Montag, 28. Dezember 2009
Gestern sprang ich als dynamischer Endvierziger in mein Bett, heute bin demselben ich als semi-siecher Senior entkrabbelt und könnte mich subito bei der Fürther Volkshochschule zum Kurs »Better-Ageing mit viel Schwung – Fit ab 50« inskribieren, wenn nicht, ja wenn nicht die training time slots (10:00 – 11:00 Uhr) mit meinen regulären working hours (07:45 – 16:15 Uhr) kollidieren würden. Tja. Wird dann wohl nix werden mit dem better agen und ich muß auch in meiner zweiten Lebenshälfte notgedrungen selbst für den Schwung sorgen...
Freitag, 27. November 2009
Heute einen viertelten Urlaubstag auf höchst entspannende Weise im Fürthermare verbracht. Da zur Mittagsstunde außer dem zonebattler kaum andere Kinder zugegen waren, mußte dieser an den Einstiegsschlünden der rasanten Röhren-Rutschen nicht lange warten und konnte seinen stromlinienförmigen Leib subito den Wassermassen (und der Schwerkraft) überantworten. Auf dem (deutlich langsamer und zudem per pedes zurückgelegten) Hin- und Rückweg zum hiesigen Thermalbad versüßte je ein Zwischenstopp bei der Bäckerei Wehr in der Theaterstraße den kostbaren Frei-Tag: Wie die Fürther Nachrichten berichteten, backen dort zwei Franzosen für die Fürther, und das in hiermit beglaubigter, hervorragender Güte (aber leider nur noch bis morgen). Ein runder Tag.
Montag, 9. November 2009
Andrea Diener schreibt in der F.A.Z. über die bizarre Welt der EsoterikerInnen, und wer sich nach der Lektüre nicht scheckig gesund gelacht hat, ist mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr zu kurieren...
Samstag, 31. Oktober 2009
Heute ist der letzte Sendetag des ZDFdokukanals, der dem morgen startenden zdf_neo (mit neckischem Unterstrich, der wohl dem dynamischen Zeitgeist der imaginären Online-Generation geschuldet ist) weichen muß. Knappe zwei Monate hätte der zonebattler dann Zeit, sich das neue, grandiose und sicher so noch nie dagewesene Programm anzugucken, bis er endlich gnadenlos aus der Zielgruppe der 25- bis 49-jährigen Zuschauer herausfällt und sich hernach einen seniorengerechten Sender suchen müßte. Vermutlich aber wird er es vorziehen, weiterhin selbst aktiv auf Sendung zu gehen und das Abhängen vor der Glotze jenen zu überlassen, die von Mitte zwanzig bis Ende vierzig lieber passiv zappelnde Bilder konsumieren als selbst aktiv zu kommunizieren. Suum cuique.
Dienstag, 6. Oktober 2009
Quer durch alle Stämme und Schichten des Volkes besteht Konsens, daß niemand auf zwei Hochzeiten tanzen kann, jedenfalls nicht gleichzeitig. Dem zonebattler graut indes schon vor der einen, zu der er am kommenden Freitag geladen ist: Ein unter bizarren Begleitumständen vor gut 1,5 Jahrzehnten absolvierter Tanzkurs hat wenig hinterlassen, was ihn zu mehr als tanzbärartigem Tappsen befähigen würde. Heute und morgen Abend stehen Ausstellungseröffnungen auf dem Programm, bliebe also nur der Donnerstag-Abend für einen Crashkurs. Oder für den Weg zum Crash-Doktor, um sich das träge Tanzbein entschuldigungshalber fesch eingipsen zu lassen!
Samstag, 3. Oktober 2009
Wer gerne macht, tut und tüftelt, ist mit einem 249-teiligen Werkzeugkasten gemeinhin besser bedient als mit dem Schweizer Offiziers-Taschenmesser. Freilich schleppt man seine Werkstattausrüstung schon aus Gewichts- und Volumengründen nicht ständig mit sich herum, und so muß man sich im Zweifel eben doch zuweilen mit dem platzsparenden Notfallwerkzeug zu helfen wissen. Nicht anders verhält es sich mit den modernen Problemlösern [1] des Informationszeitalters: Der zonebattler ist es nunmehr langsam aber sicher leid, in seinem ausladenden Expeditionsgurt ständig Organizer, Kamera und Handy um den Bauch geschnallt (bzw. über die Schulter gehängt) und damit griff- und zückbereit zur Hand zu haben...
Bislang schien es allerdings keine rechte Alles-in-Einem-Alternative zu dem diskreten Dreigestirn aus elektronischem Gedächtnis, gläsernem Aufnehm-Auge und portabler Telefonzelle zu geben, jedenfalls keine, die von ernsthaft diskutierbarer Qualität gewesen wäre. Aber inzwischen habe mich doch mit dem Gedanken angefreundet, des öfteren nur noch mit »leichtem Gepäck« unterwegs und dennoch auf (fast) alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Dieser Tage ist es mir nämlich gelungen, das berufshalber überantwortete Nokia 5800 XpressMusic zu einem passablen Universal-Werkzeug hochzurüsten:
Ein Telefon ist das nicht unbedingt designpreisverdächtige Ding ja nun schon von Hause aus, und seine eingebaute Kamera ist zwar letztlich nur ein Notbehelf, aber als solcher zumindest schönwettertauglich und somit besser als nix. [2] Womit wir schon zwei von drei oft benötigten Gerätschaften in dem einen Apparillo vereinigt hätten. Als Organizer-Ersatz taugte mir das Multimedia-Talent trotz beeindruckenden Klanges und Taschenkino-Fähigkeiten bislang nicht: Zwar finden sich über diverse Foren und Fanseiten allerlei neckische Spielchen und sonstige Zeitvertreiber, an ernsthaften Anwendungen freilich herrschte und herrscht auffälliger Mangel.
Mit dem genialen Programm StyleTap habe ich es aber in kürzester Zeit geschafft, aus dem Lifestyle-Plapperkasten einen ernstzunehmenden Hosentaschen-Sekretär zu machen: StyleTap ist eine das Palm OS simulierende Laufzeitumgebung, die mir den Betrieb meiner hochgeschätzten Palm-Programme auf dem Symbian-getriebenen Mobiltelefon ermöglicht! Kalender, Adreßbuch, Aufgabenliste, Notizen, relationale Datenbanken (mit meinen Sammlungsbeständen, Impfpaß, Weinkellerbestand usw.), Finanzbuchführung, Fahrtenbuch und stapelweise aktuelle Offline-Lektüre, alles ist wieder in gewohnter Form zur Hand und das überdies in Farbe und in vierfacher Auflösung als bisher! Zwar funktioniert die Dateisynchronisation mit dem stationären PC nur manuell, aber unterwegs greife ich ohnehin meist nur lesend auf meine gespeicherten Datenbestände zu. Eine allemal alltagstaugliche Lösung also, die zudem ‑im krassen Unterschied zu manch’ hochgehypten Konkurrenzprodukt- nicht mit hohen Folgekosten durch Provider- und Diensteanbindung belastet ist.
Von meinem theoretischen Ideal eines in jeder Disziplin wirklich herausragenden Dreikämpfers ist das Nokia 5800 XpressMusic noch ein ganzes Stück entfernt, doch ist der Leidensdruck nicht mehr allzu groß: Das große Plus liegt in der fantastischen Option, unter dem völlig andersgearteten Betriebssystem eines Mobiltelefons die vertrauten (und teils teuer bezahlten) Altanwendungen aus der Palm-PDA-Ära weiterbetreiben zu können. Zumal sich diese sich in Sachen Leistungsfähigkeit und Benutzerfreundlichkeit nach wie vor sehen lassen können und keineswegs schamhaft verstecken müssen: Ein dickes Dankeschön an die Programmierer von StyleTap!
[1] Zuweilen assistieren einem die elektrischen Helfershelfer freilich bei der Lösung von Problemen, die man ohne sie erst gar nicht hätte...
[2] Die beste Kamera ist bekanntlich die, die man dabei hat, nicht jene, die daheim im Regal steht, wenn einem das Motiv der Motive vor die Augen springt!
Dienstag, 29. September 2009
Andrea Diener hat sich ja neulich in ihrem Blog bei der F.A.Z. sehr schlau über Gesellschaftsspiele ausgelassen und damit den zonebattler daran erinnert, daß seine raumgreifende Sammlung von mittlerweile exakt 133 Brettspielen endlich mal gesichtet und quantitativ komprimiert gehört. [1] Schon seit längerer Zeit greift unsereiner ja auf Flohmärkten und bei anderen Occassionen nur noch dann zu, wenn es sich um anerkannte Spitzentitel handelt, die bei sehr gutem bis hervorragendem Erhaltungszustand für läppisches Geld zu haben sind. [2] Gleichwohl drückt eine derartige Zahl von ausladenden Pappschachteln auf Dauer auf die Regalböden und letztlich auch auf das Gemüt...
Heute aber ward endlich ein Anfang gemacht ‑wird ja schon arg früh wieder duster draußen- und ein kleiner Spieletestabend eingelegt. Zur eigenen Verblüffung hat der Berichtende sogar den einen oder anderen Sieg über seine bessere Hälfte errungen, ein Triumph, welcher ihm bei Taktik- und Kombinatorik-Spielen gemeinhin nicht allzu oft vergönnt ist. Erfreut ist er auch über die lagerlogistische Bilanz der Aktion, die neben Spaß am Spiel eben auch einen greif- und sichtbaren Erfolg zeitigte: Von fünf getesten Spielen wurden nur drei (vorerst) wieder in den Bestand eingereiht, die beiden anderen hingegen in die große Fortgebe-Kiste geschlichtet. Mal schauen, wie weit wir bis zum Frühling durchkommen, das heute vorgelegte Tempo ist natürlich nicht durchzuhalten, schon weil zum Testen der Games für drei und mehr Spieler Gleichgesinnte rekrutiert und eingeladen werden müssen. Doch immerhin, ein Anfang ist gemacht, und wenn am Schluß nur noch die Spiele übrigbleiben, die man auch gerne mal wieder zur Hand nimmt, dann bin ich es zufrieden.
[1] 133 Spiele mögen manchem als absurd hohe Zahl erscheinen, aber wer so denkt, hat noch nie einen richtigen Sammler gesehen, geschweige denn dessen Sammlung...
[2] Man glaubt nicht, wieviele Verlegenheitsgeschenke spendabler Omas und Tanten von der halbwüchsigen Verwandschaft undankbarerweise schnellstmöglich wieder versilbert werden, bei umstandslos in Kauf genommenem, aberwitzigem Preisverfall von mindestens 80%.
Gehet hin und leset: Mit seinem heutigen Beitrag »Gedanken zu Graphit« hat sich der famose Lexikaliker selbst übertroffen!
Donnerstag, 24. September 2009
Sonntag, 6. September 2009
Nachdem das weiland beste Nachrichtenmagazin im Staate auch nur noch ein diffuser Schatten seiner selbst ist und die überregionale Tageszeitung aus der bayerischen Landeshauptstadt gleichfalls zusehends verseichtet, kommt als morgendliche Zug-Lektüre für den bildungshungrigen zonebattler tatsächlich fast nur noch die F.A.Z. in Frage, deren famoses Feuilleton z.B. seinesgleichen sucht in der bundesdeutschen Presselandschaft. Seit Jahren präferiert der Berichtende das diskrete Studium der liebgewonnenen Tagespostille auf seinem stets griffbereiten kleinen Zauberkasten. Der ist zwar mittlerweile auch in die Jahre gekommen, aber warum sollte man einen bewährten und höchst zuverlässigen Taschenkumpel durch einen neumodischen Schnickschnack-Apparillo ersetzen, der sich letzten Endes doch als bunter Blender (mit erheblichen Folgekosten durch unentwegtes Onlinisieren) entpuppt? Eben.
Bis vor kurzem nutzte ich zum lässigen Lesen den Dienst »AvantGo«, welcher mir allmorgendlich eine Anzahl virtueller Zeitungen über den PC auf das dort angedockte kleine Kästchen spielte. Dummerweise hat der Betreiber den Service auf einmal ‑mir nix, dir nix- eingestellt, und ich stand für einige Tage ohne akzeptablen Ersatz da. Nun kann man ja ‑vor allem angesichts der aktuellen Umbauarbeiten entlang der Bahntrasse- zwischen Fürth und Nürnberg mit Gewinn aus dem Zugfenster gucken, retour womöglich auch, aber auf Dauer ist die dadurch erlangte (und erlangbare) Horizonterweiterung eher einseitiger Natur. Ich sann also notgedrungen auf Abhilfe.
Immerhin war es mir schon früher geglückt, unsere hiesigen Regionalblätter ins Westentaschenformat zu konvertieren. Und siehe, auch bei der großen F.A.Z. habe ich es letztlich hinbekommen, sie auf meinen kleinen, grünen Schirm zu kriegen:
Für den vermutlich mittlerweile einigermaßen überschaubaren Kreis der treuen Palm-Anwender sei das (unter Windows XP getestete) Rezept hier im Detail beschrieben: Man installiere sich zunächst den Sitescooper, ein Programm, welches beliebige Websites abgrast, sich dabei die eigentlich interessierenden redaktionellen Inhalte aus dem umgebenden Wust von Reklame, Bla und Blubber herausschnippelt und daraus schließlich eine sauber formatierte Artikel-Sammlung im passenden Format für das Lese-Progamm der eigenen Wahl erzeugt.
Mit den passenden Skript-Dateien lassen sich letztlich alle Arten von Online-Seiten durch den Sitescooper wunschgemäß aufbereiten. Im Falle der F.A.Z. ist das sogar ausgesprochen einfach, weil der Verlag als sehr entgegenkommenden Service selbst eine unbebilderte Kompakt-Version für Organizer anbietet. Die kann man ohne weiteres Gebastele sozusagen 1:1 heruntersaugen. Mein Sitescooper-Skript [1] muß einzig noch ein paar merkwürdig kodierte Interpunktions- und Sonderzeichen umwandeln, damit die Artikel hernach auf dem Palm-Display ordentlich lesbar dargestellt werden. Als passenden Reader für seinen Plastik-PDA bevorzugt unsereins den »Plucker«. Um die erforderliche Kompatibilität zum seit längerer Zeit nicht mehr weiterentwickelten Sitescooper sicherzustellen, lade man sich von der Download-Seite als Konverter für den PC den Plucker v1.1.13 und für den PDA den Plucker-Viewer v1.2 herunter, mit dem Formatierung, Zeilenabstände etc. am besten zu gefallen wissen.
Wenn’s denn mal so läuft, wie es laufen soll, dann geht die tägliche Aktualisierung des Lesestoffs [2] mit einem Mausklick von der Hand: Sitescooper am PC starten, durchlaufen lassen, Organizer synchronisieren und ab durch die Mitte! Der einzig nennenswerte Nachteil der Methode: Ich komme in den werktäglich 2x7 Minuten Fahrzeit nicht annähernd durch mit meiner individuell aufbereiteten Presseschau...
[1] Das verlinkte ZIP-Archiv enthält neben der deutschsprachigen Fassung des empfohlenen Plucker-Viewers noch weitere Sitescooper-Skripte für Telepolis und den beliebten Heise Newsticker. Solche für die Fürther Nachrichten und deren zahllosen Schwesterblätter aus gleichem Hause kann ich Interessenten auf Anfrage gerne zur Verfügung stellen.
[2] Qualitativ passabler Nachschub kann auf Dauer natürlich nur gewährleistet bleiben, wenn sich die Geschäftsmodelle der Verlagshäuser langfristig für diese bezahlt machen. Der zonebattler empfiehlt daher, weiterhin Printerzeugnisse zu kaufen und sich nur das für lau zu nehmen, was die Inhalte-Anbieter von sich aus kostenlos unters Volk streuen...
Sonntag, 30. August 2009
Nach zwei am Bad Reichenhaller Friedhofs-Parkplatz ‑mithin in ruhiger Gesellschaft- verbrachten Nächten ging die Reise jetzt zügig weiter in Richtung Westen. Nur von einem kurzen Abstecher nach Inzell unterbrochen, fuhren wir durch bis Reit im Winkl und von dort aus hoch bis an den Chiemsee. Bald nach dem Aufbrechen hielt ich irgendwo unterwegs [1] kurz an, um die wundersam-nebelfeuchte Morgenstimmung in den dichtbewaldeten Gebirgsausläufern in einer HDR-Aufnahme festzuhalten:
Nach einer beschaulichen Pause am See ging es zügig wieder nach Süden, wobei wir einzig in Aschau im Chiemgau kurz verweilten. Ansonsten durchschnitten wir noch einen letzten Zipfel Österreichs, bevor das Auto dann endgültig von den großen Bergen weg in Richtung Tegernsee rollte. En passant nutzte ich eine der letzten Möglichkeiten, eine selbstzufriedene Bergwiesenbewohnerin abzulichten...
Am späten Nachmittag erreichten wir den Tegernsee bei Gmund und unternahmen dort sogleich eine ausgedehnte Wanderung an dessen beschaulichen Gestaden. Am Anblick des flirrenden Abendlichtes auf den sanft sich kräuselnden Wassern erfreuten sich Jung und Alt sowie natürlich der Autor und seine stets gezückte Kamera:
Es war Mittwoch und der Andrang gering, ja nachgerade nicht existent. Hin und wieder konnte man freilich erahnen, daß am Wochenende erheblich mehr los ist, wenn die Münchner nämlich meinen, sich hier naherholen zu müssen statt daheim in ihrer Stadt zu bleiben und Ruhe zu geben...
Mitten in der Woche freilich war von Streß und Stau und Gezerre und Geplärre nichts zu sehen und nichts zu hören, und so konnte ich abends um sechs einen absolut friedlichen Tegernsee auf den Film Chip bannen [2]:
Die Nacht verschliefen wir höchst kommod auf einem öffentlichen Parkplatz Gmunds, der sogar über ein Toilettenhäuschen mit Steckdosen und fließend warmem Wasser verfügte, ein eindeutiges Indiz für überbordenden kommunalen Reichtum.
Anderntags brachen wir früh am Morgen auf, faßten frische Milch für das Frühstück in der Stadt Tegernsee, verzehrten dasselbe genüßlich am Ufer von Rottach-Egern und vollendeten im Uhrzeigersinn über Bad Wiessee die Tour um den Teich. Die nächste Station war dann erst wieder Bad Tölz, welches wir ausgiebig zu Fuß erkundeten und erforschten. Über Benediktbeuern tuckerten wir dann schließlich bis an den Kochelsee, wo wir am Maschinenhaus des Walchensee-Kraftwerkes Posto bezogen, um nämliches am folgenden Morgen zu besichtigen... [3]
Mit dem Freitag brach der letzte Tag der Reise an. Nach ausgiebiger Inspektion des recht informativen Besucherzentrums [4] und anschließendem Besuch des Franz Marc Museums im nahen Kochel sausten wir über Penzberg [5] schnurstracks hoch bis an den Starnberger See, wohin es den zonebattler geradezu magnetisch zog: In Bernried wollte er unbedingt das »Museum der Phantasie« mit den Sammlungen von Lothar-Günther Buchheim besuchen, und dafür drohte die Zeit langsam knapp zu werden. Es reichte aber noch für ein mehrstündiges Eintauchen in das Reich des 2007 verstorbenen, streitbaren Multi-Talents; der geneigten Leserschaft sei ein Besuch im auch architektonisch faszinierenden Museum wärmstens anempfohlen...
Erschöpft und mit Eindrücken voll töffelten wir nach freundlicher Starthilfe durch andere Buchheim-Jünger [6] weiter bis nach Andechs, um mit einer zünftigen Brotzeit im dortigen Kloster-Biergarten die Reise gemütlich ausklingen zu lassen. Der Andrang hielt sich auch dort in überschaubaren Grenzen, das Essen schmeckte gut, die dunkle Radlerhalbe ausgesprochen lecker. Seine Wirkung auf die Sinne war indes zu spüren, und der zonebattler war froh, sich nur einen halben und keinen ganzen Liter des süffigen Trunkes hinter die nicht vorhandene Binde gekippt zu haben. Gleichwohl sah er unten am Parkplatz manches nicht doppelt oder dreifach, sondern gleich im Dutzend:
Ein Auto dieses Typs war ihm zeitlebens nicht untergekommen, geschweige denn deren zwölf nebeneinander! Wie wir später daheim ergoogelten, waren wir Zeuge eines höchst außergewöhnlichen »Cosmonauten-Treffens« geworden, über das sowohl der SPIEGEL als auch die Süddeutsche Zeitung ausführlich berichteten. Die mit Kurzzeit-Kennzeichen zugelassenen, markant-schnittigen Sportwagen jenes nie in Deutschland angebotenen Mazda-Modells waren für dieses exklusive Event doch tatsächlich per Schiff aus Japan herbeigeschafft worden!
Mit diesem Schmankerl zum Schluß soll es genug sein. Ein letzter Schnappschuß vom Andechser Maibaum und dem sich darüber ausbreitenden Abendhimmel ‑beides in den leuchtenden Landesfarben Bayerns gehalten- möge diese lange Reise-Reportage nunmehr beschließen. Zu sehen gab es danach auch nichts Nennenswertes mehr, und eine Schilderung der spätabendlichen Marschfahrt nach München und weiter über die Autobahn nach Fürth wäre so einschläfernd wie diese selbst.
Für die knapp zwei Wochen Rundreise hat der Herr des virtuellen Hauses hier glatt nochmal soviel gebraucht, um sie zur eigenen Erinnerung und zur Gemütsergötzung seines Publikums medial aufzubereiten. Ob er sich das beim nächsten Mal wieder antun mag, dessen ist er sich im Moment noch keineswegs sicher.
Gut. Nach einer kleinen Sendepause dreht es sich hier in diesem virtuellen Theater demnächst wieder um Fürth und seine nähere Umgebung!
[1] Ich könnte den Aufnahmeort ja jederzeit genau lokalisieren, aber jetzt gegen Ende der Expedition schenke ich mir derlei enervierende Extravaganzen...
[2] Jawohl, mein lieber Wiisen, auch das ist natürlich wieder ein aus fünf Einzelfotos zusammengemixtes HDR-Bild ! ;-)
[3] Seine bessere Hälfte wollte unbedingt noch das obere Ende der gigantischen Röhren inspizieren und trieb den zonebattler (und dieser seine Renngurke) die Serpentinen hoch bis fast nach Urfeld. Bei einer kurzen Pause oben ‑bei der der Berichtende noch auf ein Paar offenbar vergessener Wanderstiefel deutete und anschließend erhobenen Zeigefingers auf den guten Brauch des doppelten Blicks zurück verwies- vergaß die Beifahrerin ihren erleichterungshalber kurz abgeschnallten Bauchgurt, der ‑als Vorsichtsmaßnahme gegen Schurken und Lumpenpack- vom Bar- über Kartengeld bis hin zu Schlüsseln und Ausweisen alles enthielt, was wichtig ist und schwer wiederzubeschaffen wäre. Erst Stunden später (nach dem Abendessen und dem Umbau des Einsatzwagens zum Nachtlager) fiel ihr das Fehlen des Handys auf: In rekordverdächtiger Zeit ward der grüne Blechkamerad wieder in fahrfähigen Zustand versetzt und durch stockdunkle Nacht erneut die Serpentinen hochgeprügelt. Der Lohn des bangen Wartens: Das wertsachenbeladene Wimmerl fand sich an gemutmaßter Stelle glücklich wieder, prall gefüllt mit allen erwarteten Ingredienzien. Ein viertes Mal und letztes Mal ging es nun auf die zickezacke Bergstraße. Fazit: 4 x 30 min Fahrertraining plus diverse Adrenalinschübe, ohne oben irgendwas von den Kraftwerksanlagen gesehen zu haben...
[4] welches übrigens ein recht repräsentatives Exempel dafür abgibt, daß für die Errichtung spektakulärer Bauten und mondäner Präsentationen oft aberwitzige Geldbeträge flüssig gemacht werden können, es aber hinterher an allen Ecken und Enden fehlt, um selbst banalste Instandhaltungsarbeiten zeitnah durchzuführen (durchgebrannte Lampen, Computerhänger, verschlissene Kleinteile etc.).
[5] woselbst wir ‑zur eigenen Verblüffung- an einer außerordentlich ästhetischen Moschee vorbeibrummelten!
[6] Das nach längerer Fahrt durch Waldschneisen versehentlich nicht ausgeschaltete Fahrlicht hatte unterdessen die eher klein dimensionierte, unter dem Fahrersitz eingebaute Batterie leergelutscht, aber ein Satz dicker Überbrückungskabel gehört glücklicherweise zur Standardbestückung des Expeditionsmobils.
Samstag, 29. August 2009
Die Alpen! Als dramatisch veranlagter Mensch mit Hang zum Bombastischen und Pompösen unterlegt der zonebattler überwältigende Anblicke gern mit der passenden Musik. Zwar ist er Besitzer keines Autoradios, aber er hat die praktische Fähigkeit, einmal gehörte Melodien und Rhythmen umstands- und apparatelos aus den Tiefen seines Gedächtnisses abzurufen und sich direkt ins Hirn einzuspielen, in highfidelem Stereo, ohne jedes Rauschen und mit nicht nachweisbarem Klirrfaktor. Und das, obwohl er noch nicht einmal richtig Noten lesen kann! Angesichts der grandiosen Kulisse von stolzen Steinzacken ertönte die Alpensymphonie von Richard Strauss [1] aber ganz von selbst in des Berichterstatters Birne, und er konnte beliebig laut aufdrehen, ohne die Beifahrerin zu nerven...
Mit klingendem Spiel im Schädel und Blick in Richtung Watzmannmassiv brummte der Chronist also frohgemut nach Bad Reichenhall. Der hurtig fortschreitende Klimawandel ist wohl die Ursache dafür, daß der allseits beliebte Ferienort inzwischen schon weitgehend unter den grünen Blättern exotischer Pflanzen verborgen liegt:
Verborgen sind dort am Morgen auch die Kurgäste, die offenbar erst einmal alle ihre kauf- und saufrausch-induzierten Brummschädel vom Vorabend schlafend auskurieren müssen: Die ganzen salzsoleverspritzenden Kuranlagen rund um das Gradierwerk waren jedenfalls weitgehend verwaist. Außer uns war um halb neun (!) einzig ein amtlich bestallter Liegestuhlabwischer und ‑zurechtrücker schon auf den Beinen...
Nach diesen letztlich müßigen Betrachtungen wollte der wehmütige und zuweilen zur Melancholie neigende Verfasser dann aber endlich weiter via Berchtesgaden an den Königssee, den er vor schier unendlich langer Zeit als kleiner Bub samt Mutter und Großmutter schon einmal staunend befahren hatte. Staunen konnte der unterdessen ergraute erkahlende zonebattler auch bei seiner beherzt angetretenen Schiffsreise in die Vergangenheit, diesmal über die nach 30 Jahren just diesen Sommer fällige Erneuerung des Schindeldaches [2] der Wallfahrtskapelle von St. Bartholomä:
Indes wechselten wir dort zunächst nur das Boot, um schnurstracks durchzusummen [3] bis ans hintere Ufer des fjordartigen Alpensees. Von dort aus ging es in eineinhalbstündiger Wanderung weiter bis an den idyllisch gelegenen Obersee. Während der zonebattler und seine bessere Hälfte den nicht ganz einfachen Hindernislauf über Stock und Stein mit soliden Wanderstiefeln absolvierten, gingen zierliche Japanerinnen mit Badeschläppchen und die eine oder andere germanische Maid mit Stöckelpumps an den Start. Zu unserer Verblüffung schlugen sie sich damit gar nicht schlecht und kamen ziemlich zeitgleich mit uns bei der Fischunkelalm an...
In der den Sommer über bewirtschafteten Almhütte werden allerlei ortsübliche Brotzeiten verkauft, und als die Reisebegleiterin nach dem Verzehr einer solchen noch weiter in Richtung Röthbachfall am hinteren Ende des Talkessels gazellierte, zog es unsereiner vor, sich seitlich an der Hütte auf einer grob behauenen Bank niederzulassen und den zu staatsbürgerlichen Bildungszwecken mitgeführten Spiegel ausgiebig zu studieren. [4]
Der Rückmarsch gestaltete sich dann als einigermaßen unspektakulär, und so waren wir weitere eineinhalb Stunden später wieder am Bootsanleger, um der Rückfahrt in Richtung St. Bartholomä zu harren...
Das Wasser beider Seen ist von kristallklarer Transparenz und Trinkwasserqualität. Sein naturgemäß hoher Kalkanteil führt zu der durch Lichtbrechung entstehenden, smaragdgrünen Anmutung. Besonders interessant ist es, die dort dümpelnden und gründelnden Enten bei der Abwicklung ihres Tagesgeschäftes zu beobachten: Während das Federvieh anderswo ja meist im Wortsinne im Trüben fischt, scheinen sie im Königsee schier in der Luft zu schweben, weshalb man kann ihre Paddel- und Tauchmanöver in allen Einzelheiten beobachten kann:
In St. Bartholomä angelandet, inspizierten wir die Verköstigungsmöglichkeiten (anständig) und die Pilgerkapelle (feucht muffelig). Im einsetzenden Nieselregen das Seeufer und den durch länger zurückliegende Lawinen-Druckwellen teils flachgelegten Urwald erforscht. Die bessere Hälfte wollte anschließend unbedingt noch bis zur »Eiskapelle« an der Watzmannflanke flitzen [5]; der unter der Last seiner Jahre Ausrüstungsgegenstände schon etwas ermattete zonebattler blieb einmal mehr zurück, döste ein bißchen auf einer Bank nach Art der Leguane, schnürte anschließend ein wenig um die Buden mit Touristen-Zubehör herum und wurde schlagartig in seine Kindheit zurückgeworfen, als er dort eines Mustersortimentes ausgeblichener (ausgebleichter?) Stocknägel ansichtig wurde:
Jene Wanderandenken aus buntem Blech hatte er sich als kecker Knabe stets gerne an sein Stöckchen genagelt, wobei es ihm ehedem wohl einigermaßen egal war, ob die wohlfeilen Trophäen rechtschaffen erlaufen oder einfach nur erkauft worden waren. Wo mag der weiland plakettenübersäte Stock wohl abgeblieben sein? Kitsch hin, Sentimentalität her: Es hat etwas Anrührendes, wen derlei Tand nach vier Dezennien noch unverändert zu haben ist...
Während der um seine Fassung bemühte Berichterstatter also in seine unschuldige Kindheit zurückblickte, schaute so mancher Mitpassagier munter durch die Röhre: Man fragt sich unwillkürlich, ob es wirklich ein Fortschritt ist, heutzutage für wenig Geld Videos in Sendequalität aufnehmen zu können: Kaum einer macht sich doch schon bei Fotos die Mühe der Auswahl und zielgruppengerechten Aufbereitung, noch viel geringer dürfte der Anteil jener sein, die aus ihren alle zehn Meter gefilmten Panoramaschwenks verdaubare Zusammenfassungen für die Daheimgebliebenen schneiden. Wer aber soll das meist lieblose Draufgehalte jemals anschauen? Als die Welt noch schwarzweiß war und die Kleinbildfilme teuer, da sorgten schon Aufwand und Materialpreis dafür, daß Halter(innen) eines ordentlichen Knips-Apparates diesen halbwegs selektiv einsetzten. Aber diese Zeiten sind auf immer vorbei...
Vorbei ist nunmehr auch die siebte und vorletzte Episode meines mittlerweile arg ausufernden Reise-Rapports. Morgen folgt der definitiv letzte Teil, der manche Überraschung birgt und uns abschließend wieder heim ins schöne Fürth bringt.
[1] Erinnert und in Auszügen nachvollzogen wurde die wunderbare Einspielung mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Georg Solti aus dem Jahre 1979. Diese habe ich als LP schon seit Jahrzehnten im Plattenschrank stehen. Als ich später anno 1983 als early adopter einen der ersten CD-Spieler erwarb, gab es unter den gerade mal zwei Handvoll zum Systemstart erhältlichen Silberscheiben tatsächlich auch eine Aufnahme der »Alpensymphonie« unter Herbert von Karajan. Die stellte zwar rein technisch alle bisherigen Tonträger in den Schatten und verfügte zudem über ein schönes Cover-Foto mit dem Matterhorn drauf, war aber ansonsten in meinen Ohren wegen der zäh gedehnten Tempi eine eher fade Enttäuschung. Groß war daher die Freude, als ich in 1986 meine geliebte Solti-Interpretation auch als CD erwerben und damit ordentlich Rabatz machen konnte!
[2] Wir hatten Stunden später noch Gelegenheit, uns die Arbeiten aus der Nähe anzuschauen: Mit gasbrennerbeheizten Biegeformen werden die vorher befeuchteten Schindeln in die gewünschte Krümmung gebracht, ein schweißtreibender Job für den jungen Mann, der die ganzen Vorrichtungen im gleichbleibendem Takt manuell und mit einiger Kraftanstrengung zu bedienen hatte.
[3] In diesem Jahr gibt es ein bemerkensweres Jubiläum zu feiern: Seit exakt 100 Jahren fährt die Königssee-Flotte mit akkubetriebenen Elektroschiffen und damit äußerst umweltfreundlich! Mit Verbrennungsmotoren (Außenbordern) sind nur einige wenige Schiffe von Förstern und Fischern ausgerüstet.
[4] Das reicht mir aber auch wieder für ein paar Jahre: Was einstmal eine Instanz als das deutsche Nachrichtenmagazin war, ist heute über weite Strecken nur noch buntes Trallala. Immerhin kann man das Hefterl im Gegensatz zur F.A.Z. auch in eng bestuhlten Verkehrsmitteln lesen, ohne die Gesichter der Sitznachbarn zu beschatten (und damit deren Gemüt zu verdunkeln)...
[5] eine im gegebenen Zeitrahmen (bis zur Abfahrt des letzten Bootes) beachtliche Tour-de-force, eindrucksvoll dokumentiert durch den mitgeführten Tracker.
Süßer und scharfer Senf: