Mittwoch, 20. August 2008
Kaum ist man aus Aachen raus, ist man auch schon in Belgien drin: Man merkt es sofort an den die Autobahn des nachts beleuchtenden Straßenlampen, mit denen sie sich dort drüben vor lichtscheuem Gesindel zu schützen hoffen. Die ständige Illumination führt leider auch dazu, daß die Einheimischen und viele ihrer Besucher unterdessen eine gewisse Angst vor der Dunkelheit entwickelt haben und daher (vorzugsweise in dämmerigen Kirchen) mit allem unentwegt herumblitzen, was Handy, Taschenkamera oder Spiegelreflex aufzubieten haben. Da nützen auch große Knipsverbotsschilder in zwei Meter Abstand nix. Das freilich ist ein Thema für sich, welches der zonebattler noch einmal separat aufgreifen wird...
Doch wieder zurück zum Land der Flamen und Wallonen: Die können aus historischen Gründen nicht so recht miteinander und vernachlässigen darüber augenscheinlich die Infrastruktur. Selten haben wir so viele armdicke Bäume aus Kirchen- und Palastdächern wachsen sehen! Was sicher einst als schleichende Vernachlässigung begann, ist mittlerweile vielerorts zum galoppierenden Verfall angewachsen. Das kann zugegebenermaßen mitunter recht pittoresk wirken und an Veduten von Piranesi erinneren, rührt aber dem fassungslosen Betrachter angesichts der teils kolossalen Wasser- und Vandalenschäden das Herz. Vieles scheint hier also am Boden darniederzulegen, und wenn man sich mit der Kamera dazulegt ‑zum Beispiel vor dem Palais Royal in Brüssel- hat man meist sogleich etwas Merkwürdiges vor der Linse stehen...
Über den desolaten Zustand ihres Gemeinwesens zu Recht frustriert, greifen die Belgier gern und oft zu tröstenden Schokoladestückchen, weshalb die heimische Pralinenproduktion in hoher Blüte steht, ja nachgerade Weltmarktführerschaft beanspruchen kann. Daß der Protokollant während seines kurzen Aufenthaltes nicht gleich fünf Kilo zulegte, ist einzig den exorbitanten Preisen der süßen Delikatessen geschuldet. Weil die Belgier über der ganzen Nascherei nicht selten vergessen, während der Ladenöffnungszeiten auch für die Deckung des Grundbedarfes Sorge zu tragen, stehen in vielen Gemeinden Brotautomaten stets dienstbereit herum.
Auch ansonsten findet man im kleinen Nachbarland manche Eigenartigkeit in der Welt der Wirtschaft, zum Beispiel ehemalige Kirchen, in denen heutzutage nur noch dem Mammon gehuldigt wird:
Inwieweit sich in solchen Konsumtempeln [sic!] eine zunehmende Gottlosigkeit in der Gesellschaft widerspiegelt, soll an dieser Stelle nicht weiter diskutiert werden. Auch soll keineswegs der Eindruck entstehen, daß Belgien nicht auch schöne Seiten aufzuweisen hätte. Das Gegenteil ist der Fall! Im ostflandrischen Gent zum Exempel kommt man gar nicht umhin, in nahezu jeder Blickrichtung ansichtskartengerechte Stimmungsbilder vor sich zu sehen:
Auch Brügge in Westflandern ist berühmt für seine intakte mittelalterliche Altstadt. Während wir in Deutschland allenfalls Rothenburg ob der Tauber als vergleichbaren Trumpf ausspielen können, haben die Belgier dutzende putziger Städtchen in der Hinterhand und im Hinterland. Dennoch: Hinter mancher nett herausgeputzen Fassade können Abgründe lauern, Grauen und Entsetzen gar! Wehe dem, der dort den Schritt über die Schwelle wagt:
Der abgebildete stumme Schrei schien bis dato nicht erhört worden zu sein, obwohl man wohl davon ausgehen kann, daß die meisten Belgier nicht nur entweder des Niederländischen oder Französischen mächtig sind. Auch der zonebattler unternahm keine Anstalten, hier weiter nach dem Rechten zu sehen. Tags drauf war ihm dann freilich selbst nach einem Hilferuf zumute, als er und seine bessere Hälfte nämlich arglose Opfer leibhaftiger Verbrecher wurden. Mehr dazu in der nächsten Episode...
Montag, 18. August 2008
Das eigene Land zu durchreisen ist zunächst meist keine sonderlich aufregende Erfahrung: Wegweiser, Briefkästen, Polizeiautos und Ladenschilder schauen kaum anders aus als die daheim. Man ist irgendwie noch nicht wirklich weg. Wohl dem aber, der ein kleines und eher langsames Auto hat: Da stellt sich der Wunsch nach überschaubaren Etappen und ausgiebigen Pausen ganz von selbst ein! Zum Beispiel schon nach 100 Kilometern:
Im ruhigen Hofgarten der Würzburger Residenz läßt es sich ganz wunderbar flanieren, selbst bei schönstem Ferienwetter verliert sich werktags nur eine Handvoll BesucherInnen darin. Wir labten uns im rekonstruierten Wirtschaftsgarten an reifen Walderdbeeren, die offenbar nur der Zierde dienen und ansonsten allenfalls von ortskundigen KennerInnen gemundraubt werden. Ein leckerer Reiseauftakt! Auch vor dem Schloß förderte der Blick zum Boden manch’ rätselhafte Überraschung zutage:
Auf der Rückseite jenes Pappschildes stand übrigens »kostenlos« zu lesen. Na dann!
Jetzt müssen wir das Erzähltempo aber doch etwas verschärfen, sonst dauert die rekapitulierende Zusammenfassung am Ende noch länger als die eigentliche Reise. Der private Hausbesuch beim Lexikaliker sei daher nur am Rande erwähnt; wir spulen flugs vor und setzen tags drauf wieder ein beim Besuch der berühmten Abtei Maria Laach in der Eifel. Zunächst galt es, den unweit der Klosterkirche gelegenen Caldera-See per pedes zu umrunden, was der in der Hosentasche mitgeführte GPS-Tracker natürlich penibelst protokollierte:

Map data: © OpenStreetMap contributors, powered by MapSurfer.NET
Überhaupt ist es eine feine Sache, sich von so einem kleinen Reisebegleiter die Route und damit letztlich auch die Erinnerungen zuverlässig konservieren zu lassen. Ich werde in einer späteren Episode noch darauf zurückkommen, welche durchaus unerwarteten Nebenwirkungen das hinsichtlich der eigenen Fotografierwut zeitigen kann...
Die folgenden ausgiebig inspizierten Etappenziele (Bad Münstereifel, Gemünd, Aachen) seien der Vollständigkeit halber zwar nicht verschwiegen, aber auch nicht näher beschrieben, denn wie eingangs schon erwähnt ist die Anmutung inländischer Orte auf einem gewissen gemeinsamen Nenner stets die gleiche, wiewohl natürlich die Baudenkmäler und die Dialekte der Insassen wechseln. Wirklich anders wird es erst mit dem Überfahren einer Landesgrenze, in unserem Fall war es die zu Belgien. Wie es dort zugeht, wird Thema und Gegenstand der nächsten Folge sein...
Sonntag, 17. August 2008
Als ich in einem früheren Leben im Jahre 1991 erstmals in das südenglische Seebad Brighton kam, war der exotisch-kuriose Royal Pavilion vollständig eingerüstet und wegen allfälliger Instandsetzungsarbeiten nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Gut 17 Jahre später galt es nun, die überfällige Besichtigung endlich nachzuholen...
Während es den zonebattler also nach England zog, wollte seine bessere Hälfte unbedingt Frankreich bereisen. Beides miteinander verbindend und vereinend, brach man am letzten Julitag mit (und in) der treuen Renngurke gen Westen auf.
Erstmals konnte ich dank meines handlichen Vorratsdatenspeichers (der im Bild zu sehende, weiße GPS-Tracker) die gesamte Reiseroute automatisch mitprotokollieren und jetzt in Nachgang visualisieren lassen. Aus großer Höhe sieht die zurückgelegte Strecke auf der Landkarte so aus:
Bei weiterem Hineinzoomen wird die farbige Trackerspur dann immer detailierter: Letztlich sieht man jeden Ampelstopp und jede Pinkelpause Rast. Erfreulich üppig ist übrigens die Speicherausstattung meines kleinen weißen Protokollführers: Obwohl ich ihn alle 2 Sekunden (!) die Position aufzeichnen und täglich ca. 12 Stunden lang laufen ließ, war er nach 17 Reisetagen noch nicht mal halbvoll!
Da die Fahrzeugbesatzung berufsbedingt recht hotelerfahren ist, zieht sie im Urlaub gemeinhin die morgendliche Gesellschaft von Hase und Igel der von Hinz und Kunz vor und nächtigt freudig in freier Natur. Zu diesem Behufe sucht sie bei Einbruch der Abenddämmerung einen geeignet erscheinenden Standplatz für den mit wenigen Handgriffen zum komfortablen Schlafwagen umzurüstenden fahrbaren Untersatz. In (meist) friedlicher Umgebung findet der Reisetag dann sein beschauliches Ende.
Angst braucht man unserer Meinung nach bei dieser Art des naturnahen Nächtigens nicht zu haben, sind doch die Räuber heutzutage gemeinhin nicht mehr im Walde, sondern im Internet (und/oder in den schnieken Chefetagen) anzutreffen...
Übrigens ist der bewährte Wagen ebenso kompakt wie geländegängig und verhilft dank mitgeführter Küchen- und Waschkisten zu einem doch beträchtlichen Maß an Autarkie. Hinterher ist man immer wieder auf’s Neue verblüfft, mit wie wenig man auskommt, um ein ‑keineswegs spartanisches- Vagabundenleben auf Zeit zu führen.
Soviel vorab, als Präambel sozusagen und um das grundsätzliche Szenarium zu setzen. In eigenen Beiträgen sollen die Erlebnisse und Ereignisse in Deutschland, Belgien, Frankreich, England und wiederum Frankreich und Deutschland ausführliche Würdigung finden.
Samstag, 16. August 2008
kehrt der zonebattler soeben von seinem jährlichen Abenteuerurlaub heim und meldet sich zurück zum Dienst an der Heimatfront: Gut zwei Wochen lang hat er insgesamt vier Länder bereist und dabei weder Radio gehört noch Fern gesehen noch eine gescheite Zeitung erblickt, und auch ein Online-Zugang war außerhalb jeder Reichweite. Jetzt müssen zunächst einmal der heimische Haushalt hochgefahren und das klaffende Informationsdefizit ausgeglichen werden, dann geht es auch hier wieder weiter, und zwar erstens mit Antworten zu den vielen zwischenzeitlich eingegangenen Kommentaren und zweitens mit einem ausführlichen und reich bebilderten Expeditonsbericht. Ich danke meinen geschätzten LeserInnen für das geduldige Ausharren!
Montag, 17. Dezember 2007
Ich mag es morbide, ich mag es elegant, ich mag es bunt. Mehr davon gibt es hier.
Mittwoch, 8. August 2007
In meinem nachurlaubigen Weltenschmerz (drei Wochen Erholung nach drei Tagen im Büro weitgehend neutralisiert, noch immer harren dort gut 60 rote Mails ihrer Abarbeitung) kommt soeben die Sonne strahlend zurück in mein Leben: Aus einem Geschenkpäckchen von amazon.de purzelt mir die einzige noch in der Sammlung fehlende CD mit Lautensonaten von Silvius Leopold Weiss (meisterlich interpretiert von Robert Barto) engegen. Die unerwartete Auszeichnung hebt des zonebattler’s Laune augenblicklich und rettet seinen verregneten Abend: Herzlichen Dank ins Land der Eidgenossen an meine generöse Leserin! :-)
Mittwoch, 13. Juni 2007

verlassene landwirtschaftliche Einrichtung irgendwo in Ostdeutschland
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Montag, 16. April 2007
Sonntag, 15. April 2007
Aus dem Arbeits-Urlaub brachte ich (in entstofflichter Form) diverse Radkappen, Kaugummi-Automaten, markante Markierungen sowie Pflasterungen mit, die ich bereits fix in mein Bildarchiv einsortiert habe. Fast ärgert es mich, daß ich die zahlreichen desolaten Imbißbuden am Wegesrand undokumentiert habe stehen lassen. Na, immerhin eine habe ich mitgenommen, und die kriegt Ihr im nächsten Beitrag zu sehen...
Süßer und scharfer Senf: