
Abgelegt in: Vermischtes • 21. Okt.. 2014, 6:55 Uhr • 2 Kommentare lesen
Tausendfüßler aus Gießkannen von Frank Dimitri Etienne, gesehen in der aktuellen Ausstellung »urban mining« des BBK Nürnberg. Hingehen, anschauen, staunen!
Abgelegt in: Kulturelles • 12. Okt.. 2014, 23:35 Uhr • 9 Kommentare lesen
Die letzte Folge mit einem spannungssteigernden Ausblick auf ein scheinbar schönes Schiff beendet habend, wenden wir uns heute zum Einstieg eben jenem »Segler« näher zu und betrachten ihn von einer näher gelegenen Klippe am nordwestlichen Zipfel von Port de Sóller aus. Und was sehen wir da Merkwürdiges? Genau, am Heck einen dicken, mutmaßlich Antennen beherbergenden Riesen-Bovisten und am zweiten Mast von vorn einen senkrechten Stahl-Stummel mit riesigen Auspuffrohren dran, der den Windjammer letztlich als schnödes, wenngleich natürlich hypermodernes Motorfahrzeug entlarvt:
Abends konnte ich herausgoogeln, daß es sich bei diesem offenkundigen Luxus-Vehikel entweder um die »Wind Spirit« oder um deren Schwesterschiff »Wind Star« handeln mußte. Die Reederei Windstar Cruises kann ihre beiden Retro-Pötte offenbar selbst nicht wirklich unterscheiden, die beiden verlinkten Schiffs-Seiten und die dort gezeigten Fotos sind jedenfalls bis auf den jeweiligen Namen identisch!
Klar ist, daß derlei Nobel-Gefährte einsatzmäßig rund ums Jahr verplant sein müssen, um ihre exorbitanten Kosten wieder einzuspielen. Da kann man sich nicht auf die Zufälligkeiten des Wetters und der Winde verlassen, im Zweifels- bzw. Flautenfall muß eine starke Motoranlage dafür sorgen, daß der Kahn pünktlich an der nächsten fahrplanmäßig vorgesehenen Mole zu liegen kommt.
Na ja, wer’s mag. Meiner einer würde keinen um Zehnerpotenzen kostspieligeren Urlaub antreten, auf dem es mehr Meer als Land zu sehen gibt und in dessen Verlauf die von den Wellen geschwenkten und geschüttelten Innereien womöglich zu rebellieren beginnen. Und so machen wir uns daher mit dem (zugegeben streckenweise auch recht schaukelnden) Omnibus auf in die gar nicht so ferne Hauptstadt Palma de Mallorca, um uns für die letzte Urlaubswoche mit einem Mietwagen zu versorgen und zu mobilisieren. Den frisch übernommenen Flitzer lassen wir aber erstmal vor dem Europcar-Büro stehen und begeben uns zu Fuß auf eine kleine Stadtbesichtigung...
Den innerstädtischen Rummel mit Touristenströmen, Gauklern und Taschenspielern, Boutiquen und Nippesläden spare ich hier bewußt aus, und auch das in einer teuren Pseudokunst-Galerie live miterlebte Verkaufsgespräch, in dem eine aufgebrezelte Blubberphrasendrescherin ohne jede Sachkunde einem nicht minder ahnungslosen (aber immerhin wohlhabenden) Kundenpaar teuren Edelkitsch aufzuschwatzen trachtete, ist glücklicherweise schon so tief im Sumpf des zonebattler’schen Synapsenrauschens versunken, daß er die Details gar nimmer herausziehen kann und mag. Viel lieber lenkt er den Blick und die Aufmerksamkeit seines verehrten Publikums auf würdevolle alte Architektur-Details, wie beispielsweise die über diesem Absatz abgebildeten Zinnen des alten Königspalastes »Palacio Real de La Almudaina«.
Gemeinhin ist ja die Mittagszeit nicht eben ideal zum Knipsen, da grell die Details überstrahlend und ungünstige Schattenwürfe bedingend. Den wuchtigen Palastmauern gereichte der Höchststand des beleuchtenden Gestirns indes eher zum Vorteil. Nicht ganz so kontrastreich geriet mir die Aufnahme einer alten Windmühle in Hafennähe, die – im Gegensatz zu vielen anderen gesehen Exemplaren – nicht weitgehend verfallen, sondern recht ansehnlich restauriert worden war:
Heutzutage wird natürlich allenthalben mit Strom gemahlen statt mit unzuverlässiger Windenergie, aber wer weiß, vielleicht erlebt die Windkraftnutzung auch auf den Balearen eine Renaissance. Die Sonne scheint auch häufiger als bei uns daheim im Norden, da könnten die Inseln doch glatt auch in Sachen Solarenergienutzung eine Vorreiterrolle spielen...
Doch zurück zu bodenständigen Betrachtungen. Palmen gibt es ja reichlich in und um Palma, nomen es omen. Aber welche Bäume wachsen in Ufernähe in dichten Wäldern und haben einen weißen Stamm? Nein, keine Birken. Es sind vielmehr die Masten der Segelboote, die dort sonder Zahl vor sich hindümpeln und überwiegend der Wiederkehr ihrer absenten Herrschaft harren:
Wir guckten uns die angeketteten Nußschalen und auch die größeren Boote gerne an, sowas sieht man im heimischen Binnenland ja nicht alle Tage. Immer wieder erstaunlich, was Leute in ein schnittiges Schiffchen zu investieren bereit sind, dessen Alltagsnutzen vermutlich deutlich unter dem repräsentativen Nutzen rangiert. Aber das gilt ja für monströs aufgeladene Autos an Land genauso. Wir wenden uns jetzt vom Repräsentationsbedürfnis des Geldadels ab und dem früherer Kirchenfürsten zu, deren Drang zu Höherem, Größeren, Weiteren zumindest vorgeblich der Ehre Gottes diente. Hier sehen wir die gothische Kathedrale der Heiligen Maria (»La Seu«) aus ungewohnter Perspektive:
Das Foto schoß ich tatsächlich aus einigen hundert Metern Entfernung vom Dach des »Es Baluard« aus, einem wunderbaren Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, dessen gelungene Architektur sich hervorragend in eine Eckbastion der alten Renaissance-Stadtmauer einfügt. Einen Besuch in diesem Musentempel kann man kulturell interessierten Palma-Besuchern nur wärmstens ans Herz legen, Bau und Inhalt haben internationales Format! Wir haben mehrere Stunden staunend drinnen verbracht, hernach auf dem Vorplatz erneut unverhofft den MietMichel getroffen (wir erinnern uns an die Folge 3) und uns dann einen Besuch in der Kirche geschenkt, da uns der als in jeder Hinsicht zu kostspielig erschien (vom Eintrittsgeld her betrachtet ebenso wie betreffs der an- bzw. abzustehenden Wartezeit).
Aber man muß ja auch nicht alles und jedes sehen, zumal die unbekannteren Ecken oft mehr Überraschungen bereithalten als die offiziellen »Sehenswürdigkeiten«. Hier hält sich zum Exempel eine pittoreske Touristengruppe direkt unterhalb der Kathedrale einander fest die Treue (und sich gegenseitig beim Wickel resp. am Kittel):
Ob die mir unbekannten Herr- und Damenschaften nun haltsuchend von der Pracht der Kathedrale über ihnen überwältigt oder nach kollektivem Genuß von alkoholischer Eimerware ins Wanken gekommen waren oder schlicht versuchten, zwecks Erstellung eines gemeinsamen Selfies kompakt zusammenzurücken – wer weiß? In jedem Fall gaben sie ein schönes Motiv für den Berichterstatter ab, der sich einmal mehr darüber freute, aufgrund der späteren Unindentifizierbarkeit der Gezeigten niemanden um Publikationsgenehmigung fragend angehen zu müssen...
Nur wenige Meter weiter ergab sich die nächste Gelegenheit zur lichtbildnerischen Betätigung. Im Schatten des großen Gotteshauses – vielleicht schon zum Parc de La Mar gehörig – gibt es eine Art Freilicht-Theater, welches mit einem Dach aus rautenförmigen Elementen überspannt ist. Die Schattenspiele dieses ein bißchen an das Bayerische Staatswappen erinnernden Waffelmusters sind wahrlich spektakulär anzuschauen:
Es gibt also auch abseits des quirligen Lebens im Stadtzentrum einiges zu sehen in Palma de Mallorca, und wer Ruhe sucht, der findet sie auch. Klar, ein Gang durch die Ladenstraßen gehört ebenso dazu wie die Einkehr in einem der zahllosen kleinen Lokale, aber der zonebattler und seine bessere Hälfte finden Steinmassen gemeinhin attraktiver (und weniger schwatzhaft) als Menschenmassen...
So, zum Abschluß gehen wir ein paar hundert Meter weiter nordöstlich vor dem Heiligen Franziskus auf die Knie, um die hinter ihm im Abendlicht gülden strahlende Basilica de San Francesco noch angemessen einzufangen:
Es ist Abend geworden, schnell kriechen die Schatten höher an des Heiligen Kutte und darüber hinaus. Wir machen uns daher auf und schlängeln uns zielstrebig wieder südwestwärts durch das Labyrint der Altstadt, um an der Uferpromenade zurück zum Stellplatz unseres bis dahin noch keinen Meter bewegten Wagens zu gelangen.
Diesen in Betrieb zu nehmen war gar nicht so einfach: Statt des gebuchten und erbetenen Kleinwagens waren wir mangels Verfügbarkeit eines solchen zur nächsthöheren Klasse upgegradet worden, und der zonebattler mußte zunächst einmal konstatieren, daß so ein moderner Mittelklassewagen mehr Hebel, Knöpfe und Lämpchen hat als seine spartanische Renngurke Moleküle. Schließlich gelang es ihm aber doch, den Wagen zu starten, den rechten Gang zu finden und den Flitzer unfallfrei durch die Stadt zu manövrieren sowie nach Port de Sóller zu überführen. In der nächsten Folge starten wir mit der schnittigen Karre dann von dort aus zu ersten Ausflügen in die weitere Umgebung unseres Domizils...
Abgelegt in: Expeditionen • 10. Okt.. 2014, 10:30 Uhr • Diskussion eröffnen
Abgelegt in: Ereignisse • 3. Okt.. 2014, 16:20 Uhr • 3 Kommentare lesen
![]() Abb. 1: Bananenstaude in einer Plantage auf La Palma (Kanaren) |
![]() Abb. 2: Bananenstaude im Stadtpark von Fürth (Bayern) |
Als ich vor gut 15 Jahren nach Fürth gezogen bin, war ich sehr angetan vom Understatement einer kleinen Großstadt, die – eingeklemmt zwischen den uneinholbar reichen Stiefschwestern Erlangen und Nürnberg – ihren eigenen, ehrlichen und bodenständigen Weg zu suchen schien. Heute blicke ich enttäuscht und ernüchtert auf eine provinzielle Kommune, die ihr »Tafelsilber« – namentlich ihr architektonisches Erbe – verschleudert, und in der längst nicht mehr die gewählten Politiker, sondern Bauträger, Investoren und andere Vertreter von Partikularinteressen die Marschrichtung zu bestimmen scheinen. Kein Wunder, daß in solchen Verhältnissen längst auch die Bananen gedeihen... |
Abgelegt in: Ansichtssachen • 28. Sep.. 2014, 21:00 Uhr • 1 Kommentar lesen
Neuer Tag, neues Glück: Erstaunlich, wie schnell man sich doch in fremden Gefilden einleben und eingewöhnen kann! Spätestens am dritten Tag weiß man die Idealkurve um’s suboptimal aufgebaute Frühstücks-Buffet zu nehmen, den bizarren Toaster zu bedienen, die genießbaren von den eher unverdaulichen Darreichungen zu unterscheiden. Manch’ spanische Spezialität bleibt einem dennoch auf Dauer verschlossen, warum die Restaurant-Chefin beispielsweise die aus der Spülküche geholten, frischen Tassen und Gläser stets einzeln vom vollen auf das leere Tablett umschichtet, statt das leere kurzerhand mitzunehmen und das volle an dessen Platz zu stellen. Derlei Optimierung würde unsereiner schon aus Gründen der Faulheit betreiben, aber womöglich ist dies schon wieder zu teutonisch gedacht und die mediterran-meditativen Aspekte des Becher-Umschlichtens igorant übersehend...
Na egal, wir sind ja zum Genießen da und nicht als unbestellte Prozeßoptimierer und Unternehmensberater in der Pflicht. Darum lieber ein wenig zickzack gelaufen und die verstreuten Zutaten zusammengesammelt, als das Personal mit Vorschlägen zur besseren Plazierung von Speisen, Getränken und Werkzeugen unnötig verwirrt und befremdet. Und in Eile ist man ja im Urlaub gemeinhin auch nicht.
So, gefüllten Bauches und mit kompletten Marschgepäck versehen, tappen wir heute wieder einmal nach Sóller hinüber. Hatte ich übrigens schon erwähnt, daß es zwischen Stadt und Hafen ein historisches Straßenbähnchen gibt? Sehr pittoresk! Das Orangenpflücken während der Fahrt scheint nicht verboten zu sein:
Diesmal wollen wir uns jedoch nicht im Städtchen verlieren, sondern es strammen Schrittes durchmessen, um es am anderen Ende alsbald wieder zu verlassen. Auch in stark vom Tourismus befallenen Gegenden ist man gemeinhin sehr bald allein mit sich und der Natur, wenn man erstmal die von Bahnen, Bussen, Taxis und Autos ausgespuckten Menschenmassen hinter sich gelassen hat. So auch hier:
Das Wandern entlang der Olivenhaine wird nie langweilig, so vielfältig zeigt sich der Wuchs der gedrungenen Bäume in ihrer krusen Knorzigkeit: Wer schon als Kind märchenhaft-unheimliche TV-Erlebnisse mit lebenden Bäumen in Disney-Trickfilmen hatte, dessen Phantasie sieht Gestalten ohne Ende in den teilweise grotesk verdrehten Formen der Olivenbäume.
Sehr individuell präsentieren sich auch die menschlichen Behausungen auf dem Land, das ist natürlich nicht nur auf Mallorca so: Verbaut wird, was gerade zur Hand ist, und je nach Bedarf wird hier mal was weggerissen und da mal was drangestückelt. Daß das Resultat immer noch ästhetische Qualitäten aufweist, ja nachgerade von einer gewissen Grandezza [1] sein kann, ist merkwürdigerweise dann aber doch eine südländische Spezialität:
Speaking of südländisch: An dieser Stelle beglückwünscht sich der zonebattler auf’s Neue zu seinem Grundsatz, Inseln im mare nostrum stets zu Frühlingszeiten auf- und heimzusuchen: Vom prallen Grün der üppig sprießenden Vegetation ist später im trockenen und heißen Hochsommer nämlich nicht mehr viel übrig, von den dann obwaltenden Temperaturen nicht zu reden! Darum aufgemerkt, verehrte(r) Leser(in): Wer im April nach Malta oder Malle reist, wird reich belohnt durch bunte Blüten (und günstige Vorsaison-Preise)...
Für wackere Wandersleute wichtig ist die eindeutige Beschilderung der vorgesehenen Wege und Stege, und in dieser Hinsicht geht es im Tramuntana-Gebirge recht kommod zu. Immer wieder findet man – zumindest auf den populärsten Routen – hölzerne Strecken-Markierer wie diesen hier vor:
Als weniger hilfreich bis komplett unbrauchbar haben sich dagegen die von der lokalen Tourismus-Behörde herausgegebenen, kostenlosen Wanderkarten erwiesen, da ist man mit einschlägigen Wanderführern aus den bekannten Verlagen besser bedient.
Geschlaucht von einigen ganztägigen Wanderungen mit etlichen Höhenmetern rauf und runter, schalteten wir gelegentlich mal einen Gang zurück und füllten den Tag mit eher gemütlicheren »Spaziergängen« rund um die »Hausberge« von Port de Sóller. Hier kommen wir gerade vom Leuchtturm östlich der Hafenbucht herunter und genießen den weiten Blick auf dieselbe:
Man beachte das Mädel am rechten Bildrand, die den Blick auf ihr Betatsch-Telefon allemal interessanter findet als den in die analoge Welt. Die Digitalitis hat natürlich längst die ganze Menschheit befallen, und der Autor dieser Zeilen ist ja selbst auch mit allerlei aufmerksamkeitsabsorbierenden Gerätschaften unterwegs. Dennoch: Die Natur hat immer noch eine bessere Pixeldichte und höhere Farbtiefe zu bieten als jedes Smartphone, von den sonstigen Sinnesreizungen nicht zu reden!
Doch gehen wir weiter die Straße hinunter und nähern wir uns dem Heimathafen von oben her. Friedlich dümpelt eine Handvoll Boote in der Bucht, flanieren allerlei Menschen die Promenade entlang, segeln ein paar Möven über die Szenerie hinweg. Einmal mehr sei hier Port de Sóller jenen Urlaubern empfohlen, die eine lauschige Landpartie einer rauschigen Strandparty vorziehen...
Unten angekommen geht es dann noch auf der Strandpromenade an all den Restaurants und Hotels vorbei zum eigenen Heim am anderen Ende des Buchtbogens, und was steht da vor unserem Haus und an der Endhaltestelle umkehrend? Genau, die putzige Straßenbahn. Ich hatte ja schon in der ersten Episode erwähnt, daß die einfache Fahrt 5,00 EUR pro Nase kostet, weswegen ich aus Geiz und Rache die Fahrt nur einmal leibhaftig genossen, ansonsten aber das nostalgietriefende Rollmaterial ebenso fleißig wie kostenfrei abgelichtet habe:
Des zonebattler’s irrationale Affinität zu tutenden Trambahnzügen mag mit seinem Hang zu schmalspurigen Feldbahnen zusammenhängen, der wiederum auf frühkindliche Prägung zurückzuführen ist. Immerhin ist er inzwischen erwachsen genug, um daraus weder ein neues Hobby noch eine weitere Sammlung zu machen...
Zum Abschluß der heutigen Folge läßt der Berichterstatter stolz den kunstgeschichtlich Halbgebildeten raushängen und präsentiert eine Hommage an Caspar David Friedrich und dessen berühmte »Rückenfiguren«:
Beim – gänzlich uninszenierten – Festhalten derartiger Anblicke ist unsereiner immer ziemlich nervös: Die zufällig gesehene Szene kann von einer Sekunde zur anderen unwiederbringlich dahin sein, und Arrangieren läßt sich ja nix mit arglosen Akteuren, die von ihrer ad-hoc-Verwendung als motivbereichernde, wenngleich anonyme Staffage gar nichts wissen (sollen). Darum hurtig aus der Hüfte geschossen und gleich ein paar mal hintereinander auf den Auslöser gedrückt in der Hoffnung, dabei nicht nur Ausschuß produziert zu haben. Wenn sich sodann beim überlegten Komponieren das Motiv vor einem unversehens auflöst, hat man zumindest die Chance, beim späteren Analysieren der Ausbeute doch noch ein leidlich passables Foto vorzufinden...
Den bewußt in der Bildmitte plazierten Segler erkläre ich hiermit kurzerhand zum Cliffhanger, um in der Leserschaft Neugier auf die nächste Folge zu schüren: Dort werde ich den weißen Viermaster seiner Eigenschaft als Projektionsfläche für archaische Fernweh- und Weltfluchtträume jäh berauben und ihm sozusagen die mondäne Maske vom Gesicht reißen. Bis demnächst!
[1] Falls jetzt hier ein Spitzfindikus mäkelnd einwerfen mag, daß man den Terminus Grandezza als Synonym für »würdevolles Benehmen« nur auf Menschen anwenden kann, so sei dem konternd erwidert, daß auch Gebäuden durchaus eine Persönlichkeit und Seele innewohnen kann.
Abgelegt in: Expeditionen • 26. Sep.. 2014, 10:00 Uhr • Diskussion eröffnen
Abgelegt in: Vermischtes • 21. Sep.. 2014, 12:25 Uhr • Diskussion eröffnen
Um der spätsommerlich-heftigen Heimwegs-Hitze heute hilfreiche Abkühlung durch chillende Gänsehaut entgegenzusetzen, habe ich mir zum Feierabend eine Dosis aus dem Wagnerschen Musik-Kosmos verordnet und mir ausgewählte Auszüge aus dem »Parsifal« aural verabfolgt.
Gurnemanz:
Dem Heiltum baute er das Heiligtum.
Die seinem Dienst ihr zugesindet
auf Pfaden, die kein Sünder findet,
ihr wißt, daß nur dem Reinen
vergönnt ist, sich zu einen
den Brüdern, die zu höchsten Rettungswerken
des Grales Wunderkräfte stärken.
Da mußte ich denn doch verhalten grinsen: Die Kerle vor mir sahen teilweise eher wie staubige Brüder aus und weniger wie solche, die »zu höchsten Rettungswerken des Grales Wunderkräfte stärken«. Aber mitunter irrt man sich ja in der Beurteilung von Äußerlichkeiten...
Abgelegt in: Alltagsleben • 16. Sep.. 2014, 17:30 Uhr • Diskussion eröffnen
Abgelegt in: Kurioses • 14. Sep.. 2014, 22:49 Uhr • 8 Kommentare lesen
Nachdem uns Port de Sóller schon vor Reiseantritt als idealer Ausgangspunkt für wunderbare Wanderungen empfohlen ward, hatten wir einen Mietwagen nur für die letzte Urlaubswoche gebucht. Zunächst wollten wir uns per pedes im Tramuntana-Gebirge bewegen: Was soll man sich auch ein kostspieliges und platzgreifendes Vehikel an’s Bein binden, wenn’s in der Nahzone rund um den Ferienort schon so viel zu entdecken gibt?
Also schnürten wir die Wanderstiefel und machten uns auf nach Sóller, dem eigentlichen Ort zum Hafen. Schon nach ein paar hundert Metern landeinwärts stießen wir auf ein aufgelassenes und desolat vandalisiertes Hotel, in dessen gleichfalls deprimierend vermüllten Pool ein Bild des Jammers sich dem Betrachter (und seinem Kameraobjektiv) darbot:
Der tote Plüsch-Pokemon Quaputzi mit den weit aufgerissenen Augen war unzweifelhaft ermordet worden, in seinen Pupillen spiegelte sich namenloses Entsetzen. Frösche sonder Zahl quakten um ihm herum ein (eher dissonantes) Requiem. Hier kam offenkundig jede Hilfe zu spät. Traurig tappten wir weiter. [1]
In Sóller angekommen, begegneten wir zunächst einmal der putzigen Tram, die sich dort mit freundlich warnendem Getute ihren Weg ins Stadtzentrum bahnt:
Wundersamerweise passieren dort kaum Unfälle: Markttreiben, Menschenmengen und schienengebundener Verkehr kommen im öffentlichen Raum ganz gut miteinander aus. Wobei so ein Straßenbähnlein natürlich auch nicht so lange Bremswege aufweist wie eine »richtige« Eisenbahn, mithin weit weniger gefährlich ist. Dennoch, gut aufpassen müssen die Fahrer allemal!
Zumal der arglos dahinflanierende Tourist ja oftmals nicht so recht auf seinen Weg achtet, sondern den Blick nach oben wendet, um die Sehenswürdigkeiten des südlichen Stadtbildes zu erhaschen und zu genießen. Recht oft kommt einem dabei die mallorquinische Flagge vor die Linse, die insularen Spanier haben zweifellos ihren eigenen Stolz und zeigen den auch demonstrativ vor:
Ob sich die separatistischen Anwandlungen der Balearen-Bewohner wohl verstärken, falls sich die Schotten demnächst vom Vereinigten Königreich lossagen sollten? Für unsereinen ist schwer einzuschätzen, ob derlei Beflaggungen spezifischen Lokalstolz signalisieren, Überbleibsel vom letzten Volksfest sind oder schlichte Folklore, den bayerischen Wappen und Wimpeln in heimischen Schrebergärten vergleichbar. Obwohl man auch da nicht immer weiß, wes Geistes Kind der Aufsteller ist...
Schlendern wir mal weiter ins Zentrum, woselbst sich an der Plaça Constitució die Kirche Sant Bartomeu erhebt. Die ist genauso originell-pittoresk wie ihre berühmte Namensvetterin im Oberbayerischen, aber im Gegensatz zu dieser von Orangenbäumen umstellt und geziert, die in und um Sóller prächtig gedeihen und deren außerordentlich aromatische Früchte alleroten für kleines Geld feilgeboten werden:
Die Stimmung dort am Platze vor der Kirche ist wirklich sehr erbaulich: Eilende und Weilende, entspannte Café-Besucher, gestikulierende Diskutanten, spielende Kinder, gurrende Tauben und bimmelnde (resp. tutende) Bähnchen, da ist es gut sitzen und vor-sich-hin-Blinzeln...
Wenn er sich an dem beschaulich dahinblubbernden Kleinstadtleben sattgesehen hat, hält der zonebattler gerne nach Kuriositäten Ausschau, für bizarre Details unterhält er ja auch eine eigene Abteilung in seinem virtuellen Schaukasten. Das hier ist ihm zum Exempel in Sóller als nachdenkens- und festhaltenswert aufgefallen:
Auch ohne nennenswerte Spanisch-Kenntnisse vermochte unsereins mit seinem antiken Latinum die Botschaft entziffern, wonach das Aufsammeln von Hundekacke obligatorisch sei und das Ignorieren dieser Anordnung mit einem Ordnungsgeld von 60 bis 300 EUR, mindestens jedoch 70 EUR belegt ist. Da fragt man sich schon, welcher Bürokrat diese eigenartige Rechnung angestellt hat. Aber egal, man muß nicht alles verstehen, zumal dann nicht, wenn man selbst kein Hundehalter ist...
Jetzt aber endlich zum Höhepunkt des Tages und der Erklärung, warum die diesjährige Urlaubsberichterstattung unter dem Titel »Überraschungsinsel« firmiert. Hier naht die nämliche Überraschung an Bord der längst gewohnten Straßenbahn, die der Berichtende schon routinemäßig fotografisch einzufangen trachtete:
»Was machst denn Du hier?!« tönte es unverhofft vom Triebwagen herab. »Was machst denn Du hier?!« rief auch der zonebattler fast simultan und lippensynchron hinauf, denn er hatte zur gleichen Zeit ein bekanntes Gesicht erspäht. Man mag es kaum glauben, aber unser Fürther MietMichel stand (nebst ein paar auch uns bekannten Kumpanen und einer Kumpeline) im Waggon und ratterte mit ihm in die Endhaltestelle ein.
Großes Hallo und ausgiebiges Umarmen, man hatte sich daheim trotz nachbarschaftlicher Nähe seit Monaten nicht gesehen, und hier, gut 1.200 km weit weg von daheim, rennen sich die Fürther fast über den Haufen. Irre! Wobei das erst der Auftakt der stochastischen Unwahrscheinlichkeiten war: Gut eine Woche später – als wir uns zum Zwecke der Abholung eines Mietwagens erstmals in die Hauptstadt Palma de Mallorca begaben – traten wir mittags nach stundenlangem Kunstmuseumsbesuch auf den Vorplatz hinaus und trafen dort ... den MietMichel samt Begleitung an! Und als hätten wir den Hattrick vorausgeahnt, sahen wir ihn später an seinem Rückreisetag noch ein drittes Mal, als wir uns im innerstädtischen Straßengewirr Palmas verfranzten und unverhofft am zentralen Bus-Terminal vorbeifuhren, wo die MietMichelei den Weg zum Flughafen zwecks Heimreise antrat. Daheim läuft man sich allenfalls ein bis zwei Mal im Jahr ungeplantermaßen über den Weg, und drunten auf Malle schafft man’s drei Mal hintereinander innert 14 Tagen! Und wer weiß, wieviele Fürther man während des Inselaufenthaltes nur knapp verfehlt hat...
Tja, das staunte die mitgeführte bessere Hälfte als professionelle Statistikerin, und auch die stets auf Draht seienden Tauben reckten die Hälse und wunderten sich:
Es wird ja gerne gefeixt, daß man der Balearen größtes Eiland als 17. Bundesland der Bundesrepublik ansehen könne. Nach derlei Begegnungen ist man geneigt, der satirischen Übertreibung ein Körnchen Wahrheit zu attestieren. Übrigens waren MietMichel & Co. sowie der zonebattler samt Halterin an jenem Tage erstmals im Städtchen. Ebenso belustigt wie beglückt ging man dann wieder seiner unterschiedlichen Wege...
Unsereins marschierte später wieder zurück ans Meer und fing zum guten Schluß noch ein paar promenierende Mädels im abendlichen Port de Sóller ein:
Obiges Bild ist als unverfängliches Stimmungsfoto zu verstehen, wer zu Studienzwecken und aus staatsbürgerlichem Interesse heraus auf Details erpicht ist, sei hier auf meine Sammlung von Damenbeinen verwiesen.
Tja, so bringt man sich die Erinnerungen an einen frühlingswarmen Urlaubstag wieder zurück ins Gedächtnis, derweilen draußen der Herbst mit grimmen Regenwetter den Sommer endgültig zu verdrängen sich anschickt. Da ist das zeitliche Strecken der Urlaubs-Erzählung psychologisch durchaus nicht unpfiffig. Fünf weitere Folgen habe ich noch vorgesehen, aus Gründen der Selbstdisziplinierung verspreche ich aber jetzt schon der geneigten Leserschaft, spätestens bis Silvester damit fertig zu sein. In diesem Sinne: Bis demnächst!
[1] Wir kamen im Laufe der nächsten zweieinhalb Wochen noch mehrfach an dieser Stätte des Grauens vorbei, jedesmal porträtierte ich den Gemeuchelten, der leblos, jedoch mit eigenartiger Würde in dem betonierten Tümpel dümpelte. Freunde aus Nürnberg, die einige Wochen nach uns ihren Urlaub an gleicher Stelle verbrachten, berichteten uns später, daß sie das triste Wasserloch ohne den blauen Spiraliker vorgefunden hatten. Wir werden sein Schicksal wohl nimmermehr ergründen können...
Abgelegt in: Expeditionen • 12. Sep.. 2014, 15:00 Uhr • Diskussion eröffnen
Des zonebattler’s homezoniges Rechenzentrum (Tower-PC, Monitor, zwei Brüllwürfel, Tastatur, Maus, Scanner und Drucker) war ursprünglich ganz in dezentem Beamten-Büro-Beige gehalten, viele werden sich noch an diese farblosen Zeiten erinnern. Heutzutage ist die pseudo-noble Farbkombination Silber/Schwarz en vogue, letzteres gerne in der staubanziehenden und überaus kratzempfindlichen »Klavierlackeffekt«-Abart. Auch bei mir wurden altersschwache und obsolete Gerätschaften nach und nach durch dunkle Nachfolger ersetzt. Zuletzt war nur noch meine treue Tastatur übrig (Cherry Modell RS 6000 M), die dank solider Mechanik, abriebfest eingelaserter Tastenbeschriftung und reinigungsfreundlichem Aufbau ewig zu halten versprach.
Leider hat der unlängst beschafte, quasi-neue Gebraucht-PC des Endesunterfertigten keine PS/2‑Buchsen mehr zum Betrieb von Hackbrett und Nagetier. Da war die alte Tastatur nimmer anzuschließen, zumal auch ein rein mechanischer Adapter keine USB-Tauglichkeit mehr hätte herstellen können. Mit der dem Rechner beigegebenen Original-Tastatur konnte ich mich nicht anfreunden, das heute übliche »low contrast« Design (schwarze Tasten, dunkelgrau beschriftet) taugt einem nicht, wenn man das blinde Tippen nie gelernt hat und abends überdies gerne bei schummeriger Beleuchtung in die Tasten haut. Ich sann auf ebenso effiziente wie effektive Abhilfe...
Die simple und preiswerte Lösung bestand im Kauf einer gebrauchten USB-Variante der geliebten Cherry-Tastatur in schwarzer Ausführung via eBay. Für einen glatten Zehner (inklusive Porto) fischte ich ein elektrisch passendes USB-Hackbrett aus der Bucht, welches ich sofort nach Erhalt zerlegte und gründlich reinigte. Der eigentliche Clou aber bestand im anschließenden Verheiraten des schwarzen Tastatur-Unterbaus mit den hellgrauen Tasten des alten Exemplars:
Schaut schick, aus, nicht war? Paßt vorzüglich zum Rest der auf dem Schreibtisch herumlungernden PC-Peripherie, läßt sich aber nach wie vor auch bei Funzellicht bestens bedienen! Leider ist im Gehäuseboden die Aussparung für das gediegenheitsmehrende Ballast-Blech wegrationalisiert worden, aber mit dem Gewichtsverlust kann ich eher leben als mit unleserlicher Beschriftung.
Die nach der Bastelaktion übriggebliebenen Einzelteile habe ich selbstredend nicht etwa weggeworfen, sondern zu einer komplementär kolorierten Kuriosität zusammengesetzt:
Schaut ja auch nicht ganz verkehrt aus (und erinnert mich an meine bunte Handstaubsauger-Spielerei), taugt aber aus meiner altersschwachen Sicht nur als Ersatzteilspender (falls ich z.B. mal die federnde Silikon-Matte oder das darunterliegende Kontaktfolien-Sandwich austauschen müßte).
Schade nur, daß mir mitunter trotz gut sichtbarer Tasten die rechten Worte zum jeweiligen Anlaß nicht einfallen wollen: Wenn der Musenkuß ausbleibt, nützt das beste Werkzeug nix. Aber es schadet auch nicht, für den Fall des plötzlich herniederfahrenden Geistesblitzes gut gerüstet zu sein...
Abgelegt in: Interna • 8. Sep.. 2014, 0:05 Uhr • 13 Kommentare lesen
Freund Lexikaliker hat sich – pragmatisch wie er nun mal ist – einen Schalter zur sofortigen Herstellung von Ruhe im Hirn eingebaut, sehr anschaulich und bebildert beschrieben im Beitrag »Kopfschmuck«. Die Erfindung sollte auch für aufmerksamkeitsdefizitär und hyperaktivitätssyndromatisch geplagte Wirrköpfe wie den zonebattler von großem therapeutischen Nutzen sein! Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß die Einbauposition für einen Rückenschläfer latent ungünstig ist und kontraproduktiverweise gefährliche Schwing- und Aufschaukelzustände begünstigt...
Abgelegt in: Kurioses • 7. Sep.. 2014, 13:50 Uhr • Diskussion eröffnen
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Süßer und scharfer Senf:
Flexibilität ist allesBedaure, ich bin Blogger und kein Beschaffer. Es wird Dich allenfalls etwas...
Flexibilität ist allesUnd noch was: Ich finde es sehr lustig, dass du den "Orangeli"...
Flexibilität ist allesP.P.S.: Mir ist mein "Gelbi" wirklich wichtig! Das Angebot mit den 9...
Flexibilität ist allesP.S.: Du kannst mir vertrauen, ich meine solche Angebote ernst. Ich würde...