der durch ih­re Müt­ter fest­hal­ten und da­mit ab­lich­tungs­ge­recht be­ru­hi­gen zu las­sen, die Frau­en aber duch Tü­cher, Decken oder Tep­pi­che zu tar­nen, um die Auf­merk­sam­keit des Be­trach­ters auf das Klein­kind zu fo­kus­sie­ren.

»The In­vi­si­ble Mo­ther« ist der Ti­tel ei­ner Fo­to­strecke von selt­sam bi­zar­rer An­mu­tung, die den heu­ti­gen Be­trach­ter doch eher ir­ri­tiert und amü­siert. Wie üb­ri­gens auch die zahl­rei­chen an­de­ren Bei­trä­ge auf Re­tro­naut! Lei­der scheint die­se eben­so rück­wärts­ge­wand­te wie hoch­in­ter­es­san­te Sei­te stän­dig ir­gend­was nach­zu­la­den, je­den­falls frißt ihr Be­trach­ten or­dent­lich CPU-Per­for­mance und legt al­ters­chwa­che Rech­ner wie den mei­nen da­mit fast lahm. Der reich be­bil­der­te Blick in die Ver­gan­gen­heit lohnt den­noch.

Mittwoch, 31. August 2011

Ab­ge­ho­ben

War­um brab­belt der zone­batt­ler – nicht sel­ten zum Be­frem­den der üb­ri­gen Fahr­zeug­insas­sen – re­gel­mä­ßig ein »Tower clear!« in sei­nen nicht vor­han­de­nen Bart, so­bald er mit sei­ner Renn­gur­ke er­folg­reich ei­ne Park­lücke ver­las­sen hat? Weil er er­stens ei­nen Hang zum Thea­tra­li­schen hat und zwei­tens ein ele­fan­tö­ses Ge­dächt­nis für dra­ma­ti­sche De­tails...

Freitag, 26. August 2011

An­ge­kom­men

Äu­ßerst le­sens­wert: »Fa­mi­lie Tür­köz wird deutsch« (ZEIT ONLINE)

Mittwoch, 24. August 2011

Power­frau­en (2)

In ei­ner im dienst­li­chen Um­feld um­lau­fen­den Fach­zeit­schrift ent­deck­te ich das Fo­to ei­nes Gü­ter­zu­ges, der von ei­nem »Kro­ko­dil« ge­zo­gen wur­de, ei­ner je­ner mas­si­gen Alt­bau-El­loks der Bau­rei­he 194, die zu des zonebattler’s Lehr­jah­ren tag­täg­lich durch Fürth (Bay) Hbf don­ner­ten und da­mals ei­ni­gen Ein­druck auf ihn mach­ten.

Der Text zum ge­stern er­späh­ten Fo­to mach­te mich neu­gie­rig, und die an­schlie­ßend re­cher­chier­ten Hin­ter­grün­de ver­die­nen auch die Be­wun­de­rung mei­ner Le­ser­schaft: Als 1‑­Frau-Un­ter­neh­me­rin hat Bar­ba­ra-Bir­git Pirch zwei die­ser je­weils knapp 120 Ton­nen schwe­ren Ma­schi­nen ei­gen­hän­dig re­stau­riert, mit de­nen sie jetzt im Kun­den­auf­trag Gü­ter­zü­ge kreuz und quer durch die Lan­de zieht. Was bei ei­ner Lo­ko­mo­ti­ve aus den 1940er Jah­ren durch­aus kör­per­li­che Schwer­ar­beit für die Frau im Füh­rer­stand be­deu­tet...

Die Fi­nan­cial Times Deutsch­land zeich­net un­ter dem Ti­tel »Deutsch­lands klein­stes Bahn­un­ter­neh­men« ein fas­zi­nie­ren­des Bild die­ser un­ge­wöhn­li­chen Ei­sen­bah­nerin aus Lei­den­schaft, und wer sie in Ak­ti­on se­hen möch­te, sei auf ein You­Tube-Vi­deo ver­wie­sen. Hut ab vor der agi­len Kro­ko­dil-Domp­teu­se!

Freitag, 22. Juli 2011

Gold­jun­ge

Als ich in der Zei­tung ein Kon­ter­fei Hei­ner Geiß­lers ab­ge­bil­det sah, kam mir ei­ne gol­di­ge As­so­zia­ti­on, die ich in Form ei­ner Ge­gen­über­stel­lung per Bild­mon­ta­ge mit dem ge­schätz­ten Pu­bli­kum ger­ne tei­le. Schon selt­sam, was ei­nem da so al­les im Kopf her­um­gei­stert und auf spon­ta­ne Ver­knüp­fung war­tet...

Dienstag, 19. Juli 2011

Blick in die Ver­gan­gen­heit

Schön und be­rüh­rend: »Schau mal, wie es da­mals war« (SPIEGEL ONLINE)

Sonntag, 20. März 2011

Ob­jects In The Rear View Mir­ror

Drü­ben in der »Für­ther Frei­heit« ha­be ich heu­te mor­gen den Ar­ti­kel »Ei­ne Kind­heit in der Süd­stadt« lek­to­riert und frei­ge­schal­tet. Ei­ne schö­ne Sonn­tags­lek­tü­re für die Frak­ti­on der Für­ther Lo­kal­pa­trio­ten!

Samstag, 5. März 2011

Den Faust im Nacken

Die Fra­ge des F.A.Z.-Au­toren klingt zwar ku­ri­os, doch sie ist es nicht: »Hät­te Goe­the ei­nen Face­book-Ac­count?« Er­staun­li­cher­wei­se hat­te der Ge­heim­rat schon zu sei­ner Zeit mit den Fol­gen me­dia­ler Über­for­de­rung zu kämp­fen...

Sonntag, 6. Februar 2011

Aus­ge­flo­gen

Zum er­sten Mal seit Jah­ren heu­te abend RTL an­ge­schal­tet, um den »Hin­den­burg«-Zwei­tei­ler an­zu­schau­en. Der Zep­pe­lin selbst ist spek­ta­ku­lär gut ge­trof­fen (nach­ge­baut im In­ne­ren, com­pu­ter­ge­neriert au­ßen). Die zwei­bei­ni­gen Dar­stel­ler in­des sind al­le­samt kli­schee­haft über­zeich­net, die Zahl der kon­kur­rie­ren­den Ver­schwö­rungs­theo­rien wür­de für ein hal­bes Dut­zend Thril­ler rei­chen. Ge­schenkt, ist halt Kin­topp. Was ich den Fern­seh­frit­zen aber wirk­lich übel­neh­me, ist der Um­stand, daß al­le dra­ma­tis per­so­nae des Films (Hu­go Ecke­ner in­klu­si­ve!) im­mer und im­mer wie­der vom »Flie­gen« spre­chen, wo doch Luft­schif­fe stets und aus­schließ­lich zu fah­ren pfle­gen. Hat­te RTL bei so ei­ner auf­wen­di­gen Pro­duk­ti­on denn kei­ne fach­kun­di­gen Be­ra­ter mit an Bord ge­nom­men?

Samstag, 5. Februar 2011

Die dunk­le Sei­te der Macht

Über das al­les an­de­re als pri­vi­le­gier­te Le­ben als Sohn des Bun­des­kanz­lers schrieb Wal­ter Kohl ein für Ihn of­fen­bar sehr be­frei­en­des Buch. Die Ar­ti­kel »Schrei­ben, um zu über­le­ben« und »Aus­stieg aus dem Phan­tom­le­ben« im Feuil­le­ton der F.A.Z. ge­ben ei­nen be­rüh­ren­den Ein­druck da­von, wie trau­ma­ti­sie­rend ei­ne fremd­be­stimm­te Kind­heit im Schat­ten ei­nes mäch­ti­gen Men­schen sein kann...

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