Freitag, 4. November 2005
In dieser fortgeschrittenen Jahreszeit fährt der zonebattler des Morgens im Zwielicht der Dämmerung zur Arbeit gen Nürnberg. Da er die Auswahl aus mehreren Pendler-Zügen hat, reicht die Wartezeit am Fürther Bahnsteig manchmal für ein paar Schnappschüsse:
Magische Momente ergeben sich, wenn Licht und Motiv sich gegenseitig ergänzen. Da die Sonne aber recht zügig emporsteigt, muß man schnell reagieren, denn wenige Sekunden später kann der Reiz verflogen sein...
Wieder ein Grund mehr, der liebgewonnenen Kleeblatt-Stadt die Treue zu halten!
Dienstag, 1. November 2005
Leider wollte (oder konnte) niemand meine erste Preisfrage vom 1. Okt. 2005 beantworten. Vielleicht war sie ja auch zu schwierig? Da wollen wir die Hürde diesmal etwas tieferlegen... Wo also ist das hier:
Auch dieser auf den ersten Blick wildromantische Ort ist öffentlich zugänglich und liegt im Fürther Stadtgebiet. Täglich fahren viele hundert (wenn nicht tausend) Menschen wenige Meter vor und hinter dem alten Gemäuer an ihm vorbei...
Wer als erste(r) unter richtigem Namen und mit funktionierender eMail-Adresse die korrekte Antwort in einen Kommentar zu diesem Beitrag schreibt, gewinnt einen schönen Preis aus meinem Fundus. Diesmal ist es:
| Eine Original-DVD »Sleepy Hollow« mit Johnny Depp und Christina Ricci. Was würde zu der verwunschenen Ruine besser passen als ein guter Gruselfilm?! |
Bis zum Erscheinen des nächsten Rätsels (also genau einen Monat lang) können Lösungen eingereicht werden. Die Laufzeit endet mit dem Erscheinen eines weiteren Rätsel-Bildes am jeweils nächsten Monatsanfang. Mit der Vorstellung eines neuen Preisrätsels wird die zutreffende Antwort zur Vorgängerfrage (in einem Kommentar zu dieser) bekanntgegeben, sofern sie bis dahin nicht richtig beantwortet wurde.
Freitag, 21. Oktober 2005
Puh, das wird ein Marathon am Wochenende: Schon heute abend geht es los mit der Eröffnung der Ausstellung Tony Cragg im Neuen Museum Nürnberg. Persönlich geladen sind die Mitglieder der Museumsinitiative, mithin also auch der zonebattler. Der hat übrigens noch ein paar Jokerkarten für »Freunde der Freunde« des Museums übrig: Wer heute abend um 20:30 Uhr kommen mag, kann von mir ein oder gar zwei Tickets haben (und lernt nebenbei den Autor dieser Zeilen kennen).
Weiter geht es am Samstag und Sonntag mit dem vom Kulturring C ausgerichteten Fürther Kunstwochenende Gastspiel 2005: Wie jedes Jahr besteht hier die seltene Gelegenheit, viele verschiedene KünstlerInnen, ihre Werke und ihre Arbeitsweisen kennenzulernen. Von düsteren Kellerkatakomben bis zu luftigen Loft-Ateliers reicht das Spektrum der Lokalitäten, die ebenso vielfältig und individuell sind wie die darin arbeitenden KünstlerInnen. War in den letzten Jahren immer ein sehr spannendes und inspirierendes Event: Kommet also zuhauf!
Neben den offiziellen Teilnehmern werden noch eine ganze Reihe weiterer Ateliers und Galerien zeitgleich geöffnet haben: Die Organisatoren der Veranstaltung sind bei der Auswahl der mitmachenden Schar der Schaffenden recht eigen, nicht jede(r) wird gefragt oder gern gesehen. Das kann man (je nach persönlichem Standpunkt und eigener Betroffenheit) als qualitätssteigernd oder auch als arg selbstherrlich empfinden. [Kleiner Exkurs: Ich selbst dachte einst in meiner jugendlichen Naivität, daß Neid, Mißgunst und Überheblichkeit in der der satten Bürgerlichkeit fernstehenden Alternativ-Szene kein Thema wären. Es menschelt dort freilich nicht weniger als anderswo (und überall), drum halte ich mich inzwischen heraus und zurück und denke mir meinen Teil...] Jedenfalls lohnt es, nicht nur die im offiziellen Faltblatt genannten Stationen abzulaufen, sondern dabei auch links und rechts des Weges zu gucken. Zum Beispiel in das Kleine Atelier in der Hirschenstraße!
Tja, und dann muß meiner einer auch schon wieder dienstlich in die Ferne schweifen: Die Voranreise am Sonntag zu einem Wochen-Seminar in Mannheim konnte ich abbiegen, wenn auch um den Preis einer sehr kurzen Nachtruhe: Montag früh um 5:07 Uhr sitze ich dann also in der U‑Bahn Richtung Nürnberg Hbf. Gähn...
P.S.: Fortsetzung folgt, und zwar in den eigenen Kommentaren zu diesem Beitrag...
Montag, 17. Oktober 2005
Schon in der Antike wurden Leuchttürme und ‑feuer zum Schutze der (damals noch vorchristlichen) Seefahrt betrieben, man denke nur an den berühmten Leuchtturm von Alexandria, der ja immerhin zu den »Sieben Weltwundern« gezählt wird. Blinkanlagen sorgen noch heute dafür, daß Schiffe an den Küsten nicht stranden oder zerschellen. Leider kehrten Strandpiraten den hehren Zweck zuweilen in sein Gegenteil um, indem sie schwerbeladene Handelsschiffe mit irreführenden Feuern zur Havarie brachten, um sie (und die Besatzung) dann gnadenlos auszurauben...
Nun wird die Fürther Südstadt gemeinhin zu den eher sicheren Gestaden gerechnet, gleichwohl gibt es da ein »Leuchtfeuer« der besonderen Art: Die neue ALDI-Filiale um die Ecke ist innen taghell erleuchtet, und zwar rund um die Uhr und an sieben Tagen in der Woche:
Nachdem hier freilich weder Verkehrsteilnehmer geleitet noch an Sonntagen KäuferInnen mit vollem Geldbeutel angelockt werden müssen, erschien mir die Lichterpracht doch eher als schlichte Energieverschwendung. Sowas ist mir stets ein Dorn im Auge, auch wenn es nicht zu Lasten des eigenen Vermögens geht. Also hat sich der zonebattler ein Herz gefaßt und ist im Inneren des Handelstempels bei zuständiger Stelle vorstellig geworden...
Bei ersten Mal wurde mir Dank zuteil, man werde sich sogleich darum kümmern. Als zwei Wochen später immer noch keine Veränderung eingetreten war, unternahm ich einen zweiten Versuch: Diesmal war angeblich die Zeitschalt-Automatik schuld, die das Licht lange nach Ladenschluß in Abwesenheit des Personals ausschalten würde. Man werde aber einen Elektriker nachsehen lassen. Es wurden dann immerhin die Jalousien vor der Fensterfront ganztägig heruntergelassen, vielleicht wollte man nach Art der Schildbürger das Licht damit am Verschwinden nach draußen hindern?! Die Leuchtstoffröhren röhrten jedoch weiterhin. Beim dritten Hinweis meinerseits (wieder ein paar Wochen später) wies man mich schon leicht gereizt auf die eigens installierten Bewegungsmelder hin, die das Licht zur Abschreckung von potentiellen Einbrechern einschalten würden.
Die »Einbrecher« müssen dann wohl Mäuse sein, die nachts im Laden fröhliche Tänze aufführen und damit die Festbeleuchtung hervorrufen: Menschen sieht man zu später Stunde jedenfalls keine, weder im Laden noch auf dem (geschlossenen) Parkplatz davor. Ich habe allerdings keinen vierten Anlauf mehr unternommen, am Ende riskiere ich damit noch Hausverbot wegen permanenten Herumnörgelns. Sollen sie doch ihren Strom weiterhin verpulvern! Eigenartig nur, daß ein bekanntermaßen auf Gewinnmaximierung geeichtes Unternehmen nicht auf Kostenminimierung bedacht ist. Aber wahrscheinlich bin ich nur zu dumm, um das zu verstehen...
Samstag, 15. Oktober 2005
Mein Freund und Nachbar Udo Meyer (von dem in seiner Eigenschaft als Künstler noch zu berichten sein wird) ist ein alter Fürther, der seine Jugend hier in der Südstadt verbracht hat. Deswegen hat er allerlei mundartliche Ausdrücke in petto, die heute kaum einer mehr kennt. Sowas ist natürlich ein »gefundenes Fressen« für den Archivar in mir, und ich muß sogleich eine kleine Sammlung der altfürtherischen Fachausdrücke anlegen:
| Ausdruck |
Bedeutung |
| Blunzn |
Fußball aus einer aufgeblasenen Schweineblase mit selbstgenähter Stoff-Außenhülle |
| Boggerla |
Wäscheklammer bzw. Kiefernzapfen (je nach Kontext) |
| Bullern |
Mit (und um) Murmeln aus Glas oder Ton spielen(z.B. zur Munitionsgewinnung für die Gambl) |
| Fotzn |
Mund (auch »Waffl« oder »Goschn«) |
| Gambl |
Zwille, aus einer Astgabel selbstgebastelte Steinschleuder |
| Gasbolln |
Dünnwandiger, luftgefüllter Ball zum Spielen (Tennisball) |
| Hobergaaß |
Sehr schlankes, geradezu dürres Mädchen |
| Kellerbembern |
Fußballspielen quer über die Straße mit ebenerdigen Kellerfenstern als Tor-Ersatz |
| Schlupfen |
sich unerlaubterweise (unter dem Zaun durch) vom »Freibad«-Bereich des Flußbades aus in das »Zahlbad« einschleichen |
| Wabbln |
Mit Geldstücken an eine Hauswand werfen (wessen Münze dann am nächsten an der Wand liegt, der gewinnt den Einsatz aller) |
| Wasserschnallzn |
Dünne, sehr wässrige Suppe |
Die Tabelle wird laufend ergänzt, und sobald mir etwas »neues Altes« zu Ohren kommt, pflege ich das hier ein. Mal schauen, ob da nicht vielleicht langfristig ein kleiner Mundart-Almanach heranwächst... Ich bitte um rege Zuarbeit!
Mittwoch, 12. Oktober 2005
Wer Augen hat für die Kleinigkeiten des Lebens, kann manches erspähen. Zum Beispiel echte Wiesen-Champignons mitten in der Stadt:
Diese kleine Pilz-Kolonie sah ich an der Karolinenstraße, unweit des Hauptbahnhofs auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Bahngelände. Machten einen sehr schmackhaften Eindruck, die vier Kameraden! Verspeisen wollte ich den unverhofften Fund dennoch nicht, schon wegen der omnipräsenten Hundekacke...
Gleich gegenüber findet auf einem großen Parkplatz derzeit ein grandioser Indian Summer statt, wie er auch in Massachusetts eindrucksvoller kaum sein kann:
Da soll noch einer sagen, es ginge nicht bunt zu in Fürth!
Wenige Meter später ein weiteres Exempel unüblicher Stadt-Vegetation: Ein ganzer Wald aus Duftbäumen! Was der Fahrer jenes Wagens wohl für Leichen im Kofferraum hatte? Eine (im Gegensatz zum deliziösen Champignon-Omelett) eher unappetitliche Vorstellung...
Ob man mit so einer geballten Ladung Nasenquäler an Bord noch fahrtauglich bleibt? Ist doch das reinste Nervengift! Unsereins riecht jedenfalls lieber natürliche Aromen als dergleichen Retorten-Dreck. Und die gibt es sogar in der »Karo«, nicht nur draußen in ländlichen Gefilden!
Mittwoch, 5. Oktober 2005
...man muß sie nur wahrnehmen (wollen und können):
Gesehen unmittelbar an der Kreuzung Gebhardtstraße / Jakobinenstraße, die ja nun nicht unbedingt zu den ästhetischen Highlights von Fürth gehört. Aber die Kamera (bzw. der Kerl dahinter) kann sich das zurechtlügen, indem sie (bzw. er) den Blick auf das Schöne richtet und dergestalt das Häßliche, Triste, Banale einfach außen vor läßt. Sicher keine empfehlenswerte Universal-Strategie für alle Lebenslagen, aber es hilft (bei mir zumindest) gegen die Herbstdepression! ;-)
Montag, 26. September 2005
Vorneweg: Ich bin mit und unter Tieren aufgewachsen, großen und kleinen, mauenden und wauenden, kreuchenden und fleuchenden, sprechenden (!) und schweigenden. Bevor hierzulande irgendjemand wußte, was ein Pferdeflüsterer ist, war ich schon Katzenkrabbler und Hundekrauler. Der elterliche Garten ist der mutmaßlich größte Tierfriedhof Mittelfrankens, und ich habe in meiner Kindheit manche Träne über den Verlust pelziger Freunde vergossen. Ich maße mir also Kompetenz und Kennerschaft an in Fragen der Tierhaltung und der emotionalen Bindung zu Vierbeinern. Und damit auch gleich zu meiner provokanten These:
| Hundehaltung in der Großstadt ist Tierquälerei |
Zur empirischen Begründung verweise ich auf nunmehr sechs Jahre Wohnerfahrung in der Fürther Südstadt: Der Anteil verhaltensgestörter Köter aller Kaliber erscheint mir hier deutlich größer als in ländlichen Gebieten und kleineren Gemeinden. Seien es enervierend dauerkläffende Teppichhupen, übermästete Bettwürste oder randalierende Riesenkälber, sie alle führen hier in der Steinwüste ein nicht ansatzweise artgerechtes Leben mit hinreichend Bewegung und ausgewogener Ernährung. Ja, wie denn auch?! Aushäusige Bewegung ist ja nur an der Leine möglich, und weder Herr- noch Frauchen können da lange mit Lumpis Bewegungsdrang mithalten. Ausdauernd ist auf Dauer nur das Tier, nicht der Mensch. So drängt sich also der Verdacht auf, daß der devote Vierbeiner nicht selten alleinstehenden BesitzerInnen als Kindersatz dient oder geltungsbedürftigen Angebern als Potenzverstärker. Von Tierliebe freilich kann in beiden Fällen wohl kaum die Rede sein...
Und die neurotischen und womöglich traumatisierten Viecher selbst? Kacken allerorten auf die Straße und vor unseren Garten, wollen überall pinkelnd Reviere markieren, wo es schon von Duftmarken der Konkurrenz nur so wimmelt. Da muß man bzw. Tier zwangsläufig entweder irre oder zum Frustfresser werden. Wahrlich ein Hundeleben!
Mittwoch, 21. September 2005
Zugegeben, die Eisenbahn war erst vorgestern mein Tages-Thema. Egal, aus aktuellem Anlaß eröffne ich die Rubrik Schrebergarten mit einem Hinweis auf ein gerade dort parkendes Schienenfahrzeug ganz besonderen Kalibers: Das tatsächlich einzige jemals gebaute Exemplar der Baureihe V 320 hat dieser Tage ein Gastspiel in Fürth und Umgebung!
Die heute der Gleisbaufirma Wiebe gehörende Diesellok kommt auf sechs Achsen daher und ist ein Koloss von eindrucksvoller Größe, der auch wegen seines leuchtend gelben Farbkleides schwerlich zu übersehen ist! Momentan zieht das imposante Ungetüm schwere Bauzüge von Fürth aus in Richtung Neustadt (Aisch), wo zwischen Hagenbüchach und Emskirchen die verschlissenen Gleise der Strecke Fürth-Würzburg ausgewechselt werden.
Während längerer Arbeitspausen ist der umfangreiche Wiebe-Fuhrpark am ehemaligen Fürther Güterbahnhof abgestellt, die dicke V 320 kommt dann zum Tanken und Sandfassen an unseren Schrebergarten an der Karolinenstraße. Trainspotter legen sich also am besten am südstädtischen Zugang zur Luisen-Unterführung auf die Lauer, gegenüber vom ALDI-Markt an der Karo.
Ausführliche Informationen zu und viele Bilder von dieser Maschine finden Fans unter www.3hundert20.de. Warum es von mir hingegen nicht ständig neue Bahnbilder zu sehen geben wird, ist in einem eigenen Essay in meinem Bildarchiv nachzulesen...
Montag, 19. September 2005
Wie heutzutage vielleicht nicht mehr jedes Kind, aber doch jeder halbwegs belesene Mensch immer noch weiß, fuhr die erste Eisenbahn in Deutschland im Jahre 1835 ab, und zwar von Nürnberg nach Fürth und andersherum. Erstes Ladegut der Bayerischen Ludwigsbahn waren weiland dem Vernehmen nach zwei Fässer Bier, doch der frühe fränkische Alkoholtransfer soll hier nicht unser Thema sein.
Die Eisenbahn symbolisierte damals den Fortschritt, und entlang der Trasse entstanden bald prächtigste Straßenfronten (in Fürth insbesondere die Königswarter Straße / Hornschuchpromenade). Im Gegensatz zu heute war das Wohnen längs der Strecke seinerzeit durchaus kein Ärgernis, sondern vielmehr Privileg der reichen Bürgerschaft.
In Fürth endete das Gleis am Ludwigsbahnhof unweit des Hotel National, also just dort, wo heute die Fürther Freiheit liegt. Sowohl das 1938 abgerissene Bahnhofsgebäude als auch das heute noch existierende (wenngleich stark veränderte) Hotel gaben um das Jahr 1900 ein beliebtes Postkartenmotiv ab:
Heutzutage erinnert so gut wie nichts mehr an die historisch bedeutsame Eisenbahn, außer einem nach Nürnberg an die Bärenschanze versetzten Denkmal aus späterer Zeit ist kaum noch etwas davon im Stadtbild präsent. Reste ehemaliger Betriebsanlagen sowieso nicht. Gleichwohl: Wer Augen hat zu sehen, der findet noch heute manches Überbleibsel aus der Pionierzeit des Dampfrosses!
Zum Beispiel diese Schwellensteine hier, die unweit der Kreuzung Karolinenstraße / Jakobinenstraße den (neuzeitlichen) Bahndamm befestigen. Bei der Bahn wurde schon immer wiederverwendet, was an Baustoffen noch irgendwie zu gebrauchen war, und der rückgebaute Schienen-Unterbau war ja gut anderweitig zu verwenden. Am Stein unten rechts im Bild sind die Rille für die Schiene und die Löcher für die Befestigungsteile deutlich zu erkennen!
Derartige stumme Zeugen der Technik-Geschichte gibt es nicht nur in Fürth: Auch in Nürnberg (am Bahnbetriebswerk Neusündersbühl und in der Sandstraße direkt am Opernhaus) haben Schwellensteine der Ludwigseisenbahn solcherart ihre mutmaßlich »letzte Ruhestätte« gefunden. Was übrigens ebenso für den damals aus England mitsamt den Fahrzeugen gleich mitimportierten Lokführer William Wilson gilt, der auf dem Johannis-Friedhof begraben liegt.
Mittwoch, 14. September 2005
Die Fürther Südstadt ist reich an Wundern und Mirakeln, und ein Rätsel ganz besonderer Art gibt mir ein Laden in ein paar Fußminuten Entfernung auf: In ansprechender Präsentation werden dort in einer alten Halle Gebrauchtwagen der besonderen Art (vorwiegend Luxuskarossen, Sportwagen und gelegentlich Oldtimer) feilgeboten, wobei das Angebot Abrundung erfährt durch allerlei Kunstwerke, Tinnef und hin und wieder auch ein schönes Gründerzeit-Möbel. Das skurrilste Exponat ist zweifellos der an der Decke aufgehängte Nachbau eines deutschen Weltkrieg-Eins-Doppeldeckers in Originalgröße, der allerdings im Detail arge Schnitzer aufweist (z.B. den unterdimensionierten Sternmotor, den Fantasie-Tarnanstrich sowie an Ösen (!) aufgehängte Raketen-Attrappen (!) an den Flügelunterseiten). Egal, das bizarre Sammelsurium ist originell und der Showroom gepflegt. Was mich aber bei jedem Vorbeigehen erneut beschäftigt, ist der Name jenes ungewöhnlichen Geschäftes:
»Cars, Art’s and more«, was mag das wohl heißen? Man könnte zunächst meinen, der Namensgeber wüßte (wie so viele heutzutage) nicht zwischen Plural und Genitiv zu unterscheiden und hat daher fälschlicherweise den Deppenapostroph zur Mehrzahlbildung bei »Art’s« verwendet. Glaub’ ich aber nicht, denn wenn es sich wirklich um einen Tumbling handelte, hätte er konsequenterweise sicher gleich »Car’s, Art’s and more« geschrieben! Nein, nein, mit dem Apostroph kennt er sich offenbar aus. Zumal »Autos, Künste und mehr« ja auch keinen Sinn ergäbe. Kunstwerke dagegen wären ja obendrein mit »works of art«, also ohnehin ganz anders zu titulieren. Doch vielleicht heißt der Inhaber der Unternehmung ja Artur (Koseform Art), und der Ladenname soll übersetzt »Kraftwagen und des Arturs Sachen und (noch) weiteres« bzw. umgangssprachlich »Autos und dem Art sein Zeugs und mehr« bedeuten? Das wäre doch ebenso nett wie grammatikalisch (halbwegs) korrekt!
In diesem sprachlichen Dilemma kämen mir aufhellende Kommentare sprachkundiger LeserInnen sehr gelegen, denn ich lasse mich gerne eines Besseren belehren. Wer also kann mit einer plausibleren Interpretation dienen?
Montag, 12. September 2005
Bunt ist das Leben in der Fürther Südstadt, und schon der Blick über die Straße offenbart die Vielfalt der Lebensentwürfe! Im Haus gegenüber wohnt zum Exempel eine junge Frau zusammen mit (mindestens) drei vierbeinigen Lebensgefährten der Größe XXL, weswegen wir sie intern Doglady getauft haben. Sobald sich unsereins an Fenster oder Balkon blicken läßt, nölen die Tölen unverzüglich los und verteidigen ‑am offenen Fenster stehend- laut kläffend ihr Revier gegen mich, den mutmaßlichen Angreifer. Dabei will ich im Regelfalle nur das Rollo runterlassen oder draußen die Blumenkästen wässern, keineswegs aber mich in Tarzanart nach drüben schwingen. Zu derlei Einsichten (wo sollte denn bitteschön im steinernen Dschungel der Südstadt eine tragfähige Liane wachsen?) sind die Köter indessen nicht fähig, deren Kernkompetenz ist mehr zähnefletschend-muskulöser denn intellektueller Art. Böse bin ich Ihnen wegen des Radaus natürlich nicht, sie machen halt wie alle nur ihren Job. Der besteht allerdings auch darin, uns auf den schmalen Grünstreifen vor unserem Garten zu kacken, und das nehme ich ihnen denn doch übel. Wobei freilich zu erörtern wäre, ob Vieh oder Frauchen die eigentliche Verantwortung für die Haufen tragen...
Doch zurück zum Haus gegenüber: Wand an Wand mit der Doglady wohnt neuerdings Catman, dessen Gefolgschaft aus geschmeidigen Miezen besteht. Die haben gleichfalls vier Beine, scheinen aber mehr Hirn und Stil zu besitzen als die Wauwaus von nebenan. Jedenfalls sitzen sie zuweilen würdevoll-gelangweilt auf der breiten Fensterbank, ein kuschelig wärmendes Tuch unter den samtigen Pfötchen. Ihre Feinsinnigkeit trägt leicht arrogante Züge, denn sie würdigen mich auch bei zartem Miauen meinerseits nicht eines Blickes. Egal, immerhin hört man von ihnen keinen Mucks.
Was aber, wenn ich einmal arglos die Balkontür öffne, ohne an die sich möglicherweise hoch über der Straße am Abgrund räkelnden Katzen zu denken? Die könnten ob der Sekundenbruchteile später lostosenden Hundemeute zwei Fenster weiter dermaßen erschrecken, daß sie über die Kante kippen und auf dem Bürgersteig zerschellen, zumindest aber je eines ihrer sieben Leben abgezogen kriegen. Wer trägt dann dafür die moralische Verantwortung? Ich als der Stein des Anstoßes? Catman wegen Leichtsinns? Doglady aufgrund unangemessenen Haltens großkalibriger Hunde in Wohnvierteln? Vielleicht sollte ich mich vorsichtshalber bei meiner Rechtsanwältin nebenan rückversichern, ob ich mich noch am Fenster zeigen darf!
Süßer und scharfer Senf: