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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Freitag, 7. November 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (7)

Wie in der vor­he­ri­gen Fol­ge an­ge­kün­digt, gibt es dies­mal über­wie­gend al­ler­lei Zwei- und Vier­bei­ner von hin­ten zu se­hen. Nicht, daß ich es ex­pli­zit drauf an­ge­legt hät­te, nein, bei der Fo­to-Aus­wahl (nach ge­stal­te­risch-äs­the­ti­schen Ge­sichts­punk­ten) hat sich das ein­fach so er­ge­ben. Fan­gen wir an mit ei­nem im stei­ner­nen Um­feld be­stens ge­tarn­ten Raub­tier:

Katze in Valldemossa

Die la­tent mür­ri­sche Mie­ze saß im al­ten Stadt­zen­trum von Vall­de­mo­s­sa [1] und zeig­te mir die pel­zi­ge Schul­ter. An­ge­sichts der täg­li­chen Tou­ri­sten-Schwem­me in ih­rem Ha­bi­tat ist sie es ver­mut­lich längst leid, sich von Hinz und Kunz für lau knip­sen und krab­beln zu las­sen. Kann man ja ver­ste­hen...

Als Fo­to­mo­tiv nicht min­der in­ter­es­sant sind Fried­hö­fe, das mag nur den ver­wun­dern, der noch nie ein süd­li­ches Grä­ber­feld be­sucht hat. An­de­re Län­der, an­de­re Sit­ten: In spa­ni­schen Lan­den wer­den die Ah­nen ger­ne auch in der Hö­he ge­sta­pelt auf­be­wahrt, und das hat durch­aus sei­nen Reiz und sei­ne Wür­de...

im Friedhof von Andratx

Das Bild ent­stand im ober­halb des Or­tes ge­le­ge­nen Fried­hof von And­ratx, den wir bei der An­fahrt im Wald er­spech­te­ten und dar­auf­hin spon­tan auf­such­ten. Das Oran­gen­bäum­chen ist na­tür­lich echt, die Blu­men­sträu­ße vor den Stirn­plat­ten der Sarg­fä­cher oft we­ni­ger. Auf deut­schen Fried­hö­fen ist man bun­te Pla­stik-Blü­ten nicht ge­wohnt, aber in der Hit­ze des Sü­dens er­weist sich die ar­ti­fi­zi­el­le Pracht frag­los als lang­le­bi­ger als rich­ti­ge Schnitt­blu­men...

Ma­chen wir nun ei­nen ver­we­ge­nen Sprung durch Raum und Zeit von den Bein­häu­sern zu lo­sen Bei­nen. Und zwar zu sol­chen, die vor­her grun­zen­den Vier­bei­nern ge­hört ha­ben und jetzt dar­auf war­ten, von zwei­bei­ni­gen Car­ni­vo­ren ver­speist zu wer­den:

große Schinkenauswahl im Supermarkt

»Der Schin­ken ist des Spa­ni­ers Lust, die Aus­wahl des Tou­ri­sten Frust«, könn­te man im Su­per­markt vor sich hin­träl­lern: Me­ter­lang geht das so vor sich hin, und wer die gan­zen Keu­len ver­schmäht und sich den Kühl­tru­hen zu­wen­det, fin­det dar­in fein fi­le­tier­te Schnitt­wa­re in nicht min­der gro­ßem Va­ri­an­ten­reich­tum. Wie gut, daß der zone­batt­ler kein über­mä­ßi­ger Fleisch­fres­ser ist, da­her konn­te er sich recht bald wie­der von dem un­ge­wohn­ten An­blick lö­sen und oh­ne Pö­kel­wa­re von dan­nen stap­fen...

Wan­dern wir nach dem kur­zen Ab­ste­cher in die Kon­sum­welt wie­der durch die lieb­li­che Land­schaft im nörd­li­chen Teil der In­sel. Hier he­cheln wir an­de­ren Leu­ten hin­ter­her, die sich eben­falls auf dem stei­ni­gen, aber dank zahl­rei­cher Aus­sichts­punk­te auch sehr loh­nen­den Rund­kurs um das San­tua­ri de Lluc be­fin­den:

bergiger Wanderweg beim Santuari de Lluc

Das klo­ster­ähn­li­che Hei­lig­tum wird un­ter­tags mit Bus­la­dun­gen von ein­hei­mi­schen (oder je­den­falls spa­ni­schen) Ta­ges-Tou­ri­sten be­stückt, die schril­le Sou­ve­nirs kau­fen und sich die Fü­ße in­ner­halb der An­la­ge ver­tre­ten. Abends wer­den sie zu­ver­läs­sig ab­ge­räumt und weg­ge­schafft, wo­mit zur Freu­de der Über­nach­tungs­gä­ste wie­der Be­schau­lich­keit und Ru­he ein­keh­ren. Un­ser mehr­fach auf der In­sel an­ge­trof­fe­ne Ex-Nach­bar Miet­Mi­chel lo­gier­te dort mit­samt sei­ner En­tou­ra­ge und war des Lo­bes voll über die schön her­ge­rich­te­ten und aus­ge­stat­te­ten Zel­len, die heut­zu­ta­ge an ru­he­su­chen­de Rei­sen­de ver­mie­tet wer­den. Für den Au­tor und sei­ne bes­se­re Hälf­te wä­re ein Auf­ent­halt im San­tua­ri de Lluc durch­aus ei­ne Op­ti­on für ei­nen ir­gend­wan­ni­gen Fol­ge­ur­laub!

Aus den Ber­gen öst­lich von Lluc öff­net sich der Pan­ora­ma­blick hin­un­ter ins Tal auf spek­ta­ku­lä­re Wei­se: [2]

Blick hinab ins Tal von Lluc

Der Him­mel strah­lend blau, die Hän­ge satt grün, der Blick in die Un­end­lich­keit un­ver­stellt, was könn­te herr­li­cher sein in des Früh­lings zar­ten Lüf­ten? Der Wan­der­tag um Lluc her­um ist mir je­den­falls als ei­ner der schön­sten in Er­in­ne­rung ge­blie­ben...

We­ni­ger schön sind die schon mal er­wähn­ten Fähr­nis­se, die ei­nem beim Über­que­ren von Stra­ßen dro­hen: Surrrrrrr, schon ist ein um die Kur­ve ge­sau­ster Renn­rad­ler an ei­nem vor­bei­ge­flitzt, Surrr­surrr­surrrrrrr, folgt ihm die Meu­te hin­ter­her. Schnei­dig ein­ge­klei­det quä­len sich die Ve­lo­zi­pe­den ab, um ih­ren in­ne­ren Schwei­ne­hund zu be­sie­gen und die Mus­keln berg­an zu stäh­len:

Rennradler auf bergiger Strecke

Man gönnt den Leu­ten ja ih­ren Spaß, be­wun­dert auch ih­re Kon­di­ti­on und Aus­dau­er, wenn­gleich man sich bei man­chem Wam­pen­trä­ger auf min­ma­li­sti­schem Ge­rät fragt, ob der sich mit dem Last­wa­gen oder Hub­schrau­ber samt Fahr­werk hat auf den Gip­fel hie­ven las­sen, um dann pri­mär mit läs­si­ger Brems­be­tä­ti­gung run­ter­wärts statt mit stram­mem Stram­peln rauf­wärts die Ta­ges­tour zu be­wäl­ti­gen. Wenn man mit dem Kraft­wa­gen un­ter­wegs ist, muß man eben­falls be­son­ders auf der Hut sein, denn es ver­geht kaum ei­ne Mi­nu­te, wo man nicht un­ver­se­hens Rad­ler vor dem Küh­ler hat, de­ren Tem­po ei­nem ent­we­der als zu lang­sam (wenn in glei­cher Rich­tung un­ter­wegs) oder als deut­lich über­höht (wenn ent­ge­gen­kom­mend) er­scheint!

Im Ver­gleich zum eben ge­zeig­ten Sports­mann schaut des zonebattler’s Ge­fähr­tin von hin­ten kaum we­ni­ger schnit­tig aus dank ih­res leucht­far­bi­gen Ruck­sackes, der nun auch schon vie­le Ur­lau­be mit­ge­macht und man­che In­sel ge­se­hen hat:

auf der Tour rund um den Puig des Tossals Verds

Die­ser wun­der­ba­re Aus­blick bot sich auf ei­ner vom Wan­der­füh­rer als schwie­rig und her­aus­for­dernd ein­ge­stuf­ten Rund­wan­de­rung um den Pu­ig des Tossals Ver­ds ober­halb des Stau­sees Gorg Blau. In der Tat ging es da recht steil her­auf und her­un­ter, strecken­wei­se wa­ren Ket­ten am Hang an­ge­bracht, an de­nen man sich fest­hal­ten konn­te (und soll­te) beim Ent­lang­han­geln an der stei­len Stein­wand. Wir wa­ren auf Ei­ni­ges ge­faßt, fan­den die Tour aber letzt­lich gar nicht so ex­trem an­spruchs­voll wie be­fürch­tet. Schlau­chend war sie trotz­dem, da ziem­lich lang und ter­rain­be­dingt ste­te Auf­merk­sam­keit er­for­dernd. Die gran­di­on­sen Aus­blicke wa­ren der Mü­he aber al­le­mal wert!

Für das an­ge­streng­te Keu­chen und Japp­sen des schwit­zen­den Wan­de­rers ha­ben die ein­hei­mi­schen Berg­be­woh­ner re­gel­mä­ßig nur kopf­schüt­teln­des Un­ver­ständ­nis üb­rig:

Bergziege auf Außenposten

Lei­der ließ sich der sto­isch wie­der­käu­en­de, je­doch scheue Paar­hu­fer nicht knud­deln, sehr zum Ver­druß des Be­richt­erstat­ters, der dank sei­ner be­reits zu Kin­der­zei­ten er­wor­be­nen Krab­bel-Kün­ste schon man­chen tie­ri­schen Freund für’s Le­ben ge­won­nen hat, und das nicht nur in be­fell­ten oder ge­fie­der­ten Krei­sen. Da der zone­batt­ler des Spa­ni­schen nicht mäch­tig ist, wa­ren ver­trau­ens­er­wecken­de Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­su­che mit der ge­län­de­gän­gi­gen Zie­ge lei­der zum Schei­tern ver­ur­teilt...

Im ach­ten und letz­ten Teil mei­ner mal­lor­qui­ni­schen Me­lan­ge gibt es dem­nächst noch ein paar aus­ge­sucht kit­schi­ge at­mo­sphä­risch dich­te Im­pres­sio­nen von Mal­lor­ca zu be­stau­nen, be­vor wir die Ur­laubs­re­por­ta­ge mit ei­nem uns zwangs­wei­se ver­ord­ne­ten In­sel­hop­ser nach bzw. über Ibi­za ab­schlie­ßen.

 
[1] Bei der Viel­zahl mit­ge­brach­ter Kat­zen-Fo­tos kann ich mir na­tür­lich nicht wirk­lich mer­ken, wel­ches Pelz­tier ich nun wann und wo fo­to­gra­fiert ha­be. Weil ich aber – wie schon vor Jah­ren de­tail­liert be­schrie­ben – die ge­tracker­ten GPS-Da­ten mei­ner Ur­lau­be mit den Me­ta-Da­ten der wäh­rend der Rei­sen an­ge­fer­tig­ten Fo­tos ver­hei­ra­te, kann ich im Nach­hin­ein je­der­zeit je­des Ur­laubs­fo­to ver­or­ten und mir mei­nen da­ma­li­gen Knip­ser-Stand­punkt auf dem vir­tu­el­len Goog­le-Glo­bus an­zei­gen las­sen.

[2] Und ein­mal mehr hul­digt der zone­batt­ler in sei­ner Bild­kom­po­si­ti­on (samt Rücken­fi­gur) dem ver­ehr­ten Mei­ster Cas­par Da­vid Fried­rich...

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Freitag, 24. Oktober 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (6)

So, mit ei­nem ge­mie­te­ten Au­to­mo­bil er­schlie­ßen sich dem Wan­de­rer auch die et­was ent­le­ge­ne­ren Ge­gen­den, wenn­gleich mit dem sy­stem­be­ding­ten Nach­teil, daß man am Schluß der Ta­ges­tour wie­der zum Stand­ort des Fahr­zeu­ges und da­mit zum Aus­gangs­punkt zu­rück­kom­men muß. Aber gut, ist halt so. Das Her­um­fah­ren im ei­ge­nen Wa­gen ist im Tra­m­un­ta­na-Ge­bir­ge mit ei­ni­ger Lenk­rad-Kur­be­lei ver­bun­den, die Stra­ßen sind schmal und mä­an­drie­ren fröh­lich am Hang ent­lang. Un­se­re fla­che Flun­der der Mar­ke Opel ver­füg­te im Ge­gen­satz zum ei­ge­nen Low­Tech-Mi­ni­bus über al­ler­lei ma­schi­nel­le Be­die­nungs­hil­fen, und so ge­riet das stän­di­ge Dre­hen des Vo­lants nicht wirk­lich zur mus­ku­lö­sen An­stren­gung. Wohl aber zur men­ta­len, denn trotz (oder we­gen) der be­acht­li­chen Stei­gun­gen hier und der Ge­fäl­le dort sind die Stra­ßen vol­ler Ma­so­chi­sten, die sich auf Renn­rä­dern oder Moun­tain­bikes die Hü­gel hoch­quä­len und es run­ter­wärts mun­ter lau­fen las­sen, bis die näch­ste Kur­ve ein Ab­brem­sen und ein Ver­las­sen der Ide­al­li­nie er­zwingt. Da fühl­te sich der zone­batt­ler schon recht her­aus­ge­for­dert, zu­mal das Leih­au­to im Ge­gen­satz zum na­sen­lo­sen Glas­ka­sten da­heim über ei­ne lan­ge und un­über­sicht­li­che Front­par­tie ver­füg­te. Den­noch ging der Ur­laub letzt­lich – so­viel sei hier be­ru­hi­gend vor­weg­ge­nom­men – völ­lig kol­li­si­ons­frei von­stat­ten.

Al­so auf geht’s, die Wan­der­stie­fel in den Kof­fer­raum ge­wor­fen und ha­ken­schla­gend und ser­pen­ti­nen­fah­rend durch die gran­dio­se Berg­land­schaft nach Sa Ca­l­obra auf­ge­bro­chen, wo es ei­nen klei­nen Strand gibt und die Ein­mün­dung des Tor­rent de Pa­reis, ei­nes Sturz­bach­es, in des­sen gran­dio­se, na­tür­lich nicht stän­dig was­ser­füh­ren­de Schlucht wir uns ei­ni­ge hun­dert Me­ter weit vor­ge­wagt ha­ben:

im Torrent de Pareis

Man be­ach­te die bei­den win­zi­gen Wan­de­rer im Hin­ter­grund, an de­rer Grö­ße resp. Klei­ne die Di­men­sio­nen der stei­len Schlucht deut­lich wird. Er­staun­lich, was ei­nem da so al­les ent­ge­gen­kam, vom be­stens aus­ge­rü­ste­ten Trek­king-Ex­per­ten bis hin zum san­da­len­tra­gen­den Schul­kind. Ganz woll­ten wir den Tor­rent nicht hin­auf­stei­gen, das hät­te uns zu­viel Zeit ge­ko­stet, die uns spä­ter an an­de­rer Stel­le ge­fehlt hät­te...

Al­so mach­ten wir ir­gend­wann kehrt und kra­xel­ten wie­der zu­rück bis ans flach aus­lau­fen­de En­de der Schlucht, tapp­ten noch­mals bis ans Meer und er­freu­ten uns dort des An­blicks der von des Or­tes un­er­meß­li­chen Schön­heit nie­der­ge­streck­ten Tou­ri­sten:

in der südlichen Sonne Bratende

Ja, so kann man’s na­tür­lich auch ma­chen, wenn­gleich un­ser­ei­ner der Mei­nung ist, daß man im April so­gar da­heim in der Son­ne schmo­ren kann, mit mut­maß­lich ge­rin­ge­rem Son­nen­brand-Ri­si­ko, vom Haut­krebs gar nicht zu re­den. Aber den kon­ser­vie­ren­den Pö­kel-Ef­fekt der gischt­be­för­der­ten, salz­hal­ti­gen Luft hat man na­tür­lich nur am Mee­res­strand und nicht im fer­nen Bin­nen­land...

Wir schli­chen an den Lie­gen­den vor­bei zu un­se­rer schnit­ti­gen Ka­ros­se zu­rück, fan­den die­se un­ver­sehrt und un­be­straf­zet­telt am Ein­gang zur Bucht vor und mach­ten uns auf den Rück­weg, den wir hier und da zwecks Aus­sichts­ge­nuß un­ter­bra­chen. Hier se­hen wir un­se­ren mo­disch kaf­fee­braun-me­tal­lic ein­ge­färb­ten OPEL Astra am höch­sten Punkt der ser­pen­ti­nen­rei­chen Stra­ße zur Bucht Ca­la Tuent:

kantige Berge, gerundete Karosse: Pinkelpause mit Ausblick

An­ge­sichts un­über­seh­ba­rer Hor­den von Rad­lern (die ei­nen von links hoch und nach rechts run­ter, die an­de­ren von rechts hoch kom­mend und nach links run­ter wol­lend) ha­ben wir uns die Ca­la Tuent ge­schenkt und sind wie­der in Rich­tung Port de Sol­lér ge­fah­ren, nicht oh­ne noch ei­nen aus­ge­dehn­ten Spa­zier­gang rund um den schö­nen Cú­ber-Stau­see zu un­ter­neh­men. An des­sen sanft sich im Win­de kräu­seln­den Ge­sta­den sich al­ler­lei far­ben­fro­hes Ge­tier am Gra­se labt:

grasendes Schaf am Cúber-Stausee

Ver­mut­lich ist die Co­lo­rie­rung sei­nes dich­ten Pel­zes we­ni­ger dem Mo­de­be­wußt­sein des Scha­fes als viel­mehr der Ge­witzt­heit sei­nes Be­sit­zers zu ver­dan­ken, der sei­ne Her­de per Spray­do­se mit ei­nem weit­hin zu se­hen­den Ei­gen­tums­merk­mal ver­se­hen woll­te. Wan­deln­de Farb­kleck­se fin­det man zu­dem im Ge­bir­ge zwi­schen all den hell­gel­ben Stei­nen viel schnel­ler wie­der, und freund­li­cher als ein bru­tal ein­ge­schmor­tes Brand­zei­chen ist bun­tes »Haar­spray« doch auch al­le­mal!

Den Cú­ber-Stau­see per pe­des zu um­run­den ist ein un­be­schwer­tes Ver­gnü­gen, wel­ches man Mal­lor­ca-Be­su­chern nur wärm­stens ans Herz le­gen kann: Der Weg am Ufer ver­läuft na­tur­ge­mäß eben und ver­leiht der Wan­de­rung Spa­zier­gang-Cha­rak­ter, aber die Aus­sicht ist gran­di­os und das in al­le Rich­tun­gen. Der zone­batt­ler hät­te vor die­ser Rei­se nicht für mög­lich ge­hal­ten, daß man auf der Haupt­in­sel der Ba­lea­ren Fo­tos wie die­ses hier ma­chen kann:

Das Refugio de Cúber vor dramatischer Kulisse

Wenn man nicht ge­ra­de Geo­lo­ge ist, könn­te man das doch glatt für ein al­pen­län­di­sches Pan­ora­ma hal­ten, nicht wahr? Aber nein, mit­ten im Mit­tel­meer gibt es stei­ne­re Auf­fäl­te­lun­gen zu be­stau­nen. Bei dem Ge­bäu­de han­delt es sich üb­ri­gens um ei­ne staat­li­che (wenn­gleich nicht statt­li­che) Wan­der­hüt­te, das Re­fu­gio de Cú­ber. Lei­der hat­te das Re­fu­gi­um we­gen Re­no­vie­rungs­ar­bei­ten ge­schlos­sen, aber nach­dem wir dort oh­ne­hin we­der es­sen noch über­nach­ten woll­ten, mach­te uns das nichts aus. Auch ge­öff­ne­te Re­fu­gi­os kann man üb­ri­gens nicht ein­fach so auf­su­chen in der Hoff­nung auf Kost und Lo­gis: Bei­des muß lan­ge im Vor­aus be­stellt und re­ser­viert wer­den, sonst hat man das Nach­se­hen und muß un­ter frei­en Him­mel frie­rend und hun­gernd den neu­en Tag er­war­ten...

Nach er­folg­ter See-Um­run­dung (für die man et­wa 1,5 Stun­den braucht) mach­ten wir auf dem Heim­weg noch­mal in Sol­lér Sta­ti­on (Stra­ßen­bah­nen gucken und Oran­gen-Eis gou­tie­ren), be­vor wir dann wie­der zu­rück in un­ser Ha­fen­städt­chen fuh­ren und den Tag rot­sti­chig und kitsch­ge­fähr­det an der Steil­kü­ste ober­halb der Bucht aus­klin­gen lie­ßen:

Sonnenuntergang bei ruhiger See

So ge­gen 20:30 Uhr plumpst En­de April die Son­ne ins mal­lor­quin­in­sche Meer, und der An­blick ist im­mer wie­der sehr er­bau­lich. Da­nach kann man noch bei re­la­tiv an­ge­neh­men Tem­pe­ra­tu­ren drau­ßen sit­zen blei­ben oder sich ins Ho­tel­bett fal­len las­sen, um dort noch ein we­nig durch das di­gi­ta­le Fen­ster in die wei­te Welt zu schau­en, ei­ne ver­füh­re­ri­sche Op­ti­on, die wir in der Re­gel prä­fe­rier­ten...

Be­vor wir für heu­te das Licht aus­knip­sen, ge­hen wir noch der Fra­ge nach, was man denn als Gast auf Mal­lor­ca sinn­vol­ler­wei­se kau­fen kann. Die er­ste Ant­wort liegt auf der Hand: Oran­gen!

beutelweise Niedrigpreise: Orangen-Angebot in Valldemossa

Das Bild­bei­spiel stammt aus dem schö­nen Städt­chen Vall­de­mo­s­sa und il­lu­striert den au­gen­fäl­li­gen Vor­teil der über­all auf der In­sel er­hält­li­chen Süd­früch­te: sie sind dort kon­kur­renz­los (oder viel­mehr kon­kur­renz­be­dingt) bil­ligst zu ha­ben. Das zwei­te Al­lein­stel­lungs­merk­mal kann nur aus spei­chel­fluß­trei­ben­der Er­in­ne­rung be­schwö­rend be­kräf­tigt wer­den: Die mal­lor­qui­ni­schen Oran­gen sind wun­der­bar wohl­schmeckend, saf­tig und aro­ma­tisch. Fri­scher kriegt man sie so­wie­so nir­gends. Wer auf Mal­lor­ca die pral­len Früch­te des Lan­des links lie­gen läßt, ver­paßt ei­nen der gött­lich­sten Ge­nüs­se, die das Land und das Le­ben zu bie­ten ha­ben!

An­son­sten hal­ten sich die Tou­ri­sten ger­ne an Kla­mot­ten, Kunst­stück, im Ur­laub hat man Zeit und Mu­ße zum Shop­pen und das Geld sitzt locke­rer als in des hei­mi­schen All­tags re­pe­ti­ti­ven Trott. Da­von pro­fi­tie­ren nicht nur die schicken Bou­ti­quen und om­ni­prä­sen­ten Fi­lia­li­sten in Pal­ma und den an­de­ren Städ­ten, son­dern auch die klei­nen An­bie­ter in den ru­hi­ge­ren Win­keln des Ei­lands. In Vall­de­mo­s­sa brauch­te ich den Ka­me­ra­blick nur von den Oran­gen­beu­teln ein we­nig zur Sei­te zu schwen­ken, um ein paar am­bu­lant an­ge­bo­te­ne, fesch-fe­mi­ni­ne Kit­tel zu er­ha­schen:

ambulante Auslage an einem Haus in Valldemossa

Noch ein paar Me­ter wei­ter fand sich ein La­den vol­ler ent­setz­lich kit­schi­ger Mit­bring­sel aus über­wie­gend fern­öst­li­cher Pro­duk­ti­on, fa­brik­neu­er Müll, bei dem man sich wirk­lich fra­gen muß, wer sich so­was an­tut und da­für auch noch Geld hin­legt. The hor­ror! Den ab­ar­ti­gen Schund ab­zu­lich­ten hät­te sich des zonebattler’s mo­tiv­ver­wöhn­te Ka­me­ra frag­los ge­wei­gert. Doch je­dem das Sei­ne: Der Au­tor und sei­ne bes­se­re Hälf­te nei­gen da­zu, Sou­ve­nirs mit­zu­neh­men, die ein­ser­seits nichts ko­sten, an­de­rer­seits aber un­er­meß­lich wert­voll sind: Wur­zeln, Stei­ne, Mu­schel­scha­len und an­de­re Lei­chen­tei­le, die noch vie­le Jah­re spä­ter als Er­in­ne­rungs­an­ker tau­gen...

Fort­set­zung folgt: Dem­nächst gibt’s ein paar Vier­bei­ner so­wie ein paar Zwei­bei­ner von hin­ten zu se­hen. Und auch – nun ja – ein gan­zes Re­gal vol­ler ein­zel­ner Bei­ne oh­ne den Rest ih­rer ehe­ma­li­gen Be­sit­zer. Blei­ben Sie dran!

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Sonntag, 28. September 2014

Kli­ma­wan­del

Bananenstaude in einer Plantage auf La Palma (Kanaren)
 
Abb. 1: Ba­na­nen­stau­de in ei­ner Plan­ta­ge auf La Pal­ma (Ka­na­ren)
Bananenstaude im Stadtpark von Fürth (Bayern)
 
Abb. 2: Ba­na­nen­stau­de im Stadt­park von Fürth (Bay­ern)
Als ich vor gut 15 Jah­ren nach Fürth ge­zo­gen bin, war ich sehr an­ge­tan vom Un­der­state­ment ei­ner klei­nen Groß­stadt, die – ein­ge­klemmt zwi­schen den un­ein­hol­bar rei­chen Stief­schwe­stern Er­lan­gen und Nürn­berg – ih­ren ei­ge­nen, ehr­li­chen und bo­den­stän­di­gen Weg zu su­chen schien.
 
Heu­te blicke ich ent­täuscht und er­nüch­tert auf ei­ne pro­vin­zi­el­le Kom­mu­ne, die ihr »Ta­fel­sil­ber« – na­ment­lich ihr ar­chi­tek­to­ni­sches Er­be – ver­schleu­dert, und in der längst nicht mehr die ge­wähl­ten Po­li­ti­ker, son­dern Bau­trä­ger, In­ve­sto­ren und an­de­re Ver­tre­ter von Par­ti­ku­lar­in­ter­es­sen die Marsch­rich­tung zu be­stim­men schei­nen.
 
Kein Wun­der, daß in sol­chen Ver­hält­nis­sen längst auch die Ba­na­nen ge­dei­hen...
Sonntag, 14. September 2014

Pim­mel-Pilz

kurioser Pilz in des zonebattler's heimischen Jagdgründen
Freitag, 20. Juni 2014

Ja? Nein!

Die Ent­wöh­nung von der Mut­ter­milch sei­ner­zeit als nar­ziß­ti­sche Krän­kung er­lebt ha­bend und dies nach­hal­tig zu kom­pen­sie­ren su­chend, ist der zone­batt­ler vor mehr als ei­nem hal­ben Jahr­hun­dert pas­sio­nier­ter (Kuh-)Milchtrinker ge­wor­den und bis auf den heu­ti­gen Tag ge­blie­ben. Und wäh­rend er ihm ver­ko­stungs­hal­ber vor­ge­setz­te Wei­ne jeg­li­cher Pro­ve­ni­enz und Gü­te­klas­se auch im rei­fen Al­ter al­les­falls in »sau­er« und »we­ni­ger sau­er« zu ka­te­go­ri­sie­ren ver­mag, so ver­fügt er in Sa­chen Milch über ei­nen sehr aus­ge­präg­ten Ge­schmacks­sinn und nimmt fein­ste Nu­an­cen war, die an­de­ren Le­bens­teil­neh­mern ver­bor­gen blei­ben. Ein­zig »Frisch­milch« kommt ihm ge­mein­hin über die Zun­ge und auf die Ge­schmacks­knos­pen, ver­pöhnt ist ins­be­son­de­re die so­ge­nann­te »H‑Milch«, de­ren Ge­schmack in­dis­ku­ta­bel ist und die al­len­falls in klei­ner Do­sis im Kaf­fee ge­dul­det wird, wenn an­dern­orts ge­ra­de nichts Bes­se­res zur Hand ist.

Seit ei­ni­gen Jah­ren nun ver­sucht der Han­del, Milch­trin­ker mit »län­ger halt­ba­rer« ESL-Milch zur sorg­lo­se­ren Vor­rats­hal­tung zu ani­mie­ren. Das Kür­zel »ESL« steht für »ex­ten­ded shelf life« und be­zeich­net de fac­to ein Zwi­schen­ding zwi­schen Frisch­milch und H‑Milch, wo­bei sich das »zwi­schen« nach Mei­nung des Au­tors die­ser Zei­len so­wohl auf die Halt­bar­keits­zeit als auch den Ge­schmack be­zieht. Ech­te Frisch­milch gab es in den letz­ten Jah­ren (die teu­ren Ul­tra-Öko-Fla­schen­ab­fül­lun­gen im Bio­la­den las­sen wir jetzt mal au­ßen vor) im We­sent­li­chen nur noch bei REWE, wes­halb der zone­batt­ler sei­nen Wo­chen­be­darf von sechs Li­tern (je drei Li­ter mit 3,5% und 1,5% Fett­an­teil) re­gel­mä­ßig in der frei­täg­li­chen Mit­tags­pau­se in Nürn­berg ein­kauf­te, um ihn zum vor­wo­chen­end­li­chen Fei­er­abend dann nach Fürth zu schlep­pen. Ja, das ist un­pa­trio­tisch, aber nein, ich mag da­heim nicht noch­mals aus­rücken müs­sen für Be­sor­gungs­gän­ge, die ich in der be­rufs­hal­ber fre­quen­tier­ten Ost­vor­stadt en pas­sant er­le­di­gen kann...

Zu­rück zum The­ma. Seit letz­ter Wo­che gibt es bei REWE ver­drieß­li­cher­wei­se auch nur noch ge­fälsch­te Milch im »ja!«-gelabelten Te­tra­pack zu kau­fen:

REWE »ja!«-Milch alt (links) und neu (rechts)

Man be­ach­te die de­zen­ten Un­ter­schie­de zwi­schen der »tra­di­tio­nell her­ge­stell­ten« Frisch­milch-Packung (links) und der für die nur un­ter größ­tem Wi­der­wil­len »ge­nieß­ba­ren« ESL-Milch. Mit der Be­zeich­nung »län­ger halt­bar« sug­ge­riert ei­nem der Han­del ei­nen Vor­teil, der – zu­min­dest aus Kun­den­sicht – kei­ner ist: Län­ger halt­bar ist auf mei­ner Zun­ge pri­mär der ek­li­ge Nach­ge­schmack der ih­rer na­tür­li­chen Ei­gen­schaf­ten weit­ge­hend be­raub­ten Milch. Es ist zum Mäu­se­mel­ken! OK, bei län­ge­rem Nach­den­ken über die­se Op­ti­on dann eher doch nicht...

In­ter­es­sant sind üb­ri­gens auch De­tails wie das of­fen­bar neu an­ge­fer­tig­te Fo­to, er­kenn­bar am an­de­ren Glas und der gänz­lich un­ter­schied­li­chen Luft­bla­sen­bil­dung an der Ober­flä­che der dar­in ent­hal­te­nen Milch (oder was im­mer da im Stu­dio für das An­fer­ti­gen des Pro­dukt­bil­des ins Glas ge­kippt wur­de). Auch vom kur­si­ven Schrift­schnitt ist man aus un­er­klär­li­chem Grun­de ab­ge­kom­men: Ver­mut­lich lau­te­te die Vor­ga­be an den Gra­fi­ker: »Mach’ al­les an­ders, aber es soll so aus­se­hen wie vor­her, da­mit der Kun­de nicht ver­wirrt ist.«

REWE »ja!«-Milch alt (links) und neu (rechts)

Was al­so tun? Na ja, man­che RE­WE-Fi­lia­len bie­ten im­mer­hin noch »tra­di­tio­nell her­ge­stell­te« Al­ter­na­ti­ven un­ter an­de­rem Mar­ken­na­men und zu deut­lich hö­he­ren Prei­sen an. Wel­che zu ak­zep­tie­ren ich durch­aus be­reit wä­re, wenn das Geld denn auch mehr­heit­lich beim Er­zeu­ger an­kä­me. Frei­lich zeig­ten ge­le­gent­lich an­ge­stell­te Ex­pe­ri­men­te, daß manch’ an­de­re, für’s dop­pel­te Geld ein­ge­kauf­te Milch schon vor dem Er­rei­chen ih­res Min­dest­halt­bar­keits­da­tums bit­ter, flockig oder gar sau­er ge­wor­den ist, et­was, was mir mit der frü­he­ren »ja!«-Milch so gut wie nie pas­siert ist. Ja, ich weiß um die Be­deu­tung der un­un­ter­bro­che­nen Kühl­ket­te, und nein, ich bie­ge mir die Welt nicht zu­recht: Die al­te »ja!«-Milch war – bei Wür­di­gung der kon­su­mier­ten Men­gen und der ge­ge­be­nen Be­gleit­um­stän­de – für mich die be­ste er­hält­li­che Lab­sal! Die neue aber... Nein!

Glas­fla­schen beim Bio-Su­per­markt zu ho­len ist mir üb­ri­gens zu­viel der Schlep­pe­rei, zu­mal ich der Öko-Bi­lanz von Mehr­weg­fla­schen im Ver­gleich zum Te­tra-Pack eher skep­tisch ge­gen­über­ste­he. Ich bin al­so mo­men­tan rat­los, wie ich mich mit mei­nen 54 Len­zen milch­tech­nisch über die näch­sten 46 Jah­re ret­ten soll. Blei­ben Sie dran, ich wer­de in den Kom­men­ta­ren über Fort­schrit­te (und ggf. Rück­schlä­ge) in die­ser für mich le­bens­wich­ti­gen Fra­ge be­rich­ten...

Freitag, 22. November 2013

Mo­gel­packung

Auf dem mor­gend­li­chen Weg zum Für­ther Haupt­bahn­hof hat der zone­batt­ler heu­te am We­ges­rand ei­ne her­ren­lo­se Ein­kaufs­tü­te er­spech­tet und die­se samt In­halt aus Grün­den der Er­hal­tung der Stadt­bild­äs­the­tik selbst­ver­ständ­lich so­fort si­cher­ge­stellt. Der im Bü­ro in­spi­zier­te Bo­den­fund er­wies sich zu­nächst als er­freu­li­che Über­ra­schung, denn die neu­tral­wei­ße Pla­stik­tü­te ent­hielt ei­ne ori­gi­nal­ver­sie­gel­te Pra­li­nen­schach­tel ko­so­va­ri­scher Pro­ve­ni­enz:

geborgene Pralinenschachtel, geschlossen

Mnjammnjam, dach­te sich da der fro­he Fin­der, und er­rech­ne­te über­schlä­gig ei­nen Schna­bu­lier-Vor­rat von vier Rei­hen zu je sechs Scho­ko­gra­na­ten, mit­hin 24 Ex­em­pla­ren in to­to. Wer aber be­schreibt sein lan­ges Ge­sicht, nach­dem er er­war­tungs­froh den sie­geln­den Te­sa­film durch­trennt und den Deckel ab­ge­ho­ben hat­te? Die­se An­sicht hier prä­sen­tier­te sich dem dar­ob ver­dutz­ten wie be­frem­de­ten Scho­ko­la­den­freund:

geborgene Pralinenschachtel, geöffnet

Statt zwei Dut­zend Lecker­li ent­hält die Schach­tel ge­ra­de mal 14 Stück! Die ge­schick­te Ge­stal­tung des Schach­tel­deckels sug­ge­riert Fül­le, wo tat­säch­lich über­wie­gend Lee­re herrscht: Nur un­ter dem trans­pa­ren­ten Fo­li­en­ein­satz des Papp­deckels ist das Be­hält­nis mit Wa­re be­stückt, der Rest ist Luft und Pla­stik. Be­schiß hoch drei! Na we­nig­stens hat das Son­der­an­ge­bot vom Uni­ver­sum nix ge­ko­stet...

Dienstag, 16. Juli 2013

Die Ver­kehrs­in­sel (16)

Ein drit­tes und letz­tes Mal geht es heu­te in die Up­per Barrak­ka Gar­dens, um dort Punkt zwölf laut­stark de­mon­striert zu be­kom­men, was die Stun­de ge­schla­gen hat: In ei­nem täg­lich wie­der­keh­ren­den Ri­tu­al wird von (mut­maß­lich pseudo-)britischen Sol­da­ten mit­tags Sa­lut ge­schos­sen und da­mit ein weit­hin hör­ba­res Zeit- (und frü­her auch Macht-) Zei­chen ge­ge­ben...

Saluting Battery der Upper Barrakka Gardens über dem Hafen von Valletta

Der Of­fi­cer links im Bild er­klärt per Mi­kro­fon und Laut­spre­cher­an­la­ge das Pro­ze­de­re, die bei­den Hau­ben­trä­ger recht­erhand füh­ren die Bal­le­rei durch. Lei­der wird nur ei­ne ein­zi­ge Ka­no­ne ab­ge­schos­sen und noch lei­de­rer hat die nur Pul­ver, aber kei­ne Ku­gel im Rohr, wes­halb es kein spek­ta­ku­lä­res Schif­fe-Ver­sen­ken-Spiel im Maß­stab 1:1 zu be­klat­schen gibt, son­dern halt nur ei­nen Knall zu hö­ren und ei­ne wei­ße Rauch­wol­ke zu se­hen:

Salut-Kanone unmittelbar nach dem Abschuß

Für drol­li­ge Spleens wie der­lei mi­li­tä­ri­sche Her­um­ham­pe­lei­en lie­ben wir ja die Söh­ne Al­bi­ons, wo­bei ich wie schon ein­gangs an­ge­deu­tet den na­gen­den An­fangs­ver­dacht he­ge, daß in den Uni­for­men Ih­rer Ma­je­stät Ar­til­le­ri­sten in Wirk­lich­keit mal­te­si­sche Hilfs­ar­bei­ter stecken könn­ten, die für klei­nes Geld die ro­man­ti­sier­ten Ko­lo­ni­al­zeit­träu­me der Tou­ri­sten be­flü­geln. Aber man muß den harm­lo­sen (Feuer-)Zauber ja nicht un­be­dingt ent­zau­bern...

Ma­gi­sche Ein­drücke hält Val­let­ta auch in den Abend­stun­den be­reit, wenn sich die Tou­ri­sten­men­gen ver­pul­ve­ri­siert ha­ben und die Ein­hei­mi­schen da­heim vor ih­ren Glot­zen sit­zen: Dann hat man die pit­to­res­ke Alt­stadt fast für sich al­lein und kann im schwin­den­den Ta­ges­licht noch man­che schö­ne Sze­ne auf den Film Sen­sor-Chip ban­nen. Wie die­se dienst­frei ha­ben­den Son­nen­schir­me hier:

dienstfrei gestellte Sonnenschirme im Herzen Vallettas

Manch­mal wünscht man sich als Frei­zeit-Fo­to­graf die ana­lo­gen Zei­ten zu­rück: Bei um die 50 Pfen­ni­gen pro Dia hät­te ich der­lei Mo­ti­ve un­ter mü­he­vol­len Ver­ren­kun­gen nach lan­ger Über­le­gung ge­nau 1x sorg­sam an­vi­siert und ab­ge­lich­tet. Heut­zu­ta­ge nimmt man ein hal­bes Dut­zend leicht ver­schie­de­ne Schnapp­schüs­se mit und quält sich spä­ter da­heim mit der Fra­ge her­um, wel­cher da­von nun letzt­lich der be­ste ist... Tja.

Auch von die­sen ge­staf­fel­ten Haus­tü­ren ha­be ich im schum­me­ri­gen Däm­mer­licht et­li­che Auf­nah­men ge­macht, ja so­gar ei­ni­ge frei­hän­di­ge Be­lich­tungs­rei­hen rea­li­siert zum Zwecke der nach­träg­li­chen HDR-Be­ar­bei­tung:

Tür an Tür: schmale Häuserfronten in der Altstadt von Valletta

Die frag­los sur­re­al­ste und skur­ril­ste Be­geg­nung in den schläf­ri­gen Gas­sen Val­let­tas kün­dig­te sich schon aus ei­ni­ger Ent­fer­nung laut­stark aku­stisch an. Un­ter ble­chern-schep­pern­dem Ab­spie­len ei­ner Klim­per-Fas­sung von Li­li Mar­leen mach­te ein mo­to­ri­sier­ter Eis-Ver­käu­fer die Run­de, mal an die­ser, mal an je­ner Ecke hal­tend und sich mu­si­ka­lisch mit ei­nem Klirr­fak­tor na­he 100% bei der po­ten­ti­el­len Kund­schaft an­kün­di­gend:

mobile Eisdiele im Einsatz in den abendlich dahindämmernden Gassen Vallettas

Nach­dem der im Bild ge­zeig­te Kna­be mit der Start­num­mer 18 auf dem Rücken sein tief­ge­kühl­tes Bett­hup­ferl ge­kauft hat­te, ra­ste der am­bu­lan­te Eis-Dea­ler mit quiet­schen­den Rei­fen hei­ter wei­ter, sein Li­li-Mar­leen-Ge­trö­te bald hier, bald dort er­tö­nen las­send, viel­fäl­ti­ges Echo in­klu­si­ve. Mal war sein Wa­gen ei­ni­ge Quer­stra­ßen wei­ter zu se­hen, mal flitz­te er an ganz an­de­rer Stel­le durchs be­schau­li­che Bild. Ob sich der un­über­hör­ba­re Ein­satz letzt­lich wirt­schaft­lich für ihn ge­lohnt hat, er­scheint mir zu­min­dest zwei­fel­haft zu sein: Al­lein der Be­trieb der watt­star­ken Be­schal­lungs­an­la­ge wird – im Ver­ein mit der Kühl­an­la­ge – ei­ni­ges an En­er­gie ver­brau­chen. Ein nen­nens­wer­ter Kun­den­an­sturm war hin­ge­gen nicht zu kon­sta­tie­ren. Ver­mut­lich zahlt der Ge­la­tie­ro bei je­der ver­kauf­ten Ku­gel drauf, aber die Men­ge macht’s dann wohl wett...

Nach­dem wir dann die Stadt bis zum äu­ßer­sten er­reich­ba­ren En­de durch­lau­fen und an ih­rem Rand halb um­run­det hat­ten, nä­her­ten wir uns über den zen­tra­len Bus­bahn­hof wie­der ih­rem Ein­gang. In­zwi­schen war es gänz­lich dun­kel ge­wor­den, was mir Ge­le­gen­heit gab, mich dem an­son­sten bus-um­to­sten Tri­ton­brun­nen ge­fahr­los zu nä­hern, um ihn per Lang­zeit­be­lich­tung ein­zu­fan­gen und zu kon­ser­vie­ren:

nächtliches Wasserspiel: der Tritonbrunnen von Valletta

Ge­mes­sen am Sta­tus – Val­let­ta ist ja im­mer­hin die Haupt­stadt ei­nes sou­ve­rä­nen EU-Staa­tes – ist das Städt­chen eher über­schau­bar und pro­vin­zi­ell an­mu­tend; ge­nau das aber macht ja sei­nen be­son­de­ren Reiz aus. Wie es um das Kul­tur­le­ben be­stellt ist, kann ich nicht wirk­lich be­ur­tei­len – Feu­er­werks-Fe­sti­vals mal aus­ge­nom­men. Aber wenn über­haupt, dann wä­re Val­let­ta wohl der Ort, an bzw. in dem sich un­ser­eins ger­ne dau­er­haft nie­der­las­sen wür­de. Aber da es bis zum Ru­he­stand noch ein­ge Jähr­chen hin sind, sind der­lei Über­le­gun­gen der­zeit aka­de­mi­scher Na­tur.

In Sa­chen Rei­se­mit­bring­sel sind der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te ja ei­ni­ger­ma­ßen prag­ma­tisch ori­en­tiert: raum­grei­fen­de Staub­fän­ger sind ver­pönt, im Zwei­fels­fall ge­nie­ßen na­tür­li­che Fund­stücke wie Wur­zeln, Stei­ne, Schnecken­ge­häu­se etc. ei­ne hö­he­re Wert­schät­zung als von Men­schen­hand ge­ba­stel­ter oder gar in­du­stri­ell ge­fer­tig­ter Mum­pitz. Ger­ne ge­nom­men wer­den hin­ge­gen Le­bens­mit­tel in Form orts­üb­li­cher De­li­ka­tes­sen, mit de­nen sich das Ur­laubs­ge­fühl im hei­mi­schen All­tag noch ei­ne Wei­le und im Wort­sin­ne ge­schmack­voll auf­recht­erhal­ten läßt. Hier se­hen wir die am Tag vor der Heim­rei­se ein­ge­kauf­te Aus­wahl an mal­te­si­schen und ita­lie­ni­schen Kä­se­sor­ten, am­bu­lant ge­kühlt im Was­ser­bad des ho­tel­zim­mer­ei­ge­nen Wasch­beckens:

am Abend vor dem Heimflug eingekaufte und behelfsmäßig wassergekühlte Käse-Spezialitäten

Dank ei­ner schon Mo­na­te vor­her ge­le­gen­heits­hal­ber ein­ge­kauf­ten, di­gi­ta­len Ge­päck­waa­ge konn­ten wir dies­mal gu­ten Ge­wis­sens ki­lo­wei­se ein­kau­fen, was uns lecker und pro­bie­rens­wert er­schien, oh­ne ei­ne ge­wichts­mä­ßi­ge Über­schrei­tung der Frei­ge­päcks­gren­ze be­fürch­ten zu müs­sen...

So, die Kof­fer sind ge­packt, al­le Schub­la­den, Schrän­ke und Kom­mo­den zum x. Mal auf ver­ges­se­ne Hab­se­lig­kei­ten ge­checkt, dann al­so mit Sack und Pack run­ter in die Ho­tel-Lob­by, ein schnel­les Früh­stück im noch schum­me­rig lee­ren Re­stau­rant-Saal ver­putzt, good bye ge­sagt und ab ins pri­va­te Flug­ha­fen-Ta­xi. So schön der Ur­laub auch ge­we­sen war, an sei­nem En­de freut man sich doch im­mer auf die ei­ge­nen vier Wän­de. Ein letz­ter Blick zu­rück auf Son­ne, Meer und lan­des­ty­pi­sche Ar­chi­tek­tur:

alter Wachturm (St. Mark's Tower) vor leuchtend blauer Natur-Kulisse

Ob wir je­mals wie­der nach Mal­ta kom­men wer­den? Wer weiß... Aus ei­ge­nem An­trieb viel­leicht nicht, da­zu ha­ben wir jetzt ei­ner­seits das Land in­ten­siv ge­nug er­forscht und an­de­rer­seits vom Rest der Welt et­li­ches noch gar nicht ge­se­hen. Aber wenn sich bei­spiels­wei­se im Freun­des­kreis ein Plan her­aus­kri­stal­li­sier­te, den mal­te­si­schen Ar­chi­pel in fröh­li­cher Run­de ge­mein­sam zu be­rei­sen, dann wür­den wir uns si­cher­lich nicht lan­ge bit­ten las­sen, ei­ne neue Ex­pe­di­ti­on dort­hin zu be­glei­ten...

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Freitag, 28. Juni 2013

Salz in der Sup­pe

Freund und Feind wun­dern sich zu­wei­len, war­um der zone­batt­ler so­gar sein Nutella®-Brot ger­ne et­was nach­salzt. Die Ant­wort ist ein­fach: Weil ihm da­nach zu­mu­te ist. Und seit der mit­tags­päus­li­chen Lek­tü­re die­ses Ar­ti­kels juckt ihn die Mei­nung der an­de­ren da­zu noch viel we­ni­ger!

P.S.: Weil der zone­batt­ler ja be­kann­ter­ma­ßen ein Spar­fuchs ist, schmiert er sich mei­stens na­tür­lich nicht wirk­lich Nu­tel­la®, son­dern eher Nu­to­ka oder ei­nen an­de­ren han­dels­üb­li­chen Er­satz­stoff auf die Stul­le...

Sonntag, 17. Februar 2013

Ver­laut­ba­rung

Da­mit hier über­haupt mal wie­der was ver­öf­fent­licht wird, gibt der zone­batt­ler heu­te kund und zu wis­sen, daß er ab so­fort bis zum Oster­sonn­tag fa­sten wird, in­dem er eben­so toll­kühn wie tem­po­rär auf sein täg­li­ches Dop­pel-Schnapps­gläs­chen Ei­er­li­queur (14%) mit Scho­ko­streu­seln ver­zich­tet. Kommt ihm hart an, aber sein Wil­le ist här­ter!

Wir bit­ten um Wei­ter­ga­be der Son­der­mel­dung über die ei­ge­nen Netz­wer­ke...

Samstag, 27. Oktober 2012

Nah­öst­li­che Ge­nüs­se

Die lecker­ste Zu­falls-Ent­deckung des Mo­nats: Der CAN Su­per­markt am öst­li­chen Zip­fel des Nürn­ber­ger Stad­teils St. Le­on­hard! Fra­ge mich bit­te keine(r), was der zone­batt­ler heu­te Mit­tag in die­ser ent­le­ge­nen Ecke der Nach­bar­stadt zu schaf­fen hat­te. Je­den­falls schlepp­ten er und sei­ne bes­se­re Hälf­te am En­de zwei gro­ße und gut ge­füll­te Tü­ten mit tür­ki­schen Lecke­rei­en heim, ob­wohl sie gar nicht zum Wo­chen­end-Ein­kauf aus­ge­rückt wa­ren. Na dann: Mahl­zeit!

Mittwoch, 8. August 2012

Obst­spieß

aufgespießte Bananenschale auf einen Zaun an der Karolinenstraße
Samstag, 16. Juni 2012

Eis­kalt er­wischt

Heu­te mor­gen bin ich mal schnell in der ble­cher­nen Weiß­wurst nach Mün­chen run­ter­gerauscht, um mei­ner bes­se­ren Hälf­te ein frisch her­aus­ge­kom­me­nes und er­go noch nicht flä­chen­deckend ver­füg­ba­res Zu­be­hör­teil aus dem dor­ti­gen Ap­ple Store zu be­sor­gen. Kann man ja mal ma­chen, ich woll­te eh an mei­ner ak­tu­el­len Rei­se­be­richt­erstat­tung wei­ter­schrei­ben, und ob ich das nun am ru­hen­den hei­mi­schen Schreib­tisch tue oder im ra­sen­den ICE, ist mir letzt­lich ei­ner­lei. Hat auch al­les be­stens funk­tio­niert, leicht ge­streßt war ich nur vom un­ver­hoff­ten An­ruf der sich hin­sicht­lich der ge­wünsch­ten Far­be um­ent­schie­den ha­ben­den bes­se­ren Hälf­te, die mich just zu dem Zeit­punkt an­bim­mel­te, als ich den Kauf­akt per Geld­über­ga­be be­sie­gel­te. Aber egal, der Um­tausch ge­gen ein an­ders­far­bi­ges Teil war kei­ne gro­ße Sa­che.

Groß hin­ge­gen ist die Lan­des­haupt­stadt, und an ei­nem Sams­tag mit Fest­mu­sik vor dem Rat­haus ist sie zu­dem mit noch mehr Men­schen an­ge­füllt als an­son­sten schon da sind. Der laut­star­ke Tru­bel wur­de mir ol­lem Lan­ge­wei­ler schnell zu viel, dar­um bin ich als­bald wie­der zum Hbf zu­rück­ge­fah­ren und in den näch­sten ICE in Rich­tung Hei­mat ge­stie­gen. Ganz vor­ne hin­ter dem Lok­füh­rer Platz ge­nom­men, Net­book auf­ge­klappt, Text­ent­wurf ge­la­den, Ab­fahrt.

Sanft sin­gend setz­te sich der Zug in Be­we­gung und schlän­gel­te sich durch das Gleis­vor­feld des Bahn­ho­fes. Kaum hat­te er die Stadt hin­ter sich ge­las­sen und sei­ne Rei­se­ge­schwin­dig­keit er­reicht – ich grü­bel­te über die Mal­te­ken und ih­re zu be­schrei­ben­den Ei­gen­hei­ten nach – kam auf ein­mal von hin­ten Kol­le­ge Schaff­ner dienst­be­flis­sen her­bei­ge­sprun­gen und hielt mir ein Ta­blett mit vier Ei­sen am Stiel dar­auf un­ter die Na­se: »Grüß Gott der Herr, darf ich Ih­nen ein Ma­gnum an­bie­ten, es gibt ‘Man­del’ oder ‘Clas­sic!’«

Im Grun­de stand mir der Sinn gar nicht so sehr nach Eis­creme, da ich kurz vor der Ab­fahrt noch ei­nen am­bu­lant er­stan­de­nen Milch­shake in mich hin­ein­ge­stroh­halmt hat­te. Aber aus­schla­gen woll­te ich das net­te An­ge­bot auch nicht, und so ent­schied ich mich kur­zer­hand und laut­hals be­stä­ti­gend für die Va­ri­an­te »Clas­sic«.

Da ließ der schlaue Schaff­ner die Mas­ke fal­len: »Ger­ne, das macht dann EUR 2,20!«, schnarr­te er. Mei­ner ei­ner hin­ge­gen hat­te die Of­fer­te als Ge­schenk (miß-)verstanden, weil der­lei in der er­sten Klas­se üb­lich ist und ich für ei­nen Au­geblick ganz ver­ges­sen hat­te, heu­te pri­vat und da­mit auf den bil­li­ge­ren Plät­zen in der zwo­ten un­ter­wegs zu sein! Da saß ich nun in der Freund­lich­keits­fal­le und es half nix, ein Rück­zie­her wä­re klein­lich und pein­lich er­schie­nen. Al­so her­aus mit der Bör­se und das Lehr­geld ge­zahlt!

Am mei­sten är­ger­te ich mich dar­über, daß ich sol­che leicht ma­ni­pu­la­ti­ven Me­tho­den (Pä­sen­ta­ti­on ei­ner klei­nen Zahl fer­tig vor­ge­ge­be­ner Al­ter­na­ti­ven statt dem Stel­len ei­ner er­geb­nis­of­fe­nen Fra­ge mit fol­gen- und ko­sten­lo­sem Hin­ter­tür­chen) in frü­he­ren Zei­ten per­sön­lich ge­schult ha­be. Nun war ich selbst ein Op­fer des längst durch­schau­ten, ur­alten Ver­käu­fer-Tricks ge­wor­den. Ge­schieht mir recht. Aber recht lecker war das Scho­ko-Ma­gnum den­noch!

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