Wer gerne macht, tut und tüftelt, ist mit einem 249-teiligen Werkzeugkasten gemeinhin besser bedient als mit dem Schweizer Offiziers-Taschenmesser. Freilich schleppt man seine Werkstattausrüstung schon aus Gewichts- und Volumengründen nicht ständig mit sich herum, und so muß man sich im Zweifel eben doch zuweilen mit dem platzsparenden Notfallwerkzeug zu helfen wissen. Nicht anders verhält es sich mit den modernen Problemlösern [1] des Informationszeitalters: Der zonebattler ist es nunmehr langsam aber sicher leid, in seinem ausladenden Expeditionsgurt ständig Organizer, Kamera und Handy um den Bauch geschnallt (bzw. über die Schulter gehängt) und damit griff- und zückbereit zur Hand zu haben...
Bislang schien es allerdings keine rechte Alles-in-Einem-Alternative zu dem diskreten Dreigestirn aus elektronischem Gedächtnis, gläsernem Aufnehm-Auge und portabler Telefonzelle zu geben, jedenfalls keine, die von ernsthaft diskutierbarer Qualität gewesen wäre. Aber inzwischen habe mich doch mit dem Gedanken angefreundet, des öfteren nur noch mit »leichtem Gepäck« unterwegs und dennoch auf (fast) alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Dieser Tage ist es mir nämlich gelungen, das berufshalber überantwortete Nokia 5800 XpressMusic zu einem passablen Universal-Werkzeug hochzurüsten:
Ein Telefon ist das nicht unbedingt designpreisverdächtige Ding ja nun schon von Hause aus, und seine eingebaute Kamera ist zwar letztlich nur ein Notbehelf, aber als solcher zumindest schönwettertauglich und somit besser als nix. [2] Womit wir schon zwei von drei oft benötigten Gerätschaften in dem einen Apparillo vereinigt hätten. Als Organizer-Ersatz taugte mir das Multimedia-Talent trotz beeindruckenden Klanges und Taschenkino-Fähigkeiten bislang nicht: Zwar finden sich über diverse Foren und Fanseiten allerlei neckische Spielchen und sonstige Zeitvertreiber, an ernsthaften Anwendungen freilich herrschte und herrscht auffälliger Mangel.
Mit dem genialen Programm StyleTap habe ich es aber in kürzester Zeit geschafft, aus dem Lifestyle-Plapperkasten einen ernstzunehmenden Hosentaschen-Sekretär zu machen: StyleTap ist eine das Palm OS simulierende Laufzeitumgebung, die mir den Betrieb meiner hochgeschätzten Palm-Programme auf dem Symbian-getriebenen Mobiltelefon ermöglicht! Kalender, Adreßbuch, Aufgabenliste, Notizen, relationale Datenbanken (mit meinen Sammlungsbeständen, Impfpaß, Weinkellerbestand usw.), Finanzbuchführung, Fahrtenbuch und stapelweise aktuelle Offline-Lektüre, alles ist wieder in gewohnter Form zur Hand und das überdies in Farbe und in vierfacher Auflösung als bisher! Zwar funktioniert die Dateisynchronisation mit dem stationären PC nur manuell, aber unterwegs greife ich ohnehin meist nur lesend auf meine gespeicherten Datenbestände zu. Eine allemal alltagstaugliche Lösung also, die zudem ‑im krassen Unterschied zu manch’ hochgehypten Konkurrenzprodukt- nicht mit hohen Folgekosten durch Provider- und Diensteanbindung belastet ist.
Von meinem theoretischen Ideal eines in jeder Disziplin wirklich herausragenden Dreikämpfers ist das Nokia 5800 XpressMusic noch ein ganzes Stück entfernt, doch ist der Leidensdruck nicht mehr allzu groß: Das große Plus liegt in der fantastischen Option, unter dem völlig andersgearteten Betriebssystem eines Mobiltelefons die vertrauten (und teils teuer bezahlten) Altanwendungen aus der Palm-PDA-Ära weiterbetreiben zu können. Zumal sich diese sich in Sachen Leistungsfähigkeit und Benutzerfreundlichkeit nach wie vor sehen lassen können und keineswegs schamhaft verstecken müssen: Ein dickes Dankeschön an die Programmierer von StyleTap!
[1] Zuweilen assistieren einem die elektrischen Helfershelfer freilich bei der Lösung von Problemen, die man ohne sie erst gar nicht hätte...
[2] Die beste Kamera ist bekanntlich die, die man dabei hat, nicht jene, die daheim im Regal steht, wenn einem das Motiv der Motive vor die Augen springt!
[...] [...]
#1
Würde da auch OmniRemote laufen? Das ist eine Universalfernbedienung, die die Infrarot-Schnittstelle des Palms benutzt....
#2
Das kann ich schwerlich ausprobieren, da das Nokia 5800 leider kein IR-Auge besitzt. Im Zweifel hilft eine Nachfrage beim rührigen StyleTap-Support !
#3
Der F.A.Z. ist das brandneue Smartphone Palm Pre nicht nur eine Erwähnung, sondern sogar eine verhaltene Lobeshymne wert. Nun ist der sanfte Zwang zum Auslagern der persönlichen Datenbestände in die Weiten des Webs nicht jedermanns Sache, und so verwundert es wenig, daß auch hier schon ein smarter Dritthersteller mit einer Emulation aufwartet, die einen ähnlichen Benutzerkreis anspricht wie das eingangs besprochene StyleTap. Und offenbar auch ähnlich gut funktioniert!
#4
Wer wissen will, warum der/die/das neue Palm Pre doch keine ernstzunehmende Alternative zu einem klassischen PDA darstellt, schaut sich dies und das an und denkt sich seinen/ihren Teil...
#5
In der Palm-Newsgroup habe ich an passender Stelle meine bisherigen Erfahrungen mit StyleTap wie folgt subsummiert:
Die Standard-PIM-Programme muß man sich aus seinem Palm-PDA mit einem Dateimanager herauspopeln oder mit Hilfe des Palm OS Emulators auf dem PC extrahieren.
Desgleichen die dazugehörigen Daten-Dateien, die durch den normalen HotSync zu .dat-Dateien konvertiert und im persönlichen Userverzeichnis in Unterordnern abgelegt werden. StyleTap braucht aber die PDB-Fassungen, die sich freilich recht elegant und ohne weitere Benutzereingiffe automatisch über BackupBuddy (mit angehakelter Option »Backup builtin databases mapped to conduits«) erzeugen lassen. Dann dauert der Sync zwar ein bißchen länger, aber sei’s drum!
Die derzeit zum Download verfügbare StyleTap-Version für Symbian (v0.9.023) macht mit dem Kalender (Datebook) Probleme, der zwar grundsätzlich funktioniert, aber keinerlei Menübedienung zuläßt: Bei jedem Versuch, die programmeigenen Pulldown-Menüs aufzurufen, klappen die sofort wieder zu, eine Benutzung ist somit nicht möglich. Wegen dieser und anderer Eigenheiten habe ich ausführlich und mehrfach mit dem StyleTap-Support korrespondiert; eine mir daraufhin verfügbar gemachte, persönliche Beta-Fassung (v0.9.027) zeigt den Kalender-Fehler nicht mehr, ist aber derzeit noch nicht offiziell für alle zu haben. Hier hilft also nur Warten...
Diverse Untermenüs in den PIM-Anwendungen sind trotz grundsätzlich deutschsprachiger Oberfläche nach wie vor in Englisch gehalten (Cancel / Done / Delete etc.), was nach Meinung und Aussage der StyleTap-Leute daran liegt, daß diese Strings »hardverdrahtet« im StyleTap-Programm sind. Das erscheint mir nicht wirklich als plausibel, aber so lautete deren Auskunft.
Der bewährte »Launcher III« hängt sich gerne und reproduzierbar nach wenigen Nutzungen auf, sobald man ein damit gestartetes Programm wieder schließt und somit wieder im Launcher landet. Der StyleTap-eigene ist recht rudimentär, arbeitet aber einwandfrei, wenngleich natürlich ohne die schönen Tabs des Launcher III.
Ansonsten funktioniert die Emulation rund, in der Benutzung fallen mir nur zwei Nachteile auf: Erstens ist die Hires-Darstellung (320x320) schön und scharf, aber weit kleiner als auf einem nativen Palm-PDA. Man muß also schon gute Augen haben... Zweitens läuft die Emu dermaßen schnell, daß man oft und gern bei Listen, gescoopten Texten und Websites weit über das Ziel hinaus scrollt. Die Scrollbalken links (resp. rechts) liegen zu lassen zugunsten der Rauf/Runter-Tasten klappt mangels echter (oder auch nur emulierter) Knöpfe nicht auf dem Nokia 5800.
Einen echten Sync kriegt man natürlich nicht hin, aber ein manuelles (und sicher latent automatisierbares) Sichern und Kopieren der Daten allemal. Von daher ist das Retten der liebgewonnenen Palm-Apps auf ein modernes Symbian-Handy mehr als nur eine nette Spielerei!
#6
[...] und dank StyleTap kann ich darauf einen virtuellen Palm-Organizer offline betreiben, siehe https://www.zonebattler.net/2009/10/03/3‑zu‑1/ und https://www.klein-aber-fein.de/palm/ Und damit bin ich dann ja doch wieder bei intuitiv und [...]
#7
Im soeben ordnungsgemäß absolvierten Herbsturlaub lernte ich mein Diensthandy in einer weiteren Rolle kennen und schätzen, nämlich als kompetenten Führer durch den Dschungel der Großstädte! Bis dato genügte mir ja das zweibeinige Navigationssystem auf dem Beifahrersitz, zumal dieses (namentlich bei Mißachtung seiner gegebenen Kommandos) auch zu pulsstimulierenden Streitgesprächen in der Lage ist. Diesmal aber unterwarfen sich der zonebattler und seine bessere Hälfte auf ihrer Renngurke-Campingtour der wegweisenden Säuselstimme der mittlerweile kostenlosen Navi-Software »Ovi-Karten«:
Schlauerweise hatte ich mir kurz vor Reiseantritt via eBay den praktischen Frontscheiben-Saugnapf samt Original-Handyhalter für schlappe EUR 7,70 inklusive Versandkosten kommen lassen; das Ladekabel für die Stromzuführung per Zigarettenanzünder war indes schon vorhanden.
Wiewohl unereins seit jeher technikaffin ist, im gesetzten Alter will man nicht mehr jeden Firlefanz mitmachen. Die Handgurken-Routenführung hat sich allerdings doch als sehr kommod erwiesen: Beim Fahren durch das bereiste Städte-Konglomerat mit seinen zahllosen Autobahn-Kreiseln wäre die humanoide Kartenleserin doch bald überfordert gewesen, und auch beim nächtlichen Herumstaksen durch das Dunkel unbekannter Metropolen hat die zielführende Stimme aus der hohlen Hand die ambulante Orientierung per patentgefaltetem Stadtplan klar deklassiert.
Nach dieser bravourös gemeisterten Bewährungsprobe wird das Handy auch zukünftig außerhalb der engeren Heimat den Weg vorgeben dürfen. So mögen wir das: Kein extra Gerät, keine neuen Kabel, keine nennenswerten zusätzlichen Kosten...
#8
Die brandneue Firmware-Version V 52.0.007 ist eine wahre Offenbarung: endlich funktioniert das automatische »Kippen« der Anzeige von senkrechter in waagrechte Darstellung (und zurück) so schnell und unkompliziert, wie man sich das wünscht und vorstellt. Auch ist das interne UKW-Radio »repariert« worden und zeigt die Namen der RDS-Stationen jetzt wieder im Klartext an. So weit ist es im Zeitalter der mit der heißen Nadel gestrickten Software schon mit uns gekommen: Man freut sich über gnädig gewährte Nachbesserungen, die eigentlich Selbstverständlichkeiten sein müßten! Doch darüber hatte ich hier ja schon einmal lamentiert...
#9
Womit wieder einmal bewiesen wäre, dass Bananen nicht die einzigen Import-Früchte sind, deren Reifung in Kundenhand steht ... auch (Hand-)Gurken gehören zweifellos dazu !
#10
Wirklich ein sehr interessantes Teil ! Nur schade, dass so ein modernes Gerät der Todfeind seiner noch gar nicht so betagten Vorgänger ist ... so wird die bisherige DB-Standard-Zugbegleiter-Handgurke Nokia Communicator 9300 weder vom aktuellen DB Railnavigator 7.60 noch von Opera Mini 5.1 unterstützt ... *schnüff*
#11
»Neue Versionen von Operas Mobilbrowsern« hat heise online heute verkündet und mich sofort zum Upgrade meines Opera Mini veranlaßt. Ein erster Test verlief absolut begeisternd: Die Version 6 hat nochmals deutlich dazugewonnen in Sachen Tempo und Ergonomie! Das Konzept, alle aufgerufenen Websites über Opera-eigene Server zu routen und dort vorkomprimieren zu lassen, ist für flatrate-lose Inhaber von Prepaid-Karten wie unsereinen der reinste Segen: Nach einer Viertelstunde schnellen Surfens und Zappens im Zug durch etliche Seiten waren nur wenige Cent meines ALDI-Talk-Guthabens verbraucht. So mag man das!
#12
Seit einigen Wochen habe ich nun die Version 3.06 von »Ovi-Karten« auf meinem Nokia 5800, im Vergleich zu den Vorgängerversionen sind insbesondere die Straßennamen besser zu lesen. Leider mußte ich jedoch feststellen, daß das Navi im Telefon kein verläßlicher Partner ist: Bei einer Tagestour in mir nicht vertrautes Gebiet wollte ich mich von Ingolstadt nach Riedenburg und später von da aus nach Pyrbaum in der Nähe von Neumarkt (Oberpf) leiten lassen. Glücklicherweise hatte ich mein zweibeiniges Navi samt Straßenatlas auf dem Beifahrersitz dabei, denn die elektronische Lady hätte mich stets auf und über die Autobahn gezwungen, selbst dann noch, als die direkte Strecke über die Landstraße zeitlich und streckenmäßig erheblich günstiger war. Egal wie ich das Programm auch konfigurierte (kürzeste Strecke, kürzeste Zeit, optimiert), es wollte mich mehrfach auf (indiskutable) Umwege leiten. Erst wenige Kilometer vor dem Ziel hat hat sich das Handy dann in die Situation gefügt und mir den Rest der von Anfang an auf der Hand liegenden Route verkündet...
Es ist schwer zu sagen, ob frühere Programmversionen da besser waren, man müßte ja testhalber die gleichen Strecken befahren. Sicherlich ist Ovi Maps/Karten für Alleinfahrer besser als nix (denn am Ziel ankommen wird man allemal), aber nach dem letzten Praxistest ist mein Vertrauen in den elektronischen Lotsen doch einigermaßen erschüttert!
P.S.: Auf einen gleichlautenden Foren-Beitrag erhielt ich interessante Antworten...
#13