Sonntag, 10. Oktober 2010
Der geneigten Leserschaft wird nicht entgangen sein, daß ich mich derzeit um die ordnungsgemäße und (über)fällige Fortsetzung der aktuellen Reiseberichterstattung weiterhin zu drücken scheine. Das liegt daran, daß ich dieser Tage wie ein Berserker hier, da und dort meine anderen virtuellen Äcker bestellt habe und zwischendrin im analogen Leben des goldenen Herbstes üppiger Fülle teilhaftig zu werden suchte. Ich werde der selbstauferlegten Chronistenpflicht in Kürze nachkommen, überlege mir freilich, ob ich mir beim nächsten Mal nicht einfach die Gnu’sche Attitüde zu eigen machen und nur noch Bilder zeigen sollte...
Montag, 4. Oktober 2010
Nord trifft Ost: Ein Einheits-Gespräch (F.A.Z.)
Sonntag, 19. September 2010
Heute habe ich mich zum ersten Mal seit Jahren wieder mit einer Armbanduhr ins öffentliche Leben begeben, namentlich in die Kunsthalle Würth zu Schwäbisch Hall. Und was soll ich sagen? Obwohl die eigentlichen Attraktionen an den Wänden hingen (Tomy Ungerer hier, Christo und Jeanne-Claude da), guckten die BesucherInnen reihenweise nach mir und meinem schwermetallenen Zeitmesser am Handgelenk, die Männer scheinbar anerkennend bis neidisch, die Frauen kokettiernd bis flirtend. Allerhand! Selbst wenn es sich um das legendäre Original und nicht um einen logo- und namenlosen Nachbau eines robusten Klassikers gehandelt hätte, ich hätte nie und nimmer gedacht, daß 104 Gramm Feinmechanik am Arm solche Wirkung entfalten können. Wer weiß, wo ich heute wäre, wenn ich mein Dutzend Armbanduhren nicht seit Jahren in der Schublade schlummern ließe!
P.S.: Nein, ich hatte keine Nudel im Gesicht und auch kein Loch im Kittel, ich habe mich selbstredend (und selbstkritisch) davon überzeugt...
Mittwoch, 25. August 2010
Man kann es kaum glauben: Ein junger Immobilienmakler sucht für ein Buchprojekt alte Fotos seiner Heimatstadt Chicago und ersteigert zu diesem Behufe den wegen Zahlungsunfähigkeit der Mieterin unter den Hammer kommenden Inhalt eines Lagerabteils mit ‑zigtausend belichteten, aber überwiegend unentwickelten Filmen. Er läßt einige, dann immer mehr davon entwickeln und kommt langsam dahinter, daß die ihm unbekannte Fotografin in den 1950ern bis 1990er Jahren eine ebenso manische wie künstlerisch herausragende Lichtbildnerin gewesen sein mußte, die ihre meisten Schnappschüsse – sei es aus tragischem Geldmangel, sei es aus nach dem erfolgreichen Einfangen der gejagten Motive erloschenem Interesse – nie zu sichtbaren Bildern verarbeitet hat. Er beginnt selbst mit der Knipserei und der street photography, angeleitet und zusehends fasziniert von der in quantitativer wie qualitativer Hinsicht immensen Hinterlassenschaft der geheimnisvollen Frau, die ihm damals vom Auktionator als krank und schwierig beschrieben wurde. Als er – etwa ein Jahr nach dem Erwerb des gigantischen Filmkonvolutes – schließlich doch nach Vivian Maier googelt, um sie endlich persönlich kennenzulernen, findet er ... eine erst wenige Tage vorher aufgegebene Todesanzeige. Er kommt zu spät.
Der eher beiläufig erworbene Schatz erweist sich als so wertvoll und umfangreich, daß John Maloof den Beruf wechselt: Heute ist er selbst als street photographer unterwegs und hat sich zudem der Erschließung und Aufbereitung des künstlerischen Vermächtnisses jener großen, vorher der Welt gänzlich unbekannten Fotografin verschrieben. Man wird sich beider Namen merken müssen.
Dies war nur die Kurzfassung einer an erstaunlichen Zufällen reichen und trotzdem wahren Geschichte. In Gänze nachzulesen ist sie hier, hier, da und dort. Einen deutschsprachigen Zeitungsartikel darf ich aus urheberrechtlichen Gründen nicht zum Download anbieten, aber gute Freunde können sich privat an mich wenden...
Sonntag, 22. August 2010
Den heutigen Sonntag konnte ich in vollen Zügen genießen, und das im durchaus wörtlichen Sinne: In Erbringung eines vor Wochen spontan angebotenen Freundschaftsdienstes habe ich zu morgendlicher Stunde am Nürnberger Hauptbahnhof zwei wunderbare Gemälde eines Bamberger Künstlers gut verpackt aus der Obhut seiner Nürnberger Galeristen übernommen und zur Mittagszeit in Bielefeld [1] dem glücklichen Käufer übergeben. Ausgerüstet war ich mit einem üppigen Lunchpaket aus den Händen der fürsorglichen Absender [2], einem 1328-seitigen Roman sowie meinem Taschenspieler mitsamt einer älteren Gesamtausgabe der Bruckner-Symphonien.
Auf der Hinfahrt ergab sich wider Erwarten wenig Gelegenheit zum unbeschwerten Genuß von Literatur oder Musik, denn der ICE 886 quoll zwischen Nürnberg und Hannover schier über vor Passagieren und deren ausladenden Gepäckstücken [3]. Um einerseits dem verinnerlichten Servicegedanken Rechnung zu tragen [4] und andererseits das mannshoch-sperrige Packstück mit der wertvollen Fracht sozialverträglich und sicherheitskonform verstauen zu können, mußte ich mich letztlich im Türraum des vorderen Wagens gleich hinter dem führenden Triebkopf des ICE 1 auf dem Fußboden niederlassen, die Beine in die Treppenmulde der Außentür geklemmt. Klingt unbequemer als es ist, ich bin ja zudem auch daheim ein praktizierender Bodenhocker! Außerdem bekam ich so Gelegenheit, längere Zeit über Gott und die Welt (und mich zwischendrin) nachzudenken...
Rückwärts standen mir dann von 13:17 bis 17:46 Uhr diverse kommode (ICE) bis leidlich bequeme (IC/RE) Sitzplätze zur Verfügung, und überdies war ich nun der schwerwiegenden Verantwortung für zwei meisterlich bemalte Leinwände ledig. Beste Voraussetzungen also zur überfälligen Aufnahme geistiger Nahrung! Leider erwies sich die geschunken gekrochene Familiensaga als einigermaßen unverdaulich, und auch beim spätromantischem Getöse meines Lieblingskomponisten kam keine rechte Freude auf [5]. Geholfen haben dann ein beim Umsteigen im Hauptbahnhof Hannover ordnungsgemäß erworbenes Exemplar der aktuellen Psychologie Heute sowie im ICE 589 en passant erfischte Wochenendausgaben der F.A.Z. und der WELT.
Man möge es mir glauben oder auch nicht, aber die elf sehr angenehm klimatisierten Stunden im Zug erschienen mir als kein bißchen lang‑, sondern eher sogar als ziemlich kurzweilig. Außerdem weiß ich jetzt, daß sie in Bielefeld [1] eine im Krieg zerbombte und lieblos wiederaufgebaute Innenstadt, eine verfehlte Verkehrspolitik unter dem Primat des Individualverkehrs, ansonsten die gleichen Probleme wie hier, aber immerhin vorzügliches Spaghetti-Eis »Carbonara« (mit Eierliqueur und Nüssen) haben!
[1] Das Problem der strittigen (und auch von mir nicht zweifelsfrei zu belegenden) Existenz jener Stadt ist mir selbstredend bewußt. Da dies aber für das Thema meines Rapports von geringer Relevanz ist, wollen wir das Vorhandensein Bielefelds for the sake of argument und für die Dauer der Diskussion über meine Ausführungen bitte als gegeben an- und hinnehmen.
[2] welches mich noch die ganze kommende Woche hindurch nähren und am Leben erhalten wird...
[3] Es erschiene dem Chronisten eine wissenschaftliche Untersuchung wert, inwieweit die Erfindung von rollfähigen und mit geringem Kraftaufwand translozierbaren Gepäckstücken die Reisenden heutzutage ermuntert, den größeren Teil ihres Hausrates ständig mit sich herum- bzw. hinter sich herzuziehen.
[4] Da die regulär reisenden Fahrgäste durch den Kauf ihrer Fahrscheine letztendlich des zonebattler’s Dienstbezüge finanzieren, ist es für ihn nichts weniger als selbstverständlich, bei Vollbelegung der blechernen Weißwurst zahlenden Passagieren umstandslos und unaufgefordert seinen Sitzplatz zu überlassen.
[5] eher aus aufnahmetechnischen denn aus interpretatorischen Gründen.
Montag, 2. August 2010
Madame Modeste erweitert ihre multiplen Kernkompetenzen und greift beherzt zur Rohrzange, derweil ihr geschätzter Gefährte über den banal-handgreiflichen Dingen des Lebens steht (bzw. teilnahmslos neben diesen zu sitzen scheint)...
Donnerstag, 29. Juli 2010
Während sich unsereiner als Schrebergärtner zuweilen Zecken aus der Schwarte reißt, reißt sich der Lexikaliker ziemlich zweckfrei um Reißzwecken. Ob er damit was reißen kann?
Dienstag, 20. Juli 2010
Was könnte auf Dauer frustierender sein, als für ein winziges Publikum zu schreiben? Für eine riesige Zielgruppe zu »depublizieren«. Schöne neue Welt!
Freitag, 16. Juli 2010
Nachdem ich im Februar dieses Jahres mit dem Blog der Medien PRAXIS ein erstes Gemeinschaftswerk aufgesetzt hatte, habe ich ja neulich erst ein zweites Kollektiv-Projekt angekündigt und dafür fleißig die Werbetrommel gerührt. In den letzten Wochen habe ich die inhaltliche Arbeit am eigenen Blog hier etwas vernachlässigt, um mich mit aller Energie und Hingabe (die bei den herrschenden Temperaturen ich noch aufzubringen in der Lage bin) dem Feinschliff an dieser meiner neuen Baustelle zu widmen. Nachdem sich dank der Zuarbeit fleißiger Autoren und Autorinnen auch schon einiges an lesenswerten Inhalten angesammelt hat, ist die »Fürther Freiheit« in gediegener, magazintypischer Aufmachung mittlerweile durchaus vorzeigbar:
Die Teamarbeit ist hierbei noch etwas diffiziler geworden: In der nicht mehr ganz so kleinen Schar der freiwilligen Mitarbeiter sind doch ein paar dabei, die sich lieber von mir individuell einweisen und coachen lassen würden als meine laufend aktualisierte Anleitung für Autoren zu studieren und zu durchdenken. [1] Eine derart umfassende Betreuung aber ist in diesem Maßstab von mir allein nicht mehr zu leisten, da muß der (oder die) Einzelne schon das seine (bzw. ihrige) dazu beitragen, den virtuellen Laden in Schwung zu bringen und am Laufen zu halten. Aber das wird schon noch!
Ich bin gespannt, wie sich dieses ambitionierte Experiment entwickeln wird: Wird es auf Dauer genug Aktive geben, die mit hochkarätigen Beiträgen ihr Publikum zu gewinnen (und zu halten) vermögen? Freilich: Wenn man es nicht versucht, dann wird man es nicht herausfinden können. Doch selbst wenn das von Herzblut getragene Projekt letztlich an Auszehrung sterben sollte: Ich würde schon jetzt weder die technischen noch die zwischenmenschlichen Lehren daraus missen wollen...
[1] Interessanterweise sind das eher die Akademiker als die einfacher Ausgebildeten.
Dienstag, 13. Juli 2010
Die unglaubwürdigste aller Abschiedsfloskeln: »Wir bleiben in Kontakt!«
Montag, 5. Juli 2010
Der zonebattler, ausweislich seiner Visitenkarte Dienstmann von Profession (und aus Leidenschaft), kann seit gestern seinerseits über einen servilen Burschen verfügen, der sich eilfertig bemüht, seinen neuen Herrn zufriedenzustellen:
Mein neuer Sarotti-Mohr schaut noch etwas traumatisiert aus der bunten Wäsche: Vermutlich war seine frühere Herrschaft nicht immer gnädig zu ihm und hat wohl auch manche Laune an dem wehrlosen Diener ausgelassen. Sei es, daß der servierte Kaffee zu heiß (oder zu kalt) war, sei es, daß er zu spät (oder zu früh) kam, der (nichtigen) Gründe für einen strafenden Hieb mit dem Rohrstock gab es offenbar viele. Jetzt freilich kann der farbige Knabe seinen Dienst ohne Angst versehen, denn unsereiner zieht das Motivieren durch Lob dem Drill per Strafandrohung vor. Auf lange Sicht wird das seine gepeinigte Seele hoffentlich zu heilen vermögen...
Nachtrag: Bilder des Illustrators Anton Atzenhofer sind direkt aus des Künstlers Hand in der Galerie Atzenhofer zu haben, die von des Meisters Lebensgefährtin Lydia Schuster in der Weißgerbergasse am Maxplatz zu Nürnberg geführt wird. Ein Besuch lohnt immer, und sei es nur auf eine Tasse Kaffee (Do-So, 13–18 Uhr).
Mittwoch, 30. Juni 2010
Nürnberg-Südstadt, mittags um halb eins: Der zonebattler bestreift seinen Beritt und tappt die Querstraßen nach zufälligem ausgeklügeltem Muster auf und nieder. Als er sich anschickt, zwei lässig vor ihm herschlendernde, hörbar migrationshintergrundbehaftete Knaben zu überholen, wird er ungewollt Zeuge ihres Gespräches...
1. Knabe
...und dann drückst Du auf den Knopf, und dann sind alle Monster auf einmal erledigt!
2. Knabe
(schwer beeindruckt) Wow!
1. Knabe
Und man kann sogar während des Spieles Extra-Waffen nachkaufen!
2. Knabe
(restlos überwältigt) !!!
zonebattler
(leise vor sich hin murmelnd) Und man kriegt von mir 10.000 Bonus-Punkte dazu für die makellose Beherrschung von dem Genitiv!
(alle ab)
Süßer und scharfer Senf:
Flexibilität ist allesBedaure, ich bin Blogger und kein Beschaffer. Es wird Dich allenfalls etwas...
Flexibilität ist allesUnd noch was: Ich finde es sehr lustig, dass du den "Orangeli"...
Flexibilität ist allesP.P.S.: Mir ist mein "Gelbi" wirklich wichtig! Das Angebot mit den 9...
Flexibilität ist allesP.S.: Du kannst mir vertrauen, ich meine solche Angebote ernst. Ich würde...