Fundstück: | |
Art / Typ: | Philips HiFi-Kassettendeck N2521 |
Herkunft: | Deutschland / Niederlande, ca. 1978 |
Zustand: | optisch fabrikneu, funktional einwandfrei bis auf die durch Auslaufen der Ölfüllung wirkungslos gewordene Bremse des nach oben aufschwingenden Kassettenfaches |
Fundort: | regulär im Fachhandel gekauft (Erlangen, im März 1979) |
Kaufpreis: | DM 598,00 |
Notizen: | Noch heute bin ich meiner Tante dankbar, daß sie mir vor vielen Jahren den Erwerb dieses Jugendtraumes ermöglichte: Das schon damals extravagant designte Philips N2521 ist bis zum heutigen Tag ein echter Hingucker geblieben! Im Ruhezustand lege ich gerne wie im Foto zu sehen eine alte Klarsicht-Kassette mit Metallspulen ein, um den Effekt zu verstärken. Die ungewöhnliche Hochkant-Bauweise hat es meines Wissens sonst nur noch bei einem (erheblich teureren) Gerät von Tandberg gegeben. In unserer digitalisierten Gegenwart mag die althergebrachte Analogtechnik als hoffnungslos veraltet erscheinen, und Argumente wie Rausch- und Verschleißfreiheit sprechen natürlich zugunsten zeitgemäßer Aufnahmeverfahren. Dennoch: Die Sinnlichkeit zweier rotierender Bandspulen, sanft zappelnder Zeiger, langsam sich drehender Zählwerkswalzen ist im Zuge der technischen Evolution verloren gegangen, und wer wie ich in jungen Jahren versucht hat, Radiosendungen möglichst sekundengenau mitzuschneiden, wird das sicher gleichfalls als Verlust empfinden. Das Gros der heute verkauften Gerätschaften mag meßtechnisch in einer anderen Liga spielen, doch was in jeder Hinsicht billig konstruiert ist, wird auch nicht mehr wertgeschätzt: Immer schnellere Modellwechsel und wachsende Müllberge sprechen da eine deutliche Sprache... |
Kein Wunder...
...sondern schlaue Konstruktion: Wo keine Treibriemen sind, können auch keine ausleiern! ;-)
Mit den heute (leider) üblichen Firmware-Updates sprichst Du ein arges Ärgernis an: Die Möglichkeit zur späteren Nachbesserung per Software verleitet immer mehr Hersteller dazu, halbgare Produkte auf den Markt zu werfen, die dann nach Bananenart beim Kunden reifen sollen: Wenn genug Reklamationen kommen, läßt man sich zu einem Update herab, den sich der Kunde bitteschön beschaffen und installieren möge. Ein Unding, die Verantwortung dergestalt abzuwälzen!
#1
Ein Wunder ...
... dass dieses holde Stück nicht bereits an Treibriemen-Schlabberitis eingegangen ist, wie mein Pioneer Kassettendeck aus dem Jahre 1980 ! Ja, man legte damals noch Wert auf Langzeit-Qualität im guten alten Europa. Bemerkenswert auch die gute alte 5‑polige Würfelbuchse für den Kopfhörer, die im Gegensatz zur Klinkenverbindung auch nach vielen Jahren noch einen knackfreien Musikgenuss ermöglicht !
Ebenso unbekannt, ja geradezu unvorstellbar war zum damaligen Zeitpunkt, dass man ein Produkt der Unterhaltungselektronik zwar im Laden kaufen kann, jedoch erst nach mehrmaligem Software-Update zum Laufen bekommt, wie mit meinem Philips DVD-Rekorder von Anno 2004 geschehen ... so ändern sich die Zeiten !
#2
Damals, ca. 1980, gab es einen kleinen HiFi-Laden in unserem Dorf. Das (bis heute!) individuelle Design und Post-Fading waren die Kaufentscheidung, aber woher die ca. 400 DM nehmen, die das angebotene ca. drei Monate alte gebrauchte Gerät kosten sollte. Autowaschen beim Autohändler und Rasenmähen ermöglichten mir den Kauf und die Arbeit war es wert.
Mit der Zeit verschoben sich die Prioritäten und ca. 1985 tauschte ich es zusammen mit einem Plattenspieler gegen mein erstes Auto ein, einen Fiat 500...
Lange Rede, kurzer Sinn: Habe heute ein sehr gute erhaltenes, voll funktionsfähiges per eBay erstandenes Philips N2521 erhalten und mich gefreut wie ein kleiner Junge!
#3
Welch’ wunderbare Story! Glückwunsch zum Fang! Auch ich fand weiland das eigenwillige Hochkant-Design weitgehend konkurrenzlos (die äußerlich etwas ähnlich konzipierten Tandberg-Geräte TCD 310 Mk. II und TCD 330 waren mir nicht nur zu teuer, sondern auch viel zu häßlich).
Übrigens besitze ich noch ein zweites N2521, vor Jahren geschunken gekrochen von einem highfidelen Kumpel ohne nostalgische Anwandlungen. Die Kassettendecks sind interessanerweise nicht ganz identisch hinsichtlich der Farbgebung des Oberteils und der diversen Beschriftungen...
Bei beiden meiner Maschinen ist wie eingangs beschrieben die Dämpfung des Kassettenfachdeckels dahin: Scheinbar ändert sich langfristig die Viskosität der verwendeten »Bremsflüssigkeit«, und wenn das anfangs zähe Zeugs erst mal zu dünnflüssig geworden ist, tropft es aus dem Dämpfer hinaus und munter hinunter in die Tiefen des Gehäuses. Ist bei Deinem Exemplar sicher auch der Fall, oder? Macht aber nix, dann läßt man die Klappe halt schonenderweise an die eigene Hand prellen statt an den Gehäuseanschlag...
#4
Zitat: Das Gros der heute verkauften Gerätschaften mag meßtechnisch in einer anderen Liga spielen, doch was in jeder Hinsicht billig konstruiert ist, wird auch nicht mehr wertgeschätzt.
Zustimmung allenthalben von meiner Seite! Auf Sizilien sagt man: Was eckig geboren wurde, kann nicht rund sterben.
Meine Freundin bekam die Gelegenheit, einen 30 Jahre alten DUAL-Turm zu übernehmen und instandsetzen zu lassen. Eine Diskussion kam zu keiner Zeit auf: Operation durchgeführt und täglich Spaß haben am sinnvoll verwendeten Geld, statt Erwerb eines 0815-Teils aus fragwürdiger Provenienz und zeitwürdiger MP3-Fähigkeit.
Zappelzeiger, satt schaltende Hebel, raffinierte Detaillösungen, gedämpfte Beleuchtung, wahrnehmbares Gewicht. Meine drei großen Luxman K‑03/04/05 machen es Deinem N2521 nach und haben – außer Geräten mit demselben konstruktiven Hintergrund aus jener Zeit – heutzutage keinerlei Konkurrenz zu fürchten. Gibt es überhaupt noch Kassettendecks?
#5
Ob es heute noch Kassettendecks passabler Qualität aus aktueller Produktion zu kaufen gibt? Ich weiß es gar nicht, aber ich glaube es eher nicht. Macht aber nix, wer so etwas sucht, findet in der elektrischen Bucht reichlich unkaputtbare Maschinen aus dem letzten Jahrtausend!
#6
Die Haltbarkeit der damaligen höherwertigen Decks war (und ist) sensationell und wirtschaftsschädigend: Mein AKAI-Gerät habe ich über zehn Jahre lang sowohl täglich als auch intensiv benutzt und nur ein einziges Mal zum Austausch eines Teils in der Werkstatt gehabt (ab und zu fiel natürlich eine Reinigung und eine Entmagnetisierung an). Lediglich die Beschriftung der Tasten ist ab, doch ansonsten ist noch alles fit.
Das klingt jetzt ein bisschen wie eine Mischung aus Jammern und »Früher war alles besser«, aber nach zahlreichen nervtötenden Erfahrungen mit minderwertigen Geräten neigt man zuweilen zum wehmütigen Rückblick auf zuverlässig Funktionierendes.
#7
Früher mußte ein Gerät auch schon im Auslieferungszustand tun, was es sollte, und nicht erst per Firmware-Update davon abgehalten werden, weiterhin das zu tun, was es selbst wollte... ;-)
#8
Zunächst mal besten Dank für die teilweise Neuformatierung und Korrektur meines Erstbeitrages hier:-) Nun weiß ich aber mittlerweile durch aufmerksames Beobachten auch, daß ich dies selber hätte tun können – zumindest innert zehn Minuten.
Freilich gibt es keine ernstzunehmenden Neu-Decks mehr. Doppel-Decks einfachster Machart gewiß – ob nun vom Markenhersteller oder als Hausmarke aus Hirschau. Lediglich TASCAM traue ich noch die Produktion professioneller Decks zu, ohne mir freilich hier sicher zu sein.
»Lexikaliker« möchte ich an dieser Stelle dahingehend ergänzen, daß seine weitgehend sicher korrekt erfolgte Einschätzung auch Einschränkungen erfährt:
1987 nämlich war es, als ich – den deutlich zu vernehmenden Lobeshymnen auf Schweizer HiFi-Produkte Glauben schenkend – mir mit den Geräten B291, B261, B226, B242, B252 und derer zweien B215 (Kassetten für die Kumpels überspielen war damals noch Volkssport) aus dem Hause REVOX die gewiß größte und miserabelste Grütz-Kombo aller meiner HiFi-Zeiten in’s Haus holte. An Reparaturkosten (über die gesamte Palette!) war schnell ein beträchtlicher Prozentsatz des Neupreises angesammelt. Schnell waren die Geräte wieder an ahnungslose und leichtgläubige REVOXianer veräußert – bis auf ein B215, das auch heute nach wie vor keine Gelegenheit ausläßt, mir zu zeigen, wie man Kassettendecks NICHT baut...
#9
Ich habe den Kult um REVOX nie verstanden und auch damals schon kritische Worte Fachkundiger gehört; so hat mich nicht nur der Preis vom Kauf abgehalten und vor diesen Erfahrungen bewahrt.
#10
Vom Preis mal abgesehen: Mir hat das äußere Erscheinungsbild der REVOX-Komponenten schlichtweg nicht gefallen, die waren mir irgendwie zu herb und spröde. Da kam ein »auch haben wollen« bei mir nie auf...
#11
Pressespiegel: »A Call for Revolution Against Beta Culture« (GIZMODO)
#12
Mein erstes N2521 gebe ich aus sentimentalen Gründen nimmermehr her und erwäge eine testamentarische Verfügung zur dermaleinstigen Verwendung als Grabbeigabe. Mein Zweitexemplar allerdings würde ich in liebende Hände weiterreichen gegen eine Schutzgebühr in Höhe von EUR 80,00. Interessierte Kassetten- und Designfreunde mögen sich bitte per Mail melden.
#13
Ein letztes Gruppenfoto, da ich eines meiner beiden N2521 demnächst wohl werde ziehen lassen:
Beide haben nie ein Zipperlein gehabt (von der über die Jahrzehnte aus dem Hydraulikdämpfer austretenden, zähen Flüssigkeit mal abgesehen). Labberige Riemen sind kein Thema bei magnetisch gekoppelten Direktrieblern!
Das vordere Exemplar ist tatsächlich obenrum von dunklerer Metallic-Farbe als das hintere. Kleinere Abweichungen gibt es auch in der Beschriftung, man beachte nur die Position des Philips-Logos oben links. Würde mich schon interessieren, wie die Entscheidungen zu solch marginalen Design-Änderungen zustandekommen...
Mit einem Preis von DM 850,– im Jahre 1977 war dieses Deck das Top-of-the-Line-Gerät im Philips-Programm. Für mein erstes eigenes (das hintere) habe ich 1979 ja »nur« noch DM 598,– hinblättern müssen. Das zweite bekam ich ein Dutzend Jahre später von einem Kumpel geschenkt. Das einzigartige spacige Design habe ich immer sehr gemocht.
P.S.: Nein, ich habe keine dieser coolen Metallspulen-Kassetten übrig! ;-)
#14
Inspiriert durch die diversen Kassetten-Threads im Old Fidelity-Forumhabe ich mein dekoratives Philips N2521 in den letzten Tagen wieder recht intensiv genutzt. Über Kopfhörer klang alles bestens, über die großen Lautsprecher aber erschien mir jegliche Musike als etwas rechtslastig. Ich habe das zunächst der Raumakustik angelastet, aber vorhin fiel mir ein, daß das Deck hinten an seinem Anschlußfeld ja zwei Output-Pegeltrimmer hat. Na fein, dachte ich mir, da kannste ja links vielleicht ein bißchen weiter aufdrehen, bis die Balance wieder paßt...
Und was habe ich eben dabei festgestellt? Daß die beiden Trimmer nicht symmetrisch arbeiten, sondern gleich herum laufen und ergo so einzustellen sind, daß die Schlitze in ihren Achsen parallel verlaufen und nicht zueinander geneigt im gleichen Winkel!
Will sagen, ich hatte die Trimmer gleich nach der Inbetriebnahme der Maschine falsch eingestellt, den rechten Kanal aufgedreht und den linken abgesenkt. Gekauft hatte ich das Gerät bekanntermaßen im März 1979, also habe ich immerhin weniger als 37 Jahre gebraucht, um das Versehen zu bemerken. Das läßt für die Zukunft hoffen...
P.S.: Jetzt klingt es besser denn je! :-)
#15
Habe mein N2521 auch noch mal hervorgeholt.
Letzter Betrieb war 1991.
Alles funktioniert perfekt.
Gekauft habe ich es 1978, habe es über eine Großhändler bezogen.
Bezahlt habe ich damals 550 DM.
#16
Freue mich zu hören, daß es noch andere Philips-Fans gibt gibt da draußen. Und meinen Glückwunsch zum vor knapp 40 Jahren gesparten Fünfziger! ;-)
#17