Zum Inhalt springen


zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Mittwoch, 9. November 2005

Bit­te recht freund­lich!

Zur Über­win­dung der Herbst-/Win­ter-De­pres­si­on ha­be ich mir im Asia-La­den ei­nen ge­ra­de­zu pro­vo­zie­rend freund­li­chen »Nicker« ge­kauft und ne­ben den Com­pu­ter-Ar­beits­platz auf die Fen­ster­bank ge­stellt:

Ein zufriedener Geselle

Der ja­pa­ni­sche Pla­stik-Ge­sel­le ist so­lar­be­trie­ben und nickt bei Licht be­trach­tet den gan­zen Tag selbst­ver­sun­ken und ‑zu­frie­den vor sich hin. Kitsch hin oder her, die de­mon­stra­tiv zur Schau ge­stell­te Ge­las­sen­heit des skur­ri­len Männ­leins (oder Weib­leins?) färbt ab: Für 7,90 EUR wird sich kaum ein bes­se­rer The­ra­peut fin­den!

Freitag, 28. Oktober 2005

Klei­der ma­chen Leu­te

Im Rah­men ei­nes Pro­jek­tes zur Rund­erneue­rung mei­nes Er­schei­nungs­bil­des ha­be ich mir in die­sem Som­mer meh­re­re Dut­zend neue T‑Shirts in mo­di­schem Leucht­oran­ge zu­ge­legt, da­zu pas­sen­de Ac­ces­soires wie Gür­tel, Schu­he usw. Die Wir­kung auf mei­ne Um­welt ist er­heb­lich, hat aber wie al­les im Le­ben zwei Sei­ten: Zum ei­nen ern­te ich auf der Stra­ße ver­mehrt an­er­ken­nen­de Blicke von Da­men (auch jün­ge­ren sol­chen!), wo­mit ich sehr gut le­ben kann. Zum an­de­ren aber wer­de ich in Bau­märk­ten nicht sel­ten von du­bio­sen männ­li­chen Kun­den an­ge­bag­gert: »Wou sind’n hier däi Gom­bres­sorn?« oder »Häld des Sili­gon dou a wärg­li aff Be­tong?« sind noch harm­lo­se Fra­gen. Viel­leicht soll­te ich mir zu­künf­tig doch lie­ber ei­nen grau­en Cuta­way (nebst Zy­lin­der) an­zie­hen, wenn ich zu OBI oder Horn­bach will... Aber wer weiß, wel­che un­ver­hoff­ten Ne­ben­wir­kun­gen das nun wie­der mit sich bräch­te!

Donnerstag, 27. Oktober 2005

Ab­schied von Bal­ko­ni­en

Wenn der Som­mer schwin­det und die Ta­ge kür­zer wer­den, dann gibt es nur noch we­ni­ge Ge­le­gen­hei­ten, sich bei halb­wegs an­ge­neh­men Tem­pe­ra­tu­ren raus auf den Bal­kon zu set­zen. Im we­sent­li­chen am Wo­chen­en­de auf ei­nen Kaf­fee... Gleich­wohl zö­ge­re ich das Ab­räu­men und Ein­la­gern der Mö­bel all­jähr­lich so lan­ge es geht her­aus, um mir die Il­lu­si­on des Mach­ba­ren bis zum Schluß zu er­hal­ten. Durch die Glas­tü­ren in Eß­zim­mer und Kü­che ha­be ich ja stets frei­en Blick auf mei­ne bei­den »Au­ßen­po­sten«:

Balkon zur Straße Balkon zum Hof

So lan­ge die Son­ne scheint, er­freut mich der ein­la­den­de An­blick trotz mög­li­cher­wei­se lau­si­ger Käl­te drau­ßen... Mitt­ler­wei­le sind die nicht win­ter­har­ten Pflan­zen schon her­ein­ge­holt, und dem­nächst wer­de ich wohl auch den Rest ins Haus ver­frach­ten müs­sen. Ei­ne trau­ri­ge An­ge­le­gen­heit, und der Um­stand, den Kü­chen­bal­kon übers Win­ter­halb­jahr als na­tür­li­chen Kühl­schrank nut­zen zu kön­nen, ist mir nur ein schwa­cher Trost. Aber wie al­les im Le­ben ist auch die­ses Ge­sche­hen ein zy­kli­sches sol­ches und so freue ich mich jetzt schon dar­auf, al­les im März oder spä­te­stens im April näch­sten Jah­res wie­der hin­aus­schaf­fen zu dür­fen!

Freitag, 30. September 2005

Nack­te Tat­sa­chen

Beim mit­tags­päus­li­chen Stadt­gang sah ich letz­te Wo­che ein paar jun­ge Frau­en auf frag­wür­di­gen Kunst-am-Bau-Stein­qua­dern in der Son­ne hocken. Der An­blick des im fol­gen­den ex­em­pla­risch be­schrie­be­nen Da­men­hin­terns hät­te es durch­aus ver­dient, zur Il­lu­stra­ti­on hier ab­ge­bil­det zu wer­den, al­lein mei­ne Kom­pakt-Knip­se ver­fügt über kein Zoom-Ob­jek­tiv, wes­we­gen ich mich auf Ohr­fei­gen-Di­stanz hät­te her­an­pir­schen müs­sen... Da­zu fehl­te es mir am Mut, und so müs­sen es halt jetzt be­schrei­ben­de Wor­te tun.

Al­so: Die in Re­de ste­hen­de (und ih­rer­seits sit­zen­de) La­dy trug ei­ne sehr knapp ge­schnit­te­ne schwar­ze Ho­se, dar­über ein noch en­ge­res schwar­zes Shirt und zwi­schen­drin ei­nen dral­len, blei­chen Fleischwulst, der durch ei­nen schwarz-weiß be­rüsch­ten String-Tan­ga we­der nen­nens­wert ver­ziert noch si­gni­fi­kant ka­schiert wur­de. Al­le­mal ein un­ver­hoff­ter Blick­fän­ger, aber nach mei­nem Da­für­hal­ten kein son­der­lich äs­the­ti­scher.

Wo­mit sich die Fra­ge auf­tut: Was soll­te man/frau im öf­fent­li­chen Raum seinen/ihren Mit­men­schen zu­mu­ten? Ist al­les er­laubt, was mach­bar ist? Ist es ein Zei­chen von Selbst­be­wußt­sein oder ero­ti­scher Aus­strah­lung, wenn sich je­mand (egal wel­chen Ge­schlechts) in viel zu en­ge Kla­mot­ten zwängt und dann die ver­dräng­te Kör­per­mas­se in der Mit­te her­aus­quel­len läßt? Die aus der ver­meint­li­chen Fri­vo­li­tät mög­li­cher­wei­se re­sul­tie­ren­de Nie­ren­ent­zün­dung kann mir als nicht Be­trof­fe­nem gleich­gül­tig sein (aus der Per­spek­ti­ve des Kran­ken­kas­sen-Bei­trags­zah­ler an­der­seits auch wie­der nicht), aber es be­lei­digt das Schön­heits­emp­fin­den. Mei­nes je­den­falls. Wes­halb ich für wei­se Selbst­be­schrän­kung auch in Aspek­ten des ei­ge­nen Er­schei­nungs­bil­des plä­die­re.

Ich le­ge noch­mals Wert auf die Fest­stel­lung, daß mei­ne am weib­li­chen Bei­spiel ent­zün­de­te Ti­ra­de nicht dis­kri­mi­nie­rend ge­meint ist: Männ­li­che Wam­pen in zu kur­zen Kit­tel­chen sind mir gleich­falls ein vi­su­el­ler Hor­ror. Und des­we­gen bin ich noch lan­ge kein »Mo­ral­apo­stel«, ge­schwei­ge denn ein »Kost­ver­äch­ter«!

Mittwoch, 28. September 2005

Mann­heim Me­mo­ries

Wie be­reits am letz­ten Sonn­tag an­ge­kün­digt, be­fin­de ich mich der­zeit auf ei­ner be­ruf­lich be­ding­ten Ex­pe­di­ti­on in Mann­heim. Die letz­ten bei­den Ta­ge be­schick­te ich zonebattler’s ho­me­zo­ne (zeit-)notgedrungen mit längst fer­tig vor­lie­gen­den Bei­trä­gen aus dem Fun­dus, doch heu­te drängt es mich zur Live-Be­richt­erstat­tung aus der al­ten Re­si­denz­stadt an Rhein und Neckar.

Mann­heim al­so: Die Men­schen sind dort wohl­be­leibt und fah­ren ger­ne mit schmal­spu­ri­gen Stra­ßen­bah­nen durch die quadratisch/schachbrettartig an­ge­leg­te In­nen­stadt auf und ab so­wie kreuz und quer. Zwi­schen­drin stei­gen sie aus und ge­ben sich mit gro­ßer Won­ne dem Ein­kau­fen hin, Ge­schäf­te gibt es dort son­der Zahl und für al­les und je­des.

Ob­wohl die Pla­nung des git­ter­för­mi­gen Stra­ßen­net­zes in der Alt­stadt schon 1606 un­ter Kur­fürst Fried­rich IV. er­folg­te, sind die mei­sten »Plan­qua­dra­te« nach kriegs­be­ding­ten Zer­stö­run­gen heu­te mit 60er-Jah­re Ge­schäfts­haus-Ku­ben zu­ge­stellt. Mich er­in­nern sie sehr an die da­mals mo­der­nen Fal­ler- und Voll­mer-Häus­chen, die zu Ju­gend­zei­ten mei­ne Märk­lin-Mo­dell­bahn be­völ­ker­ten... Zwi­schen den Bau­ten (den ech­ten) hat man über ei­ni­ge of­fen­bar wei­land sorg­fäl­tig ge­plan­te Sicht­ach­sen Mo­nu­men­tal­bau­ten wie Schloß und Was­ser­turm im­mer wie­der mal im Blick. In Fürth ha­ben wir in der Lud­wigs­stra­ße ei­ne ganz ähn­li­che Ach­se in Rich­tung Haupt­bahn­hof.

Aber zu­rück nach Mann­heim: Sehr nett an­zu­se­hen sind heu­te rüh­rend mensch­lich an­mu­ten­de Kunst­wer­ke im öf­fent­li­chen Raum aus ei­ner in­zwi­schen fer­nen Zeit, in der Haus­halts­zwän­ge und Spar­dik­ta­te noch Fremd­wor­te wa­ren. Heu­te über­lebt so et­was Ver­nach­läs­si­gung und Van­da­lis­mus al­ler­or­ten nur, wenn es be­wacht oder in halt­ba­re Bron­ze ge­gos­sen ist...

Bronzeplastik

Laut kom­mu­na­ler Ei­gen­wer­bung auf ih­rer of­fi­zi­el­len Web­site han­delt es sich bei Mann­heim üb­ri­gens um ei­ne »Stadt für dienst­lei­stungs­ori­en­tier­te Men­schen«. Ei­nen sol­chen ha­be ich ge­stern ken­nen­ler­nen dür­fen, es han­del­te sich um den Nacht­por­tier mei­nes vom Kon­zern­rei­se­ser­vice aus­ge­wähl­ten Ho­tels: Auf mei­ne Fra­ge, was in ei­nem aus­ge­wie­se­nen Nicht­rau­cher­zim­mer zwei gro­ße Aschen­be­cher zu su­chen hät­ten, er­klär­te er das zum Prin­zip, denn die Über­nach­tungs­gä­ste könn­ten ja doch mal ein Zi­ga­rett­chen qual­men wol­len oder gar ei­nen paf­fen­den Be­su­cher mit auf’s Zim­mer neh­men zum Zwecke der fröh­li­chen Ka­me­rad­schafts­pfle­ge. Mei­nen Ein­wand, daß das schwer­lich im In­ter­es­se nach­fol­gen­der Nicht­rau­cher-Gä­ste sein kön­ne und daß das Vor­han­den­sein von Aschen­be­chern ge­ra­de­zu Auf­for­de­rungs­cha­rak­ter hat, kon­ter­te der Herr Dienst­lei­ster mit: »Ich ha­be es Ih­nen doch ge­ra­de er­klärt, Sie ha­ben es wohl nicht be­grif­fen!«

So­viel zum ge­leb­ten Ser­vice­ge­dan­ken. Im­mer­hin gab die Epi­so­de am näch­sten Mor­gen ei­nen gu­ten Ein­stieg in mein Se­mi­nar ab, wel­ches pi­kan­ter­wei­se ju­sta­ment die Grund­la­gen der Kom­mu­ni­ka­ti­on und den Dienst am Kun­den zum The­ma hat... Üb­ri­gens hat­te das Ho­tel bei mir an­fäng­lich ei­nen Bo­nus, weil es dort in der Mi­ni­bar Ge­trän­ke (Was­ser, Ap­fel­schor­le, Li­mo) zum »Selbst­ko­sten­preis« von 50 Cent (!) gibt. Lei­der wirft der tum­be Tropf hin­ter dem Tre­sen den Ge­samt­ein­druck wie­der um Licht­jah­re zu­rück. Tja, die (Service-)Kette ist halt nur so stark wie ihr schwäch­stes Glied!

Bei al­ler Freu­de an neu­en Ein­drücken bleibt es gleich­wohl mein höch­stes Glück, heu­te abend nach lan­ger Zug­fahrt wie­der die ei­ge­ne Couch un­ter mir zu spü­ren: Der »Se­mi­nar­tou­ris­mus« ist aus Sicht des Trai­ners nicht halb so at­trak­tiv wie er für die »stand­ort­treu­en« Werk­tä­ti­gen im Be­kann­ten­kreis er­schei­nen mag. Aber die­ses The­men-Faß ma­che ich ein an­der­mal auf...

Sonntag, 18. September 2005

Mor­gen­stund hat Schwarz-Rot-Gold im Mund

Heu­te ist Bun­des­tags­wahl. Wahr­schein­lich bin ich wie­der mal ei­ner der er­sten Stim­men­ab­ge­ber, denn mei­ne De­vi­se lau­tet seit ehe­dem:

The ear­ly bird cat­ches the worm

Als chro­ni­scher Früh­auf­ste­her neh­me ich das wört­lich und ver­fas­se so­gar mei­ne ver­ba­len Er­güs­se zu Zei­ten, zu de­nen sich die mei­sten an­de­ren noch drei­mal im Bett um­dre­hen. Die am Fu­ße der Bei­trä­ge an­ge­ge­be­nen Uhr­zei­ten stim­men al­so, da tickt kein Re­cher falsch! Auch an­dern­orts weiß man um die Vor­zü­ge der frü­hen Ta­ges­stun­den. Kein Ge­rin­ge­rer als das ame­ri­ka­ni­sche Mul­ti-Ge­nie Ben­ja­min Frank­lin for­mu­lier­te schon im 18. Jahr­hun­dert:

Ear­ly to bed and ear­ly to ri­se makes a man he­alt­hy, wealt­hy, and wi­se

Ich muß das nun in­so­fern re­la­ti­vie­ren, als mich mit mei­nen 45 Len­zen schon man­ches lä­sti­ges Zip­per­lein plagt, si­gni­fi­kan­te Reich­tü­mer sich bis­lang nicht an­ge­sam­melt ha­ben und die ei­ge­ne Weis­heit nicht nur von mir, son­dern auch von an­de­ren zu­wei­len in Zwei­fel ge­zo­gen wird. Mei­ne Mut­ter bei­spiels­wei­se gibt im­mer wie­der ger­ne zu Pro­to­koll, daß sie mich für ei­nen »al­ten Kinds­kopf« hält....

Sei’s drum, ich prei­se gleich­wohl die Klar­heit und Fri­sche des an­bre­chen­den Ta­ges! Lei­der macht mich das im So­zi­al­le­ben weit­ge­hend in­kom­pa­ti­bel zu Künst­lern und an­de­ren Krea­ti­ven, über die ich auf die­ser Platt­form hier noch zu be­rich­ten ge­den­ke: Die sind näm­lich zu­meist Nacht­eu­len und kom­men erst dann auf Tou­ren, wenn un­ser­ei­ner längst auf sei­nem So­fa ein­ge­nickt ist. Tja, es gibt halt vie­le Par­al­lel-Wel­ten, und nicht in al­len kann man glei­cher­ma­ßen zu Hau­se sein. Ist nicht zu än­dern.

Doch ob Früh­auf­ste­her oder Mor­gen­muf­fel, zum Wahl­lo­kal soll­te sich heu­te je­de und je­der be­ge­ben, ums uns ei­ne neue, hand­lungs­fä­hi­ge (und hof­fent­lich auch han­deln­de) Re­gie­rung zu be­sche­ren. Wer nach all’ dem Wahl­kampf­ge­tö­se noch im­mer nicht weiß, wen er/sie wäh­len soll, mö­ge ein wei­te­res Bon­mot des ein­gangs zi­tier­ten Herrn Frank­lin über­den­ken:

Wer grund­le­gen­de Frei­hei­ten auf­gibt, um et­was Si­cher­heit zu ge­win­nen,
ver­dient we­der Frei­heit noch Si­cher­heit

Für wel­chen Di­rekt­kan­di­da­ten und wel­che Par­tei sich die Für­ther Bür­ge­rin­nen und Bür­ger ent­schie­den ha­ben, kann man sich ab ca. 18:30 Uhr an­schau­en:

Ak­tu­el­le Er­geb­nis­se: Erst­stim­me

Ak­tu­el­le Er­geb­nis­se: Zweit­stim­me

Wahl-Ver­gleich: 1996 – 2005

Dann al­so ran an die Ur­nen und ei­nen schö­nen Tag noch!

Montag, 12. September 2005

Do­gla­dy meets Cat­man

Bunt ist das Le­ben in der Für­ther Süd­stadt, und schon der Blick über die Stra­ße of­fen­bart die Viel­falt der Le­bens­ent­wür­fe! Im Haus ge­gen­über wohnt zum Ex­em­pel ei­ne jun­ge Frau zu­sam­men mit (min­de­stens) drei vier­bei­ni­gen Le­bens­ge­fähr­ten der Grö­ße XXL, wes­we­gen wir sie in­tern Do­gla­dy ge­tauft ha­ben. So­bald sich un­ser­eins an Fen­ster oder Bal­kon blicken läßt, nölen die Tölen un­ver­züg­lich los und ver­tei­di­gen ‑am of­fe­nen Fen­ster ste­hend- laut kläf­fend ihr Re­vier ge­gen mich, den mut­maß­li­chen An­grei­fer. Da­bei will ich im Re­gel­fal­le nur das Rol­lo run­ter­las­sen oder drau­ßen die Blu­men­kä­sten wäs­sern, kei­nes­wegs aber mich in Tar­z­an­a­rt nach drü­ben schwin­gen. Zu der­lei Ein­sich­ten (wo soll­te denn bit­te­schön im stei­ner­nen Dschun­gel der Süd­stadt ei­ne trag­fä­hi­ge Lia­ne wach­sen?) sind die Kö­ter in­des­sen nicht fä­hig, de­ren Kern­kom­pe­tenz ist mehr zäh­ne­flet­schend-mus­ku­lö­ser denn in­tel­lek­tu­el­ler Art. Bö­se bin ich Ih­nen we­gen des Rad­aus na­tür­lich nicht, sie ma­chen halt wie al­le nur ih­ren Job. Der be­steht al­ler­dings auch dar­in, uns auf den schma­len Grün­strei­fen vor un­se­rem Gar­ten zu kacken, und das neh­me ich ih­nen denn doch übel. Wo­bei frei­lich zu er­ör­tern wä­re, ob Vieh oder Frau­chen die ei­gent­li­che Ver­ant­wor­tung für die Hau­fen tra­gen...

Doch zu­rück zum Haus ge­gen­über: Wand an Wand mit der Do­gla­dy wohnt neu­er­dings Cat­man, des­sen Ge­folg­schaft aus ge­schmei­di­gen Mie­zen be­steht. Die ha­ben gleich­falls vier Bei­ne, schei­nen aber mehr Hirn und Stil zu be­sit­zen als die Wau­waus von ne­ben­an. Je­den­falls sit­zen sie zu­wei­len wür­de­voll-ge­lang­weilt auf der brei­ten Fen­ster­bank, ein ku­sche­lig wär­men­des Tuch un­ter den sam­ti­gen Pföt­chen. Ih­re Fein­sin­nig­keit trägt leicht ar­ro­gan­te Zü­ge, denn sie wür­di­gen mich auch bei zar­tem Mi­au­en mei­ner­seits nicht ei­nes Blickes. Egal, im­mer­hin hört man von ih­nen kei­nen Mucks.

Was aber, wenn ich ein­mal arg­los die Bal­kon­tür öff­ne, oh­ne an die sich mög­li­cher­wei­se hoch über der Stra­ße am Ab­grund rä­keln­den Kat­zen zu den­ken? Die könn­ten ob der Se­kun­den­bruch­tei­le spä­ter los­to­sen­den Hun­de­meu­te zwei Fen­ster wei­ter der­ma­ßen er­schrecken, daß sie über die Kan­te kip­pen und auf dem Bür­ger­steig zer­schel­len, zu­min­dest aber je ei­nes ih­rer sie­ben Le­ben ab­ge­zo­gen krie­gen. Wer trägt dann da­für die mo­ra­li­sche Ver­ant­wor­tung? Ich als der Stein des An­sto­ßes? Cat­man we­gen Leicht­sinns? Do­gla­dy auf­grund un­an­ge­mes­se­nen Hal­tens groß­ka­li­bri­ger Hun­de in Wohn­vier­teln? Viel­leicht soll­te ich mich vor­sichts­hal­ber bei mei­ner Rechts­an­wäl­tin ne­ben­an rück­ver­si­chern, ob ich mich noch am Fen­ster zei­gen darf!

Samstag, 10. September 2005

Denk­mal­schän­der & Denk­mal­schutz

Die Stadt Fürth ist reich an Bau­denk­ma­len, kom­plet­te Grün­der­zeit-Stra­ßen­zü­ge strah­len auch heu­te noch (fast) in der Pracht ver­gan­ge­ner Zei­ten. Gleich­wohl hat nicht je­der ein Au­ge und ein Herz da­für: Fast täg­lich kom­me ich z.B. am spät­klas­si­zi­sti­schen Haus ei­nes Ar­chi­tek­ten (!) vor­bei, wel­ches die­ser in übel­ster Wei­se au­ßen (und dem Ver­neh­men nach auch in­nen) ge­schän­det hat. Wie ger­ne wür­de ich die­se Bar­ba­rei hier an­pran­gern, Roß und Rei­ter nen­nen und die Ver­schan­de­lung der wun­den Vil­la wort- und bild­reich be­le­gen... Es blu­tet ei­nem das Herz. Aber so wie die Din­ge lie­gen, wür­de die ju­ri­sti­sche Keu­le wohl eher mich tref­fen als den un­sen­si­blen Metz­ger...

Im­mer­hin gibt es nicht nur sol­che Zeit­ge­nos­sen: Am mor­gi­gen Tag des of­fe­nen Denk­mals wird es vie­le ar­chi­tek­to­ni­sche Klein­odi­en zu be­sich­ti­gen ge­ben, die lie­be­voll in­stand­ge­setzt und bis heu­te im Ori­gi­nal­zu­stand er­hal­ten wor­den sind. Da vie­le hi­sto­ri­sche Bau­ten in Pri­vat­be­sitz und nur zu die­sem lan­des­wei­ten Ak­ti­ons­tag der Öf­fent­lich­keit zu­gäng­lich sind, soll­te man sich die Chan­ce nicht ent­ge­hen las­sen!

In ge­wis­ser Wei­se auch ein Denk­mal, ja nach­ge­ra­de ei­ne In­sti­tu­ti­on sind die Sir Hen­ry Wood Pro­me­na­de Con­certs, die all­som­mer­lich (heu­er in der 111. Sai­son) in Lon­don statt­fin­den und in der be­rühm­ten Last Night of the Proms ih­ren ex­ta­ti­schen Ab­schluß fin­den. Im tra­di­tio­nel­len Schluß­kon­zert wird die Roy­al Al­bert Hall heu­te abend zum He­xen­kes­sel, wenn nach der Pau­se das im­mer glei­che Pro­gramm aus groß­sym­pho­ni­schen bri­ti­schen »Schlacht­rös­sern« ge­ge­ben wird:

El­gar – Pomp and Cir­cum­stance March No.1
 
Hen­ry Wood – Fan­ta­sia on Bri­tish Sea Songs
 
Par­ry / El­gar – Je­ru­sa­lem
 
Tra­di­tio­nal – Na­tio­nal­hym­ne
 
Tra­di­tio­nal – Auld Lang Sy­ne (Schot­ti­sches Volks­lied)

Das Pu­bli­kum (5.000 Be­su­cher in der Hal­le, mehr als 100.000 im Hyde Park und in an­de­ren live zu­ge­schal­te­ten Open Air-Lo­ca­ti­ons) summt, singt, hupt und trö­tet da­bei mit, die Aus­ge­las­sen­heit kann mit dem Köl­ner Kar­ne­val re­gel­mä­ßig locker mit­hal­ten! Man kann es kaum in Wor­te fas­sen, man muß es se­hen (und vor al­lem hö­ren). Zum Glück wird das Event auch in die­sem Jahr wie­der hier bei uns im Fern­se­hen über­tra­gen, und zwar vom Nord­deut­schen Rund­funk ab 22:10 Uhr. Wir ha­ben uns da­für hier schon ei­ne gro­ße Tü­te Kar­tof­fel­chips in der ty­pisch eng­li­schen Ge­schmacks­rich­tung »Salt & Vi­n­egar« so­wie ei­ne Schach­tel »Af­ter Eight« zu­recht­ge­legt. Ru­le Bri­tan­nia!

« Vorherige Seite