Freitag, 26. Oktober 2007
Ein massengeschmäcklerisch treffsicherer Musicus namens Norbert Schultze hat in der Nachkriegszeit manch’ harmlosen Gassenhauer hervorgebracht, sich während der zwölf braunen Jahre vorher freilich sehr um die Corporate Identity des III. Reiches verdient gemacht, alldieweil er es ‑nach eigenem Bekunden- vorzog, (daheim) zu komponieren statt (an der Front) zu krepieren. Ein ehrliches Wort. Dieses zu werten, gar darüber zu richten mag sich der zonebattler nicht anmaßen, zumal seine eigene Zivilcourage in den gegenwärtigen Friedenszeiten glücklicherweise noch nicht allzusehr auf die Probe gestellt worden ist...
Na jedenfalls hat der Schöpfer von so unverwüstlichen Hits wie »Lili Marleen« auch die gut fünfeinhalbjährige Europa-Tournee der Großdeutschen Wehrmacht mit allerlei eingängigem Liedgut begleitet, und selbst den Abstecher des Deutschen Afrika-Korpses (DAK) zur Nordkante des schwarzen Kontinents hat der unermüdliche Noten-Jongleur im Sinne seiner Auftraggeber aufputschend unterlegt. Der schmissige Refrain von »Heiß über Afrikas Boden« lautet da beispielsweise:
Es rasseln die Ketten, es dröhnt der Motor,
Panzer rollen in Afrika vor! |
Den Original-Soundtrack des gleichnamigen Evergreens für rauhe Männerkehlen mögen sich Interessierte in den Tiefen des Netzes selber suchen, viel Aufwand muß man indessen nicht treiben, um derlei Dubiosica virtuell wieder auszubuddeln...
Die Elite-Truppen von heute sind bekanntermaßen längst nicht mehr mit Stahlhelm und Tornister unterwegs, sondern mit Bluetooth-Headset und Rollkoffer angetan und ausgestattet. Tagtäglich (außer So, nicht 25.12., 26.12. u. 1.1.) springen sie in ganzen Hundertschaften aus ihren Transportmaschinen, heutzutage natürlich nicht mehr aus behäbigen Ju 52-Wellblech-Tanten, sondern aus schnittigen 11.000 PS-ICE-Triebzügen.
Als der sein Heimatland Höhe x Breite dienstbereisende zonebattler dieser Tage selbst unfreiwilliger Bestandteil derartiger Massen-Inszenierungen wurde (freilich schon rein äußerlich nicht zum Heer der feinbezwirnten Edel-Recken zählend), da irrlichterte ihm auf einmal besagter Soldaten-Schlager im Hirn herum, unterlegt mit von ihm selbst flugs geupdateten Text:
Es klingeln die Handys [1], es dröhnt der Knopf im Ohr,
Trolleys rattern im Hauptbahnhof vor!
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Da der Berichtende die (zugegeben zweischneidige) Gabe hat, sich einmal gehörte Ohrwürmer nach Belieben ohne apparative Unterstützung in HiFi-Qualität ins eigene Hirn einspielen zu können, hat er das hier zum eigenen Vergnügen gleich mehrfach getan, so ein Bahnsteig ist ja lang und ein ICE nicht minder.
Was nun fazitiert der Schreiber dieser Zeilen aus der schillernden Episode? Frankfurt (Main) macht ihm die Birne matschig, drum ist er nicht wenig froh, soeben wieder im heimischen Fürth (Bay) eingelaufen zu sein. Zwar nicht mit klingendem Spiel und Dchingderassabumms, doch umso beglückter angesichts der Aussicht, endlich wieder für zwei Tage seine Ruhe im eigenen Abklingbecken zu finden...
[1] Erst nach langem Wägen und Wanken hat sich der Verfasser zu Handys als Plural von Handy bekennen können: Viel schöner und angemessener erschiene ihm ja die anglo-amerikanische Schreibweise Handies, doch muß man die Katze im Dorfe bzw. die Pluralisierung im Germanischen lassen, wenn man mit derlei fiktiven Pseudo-Anglizismen hantiert. Mit der korrekten Bemehrzahlung Mobiltelefone wäre das angestrebte Versmaß dagegen völlig aus den Fugen geraten, von daher war das keine ernsthaft zu erwägende Alternative.
Mittwoch, 24. Oktober 2007
...
da dein Rest hanget:
Dienstag, 23. Oktober 2007
Nachdem ich heute morgen im onleinigen SPIEGEL die Übersicht über die aktuellen DVD-Filmbeileger überflogen hatte, sauste ich später im Nürnberger Hauptbahnof vom Bahnsteig schnurstracks in die große Buchhandlung in der Mittelhalle, um dortselbst die aktuelle Ausgabe der »AudioVideoFoto Bild« gleich zweifach zu erstehen. Die darin enthaltene DVD mit »Hero« habe ich zwar schon seit langem in der originalen (Vollpreis-)Ausgabe im Regal stehen, aber der Film ist in mehrfacher Hinsicht grandios: Spannende Handlung und visuell überwältigende Effekte fügen sich hier zu einem stimmigen Gesamtkunstwerk, das seinesgleichen sucht. Von daher kann es durchaus nicht schaden, wenn man ein paar preiswerte Exemplare als Verschenk-Reserve oder Preisrätsel-Hauptgewinn zur Hand hat...
Ach ja, was ich eigentlich erzählen wollte: Zwei bunt bebilderte Boulevard-Blätter zu je EUR 3,50 summieren sich nach Adam Riese zu runden EUR 7,00. Auf meinen lässig herübergereichen Zehner wollte mir der Mann am Tresen ebenso souverän EUR 43,00 herausgeben, meinen (echten) Zehner solcherart zu einem virtuell-falschen Fuffziger aufwertend. Der Wechseltrick zu meinen Gunsten hätte mich schlagartig um satte und glatte EUR 40,00 reicher gemacht, aber nachdem ich eine durch und durch weitgehend ehrliche Haut bin, habe ich den Irrtum im Keime erstickt und geradezu reflexhaft aufgeklärt. Worauf sich der Kassierer bei mir entschuldigte. Und ich mich daraufhin bei ihm, was im Grunde nicht minder unpassend war. Aber die Episode illustriert ganz gut, wie schnell man unreflektiert in programmierte Verhaltensmuster zurückfällt und Standard-Routinen abspult, wenn das reale Geschehen unversehens aus den eingefahrenen Gleisen springt.
Was jetzt naheliegenderweise die Frage nach sich zieht, wie es denn in der jungen Generation um derartige Programmierungen [1] bestellt ist, die ja so etwas wie das unverzichtbare Schmiermittel im Getriebe des menschlichen Miteinanders darstellen. Ich selbst glaube zu beobachten, daß derlei streßmindernde und gemeinsinnstiftende Rituale und Reflexe derzeit auf breiter Front erodieren und zerbröseln, zum (sofortigen) Nachteil des betroffenen Individuums und natürlich auch zum (langfristigen) Schaden der Gesellschaft. Aber der zonebattler driftet ja ohnehin zusehends in Altersstarrsinn und Kulturpessimismus ab und kann daher keinen allgemeingültigen Maßstab abgeben: Wie beurteilen seine geschätzten LeserInnen das Phänomen?
[1] Irrtümer klären, Schwächeren helfen, Türen aufhalten, rechts gehen, Kollisionen mit anderen Passanten vermeiden, Vortritt lassen, Müll in dafür vorgesehene Behälter werfen u.v.m.
Donnerstag, 18. Oktober 2007
Im hinteren Wagenteil, nur die letzte Türe ist gesund! |
So spach der freundliche Fahrer jener U‑Bahn, die des zonebattler zorn-zitternde Hülle heute früh von Fürth gen Nürnberg transportierte, nachdem selbiger eine knappe halbe Stunde auf dem Bahnsteig des Fürther Hauptbahnhofes vergeblich gefroren und nicht damit gerechnet hatte, daß sich neben streikenden Lokführern auch Ansager und Aufsichten im Auf- bzw. Ausstand befinden könnten...
Montag, 15. Oktober 2007
Am Nürnberger Hiroshima-Platz, gleich gegenüber dem Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (im Volksmund gerne noch auf die griffigere Bezeichnung SS-Kaserne verkürzt) stehen zwei mehr oder wenige ambulante Pizza-Buden und bieten allerlei belegte Teigfladen feil. Die weiland zumindest latent mobilen Küchen-Container sind im Laufe vieler Jahre zu fraglos standortfesten Etablissements sedimentiert und haben auch den Abzug der seinerzeit next door stationierten Amerikaner überlebt. Jedenfalls existieren die »Pizzeria A.« und die »Pizza R.« bis auf den heutigen Tag.
Wann immer der zonebattler dort vorbeikam, das Bild war und ist immer das gleiche: Vor der der »Pizzeria A.« staut sich das abholbereite Volk in respektheischenden Schlangen (so daß man dort schon Wartenummern vergibt und anzeigt wie auf dem Arbeitsamt sowie die Bezahlung effizienterweise über Kassenautomaten abwickelt), vor der »Pizza R.« drei Meter daneben steht hingegen regelmäßig niemand. Allenfalls mal ein versprengter Ortsunkundiger oder ein Hungerleidender, der an Auszehrung vorzeitig verenden würde, wenn er sich nebenan zu den Wartenden gesellte...
Was des zonebattler’s rastloses Hirn natürlich zum Nachdenken bringt: Sind die Pizzen der »Pizzeria A.« denen der Konkurrenz tatsächlich vorzuziehen, weil besser und billiger? Oder kriegt wie auch sonst so oft im Leben derjenige den meisten Zulauf, wo schon die meisten anderen stehen (Herdentrieb-Prinzip)? Und egal wo nun die Ursache liegt, wie kann der Teigwender nebendran überleben? Stellt er am Ende nur die Tarnung dar über dem Zugang zu einer streng geheimen Kommando-Zentrale und muß sich daher nicht nach kaufmännischen Kriterien am Markt bewähren?
Fragen über Fragen, auf die ich keine Antwort weiß. Vielleicht aber können meine sachkundigen LeserInnen aus der Noris mit plausiblen Theorien aufwarten?
Samstag, 13. Oktober 2007
Donnerstag, 11. Oktober 2007
Dienstag, 9. Oktober 2007
Montag, 24. September 2007
Samstag, 15. September 2007
In einem wunderlichen TELEPOLIS-Artikel las ich neulich von einer neuentwickelten Panzerhaubitze mit umweltfreundlichem Hybrid-Motor. Wenn das kein Fortschritt ist! Da überrascht es kaum, daß auch die Spielwarenindustrie schon die Zeichen der Zeit erkannt hat:
Gesehen habe ich den ökologisch wie pädagogisch wertvollen Panzer-Bausatz gestern nachmittag auf dem Fürther Grafflmarkt, den ich zügig und zugegeben etwas nachlässig bestreifte bzw. bestriff. Scheinbar war der ursprüngliche Besitzer nicht wirklich begeistert von dem sperrhölzernen Vehikel, dem die gewohnte martialische Ausstrahlung völlig abgeht: Knaben wollen’s wohl knalliger...
Sonntag, 9. September 2007
Süßer und scharfer Senf: