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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Sonntag, 12. Oktober 2014

Ei­gen­le­ben

Tausendfüßler aus Gießkannen von Frank Dimitri Etienne

Tau­send­füß­ler aus Gieß­kan­nen von Frank Di­mit­ri Eti­en­ne, ge­se­hen in der ak­tu­el­len Aus­stel­lung »ur­ban mi­ning« des BBK Nürn­berg. Hin­ge­hen, an­schau­en, stau­nen!

Freitag, 10. Oktober 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (5)

Die letz­te Fol­ge mit ei­nem span­nungs­stei­gern­den Aus­blick auf ein schein­bar schö­nes Schiff be­en­det ha­bend, wen­den wir uns heu­te zum Ein­stieg eben je­nem »Seg­ler« nä­her zu und be­trach­ten ihn von ei­ner nä­her ge­le­ge­nen Klip­pe am nord­west­li­chen Zip­fel von Port de Sól­ler aus. Und was se­hen wir da Merk­wür­di­ges? Ge­nau, am Heck ei­nen dicken, mut­maß­lich An­ten­nen be­her­ber­gen­den Rie­sen-Bo­vi­sten und am zwei­ten Mast von vorn ei­nen senk­rech­ten Stahl-Stum­mel mit rie­si­gen Aus­puff­roh­ren dran, der den Wind­jam­mer letzt­lich als schnö­des, wenn­gleich na­tür­lich hy­per­mo­der­nes Mo­tor­fahr­zeug ent­larvt:

»Wind Spirit« oder »Wind Star« im Einsatz vor Port de Sóller

Abends konn­te ich her­aus­goo­geln, daß es sich bei die­sem of­fen­kun­di­gen Lu­xus-Ve­hi­kel ent­we­der um die »Wind Spi­rit« oder um de­ren Schwe­ster­schiff »Wind Star« han­deln muß­te. Die Ree­de­rei Wind­star Crui­ses kann ih­re bei­den Re­tro-Pöt­te of­fen­bar selbst nicht wirk­lich un­ter­schei­den, die bei­den ver­link­ten Schiffs-Sei­ten und die dort ge­zeig­ten Fo­tos sind je­den­falls bis auf den je­wei­li­gen Na­men iden­tisch!

Klar ist, daß der­lei No­bel-Ge­fähr­te ein­satz­mä­ßig rund ums Jahr ver­plant sein müs­sen, um ih­re ex­or­bi­tan­ten Ko­sten wie­der ein­zu­spie­len. Da kann man sich nicht auf die Zu­fäl­lig­kei­ten des Wet­ters und der Win­de ver­las­sen, im Zwei­fels- bzw. Flau­ten­fall muß ei­ne star­ke Mo­tor­an­la­ge da­für sor­gen, daß der Kahn pünkt­lich an der näch­sten fahr­plan­mä­ßig vor­ge­se­he­nen Mo­le zu lie­gen kommt.

Na ja, wer’s mag. Mei­ner ei­ner wür­de kei­nen um Zeh­ner­po­ten­zen kost­spie­li­ge­ren Ur­laub an­tre­ten, auf dem es mehr Meer als Land zu se­hen gibt und in des­sen Ver­lauf die von den Wel­len ge­schwenk­ten und ge­schüt­tel­ten In­ne­rei­en wo­mög­lich zu re­bel­lie­ren be­gin­nen. Und so ma­chen wir uns da­her mit dem (zu­ge­ge­ben strecken­wei­se auch recht schau­keln­den) Om­ni­bus auf in die gar nicht so fer­ne Haupt­stadt Pal­ma de Mal­lor­ca, um uns für die letz­te Ur­laubs­wo­che mit ei­nem Miet­wa­gen zu ver­sor­gen und zu mo­bi­li­sie­ren. Den frisch über­nom­me­nen Flit­zer las­sen wir aber erst­mal vor dem Eu­rop­car-Bü­ro ste­hen und be­ge­ben uns zu Fuß auf ei­ne klei­ne Stadt­be­sich­ti­gung...

Palacio Real de La Almudaina

Den in­ner­städ­ti­schen Rum­mel mit Tou­ri­sten­strö­men, Gauk­lern und Ta­schen­spie­lern, Bou­ti­quen und Nip­pes­lä­den spa­re ich hier be­wußt aus, und auch das in ei­ner teu­ren Pseu­do­kunst-Ga­le­rie live mit­er­leb­te Ver­kaufs­ge­spräch, in dem ei­ne auf­ge­bre­zel­te Blub­ber­phra­sen­dre­sche­rin oh­ne je­de Sach­kun­de ei­nem nicht min­der ah­nungs­lo­sen (aber im­mer­hin wohl­ha­ben­den) Kun­den­paar teu­ren Edel­kitsch auf­zu­schwat­zen trach­te­te, ist glück­li­cher­wei­se schon so tief im Sumpf des zonebattler’schen Syn­ap­sen­rau­schens ver­sun­ken, daß er die De­tails gar nim­mer her­aus­zie­hen kann und mag. Viel lie­ber lenkt er den Blick und die Auf­merk­sam­keit sei­nes ver­ehr­ten Pu­bli­kums auf wür­de­vol­le al­te Ar­chi­tek­tur-De­tails, wie bei­spiels­wei­se die über die­sem Ab­satz ab­ge­bil­de­ten Zin­nen des al­ten Kö­nigs­pa­la­stes »Pa­la­cio Re­al de La Al­mu­dai­na«.

Ge­mein­hin ist ja die Mit­tags­zeit nicht eben ide­al zum Knip­sen, da grell die De­tails über­strah­lend und un­gün­sti­ge Schat­ten­wür­fe be­din­gend. Den wuch­ti­gen Pa­last­mau­ern ge­reich­te der Höchst­stand des be­leuch­ten­den Ge­stirns in­des eher zum Vor­teil. Nicht ganz so kon­trast­reich ge­riet mir die Auf­nah­me ei­ner al­ten Wind­müh­le in Ha­fen­nä­he, die – im Ge­gen­satz zu vie­len an­de­ren ge­se­hen Ex­em­pla­ren – nicht weit­ge­hend ver­fal­len, son­dern recht an­sehn­lich re­stau­riert wor­den war:

traditionelle Windmühle in Palma de Mallorca

Heut­zu­ta­ge wird na­tür­lich al­lent­hal­ben mit Strom ge­mah­len statt mit un­zu­ver­läs­si­ger Wind­ener­gie, aber wer weiß, viel­leicht er­lebt die Wind­kraft­nut­zung auch auf den Ba­lea­ren ei­ne Re­nais­sance. Die Son­ne scheint auch häu­fi­ger als bei uns da­heim im Nor­den, da könn­ten die In­seln doch glatt auch in Sa­chen So­lar­ener­gie­nut­zung ei­ne Vor­rei­ter­rol­le spie­len...

Doch zu­rück zu bo­den­stän­di­gen Be­trach­tun­gen. Pal­men gibt es ja reich­lich in und um Pal­ma, no­men es omen. Aber wel­che Bäu­me wach­sen in Ufer­nä­he in dich­ten Wäl­dern und ha­ben ei­nen wei­ßen Stamm? Nein, kei­ne Bir­ken. Es sind viel­mehr die Ma­sten der Se­gel­boo­te, die dort son­der Zahl vor sich hin­düm­peln und über­wie­gend der Wie­der­kehr ih­rer ab­sen­ten Herr­schaft har­ren:

Boote, Boote, Boote im Hafen von Palma de Mallorca

Wir guck­ten uns die an­ge­ket­te­ten Nuß­scha­len und auch die grö­ße­ren Boo­te ger­ne an, so­was sieht man im hei­mi­schen Bin­nen­land ja nicht al­le Ta­ge. Im­mer wie­der er­staun­lich, was Leu­te in ein schnit­ti­ges Schiff­chen zu in­ve­stie­ren be­reit sind, des­sen All­tags­nut­zen ver­mut­lich deut­lich un­ter dem re­prä­sen­ta­ti­ven Nut­zen ran­giert. Aber das gilt ja für mon­strös auf­ge­la­de­ne Au­tos an Land ge­nau­so. Wir wen­den uns jetzt vom Re­prä­sen­ta­ti­ons­be­dürf­nis des Geld­adels ab und dem frü­he­rer Kir­chen­für­sten zu, de­ren Drang zu Hö­he­rem, Grö­ße­ren, Wei­te­ren zu­min­dest vor­geb­lich der Eh­re Got­tes dien­te. Hier se­hen wir die gothi­sche Ka­the­dra­le der Hei­li­gen Ma­ria (»La Seu«) aus un­ge­wohn­ter Per­spek­ti­ve:

Kathedrale La Seu im Süden der Altstadt von Palma

Das Fo­to schoß ich tat­säch­lich aus ei­ni­gen hun­dert Me­tern Ent­fer­nung vom Dach des »Es Ba­luard« aus, ei­nem wun­der­ba­ren Mu­se­um für mo­der­ne und zeit­ge­nös­si­sche Kunst, des­sen ge­lun­ge­ne Ar­chi­tek­tur sich her­vor­ra­gend in ei­ne Eck­ba­sti­on der al­ten Re­nais­sance-Stadt­mau­er ein­fügt. Ei­nen Be­such in die­sem Mu­sen­tem­pel kann man kul­tu­rell in­ter­es­sier­ten Pal­ma-Be­su­chern nur wärm­stens ans Herz le­gen, Bau und In­halt ha­ben in­ter­na­tio­na­les For­mat! Wir ha­ben meh­re­re Stun­den stau­nend drin­nen ver­bracht, her­nach auf dem Vor­platz er­neut un­ver­hofft den Miet­Mi­chel ge­trof­fen (wir er­in­nern uns an die Fol­ge 3) und uns dann ei­nen Be­such in der Kir­che ge­schenkt, da uns der als in je­der Hin­sicht zu kost­spie­lig er­schien (vom Ein­tritts­geld her be­trach­tet eben­so wie be­treffs der an- bzw. ab­zu­ste­hen­den War­te­zeit).

Aber man muß ja auch nicht al­les und je­des se­hen, zu­mal die un­be­kann­te­ren Ecken oft mehr Über­ra­schun­gen be­reit­hal­ten als die of­fi­zi­el­len »Se­hens­wür­dig­kei­ten«. Hier hält sich zum Ex­em­pel ei­ne pit­to­res­ke Tou­ri­sten­grup­pe di­rekt un­ter­halb der Ka­the­dra­le ein­an­der fest die Treue (und sich ge­gen­sei­tig beim Wickel resp. am Kit­tel):

Touristen beim gegenseitigen Haltsuchen

Ob die mir un­be­kann­ten Herr- und Da­men­schaf­ten nun halt­su­chend von der Pracht der Ka­the­dra­le über ih­nen über­wäl­tigt oder nach kol­lek­ti­vem Ge­nuß von al­ko­ho­li­scher Ei­mer­wa­re ins Wan­ken ge­kom­men wa­ren oder schlicht ver­such­ten, zwecks Er­stel­lung ei­nes ge­mein­sa­men Sel­fies kom­pakt zu­sam­men­zu­rücken – wer weiß? In je­dem Fall ga­ben sie ein schö­nes Mo­tiv für den Be­richt­erstat­ter ab, der sich ein­mal mehr dar­über freu­te, auf­grund der spä­te­ren Unin­den­ti­fi­zier­bar­keit der Ge­zeig­ten nie­man­den um Pu­bli­ka­ti­ons­ge­neh­mi­gung fra­gend an­ge­hen zu müs­sen...

Nur we­ni­ge Me­ter wei­ter er­gab sich die näch­ste Ge­le­gen­heit zur licht­bild­ne­ri­schen Be­tä­ti­gung. Im Schat­ten des gro­ßen Got­tes­hau­ses – viel­leicht schon zum Parc de La Mar ge­hö­rig – gibt es ei­ne Art Frei­licht-Thea­ter, wel­ches mit ei­nem Dach aus rau­ten­för­mi­gen Ele­men­ten über­spannt ist. Die Schat­ten­spie­le die­ses ein biß­chen an das Baye­ri­sche Staats­wap­pen er­in­nern­den Waf­fel­mu­sters sind wahr­lich spek­ta­ku­lär an­zu­schau­en:

Schattenspiele unter einem Sonnendach aus rautenförmigen Segmenten

Es gibt al­so auch ab­seits des quir­li­gen Le­bens im Stadt­zen­trum ei­ni­ges zu se­hen in Pal­ma de Mal­lor­ca, und wer Ru­he sucht, der fin­det sie auch. Klar, ein Gang durch die La­den­stra­ßen ge­hört eben­so da­zu wie die Ein­kehr in ei­nem der zahl­lo­sen klei­nen Lo­ka­le, aber der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te fin­den Stein­mas­sen ge­mein­hin at­trak­ti­ver (und we­ni­ger schwatz­haft) als Men­schen­mas­sen...

So, zum Ab­schluß ge­hen wir ein paar hun­dert Me­ter wei­ter nord­öst­lich vor dem Hei­li­gen Fran­zis­kus auf die Knie, um die hin­ter ihm im Abend­licht gül­den strah­len­de Ba­si­li­ca de San Fran­ces­co noch an­ge­mes­sen ein­zu­fan­gen:

Basilica de San Francesco im Palma de Mallorca

Es ist Abend ge­wor­den, schnell krie­chen die Schat­ten hö­her an des Hei­li­gen Kut­te und dar­über hin­aus. Wir ma­chen uns da­her auf und schlän­geln uns ziel­stre­big wie­der süd­west­wärts durch das La­by­rint der Alt­stadt, um an der Ufer­pro­me­na­de zu­rück zum Stell­platz un­se­res bis da­hin noch kei­nen Me­ter be­weg­ten Wa­gens zu ge­lan­gen.

Die­sen in Be­trieb zu neh­men war gar nicht so ein­fach: Statt des ge­buch­ten und er­be­te­nen Klein­wa­gens wa­ren wir man­gels Ver­füg­bar­keit ei­nes sol­chen zur nächst­hö­he­ren Klas­se up­ge­gra­det wor­den, und der zone­batt­ler muß­te zu­nächst ein­mal kon­sta­tie­ren, daß so ein mo­der­ner Mit­tel­klas­se­wa­gen mehr He­bel, Knöp­fe und Lämp­chen hat als sei­ne spar­ta­ni­sche Renn­gur­ke Mo­le­kü­le. Schließ­lich ge­lang es ihm aber doch, den Wa­gen zu star­ten, den rech­ten Gang zu fin­den und den Flit­zer un­fall­frei durch die Stadt zu ma­nö­vrie­ren so­wie nach Port de Sól­ler zu über­füh­ren. In der näch­sten Fol­ge star­ten wir mit der schnit­ti­gen Kar­re dann von dort aus zu er­sten Aus­flü­gen in die wei­te­re Um­ge­bung un­se­res Do­mi­zils...

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Samstag, 15. März 2014

Mind the gap!

Mit die­ser in der Lon­do­ner U‑Bahn im­mer wie­der und al­ler­or­ten zu hö­ren­den Durch­sa­ge soll die Auf­merk­sam­keit der Rei­sen­den auf den la­tent le­bens­ge­fähr­li­chen Spalt zwi­schen Zug und Bahn­steig ge­lenkt wer­den. Die Ge­dan­ken des zonebattler’s in­des wur­den da­mit noch auf ei­ne klaf­fen­de Lücke zeit­li­cher Art ge­rich­tet: Vor et­wa 25 Jah­ren war er zum letz­ten Mal in der Haupt­stadt des Bri­ti­schen Em­pires, und wäh­rend die Er­in­ne­rung an da­mals nur noch bruch­stück­haft in sei­nen Syn­ap­sen flackert, hat er dies­mal mit wa­chen Sin­nen ge­nos­sen, in sein Hirn ge­brannt und auf sei­nen Spei­cher­chip ab­ge­lich­tet, was die Stadt, das Wet­ter und die zahl­lo­sen Kul­tur­tem­pel her­ga­ben:

Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London

Das Wet­ter präch­tig, die Mu­se­en mäch­tig: Was woll­te man mehr? Für den trun­ke­nen zone­batt­ler steht fest: Bis zum näch­sten Lon­don-Trip läßt er kein Vier­tel­jahr­hun­dert mehr ver­strei­chen!

Samstag, 14. September 2013

Ein ech­ter, zwei künst­li­che, drei ge­mal­te

Begegnung beim jährlichen Kunst-Event »Auf AEG« in Nürnberg

Für die hier vorgesehene(n) Abbildung(en) konn­ten nicht al­le even­tu­ell tan­gier­ten Li­zenz- und/oder Ur­he­ber­rechts­fra­gen mit letz­ter Ge­wiß­heit ge­klärt wer­den, wes­halb auf ei­ne kennt­li­che Dar­stel­lung lei­der ver­zich­tet wer­den muß.

Be­geg­nung beim jähr­li­chen Kunst-Event »Of­fen Auf AEG« in Nürn­berg

Freitag, 23. November 2012

Fi­li­gra­ne Fan­ta­sien

Über den neue­sten Blog-Ein­trag von Freund Le­xi­ka­li­ker bin ich auf der Web­site der Künst­le­rin Jes­si­ca Drenk ge­lan­det und bin nach­ge­ra­de hin­ge­ris­sen von de­ren wun­der­ba­ren Skulp­tu­ren und In­stal­la­tio­nen aus Blei­stif­ten, por­zel­la­ni­sier­ten Klo­pa­pier-Rol­len, Q‑Tips und an­de­ren un­ge­wöhn­li­chen Aus­gangs­ma­te­ria­li­en. An­schau­en lohnt (un­ge­dul­di­ge Na­tu­ren ver­schaf­fen sich über die Goog­le-Bil­der­su­che ei­nen schnel­len Über­blick über das ein­drucks­vol­le Œu­vre der ame­ri­ka­ni­schen Mei­ste­rin)!

Sonntag, 23. September 2012

Die Kunst des Fal­tens

In sei­nem Vor­trag »The math and ma­gic of ori­ga­mi« bringt uns Ro­bert Lang den Zu­sam­men­hang von Ma­the­ma­tik und Ori­ga­mi auf kurz­wei­li­ge Art und Wei­se nä­her. Die ge­zeig­ten Bei­spie­le sind ab­so­lut ver­blüf­fend! Deut­sche Un­ter­ti­tel und ei­ne deut­sche Über­set­zung sind ver­füg­bar. Man se­he und stau­ne!

Samstag, 1. September 2012

Be­ton­kopf

Der Für­ther Künst­ler Egon Jun­ge stellt zur Zeit sei­ne »Bil­der aus Be­ton« in der Für­ther Volks­bü­che­rei aus. Man er­kennt an der For­men­spra­che den Ein­fluß sei­nes Freun­des und Leh­rers Da­vid Krug­mann, eben­so klar ist frei­lich, daß Egon Jun­ge sich mit sei­nen ak­tu­el­len Wer­ken auf ei­nen durch­aus ei­ge­nen Weg be­ge­ben hat. Mir ge­fällt der zwi­schen 50er-Jah­re-Ab­strakt­heit und ar­chai­scher Volks­kunst chan­gie­ren­de Stil.

»Bilder aus Beton« von Egon Junge
 
»Bilder aus Beton« von Egon Junge
 
»Bilder aus Beton« von Egon Junge
 
»Bilder aus Beton« von Egon Junge
 

Die am­bu­lan­ten Schnapp­schüs­se ha­be ich neu­lich wäh­rend der sehr gut be­such­ten Ver­nis­sa­ge ge­macht und hat­te mei­ne lie­be Not, sie frei von mir vor die Lin­se lau­fen­den Leu­ten zu hal­ten. Bis Mit­te Ok­to­ber ist die Aus­stel­lung noch zu se­hen, die Für­ther Nach­rich­ten wür­di­gen die Schau un­ter der Über­schrift »Hand­fe­ste Struk­tur«.

Dienstag, 29. Mai 2012

Was­ser­spie­le (2)

Der Nürn­ber­ger Kla­ris­sen­platz ist um ei­ne tem­po­rä­re At­trak­ti­on rei­cher: Der dä­ni­sche Künst­ler Jep­pe Hein, über des­sen wei­land fa­mo­se Aus­stel­lung im be­nach­bar­ten Neu­en Mu­se­um ich be­reits be­rich­te­te, hat ein traum­haft schö­nes Stück ki­ne­ti­scher Kunst er­rich­tet, dem die Be­zeich­nung »be­geh­ba­rer Brun­nen« nicht an­nä­hernd ge­recht wird:

Jeppe Hein: Hexagonal Water Pavilion

Der »He­xa­go­nal Wa­ter Pa­vi­li­on« be­steht aus ins­ge­samt 16 Rei­hen von eng be­nach­bar­ten Spritz­dü­sen, die – an­geb­lich zu­falls­ge­steu­ert – für kur­ze Zeit »Wän­de« aus Was­ser ent­ste­hen las­sen. So rich­tig will­kür­lich scheint mir die An­steue­rung in­des nicht zu sein, es sieht mir eher nach ei­nem – wenn­gleich kom­ple­xen – sich wie­der­ho­len­den Ab­lauf­mu­ster aus.

Jeppe Hein: Hexagonal Water Pavilion

Was frei­lich der krea­tür­li­chen Freu­de am feuch­ten Ele­ment kei­nen Ab­bruch tut: Al­te, Jun­ge, Gro­ße und Klei­ne be­stau­nen und be­spie­len die im Wort­sin­ne »un­faß­ba­re« In­stal­la­ti­on mit gro­ßer An­teil­nah­me. Und auf ein­mal hat der an­son­sten recht ru­hi­ge, ja mit­un­ter ab­wei­send wir­ken­de Platz die von Stadt­pla­nern gern her­bei­zi­tier­te »ho­he Auf­ent­halts­qua­li­tät«!

Jeppe Hein: Hexagonal Water Pavilion

Wer sich am fröh­li­chen Trei­ben de­lek­tie­ren oder gar selbst zwi­schen den Trop­fen-Vor­hän­gen lust­wan­deln möch­te, muß sich nicht spu­ten: Bis zum 28. Ok­to­ber 2012 bleibt der Kunst-Brun­nen vor Ort und spen­det Spaß und ein an­ge­neh­mes Mi­kro­kli­ma. Ich hät­te ihn da ger­ne für im­mer...

Samstag, 10. März 2012

Kunst für al­le Sin­ne

Die ak­tu­el­le Aus­stel­lung »Kul­tur­land­schaf­ten – Ar­chi­tek­tur prägt Le­bens­räu­me« der Nürn­ber­ger Ga­le­rie At­zen­ho­fer sei hier­mit mei­ner in­ter­es­sier­ten Le­se­rIn­nen­schaft wärm­stens ans Herz ge­legt und emp­foh­len. Ein klei­ner Ein­blick in das dort Ge­bo­te­ne fin­det sich in die­sem Ar­ti­kel, den vor Ort auf­ge­tisch­ten Ku­chen­spe­zia­li­tä­ten aus dem Ofen der Haus­her­rin Ly­dia Schu­ster wird kei­ne Be­schrei­bung auch nur an­nä­hernd ge­recht, die müs­sen selbst ver­ko­stet wer­den...

Samstag, 3. September 2011

Rol­len­spie­le: Wir blogg­ten schon vor 33 Jah­ren

Das Füh­ren ei­nes Web­logs, al­so ab­ge­kürzt das Blog­gen, ist nach gän­gi­ger Mei­nung ein re­la­tiv neu­mo­di­scher Hype, mitt­ler­wei­le an­geb­lich so­gar ein be­reits wie­der ab­flau­en­der sol­cher. Im Nach­hin­ein be­trach­tet kann mei­ner ei­ner mit Fug und Recht be­haup­ten, be­reits in den spä­ten 1970er Jah­ren – zu­sam­men mit ei­ner Hand­voll Schul­ka­me­ra­den – das Blog­gen in sei­ner heu­ti­gen Form er­fun­den zu ha­ben, kom­plett mit chro­no­lo­gisch ge­reih­ten Ar­ti­keln, fort­lau­fend num­me­rier­ten Kom­men­ta­ren, Kreuz- und Quer­be­zü­gen so­wie al­ler­lei ein­ge­bun­de­nen Bil­dern und Me­di­en. Und das al­les oh­ne Strom, oh­ne Com­pu­ter und oh­ne In­ter­net, an das ja da­mals noch kei­ner dach­te. Die nach­ge­ra­de vi­sio­nä­re Ge­schich­te sei nach­fol­gend er­zählt!

In den letz­ten Schul­jah­ren vor dem Ab­itur hat­ten wir ei­nen Re­li­gi­ons­leh­rer, bei dem päd­ago­gi­sche Nei­gung, Mo­ti­va­ti­ons­fä­hig­keit und per­sön­li­che Au­to­ri­tät je­weils un­ter­halb der Nach­weis­bar­keits­schwel­le la­gen, al­so al­len­falls in ho­möo­pa­ti­scher Do­sie­rung vor­han­den wa­ren. Theo­lo­gisch sat­tel­fest mag der Mann da­ge­gen ge­we­sen sein, was ihn er­ho­be­nen Haup­tes sein Lehr­amt aus­üben ließ: Die Aus­sicht auf ei­nen Platz im Pa­ra­dies ließ ihn sein Kreuz tra­gen, das Ab­hal­ten von Un­ter­richt war für ei­nen Mann sei­nes Schla­ges zwei­fel­los das per­sön­li­che Mar­ty­ri­um...

Des zonebattler's »Kommunikationsrolle« (offen) und seine »Meditationsrolle« (geschlossen)

Um uns re­ni­ten­ten Schö­lern und sub­ver­si­ven Sub­jek­ten den Un­ter­richt halb­wegs er­träg­lich zu ge­stal­ten, dien­te uns das Fach Re­li­gi­on na­tur­ge­mäß in be­son­de­rem Ma­ße dem Ge­dan­ken­aus­tausch, wenn auch auf an­de­re Wei­se als vom Leh­rer vor­ge­se­hen: Wir schwätz­ten wie schnat­ter­haf­te Erst­kläss­ler und un­ter­gru­ben da­mit die oh­ne­hin nicht vor­han­de­ne Au­to­ri­tät der ar­men Lehr­kraft auf das Scham­lo­se­ste. Im­mer­hin be­wie­sen wir ir­gend­wann ein Rest­maß von Er­zie­hung und Kin­der­stu­be, in­dem wir den ge­räusch­be­haf­te­ten Dis­kurs ver­schrift­lich­ten und al­ler­lei No­ti­zen auf Zet­tel (ins­be­son­de­re auch auf Lösch­pa­pier) schrie­ben, die wir uns als Kas­si­ber weit­ge­hend laut­los zu­scho­ben. Das blieb na­tür­lich auch nicht un­be­merkt, aber der Päd­ago­ge ließ in eben­so stum­mer wie ver­zwei­fel­ter Kom­pli­zen­schaft für­der­hin uns in Ru­he und wir ihn.

Mei­ne Mut­ter ar­bei­te­te da­mals im Bü­ro ei­nes Bau­un­ter­neh­mens und brach­te mir von dort ei­nes Ta­ges ein paar un­be­nutz­te Pa­pier­rol­len mit, wie sie sei­ner­zeit in elek­tro­me­cha­ni­schen Tisch­rech­nern wei­te Ver­wen­dung fan­den: Ei­ne neu be­schaff­te Re­chen­ma­schi­ne be­nö­tig­te Pro­to­kol­lier­pa­pier in ei­nem an­de­ren For­mat, wo­durch der vor­han­de­ne Rest­be­stand an Rol­len­wa­re für die aus­ge­mu­ster­ten Vor­gän­ge­rin über­flüs­sig ge­wor­den war. Man ahnt, wie es wei­ter­ging: Ei­nes Ta­ges hat­te ich die glo­rio­se Idee, das spät­pu­ber­tä­re Pa­la­ver der vom Re­li­gi­ons­un­ter­richt an­ge­öde­ten Kinds­köp­fe von der Lo­se­blatt­samm­lung auf die Rol­le zu brin­gen. Der Er­folg ließ nicht auf sich war­ten: Das ku­rio­se Teil wur­de so­fort all­ge­mein ak­zep­tiert und dien­te für­der­hin als Grund­la­ge der au­ßer­cur­ri­cu­la­ren Kom­mu­ni­ka­ti­on im Fach der ka­tho­li­schen Re­li­gi­ons­leh­re.

Anfang der »Kommunikationsrolle« vom Mai 1978

Den ein­satz­tech­ni­schen Er­for­der­nis­sen fol­gend, im­ple­men­tier­ten wir bald al­ler­lei Ver­bes­se­run­gen: Sehr schnell wur­de es bei­spiels­wei­se un­prak­tisch, zu Be­ginn der Re­li­gi­ons­stun­de den be­reits be­schrif­te­ten Teil der Rol­le auf- und ab­zu­wickeln, um bis zum un­be­schrif­te­ten Teil zu ge­lan­gen und dort wei­ter­zu­ma­chen. Wir lö­sten das mit Wä­sche­klam­mern, die den be­reits be­schrie­be­nen und zu ei­ner neu­en Wick­lung ge­roll­ten Teil si­cher zu­sam­men­hiel­ten. Fer­ner er­wies es sich vom Start weg als dif­fi­zil, auf zu­rück­lie­gen­de Äu­ße­run­gen zu re­kur­rie­ren und die­se zu re­fe­ren­zie­ren, wes­we­gen wir dar­auf ver­fie­len, die Bei­trä­ge – rück­wir­kend bis zum An­fang – fein­säu­ber­lich und gut er­kenn­bar zu num­me­rie­ren.

Sol­cher­art ver­fei­nert, wur­de das in­zwi­schen auf den Na­men »Kom­mu­ni­ka­ti­ons­rol­le« ge­tauf­te Kon­strukt nach Art in­dia­ni­scher Frie­dens­pfei­fen von ei­nem Dis­ku­tan­ten zum an­de­ren ge­reicht und nach schrift­li­cher Kom­men­tar­ab­ga­be wei­ter­ge­ge­ben. Das Bild von der Frie­dens­pfei­fe ist frei­lich in­so­fern miß­ver­ständ­lich, als es Har­mo­nie und Sitt­sam­keit im Um­gang mit­ein­an­der sug­ge­rie­ren mag. Von bei­dem in­des konn­te nicht die Re­de sein: Wir ver­faß­ten in­fan­ti­le Schmäh­ti­ra­den auf­ein­an­der, die in drei­ein­halb De­ka­den Ab­stand er­neut zu ent­zif­fern mit­un­ter nach­ge­ra­de pein­lich ist. Auch das muß frei­lich als pro­phe­ti­sche Vor­weg­nah­me ei­ner fer­nen Zu­kunft gel­ten, wie der Ver­gleich mit vie­len vir­tu­el­len Dis­kus­si­ons­platt­for­men der Neu­zeit an­schau­lich be­weist!

Ausschnitt aus dem immerwährenden Diskussionsfaden (»Thread«)

Ein ein­ein­halb Jah­re nach dem Ab­itur un­ter dem Na­men »Me­di­ta­ti­ons­rol­le« auf­ge­setz­tes Fol­ge­pro­jekt mit teil­iden­ti­schem Teil­neh­mer­kreis konn­te an den Er­folg des Vor­läu­fers nicht mehr an­knüp­fen: Zu weit aus­ein­an­der la­gen die Le­bens­ent­wür­fe und die Wohn­sit­ze der Schrei­ber, zu lan­ge wa­ren die Pau­sen und zu teu­er das Por­to im ana­lo­gen Zeit­al­ter. Ge­scha­det hat uns üb­ri­gens die­se so­zi­al­ver­träg­li­che Ka­na­li­sie­rung des ju­ve­ni­len Kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­dürf­nis­ses nicht: Der ei­ne mei­ner re­gel­mä­ßi­gen Co-Au­toren hat spä­ter das mp3-Mu­sik­kom­pres­si­ons­ver­fah­ren maß­geb­lich (mit-)erfunden, der an­de­re pi­lo­tiert Jum­bo-Jets um den hal­ben Glo­bus, ein Gast-Au­tor (auch das gab es da­mals be­reits) führt heu­te ein in­no­va­ti­ves High­Tech-Un­ter­neh­men an vor­der­ster Front der For­schung. Ich selbst ha­be es ja im­mer­hin bis zum zone­batt­ler ge­bracht…

Wie die ein­ge­streu­ten Fo­tos do­ku­men­tie­ren, ha­be ich die wert­vol­len Zeit­zeug­nis­se bis heu­te auf­be­wahrt, mög­li­cher­wei­se in un­ter­be­wuß­ter An­ti­zi­pa­ti­on ih­rer spä­te­ren hi­sto­ri­schen Re­le­vanz. Für ei­ne ad­äqua­te Prä­sen­ta­ti­on im Rah­men ei­ner öf­fent­lich zu­gäng­li­chen Dau­er­aus­stel­lung schwebt mir ein mi­ni­ma­li­sti­scher Mu­se­ums­bau von et­wa drei Me­tern Brei­te und Hö­he so­wie ca. 100 Me­tern Län­ge vor: In der Mit­te des Rau­mes wür­den die ent­roll­ten Pa­pier­bah­nen auf ei­ner schma­len Mau­er­rei­he von ca. 1,20 Me­tern Hö­he un­ter Glas ge­zeigt und dem in­ter­es­sier­ten Pu­bli­kum die Ge­le­gen­heit ge­ge­ben wer­den, sich vom ver­blaß­ten An­fang bis zum ver­gilb­ten Schluß durch die da­da­isti­sche Trak­ta­ten­samm­lung zu le­sen.

Im Anschluß an die Schulzeit aufgesetztes Nachfolgeprojekt: Die »Meditationsrolle«

Ne­ben eher ba­na­len Ak­ti­vi­tä­ten wie Stand­ort­aus­wahl, Grund­stücks­er­werb, Bau­ge­neh­mi­gungs­an­trag, Trä­ger­ver­eins­grün­dung etc. be­rei­ten mir der­zeit noch die un­gleich dif­fi­zi­le­ren Fra­gen kon­ser­va­to­ri­scher, da­ten­schutz­recht­li­cher und un­ter­neh­me­ri­scher Art ei­ni­ges Kopf­zer­bre­chen: Wie muß man die fra­gi­len Ex­po­na­te la­gern, be­lich­ten und be­lüf­ten, um sie auf Dau­er der Nach­welt er­hal­ten zu kön­nen? Muß man zur Wah­rung von Per­sön­lich­keits­rech­ten ein­ge­streu­te Ei­gen­na­men un­kennt­lich ma­chen? Kriegt man für den ge­winn­ori­en­tier­ten Ab­ver­kauf im an­ge­glie­der­ten Mu­se­ums­shop heut­zu­ta­ge über­haupt noch Re­gi­strier­kas­sen-Rol­len­pa­pier or­ga­ni­siert, wel­ches eben nicht für Ther­mo­drucker ge­dacht ist, son­dern zur am­bu­lan­ten Be­schrif­tung mit Blei­stift oder Ku­li ge­eig­net ist? Al­les nicht so ein­fach! Die Per­so­nal­fra­gen im­mer­hin sind be­reits ge­klärt: Die Stel­len von Di­rek­tor, Ku­ra­tor, Mu­se­ums­füh­rer, Haus­mei­ster und Putz­mann be­set­ze ich in Per­so­nal­uni­on al­le selbst, Be­triebs­rat und Gleich­stel­lungs­be­auf­trag­te wä­ren da­mit schon kon­zep­tio­nel­ler­seits ob­so­let.

So­bald ich auf die­se Fra­gen be­frie­di­gen­de Ant­wor­ten ge­fun­den ha­be, wer­de ich mich mit gan­zer Kraft die­sem no­blen (und über­dies künst­le­risch au­ßer­or­dent­lich wert­vol­len) Aus­stel­lungs­pro­jekt wid­men und die­ses Blog hier schlie­ßen. Selbst­re­fe­ren­ti­el­le Spiel­wie­sen wie die­se gibt es im di­gi­ta­len Zeit­al­ter mehr als ge­nug: »Kom­mu­ni­ka­ti­ons­rol­le« und »Me­di­ta­ti­ons­rol­le« als ih­re ana­lo­gen Vor­läu­fer und Ur­ah­nen hin­ge­gen nur je ein­mal!

Dienstag, 23. August 2011

Heim-Ar­beit

50er-Jahre-Fassadenkunst am Haus eines mutmaßlich früheren Spielzeugherstellers (Nürnberg, Dottenheimer Straße)
Dienstag, 9. August 2011

Kunst­herz

Kunstherz von Künstlerhand
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