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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Samstag, 5. November 2005

Künst­ler­pech

Ich er­öff­ne heu­te die Ru­brik Be­geg­nun­gen mit ei­ner eher un­er­freu­li­chen sol­chen, die aber zum Glück nur te­le­fo­nisch statt­fand. Un­ter dem Strich zeig­te sie mir, daß manch ei­ner gut dar­an tä­te, die Trag­hö­he sei­ner Na­se ge­le­gent­lich ein­mal nach­zu­ju­stie­ren...

Nun al­so, es ist schon ein paar Wo­chen her, wir wa­ren auf dem Heim­weg von ei­nem Pick­nick im Stadt­park und sa­hen durch ein un­ty­pi­scher­wei­se weit ge­öff­ne­tes Tor in ei­nen ty­pi­schen Für­ther Hin­ter­hof. So et­was fin­det im­mer un­ser In­ter­es­se, al­so gin­gen wir hin­ein und in­spi­zier­ten die Sze­ne­rie. Be­son­ders neu­gie­rig mach­te uns das gro­ße Hin­ter­haus, des­sen Tür eben­falls of­fen­stand. Von Warn- oder Ver­bots­schil­dern war nichts zu se­hen, al­so be­tra­ten wir das leer­ste­hen­de Ge­mäu­er und sa­hen uns um.

Wie so oft in Fürth han­del­te es sich bei dem Hin­ter­haus um ei­nen al­ten, längst still­ge­leg­ten Fa­bri­ka­ti­ons­be­trieb, was man aus dem Vor­han­den­sein von ei­nem La­sten­auf­zug, di­ver­sen För­der­bän­dern und al­ler­lei al­ten Be­schrif­tun­gen un­schwer schluß­fol­gern konn­te. Von reich­lich Tau­ben­mist ab­ge­se­hen, war das Ge­bäu­de im Gro­ßen und Gan­zen be­sen­rein. Um­so mehr fiel ei­ne gro­ße Lein­wand auf, die mit der Bild­sei­te an ei­ne Stirn­wand im zwei­ten Stock ge­lehnt war...

Das rie­sen­haf­te Bild (ei­ne in­ter­es­san­te Pig­ment-Kom­po­si­ti­on) trug auf der Rück­sei­te die Si­gna­tur ei­nes ei­ni­ger­ma­ßen stadt­be­kann­ten Künst­lers, des­sen Na­me hier aber weiss Gott nichts zur Sa­che tut. Oh­ne mir ei­nen Reim auf den Grund sei­nes Hier­seins ma­chen zu kön­nen, wähn­te ich das Bild ge­fähr­det durch an­de­re un­an­ge­mel­de­te Be­su­cher, die mög­li­cher­wei­se we­ni­ger lo­kal­hi­sto­risch in­ter­es­siert als viel­mehr in al­ko­ho­li­sier­ter Ran­da­lier­er­lau­ne sein könn­ten. Je­den­falls hielt ich es für mei­ne Bür­ger­pflicht, den Schöp­fer (und mut­maß­li­chen Ei­gen­tü­mer des Bil­des) über die Si­tua­ti­on in Kennt­nis zu set­zen, auf daß er sich um die Si­che­rung sei­nes Wer­kes küm­mern mö­ge.

Da­heim an­ge­kom­men, such­te ich im Te­le­fon­buch so­gleich des Mei­sters Num­mer her­aus und griff nach dem Hö­rer. [Ein­schub: Mei­ne bes­se­re Hälf­te riet an die­ser Stel­le drin­gend da­von ab, hier wei­ter tä­tig zu wer­den. Als Ken­ner und Lieb­ha­ber von Carl Orffs »Die Klu­ge« hät­te ich mehr als je­der an­de­re wis­sen müs­sen, daß man(n) sol­che in­tui­tiv-weib­li­chen Rat­schlä­ge nicht leicht­fer­tig in den Wind schla­gen soll­te!]

Al­so gut, in mei­ner hel­fer­kom­plex­ver­blen­de­ten Tor­heit klin­gel­te ich den Herrn Künst­ler an und hat­te ihn auch gleich an der Strip­pe. Ich stell­te mich ar­tig vor und schil­der­te die vor­ge­fun­de­ne Si­tua­ti­on (Bild ver­mut­lich wert­voll, je­der kommt hin, bö­se Bu­ben könn­ten es auf­schlit­zen, ab­fackeln etc.). Der Herr Künst­ler sei­ner­seits mut­maß­te zu­nächst, ich hät­te das Bild wohl ein­ge­sackt (nein), mir un­be­rech­tigt Zu­gang ver­schafft (nein), dann glaub­te er mir nicht, daß al­le Tü­ren weit­hin of­fen und un­ge­si­chert wa­ren (DOCH). Als ich ihn end­lich durch mehr­fa­ches Wie­der­ho­len mei­nes Vor­tra­ges in je­weils va­ri­ie­ren­dem Wort­laut so­weit hat­te, daß er die La­ge in ih­rer Trag­wei­te er­kann­te, mein­te er la­pi­dar, er wer­de sich drum küm­mern. Wie­der­hö­ren, *klick*.

Da­mit hat­te ich ei­gent­lich er­reicht, was ich woll­te: Im Grun­de war es für mich ei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit, ei­nen of­fen­bar un­be­ab­sich­tig­te Ge­fähr­dung frem­der Leu­te Ei­gen­tum die­sen zur Kennt­nis zu brin­gen. Was mich aber doch ei­ne gan­ze Zeit lang noch or­dent­lich ge­wurmt hat: Der Herr Künst­ler mag sich für ei­nen Künst­ler hal­ten oder mei­net­hal­ben auch ei­ner sein, ein wirk­li­cher Herr in­des­sen ist er nicht, denn das Wört­chen »dan­ke« scheint ihm völ­lig fremd... Merk­wür­dig: So groß ist sein Ruhm denn auch wie­der nicht, daß er ihm der­ma­ßen zu Kopf ge­stie­gen sein soll­te?!

Mittwoch, 2. November 2005

Neu­lich, im Chi­na-La­den

Ingwer-Preissschild

Nach­trag: Als ich die­ses net­te Preis­schild sah und schmun­zeln muß­te, glaub­te ich, mit dem Her­zei­gen hier ei­nen harm­lo­sen Scherz zu ma­chen, der kei­nes­falls zu La­sten ei­ner Lands­mann­schaft geht. Al­ler­dings muß­te ich zu mei­ner Be­stür­zung fest­stel­len, daß sich ein ame­ri­ka­ni­scher Freund chi­ne­si­scher Ab­stam­mung da­von zu­tiefst be­lei­digt fühl­te. Da­her möch­te ich hier in al­ler Deut­lich­keit klar­stel­len:

Die Ver­öf­fent­li­chung des obi­gen Bil­des fällt für mich in die glei­che Ka­te­go­rie, wie harm­lo­se Witz­chen über den schwä­bi­schen, säch­si­schen, baye­ri­schen oder eben auch den ei­ge­nen, frän­ki­schen Dia­lekt zu rei­ßen. In kei­ner Wei­se soll da­mit ei­ne eth­ni­sche Min­der­heit bloß­ge­stellt oder der Lä­cher­lich­keit preis­ge­ge­ben wer­den! Und es steht wohl au­ßer Zwei­fel, daß sich an­ders­her­um un­ser­ei­ner im fer­nen Chi­na noch er­heb­lich hilf­lo­ser an­stel­len wür­de... Es ist in der Tat be­wun­derns­wert, wie sich flei­ßi­ge Mit­bür­ger fern­öst­li­cher Her­kunft hier in un­se­rer für sie völ­lig an­ders­ar­ti­gen Kul­tur zu be­haup­ten wis­sen: Hut ab!

Frei­lich sind wir Men­schen nun mal al­le ver­schie­den, und sich auf gut­mü­ti­ge Wei­se über des je­weils an­de­ren Ei­gen­hei­ten zu amü­sie­ren soll­te un­ter Freun­den er­laubt sein: Es stärkt mei­ner Mei­nung nach so­gar die ge­gen­sei­ti­ge Wertschätzung!In die­sem Sin­ne bit­te ich mei­nen Bild­bei­trag als au­gen­zwin­kern­den Jux zu be­grei­fen und nicht als bös­wil­li­gen Spott miß­zu­ver­ste­hen... Dan­ke.

Sonntag, 30. Oktober 2005

Mein Dienst­wa­gen hat 11.000 PS

Wenn der zone­batt­ler in sei­ner Ei­gen­schaft als Trai­ner (für den Kopf, nicht für den Kör­per) zum Ein­satz aus­rückt, dann tut er dies mit dem schnell­sten und be­quem­sten al­ler ver­füg­ba­ren Land­fahr­zeu­ge, dem ICE. Sehr ge­die­gen, über­aus kom­mod. Je­den­falls in der 1. Klas­se.

Neu­lich mein­te ei­ne net­te Nach­ba­rin, mich um das dienst­li­che First-Class-Ticket be­nei­den zu müs­sen. Ich er­wi­der­te, sie mei­ner­seits zu be­nei­den um den in mei­nen Au­gen noch viel grö­ße­ren Lu­xus, gar nicht erst ir­gend­wo­hin fah­ren zu müs­sen. Da war die Gu­te denn doch ver­blüfft... Ist eben al­les ei­ne Fra­ge der Per­spek­ti­ve!

ICE

An­läß­lich mei­nes letz­ten En­ga­ge­ments in Mün­chen bin ich wäh­rend der Hin­fahrt am Sonn­tag­abend (!) fast auf dem Fuß­bo­den des Wa­gens ge­lan­det: Die neu­en Le­der­sit­ze wa­ren eben­so wohl­rie­chend wie glatt, und als ich mich et­was zu läs­sig aus­zu­strecken be­gann, kam ich ur­plötz­lich ins Rut­schen und konn­te mich nur mit knap­per Not (ge­ra­de noch) wie­der fan­gen!

Lu­stig sind auch die Er­leb­nis­se mit den Mit­rei­sen­den: Die üb­ri­gen »Erst­kläss­ler« sind ja zu­meist eben­falls Ge­schäfts­rei­sen­de (wenn auch we­ni­ger far­ben­froh ge­klei­det als ich), und als Wich­tig­män­ner wol­len (oder kön­nen) sie na­tür­lich nicht in die Nie­de­run­gen der Han­dy-Pro­gram­mie­rung hin­ab­stei­gen. Des­we­gen er­wa­chen ih­re Te­le­fo­ne fast al­le mit dem glei­chen Stan­dard-Ge­du­del, und es greift sich ein Dut­zend smar­ter Schlip­se syn­chron ins Sak­ko, wenn bei ei­nem von ih­nen die Hand­gur­ke los­legt...

Was ei­nem dann bis­wei­len zu­ge­mu­tet wird in Sa­chen un­frei­wil­li­ger aku­sti­scher Teil­ha­be an pri­va­ten oder ge­schäft­li­chen In­ter­na, sprengt den Rah­men mei­ner heu­ti­gen Ein­las­sung und wird da­her zum The­ma ei­nes spä­te­ren Ar­ti­kels ge­macht.

Freitag, 28. Oktober 2005

Klei­der ma­chen Leu­te

Im Rah­men ei­nes Pro­jek­tes zur Rund­erneue­rung mei­nes Er­schei­nungs­bil­des ha­be ich mir in die­sem Som­mer meh­re­re Dut­zend neue T‑Shirts in mo­di­schem Leucht­oran­ge zu­ge­legt, da­zu pas­sen­de Ac­ces­soires wie Gür­tel, Schu­he usw. Die Wir­kung auf mei­ne Um­welt ist er­heb­lich, hat aber wie al­les im Le­ben zwei Sei­ten: Zum ei­nen ern­te ich auf der Stra­ße ver­mehrt an­er­ken­nen­de Blicke von Da­men (auch jün­ge­ren sol­chen!), wo­mit ich sehr gut le­ben kann. Zum an­de­ren aber wer­de ich in Bau­märk­ten nicht sel­ten von du­bio­sen männ­li­chen Kun­den an­ge­bag­gert: »Wou sind’n hier däi Gom­bres­sorn?« oder »Häld des Sili­gon dou a wärg­li aff Be­tong?« sind noch harm­lo­se Fra­gen. Viel­leicht soll­te ich mir zu­künf­tig doch lie­ber ei­nen grau­en Cuta­way (nebst Zy­lin­der) an­zie­hen, wenn ich zu OBI oder Horn­bach will... Aber wer weiß, wel­che un­ver­hoff­ten Ne­ben­wir­kun­gen das nun wie­der mit sich bräch­te!

Sonntag, 23. Oktober 2005

Wenn ich was zu sa­gen hät­te...

In jun­gen Jah­ren war ich ein glü­hen­der Geg­ner der To­des­stra­fe, heu­te wür­de ich in alt­te­sta­men­ta­ri­scher Art und Wei­se am lieb­sten je­den Um­welt­frev­ler, der sei­nen Müll in die Ge­gend schmeißt, ei­gen­hän­dig er­trän­ken! Je­den­falls ab 100 g auf­wärts. Ba­na­nen­scha­len lie­ße ich ich durch­ge­hen, bei Zi­ga­ret­ten­schach­teln und PET-Fla­schen wür­de ich groß­zü­gig auf nur vier Jah­re Ar­beits­la­ger er­ken­nen... Oder mei­net­hal­ben auf drei, man ist ja kein Un­mensch.

Wilde Müllablagerung

Ich ka­pie­re nicht, wie sich ei­ne of­fen­bar ste­tig wach­sen­de Zahl von Af­fen Men­schen (von »Mit­bür­gern« mag ich hier nicht spre­chen) oh­ne je­den Skru­pel des ei­ge­nen Zi­vi­li­sa­ti­ons­schrotts zu un­ser al­ler Fü­ßen ent­le­di­gen kann: Haupt­sa­che, weg und aus den Au­gen, aus dem Sinn. Ver­gif­tung von Bo­den und Grund­was­ser? Mir doch egal. Ver­let­zungs­ge­fahr? Wurscht. Äs­the­ti­sche Ver­schan­de­lung? Hä?

Ab­so­lut aso­zi­al! Mein gna­den­lo­ses Ver­dikt: Wer als Er­wach­se­ner un­se­re Um­welt vor­sätz­lich als Müll­hal­de be­han­delt, ge­hört sel­ber »ent­sorgt«...

Samstag, 15. Oktober 2005

Färd­de­risch für Frem­de

Mein Freund und Nach­bar Udo Mey­er (von dem in sei­ner Ei­gen­schaft als Künst­ler noch zu be­rich­ten sein wird) ist ein al­ter Für­ther, der sei­ne Ju­gend hier in der Süd­stadt ver­bracht hat. Des­we­gen hat er al­ler­lei mund­art­li­che Aus­drücke in pet­to, die heu­te kaum ei­ner mehr kennt. So­was ist na­tür­lich ein »ge­fun­de­nes Fres­sen« für den Ar­chi­var in mir, und ich muß so­gleich ei­ne klei­ne Samm­lung der alt­für­the­ri­schen Fach­aus­drücke an­le­gen:

Aus­druck Be­deu­tung
Blunzn Fuß­ball aus ei­ner auf­ge­bla­se­nen Schwei­ne­bla­se mit selbst­ge­näh­ter Stoff-Au­ßen­hül­le
Bog­ger­la Wä­sche­klam­mer bzw. Kie­fern­zap­fen (je nach Kon­text)
Bul­lern Mit (und um) Mur­meln aus Glas oder Ton spielen(z.B. zur Mu­ni­ti­ons­ge­win­nung für die Gambl)
Fotzn Mund (auch »Waffl« oder »Goschn«)
Gambl Zwil­le, aus ei­ner Ast­ga­bel selbst­ge­ba­stel­te Stein­schleu­der
Gas­bolln Dünn­wan­di­ger, luft­ge­füll­ter Ball zum Spie­len (Ten­nis­ball)
Ho­ber­gaaß Sehr schlan­kes, ge­ra­de­zu dür­res Mäd­chen
Kel­ler­bem­bern Fuß­ball­spie­len quer über die Stra­ße mit eben­erdi­gen Kel­ler­fen­stern als Tor-Er­satz
Schlup­fen sich un­er­laub­ter­wei­se (un­ter dem Zaun durch) vom »Freibad«-Bereich des Fluß­ba­des aus in das »Zahl­bad« ein­schlei­chen
Wabbln Mit Geld­stücken an ei­ne Haus­wand wer­fen (wes­sen Mün­ze dann am näch­sten an der Wand liegt, der ge­winnt den Ein­satz al­ler)
Was­ser­schnallzn Dün­ne, sehr wäss­ri­ge Sup­pe

Die Ta­bel­le wird lau­fend er­gänzt, und so­bald mir et­was »neu­es Al­tes« zu Oh­ren kommt, pfle­ge ich das hier ein. Mal schau­en, ob da nicht viel­leicht lang­fri­stig ein klei­ner Mund­art-Al­ma­nach her­an­wächst... Ich bit­te um re­ge Zu­ar­beit!

Freitag, 30. September 2005

Nack­te Tat­sa­chen

Beim mit­tags­päus­li­chen Stadt­gang sah ich letz­te Wo­che ein paar jun­ge Frau­en auf frag­wür­di­gen Kunst-am-Bau-Stein­qua­dern in der Son­ne hocken. Der An­blick des im fol­gen­den ex­em­pla­risch be­schrie­be­nen Da­men­hin­terns hät­te es durch­aus ver­dient, zur Il­lu­stra­ti­on hier ab­ge­bil­det zu wer­den, al­lein mei­ne Kom­pakt-Knip­se ver­fügt über kein Zoom-Ob­jek­tiv, wes­we­gen ich mich auf Ohr­fei­gen-Di­stanz hät­te her­an­pir­schen müs­sen... Da­zu fehl­te es mir am Mut, und so müs­sen es halt jetzt be­schrei­ben­de Wor­te tun.

Al­so: Die in Re­de ste­hen­de (und ih­rer­seits sit­zen­de) La­dy trug ei­ne sehr knapp ge­schnit­te­ne schwar­ze Ho­se, dar­über ein noch en­ge­res schwar­zes Shirt und zwi­schen­drin ei­nen dral­len, blei­chen Fleischwulst, der durch ei­nen schwarz-weiß be­rüsch­ten String-Tan­ga we­der nen­nens­wert ver­ziert noch si­gni­fi­kant ka­schiert wur­de. Al­le­mal ein un­ver­hoff­ter Blick­fän­ger, aber nach mei­nem Da­für­hal­ten kein son­der­lich äs­the­ti­scher.

Wo­mit sich die Fra­ge auf­tut: Was soll­te man/frau im öf­fent­li­chen Raum seinen/ihren Mit­men­schen zu­mu­ten? Ist al­les er­laubt, was mach­bar ist? Ist es ein Zei­chen von Selbst­be­wußt­sein oder ero­ti­scher Aus­strah­lung, wenn sich je­mand (egal wel­chen Ge­schlechts) in viel zu en­ge Kla­mot­ten zwängt und dann die ver­dräng­te Kör­per­mas­se in der Mit­te her­aus­quel­len läßt? Die aus der ver­meint­li­chen Fri­vo­li­tät mög­li­cher­wei­se re­sul­tie­ren­de Nie­ren­ent­zün­dung kann mir als nicht Be­trof­fe­nem gleich­gül­tig sein (aus der Per­spek­ti­ve des Kran­ken­kas­sen-Bei­trags­zah­ler an­der­seits auch wie­der nicht), aber es be­lei­digt das Schön­heits­emp­fin­den. Mei­nes je­den­falls. Wes­halb ich für wei­se Selbst­be­schrän­kung auch in Aspek­ten des ei­ge­nen Er­schei­nungs­bil­des plä­die­re.

Ich le­ge noch­mals Wert auf die Fest­stel­lung, daß mei­ne am weib­li­chen Bei­spiel ent­zün­de­te Ti­ra­de nicht dis­kri­mi­nie­rend ge­meint ist: Männ­li­che Wam­pen in zu kur­zen Kit­tel­chen sind mir gleich­falls ein vi­su­el­ler Hor­ror. Und des­we­gen bin ich noch lan­ge kein »Mo­ral­apo­stel«, ge­schwei­ge denn ein »Kost­ver­äch­ter«!

Freitag, 23. September 2005

Klei­ner Kunst-Schau­ka­sten

Wir be­schlie­ßen die Ar­beits­wo­che mit ei­nem wohl­wol­len­den Hin­weis auf das »Klei­ne Ate­lier Hir­schen­stra­ße« (Haus­num­mer 31). In dem klei­nen Läd­chen, das einst ei­nen Fri­seur-Sa­lon be­her­berg­te, gibt es im­mer wie­der span­nen­de Aus­stel­lun­gen zu be­stau­nen. Die bei­den rüh­ri­gen Be­trei­be­rin­nen El­len Ha­sel­may­er und Na­na Mo­ritz sind üb­ri­gens zwei sehr in­ter­es­san­te Ge­sprächs­part­ne­rin­nen, nicht nur zum The­ma Kunst...

Kleines Atelier Fürth

Der­zeit (noch bis zum 15. Ok­to­ber 2005) gibt es un­ter dem Ti­tel »Ar­chäo­lo­gie« ein­dring­li­che Bil­der von Ka­rin Waß­mer zum The­ma Se­xu­el­ler Miss­brauch zu se­hen. Si­cher kein na­he­lie­gen­der Schmuck für’s ei­ge­ne Wohn­zim­mer, aber be­rüh­ren­de (und ver­stö­ren­de) Auf­ar­bei­tun­gen ei­ge­ner, bru­ta­ler Er­in­ne­run­gen...

Das »Klei­ne Ate­lier Hir­schen­stra­ße« hat Don­ners­tag und Frei­tag von 14 bis 19 Uhr, sams­tags von 10 bis 16 Uhr und nach Ver­ein­ba­rung ge­öff­net (Tel. 0171–7140986).

Dienstag, 20. September 2005

Kaf­fee­sucht & Ar­beits­flucht

Sei­nen Le­bens­un­ter­halt ver­dient der zone­batt­ler über­wie­gend in der Ost­vor­stadt, Aus­wär­ti­gen zu­meist un­ter dem Na­men Nürn­berg be­kannt. Dort ist in sei­nem Bü­ro letzt­hin ei­ne die­ser voll­au­to­ma­ti­schen Kaf­fee-Ma­schi­nen auf­ge­stellt wor­den, die seit ei­ni­ger Zeit die Re­ga­le der Elek­tro­märk­te in Le­gi­ons­stär­ke be­völ­kern. Nicht et­wa, daß der Schrei­ber die­ser Zei­len sel­ber Kaf­fee­trin­ker wä­re, kei­nes­wegs. Das teue­re Ge­rät soll­te nur et­was wei­ter weg von Schuß und nicht in der all­ge­mein zu­gäng­li­chen Tee­kü­che ste­hen, um nicht von al­ler Welt und vor al­lem nicht »für lau« in An­spruch ge­nom­men zu wer­den.

Aber das mit der un­ter­las­se­nen Be­zah­lung der ge­zapf­ten Tas­sen ist nicht das ei­gent­li­che Pro­blem, so­vie­le ruch­lo­se Zech­prel­ler gä­be es viel­leicht gar nicht. Viel in­ter­es­san­ter ist das So­zi­al­ver­hal­ten der dem Heiß­ge­tränk zu­spre­chen­den Kol­le­gen und der auf Durch­rei­se be­find­li­chen Gä­ste. Man­che von de­nen kom­men erst­mal un­auf­fäl­lig durch die ei­ne Tür her­ein­ge­schli­chen und gucken auf das Dis­play des freund­li­chen klei­nen Au­to­ma­ten:

Allzeit bereit?

So­fern die be­ru­hi­gen­de Aus­kunft lau­tet: »BEREIT«, dann wird fröh­lich die Tas­se rein­ge­stellt und die Mahle­rei (»krr­krrr­krr«) und Brü­he­rei (»wu­wu­wu­wu­zischhhhhhh«) geht los. We­he aber, wenn die An­zei­ge un­er­klär­li­che bis un­er­freu­li­che Bot­schaf­ten ab­son­dert, wie z.B. »TRESTER AUSLEEREN« oder »FILTER WECHSELN«, von »WASSER NACHFUELLEN« nicht zu re­den: Dann ent­schwin­den die näm­li­chen Kol­le­gen lei­sen Fu­ßes wie­der aus der zwei­ten Bü­ro­tür in den Flur, so un­auf­fäl­lig, als wä­ren sie nie da­ge­we­sen. Frei­lich nicht für lan­ge: Ei­ne Vier­tel­stun­de spä­ter trägt sie ih­re Um­lauf­bahn wie­der vor­bei, wohl in der Hoff­nung, ein(e) andere(r) mö­ge sich in­zwi­schen des Elends er­barmt und sich der Nö­te des hil­fe­ru­fen­den Ma­schin­chens an­ge­nom­men ha­ben. Je nach mo­men­ta­nem Stand der Din­ge wie­der­holt sich der ge­schil­der­te Zy­klus dann auf’s Neue.

Was wir dar­aus ler­nen? Ei­gen­in­i­ti­ta­ti­ve und selbst­lo­sen Elan zu zei­gen wird al­lent­hal­ben ger­ne von je­der­mann und je­der­frau für sich be­an­sprucht und von sich be­haup­tet, aber die per­sön­li­che Glaub­wür­dig­keit des/der der­art Trom­meln­den zeigt sich so­fort an seinem/ihrem Um­gang mit ge­mein­sam ge­nutz­ten Haus­halts­ge­rä­ten!

Montag, 12. September 2005

Do­gla­dy meets Cat­man

Bunt ist das Le­ben in der Für­ther Süd­stadt, und schon der Blick über die Stra­ße of­fen­bart die Viel­falt der Le­bens­ent­wür­fe! Im Haus ge­gen­über wohnt zum Ex­em­pel ei­ne jun­ge Frau zu­sam­men mit (min­de­stens) drei vier­bei­ni­gen Le­bens­ge­fähr­ten der Grö­ße XXL, wes­we­gen wir sie in­tern Do­gla­dy ge­tauft ha­ben. So­bald sich un­ser­eins an Fen­ster oder Bal­kon blicken läßt, nölen die Tölen un­ver­züg­lich los und ver­tei­di­gen ‑am of­fe­nen Fen­ster ste­hend- laut kläf­fend ihr Re­vier ge­gen mich, den mut­maß­li­chen An­grei­fer. Da­bei will ich im Re­gel­fal­le nur das Rol­lo run­ter­las­sen oder drau­ßen die Blu­men­kä­sten wäs­sern, kei­nes­wegs aber mich in Tar­z­an­a­rt nach drü­ben schwin­gen. Zu der­lei Ein­sich­ten (wo soll­te denn bit­te­schön im stei­ner­nen Dschun­gel der Süd­stadt ei­ne trag­fä­hi­ge Lia­ne wach­sen?) sind die Kö­ter in­des­sen nicht fä­hig, de­ren Kern­kom­pe­tenz ist mehr zäh­ne­flet­schend-mus­ku­lö­ser denn in­tel­lek­tu­el­ler Art. Bö­se bin ich Ih­nen we­gen des Rad­aus na­tür­lich nicht, sie ma­chen halt wie al­le nur ih­ren Job. Der be­steht al­ler­dings auch dar­in, uns auf den schma­len Grün­strei­fen vor un­se­rem Gar­ten zu kacken, und das neh­me ich ih­nen denn doch übel. Wo­bei frei­lich zu er­ör­tern wä­re, ob Vieh oder Frau­chen die ei­gent­li­che Ver­ant­wor­tung für die Hau­fen tra­gen...

Doch zu­rück zum Haus ge­gen­über: Wand an Wand mit der Do­gla­dy wohnt neu­er­dings Cat­man, des­sen Ge­folg­schaft aus ge­schmei­di­gen Mie­zen be­steht. Die ha­ben gleich­falls vier Bei­ne, schei­nen aber mehr Hirn und Stil zu be­sit­zen als die Wau­waus von ne­ben­an. Je­den­falls sit­zen sie zu­wei­len wür­de­voll-ge­lang­weilt auf der brei­ten Fen­ster­bank, ein ku­sche­lig wär­men­des Tuch un­ter den sam­ti­gen Pföt­chen. Ih­re Fein­sin­nig­keit trägt leicht ar­ro­gan­te Zü­ge, denn sie wür­di­gen mich auch bei zar­tem Mi­au­en mei­ner­seits nicht ei­nes Blickes. Egal, im­mer­hin hört man von ih­nen kei­nen Mucks.

Was aber, wenn ich ein­mal arg­los die Bal­kon­tür öff­ne, oh­ne an die sich mög­li­cher­wei­se hoch über der Stra­ße am Ab­grund rä­keln­den Kat­zen zu den­ken? Die könn­ten ob der Se­kun­den­bruch­tei­le spä­ter los­to­sen­den Hun­de­meu­te zwei Fen­ster wei­ter der­ma­ßen er­schrecken, daß sie über die Kan­te kip­pen und auf dem Bür­ger­steig zer­schel­len, zu­min­dest aber je ei­nes ih­rer sie­ben Le­ben ab­ge­zo­gen krie­gen. Wer trägt dann da­für die mo­ra­li­sche Ver­ant­wor­tung? Ich als der Stein des An­sto­ßes? Cat­man we­gen Leicht­sinns? Do­gla­dy auf­grund un­an­ge­mes­se­nen Hal­tens groß­ka­li­bri­ger Hun­de in Wohn­vier­teln? Viel­leicht soll­te ich mich vor­sichts­hal­ber bei mei­ner Rechts­an­wäl­tin ne­ben­an rück­ver­si­chern, ob ich mich noch am Fen­ster zei­gen darf!

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