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zonebattler's homezone 2.1 - Merkwürdiges aus Fürth und der Welt


Freitag, 12. September 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (3)

Nach­dem uns Port de Sól­ler schon vor Rei­se­an­tritt als idea­ler Aus­gangs­punkt für wun­der­ba­re Wan­de­run­gen emp­foh­len ward, hat­ten wir ei­nen Miet­wa­gen nur für die letz­te Ur­laubs­wo­che ge­bucht. Zu­nächst woll­ten wir uns per pe­des im Tra­m­un­ta­na-Ge­bir­ge be­we­gen: Was soll man sich auch ein kost­spie­li­ges und platz­grei­fen­des Ve­hi­kel an’s Bein bin­den, wenn’s in der Nah­zo­ne rund um den Fe­ri­en­ort schon so viel zu ent­decken gibt?

Al­so schnür­ten wir die Wan­der­stie­fel und mach­ten uns auf nach Sól­ler, dem ei­gent­li­chen Ort zum Ha­fen. Schon nach ein paar hun­dert Me­tern land­ein­wärts stie­ßen wir auf ein auf­ge­las­se­nes und de­so­lat van­da­li­sier­tes Ho­tel, in des­sen gleich­falls de­pri­mie­rend ver­müll­ten Pool ein Bild des Jam­mers sich dem Be­trach­ter (und sei­nem Ka­me­ra­ob­jek­tiv) dar­bot:

toter Plüsch-Pokemon in einem seit langem aufgelassenen Hotel-Pool

Der to­te Plüsch-Po­ke­mon Qua­put­zi mit den weit auf­ge­ris­se­nen Au­gen war un­zwei­fel­haft er­mor­det wor­den, in sei­nen Pu­pil­len spie­gel­te sich na­men­lo­ses Ent­set­zen. Frö­sche son­der Zahl quak­ten um ihm her­um ein (eher dis­so­nan­tes) Re­qui­em. Hier kam of­fen­kun­dig je­de Hil­fe zu spät. Trau­rig tapp­ten wir wei­ter. [1]

In Sól­ler an­ge­kom­men, be­geg­ne­ten wir zu­nächst ein­mal der put­zi­gen Tram, die sich dort mit freund­lich war­nen­dem Ge­tu­te ih­ren Weg ins Stadt­zen­trum bahnt:

Straßenbahn in Sóller

Wun­der­sa­mer­wei­se pas­sie­ren dort kaum Un­fäl­le: Markt­trei­ben, Men­schen­men­gen und schie­nen­ge­bun­de­ner Ver­kehr kom­men im öf­fent­li­chen Raum ganz gut mit­ein­an­der aus. Wo­bei so ein Stra­ßen­b­ähn­lein na­tür­lich auch nicht so lan­ge Brems­we­ge auf­weist wie ei­ne »rich­ti­ge« Ei­sen­bahn, mit­hin weit we­ni­ger ge­fähr­lich ist. Den­noch, gut auf­pas­sen müs­sen die Fah­rer al­le­mal!

Zu­mal der arg­los da­hin­fla­nie­ren­de Tou­rist ja oft­mals nicht so recht auf sei­nen Weg ach­tet, son­dern den Blick nach oben wen­det, um die Se­hens­wür­dig­kei­ten des süd­li­chen Stadt­bil­des zu er­ha­schen und zu ge­nie­ßen. Recht oft kommt ei­nem da­bei die mal­lor­qui­ni­sche Flag­ge vor die Lin­se, die in­su­la­ren Spa­ni­er ha­ben zwei­fel­los ih­ren ei­ge­nen Stolz und zei­gen den auch de­mon­stra­tiv vor:

Flagge vom Mallorca

Ob sich die se­pa­ra­ti­sti­schen An­wand­lun­gen der Ba­lea­ren-Be­woh­ner wohl ver­stär­ken, falls sich die Schot­ten dem­nächst vom Ver­ei­nig­ten Kö­nig­reich los­sa­gen soll­ten? Für un­ser­ei­nen ist schwer ein­zu­schät­zen, ob der­lei Be­flag­gun­gen spe­zi­fi­schen Lo­kal­stolz si­gna­li­sie­ren, Über­bleib­sel vom letz­ten Volks­fest sind oder schlich­te Folk­lo­re, den baye­ri­schen Wap­pen und Wim­peln in hei­mi­schen Schre­ber­gär­ten ver­gleich­bar. Ob­wohl man auch da nicht im­mer weiß, wes Gei­stes Kind der Auf­stel­ler ist...

Schlen­dern wir mal wei­ter ins Zen­trum, wo­selbst sich an der Pla­ça Con­sti­tu­ció die Kir­che Sant Bar­tom­eu er­hebt. Die ist ge­nau­so ori­gi­nell-pit­to­resk wie ih­re be­rühm­te Na­mens­vet­te­rin im Ober­baye­ri­schen, aber im Ge­gen­satz zu die­ser von Oran­gen­bäu­men um­stellt und ge­ziert, die in und um Sól­ler präch­tig ge­dei­hen und de­ren au­ßer­or­dent­lich aro­ma­ti­sche Früch­te all­er­o­ten für klei­nes Geld feil­ge­bo­ten wer­den:

Pfarrkirche Sant Bartomeu inmitten von Sóller

Die Stim­mung dort am Plat­ze vor der Kir­che ist wirk­lich sehr er­bau­lich: Ei­len­de und Wei­len­de, ent­spann­te Ca­fé-Be­su­cher, ge­sti­ku­lie­ren­de Dis­ku­tan­ten, spie­len­de Kin­der, gur­ren­de Tau­ben und bim­meln­de (resp. tu­ten­de) Bähn­chen, da ist es gut sit­zen und vor-sich-hin-Blin­zeln...

Wenn er sich an dem be­schau­lich da­hin­blub­bern­den Klein­stadt­le­ben satt­ge­se­hen hat, hält der zone­batt­ler ger­ne nach Ku­rio­si­tä­ten Aus­schau, für bi­zar­re De­tails un­ter­hält er ja auch ei­ne ei­ge­ne Ab­tei­lung in sei­nem vir­tu­el­len Schau­ka­sten. Das hier ist ihm zum Ex­em­pel in Sól­ler als nach­den­kens- und fest­hal­tens­wert auf­ge­fal­len:

Warnschild mit Strafandrohung

Auch oh­ne nen­nens­wer­te Spa­nisch-Kennt­nis­se ver­moch­te un­ser­eins mit sei­nem an­ti­ken La­ti­num die Bot­schaft ent­zif­fern, wo­nach das Auf­sam­meln von Hun­de­kacke ob­li­ga­to­risch sei und das Igno­rie­ren die­ser An­ord­nung mit ei­nem Ord­nungs­geld von 60 bis 300 EUR, min­de­stens je­doch 70 EUR be­legt ist. Da fragt man sich schon, wel­cher Bü­ro­krat die­se ei­gen­ar­ti­ge Rech­nung an­ge­stellt hat. Aber egal, man muß nicht al­les ver­ste­hen, zu­mal dann nicht, wenn man selbst kein Hun­de­hal­ter ist...

Jetzt aber end­lich zum Hö­he­punkt des Ta­ges und der Er­klä­rung, war­um die dies­jäh­ri­ge Ur­laubs­be­richt­erstat­tung un­ter dem Ti­tel »Über­ra­schungs­in­sel« fir­miert. Hier naht die näm­li­che Über­ra­schung an Bord der längst ge­wohn­ten Stra­ßen­bahn, die der Be­rich­ten­de schon rou­ti­ne­mä­ßig fo­to­gra­fisch ein­zu­fan­gen trach­te­te:

ein weiterer Straßenmbahnzug in Sóller

»Was machst denn Du hier?!« tön­te es un­ver­hofft vom Trieb­wa­gen her­ab. »Was machst denn Du hier?!« rief auch der zone­batt­ler fast si­mul­tan und lip­pen­syn­chron hin­auf, denn er hat­te zur glei­chen Zeit ein be­kann­tes Ge­sicht er­späht. Man mag es kaum glau­ben, aber un­ser Für­ther Miet­Mi­chel stand (nebst ein paar auch uns be­kann­ten Kum­pa­nen und ei­ner Kum­peline) im Wag­gon und rat­ter­te mit ihm in die End­hal­te­stel­le ein.

Gro­ßes Hal­lo und aus­gie­bi­ges Um­ar­men, man hat­te sich da­heim trotz nach­bar­schaft­li­cher Nä­he seit Mo­na­ten nicht ge­se­hen, und hier, gut 1.200 km weit weg von da­heim, ren­nen sich die Für­ther fast über den Hau­fen. Ir­re! Wo­bei das erst der Auf­takt der sto­cha­sti­schen Un­wahr­schein­lich­kei­ten war: Gut ei­ne Wo­che spä­ter – als wir uns zum Zwecke der Ab­ho­lung ei­nes Miet­wa­gens erst­mals in die Haupt­stadt Pal­ma de Mal­lor­ca be­ga­ben – tra­ten wir mit­tags nach stun­den­lan­gem Kunst­mu­se­ums­be­such auf den Vor­platz hin­aus und tra­fen dort ... den Miet­Mi­chel samt Be­glei­tung an! Und als hät­ten wir den Hat­trick vor­aus­ge­ahnt, sa­hen wir ihn spä­ter an sei­nem Rück­rei­se­tag noch ein drit­tes Mal, als wir uns im in­ner­städ­ti­schen Stra­ßen­ge­wirr Pal­mas ver­franz­ten und un­ver­hofft am zen­tra­len Bus-Ter­mi­nal vor­bei­fuh­ren, wo die Miet­Mi­che­lei den Weg zum Flug­ha­fen zwecks Heim­rei­se an­trat. Da­heim läuft man sich al­len­falls ein bis zwei Mal im Jahr un­ge­plan­ter­ma­ßen über den Weg, und drun­ten auf Mal­le schafft man’s drei Mal hin­ter­ein­an­der in­nert 14 Ta­gen! Und wer weiß, wie­vie­le Für­ther man wäh­rend des In­sel­auf­ent­hal­tes nur knapp ver­fehlt hat...

Tja, das staun­te die mit­ge­führ­te bes­se­re Hälf­te als pro­fes­sio­nel­le Sta­ti­sti­ke­rin, und auch die stets auf Draht sei­en­den Tau­ben reck­ten die Häl­se und wun­der­ten sich:

auf Draht seiende Tauben

Es wird ja ger­ne ge­feixt, daß man der Ba­lea­ren größ­tes Ei­land als 17. Bun­des­land der Bun­des­re­pu­blik an­se­hen kön­ne. Nach der­lei Be­geg­nun­gen ist man ge­neigt, der sa­ti­ri­schen Über­trei­bung ein Körn­chen Wahr­heit zu at­te­stie­ren. Üb­ri­gens wa­ren Miet­Mi­chel & Co. so­wie der zone­batt­ler samt Hal­te­rin an je­nem Ta­ge erst­mals im Städt­chen. Eben­so be­lu­stigt wie be­glückt ging man dann wie­der sei­ner un­ter­schied­li­chen We­ge...

Un­ser­eins mar­schier­te spä­ter wie­der zu­rück ans Meer und fing zum gu­ten Schluß noch ein paar pro­me­nie­ren­de Mä­dels im abend­li­chen Port de Sól­ler ein:

junge Mädchen beim Abend-Auslauf an der Strandpromenade von Port de Sóller

Obi­ges Bild ist als un­ver­fäng­li­ches Stim­mungs­fo­to zu ver­ste­hen, wer zu Stu­di­en­zwecken und aus staats­bür­ger­li­chem In­ter­es­se her­aus auf De­tails er­picht ist, sei hier auf mei­ne Samm­lung von Da­men­bei­nen ver­wie­sen.

Tja, so bringt man sich die Er­in­ne­run­gen an ei­nen früh­lings­war­men Ur­laubs­tag wie­der zu­rück ins Ge­dächt­nis, der­wei­len drau­ßen der Herbst mit grim­men Re­gen­wet­ter den Som­mer end­gül­tig zu ver­drän­gen sich an­schickt. Da ist das zeit­li­che Strecken der Ur­laubs-Er­zäh­lung psy­cho­lo­gisch durch­aus nicht un­pfif­fig. Fünf wei­te­re Fol­gen ha­be ich noch vor­ge­se­hen, aus Grün­den der Selbst­dis­zi­pli­nie­rung ver­spre­che ich aber jetzt schon der ge­neig­ten Le­ser­schaft, spä­te­stens bis Sil­ve­ster da­mit fer­tig zu sein. In die­sem Sin­ne: Bis dem­nächst!

 
[1] Wir ka­men im Lau­fe der näch­sten zwei­ein­halb Wo­chen noch mehr­fach an die­ser Stät­te des Grau­ens vor­bei, je­des­mal por­trä­tier­te ich den Ge­meu­chel­ten, der leb­los, je­doch mit ei­gen­ar­ti­ger Wür­de in dem be­to­nier­ten Tüm­pel düm­pel­te. Freun­de aus Nürn­berg, die ei­ni­ge Wo­chen nach uns ih­ren Ur­laub an glei­cher Stel­le ver­brach­ten, be­rich­te­ten uns spä­ter, daß sie das tri­ste Was­ser­loch oh­ne den blau­en Spi­ra­li­ker vor­ge­fun­den hat­ten. Wir wer­den sein Schick­sal wohl nim­mer­mehr er­grün­den kön­nen...

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Freitag, 15. August 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (2)

An­fangs zog es uns gar nicht groß von dan­nen, zu in­ter­es­sant war es ja schon vor der ei­ge­nen Tür: Die er­sten Ur­laubs­ta­ge ver­brach­ten wir tat­säch­lich in und um Port de Sól­ler her­um und wa­ren da­bei nur zu Fuß un­ter­wegs. Ein schö­nes Wan­der­ziel gab der be­reits im er­sten Teil er­wähn­te Wehr- und Wach­turm Tor­re Pi­ca­da ab, der sich trut­zig über Bucht und Ha­fen er­hebt. Lei­der ist er eben­so stra­te­gisch gut pla­ziert wie mitt­ler­wei­le in Pri­vat­be­sitz und da­her fest ver­schlos­sen, der Be­su­cher kann al­so nur sehn­suchts­voll an sei­nen dicken Mau­ern em­por­blicken und muß auf die oben zwei­fels­frei vor­han­de­ne, fan­ta­sti­sche Rund­um­sicht lei­der ver­zich­ten...

Die Torre Picada von unten betrachtet

Na gut, un­ver­stell­ten Fern­blick auf das Meer wird man wohl an­ders­wo schon noch öf­ters ge­bo­ten krie­gen, dach­ten wir uns und wand­ten den Blich da­her wie­der zu Bo­den. Und sie­he da, auch im dich­ten Ge­strüpp gibt es Loh­nen­des zu se­hen. Zum Ex­em­pel die­se mal­lor­qui­ni­sche Zie­ge mit ih­ren merk­wür­di­gen, äh, zit­zen­ar­ti­gen »Schnie­p­feln« am Hal­se, de­ren evo­lu­tio­nä­ren Sinn und Zweck nä­her aus­zu­füh­ren ich zu­stän­di­ger­halb­er den even­tu­ell hier mit­le­sen­den Bio­lo­gen über­las­se:

mallorquinische Ziege in freier Wildbahn

Ob die in der lieb­li­chen Land­schaft her­um­strol­chen­den Zie­gen samt Fa­mi­lie nun wil­de Ex­em­pla­re oder do­me­sti­zier­te sol­che wa­ren, ist schwer zu sa­gen. Je­den­falls be­weg­ten sie sich un­ge­rührt und fröh­lich – vor­ne kau­end, hin­ten kackend – über die In­sel, des Men­schen Nä­he nicht un­be­dingt su­chend, aber auch nicht wirk­lich ver­mei­dend.

Wei­te­res fell­tra­gen­des Ge­tier wer­den wir spä­ter noch zu se­hen krie­gen. Einst­wei­len tap­pen wir mal den Berg hin­un­ter und se­hen uns ei­ne ty­pi­sche klei­ne Bucht an der west­li­chen Kü­ste Mal­lor­cas an. Wie man sieht, tum­meln sich dort man­gels brei­ter Sand­strän­de kei­ne Tou­ri­sten­mas­sen, son­dern al­len­falls ein paar ein­zel­ne Wan­de­rer:

Bucht bei Llucalcari

Kennt man ei­ne, kennt man al­le: Ein paar blech­be­dach­te Hüt­ten hier, ein be­fe­stig­ter Slip­way ins Was­ser da, di­ver­se Fi­scher­boo­te in ver­schie­de­nen Sta­di­en des Ver­falls da­ne­ben, so schau­en die mei­sten der klei­nen, land­schaft­lich herr­lich ge­le­ge­nen Mee­res­zu­gän­ge aus. Mit­un­ter rä­keln sich dort auch hei­mi­sche Meer­jung­frau­en:

junge Frauen bei maritimen Zeitvertreib

Der Be­richt­erstat­ter ge­steht frei­mü­tig, den Ent­ste­hungs­ort sei­ner geo­ge­tagg­ten Fo­tos von Bucht nebst Ni­xen so­eben noch­mals per Goog­le Earth »an­ge­flo­gen« zu ha­ben, um die ge­zeig­te Bucht bei Llu­cal­ca­ri (ei­nem Orts­teil von Deià) kor­rekt ver­or­ten und be­nen­nen zu kön­nen: Im Nach­hin­ein ver­men­gen sich die ähn­li­chen Lo­ka­li­tä­ten in des zonebattler’s Syn­ap­sen­ge­spinst oh­ne­hin zu ei­nem ein­zi­gen, ide­al­ty­pi­schen Ort des sanft-sal­zi­gen Säu­selns...

Sprin­gen wir nun aber wie­der zu­rück in den »Hei­mat­ha­fen« Port de Sól­ler, an des­sen Ge­sta­den eher die deut­lich jün­ge­ren (oder er­heb­lich äl­te­ren) Mä­dels an­zu­tref­fen sind, er­ste­re mit noch spür­ba­rer Lust an be­we­gungs­rei­chem Sport & Spiel:

Kinder beim Sprung von der Promenadenmauer auf den Strand

Des Au­tors Abend­sport be­stand im We­sent­li­chen dar­in, zum Ein­fan­gen sol­cher Sze­nen sei­ne Ka­me­ra in Rich­tung Mo­tiv zu hal­ten und ab­zu­drücken. Dies al­ler­dings oh­ne schlech­tes Ge­wis­sen, denn sein Ta­ges­pen­sum an ka­lo­rien­ver­zeh­ren­der Be­we­gung hat­te er in Form aus­ge­dehn­ter Ta­ges­wan­de­run­gen dann ja meist schon er­bracht. Und als Stadt­be­woh­ner kann er sich in den Fe­ri­en eh nix Net­te­res vor­stel­len, als abends trä­ge auf ei­ner Bank an der Ufer­pro­me­na­de dem Son­nen­un­ter­gang ent­ge­gen­zu­dö­sen (und al­len­falls hier und da mal den Ver­schluß sei­ner Knip­se aus­zu­lö­sen)...

Für sei­ne nach bun­ten Bil­dern lech­zen­de Le­ser­schaft rafft sich der zone­batt­ler aber noch­mals auf und schlen­dert in den Ha­fen rü­ber, wo man nach far­ben­fro­hen Gen­re-Mo­ti­ven nie lan­ge su­chen muß:

Fischernetz samt Zubehör in Port de Sóller

Ein, zwei mitt­lel­gro­ße Fisch­traw­ler schei­nen in Port de Sól­ler sta­tio­niert zu sein, das Gros der an der Mo­le an­ge­bun­de­nen klei­ne­ren Schiff­chen dient heut­zu­ta­ge wohl über­wie­gend Frei­zeit­zwecken oder al­len­falls der Ver­sor­gung der ei­ge­nen Fa­mi­lie mit fri­schen Fi­schen, Krab­ben oder an­de­ren ver­zehr­ba­ren Was­ser­be­woh­nern. Sei­te an Sei­te düm­peln sie da im Abend­licht fried­lich dem näch­sten Tag ent­ge­gen:

Abendstimmung im Hafen

Schaut man ge­nau­er hin, so fällt ei­nem auf, daß recht vie­le Boo­te – ins­be­son­de­re die rei­nen Hob­by­käh­ne – kaum mehr be­nutzt und ge­pflegt zu wer­den schei­nen. Ein Au­to kann man in die Ga­ra­ge stel­len; ein Boot am Lan­dungs­steg mag noch so schön und teu­er ge­we­sen sein, Son­ne, Salz und Feuch­tig­keit be­för­dern un­er­bitt­lich die schnell vor­an­schrei­ten­de Kor­ro­si­on. Wer sei­ne Jol­le nicht be­stän­dig pflegt oder in­stand­hal­ten läßt, dem gam­melt sie schnel­ler un­ter dem Hin­tern weg, als ei­nem lieb sein kann. Die lau­fen­den Un­ter­hal­tungs­ko­sten schei­nen längst nicht al­le be­dacht zu ha­ben, die sich »mal eben« ein kost­spie­li­ges Sta­tus­sym­bol ins Was­ser ge­setzt ha­ben...

Schif­fe sind dem wankel(un)mütigen Be­richt­erstat­ter aber oh­ne­hin eher su­spekt, zu­mal die klei­nen sol­chen, bei de­ren Ge­schau­ke­le sein Ver­dau­ungs­trakt ver­drieß­li­cher­wei­se schnell auf Schub­um­kehr schal­ten kann. Da­her wen­det er sich wie­der dem Land­ver­kehr zu, na­ment­lich dem spur­ge­bun­de­nem. Hier schnurrt ei­ner der letz­ten Tram­bahn­zü­ge des Ta­ges bei tief­stehen­der Abend­son­ne in Rich­tung Sól­ler da­von:

Straßenbahn an der Uferpromenade von Port de Sóller

Wie­wohl der En­des­un­ter­fer­tig­te im Zi­vil­be­ruf stol­zer Ei­sen­bah­ner ist, so sind ihm doch – im Ge­gen­satz zu sei­nen fer­ro­phi­len Kol­le­gen – Schie­nen­fahr­zeu­ge im Pri­vat­le­ben weit­ge­hend schnup­pe. Aber die­se höl­zer­nen Bim­melb­ähn­lein [1] – ein Teil des be­tag­ten Fuhr­parks stammt üb­ri­gens von der be­rühm­ten Lis­sa­bon­ner Stra­ßen­bahn – ha­ben doch was Put­zi­ges und rüh­ren sein seit je­her sen­ti­men­ta­les Herz...

Und da­mit ge­nug für heu­te: In der näch­sten Fol­ge ma­chen wir uns auf in die Ber­ge und kom­men da­nach auch ins na­he Städt­chen Sól­ler, wo sich ei­ne je­ner über­ra­schen­den Be­geg­nun­gen zu­trug, die die­ser klei­nen Rei­se-Re­pri­se ih­ren Na­men ge­ge­ben ha­ben. Bis da­hin!

 
[1] Recht ei­gent­lich müß­te es Tu­teb­ähn­lein hei­ßen, denn die Trieb­wa­gen­füh­rer ver­trei­ben le­ben­de Fahrt­hin­der­nis­se nicht mit Glocken- oder Schel­len-Ein­satz, son­dern ver­mit­tels preß­luft­ge­trie­be­ner Hu­pen von tie­fer Ton­la­ge. Was die gol­di­gen Ve­hi­kel noch put­zi­ger macht!

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Freitag, 1. August 2014

Die Über­ra­schungs­in­sel (1)

Auf den Tag ge­nau drei Mo­na­te nach sei­ner Rück­kehr aus dem Jah­res­ur­laub rafft sich der fau­le zone­batt­ler jetzt end­lich zur längst über­fäl­li­gen Be­richt­erstat­tung über den­sel­ben auf! Nach­dem er die – gleich­falls träg­heits­hal­ber vor sich her­ge­scho­be­ne – Bild­sich­tung, ‑aus­mi­stung und ‑be­ar­bei­tung nun­mehr end­lich ab­ge­schlos­sen hat, wä­re ei­ne wei­te­re Ver­zö­ge­rung nicht mehr plau­si­bel zu be­grün­den. Al­len­falls ei­ne schlei­chen­de Ad­ap­tie­rung des me­di­ter­ra­nen Le­bens­ge­fühls könn­te da­für her­hal­ten, den Schlen­dri­an zu ent­schul­di­gen...

Wo­mit ein gu­ter Ein­stieg ge­fun­den wä­re: Nach den Berei­sun­gen der »Schatz­in­sel« La Pal­ma und der »Ver­kehrs­in­sel« Mal­ta (nebst Go­zo) stand dies­mal mit Mal­lor­ca er­neut ein ent­spann­ter In­sel-Auf­ent­halt auf dem Rei­se­plan. [1] Zwar war der Au­tor die­ser Zei­len vor ei­nem knap­pen Vier­tel­jahr­hun­dert (und in ei­nem frü­he­ren Le­ben) schon mal ne­ben­an auf Me­nor­ca tauch­ur­lau­ben, aber auf die Traum­in­sel der Deut­schen zog es ihn heu­er zum er­sten Ma­le. Die man­nig­fal­ti­gen dort er­leb­ten, teil­wei­se schier un­glaub­li­chen Über­ra­schun­gen ge­ben der auf acht Tei­le an­ge­leg­ten Ar­ti­kel-Se­rie ih­ren Na­men.

Zum Ein­stieg sei wie so oft ein La­ge­plan mit den im Ur­laub zu­rück­ge­leg­ten We­gen vor­ge­zeigt (mit Dank an mei­nen klei­nen GPS-Tracker):

Übersichtskarte von Mallorca mit den eingearbeiteten GPS-Tracks der zurückgelegten Wege
Map da­ta: © Open­Street­Map con­tri­bu­tors, powered by Open­Rou­te­Ser­vice
 
Groß­fas­sung 940 x 720 Pi­xel

Wie man sieht, be­schränk­ten sich des zonebattler’s Er­kun­dungs-Ak­ti­vi­tä­ten bei die­sem erst­ma­li­gen Auf­ent­halt im We­sent­li­chen auf die Ser­ra de Tra­m­un­ta­na und die In­sel­me­tro­po­le Pal­ma de Mal­lor­ca. Knap­pe drei Wo­chen lang ha­ben wir vor al­lem das Ge­bir­ge und die eher be­schau­li­chen klei­nen Or­te dar­in er­wan­dert und er­fah­ren. Die viel­fach kol­por­tier­ten Aus­wüch­se des Mas­sen-Tou­ris­mus’ ha­ben wir da­bei üb­ri­gens we­der ge­sucht noch ge­fun­den...

Doch be­gin­nen wir am An­fang: Mit­te April ging es los, per pe­des zur U‑Bahn, mit die­ser zum Nürn­ber­ger Flug­ha­fen, von da aus non-stop und di­rekt mit Air Ber­lin auf und da­von in Rich­tung Pal­ma. Das eu­ro­pa­weit schö­ne Wet­ter mach­te schon die Al­pen­über­que­rung zum spek­ta­ku­lä­ren Er­leb­nis:

Mit Flug AB7530 von Nürnberg nach Palma de Mallorca

Nach der Lan­dung in Pal­ma de Mal­lor­ca muß­ten wir ein we­nig su­chen, bis wir zu un­se­rem Shut­tle-Bus fan­den, der uns und ein wei­te­res Paar dann um­stands­los zu un­se­rem Ziel brach­te, dem klei­nen Kü­sten­ort Port de Sól­ler an der Süd­west­kü­ste des mal­lor­qui­ni­schen Ei­lan­des. Dort­selbst be­zo­gen der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te ihr Quar­tier in ei­nem der preis­gün­sti­ge­ren Ho­tels di­rekt an der ma­le­ri­schen Ufer­pro­me­na­de und wa­ren an­ge­nehm über­rascht vom tem­po­rä­ren neu­en Heim.

Die arith­me­tisch nicht wirk­lich in die Sor­tie­rung der üb­ri­gen Zim­mer pas­sen­de Raum­num­me­rie­rung ließ uns schluß­fol­gern, daß wir mög­li­cher­wei­se in ei­nem erst spä­ter zum Ho­tel­zim­mer um­ge­wid­me­ten Raum ge­lan­det wa­ren. Je­den­falls wa­ren wir sehr zu­frie­den da­mit, zu­mal wir nach dem vor­her­ge­gan­ge­nen Stu­di­um von di­ver­sen Be­wer­tungs­por­ta­len schon schlim­me Be­fürch­tun­gen ge­hegt hat­ten... [2]

Hotelbett in Port de Sóller

Das Fen­ster ging zwar nicht zum Meer, son­dern zum ru­hi­gen Hof hin­aus, aber das war uns ei­ni­ger­ma­ßen schnup­pe: Zum Ufer wa­ren es drau­ßen nur we­ni­ge Schrit­te, und drin­nen guck­ten wir oh­ne­hin eher in die mit­ge­führ­ten Fen­ster­chen zur vir­tu­el­len Welt als nach dem ech­ten Aus­blick.

In frü­he­ren Jahr­hun­der­ten schüt­zen sich die Mal­lor­qui­ner vor Pi­ra­ten durch schlaue An­la­ge ih­rer Sied­lun­gen: Wäh­rend die Hä­fen be­wußt klein und un­schein­bar ge­hal­ten wur­den, bau­te man ein paar Ki­lo­me­ter im Hin­ter­land die ei­gent­li­chen Or­te, die von See aus nicht zu se­hen wa­ren (und es bis heu­te nicht sind). »Se­cu­ri­ty by ob­scu­ri­ty«, so­zu­sa­gen. So ver­fuhr man auch im Fal­le von Port de Sól­ler, wel­ches den Mee­res­zu­gang für das et­wa drei Ki­lo­me­ter land­ein­wärts ge­le­ge­ne Städt­chen Sól­ler dar­stellt. Bei­de Ge­mein­de­tei­le sind nicht nur durch Stra­ßen und We­ge, son­dern seit 1913 durch ei­ne schnucke­li­ge Schmal­spur-Stra­ßen­bahn ver­bun­den, de­ren ei­ne End­hal­te­stel­le ju­sta­ment vor un­se­rem Ho­tel-Ein­gang lag:

historische Straßenbahn am Endhalte- und Wendepunkt in Port de Sóller

Nach Aus­sa­ge von Freun­den, die schon seit vie­len Jah­ren im­mer wie­der in die­se Ecke der In­sel rei­sen, ko­ste­te ei­ne Stra­ßen­bahn­fahrt vor zwölf Jah­ren noch läp­pi­sche 50 Cent pro Na­se und Rich­tung, was schwer­lich ko­sten­deckend ge­we­sen sein dürf­te, zu­mal die Zü­gel­chen da­mals wohl pri­mär von der ein­hei­mi­schen Be­völ­ke­rung fre­quen­tiert wur­den und da­mit al­les an­de­re als aus­ge­la­stet wa­ren. Dann ka­men wohl fin­di­ge Tou­ris­mus-Un­ter­neh­mer auf die Idee, Ta­ges­tou­ren von Pal­ma aus an­zu­bie­ten und so­wohl den nicht min­der hi­sto­ri­schen Zug von Pal­ma nach Sól­ler als auch die dar­an an­schlie­ßen­de Stra­ßen­bahn als At­trak­ti­on zu ver­mark­ten. Heu­te ko­stet die Pas­sa­ge mit der Bim­mel­stra­ßen­bahn stol­ze 5,00 EUR pro Per­son, wes­halb wir uns das Ver­gnü­gen in der gan­zen Zeit un­se­res Auf­ent­halts ge­nau ein­mal ge­gönnt ha­ben (und an­son­sten die Strecke mit Bus oder Au­to ge­fah­ren, wenn nicht gar ge­lau­fen sind)...

Die er­sten Ta­ge un­se­res Ur­laubs ver­brach­ten wir in und um Sól­ler her­um. Das Städt­chen ist der idea­le Aus­gangs­punkt für Wan­de­run­gen al­ler Schwie­rig­keits­gra­de, ver­fügt an­de­rer­seits nicht über aus­ge­dehn­te Strän­de und auf ein jun­ges Pu­bli­kum aus­ge­rich­te­te Frei­zeit­an­ge­bo­te, so daß sich dort mehr mit­tel­al­te Wan­ders­leu­te ein­fin­den als Par­ty-Peo­p­le auf der Su­che nach vol­len San­gria-Ei­mern. Uns war das sehr recht, und vie­len an­de­ren Rei­sen­den auf der Su­che nach Ru­he und Ent­schleu­ni­gung auch.

die Bucht von Sóller Betrachtende

Ich per­sön­lich war von der Aus­deh­nung des mal­lor­qui­ni­schen Ge­birgs­zu­ges der Tra­m­un­ta­na ei­ni­ger­ma­ßen über­rascht, und zwar so­wohl in ho­ri­zon­ta­ler wie auch in ver­ti­ka­ler Hin­sicht. Das ließ schweiß­trei­ben­de Tou­ren er­war­ten (die spä­ter dann auch tat­säch­lich folg­ten). Wie schon in den Vor­jah­ren er­wies es sich da als um­sich­tig, die Rei­se im Früh­jahr an­ge­tre­ten zu ha­ben, wo die Ta­ges­höchst­tem­pe­ra­tur noch er­träg­lich ist und die Ve­ge­ta­ti­on üp­pig. Doch da­zu spä­ter mehr.

Zu­nächst al­so er­forsch­ten wir auf Schu­sters Rap­pen die nä­he­re Um­ge­bung von Port de Sól­ler und krab­bel­ten auf die um­lie­gen­den Hän­ge und Hü­gel. Im­mer wie­der er­ga­ben sich da­bei reiz­vol­le Aus- und An­sich­ten von post­kar­ten­ge­eig­ne­ter Pit­to­re­ski­zi­tät:

Ansicht von Port de Sóller mit dem alten Wachturm Torre Picada

Bei dem dicken Knub­bel da links oben über dem Ha­fen han­delt es sich um ei­nen al­ten Wach- und Wehr­turm, die Tor­re Pi­ca­da. An­son­sten sieht man recht schön das Drei­vier­tel­rund der Bucht, die Strand­pro­me­na­de und die sie säu­men­den Ho­tel­bau­ten von durch­wegs mo­de­ra­ten Aus­ma­ßen. Den Hang hin­auf gibt es Apart­ment-Häu­ser, von de­nen bei nä­he­rer In­spek­ti­on weit mehr un­be­wohnt leer­ste­hen, als man mei­nen möch­te. Wie auch an­ders­wo in spa­ni­schen Lan­den ist da wohl viel am tat­säch­li­chen Be­darf vor­bei ge­baut wor­den, aber ir­gend­wer wird da­von schon pro­fi­tiert ha­ben...

Zu­rück ans Ufer und an die Pro­me­na­de, wo sich das Le­ben ab­spielt, wel­ches »prall« zu nen­nen zu­min­dest in der Vor­sai­son ei­ne ar­ge Über­trei­bung wä­re. Vie­le Was­ser­sport-Ak­ti­vi­tä­ten gab es im April noch nicht zu be­ob­ach­ten, manch’ ein­schlä­gi­ges An­ge­bot stand noch weit­ge­hend un­ge­nutzt her­um und dien­te pri­mär als bun­tes Fo­to­mo­tiv:

gestapelte Kajaks in Port de Sóller

Bald fan­den wir her­aus, daß es auf der In­sel her­vor­ra­gen­des Spei­es­eis zu schlecken, ja es so­gar in Sól­ler ei­ne ei­ge­ne Eis­fa­brik gibt. Als er­klär­ter Geg­ner ab­sur­der Glo­ba­li­sie­rungs­aus­wüch­se soll­te ich mir jetzt ei­gent­lich den Hin­weis dar­auf ver­knei­fen, daß das hei­mi­sche Spe­zia­li­tä­ten-La­bel »Fet a Sól­ler« über den ei­ge­nen On­line-Shop so­gar Eis zur Lie­fe­rung von Mal­lor­ca nach Deutsch­land an­bie­tet, aber mei, de­kla­riert als vir­tu­el­len Ap­pe­ti­zer zum Pro­bie­ren vor Ort las­se ich mir die In­kon­se­quenz selbst mal durch­ge­hen...

Je­den­falls ist es ein schö­nes Ri­tu­al zum Ta­ges­aus­klang in Port de Sól­ler, sich vor die son­nen­ge­wärm­te Mau­er am klei­nen Fet a Sól­ler-Eis­ca­fé an der Strand­pro­me­na­de zu set­zen, ein Eis zu schlab­bern und da­bei den Son­nen­un­ter­gang zu be­trach­ten: [3]

Sonnenuntergang in Port de Sóller

Nach Son­nen­un­ter­gang ist im Früh­jahr nim­mer viel los im Ört­chen, die Ho­tel­gä­ste ver­tei­len sich auf die di­ver­sen Re­stau­rants an der Pro­me­na­de oder tap­pen noch ein we­nig sin­nie­rend am Strand ent­lang. Ir­gend­wann nimmt die letz­te Stra­ßen­bahn als »Lum­pen­samm­ler« noch ein paar Leut­chen mit, dann kehrt Ru­he ein.

Ru­he herrscht nun­mehr auch hier, und ich be­en­de mei­nen heu­ti­gen Bei­trag mit ei­nem Aus­blick auf den näch­sten, in wel­chem wir den Blick er­wei­tern und uns et­was im Um­land um­tun wol­len. Ein Vier­tel­jahr wird es de­fi­ni­tiv nicht dau­ern bis zur zwei­ten Fol­ge mei­ner klei­nen Rei­se­re­por­ta­ge, das im­mer­hin sei hier und heu­te ver­spro­chen! Da bin ich men­ta­li­täts­mä­ßig dann doch noch eher die deut­sche Be­amt­ensee­le und nicht der me­di­ter­ra­ne Le­bens­künst­ler...

 
[1] Ja, ich weiß, La Pal­ma und die üb­ri­gen In­seln der Ka­na­ren lie­gen fern­ab des Mit­tel­mee­res im At­lan­tik, sind aber den­noch so spa­nisch ge­prägt wie die Ba­lea­ren und auch des mil­den Kli­mas we­gen so­zu­sa­gen »qua­si-me­di­ter­ran« in der An­mu­tung...

[2] Wo­bei es mit den Ho­tel-Be­wer­tun­gen im Netz im­mer so ei­ne Sa­che ist: Man fin­det für fak­tisch je­des Eta­blis­se­ment so­wohl him­mel­hoch jauch­zen­de wie grot­tig-grau­sa­me Kom­men­ta­re. Die ei­nen mö­gen von be­stell­ten Cla­que­ren kom­men, die an­de­ren von nei­di­schen Kon­kur­ren­ten lan­ciert sein. Man­che Rei­sen­de kön­nen bi­zarr über­zo­ge­ne An­sprü­che ha­ben, an­de­re sind – wie wir – eher ge­nüg­sam, so­lan­ge Bett & Du­sche sau­ber und be­nutz­bar sind. Pech kann man ha­ben, Glück aber auch. Be­trei­ber kön­nen wech­seln, di­to das Ser­vice-Per­so­nal. Kurz­um: Man soll­te sich im Vor­aus kei­nen gro­ßen Kopf ma­chen und nicht all­zu viel Zeit mit dies­be­züg­li­cher Re­cher­che ver­schwen­den.

[3] Be­vor orts­kun­di­ge Kenner(innen) jetzt tri­um­phie­rend her­um­nölen: Ja, der Blick vom Eis-Ca­fé aus sieht et­was an­ders aus, man hat da näm­lich Blick auf’s of­fe­ne Meer hin­aus, das Fo­to ent­stand zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen ein paar hun­dert Schrit­te rechts da­von, aber nein, die ru­hig-ro­man­ti­sche Abend­stim­mung ist hier wie da die glei­che und ich neh­me im Zwei­fels­fall lie­ber die schö­ne­ren Fo­tos, weil die mei­sten Blogbesucher(innen) er­fah­rungs­ge­mäß nur die Bil­der an­schau­en und mei­ne mir da­zu müh­sam ab­ge­run­ge­nen Zwi­schen­tex­te eh nicht le­sen. Selbst wenn ich re­si­gnie­rend seuf­zend Blind­text hin­schrü­be, wür­den es ver­mut­lich die we­nig­sten mer­ken...

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Donnerstag, 24. Juli 2014

Fa­shion State­ment

schrill-schräge Schuhe
Montag, 30. Juni 2014

Atom­pilz

morgendliche Aussicht auf einen südbayerischen AKW-Kühlturm
Samstag, 3. Mai 2014

Al­pen­über­que­rung

zonebattler's Flug in den Urlaub 2014
Samstag, 15. März 2014

Mind the gap!

Mit die­ser in der Lon­do­ner U‑Bahn im­mer wie­der und al­ler­or­ten zu hö­ren­den Durch­sa­ge soll die Auf­merk­sam­keit der Rei­sen­den auf den la­tent le­bens­ge­fähr­li­chen Spalt zwi­schen Zug und Bahn­steig ge­lenkt wer­den. Die Ge­dan­ken des zonebattler’s in­des wur­den da­mit noch auf ei­ne klaf­fen­de Lücke zeit­li­cher Art ge­rich­tet: Vor et­wa 25 Jah­ren war er zum letz­ten Mal in der Haupt­stadt des Bri­ti­schen Em­pires, und wäh­rend die Er­in­ne­rung an da­mals nur noch bruch­stück­haft in sei­nen Syn­ap­sen flackert, hat er dies­mal mit wa­chen Sin­nen ge­nos­sen, in sein Hirn ge­brannt und auf sei­nen Spei­cher­chip ab­ge­lich­tet, was die Stadt, das Wet­ter und die zahl­lo­sen Kul­tur­tem­pel her­ga­ben:

Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London

Das Wet­ter präch­tig, die Mu­se­en mäch­tig: Was woll­te man mehr? Für den trun­ke­nen zone­batt­ler steht fest: Bis zum näch­sten Lon­don-Trip läßt er kein Vier­tel­jahr­hun­dert mehr ver­strei­chen!

Samstag, 21. September 2013

Feuch­te Fo­tos

Ge­stern hat­te sich der zone­batt­ler ei­nen spon­ta­nen Tag Ur­laub ge­gönnt, um sich mit ei­ner neu­en Ka­me­ra und al­ten Ob­jek­ti­ven nach Bam­berg zu be­ge­ben. Wie schon beim letz­ten Mal soll­te die Dom­stadt mit ih­ren viel­fäl­ti­gen Mo­ti­ven die pas­sen­de Um­ge­bung zum aus­gie­bi­gen Te­sten des licht­bild­ne­ri­schen Hand­werks­zeu­ges stel­len.

ein trüber Regentag in Bamberg

Lei­der war der freie Frei­tag arm an Licht und reich an Re­gen, was ich frei­lich nicht zum An­laß zu ver­schärf­ter Trüb­sal nahm, son­dern eher als Her­aus­for­de­rung be­griff: Im­mer­hin hat Nie­sel­wet­ter ja den Vor­teil, daß dann nicht ganz so vie­le Tou­ri­sten wie sonst in der Ge­gend her­um­ham­peln und ei­nem das Blick­feld ver­stel­len...

ein trüber Regentag in Bamberg

Zu den De­tails und den Me­ri­ten der neu­en Ka­me­ra wer­de ich mich in Kür­ze in ei­nem ei­ge­nen Bei­trag äu­ßern, aber den be­mer­kens­wer­ten Un­ter­schied der hier ge­zeig­ten Auf­nah­men zu den Bil­dern aus mei­nen im­mer noch hoch­ge­schätz­ten Kom­pakt­knip­sen sieht si­cher­lich nicht nur der Fach­mann: mit grö­ße­rem Sen­sor und wei­te­ren Blen­den­öff­nun­gen wer­den Mo­tiv-Frei­stel­lun­gen und ab­strakt-un­schar­fe Hin­ter­grün­de mög­lich, die der klei­ne Im­mer-da­bei-Ap­pa­rat prin­zi­pi­ell nicht zu­stan­de brin­gen kann.

ein trüber Regentag in Bamberg

Ne­ben dem zum Lie­fer­um­fang des Bo­dies ge­hö­ren­den »Kit-Ob­jek­tiv« mit ei­nem Zoom-Be­reich von 18–55 mm hat­te ich zwei be­währ­te al­te Fest­brenn­wei­ten aus se­li­gen Ana­log-Zei­ten ein­ge­packt (50 mm und 135 mm), um de­ren Taug­lich­keit im di­gi­ta­len Zeit­al­ter zu über­prü­fen. Was sich im Ver­gleich zu frü­her schon mal nicht ge­än­dert hat, ist das lä­sti­ge Her­um­han­tie­ren mit Ge­häu­se und Lin­sen beim Ob­jek­tiv­wech­sel: Ein Oc­to­pus vul­ga­ris mit sei­nen acht Ar­men wür­de wohl sou­ve­rä­ner agie­ren als un­ser­eins, der mit zwei Hän­den drei Ge­rät­schaf­ten in Re­la­ti­on zu brin­gen sucht...

ein trüber Regentag in Bamberg

Mit Was­ser von oben und kei­nem schüt­zen­den Dach in der Nä­he gilt es dann noch zu­sätz­lich ei­nen Re­gen­schirm zu ba­lan­cie­ren, was den um­bau­en­den Fo­to­gra­fen frag­los selbst zum ku­rio­sen Fo­to­mo­tiv macht. Aber was tut man nicht al­les der Schön­heit hal­ber... Ei­nen wei­te­ren Knip­ser der un­frei­wil­lig ko­mi­schen Sor­te ha­be ich dann selbst ein­fan­gen kön­nen, wenn auch nur von hin­ten:

ein trüber Regentag in Bamberg

Von vor­ne ha­be ich den ei­li­gen Kol­le­gen mit dem ge­hetz­ten Blick und den mit meh­re­ren Ka­me­ras be­häng­ten Ku­gel­bauch lei­der nicht kon­ser­vie­ren kön­nen. Aber selbst wenn, dann hät­te ich ihn der Dis­kre­ti­on we­gen hier oh­ne­hin nicht öf­fent­lich zei­gen kön­nen. Macht aber nichts, es gibt ja ge­nug un­be­leb­te Ob­jek­te, die sich als Mo­tiv an­bie­ten, je­den­falls dem, der nicht acht­los vor­bei­ha­stet auf der Su­che nach den schon mil­lio­nen­fach ab­ge­lich­te­ten »Se­hens­wür­dig­kei­ten«...

ein trüber Regentag in Bamberg

Ganz zu­frie­den bin ich mit der abends heim­ge­brach­ten (Aus)beute nicht, ins­be­son­de­re die Schär­fe läßt in et­li­chen Fo­tos noch zu wün­schen üb­rig. Ich bin mir al­ler­dings ziem­lich si­cher, daß das Pro­blem nicht in der Ka­me­ra sitzt, son­dern hin­ter dem Su­cher stand: Den sou­ve­rä­nen Um­gang mit Fo­kus, Zeit und Blen­de kann man im Um­gang mit Kom­pak­ten auch ver­ler­nen, und ich muß mir die kor­rek­te Fo­kus­sie­rung bei dank of­fe­ner Blen­de ex­trem klei­ner Schär­fen­tie­fe erst wie­der an­eig­nen. Aber da­für war­te ich schö­ne­res Wet­ter und bes­se­res Licht ab!

Dienstag, 13. August 2013

Ga­le­rie der Kon­tra­ste (41)

Kanal in Venedig
 
Ka­nal in Ve­ne­dig
 
[ HDR-Auf­nah­me ]
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Sonntag, 4. August 2013

La Bi­en­na­le (1)

Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
Impressionen aus Venedig und von der Kunst-Biennale 2013
 
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Dienstag, 16. Juli 2013

Die Ver­kehrs­in­sel (16)

Ein drit­tes und letz­tes Mal geht es heu­te in die Up­per Barrak­ka Gar­dens, um dort Punkt zwölf laut­stark de­mon­striert zu be­kom­men, was die Stun­de ge­schla­gen hat: In ei­nem täg­lich wie­der­keh­ren­den Ri­tu­al wird von (mut­maß­lich pseudo-)britischen Sol­da­ten mit­tags Sa­lut ge­schos­sen und da­mit ein weit­hin hör­ba­res Zeit- (und frü­her auch Macht-) Zei­chen ge­ge­ben...

Saluting Battery der Upper Barrakka Gardens über dem Hafen von Valletta

Der Of­fi­cer links im Bild er­klärt per Mi­kro­fon und Laut­spre­cher­an­la­ge das Pro­ze­de­re, die bei­den Hau­ben­trä­ger recht­erhand füh­ren die Bal­le­rei durch. Lei­der wird nur ei­ne ein­zi­ge Ka­no­ne ab­ge­schos­sen und noch lei­de­rer hat die nur Pul­ver, aber kei­ne Ku­gel im Rohr, wes­halb es kein spek­ta­ku­lä­res Schif­fe-Ver­sen­ken-Spiel im Maß­stab 1:1 zu be­klat­schen gibt, son­dern halt nur ei­nen Knall zu hö­ren und ei­ne wei­ße Rauch­wol­ke zu se­hen:

Salut-Kanone unmittelbar nach dem Abschuß

Für drol­li­ge Spleens wie der­lei mi­li­tä­ri­sche Her­um­ham­pe­lei­en lie­ben wir ja die Söh­ne Al­bi­ons, wo­bei ich wie schon ein­gangs an­ge­deu­tet den na­gen­den An­fangs­ver­dacht he­ge, daß in den Uni­for­men Ih­rer Ma­je­stät Ar­til­le­ri­sten in Wirk­lich­keit mal­te­si­sche Hilfs­ar­bei­ter stecken könn­ten, die für klei­nes Geld die ro­man­ti­sier­ten Ko­lo­ni­al­zeit­träu­me der Tou­ri­sten be­flü­geln. Aber man muß den harm­lo­sen (Feuer-)Zauber ja nicht un­be­dingt ent­zau­bern...

Ma­gi­sche Ein­drücke hält Val­let­ta auch in den Abend­stun­den be­reit, wenn sich die Tou­ri­sten­men­gen ver­pul­ve­ri­siert ha­ben und die Ein­hei­mi­schen da­heim vor ih­ren Glot­zen sit­zen: Dann hat man die pit­to­res­ke Alt­stadt fast für sich al­lein und kann im schwin­den­den Ta­ges­licht noch man­che schö­ne Sze­ne auf den Film Sen­sor-Chip ban­nen. Wie die­se dienst­frei ha­ben­den Son­nen­schir­me hier:

dienstfrei gestellte Sonnenschirme im Herzen Vallettas

Manch­mal wünscht man sich als Frei­zeit-Fo­to­graf die ana­lo­gen Zei­ten zu­rück: Bei um die 50 Pfen­ni­gen pro Dia hät­te ich der­lei Mo­ti­ve un­ter mü­he­vol­len Ver­ren­kun­gen nach lan­ger Über­le­gung ge­nau 1x sorg­sam an­vi­siert und ab­ge­lich­tet. Heut­zu­ta­ge nimmt man ein hal­bes Dut­zend leicht ver­schie­de­ne Schnapp­schüs­se mit und quält sich spä­ter da­heim mit der Fra­ge her­um, wel­cher da­von nun letzt­lich der be­ste ist... Tja.

Auch von die­sen ge­staf­fel­ten Haus­tü­ren ha­be ich im schum­me­ri­gen Däm­mer­licht et­li­che Auf­nah­men ge­macht, ja so­gar ei­ni­ge frei­hän­di­ge Be­lich­tungs­rei­hen rea­li­siert zum Zwecke der nach­träg­li­chen HDR-Be­ar­bei­tung:

Tür an Tür: schmale Häuserfronten in der Altstadt von Valletta

Die frag­los sur­re­al­ste und skur­ril­ste Be­geg­nung in den schläf­ri­gen Gas­sen Val­let­tas kün­dig­te sich schon aus ei­ni­ger Ent­fer­nung laut­stark aku­stisch an. Un­ter ble­chern-schep­pern­dem Ab­spie­len ei­ner Klim­per-Fas­sung von Li­li Mar­leen mach­te ein mo­to­ri­sier­ter Eis-Ver­käu­fer die Run­de, mal an die­ser, mal an je­ner Ecke hal­tend und sich mu­si­ka­lisch mit ei­nem Klirr­fak­tor na­he 100% bei der po­ten­ti­el­len Kund­schaft an­kün­di­gend:

mobile Eisdiele im Einsatz in den abendlich dahindämmernden Gassen Vallettas

Nach­dem der im Bild ge­zeig­te Kna­be mit der Start­num­mer 18 auf dem Rücken sein tief­ge­kühl­tes Bett­hup­ferl ge­kauft hat­te, ra­ste der am­bu­lan­te Eis-Dea­ler mit quiet­schen­den Rei­fen hei­ter wei­ter, sein Li­li-Mar­leen-Ge­trö­te bald hier, bald dort er­tö­nen las­send, viel­fäl­ti­ges Echo in­klu­si­ve. Mal war sein Wa­gen ei­ni­ge Quer­stra­ßen wei­ter zu se­hen, mal flitz­te er an ganz an­de­rer Stel­le durchs be­schau­li­che Bild. Ob sich der un­über­hör­ba­re Ein­satz letzt­lich wirt­schaft­lich für ihn ge­lohnt hat, er­scheint mir zu­min­dest zwei­fel­haft zu sein: Al­lein der Be­trieb der watt­star­ken Be­schal­lungs­an­la­ge wird – im Ver­ein mit der Kühl­an­la­ge – ei­ni­ges an En­er­gie ver­brau­chen. Ein nen­nens­wer­ter Kun­den­an­sturm war hin­ge­gen nicht zu kon­sta­tie­ren. Ver­mut­lich zahlt der Ge­la­tie­ro bei je­der ver­kauf­ten Ku­gel drauf, aber die Men­ge macht’s dann wohl wett...

Nach­dem wir dann die Stadt bis zum äu­ßer­sten er­reich­ba­ren En­de durch­lau­fen und an ih­rem Rand halb um­run­det hat­ten, nä­her­ten wir uns über den zen­tra­len Bus­bahn­hof wie­der ih­rem Ein­gang. In­zwi­schen war es gänz­lich dun­kel ge­wor­den, was mir Ge­le­gen­heit gab, mich dem an­son­sten bus-um­to­sten Tri­ton­brun­nen ge­fahr­los zu nä­hern, um ihn per Lang­zeit­be­lich­tung ein­zu­fan­gen und zu kon­ser­vie­ren:

nächtliches Wasserspiel: der Tritonbrunnen von Valletta

Ge­mes­sen am Sta­tus – Val­let­ta ist ja im­mer­hin die Haupt­stadt ei­nes sou­ve­rä­nen EU-Staa­tes – ist das Städt­chen eher über­schau­bar und pro­vin­zi­ell an­mu­tend; ge­nau das aber macht ja sei­nen be­son­de­ren Reiz aus. Wie es um das Kul­tur­le­ben be­stellt ist, kann ich nicht wirk­lich be­ur­tei­len – Feu­er­werks-Fe­sti­vals mal aus­ge­nom­men. Aber wenn über­haupt, dann wä­re Val­let­ta wohl der Ort, an bzw. in dem sich un­ser­eins ger­ne dau­er­haft nie­der­las­sen wür­de. Aber da es bis zum Ru­he­stand noch ein­ge Jähr­chen hin sind, sind der­lei Über­le­gun­gen der­zeit aka­de­mi­scher Na­tur.

In Sa­chen Rei­se­mit­bring­sel sind der zone­batt­ler und sei­ne bes­se­re Hälf­te ja ei­ni­ger­ma­ßen prag­ma­tisch ori­en­tiert: raum­grei­fen­de Staub­fän­ger sind ver­pönt, im Zwei­fels­fall ge­nie­ßen na­tür­li­che Fund­stücke wie Wur­zeln, Stei­ne, Schnecken­ge­häu­se etc. ei­ne hö­he­re Wert­schät­zung als von Men­schen­hand ge­ba­stel­ter oder gar in­du­stri­ell ge­fer­tig­ter Mum­pitz. Ger­ne ge­nom­men wer­den hin­ge­gen Le­bens­mit­tel in Form orts­üb­li­cher De­li­ka­tes­sen, mit de­nen sich das Ur­laubs­ge­fühl im hei­mi­schen All­tag noch ei­ne Wei­le und im Wort­sin­ne ge­schmack­voll auf­recht­erhal­ten läßt. Hier se­hen wir die am Tag vor der Heim­rei­se ein­ge­kauf­te Aus­wahl an mal­te­si­schen und ita­lie­ni­schen Kä­se­sor­ten, am­bu­lant ge­kühlt im Was­ser­bad des ho­tel­zim­mer­ei­ge­nen Wasch­beckens:

am Abend vor dem Heimflug eingekaufte und behelfsmäßig wassergekühlte Käse-Spezialitäten

Dank ei­ner schon Mo­na­te vor­her ge­le­gen­heits­hal­ber ein­ge­kauf­ten, di­gi­ta­len Ge­päck­waa­ge konn­ten wir dies­mal gu­ten Ge­wis­sens ki­lo­wei­se ein­kau­fen, was uns lecker und pro­bie­rens­wert er­schien, oh­ne ei­ne ge­wichts­mä­ßi­ge Über­schrei­tung der Frei­ge­päcks­gren­ze be­fürch­ten zu müs­sen...

So, die Kof­fer sind ge­packt, al­le Schub­la­den, Schrän­ke und Kom­mo­den zum x. Mal auf ver­ges­se­ne Hab­se­lig­kei­ten ge­checkt, dann al­so mit Sack und Pack run­ter in die Ho­tel-Lob­by, ein schnel­les Früh­stück im noch schum­me­rig lee­ren Re­stau­rant-Saal ver­putzt, good bye ge­sagt und ab ins pri­va­te Flug­ha­fen-Ta­xi. So schön der Ur­laub auch ge­we­sen war, an sei­nem En­de freut man sich doch im­mer auf die ei­ge­nen vier Wän­de. Ein letz­ter Blick zu­rück auf Son­ne, Meer und lan­des­ty­pi­sche Ar­chi­tek­tur:

alter Wachturm (St. Mark's Tower) vor leuchtend blauer Natur-Kulisse

Ob wir je­mals wie­der nach Mal­ta kom­men wer­den? Wer weiß... Aus ei­ge­nem An­trieb viel­leicht nicht, da­zu ha­ben wir jetzt ei­ner­seits das Land in­ten­siv ge­nug er­forscht und an­de­rer­seits vom Rest der Welt et­li­ches noch gar nicht ge­se­hen. Aber wenn sich bei­spiels­wei­se im Freun­des­kreis ein Plan her­aus­kri­stal­li­sier­te, den mal­te­si­schen Ar­chi­pel in fröh­li­cher Run­de ge­mein­sam zu be­rei­sen, dann wür­den wir uns si­cher­lich nicht lan­ge bit­ten las­sen, ei­ne neue Ex­pe­di­ti­on dort­hin zu be­glei­ten...

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Samstag, 13. Juli 2013

Die Ver­kehrs­in­sel (15)

Was nun wirk­lich fas­zi­nie­rend ist auf Mal­ta, sind die stei­ner­nen Zeu­gen der Ge­schich­te, an­ge­fan­gen von den früh­stein­zeit­li­chen Tem­pel­an­la­gen über die auch äs­the­tisch bom­ba­sti­schen Fe­stungs­bau­ten des Jo­han­ni­ter­or­dens bis hin zu den Wohn­sied­lun­gen aus bri­ti­scher Ko­lo­ni­al­zeit. Auch wenn es hier und da und dort brö­selt und Wind und Wet­ter ih­re Na­ge­zäh­ne oh­ne Un­ter­laß wet­zen, Mal­ta ist ein Frei­licht-Mu­se­um par ex­cel­lence!

Hier stan­den wir in den Bus­kett Gar­dens, dem (ein­zi­gen!) Wald Mal­tas und er­späh­ten dort ein prunk­vol­les Wap­pen am Ver­da­la Pa­lace, dem of­fi­zi­el­len Sitz des Staats­ober­haup­tes und da­mit so­zu­sa­gen das in­su­la­re Schloß Bel­le­vue [1]:

Detail am Verdala Palace

Auch wenn wir in die­sem un­se­ren zwei­ten Mal­ta-Ur­laub dar­auf be­dacht wa­ren, uns bis da­to un­be­kann­te Ecken der In­seln zu er­kun­den, so zog es uns na­tür­lich den­noch auf’s Neue in je­ne Or­te, die wir schon im Vor­jahr be­gei­stert er­forscht hat­ten. Wie z.B. in die al­te Haupt­stadt Mdi­na, in de­ren mit­tel­al­ter­li­chen Gas­sen-La­by­rinth man im­mer wie­der ger­ne auf den Aus­lö­ser drückt:

in den Gassen von Mdina

An son­nig-hei­ßen Ta­gen lernt man die schat­ti­gen Zu­fluchts­or­te Mdi­nas zu schät­zen und setzt sich ger­ne zu Kaf­fee und Ku­chen in ei­nes der Ca­fés an bzw. in der Stadt­mau­er, wo man über­dies noch ei­nen gran­dio­sen Fern­blick ge­nie­ßen kann...

Doch auch die we­ni­ger schat­ti­gen Se­hens­wür­dig­kei­ten ha­ben ih­ren Reiz, zu­mal die Tem­pe­ra­tu­ren im spä­ten Früh­ling und frü­hen Som­mer durch­aus noch gut aus­zu­hal­ten sind. Al­so sind wir na­tür­lich auch heu­er mit dem Bus ins Fi­scher­städt­chen Mar­sax­l­okk ge­fah­ren, um dort dem bun­ten Trei­ben zu­zu­schau­en. Ganz be­son­ders bunt sind dort be­kann­ter­ma­ßen die Fi­scher­boo­te:

aufgebocktes Fischerboot in Marsaxlokk

Auch an Sonn- und Fei­er­ta­gen kann man die Fi­scher beim Ar­bei­ten be­ob­ach­ten, denn zu tun ist na­tür­lich im­mer et­was: Net­ze müs­sen en­thed­dert und ge­flickt, Mo­to­ren re­pa­riert und ge­schmiert, Be­triebs­stof­fe ge­la­den und ver­staut wer­den. Vor al­lem aber müs­sen die vom Salz­was­ser und der Son­ne mal­trai­tier­ten An­strei­che re­gel­mä­ßig er­neu­ert wer­den, ei­ne Ar­beit, die mit Hin­ga­be und in nach­ge­ra­de kon­tem­pla­ti­ver Ver­sen­kung aus­ge­führt wird:

Fischer beim Anstreichen seines Kahns

Die Mal­te­ser küm­mern sich nicht nur sorg­sam und lei­den­schaft­lich um ih­re Käh­ne und Kut­ter (so­wie um ih­re Schrot­flin­ten), sie ha­ben auch ein Herz für Old­ti­mer auf Rä­dern: Im­mer wie­der be­geg­net man ta­del­los re­stau­rier­ten sol­chen, meist bri­ti­scher Pro­ve­ni­enz. Oft­mals sind sie lei­der schon wie­der weg, be­vor man die Ka­me­ra in An­schlag brin­gen kann, aber ein­mal hat­te ich Glück und konn­te ei­nen lang­sam da­hin­tuckern­den LKW ge­ra­de­zu mu­ster­gü­lig ab­lich­ten:

vortrefflich restaurierter alter Lastwagen

Von Mar­sax­l­okk aus sind wir land­ein­wärts in Rich­tung Nord­we­sten ge­wan­dert, und wenn ich heu­te – zwei­ein­halb Mo­na­te spä­ter – die­se Zei­len nie­der­schrei­be, so ha­be ich wie­der die flir­ren­de Luft vor Au­gen, das Sum­men der In­sek­ten im Ohr, die viel­fäl­ti­gen Düf­te in der Na­se. Und na­tür­lich die Bil­der der Land­schaft im Kopf, die ich im In­ter­es­se der Ver­dich­tung ger­ne auf das We­sent­li­che zu­recht­schnei­de und von stö­ren­dem Drum­her­um be­freie:

Phalanx von Plastik-Tonnen auf einem Acker

Was in die­sen Ton­nen mal drin war, will man ver­mut­lich gar nicht so ge­nau wis­sen. Über al­ler­lei du­bio­se Be­hält­nis­se am Ran­de land­wirt­schaft­li­cher Nutz­flä­chen hat­te ich mich ja schon im letz­ten Jahr be­frem­det ge­zeigt...

Nicht we­ni­ger be­fremd­lich und auch et­was be­droh­lich er­schei­nend, letzt­lich aber be­lu­sti­gend war ein paar Stun­den spä­ter der laut­star­ke Emp­fang, den uns in ei­ner win­zig klei­nen Sied­lung am Rand des Flug­ha­fens von Mal­ta ein paar vier­bei­ni­ge Wäch­ter der Hl. Mut­ter Got­tes be­rei­te­ten:

kläffende Köter, einen Marienschrein bewachend

Wenn man ge­gen den Tur­bi­nen­lärm star­ten­der Pas­sa­gier­jets an­kläf­fen muß, muß man sich schon or­dent­lich ins Zeug le­gen. Im­mer­hin konn­ten auch die­se ar­men Schwei­ne Kö­ter ih­ren Po­sten nicht ver­las­sen und uns nicht in die Wa­den bei­ßen. So konn­ten wir un­ver­seht zum Flug­platz wei­ter­tap­pen, an sei­nem Zaun ent­lang bis zum Ter­mi­nal-Ge­bäu­de mar­schie­ren und dort den­näch­sten Bus Rich­tung Val­let­ta neh­men...

Ver­gan­gen­heit, Ge­gen­wart und Zu­kunft lie­gen auf dem über­schau­ba­ren In­sel­reich recht nah bei­ein­an­der, und es ist ver­blüf­fend, wie schnell man zu Fuß (!) von ei­ner »Zeit­zo­ne« zur näch­sten ge­lan­gen kann. Sprin­gen wir zum Ab­schluß und zum Ex­em­pel noch schnell in die Zu­kunft und schau­en uns ei­ne un­fer­ti­ge Lu­xus-Wohn­an­la­ge an, die auf ei­nem Hü­gel nörd­lich von Na­xxar ent­steht:

unfertige Luxus-Wohnungen

Wie so oft ließ der Zu­stand der Bau­stel­le nicht er­ken­nen, ob hier nur im Rah­men ei­ner aus­ge­dehn­ten Sie­sta pau­siert wur­de, oder ob die zu 85% fer­tig­ge­stell­te Wohn­an­la­ge schon wie­der dem bau­trä­ger­plei­te­be­ding­ten Ver­fall preis­ge­ge­ben ist [2]: Hier und da hör­te man zwar ei­ne Bohr­ma­schi­ne oder ei­ne Sä­ge krei­schen, aber an­son­sten herrsch­te – mit­ten un­ter der Wo­che – Ru­he und Lee­re.

Leer sind nun­mehr auch des Chro­ni­sten Hirn und Wam­pe, wes­halb er sich jetzt in Rich­tung Kü­che und Kühl­schrank ver­ab­schie­det. In der näch­sten und letz­ten Fol­ge sei­nes Rei­se-Rap­ports läßt er es aber dem­nächst noch ein­mal so rich­tig kra­chen!

 
[1] Wenn der zone­batt­ler sich nicht faul­heits­hal­ber um die vor­be­rei­ten­de Lek­tü­re von Rei­se­füh­rer und Wi­ki­pe­dia ge­drückt ge­habt hät­te, dann hät­te er vor­her ge­wußt, daß der Prä­si­den­ten­pa­last der Öf­fent­lich­keit nicht zu­gäng­lich ist und er hät­te sich von sei­ner bes­se­ren Hälf­te nicht berg­auf bis zum ver­schlos­se­nen Zaun trei­ben las­sen müs­sen. Tja, so er­eil­te ihn die ver­dien­te Stra­fe (wo­bei der Fuß­marsch dort­hin na­tür­lich trotz­dem ein schö­ner sol­cher war)...

[2] Man sieht so vie­les auf Mal­ta und Go­zo, was sich un­se­ren teu­to­ni­schen Denk­mu­stern nicht wirk­lich er­schließt. Ist aber um­ge­kehrt ver­mut­lich ge­nau­so.

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