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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Sonntag, 23. August 2009

Drei Län­der, zwölf Ta­ge und 1400 Ki­lo­me­ter (4)

Über Bo­den­mais ge­lang­ten wir in die nie­der­baye­ri­sche »Glas­stadt« Zwie­sel, die im We­sent­li­chen von un­ste­ten Tou­ri­sten auf der Su­che nach preis­wer­ten Nutz­lo­sera­bi­li­en be­völ­kert ist. Ver­mit­tels ei­ner als Se­hens­wür­dig­keit aus­ge­wie­se­nen Py­ra­mi­de aus ge­sta­pel­ten Glä­sern lockt man die Frem­den bus­la­dungs­wei­se in Tem­pel des Kon­sums, neu­deutsch so ge­nann­te Fac­to­ry Out­lets, um sie dort von ih­rem Gel­de zu tren­nen im Tausch ge­gen Tand, den sie nicht wirk­lich brau­chen...

Kontrast von Kommerz gegen Kirche in Zwiesel

Zur Er­klä­rung des Phä­no­mens sei mir ein phi­lo­spo­hi­scher Ex­kurs er­laubt: Der Mensch ist mei­ner Mei­nung nach zu­frie­den, wenn er ei­ne Auf­ga­be hat, die ihm we­sens­ge­mäß ist und ihm Freu­de bringt. Ge­lingt es ihm gar, sei­ne Be­ru­fung zu er­ken­nen und die­se zum Be­ruf zu ma­chen, so ist er nicht we­ni­ger als glück­lich zu nen­nen. Gro­ße Tei­le der Be­völ­ke­rung frei­lich se­hen das Ar­beits­le­ben als Fron und den heiß er­sehn­ten Ur­laub als Ge­gen­ge­wicht, in wel­chem sie dann das Un­ter­las­sen jeg­li­chen ziel­ge­rich­te­ten Tuns als es­sen­ti­ell und sinn­stif­tend be­trach­ten: Das wo­chen­lan­ge Fau­len­zen soll es rich­ten und ih­nen Er­ho­lung und Zu­frie­den­heit brin­gen!

Aber das funk­tio­niert na­tür­lich so nicht, da mö­gen die Aus­sicht noch so schön, die wei­chen Pen­si­ons-Bet­ten noch so be­quem und das Buf­fet noch so aus- und ein­la­dend sein. Sehr bald be­ginnt der ge­lang­weil­te Mensch, sich eben doch nach ei­ner Auf­ga­be um­zu­se­hen und hek­ti­schen Ak­tio­nis­mus zu ent­fal­ten. Und wor­in be­steht der wohl? Für ei­ne Min­der­heit viel­leicht in gei­sti­gen und kör­per­li­chen Ex­er­zi­ti­en, für das Gros der Som­mer­frisch­ler in­des aber of­fen­bar im Lau­fen, Kau­fen, Sau­fen: Zeit ist reich­lich vor­han­den, Geld of­fen­bar auch, die pas­sen­de In­fra­struk­tur so­wie­so. Al­so wer­den flei­ßig mund­ge­bla­se­ne Luft­ver­drän­ger er­wor­ben und pral­le Dirndl, al­les von be­ster Qua­li­tät und zwei Jah­re spä­ter in den Se­cond-Hand-Lä­den der Re­pu­blik in ta­del­lo­sem Zu­stand für ein Zehn­tel des Ein­stands­prei­ses er­neut in Ver­kehr ge­bracht... [1]

Ganz so so üp­pig wie ehe­dem scheint der Ru­bel frei­lich doch nicht mehr rol­len zu wol­len, denn mit­ten in der Sai­son blei­ben reich­lich Park­plät­ze und Frem­den­zim­mer un­be­legt: Die Ge­ne­ra­tio­nen un­ter­halb des Ren­ten­al­ters schei­nen wohl mitt­ler­wei­le Com­pu­ter und Spiel­kon­so­len den hand­ge­schlif­fe­nen Kel­chen und kri­stall­glä­ser­nen El­chen vor­zu­zie­hen. Egal: Hier kann un­se­res Blei­bens nicht län­ger sein, dar­um ab durch die Mit­te und wie­der hin­ein in den Wald, wo­selbst lieb­lich-saf­ti­ge Wie­sen zum Dö­sen und ge­pfleg­ten Bauch­krat­zen ein­la­den!

am Waldesrand bei Klingenbrunn

Die in Rei­se­füh­rern gern er­wähn­ten Or­te Frau­en­au, Spie­gel­au und Gra­fen­au wa­ren uns nur bei­läu­fi­ge Blicke wert, da­mit wir am glei­chen Ta­ge noch Zeit fan­den, da­für Frey­ung et­was in­ten­si­ver zu in­spi­zie­ren. Dort­selbst faß­ten wir auch Pro­vi­ant und schlu­gen schließ­lich un­weit vom Ort im fin­ste­ren Wal­de un­ser Nacht­la­ger auf, in­dem wir an stra­te­gisch gün­sti­ger Stel­le ei­ne Wa­gen­burg bil­de­ten:

Die gut getarnte Renngurke im Unterholz

An die­ser Stel­le sei ein­mal mehr klar­stel­lend dar­auf hin­ge­wie­sen, daß un­ser­eins auf Rei­sen im Ge­gen­satz zu man­chem Zi­vi­li­sa­ti­ons-Ama­teur kei­ner­lei Hin­ter­las­sen­schaft in der Bo­ta­nik de­po­niert, die nicht ge­schwind or­ga­nisch ab­bau­bar wä­re! Tat­säch­lich neh­men wir oft an­de­rer Leu­te Müll auf und mit zur fach­ge­rech­ten Ent­sor­gung, um uns beim Uni­ver­sum für die ko­sten­frei ge­währ­te Nacht­ru­he er­kennt­lich zu zei­gen...

Nach leid­lich mücken­frei ver­brach­ter Nacht ging es an­dern­tags wei­ter über Pas­sau [2] ins öster­rei­chi­sche Schär­ding am dort gar breit und trä­ge da­hin­strö­men­den Inn:

Der Inn in Schärding

Auch dort war bei wei­tem nicht so­viel los, wie die schmucke Alt­stadt und das viel­fäl­ti­ge An­ge­bot für Au­ge, Ohr und Gau­men na­he­ge­legt hät­te: Of­fen­bar hockt der Mit­tel­eu­ro­pä­er heut­zu­ta­ge eher vor der Glot­ze oder auf fer­nen In­seln, als sich in der Fe­ri­en­zeit in der nä­he­ren Um­ge­bung sei­ner Hei­mat um­zu­schau­en. Uns war es recht, ver­hal­ten wir uns doch so­wie­so ger­ne an­ti­zy­klisch. Und der zone­batt­ler kann oh­ne­hin weit bes­ser un­be­leb­te Stilleben fo­to­gra­fie­ren als blin­zeln­de Men­schen zu de­ren Zu­frie­den­heit por­trai­tie­ren... [3]

verwaiste Bühnen-Bestuhlung in einem kleinen Park an der Stadtmauer Schärdings

Aber ganz kann er es na­tür­lich doch nicht ganz las­sen: Nach ei­ner auf deut­scher Sei­te zwi­schen Bad Fü­ssing und Er­ing ver­brach­ten Nacht kam ihm tags drauf in Brau­nau am Inn ein paar fe­scher Da­men­bei­ne vor die Lin­se, wel­ches hier­mit stolz der Le­ser­schaft prä­sen­tiert sei. Wei­ße Schleif­chen­san­da­let­ten mit Straß­stei­nen und Chrom­ab­sät­zen stak­sen heut­zu­ta­ge über das Pfla­ster je­ner Stadt, in der einst­mals ein spä­ter braun­be­hem­de­ter Stie­fel- und Schnauz­bart­trä­ger das Licht der Welt er­blick­te: Das muß man al­le­mal als fried­li­chen Fort­schritt wer­ten!

ein Satz Damenbeine, des karusselfahrenden Filiusses harrend

Und da­mit soll es für heu­te ge­nug sein. Die näch­ste Etap­pe wird uns in Kür­ze über das schö­ne und rei­che Burg­hau­sen die Salz­ach ent­lang bis ins rei­che und schö­ne Salz­burg füh­ren!

 
[1] Das al­les wä­re ja als ge­nia­le Ar­beits­be­schaf­fungs­maß­nah­me und mehr­stu­fi­ger Wirt­schafts­mo­tor zu prei­sen, wenn es nicht letzt­lich auf Ko­sten der Res­sour­cen und der Um­welt und er­go zu La­sten der Le­bens­grund­la­gen un­se­rer Nach­kom­men gin­ge...

[2] Der Drei­flüs­se­stadt hat­te ich ja erst neu­lich ei­nen Be­such ab­ge­stat­tet, dar­um sei sie hier oh­ne wei­te­re Ein­las­sun­gen flugs pas­siert und keck über­sprun­gen.

[3] Bit­te das nicht tie­fen­psy­cho­lo­gisch (miß)deuten zu wol­len. Jede(r) hat sei­ne (ih­re) Vor­lie­ben und sei­ne (ih­re) hand­werk­li­che Schwä­chen...

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Samstag, 22. August 2009

Drei Län­der, zwölf Ta­ge und 1400 Ki­lo­me­ter (3)

Das Über­que­ren ei­ner Staats­gren­ze (zu­mal ei­ner sol­chen zu ei­nem ehe­ma­li­gen »Ostblock«-Land) ist für den zone­batt­ler im­mer wie­der span­nend und stets von ei­ner ge­wis­sen Auf­re­gung be­glei­tet, auch wenn sich Tsche­chi­en heut­zu­ta­ge auf den er­sten Blick kaum an­ders prä­sen­tiert als sein gro­ßer ger­ma­ni­scher Nach­bar: Die Bäu­me sind ge­nau­so grün, die Stra­ßen nicht we­ni­ger gut in Schuß und die Su­per­märk­te tra­gen die glei­chen Na­men wie die hei­mi­schen. [1]

Um das be­son­ders Exo­ti­sche zu fin­den, muß man mitt­ler­wei­le al­so schon et­was ge­nau­er hin­schau­en. Dann frei­lich er­späht das Au­ge des stau­nen­den Be­trach­ters so man­ches, was ihm in hei­mi­schen Ge­fil­den noch nie be­geg­net ist, bei­spiels­wei­se Bäu­me mit über­aus bi­zar­ren Frucht­ge­bil­den dran:

merkwürdige Früchte an einem Baum in Domažlice

Bo­ta­ni­ke­rIn­nen in der Le­ser­schaft sei­en hier­mit herz­lich er­mun­tert, zur Iden­ti­fi­ka­ti­on je­nes ei­gen­ar­ti­gen Ge­wäch­ses bei­zu­tra­gen: Han­delt es sich da­bei um ei­ne von weiß­be­kit­tel­ten Wis­sen­schaft­lern zu Zei­ten des Kal­ten Krie­ges her­an­ge­züch­te­te Mu­ta­ti­on zu Nutz’ und From­men des so­zia­li­sti­schen Freun­des und zum Scha­den des ka­pi­ta­li­stisch-im­pe­ria­li­sti­schen Fein­des? Oder ist es schlicht ei­ne son­der­ba­re Spe­zi­es aus sub­tro­pi­schen Ge­fil­den, wei­land von ei­nem k.u.k. Land­ver­mes­ser ein­ge­führt und dank des Kli­ma­wan­dels in­zwi­schen auch in un­se­ren Brei­ten präch­tig ge­dei­hend?

Im west­böh­mi­schen Städt­chen Do­maž­li­ce blüht und flo­riert es aber auch sonst an al­len Ecken und En­den! Wie fern mu­tet die Dis­kus­si­on um ei­ne Shop­ping Mall in Fürth an, wenn man so ei­nen pit­to­res­ken Markt­platz sieht, der beid­sei­tig von al­ten Häu­ser­zei­len flan­kiert ist, de­ren durch­ge­hen­de Ar­ka­den wie­der­um mit herr­li­chen Rund­bö­gen bei je­dem Wet­ter zum Fla­nie­ren und ent­spann­ten Ein­kau­fen ein­la­den:

Der Marktplatz von Domažlice

Tritt man in ei­nes der präch­ti­gen Grün­der­zeit-Ge­bäu­de ein (des­sen Haus­weg­wei­ser man als Sprach­un­kun­di­ger al­len­falls va­ge zu in­ter­pre­tie­ren in der La­ge ist), dann stößt man nicht sel­ten schon im Trep­pen­haus auf fein re­stau­rier­te Pracht und ei­ne ge­die­ge­ne At­mo­sphä­re, die ein mo­der­ner Zweck­bau nie und nim­mer zu er­zeu­gen in der La­ge wä­re:

im Treppenhaus eines großen Ämter- und Instituts-Gebäudes von Domažlice

Auch drau­ßen vor der Pfor­te läuft das Le­ben zwar ge­schäf­tig, aber eher un­auf­ge­regt ab: Man schlen­dert durch die be­leb­ten Ar­ka­den, wirft hier und und da ei­nen Blick in die sich meist in er­staun­li­che Tie­fen er­strecken­den Ge­schäf­te und ist mit sich und der Welt rund­um zu­frie­den...

In­zwi­schen ist es dar­über Mit­tag ge­wor­den, und al­ler­or­ten be­gin­nen die Tou­ri­sten und die Ein­hei­mi­schen, sich zum ge­pfleg­ten Mah­le nie­der­zu­las­sen. In al­len Ecken und Ni­schen wer­den tra­di­tio­nel­le Böh­mi­sche Knö­del ser­viert und mit gu­tem Ap­pe­tit von der hun­gir­gen Kund­schaft ver­zehrt:

speisende Restaurantgäste zwischen Straße (links) und Arkadengang (rechts)

Da woll­te und konn­te un­ser­eins nicht ab­seits ste­hen und tat des­glei­chen... [2] Nach dem Ge­knö­del noch ei­nen krö­nen­den Pa­la­tschin­ken mit Eis und Sah­ne ver­spach­telt und ab­schlie­ßend die Wam­pe prü­fend be­ta­stet: paßt scho! Die Fahrt ging her­nach durch ab­wechs­lungs­rei­che Land­schaft wei­ter bis nach Kla­to­vy, in des­sen gran­dio­ser Alt­stadt die Kirch­tür­me kaum an den Fin­gern zwei­er Hän­de ab­zu­zäh­len sind. An zahl­lo­sen Stel­len wird das stol­ze Stadt­bild flei­ßig auf­po­liert, und über­all wer­den mit Lie­be zum De­tail Mau­rer­kel­len oder Ma­ler­pin­sel ge­schwun­gen...

Restauration einer Hausfassade in Klatovy

Doch so span­nend Stadt­rund­gän­ge auch sein kön­nen, uns in­ter­es­sie­ren ja vor al­lem im­mer die eher un­be­kann­ten Zu­falls­fun­de ab­seits der tou­ri­stisch aus­ge­tre­ten Pfa­de. Wie zum Bei­spiel je­nes trau­rig her­un­ter­ge­kom­me­nes Schloß im na­hen Týnec, des­sen ein­sti­ge Pracht aber glück­li­cher­wei­se noch er­ahn­bar ist:

verfallendes Schloß in Týnec südwestlich von Klatovy

Ei­ne Hand­voll Ar­bei­ter im­mer­hin schien in dem aus­la­den­den Ge­mäu­er kon­ser­vie­rend tä­tig zu sein. Die Ar­beit dort wird ih­nen bis zum Er­rei­chen des Ru­he­stan­des (oder bis zum En­de des ver­füg­ba­ren Re­stau­rie­rungs-Bud­gets, whi­che­ver co­mes first) si­cher­lich nicht aus­ge­hen...

Wei­ter ging es mit Kurs Rich­tung Sü­den, bis wir das lie­bens­wer­te Nach­bar­land am Abend bei Baye­risch Ei­sen­stein [3] vor­erst wie­der ver­lie­ßen. Wäh­rend sei­ne bei­den In­sas­sen den fe­sten Vor­satz faß­ten, das ei­ne oder an­de­re Wo­chen­en­de nach dem Ur­laub zu wei­te­ren Stipp­vi­si­ten ins gar-nicht-so-fer­ne Tsche­chi­en nut­zen zu wol­len, blub­ber­te un­ser bra­ver Mi­ni­bus mit der vol­len Kraft sei­ner drei klei­nen Zy­lin­der wie­der nach Deutsch­land hin­ein. Was ihn und uns dort er­war­te­te, wird Ge­gen­stand der näch­sten Fol­ge sein!

 
[1] Das Ben­zin ist dort frei­lich bil­li­ger, Sü­ßig­kei­ten her­ber, die Lo­ko­mo­ti­ven bun­ter und die Frau­en auf­rei­zen­der, da­für tra­gen arg vie­le Buch­sta­ben zun­gen­bre­che­ri­sche Hüt­chen, Win­kel und Ak­zen­te: Es hat halt al­les sei­nen Preis...

[2] Im von uns ge­wähl­ten Lo­kal war das Fleisch lei­der eher zäh ge­ra­ten, aber So­ße und Knö­del haben’s letzt­lich ‘raus­ge­ris­sen. Der an­schlie­ßen­de Beu­te­zug im na­hen Su­per­markt (über­aus preis­wer­te Knö­del-Mi­schun­gen so­wie Ob­la­ten und Waf­feln der von Ken­nern sehr ge­schätz­ten Mar­ke »Ko­loná­da«) ver­spricht im­mer­hin die spä­te­re Fort­set­zung bö­mi­scher Gau­men­freu­den un­ter den kon­trol­lier­ten Rah­men­be­din­gun­gen der ei­ge­nen Haus­hal­tung.

[3] Höchst ku­ri­os und be­su­chens­wert ist der dor­ti­ge Bahn­hof: Die Staats­gren­ze geht mit­ten durch das hi­sto­ri­sche Emp­fangs­ge­bäu­de, wel­ches auf der ei­nen Sei­te von der DB, auf der an­de­ren aber von der tsche­chi­schen Staats­bahn CD be­trie­ben wird: Deut­scher­seits steht »Baye­risch Ei­sen­stein« auf den Bahn­steig­schil­dern, jen­seits der De­mar­ka­ti­ons­li­nie hin­ge­gen »Že­lez­ná Ru­da«. Auch Bahn­steig­be­lag, Si­gnal­tech­nik etc. än­dern sich von ei­nem Schritt zum näch­sten. Sehr skur­ril!

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Freitag, 10. Juli 2009

Ein­fach le­ben

Ein über­zeu­gen­des und nach­voll­zieh­ba­res Re­zept für ein pro­duk­ti­ves, bal­last­frei­es und zu­frie­de­nes Le­ben ha­be ich heu­te auf unclutterer.com ge­le­sen. 11 Punk­te, über die man (nicht nur) nach­den­ken soll­te!

Donnerstag, 18. Juni 2009

Ket­ten-Mas­sa­ker

Er­neut von FÜ nach N ins Bü­ro ge­ra­delt; daß es wel­che und wel­chin­nen gibt, die ih­re Schal­tun­gen bru­tal miß­han­deln und un­ter Last die Gän­ge wech­seln, daß es nur so kracht, war mir zwar be­kannt, nicht je­doch, daß ih­rer so vie­le sind. [1] Aber so ist es schein­bar über­all, und kei­nes­wegs nur bei Draht­eseln: Die tech­ni­schen Kon­struk­te wer­den im­mer aus­ge­feil­ter, ih­re Be­nut­ze­rIn­nen ‑bei re­gel­be­stä­ti­gen­den Aus­nah­men- zu­se­hends blö­der...

 
[1] Man be­ach­te die Satz-Schach­te­lung mit drei (!) ge­staf­fel­ten »daß«-Ebenen.

Samstag, 30. Mai 2009

Saug’ den Ti­ger in die Wam­pe

In des zonebattler’s längst ver­gan­ge­nen Ju­gend­jah­ren emp­fahl der Mi­ne­ral­öl­kon­zern ESSO sei­nen Kun­den, nach Mög­lich­keit »den Ti­ger in den Tank« zu packen und un­ter­strich die­se küh­ne Auf­for­de­rung durch das Ver­tei­len al­ler­lei ge­streif­ter Gebhin­forts. [1] Ver­mut­lich soll­te die ed­le Groß­kat­ze Kraft und Ge­schmei­dig­keit sym­bo­li­sie­ren und in­si­nu­ie­ren, ih­re co­mic-haft sti­li­sier­te Mas­kott­chen-In­kar­na­ti­on dar­über­hin­aus wohl auch Pfif­fig­keit und Schläue, Ei­gen­schaf­ten al­so, mit der sich der zapf­hahn­su­chen­de Au­to­mo­bi­list im In­ter­es­se der Mar­ken­bin­dung iden­ti­fi­zie­ren soll­te (und nicht sel­ten von sich aus woll­te). [2]

Nun ist der Mensch als sol­cher schon man­gels na­tür­lich ge­wach­se­ner Rä­der kein Fahr­zeug im en­ge­ren Sin­ne, ein Au­to­mo­bil im Sin­ne von »selbst­be­weg­lich« ist er frei­lich al­le­mal. Ge­le­gent­lich be­tankt wer­den muß der ho­mo sa­pi­ens eben­falls, ger­ne mit raf­fi­nier­ten Be­triebs­stof­fen, wenn auch nicht un­be­dingt mit Mi­ne­ral­ölen. Aber im­mer­hin scheint es für die Le­bens­mit­tel­in­du­strie ge­nug Ge­mein­sam­kei­ten zwi­schen Ma­schi­ne und Mensch zu ge­ben, um auch letz­te­rem den Ti­ger in den Tank (sprich Ma­gen) ein­flö­ßen zu wol­len, und zwar in Form sehr en­er­gie­hal­ti­ger Ka­kao-Ge­trän­ke.

Wo­mit wir end­lich beim heu­ti­gen The­ma wä­ren: Ist ‑au­ßer mir- schon mal je­man­dem auf­ge­fal­len, daß auf den (meist her­stel­ler­über­grei­fend knall­gelb ge­färb­ten) Ka­kao-Milch­mix­ge­trän­ke­pul­ver­ver­kaufs­ver­packun­gen bei zahl­rei­chen Fa­bri­ka­ten ein car­too­ni­sier­ter Ti­ger den Wer­be- und Sym­pa­thie­trä­ger der Mar­ke gibt? Hier ei­ne klei­ne Aus­wahl an ak­tu­el­len Bei­spie­len:

getigerte Milchmixgetränkepulververkaufsverpackungen

Spöt­ter mö­gen ein­wen­den, daß man bei ex­zes­si­vem Ge­nuß von mit der­ar­ti­gem Pul­ver ver­süß­ter Milch (Voll­milch zu­mal) bald we­ni­ger wie ein drah­ti­ger Ti­ger aus­sieht denn wie ei­ne pral­le Gelb­bau­chun­ke, und dem ist in Kennt­nis der in der­lei Trun­ken ent­hal­te­nen Nähr­wer­te we­nig ent­ge­gen­zu­hal­ten. In­des scheint es ei­ne Über­le­gung wert, wo­her wohl die star­ke Af­fi­ni­tät der milch­ver­sü­ßen­den Ka­kao­pul­ver­ab­fül­ler zu ge­streif­ten Raub­kat­zen kommt. Kann ei­nes der hier le­sen­den Lecker­mäu­ler viel­leicht mit ei­ner plau­si­blen Theo­rie da­zu auf­war­ten? [3]

 
[1] Heu­te sa­gen die un­ent­wegt in Fremd­spra­chen dumml­al­len­den Mar­ke­ting­frit­zen na­tür­lich Gi­vea­ways zu so et­was...

[2] Kaum hat­te ich die­sen Satz ge­schrie­ben, rief ich test­hal­ber die ES­SO-Home­page auf und fand den Ti­ger im­mer noch als of­fi­zi­el­les Wap­pen­tier in Amt und Wür­den. Man glau­be mir bit­te, daß ich die oben be­schrie­be­ne As­so­zia­ti­on von »Kraft und Ge­schmei­dig­keit« ei­gen­stän­dig nie­der­schrieb, be­vor ich die­se Pas­sa­ge wort­gleich auf der ES­SO-Web­site wie­der­fand!

[3] Man be­ach­te die eher ge­rin­gen Über­lap­pun­gen der Ver­brei­tungs­ge­bie­te von Ka­kao-Boh­nen und Ti­gern. Letz­te­re er­näh­ren sich zu­dem gern von def­ti­ger Kost und we­ni­ger von Milch­mix­ge­trän­ken...

Mittwoch, 6. Mai 2009

Ge­hirn­wä­sche

»Das TV ist am En­de sei­ner Mög­lich­kei­ten« meint der Hirn­for­scher Ge­rald Hüt­her in ei­nem le­sens­wer­ten In­ter­view in der Süd­deut­schen Zei­tung.

Freitag, 10. April 2009

Frän­ki­sche Schweiz

1 Stck. Man­da­ri­nen­ku­chen + 1 Stck. Kä­se­ku­chen + 1 Stck. Bie­nen­stich + 1 gro­ße Tas­se Ka­kao + noch 1 gro­ße Tas­se Ka­kao = EUR 8,50. Fri­sche Luft & Aus­sicht gra­tis.

Donnerstag, 2. April 2009

Man­ches muß raus!

Ich be­nei­de ja fast ein we­nig die Leu­te, die all’ ih­re über­zäh­li­gen Hab­se­lig­kei­ten un­ge­rührt in die Ton­ne tre­ten kön­nen: Im Nu sind sie den lä­sti­gen Bal­last und den Be­küm­me­rungs­auf­wand los! Un­ser­ei­nes macht sich frei­lich ein öko­lo­gi­sches Ge­wis­sen draus und will ei­ge­ne Über­be­stän­de nach Mög­lich­keit in gu­te Hän­de wei­ter­ver­mit­telt se­hen. Das geht lei­der nicht ganz so schnell wie das Weg­wer­fen, doch im­mer­hin (halb­wegs) be­quem vom hei­mi­schen Com­pu­ter aus: In den näch­sten Ta­gen wird des­halb hier in und aus mei­ner ho­me­zo­ne we­ni­ger ge­bloggt als viel­mehr ver­kloppt !

Donnerstag, 19. März 2009

Fi­ga­ro-Flut

Wie die Für­ther Nach­rich­ten heu­te ver­mel­den, schie­ßen in der Klee­blatt­stadt der­zeit die Fri­seur­ge­schäf­te »wie Pil­ze aus dem Bo­den«. Mal ab­ge­se­hen von der ver­ba­len Be­müt­heit des Ver­glei­ches [1] ist die Be­ob­ach­tung nicht von der Hand zu wei­sen: Im Ver­ein mit Op­ti­kern, Back­shop-Be­trei­bern und Han­dy-Ver­käu­fern schei­nen die Haar-Sty­li­sten mitt­ler­wei­le das in­ner­städ­ti­sche Dienst­lei­ster­tum zu do­mi­nie­ren. War­um das so ist, ist schwer zu sa­gen. Lei­der kann sich der zone­batt­ler nicht aus ei­ge­ner Er­fah­rung zur Ver­meh­rung der Sche­ren-Ar­ti­sten äu­ßern, weil sich Ge­le­gen­hei­ten zur Be­fra­gung kaum er­ge­ben: Da ihm al­ters­be­dingt der Kopf schon durch die Haa­re zu wach­sen be­ginnt, sind zur Pfle­ge der ver­blei­ben­den Haar­tracht ex­ter­ne Dienst­lei­ster nicht nehr von­nö­ten [2]. Aber viel­leicht hat ja je­mand aus der Le­ser­schaft ei­ne plau­si­ble Theo­rie an­zu­bie­ten?

 
[1] die ein­zi­gen Pil­ze in der In­nen­stadt ha­be ich hier ge­sich­tet, und die schos­sen nicht um sich. Wa­ren ja auch kei­ne Bo­vi­ste, son­dern Cham­pi­gnons.

[2] in­ter­es­san­ter­wei­se ist sein üb­ri­ges Fell von den Fü­ßen bis zur Hals­krau­se un­ver­än­dert dicht und drah­tig, aber das soll hier und heu­te nicht Ge­gen­stand nä­he­rer Be­trach­tun­gen sein...

Montag, 16. März 2009

Kauf­frust oder Kauf­lust?

Ganz un­ab­hän­gig von der bro­deln­den Dis­kus­si­on über die »Neue Mit­te« fra­ge ich mich zu­wei­len, war­um Sonn­tags­ver­käu­fe [1] im­mer Men­schen­mas­sen in die Stadt zu locken im­stan­de sind. Ich mei­ne, an­geb­lich kann man doch in Fürth nicht wirk­lich gut ein­kau­fen? Sind das wirk­lich al­les nur tum­be Tröp­fe, die nichts mit sich und ih­rer Frei­zeit an­zu­fan­gen wis­sen und da­her froh sind, auch an Sonn­ta­gen durch Kon­sum Di­ver­ti­men­to und Zer­streu­ung zu fin­den? Oder hat die of­fen­ba­re At­trak­ti­vi­tät sol­cher sonn­täg­li­chen Shop­ping-Ex­zes­se nicht auch et­was mit der Ori­gi­na­li­tät des Ge­bo­te­nen und des bun­ten Be­gleit­pro­gramms zu tun? Wä­re nicht ei­ne le­ben­di­ge Viel­falt aus in­ha­ber­ge­führ­ten Fach­ge­schäf­ten mit ei­gen­stän­di­gem Cha­rak­ter auf Dau­er viel at­trak­ti­ver als ein prot­zi­ger Me­ga-Klotz mit den glei­chen lang­wei­li­gen Lä­den, die mit iden­ti­scher Aus­stat­tung und Pro­dukt­aus­wahl in je­der x‑beliebigen Stadt zu fin­den sind? Ich bin der fe­sten Über­zeu­gung, daß in­di­vi­du­el­le Krea­ti­vi­tät und ge­mein­sa­me Ak­ti­vi­tä­ten von pfif­fi­gen Ein­zel­händ­le­rIn­nen die Für­ther In­nen­stadt weit nach­hal­ti­ger auf­wer­ten könn­ten als ein ge­sicht­lo­ser Be­ton­bun­ker mit dem glei­chen 08/15-Zeugs drin wie über­all!

 
[1] die ein lust­feind­lich-grim­mer Kon­su­mas­ket wie der ner­vi­ge zone­batt­ler na­tür­lich re­gel­mä­ßig mei­det, schon der even­tüb­li­chen Drän­ge­lei und Schie­be­rei we­gen...

Donnerstag, 26. Februar 2009

Läuft und läuft und läuft...

Heu­te vor ex­akt 11 Jah­ren ist un­se­re treue Renn­gur­ke in Dienst ge­stellt wor­den, und ihr ta­del­lo­ser All­ge­mein­zu­stand läßt mich auf ei­ne wei­te­re De­ka­de mit dem fahr­ba­ren Un­ter­satz hof­fen. An die­ser mei­ner Zu­nei­gung kann kei­ne noch so ho­he Ab­wrack­prä­mie et­was än­dern...

Dienstag, 17. Februar 2009

Al­les in But­ter?

In der F.A.Z. fin­det sich heu­te ein sehr le­sens- und be­den­kens­wer­ter Ar­ti­kel über die heut­zu­ta­ge weit­ver­brei­te­te Ge­ring­schät­zung von Le­bens­mit­teln. Wie (fast) im­mer lohnt auch die Lek­tü­re der da­zu­ge­hö­ri­gen Kom­men­ta­re...

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