Freitag, 24. Oktober 2014
So, mit einem gemieteten Automobil erschließen sich dem Wanderer auch die etwas entlegeneren Gegenden, wenngleich mit dem systembedingten Nachteil, daß man am Schluß der Tagestour wieder zum Standort des Fahrzeuges und damit zum Ausgangspunkt zurückkommen muß. Aber gut, ist halt so. Das Herumfahren im eigenen Wagen ist im Tramuntana-Gebirge mit einiger Lenkrad-Kurbelei verbunden, die Straßen sind schmal und mäandrieren fröhlich am Hang entlang. Unsere flache Flunder der Marke Opel verfügte im Gegensatz zum eigenen LowTech-Minibus über allerlei maschinelle Bedienungshilfen, und so geriet das ständige Drehen des Volants nicht wirklich zur muskulösen Anstrengung. Wohl aber zur mentalen, denn trotz (oder wegen) der beachtlichen Steigungen hier und der Gefälle dort sind die Straßen voller Masochisten, die sich auf Rennrädern oder Mountainbikes die Hügel hochquälen und es runterwärts munter laufen lassen, bis die nächste Kurve ein Abbremsen und ein Verlassen der Ideallinie erzwingt. Da fühlte sich der zonebattler schon recht herausgefordert, zumal das Leihauto im Gegensatz zum nasenlosen Glaskasten daheim über eine lange und unübersichtliche Frontpartie verfügte. Dennoch ging der Urlaub letztlich – soviel sei hier beruhigend vorweggenommen – völlig kollisionsfrei vonstatten.
Also auf geht’s, die Wanderstiefel in den Kofferraum geworfen und hakenschlagend und serpentinenfahrend durch die grandiose Berglandschaft nach Sa Calobra aufgebrochen, wo es einen kleinen Strand gibt und die Einmündung des Torrent de Pareis, eines Sturzbaches, in dessen grandiose, natürlich nicht ständig wasserführende Schlucht wir uns einige hundert Meter weit vorgewagt haben:
Man beachte die beiden winzigen Wanderer im Hintergrund, an derer Größe resp. Kleine die Dimensionen der steilen Schlucht deutlich wird. Erstaunlich, was einem da so alles entgegenkam, vom bestens ausgerüsteten Trekking-Experten bis hin zum sandalentragenden Schulkind. Ganz wollten wir den Torrent nicht hinaufsteigen, das hätte uns zuviel Zeit gekostet, die uns später an anderer Stelle gefehlt hätte...
Also machten wir irgendwann kehrt und kraxelten wieder zurück bis ans flach auslaufende Ende der Schlucht, tappten nochmals bis ans Meer und erfreuten uns dort des Anblicks der von des Ortes unermeßlichen Schönheit niedergestreckten Touristen:
Ja, so kann man’s natürlich auch machen, wenngleich unsereiner der Meinung ist, daß man im April sogar daheim in der Sonne schmoren kann, mit mutmaßlich geringerem Sonnenbrand-Risiko, vom Hautkrebs gar nicht zu reden. Aber den konservierenden Pökel-Effekt der gischtbeförderten, salzhaltigen Luft hat man natürlich nur am Meeresstrand und nicht im fernen Binnenland...
Wir schlichen an den Liegenden vorbei zu unserer schnittigen Karosse zurück, fanden diese unversehrt und unbestrafzettelt am Eingang zur Bucht vor und machten uns auf den Rückweg, den wir hier und da zwecks Aussichtsgenuß unterbrachen. Hier sehen wir unseren modisch kaffeebraun-metallic eingefärbten OPEL Astra am höchsten Punkt der serpentinenreichen Straße zur Bucht Cala Tuent:
Angesichts unübersehbarer Horden von Radlern (die einen von links hoch und nach rechts runter, die anderen von rechts hoch kommend und nach links runter wollend) haben wir uns die Cala Tuent geschenkt und sind wieder in Richtung Port de Sollér gefahren, nicht ohne noch einen ausgedehnten Spaziergang rund um den schönen Cúber-Stausee zu unternehmen. An dessen sanft sich im Winde kräuselnden Gestaden sich allerlei farbenfrohes Getier am Grase labt:
Vermutlich ist die Colorierung seines dichten Pelzes weniger dem Modebewußtsein des Schafes als vielmehr der Gewitztheit seines Besitzers zu verdanken, der seine Herde per Spraydose mit einem weithin zu sehenden Eigentumsmerkmal versehen wollte. Wandelnde Farbkleckse findet man zudem im Gebirge zwischen all den hellgelben Steinen viel schneller wieder, und freundlicher als ein brutal eingeschmortes Brandzeichen ist buntes »Haarspray« doch auch allemal!
Den Cúber-Stausee per pedes zu umrunden ist ein unbeschwertes Vergnügen, welches man Mallorca-Besuchern nur wärmstens ans Herz legen kann: Der Weg am Ufer verläuft naturgemäß eben und verleiht der Wanderung Spaziergang-Charakter, aber die Aussicht ist grandios und das in alle Richtungen. Der zonebattler hätte vor dieser Reise nicht für möglich gehalten, daß man auf der Hauptinsel der Balearen Fotos wie dieses hier machen kann:
Wenn man nicht gerade Geologe ist, könnte man das doch glatt für ein alpenländisches Panorama halten, nicht wahr? Aber nein, mitten im Mittelmeer gibt es steinere Auffältelungen zu bestaunen. Bei dem Gebäude handelt es sich übrigens um eine staatliche (wenngleich nicht stattliche) Wanderhütte, das Refugio de Cúber. Leider hatte das Refugium wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber nachdem wir dort ohnehin weder essen noch übernachten wollten, machte uns das nichts aus. Auch geöffnete Refugios kann man übrigens nicht einfach so aufsuchen in der Hoffnung auf Kost und Logis: Beides muß lange im Voraus bestellt und reserviert werden, sonst hat man das Nachsehen und muß unter freien Himmel frierend und hungernd den neuen Tag erwarten...
Nach erfolgter See-Umrundung (für die man etwa 1,5 Stunden braucht) machten wir auf dem Heimweg nochmal in Sollér Station (Straßenbahnen gucken und Orangen-Eis goutieren), bevor wir dann wieder zurück in unser Hafenstädtchen fuhren und den Tag rotstichig und kitschgefährdet an der Steilküste oberhalb der Bucht ausklingen ließen:
So gegen 20:30 Uhr plumpst Ende April die Sonne ins mallorquininsche Meer, und der Anblick ist immer wieder sehr erbaulich. Danach kann man noch bei relativ angenehmen Temperaturen draußen sitzen bleiben oder sich ins Hotelbett fallen lassen, um dort noch ein wenig durch das digitale Fenster in die weite Welt zu schauen, eine verführerische Option, die wir in der Regel präferierten...
Bevor wir für heute das Licht ausknipsen, gehen wir noch der Frage nach, was man denn als Gast auf Mallorca sinnvollerweise kaufen kann. Die erste Antwort liegt auf der Hand: Orangen!
Das Bildbeispiel stammt aus dem schönen Städtchen Valldemossa und illustriert den augenfälligen Vorteil der überall auf der Insel erhältlichen Südfrüchte: sie sind dort konkurrenzlos (oder vielmehr konkurrenzbedingt) billigst zu haben. Das zweite Alleinstellungsmerkmal kann nur aus speichelflußtreibender Erinnerung beschwörend bekräftigt werden: Die mallorquinischen Orangen sind wunderbar wohlschmeckend, saftig und aromatisch. Frischer kriegt man sie sowieso nirgends. Wer auf Mallorca die prallen Früchte des Landes links liegen läßt, verpaßt einen der göttlichsten Genüsse, die das Land und das Leben zu bieten haben!
Ansonsten halten sich die Touristen gerne an Klamotten, Kunststück, im Urlaub hat man Zeit und Muße zum Shoppen und das Geld sitzt lockerer als in des heimischen Alltags repetitiven Trott. Davon profitieren nicht nur die schicken Boutiquen und omnipräsenten Filialisten in Palma und den anderen Städten, sondern auch die kleinen Anbieter in den ruhigeren Winkeln des Eilands. In Valldemossa brauchte ich den Kamerablick nur von den Orangenbeuteln ein wenig zur Seite zu schwenken, um ein paar ambulant angebotene, fesch-feminine Kittel zu erhaschen:
Noch ein paar Meter weiter fand sich ein Laden voller entsetzlich kitschiger Mitbringsel aus überwiegend fernöstlicher Produktion, fabrikneuer Müll, bei dem man sich wirklich fragen muß, wer sich sowas antut und dafür auch noch Geld hinlegt. The horror! Den abartigen Schund abzulichten hätte sich des zonebattler’s motivverwöhnte Kamera fraglos geweigert. Doch jedem das Seine: Der Autor und seine bessere Hälfte neigen dazu, Souvenirs mitzunehmen, die einserseits nichts kosten, andererseits aber unermeßlich wertvoll sind: Wurzeln, Steine, Muschelschalen und andere Leichenteile, die noch viele Jahre später als Erinnerungsanker taugen...
Fortsetzung folgt: Demnächst gibt’s ein paar Vierbeiner sowie ein paar Zweibeiner von hinten zu sehen. Und auch – nun ja – ein ganzes Regal voller einzelner Beine ohne den Rest ihrer ehemaligen Besitzer. Bleiben Sie dran!
Sonntag, 28. September 2014

Abb. 1: Bananenstaude in einer Plantage auf La Palma (Kanaren) |

Abb. 2: Bananenstaude im Stadtpark von Fürth (Bayern) |
Als ich vor gut 15 Jahren nach Fürth gezogen bin, war ich sehr angetan vom Understatement einer kleinen Großstadt, die – eingeklemmt zwischen den uneinholbar reichen Stiefschwestern Erlangen und Nürnberg – ihren eigenen, ehrlichen und bodenständigen Weg zu suchen schien.
Heute blicke ich enttäuscht und ernüchtert auf eine provinzielle Kommune, die ihr »Tafelsilber« – namentlich ihr architektonisches Erbe – verschleudert, und in der längst nicht mehr die gewählten Politiker, sondern Bauträger, Investoren und andere Vertreter von Partikularinteressen die Marschrichtung zu bestimmen scheinen.
Kein Wunder, daß in solchen Verhältnissen längst auch die Bananen gedeihen... |
Sonntag, 14. September 2014
Freitag, 20. Juni 2014
Die Entwöhnung von der Muttermilch seinerzeit als narzißtische Kränkung erlebt habend und dies nachhaltig zu kompensieren suchend, ist der zonebattler vor mehr als einem halben Jahrhundert passionierter (Kuh-)Milchtrinker geworden und bis auf den heutigen Tag geblieben. Und während er ihm verkostungshalber vorgesetzte Weine jeglicher Provenienz und Güteklasse auch im reifen Alter allesfalls in »sauer« und »weniger sauer« zu kategorisieren vermag, so verfügt er in Sachen Milch über einen sehr ausgeprägten Geschmackssinn und nimmt feinste Nuancen war, die anderen Lebensteilnehmern verborgen bleiben. Einzig »Frischmilch« kommt ihm gemeinhin über die Zunge und auf die Geschmacksknospen, verpöhnt ist insbesondere die sogenannte »H‑Milch«, deren Geschmack indiskutabel ist und die allenfalls in kleiner Dosis im Kaffee geduldet wird, wenn andernorts gerade nichts Besseres zur Hand ist.
Seit einigen Jahren nun versucht der Handel, Milchtrinker mit »länger haltbarer« ESL-Milch zur sorgloseren Vorratshaltung zu animieren. Das Kürzel »ESL« steht für »extended shelf life« und bezeichnet de facto ein Zwischending zwischen Frischmilch und H‑Milch, wobei sich das »zwischen« nach Meinung des Autors dieser Zeilen sowohl auf die Haltbarkeitszeit als auch den Geschmack bezieht. Echte Frischmilch gab es in den letzten Jahren (die teuren Ultra-Öko-Flaschenabfüllungen im Bioladen lassen wir jetzt mal außen vor) im Wesentlichen nur noch bei REWE, weshalb der zonebattler seinen Wochenbedarf von sechs Litern (je drei Liter mit 3,5% und 1,5% Fettanteil) regelmäßig in der freitäglichen Mittagspause in Nürnberg einkaufte, um ihn zum vorwochenendlichen Feierabend dann nach Fürth zu schleppen. Ja, das ist unpatriotisch, aber nein, ich mag daheim nicht nochmals ausrücken müssen für Besorgungsgänge, die ich in der berufshalber frequentierten Ostvorstadt en passant erledigen kann...
Zurück zum Thema. Seit letzter Woche gibt es bei REWE verdrießlicherweise auch nur noch gefälschte Milch im »ja!«-gelabelten Tetrapack zu kaufen:
Man beachte die dezenten Unterschiede zwischen der »traditionell hergestellten« Frischmilch-Packung (links) und der für die nur unter größtem Widerwillen »genießbaren« ESL-Milch. Mit der Bezeichnung »länger haltbar« suggeriert einem der Handel einen Vorteil, der – zumindest aus Kundensicht – keiner ist: Länger haltbar ist auf meiner Zunge primär der eklige Nachgeschmack der ihrer natürlichen Eigenschaften weitgehend beraubten Milch. Es ist zum Mäusemelken! OK, bei längerem Nachdenken über diese Option dann eher doch nicht...
Interessant sind übrigens auch Details wie das offenbar neu angefertigte Foto, erkennbar am anderen Glas und der gänzlich unterschiedlichen Luftblasenbildung an der Oberfläche der darin enthaltenen Milch (oder was immer da im Studio für das Anfertigen des Produktbildes ins Glas gekippt wurde). Auch vom kursiven Schriftschnitt ist man aus unerklärlichem Grunde abgekommen: Vermutlich lautete die Vorgabe an den Grafiker: »Mach’ alles anders, aber es soll so aussehen wie vorher, damit der Kunde nicht verwirrt ist.«
Was also tun? Na ja, manche REWE-Filialen bieten immerhin noch »traditionell hergestellte« Alternativen unter anderem Markennamen und zu deutlich höheren Preisen an. Welche zu akzeptieren ich durchaus bereit wäre, wenn das Geld denn auch mehrheitlich beim Erzeuger ankäme. Freilich zeigten gelegentlich angestellte Experimente, daß manch’ andere, für’s doppelte Geld eingekaufte Milch schon vor dem Erreichen ihres Mindesthaltbarkeitsdatums bitter, flockig oder gar sauer geworden ist, etwas, was mir mit der früheren »ja!«-Milch so gut wie nie passiert ist. Ja, ich weiß um die Bedeutung der ununterbrochenen Kühlkette, und nein, ich biege mir die Welt nicht zurecht: Die alte »ja!«-Milch war – bei Würdigung der konsumierten Mengen und der gegebenen Begleitumstände – für mich die beste erhältliche Labsal! Die neue aber... Nein!
Glasflaschen beim Bio-Supermarkt zu holen ist mir übrigens zuviel der Schlepperei, zumal ich der Öko-Bilanz von Mehrwegflaschen im Vergleich zum Tetra-Pack eher skeptisch gegenüberstehe. Ich bin also momentan ratlos, wie ich mich mit meinen 54 Lenzen milchtechnisch über die nächsten 46 Jahre retten soll. Bleiben Sie dran, ich werde in den Kommentaren über Fortschritte (und ggf. Rückschläge) in dieser für mich lebenswichtigen Frage berichten...
Freitag, 22. November 2013
Auf dem morgendlichen Weg zum Fürther Hauptbahnhof hat der zonebattler heute am Wegesrand eine herrenlose Einkaufstüte erspechtet und diese samt Inhalt aus Gründen der Erhaltung der Stadtbildästhetik selbstverständlich sofort sichergestellt. Der im Büro inspizierte Bodenfund erwies sich zunächst als erfreuliche Überraschung, denn die neutralweiße Plastiktüte enthielt eine originalversiegelte Pralinenschachtel kosovarischer Provenienz:
Mnjammnjam, dachte sich da der frohe Finder, und errechnete überschlägig einen Schnabulier-Vorrat von vier Reihen zu je sechs Schokogranaten, mithin 24 Exemplaren in toto. Wer aber beschreibt sein langes Gesicht, nachdem er erwartungsfroh den siegelnden Tesafilm durchtrennt und den Deckel abgehoben hatte? Diese Ansicht hier präsentierte sich dem darob verdutzten wie befremdeten Schokoladenfreund:
Statt zwei Dutzend Leckerli enthält die Schachtel gerade mal 14 Stück! Die geschickte Gestaltung des Schachteldeckels suggeriert Fülle, wo tatsächlich überwiegend Leere herrscht: Nur unter dem transparenten Folieneinsatz des Pappdeckels ist das Behältnis mit Ware bestückt, der Rest ist Luft und Plastik. Beschiß hoch drei! Na wenigstens hat das Sonderangebot vom Universum nix gekostet...
Dienstag, 16. Juli 2013
Ein drittes und letztes Mal geht es heute in die Upper Barrakka Gardens, um dort Punkt zwölf lautstark demonstriert zu bekommen, was die Stunde geschlagen hat: In einem täglich wiederkehrenden Ritual wird von (mutmaßlich pseudo-)britischen Soldaten mittags Salut geschossen und damit ein weithin hörbares Zeit- (und früher auch Macht-) Zeichen gegeben...
Der Officer links im Bild erklärt per Mikrofon und Lautsprecheranlage das Prozedere, die beiden Haubenträger rechterhand führen die Ballerei durch. Leider wird nur eine einzige Kanone abgeschossen und noch leiderer hat die nur Pulver, aber keine Kugel im Rohr, weshalb es kein spektakuläres Schiffe-Versenken-Spiel im Maßstab 1:1 zu beklatschen gibt, sondern halt nur einen Knall zu hören und eine weiße Rauchwolke zu sehen:
Für drollige Spleens wie derlei militärische Herumhampeleien lieben wir ja die Söhne Albions, wobei ich wie schon eingangs angedeutet den nagenden Anfangsverdacht hege, daß in den Uniformen Ihrer Majestät Artilleristen in Wirklichkeit maltesische Hilfsarbeiter stecken könnten, die für kleines Geld die romantisierten Kolonialzeitträume der Touristen beflügeln. Aber man muß den harmlosen (Feuer-)Zauber ja nicht unbedingt entzaubern...
Magische Eindrücke hält Valletta auch in den Abendstunden bereit, wenn sich die Touristenmengen verpulverisiert haben und die Einheimischen daheim vor ihren Glotzen sitzen: Dann hat man die pittoreske Altstadt fast für sich allein und kann im schwindenden Tageslicht noch manche schöne Szene auf den Film Sensor-Chip bannen. Wie diese dienstfrei habenden Sonnenschirme hier:
Manchmal wünscht man sich als Freizeit-Fotograf die analogen Zeiten zurück: Bei um die 50 Pfennigen pro Dia hätte ich derlei Motive unter mühevollen Verrenkungen nach langer Überlegung genau 1x sorgsam anvisiert und abgelichtet. Heutzutage nimmt man ein halbes Dutzend leicht verschiedene Schnappschüsse mit und quält sich später daheim mit der Frage herum, welcher davon nun letztlich der beste ist... Tja.
Auch von diesen gestaffelten Haustüren habe ich im schummerigen Dämmerlicht etliche Aufnahmen gemacht, ja sogar einige freihändige Belichtungsreihen realisiert zum Zwecke der nachträglichen HDR-Bearbeitung:
Die fraglos surrealste und skurrilste Begegnung in den schläfrigen Gassen Vallettas kündigte sich schon aus einiger Entfernung lautstark akustisch an. Unter blechern-schepperndem Abspielen einer Klimper-Fassung von Lili Marleen machte ein motorisierter Eis-Verkäufer die Runde, mal an dieser, mal an jener Ecke haltend und sich musikalisch mit einem Klirrfaktor nahe 100% bei der potentiellen Kundschaft ankündigend:
Nachdem der im Bild gezeigte Knabe mit der Startnummer 18 auf dem Rücken sein tiefgekühltes Betthupferl gekauft hatte, raste der ambulante Eis-Dealer mit quietschenden Reifen heiter weiter, sein Lili-Marleen-Getröte bald hier, bald dort ertönen lassend, vielfältiges Echo inklusive. Mal war sein Wagen einige Querstraßen weiter zu sehen, mal flitzte er an ganz anderer Stelle durchs beschauliche Bild. Ob sich der unüberhörbare Einsatz letztlich wirtschaftlich für ihn gelohnt hat, erscheint mir zumindest zweifelhaft zu sein: Allein der Betrieb der wattstarken Beschallungsanlage wird – im Verein mit der Kühlanlage – einiges an Energie verbrauchen. Ein nennenswerter Kundenansturm war hingegen nicht zu konstatieren. Vermutlich zahlt der Gelatiero bei jeder verkauften Kugel drauf, aber die Menge macht’s dann wohl wett...
Nachdem wir dann die Stadt bis zum äußersten erreichbaren Ende durchlaufen und an ihrem Rand halb umrundet hatten, näherten wir uns über den zentralen Busbahnhof wieder ihrem Eingang. Inzwischen war es gänzlich dunkel geworden, was mir Gelegenheit gab, mich dem ansonsten bus-umtosten Tritonbrunnen gefahrlos zu nähern, um ihn per Langzeitbelichtung einzufangen und zu konservieren:
Gemessen am Status – Valletta ist ja immerhin die Hauptstadt eines souveränen EU-Staates – ist das Städtchen eher überschaubar und provinziell anmutend; genau das aber macht ja seinen besonderen Reiz aus. Wie es um das Kulturleben bestellt ist, kann ich nicht wirklich beurteilen – Feuerwerks-Festivals mal ausgenommen. Aber wenn überhaupt, dann wäre Valletta wohl der Ort, an bzw. in dem sich unsereins gerne dauerhaft niederlassen würde. Aber da es bis zum Ruhestand noch einge Jährchen hin sind, sind derlei Überlegungen derzeit akademischer Natur.
In Sachen Reisemitbringsel sind der zonebattler und seine bessere Hälfte ja einigermaßen pragmatisch orientiert: raumgreifende Staubfänger sind verpönt, im Zweifelsfall genießen natürliche Fundstücke wie Wurzeln, Steine, Schneckengehäuse etc. eine höhere Wertschätzung als von Menschenhand gebastelter oder gar industriell gefertigter Mumpitz. Gerne genommen werden hingegen Lebensmittel in Form ortsüblicher Delikatessen, mit denen sich das Urlaubsgefühl im heimischen Alltag noch eine Weile und im Wortsinne geschmackvoll aufrechterhalten läßt. Hier sehen wir die am Tag vor der Heimreise eingekaufte Auswahl an maltesischen und italienischen Käsesorten, ambulant gekühlt im Wasserbad des hotelzimmereigenen Waschbeckens:
Dank einer schon Monate vorher gelegenheitshalber eingekauften, digitalen Gepäckwaage konnten wir diesmal guten Gewissens kiloweise einkaufen, was uns lecker und probierenswert erschien, ohne eine gewichtsmäßige Überschreitung der Freigepäcksgrenze befürchten zu müssen...
So, die Koffer sind gepackt, alle Schubladen, Schränke und Kommoden zum x. Mal auf vergessene Habseligkeiten gecheckt, dann also mit Sack und Pack runter in die Hotel-Lobby, ein schnelles Frühstück im noch schummerig leeren Restaurant-Saal verputzt, good bye gesagt und ab ins private Flughafen-Taxi. So schön der Urlaub auch gewesen war, an seinem Ende freut man sich doch immer auf die eigenen vier Wände. Ein letzter Blick zurück auf Sonne, Meer und landestypische Architektur:
Ob wir jemals wieder nach Malta kommen werden? Wer weiß... Aus eigenem Antrieb vielleicht nicht, dazu haben wir jetzt einerseits das Land intensiv genug erforscht und andererseits vom Rest der Welt etliches noch gar nicht gesehen. Aber wenn sich beispielsweise im Freundeskreis ein Plan herauskristallisierte, den maltesischen Archipel in fröhlicher Runde gemeinsam zu bereisen, dann würden wir uns sicherlich nicht lange bitten lassen, eine neue Expedition dorthin zu begleiten...
Freitag, 28. Juni 2013
Freund und Feind wundern sich zuweilen, warum der zonebattler sogar sein Nutella®-Brot gerne etwas nachsalzt. Die Antwort ist einfach: Weil ihm danach zumute ist. Und seit der mittagspäuslichen Lektüre dieses Artikels juckt ihn die Meinung der anderen dazu noch viel weniger!
P.S.: Weil der zonebattler ja bekanntermaßen ein Sparfuchs ist, schmiert er sich meistens natürlich nicht wirklich Nutella®, sondern eher Nutoka oder einen anderen handelsüblichen Ersatzstoff auf die Stulle...
Sonntag, 17. Februar 2013
Damit hier überhaupt mal wieder was veröffentlicht wird, gibt der zonebattler heute kund und zu wissen, daß er ab sofort bis zum Ostersonntag fasten wird, indem er ebenso tollkühn wie temporär auf sein tägliches Doppel-Schnappsgläschen Eierliqueur (14%) mit Schokostreuseln verzichtet. Kommt ihm hart an, aber sein Wille ist härter!
Wir bitten um Weitergabe der Sondermeldung über die eigenen Netzwerke...
Samstag, 27. Oktober 2012
Die leckerste Zufalls-Entdeckung des Monats: Der CAN Supermarkt am östlichen Zipfel des Nürnberger Stadteils St. Leonhard! Frage mich bitte keine(r), was der zonebattler heute Mittag in dieser entlegenen Ecke der Nachbarstadt zu schaffen hatte. Jedenfalls schleppten er und seine bessere Hälfte am Ende zwei große und gut gefüllte Tüten mit türkischen Leckereien heim, obwohl sie gar nicht zum Wochenend-Einkauf ausgerückt waren. Na dann: Mahlzeit!
Mittwoch, 8. August 2012
Samstag, 16. Juni 2012
Heute morgen bin ich mal schnell in der blechernen Weißwurst nach München runtergerauscht, um meiner besseren Hälfte ein frisch herausgekommenes und ergo noch nicht flächendeckend verfügbares Zubehörteil aus dem dortigen Apple Store zu besorgen. Kann man ja mal machen, ich wollte eh an meiner aktuellen Reiseberichterstattung weiterschreiben, und ob ich das nun am ruhenden heimischen Schreibtisch tue oder im rasenden ICE, ist mir letztlich einerlei. Hat auch alles bestens funktioniert, leicht gestreßt war ich nur vom unverhofften Anruf der sich hinsichtlich der gewünschten Farbe umentschieden habenden besseren Hälfte, die mich just zu dem Zeitpunkt anbimmelte, als ich den Kaufakt per Geldübergabe besiegelte. Aber egal, der Umtausch gegen ein andersfarbiges Teil war keine große Sache.
Groß hingegen ist die Landeshauptstadt, und an einem Samstag mit Festmusik vor dem Rathaus ist sie zudem mit noch mehr Menschen angefüllt als ansonsten schon da sind. Der lautstarke Trubel wurde mir ollem Langeweiler schnell zu viel, darum bin ich alsbald wieder zum Hbf zurückgefahren und in den nächsten ICE in Richtung Heimat gestiegen. Ganz vorne hinter dem Lokführer Platz genommen, Netbook aufgeklappt, Textentwurf geladen, Abfahrt.
Sanft singend setzte sich der Zug in Bewegung und schlängelte sich durch das Gleisvorfeld des Bahnhofes. Kaum hatte er die Stadt hinter sich gelassen und seine Reisegeschwindigkeit erreicht – ich grübelte über die Malteken und ihre zu beschreibenden Eigenheiten nach – kam auf einmal von hinten Kollege Schaffner dienstbeflissen herbeigesprungen und hielt mir ein Tablett mit vier Eisen am Stiel darauf unter die Nase: »Grüß Gott der Herr, darf ich Ihnen ein Magnum anbieten, es gibt ‘Mandel’ oder ‘Classic!’«
Im Grunde stand mir der Sinn gar nicht so sehr nach Eiscreme, da ich kurz vor der Abfahrt noch einen ambulant erstandenen Milchshake in mich hineingestrohhalmt hatte. Aber ausschlagen wollte ich das nette Angebot auch nicht, und so entschied ich mich kurzerhand und lauthals bestätigend für die Variante »Classic«.
Da ließ der schlaue Schaffner die Maske fallen: »Gerne, das macht dann EUR 2,20!«, schnarrte er. Meiner einer hingegen hatte die Offerte als Geschenk (miß-)verstanden, weil derlei in der ersten Klasse üblich ist und ich für einen Augeblick ganz vergessen hatte, heute privat und damit auf den billigeren Plätzen in der zwoten unterwegs zu sein! Da saß ich nun in der Freundlichkeitsfalle und es half nix, ein Rückzieher wäre kleinlich und peinlich erschienen. Also heraus mit der Börse und das Lehrgeld gezahlt!
Am meisten ärgerte ich mich darüber, daß ich solche leicht manipulativen Methoden (Päsentation einer kleinen Zahl fertig vorgegebener Alternativen statt dem Stellen einer ergebnisoffenen Frage mit folgen- und kostenlosem Hintertürchen) in früheren Zeiten persönlich geschult habe. Nun war ich selbst ein Opfer des längst durchschauten, uralten Verkäufer-Tricks geworden. Geschieht mir recht. Aber recht lecker war das Schoko-Magnum dennoch!
Sonntag, 3. Juni 2012
Gemeinhin sind wir im Urlaub weitgehend autarke Selbstversorger, die frühmorgendliche Begegnungen mit Hase und Igel solchen mit Hinz und Kunz vorziehen. Dennoch hatten wir diesmal das gruppendynamische Experiment gewagt, einen mehrwöchigen Hotelaufenthalt mit Teilnahme am Frühstücks-Buffet im hauseigenen Restaurant zu buchen. Und interessant geriet es allemal: Das an britischen Geschmackspräferenzen orientierte Nahrungsangebot war durchaus genießbar, wenngleich etwas arm an Abwechslung. Wir peppten uns den Start in den Tag gelegentlich mit selbst mitgebrachten Tomaten auf, denn außer ein paar gehäckselten Blättchen gab es nichts, was an Salat erinnert hätte. Aber gut, man kann sich auch von Muesli, Toastbroat mit Scheibenkäse und/oder Marmelade sowie Spiegelei (sunny side up) ernähren. Eine Zeitlang jedenfalls...
Als eine kulinarische Offenbarung ersten Ranges entpuppten sich hingegen die lokalen Backwaren, zum Exempel die knusprig-warmen Blätterteigtaschen mit Füllungen aus Schafskäse oder Erbsenpüree (letzteres gewürzt mit Kreuzkümmel). Auch die süßen Versuchungen auf Malta sind von exquisitem Geschmack und wurden vom für derlei Gaumenfreuden stets empfänglichen zonebattler gerne verstoffwechselt. Sein Favorit waren die aus dem nahen Sizilien in den maltesischen Küchen-Kanon übernommenen Cannoli:
Glücklicherweise fanden das zumindest mengenmäßig üppige Frühstück und die ambulante Spezereien-Verkostung unterwegs ihren Ausgleich in reger körperlicher Betätigung, sonst wäre der Verfasser dieser Zeilen um einiges schwerer heimgekommen, als er zur Reise aufgebrochen war. Aber zu unserer Erleichterung (sic!) haben die ausgedehnten Wanderungen die erhöhte Kalorienzufuhr ausgeglichen, und meiner einer kann jetzt bei konstant gebliebenem Dienstgewicht von vielerlei gaumenkitzlerischen Erinnerungen zehren...
Aber natürlich auch von bildlichen solchen, die sich in meine Netzhaut und wenige Augenblicke später in den Sensor meiner Kamera eingebrannt haben! Darum klappen wir nach all dem speichelflußfördernden Gerede ums Gefuttere jetzt endlich das bunte Bilderalbum auf und blättern ein wenig darin herum. Was hier hinter der frühlingsfrohen Fauna hinter einem Mäuerchen hervorlugt, ist die Kuppelkirche von Mġarr:
In einer beschaulichen 3000-Seelen-Gemeinde im Nordwesten Maltas steht also eine der größten Kuppelkirchen der Welt! Doch das verwundert hier niemanden, denn es gibt hier noch mehr Gotteshäuser von bombastischen Ausmaßen. Tatsächlich sind die zahlreichen Sakralbauten wichtige Landmarken, und so finden auf Malta besondere Verkehrsschilder Verwendung, die den des Weges kommenden Pilger auf die weithin sichtbaren, heiligen Hallen hinweisen:
Je näher wir dem Dorfe kamen, desto gigantischer erschien uns die Kirche. Alle paar Meter blieb ich stehen, um staunend auf den Auslöser zu drücken und in Bits und Bytes festzuhalten, was einem in dieser Form und Größe daheim in Deutschland nicht begegnet, selbst in den tiefkatholischsten Ecken Bayerns nicht:
Übrigens ist jenes pompöse Gotteshaus nicht annähernd so alt, wie man vielleicht meinen könnte: Im Jahre des Herrn 1912 begonnen, wurde die Kirche erst nach dem 2. Weltkrieg fertiggestellt. Auch heute noch wäre die Spendierfreudigkeit der lokalen Christenheit katholischer Geschmacksrichtung womöglich zur Finanzierung vergleichbarer Projekte in der Lage, allein wozu? Es gibt ja keinen Ort und keine Siedlung auf Malta, die nicht schon über (mindestens) eine Kirche verfügten...
Im Inneren des Mġarr’schen Exemplares haben wir uns natürlich auch umgesehen, die Kamera habe ich dort indes nicht gezückt, ich weiß gar nicht mehr so recht, warum. Vermutlich weil mich die Einrichtung nicht so sehr beeindruckt hat wie jene der erheblich älteren St. Mary of Jesus Church in Rabat mit ihren intensiven Farben:
Sogar des zonebattler’s bessere Hälfte, die auf Reisen typischerweise kaum eine Kirche ausläßt, war diesmal ob der schieren Zahl christlicher Kultstätten des Besichtigens irgendwann überdrüssig. Aber es bot sich kulturhistorisch bedeutsamer Ersatz an in Form der megalithischen Tempel aus der späten Jungsteinzeit. In Tarxien gibt es beispielsweise eine kolossale Dame ohne Oberleib zu bewundern, die »Magna Mater«:
Der Schluß liegt nahe, daß das weibliche Idealbild von vor gut 6000 Jahren ein eher üppiges war. Schade, daß der Rest des Torsos im Laufe der Geschichte verloren gegangen ist!
Nur ein paar Meter von der dicken Mama entfernt steht dieser höchst bemerkenswerte Plattenbau (den auch die Rückseiten aller maltesischen Kupfermünzen in stilisierter Form zeigen):
Die verwendeten Steinquader und ‑platten stammen (was man ja heutzutage mit wissenschaftlichen Methoden zweifelsfrei ermitteln kann) nicht aus Steinbrüchen der näheren Umgebung, sind also anderswo (ohne Metallwerkzeuge!) behauen und dann über große Distanz zum »Bauplatz« geschafft worden. Ohne Kräne und Tieflader, versteht sich, sicher auch ohne Planfeststellungsverfahren, EU-weiter Auschreibung, Architektenwettbewerb, Unfallverhütungseinweisung und Einhaltung gesetzlich vorgeschriebener Arbeitsschutzpausen, was die Sache (und die nachgewiesene Haltbarkeit des Resultats) noch erstaunlicher macht...
Der Tag neigt sich nunmehr seinem Ende zu, dem Autor verschwimmen die vielen Bilder langsam vor Augen und sein Geist wird träge. Wir schauen daher in der rasch einsetzenden Dämmerung noch versonnen einem Segler nach, bevor wir unsererseits für heute die Segel streichen:
So gerne ich pittoreske Wasserfahrzeuge ablichte, ich selbst habe lieber festen Boden unter den Füßen, um bei klarem Kopfe zu bleiben und meine Kamera ruhig halten zu können. Zumindest letzteres ist mir überwiegend gelungen: In der nächsten Folge geht es in Kürze weiter mit knallbunten und knackscharfen Bildern hart an der Kitschkante entlang.
Süßer und scharfer Senf: