Abgelegt in: Interna • 18. Dez.. 2005, 8:03 Uhr • Diskussion eröffnen
Was bin ich froh, in halbwegs aufgeklärt-demokratischen Zeiten aufgewachsen zu sein: Gegen die pompös-hohlen Propaganda-Inszenierungen des »III. Reiches« wäre ich womöglich nicht wirklich immun gewesen! In meinem latenten Hang zum Theatralischen denke ich mir ja immerzu selber allerlei schwülstigen Bombast aus, an dem womöglich sogar eine Leni Riefenstahl ihre ästhetische Freude gehabt hätte...
Mein heutiges, filmreifes Thema ist die martialische Wirkung vorbeidonnernder Schienenfahrzeuge, in Sonderheit der von schweren Containerzügen. Da drängt es mich, die Musik Richard Wagners mit Bildern von der Eisenbahn in Riefenstahl’scher Manier zu einer höchst bizarren Version des Lohengrin zusammenzumixen: Eine meiner Lieblingsstellen ist die 2. Szene des 3. Aufzuges, deren fetzige Musik von den Nazis gerne in der Deutschen Wochenschau für martialische Kriegspropaganda instrumentalisiert wurde. Unsereins sieht vor seinem geistigen Auge indessen weder berittene Heere (Wagner) noch Volkssturm (Wochenschau) vorbeidefilieren, sondern Taurus-Loks und deren Fracht: Die technisch zeitgemäß aufgerüsteten Truppen der brabantinischen Grafen tragen bei mir die Wappen von HANJIN, CHINA SHIPPING, P&O NEDLLOYD und MAERSK auf ihren Schilden, marschieren aber ebenfalls zu höchst beeindruckenden Armeen auf:
| Die Aue am Ufer der Schelde, wie im 1. Akt. Glühende Morgenröte, allmählicher Anbruch des vollen Tages. (Ein Graf mit seinem Heergefolge zieht im Vordergrunde rechts auf, steigt vom Pferde und übergibt dies einem Knechte. Zwei Edelknaben tragen ihm Schild und Speer. Er pflanzt sein Banner auf, sein Heergefolge sammelt sich um dasselbe.)
|
Wie ich den Triebfahrzeugen und Übersee-Containern das Singen beibringe und das blecherne Scheppern abgewöhne? Nun, daran arbeite ich noch! Und auch der Text paßt nimmer so ganz, denn da die meisten beladenen Container aus dem öden Ost daher kommen, kann das so öde nicht sein...
Sollte ich meine mir bis dato geneigten LeserInnen mit dieser pathetisch-pompösen Propaganda-Pastete zutiefst befremdet haben, dann kann ich da leider auch nix machen: Ich schreibe ja hier primär zu eigentherapeutischen Zwecken und nicht, um einen harmlosen Feuilleton-Ersatz zusammenzubrauen! ;-)
P.S.: Leider kann ich den zur angemessenen Würdigung meines Beitrages unbedingt erforderlichen »Soundtrack« aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht bereitstellen. Interessierte können mich freilich gerne mal besuchen, um sich mit der dazugehörigen Musik in passender Lautstärke besch(w)allen zu lassen!
Abgelegt in: Kurioses • 15. Dez.. 2005, 0:09 Uhr • 1 Kommentar lesen
| Drei Monate sind nun verstrichen, der Hirndruck gleichwohl nicht gewichen: Hab’ Themen noch im Dutzend hier, das Schreiben wurd’ mein täglich Bier. Zwar hab’ ich Angst, daß irgendwann ich nichts mehr zu Euch sagen kann, doch erstmal blick’ ich stolz zurück: Ein Vierteljahr ist schon ein Stück! |
Zugegeben, ein großer Lyriker war ich nie, und mein Talent reicht eher für grobschlächtige Knittelverse als für feinziselierte Sonette. Obwohl, hin und wieder gelingt mir sogar etwas Vorzeigbares. Heute freilich reicht das eher rustikale Versmaß, will ich mir doch nur anerkennend selber auf die Schulter klopfen: Drei Monate lang habe ich ohne »Aussetzer« tagtäglich einen Beitrag veröffentlicht (und darüber hinaus manchen Kommentar abgesondert).
Inzwischen bin ich mir freilich darüber im Klaren, daß ich das nicht beliebig lange durchhalten kann. Zwar ist der Themenspeicher noch prall gefüllt und zu dieser Jahreszeit ist die Zeit für’s Schreiben auch leicht abzuknapsen. Aber langfristig werde ich wohl doch dazu übergehen, nur alle paar Tage einen neuen Beitrag zu verfassen. Die Freude am Schreiben soll ja nicht zur lästigen Pflicht werden. Und obendrein will ich mich auch noch bei anderen BloggerInnen lesend herumtreiben!
Abgelegt in: Interna • 6. Dez.. 2005, 5:49 Uhr • 4 Kommentare lesen
Mit diesem (unretouchierten) Praxisschild eröffne ich meine Sammlung netter Namen, die mit der Profession des Trägers bzw. der Trägerin so wunderbar zu harmonieren (oder zu kollidieren) scheinen: Wenn z.B. ein Brauereidirektor Trunk heißt oder eben ein Hautarzt Schweiß, so ist das ja schon eine schmunzelnswerte Koinzidenz!
Leider besteht mein mit ähnlich kuriosen Fällen reich gefüllter Fundus überwiegend aus ausgeschnittenen Trauer-Anzeigen, und die mag ich aus Stil- und Pietätsgründen natürlich nicht in diesem Kontext veröffentlichen. Aber ich bin sicher, auch unter den Lebenden noch genug Beispiele von Namen zu finden, die sozusagen »wie die Faust auf’s Auge« passen...
Abgelegt in: Kurioses • 5. Dez.. 2005, 6:50 Uhr • 5 Kommentare lesen
Ein Färdder ruft beim Radiosender an.
Färdder: »Kenntn Sie a Schdigg vom Beedhoofm fier miich schbilln?«
Moderator: »a‑Moll oder c‑Moll?«
Färdder: »Aamol langt scho, zeemol wär mer zvill«
[Ein sprachkundlicher Beitrag meines Freundes und Nachbarn Udo Meyer, den ich hiermit der frankophonen (und frankophilen) Öffentlichkeit zur Kenntnis bringe.]
Abgelegt in: Vermischtes • 24. Nov.. 2005, 7:17 Uhr • Diskussion eröffnen
Gesehen bei uns in der Fürther Karlstraße. Papa zeigt dem Junior gerade, wie man sich verteidigt und dazu dem Gegner am besten gleich »die Schaufel ’naufhaut«!
In der Badstraße hingegen nimmt Mama Bagger den kleineren Nachwuchs schützend unter ihre Fittiche. Welch weiches Herz schlägt da unter ruppig-rauher Schale...
P.S.: Wie sich Baumaschinen vermehren? Wie die Tiere !
Abgelegt in: Kurioses • 21. Nov.. 2005, 6:39 Uhr • 3 Kommentare lesen
So in etwa sieht auch der meinige aus – nur in dezenterer Farbgebung (siehe unten). Fällt im Wald und auf der Heide weniger auf! Ansonsten: 54 PS aus 3 (!) Zylindern, zuschaltbarer Allrad-Antrieb, zwei Rückbänke komplett umklapp- und die Vordersitze um 180º drehbar. Schiebetüren links und rechts, Cabrio-Feeling dank riesiger Glasdächer. Und das alles für weit, weit unter 15.000 EUR. Ein ideales Camping-Mobil für zwei! Mit dem etwas weniger luxuriös ausgestatteten, dafür aber doch gefälliger aussehenden (und 5.000 EUR billigeren!) Vorgänger-Modell bin ich weiland bis nach Schottland (und zurück) gekommen, teilweise über verwegene Paß-Straßen mit bis zu 35% Steigung! Was will man mehr?

Der kleine Bus eignet sich hervorragend für Abenteuer-Urlaube und Übernachtungen abseits der Zivilisation. Zwei erwachsenen Personen bietet er reichlich Platz für eine bequeme Bettstatt bei ausreichend Stauraum für Proviant und Gepäck. Die hier gezeigten Lackierungs-Vorschläge mögen geneigten Frischluft-Freunden zur Anregung dienen. Als einzig signifikante Nachteile des vielseitigen Vehikels möchte ich die relativ hohe Seitenwindempfindlichkeit sowie die mangelhafte Widerstandsfähigkeit gegen Feindbeschuß nicht unerwähnt lassen...

Leider hat Subaru den Libero Anfang 1999 ohne Nachfolger aus dem Programm genommen, eine mir völlig unverständliche Entscheidung. Hätte man das vielfältig nutzbare Gefährt angemessen beworben, die verkauften Stückzahlen wären sicher um etliches höher gewesen. So aber waren der Wagen und sein ausgesprochen hoher Freizeitwert von Anfang an nur einem relativ kleinen Kreis eingeschworener Libero-Fans und organisierter Club-Mitglieder bekannt... Schade. Aber meiner soll ja noch ein paar Jahre halten. Meine Empfehlung an alle pragmatisch und praktisch denkenden LeserInnen: Wer einen gut erhaltenen Libero gebraucht erwerben kann, sollte keine Sekunde zögern!
Abgelegt in: Empfehlungen • 13. Nov.. 2005, 5:26 Uhr • 28 Kommentare lesen
Gesehen in einem Berliner Schaufenster im April 2002. Zitat nebst handschriftlicher Ergänzung von unbekannter Hand sollte man dieser Tage vielleicht vor dem Abgeordneten-Eingang des Reichstages anbringen, den Großen KoalitionärInnen zur Mahnung... Auf daß wir bald eine handlungsfähige und handlungswillige Regierung bekommen!
P.S.: Mit dem Reichstag meine ich natürlich das Gebäude, in welchem der Bundestag tagt (oder nachtet). Mir ist der Unterschied sehr wohl bewußt...
Abgelegt in: Ansichtssachen • 6. Nov.. 2005, 6:28 Uhr • 1 Kommentar lesen
Nachtrag: Als ich dieses nette Preisschild sah und schmunzeln mußte, glaubte ich, mit dem Herzeigen hier einen harmlosen Scherz zu machen, der keinesfalls zu Lasten einer Landsmannschaft geht. Allerdings mußte ich zu meiner Bestürzung feststellen, daß sich ein amerikanischer Freund chinesischer Abstammung davon zutiefst beleidigt fühlte. Daher möchte ich hier in aller Deutlichkeit klarstellen:
Die Veröffentlichung des obigen Bildes fällt für mich in die gleiche Kategorie, wie harmlose Witzchen über den schwäbischen, sächsischen, bayerischen oder eben auch den eigenen, fränkischen Dialekt zu reißen. In keiner Weise soll damit eine ethnische Minderheit bloßgestellt oder der Lächerlichkeit preisgegeben werden! Und es steht wohl außer Zweifel, daß sich andersherum unsereiner im fernen China noch erheblich hilfloser anstellen würde... Es ist in der Tat bewundernswert, wie sich fleißige Mitbürger fernöstlicher Herkunft hier in unserer für sie völlig andersartigen Kultur zu behaupten wissen: Hut ab!
Freilich sind wir Menschen nun mal alle verschieden, und sich auf gutmütige Weise über des jeweils anderen Eigenheiten zu amüsieren sollte unter Freunden erlaubt sein: Es stärkt meiner Meinung nach sogar die gegenseitige Wertschätzung!In diesem Sinne bitte ich meinen Bildbeitrag als augenzwinkernden Jux zu begreifen und nicht als böswilligen Spott mißzuverstehen... Danke.
Abgelegt in: Kurioses • 2. Nov.. 2005, 5:48 Uhr • 7 Kommentare lesen
Im Rahmen eines Projektes zur Runderneuerung meines Erscheinungsbildes habe ich mir in diesem Sommer mehrere Dutzend neue T‑Shirts in modischem Leuchtorange zugelegt, dazu passende Accessoires wie Gürtel, Schuhe usw. Die Wirkung auf meine Umwelt ist erheblich, hat aber wie alles im Leben zwei Seiten: Zum einen ernte ich auf der Straße vermehrt anerkennende Blicke von Damen (auch jüngeren solchen!), womit ich sehr gut leben kann. Zum anderen aber werde ich in Baumärkten nicht selten von dubiosen männlichen Kunden angebaggert: »Wou sind’n hier däi Gombressorn?« oder »Häld des Siligon dou a wärgli aff Betong?« sind noch harmlose Fragen. Vielleicht sollte ich mir zukünftig doch lieber einen grauen Cutaway (nebst Zylinder) anziehen, wenn ich zu OBI oder Hornbach will... Aber wer weiß, welche unverhofften Nebenwirkungen das nun wieder mit sich brächte!
Abgelegt in: Alltagsleben • 28. Okt.. 2005, 7:36 Uhr • 5 Kommentare lesen
...dann kann er was erzählen! So auch der zonebattler, der wieder mal dienstlich für eine ganze Woche nach Mannheim mußte durfte. Der gestrige Dienstag allein gibt schon Stoff für eine ganze Seite her...
Es ging beim Frühstück im Hotel los: Am wirklich üppigen Buffet war so ziemlich alles Denkbare aufgeboten (allein drei Sorten Honig!), nur nach Nutella oder einem passablen Substitut hielt ich vergeblich Ausschau. Als erster Gast um 6:30 Uhr wollte ich mich beim Personal nicht gleich unbeliebt machen, also hielt ich mich ersatzweise an der Erdbeer-Marmelade schadlos. Die wiederum schmeckte etwas merkwürdig: In meiner Irritation ob des Nuß-/Nougatcreme-Notstandes hatte ich mich in die Diät-Abteilung verirrt und die ganze Batterie von bienenstockförmigen Spender-Apparaturen mit regulären Frucht-Konfitüren glattweg übersehen. Mahlzeit!

Der Fußmarsch ins Trainingszentrum gegen 7:00 Uhr führte mich dann durch eine breite Hauptstraße, deren Seiten von einer Unzahl Sperrmüllhaufen gesäumt waren: Offenbar sind in Mannheim noch allgemeine Entrümpelungstermine für alle Usus. Welch ein schlimmes Los für einen bekennenden Schutt-Gogerer wie mich: zu wenig Zeit, zu wenig Licht, zu wenig Transport-Kapazität! Die schöne große Kartoffel-Schütte für den Keller hätte ich zu gerne mitgenommen... Doch sei’s drum, daheim in Fürth gibt’s auch genug zu finden!
Am Nachmittag im Seminar brachte ich es fertig (alter Trainer-Profi, der ich bin), mein schwarzes Kamera-Etui aus Kunstleder (samt Kamera drin) zwecks Aufgaben-Vorbereitung mal kurz vor den laufenden Beamer zu stellen. Eine halbe Minute später begann es zu stinken und zu qualmen, und ich konnte gerade noch einen richtigen »Durchbrenner« verhüten. Honk!

Nach Feierabend schließlich kam ich ziellos schlendernd an der Musikhochschule vorbei, in deren Hof es unglaublich zwitscherte und rauschte. Ich ging den merkwürdigen Geräuschen nach und stieß auf eine Ansammlung von Bäumen, in deren Wipfeln tausende (und ich meine wirklich tausende) Vögel saßen und Rabatz machten, daß sich (im Wortsinne!) die Äste bogen. Ich mutmaßte zunächst Dreharbeiten zu einem Remake von Hitchcocks »Die Vögel«, dann vermutete ich alternativ ein vielstimmiges Vorsingen zwecks Stipendiums-Gewährung. Eine der zahlreichen mit mir staunenden Studentinnen pflichtete mir bei und meinte, das Federvolk wolle wohl die Aufnahmeprüfung für an Hochschule bestehen. Sehr merkwürdige Sache das, zumal es sich offenbar um Amseln handelte, und die ziehen ja wohl nicht gesammelt in den Süden... Am Ende war es ein gefiederter Experten-Kongreß zur Bekämpfung der Vogelgrippe?
Abgelegt in: Alltagsleben • 26. Okt.. 2005, 7:42 Uhr • 1 Kommentar lesen
In meinem latenten Hang zu Pathos und Theatralik fühle ich starke Verbundenheit zum musikalischen Kosmos Richard Wagners. Schon in jungen Jahren vermochte ich dessen drei romantische Frühwerke Fliegender Holländer, Tannhäuser und Lohengrin weitgehend auswendig zu rezitieren, und auch den späten Parsifal kann ich streckenweise ganz gut mitsummen.
Leider kann die prosaische Gegenwart nicht immer mit den Wagner’schen Epen mithalten, und so mache ich mir gelegentlich einen Sport daraus, den Alltag in meiner Phantasie etwas glamouröser zu inszenieren. Insbesondere bieten sich ansonsten langweilige dienstliche Meetings und Konferenzen an, entsprechend umgedeutet zu werden...
Wenn also z.B. ein wichtiger Big Boss verkündet: »Wir bekommen es zunehmend mit ausländischen Konkurrenten zu tun und müssen uns auf unsere Kernkompetenzen besinnen, um im Wettbewerb bestehen zu können!«, dann höre ich statt dessen: »Für deutsches Land das deutsche Schwert! So sei des Reiches Kraft bewährt!« (König Heinrich der Vogler im Lohengrin).
Nett, nicht wahr? Das Spielchen kann man weiter treiben. Chef sagt: »Wir müssen die bestehenden Prozesse grundlegend überprüfen, da punktuelle Nachbesserungen keine nachhaltigen Verbesserungen erbracht haben!«, ich verstehe: »Toren wir, auf Lind’rung da zu hoffen, wo einzig Heilung lindert!« (Gurnemanz im Parsifal).
Oder: »Schuldzuweisungen bringen nichts, zumal an Betroffene, die nicht mehr greifbar sind. Wir wollen uns mit dem vorhandenen Team der Aufgabe stellen!« Heißt in meiner Welt: »Ihr Mädel, laßt die Toten ruh’n, laßt sie ruh’n; Laßt’s uns Lebend’gen gütlich tun!« (Matrosen im Fliegenden Holländer).
Man sieht, Wagners Gedankenwelt ist zeitlos aktuell, im Grunde ist ja alles schon mal dagewesen. Mein Traum indessen wäre es, wenn am Ende des bundesweiten Jahrestreffens die aus der ganzen Republik zum Workshop angereisten KollegInnen ergriffen niedersänken und den Schlußchor der Pilger im Tannhäuser anstimmten: »Heil!Heil!Der Gnade Wunder Heil! Erlösung ward der Welt zuteil!« Aber soweit wird es nicht kommen, da mache ich mir wenig Illusionen...
Abgelegt in: Spitzfindigkeiten • 20. Okt.. 2005, 5:29 Uhr • 4 Kommentare lesen
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