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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Samstag, 23. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (6)

Der am spä­ten Vor­abend an­ge­steu­er­te Über­nach­tungs­ort ‑die hin­ter­ste Ecke ei­nes gro­ßen Su­per­markt-Park­plat­zes in Uck­field- hat­te sich als über­aus kom­mod er­wie­sen: fe­ster Un­ter­grund (Asphalt), schüt­zen­de Bäu­me seit­lich und im Rücken, flie­ßend Was­ser (Bäch­lein) gleich hin­ter der fah­ren­den Be­hau­sung. Da ließ es sich nach der am­bu­lan­ten Mor­gen-Toi­let­te denn auch vor­treff­lich früh­stücken (mit fri­scher Milch von ne­ben­an). Und schon ging es frisch ge­stärkt wie­der auf die Pi­ste.

Nach ei­nem spon­ta­nen Ab­ste­cher zu ei­ner na­he der Rou­te ge­le­ge­nen Mu­se­ums-Ei­sen­bahn in Is­field (die »La­ven­der Li­ne«, sie­he auch Is­field rail­way sta­ti­on) in­spi­zier­ten wir am Vor­mit­tag noch Le­wes, um dann zur Mit­tags­stun­de end­lich im be­rühm­ten See­bad Brigh­ton ein­zu­lau­fen. Lei­der zeig­te sich der Sams­tag dort arg win­dig und reg­ne­risch, aber das war uns erst­mal ei­ner­lei, stand doch zu­nächst der lang er­sehn­te Be­such im Roy­al Pa­vi­li­on auf dem Pro­gramm. Und da war er nun:

Der Royal Pavilion zu Brighton

Der da­mals ju­ve­ni­le Prinz­re­gent und spä­te­re Kö­nig Ge­org IV. hat es bei der ar­chi­tek­to­ni­schen Au­ßen- und In­nen­ge­stal­tung sei­ner Som­mer­re­si­denz echt voll kraß kra­chen las­sen (um mal ei­ne zeit­ge­nös­si­sche Wen­dung zu ge­brau­chen): Im pseu­do-in­disch-chi­ne­si­schen Stil er­rich­tet, er­in­nert der Pa­last in wei­ten Tei­len an das Set ei­nes Fan­ta­sy-Fil­mes: Dra­chen-Skulp­tu­ren über­all, de­ko­ra­ti­ve Or­na­men­tik al­ler­or­ten. Fo­to­gra­fie­ren ver­bo­ten, au­ßer na­tür­lich für An­alpha­be­ten (reich­lich), Pik­to­gramm-Igno­ran­ten (noch mehr) und zone­batt­ler (ei­nen, sich recht­schaf­fen schä­men­den):

im Musik-Saal des Royal Pavilion

Erst­mals be­kam un­ser­eins an­läß­lich der Pa­last-Be­sich­ti­gung ei­nen Au­dio­gui­de in die Hand ge­drückt, ei­ne Art elek­tro­ni­schen Füh­rer in an­ge­nehm hand­schmei­cheln­der Te­le­fon­hö­rer­form. Ei­ne in­ter­es­san­te, wenn­gleich am­bi­va­len­te Er­fah­rung: Ei­ner­seits er­fährt man von der in das Käst­chen ein­ge­sperr­ten Gei­ster­stim­me na­tür­lich ei­ne Men­ge über das zu Se­hen­de und über die hi­sto­ri­schen Hin­ter­grün­de, an­de­rer­seits braucht man fünf- bis acht­mal so lan­ge als oh­ne Plap­per­ka­sten, bis man mit dem In­spek­ti­ons­gang fer­tig und wie­der am Aus­gang an­ge­langt ist. Aber was soll’s, drau­ßen war­te­ten ja nur Sturm- und Re­gen­bö­en auf uns...

Der an­schlie­ßen­de Marsch durch die Stadt und ins­be­son­de­re je­ner durch die lär­men­den Spiel­hal­len-Sä­le auf dem Brigh­ton Pier müs­sen un­be­bil­dert blei­ben, woll­te ich doch nicht ris­kie­ren, die de­li­ka­te Op­tik ei­nem plötz­li­chen Salz­was­ser-Guß aus­zu­set­zen. Un­be­bil­dert und nicht mehr im De­tail nach­voll­zieh­bar bleibt lei­der auch die prä­zi­se Rou­te durch Stadt und über Strand, denn dum­mer­wei­se hat­te ich mei­nen un­schein­ba­ren GPS-Tracker im ge­park­ten Au­to ver­ges­sen, wo er stumm und stur und sta­tio­när vor sich her tracker­te. So bleibt der lan­ge Pier auf der vir­tu­el­len Land­kar­te un­be­strif­fen, und es ist nur die spä­te­re Hin- und Her- und Wei­ter­fahrt ent­lang der Ufer­pro­me­na­de für die Nach­welt auf­ge­zeich­net:

Brighton Pier auf der Land- und Straßenkarte
Map da­ta: © Open­Street­Map con­tri­bu­tors, powered by MapSurfer.NET

Bis weit in den Abend hin­ein fuh­ren wir kü­sten­nah nach Osten, konn­ten aber kei­nen so recht über­zeu­gen­den Stand­platz für die Nacht aus­fin­dig ma­chen. Erst in ei­nem Vor­ort von Bexhill fand sich ein (mehr oder we­ni­ger) lau­schi­ges Plätz­chen hin­ter den Ge­bäu­den ei­ner auf­ge­ge­be­nen Tank­stel­le und ehe­ma­li­gen Kfz-Werk­statt. Der näch­ste Tag ‑der Sonn­tag al­so- macht sei­nen Na­men dann wie­der al­le Eh­re, so daß der Be­such im na­hen Ha­stings bei blau­em Him­mel, strah­len­dem Son­nen­schein und dar­ob gut­ge­laun­tem Fe­der­vieh statt­fin­den konn­te...

am Strand von Hastings

Über die Sta­tio­nen Batt­le (wo die be­rühm­te Schlacht bei Ha­stings im Jah­re 1066 tat­säch­lich statt­ge­fun­den hat­te)- Bo­diam Cast­leRyeNew Rom­ney und tags drauf New Rom­ney – Dym­churchHy­theDo­ver ging es dann wie­der zum Fähr­an­le­ger und da­mit dem Aus­gangs­punkt un­se­rer klei­nen Eng­land-Ex­pe­di­ti­on zu­rück. Im näch­sten Teil gibt es mor­gen noch ein paar Bil­der über das, was Eng­land so eng­lisch macht. Stay tu­n­ed!

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Mittwoch, 20. August 2008

Ein­mal Brigh­ton und zu­rück (3)

Kaum ist man aus Aa­chen raus, ist man auch schon in Bel­gi­en drin: Man merkt es so­fort an den die Au­to­bahn des nachts be­leuch­ten­den Stra­ßen­lam­pen, mit de­nen sie sich dort drü­ben vor licht­scheu­em Ge­sin­del zu schüt­zen hof­fen. Die stän­di­ge Il­lu­mi­na­ti­on führt lei­der auch da­zu, daß die Ein­hei­mi­schen und vie­le ih­rer Be­su­cher un­ter­des­sen ei­ne ge­wis­se Angst vor der Dun­kel­heit ent­wickelt ha­ben und da­her (vor­zugs­wei­se in däm­me­ri­gen Kir­chen) mit al­lem un­ent­wegt her­um­blit­zen, was Han­dy, Ta­schen­ka­me­ra oder Spie­gel­re­flex auf­zu­bie­ten ha­ben. Da nüt­zen auch gro­ße Knips­ver­bots­schil­der in zwei Me­ter Ab­stand nix. Das frei­lich ist ein The­ma für sich, wel­ches der zone­batt­ler noch ein­mal se­pa­rat auf­grei­fen wird...

Doch wie­der zu­rück zum Land der Fla­men und Wal­lo­nen: Die kön­nen aus hi­sto­ri­schen Grün­den nicht so recht mit­ein­an­der und ver­nach­läs­si­gen dar­über au­gen­schein­lich die In­fra­struk­tur. Sel­ten ha­ben wir so vie­le arm­dicke Bäu­me aus Kir­chen- und Pa­last­dä­chern wach­sen se­hen! Was si­cher einst als schlei­chen­de Ver­nach­läs­si­gung be­gann, ist mitt­ler­wei­le vie­ler­orts zum ga­lop­pie­ren­den Ver­fall an­ge­wach­sen. Das kann zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen mit­un­ter recht pit­to­resk wir­ken und an Ve­du­ten von Pi­ra­ne­si er­in­ne­ren, rührt aber dem fas­sungs­lo­sen Be­trach­ter an­ge­sichts der teils ko­los­sa­len Was­ser- und Van­da­len­schä­den das Herz. Vie­les scheint hier al­so am Bo­den dar­nie­der­zu­le­gen, und wenn man sich mit der Ka­me­ra da­zu­legt ‑zum Bei­spiel vor dem Pa­lais Roy­al in Brüs­sel- hat man meist so­gleich et­was Merk­wür­di­ges vor der Lin­se ste­hen...

bodennaher Brüssel-Blick

Über den de­so­la­ten Zu­stand ih­res Ge­mein­we­sens zu Recht fru­striert, grei­fen die Bel­gi­er gern und oft zu trö­sten­den Scho­ko­la­de­stück­chen, wes­halb die hei­mi­sche Pra­li­nen­pro­duk­ti­on in ho­her Blü­te steht, ja nach­ge­ra­de Welt­markt­füh­rer­schaft be­an­spru­chen kann. Daß der Pro­to­kol­lant wäh­rend sei­nes kur­zen Auf­ent­hal­tes nicht gleich fünf Ki­lo zu­leg­te, ist ein­zig den ex­or­bi­tan­ten Prei­sen der sü­ßen De­li­ka­tes­sen ge­schul­det. Weil die Bel­gi­er über der gan­zen Na­sche­rei nicht sel­ten ver­ges­sen, wäh­rend der La­den­öff­nungs­zei­ten auch für die Deckung des Grund­be­dar­fes Sor­ge zu tra­gen, ste­hen in vie­len Ge­mein­den Bro­t­au­to­ma­ten stets dienst­be­reit her­um.

Auch an­son­sten fin­det man im klei­nen Nach­bar­land man­che Ei­gen­ar­tig­keit in der Welt der Wirt­schaft, zum Bei­spiel ehe­ma­li­ge Kir­chen, in de­nen heut­zu­ta­ge nur noch dem Mam­mon ge­hul­digt wird:

zu einer Modeboutique umgewidmete Kirche in Gent

In­wie­weit sich in sol­chen Kon­sum­tem­peln [sic!] ei­ne zu­neh­men­de Gott­lo­sig­keit in der Ge­sell­schaft wi­der­spie­gelt, soll an die­ser Stel­le nicht wei­ter dis­ku­tiert wer­den. Auch soll kei­nes­wegs der Ein­druck ent­ste­hen, daß Bel­gi­en nicht auch schö­ne Sei­ten auf­zu­wei­sen hät­te. Das Ge­gen­teil ist der Fall! Im ost­flan­dri­schen Gent zum Ex­em­pel kommt man gar nicht um­hin, in na­he­zu je­der Blick­rich­tung an­sichts­kar­ten­ge­rech­te Stim­mungs­bil­der vor sich zu se­hen:

Postkartenbild von Gent

Auch Brüg­ge in West­flan­dern ist be­rühmt für sei­ne in­tak­te mit­tel­al­ter­li­che Alt­stadt. Wäh­rend wir in Deutsch­land al­len­falls Ro­then­burg ob der Tau­ber als ver­gleich­ba­ren Trumpf aus­spie­len kön­nen, ha­ben die Bel­gi­er dut­zen­de put­zi­ger Städt­chen in der Hin­ter­hand und im Hin­ter­land. Den­noch: Hin­ter man­cher nett her­aus­ge­put­zen Fas­sa­de kön­nen Ab­grün­de lau­ern, Grau­en und Ent­set­zen gar! We­he dem, der dort den Schritt über die Schwel­le wagt:

unerhörter Hilferuf in Brügge

Der ab­ge­bil­de­te stum­me Schrei schien bis da­to nicht er­hört wor­den zu sein, ob­wohl man wohl da­von aus­ge­hen kann, daß die mei­sten Bel­gi­er nicht nur ent­we­der des Nie­der­län­di­schen oder Fran­zö­si­schen mäch­tig sind. Auch der zone­batt­ler un­ter­nahm kei­ne An­stal­ten, hier wei­ter nach dem Rech­ten zu se­hen. Tags drauf war ihm dann frei­lich selbst nach ei­nem Hil­fe­ruf zu­mu­te, als er und sei­ne bes­se­re Hälf­te näm­lich arg­lo­se Op­fer leib­haf­ti­ger Ver­bre­cher wur­den. Mehr da­zu in der näch­sten Epi­so­de...

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Donnerstag, 26. Juni 2008

Ga­le­rie der Kon­tra­ste (35)

Fürther Freiheit mit verschwundenem Ludwigsbahnhof
 
Für­ther Frei­heit mit ver­schwun­de­nem Lud­wigs­bahn­hof
 
[ HDR-Auf­nah­me ]
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Freitag, 23. Mai 2008

Blick zu­rück in die Mo­der­ne

Der Fo­to­stream von modern_fred kann mich be­gei­stern. Euch auch?

Mittwoch, 26. März 2008

In­si­der­wis­sen

Heu­te be­ehrt sich der zone­batt­ler, hier in sei­nem vir­tu­el­len Schau­ka­sten ex­klu­siv ei­ne nicht nur lo­kal­hi­sto­risch in­ter­es­san­te Sach­buch-Neu­erschei­nung aus der Fe­der (resp. Ta­sta­tur) un­se­res am­tie­ren­den Stadt­hei­mat­pfle­gers zu prä­sen­tie­ren:

Grundig-Buch von Dr. Alexander Mayer

Da der Schmö­ker erst im Mai er­scheint, kann ich hier na­tur­ge­mäß noch nicht mit ei­ner um­fas­sen­den Re­zen­si­on auf­war­ten. Im­mer­hin gibt es schon ei­nen leid­lich in­for­ma­ti­ven Klap­pen­text des Ver­la­ges:

Rei­he Ar­beits­wel­ten
GRUNDIG und das Wirt­schafts­wun­der
Alex­an­der May­er
 
In den Fünf­zi­ger­jah­ren wa­ren die Grun­dig-Wer­ke der größ­te Rund­funk­her­stel­ler Eu­ro­pas. Da­mals fan­den sich Ge­rä­te wie der Hein­zel­mann oder der Welt­klang in fast je­dem Wohn­zim­mer. Dank sei­ner in­no­va­ti­ven Pro­duk­te ent­wickel­te sich das Für­ther Un­ter­neh­men schnell zu ei­nem Sym­bol des Wirt­schafts­wun­ders.
 
Der Für­ther Stadt­hei­mat­pfle­ger Alex­an­der May­er ist mit zahl­rei­chen Pu­bli­ka­tio­nen zur Stadt­ge­schich­te her­vor­ge­tre­ten. Sein Va­ter ar­bei­te­te 40 Jah­re bei den Grun­dig-Wer­ken. An­läss­lich des 100. Ge­burts­ta­ges des Fir­men­grün­ders Max GRUNDIG hat Alex­an­der May­er aus sei­ner Pri­vat­samm­lung, dem Ar­chiv der Max-Grun­dig-Stif­tung und dem Rund­funk­mu­se­um der Stadt Fürth ein­drucks­vol­le Fo­to­gra­fien und Do­ku­men­te der Fir­men­ge­schich­te aus­ge­wählt. Mit 190 bis­lang meist un­ver­öf­fent­lich­ten hi­sto­ri­schen Bil­dern do­ku­men­tiert er den Ar­beits­all­tag in den Werks­hal­len und Bü­ros in Fürth, Nürn­berg, Ge­or­gens­gmünd und Augs­burg. Der Schwer­punkt der Dar­stel­lung liegt da­bei auf den Fünf­zi­ger- und Sieb­zi­ger­jah­ren.
 
Die­ser Bild­band wür­digt das En­ga­ge­ment der Ar­bei­ter, An­ge­stell­ten und In­ge­nieu­re, die den Kon­zern zu ei­nem der er­folg­reich­sten in der Un­ter­hal­tungs­in­du­strie mach­ten, und lädt zu ei­nem Streif­zug durch die Ge­schich­te des Un­ter­neh­mens ein.
 
Sut­ton Ver­lag, ISBN: 978–3‑86680–305‑3
 
128 Sei­ten, 18,90 € [D]

Das Co­ver zeigt üb­ri­gens den Va­ter des Au­tors bei Ein­stell­ar­bei­ten am da­mals er­sten Fern­seh­sen­der Süd­deutsch­lands, welch­sel­bi­ger im Turm des heu­ti­gen Für­ther Rund­funk­mu­se­ums un­ter­ge­bracht war...

In­ter­es­sier­te Stamm­tisch-Teil­neh­me­rIn­nen soll­ten sich mit der Bit­te um die Re­ser­vie­rung si­gnier­ter Ex­em­pla­re di­rekt per Mail an den Ver­fas­ser wen­den: Da der rüh­ri­ge Hei­mat­pfle­ger im­mer wie­der mal ger­ne auf ei­nen Schwatz bei un­se­rer Run­de vor­bei­schaut, soll­te sich ei­ne per­sön­li­che Lie­fe­rung frei Lo­kal zu ge­ge­be­ner Zeit si­cher­lich ein­rich­ten las­sen!

Sonntag, 9. März 2008

Ge­schichts­klit­te­rung

In der Zeit zeigt ein her­vor­ra­gen­der Ar­ti­kel auf, wie der­zeit mit der fil­mi­schen Auf­be­rei­tung der NS-Zeit üb­ler Ge­schichts­re­vi­sio­nis­mus be­trie­ben wird. Le­sens- und be­den­kens­wert!

Freitag, 15. Februar 2008

Deut­sche Gründ­lich­keit

Auf der Home­page des Für­ther Stadt­hei­mat­pfle­gers ha­be ich so­eben des­sen neue­sten Rund­brief mit hoch­in­ter­es­san­ten The­men ein­ge­stellt. Die Lek­tü­re ist strecken­wei­se nichts für schwa­che Ner­ven, gleich­wohl sehr zu emp­feh­len...

Donnerstag, 24. Januar 2008

Wirt­schafts­wun­der­li­ches

Vom Herrn Gra­ben­ken­ner stammt der Hin­weis auf die Sei­te www.epoche‑3.de , die sich mit der All­tags­hi­sto­rie zwi­schen ca. 1950 und 1970 be­faßt. Ich ge­be sei­ne Emp­feh­lung hier ger­ne wei­ter! Doch Vor­sicht: Wer sich erst­mal auf die um­fang­rei­che Link-Li­ste ge­klickt hat, fin­det da so schnell nicht mehr her­aus... ;-)

Samstag, 24. November 2007

Ver­schenk­te Chan­cen

Ge­stern Abend ha­be ich mich wie­der ein­mal der Sich­tung und Auf­lö­sung mei­nes Be­ta­max-Ar­chi­ves ge­wid­met und ein vor Jahr­zehn­ten auf­ge­zeich­ne­tes Fern­seh­spiel von 1974 wie­der­ge­se­hen: »Cau­tio Cri­mi­na­lis« skiz­ziert das Le­ben und die Zwei­fel des jun­gen Je­sui­ten-Pa­ters Fried­rich Spee von Lan­gen­feld, der den Wahn der mör­de­ri­schen He­xen­ver­fol­gung zu be­zwei­feln, zu kri­ti­sie­ren und schließ­lich mit ei­nem an­onym pu­bli­zier­ten Buch zu be­kämp­fen be­ginnt...

Oh­ne jetzt das mit hoch­ka­rä­ti­gen deut­schen Schau­spie­lern be­setz­te TV-Stück im Ein­zel­nen re­zen­sie­ren zu wol­len: Ei­ne so über­aus stim­mi­ge und be­we­gen­de Mi­schung aus groß­ar­ti­ger Dar­stel­lerkunst, span­nen­dem Dreh­buch (oh­ne plat­te Ac­tion-Sze­nen!) und un­spek­ta­ku­lä­ren, sti­li­sier­ten Stu­dio­ku­lis­sen, so et­was gibt es heut­zu­ta­ge schlicht nicht mehr. In den 1970er Jah­ren in­des­sen wa­ren Li­te­ra­tur­ver­fil­um­gen und an­spruchs­vol­le TV-Ad­ap­tio­nen hi­sto­ri­scher Stof­fe kei­nes­wegs die sel­te­nen High­lights, nach de­nen man in den Pro­gramm­zeit­schrif­ten lan­ge hät­te su­chen müs­sen. Doch das, was an der­lei Gem­men in den Ar­chi­ven schlum­mert, gilt heut­zu­ta­ge als bil­dungs­bür­ger­li­cher Quo­ten­kil­ler und wird al­len­falls an­läß­lich des Tod ei­nes be­tei­lig­ten Mi­men zu nacht­schla­fen­der Stun­de in ei­nem der drit­ten Pro­gram­me ge­zeigt.

Da­bei wä­re qua­li­ta­ti­ves und bil­den­des Fern­se­hen nicht nur die Do­mä­ne des öf­fent­li­chen recht­li­chen Fern­se­hens, es wä­re so­gar des­sen ur­ei­ge­ner und oben­drein ge­büh­ren­fi­nan­zier­ter Auf­trag! Frei­lich zieht man es in den halb­staat­li­chen Sen­de­an­stal­ten längst vor, mit den von den Zu­schau­ern be­zahl­ten Mil­lio­nen den un­säg­li­chen Plat­ti­tü­den des Pri­vat-Fern­se­hens so­zu­sa­gen »auf Au­gen­hö­he« Kon­kur­renz zu ma­chen und weit­ge­hend den­sel­ben Schund zu pro­du­zie­ren...

Ein sehr le­sens­wer­ter Es­say über den Ver­fall po­li­tisch-kul­tu­rel­ler In­for­ma­ti­on fin­det sich auf TELEPOLIS un­ter dem Ti­tel »Die In­du­stria­li­sie­rung des Den­kens«. Ich ha­be bei der Lek­tü­re mehr als ein­mal re­si­gniert seuf­zen müs­sen. Was mei­nen mei­ne ge­schätz­ten Le­se­rIn­nen zu die­sem The­ma?

Freitag, 23. November 2007

Ku­lis­sen­schie­be­rei

Der Herr Rup­pi 1979 weist uns freund­li­cher­wie­se dar­auf hin, daß un­ser schö­nes Für­ther Stadt­thea­ter kei­nes­wegs ein­ma­lig ist, son­dern tat­säch­lich (min­de­stens!) ein zwei­tes Mal in der Land­schaft steht, und zwar im ukrai­ni­schen Tscher­no­witz:

Stadttheater Fürth i. Bay.
 
Stadt­thea­ter Fürth i. Bay. [Bild­nach­weis]
Stadttheater Tschernowitz
 
Stadt­thea­ter Tscher­no­witz [Bild­nach­weis]

Was auf den er­sten Blick ver­blüfft und ver­wun­dert, ja so­gar ei­nen Pla­gi­ats-Ver­dacht auf­kom­men läßt, ist in Wirk­lich­keit ein Ex­em­pel schlau­er Auf­wands­mi­ni­mie­rung: Das Wie­ner Ar­chi­tek­tur­bü­ro Fell­ner & Hel­mer war in der Zeit vor dem Er­sten Welt­krieg auf sol­che Thea­ter­ge­bäu­de spe­zia­li­siert und sei­ner­zeit am Bau von vier Dut­zend ein­drucks­vol­ler Spiel­stät­ten be­tei­ligt. Mit sich be­reits an­dern­orts be­währt ha­ben­den Plä­nen und Kon­struk­tio­nen konn­te man na­tür­lich je­den Mit­be­wer­ber leicht & läs­sig un­ter­bie­ten und rasch zum Qua­si-Mo­no­po­li­sten auf­stei­gen...

Den auf­trag­ge­ben­den Kom­mu­nen wer­den die be­acht­li­chen Ein­spar­po­ten­tia­le si­cher ganz recht ge­kom­men sein, wa­ren doch bei den gro­ßen Ent­fer­nun­gen zwi­schen den je­wei­li­gen Zwil­lings­bau­ten Re­pu­ta­ti­on und Eh­re kaum ge­fähr­det. Schwer vor­stell­bar frei­lich, daß ein ko­sten­be­wuß­ter Bau­un­ter­neh­mer den Für­thern und Nürn­ber­gern den glei­chen Ent­wurf hät­te schmack­haft ma­chen kön­nen!

Dienstag, 6. November 2007

Wür­de und An­stand im An­ge­sicht des To­des

Kon­ser­va­tiv ist die F.A.Z., kon­ser­viert ist Tu­tan­cha­mun. Al­les an­de­re als drö­ge Kon­ser­ven­kost ist der le­sens­wer­te Es­say »Ehe sein Ge­sicht zu Pu­der zer­fällt«, des­sen Lek­tü­re ich hier­mit mei­nen Le­se­rIn­nen an­emp­feh­len möch­te...

Freitag, 2. November 2007

Lie­be zwi­schen Schwarz und Weiß...

...ist das Mo­tiv des heu­ti­gen ar­te-The­men­abends, des­sen Re­por­ta­gen man sich nicht ent­ge­hen las­sen soll­te: Ein pech­schwar­zer jun­ger Mann in preu­ßi­scher Uni­form! Die Schwe­ster ei­nes Sul­tans als Frau ei­nes Ham­bur­ger Kauf­manns im aus­ge­hen­den 19. Jahr­hun­dert! Wenn das kei­ne au­ßer­ge­wöhn­li­chen The­men sind! Gleich­wohl wird der zone­batt­ler si­cher­heits­hal­ber sei­nen Vi­deo­re­cor­der mit­lau­fen las­sen, denn er selbst neigt zur spä­ten Stun­de da­zu, auf sei­nem So­fa auch dann weg­zu­dö­sen, wenn das Pro­gramm ei­gent­lich sei­ne vol­le Auf­merk­sam­keit ver­dient hät­te...

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