Freitag, 12. September 2014
Nachdem uns Port de Sóller schon vor Reiseantritt als idealer Ausgangspunkt für wunderbare Wanderungen empfohlen ward, hatten wir einen Mietwagen nur für die letzte Urlaubswoche gebucht. Zunächst wollten wir uns per pedes im Tramuntana-Gebirge bewegen: Was soll man sich auch ein kostspieliges und platzgreifendes Vehikel an’s Bein binden, wenn’s in der Nahzone rund um den Ferienort schon so viel zu entdecken gibt?
Also schnürten wir die Wanderstiefel und machten uns auf nach Sóller, dem eigentlichen Ort zum Hafen. Schon nach ein paar hundert Metern landeinwärts stießen wir auf ein aufgelassenes und desolat vandalisiertes Hotel, in dessen gleichfalls deprimierend vermüllten Pool ein Bild des Jammers sich dem Betrachter (und seinem Kameraobjektiv) darbot:
Der tote Plüsch-Pokemon Quaputzi mit den weit aufgerissenen Augen war unzweifelhaft ermordet worden, in seinen Pupillen spiegelte sich namenloses Entsetzen. Frösche sonder Zahl quakten um ihm herum ein (eher dissonantes) Requiem. Hier kam offenkundig jede Hilfe zu spät. Traurig tappten wir weiter. [1]
In Sóller angekommen, begegneten wir zunächst einmal der putzigen Tram, die sich dort mit freundlich warnendem Getute ihren Weg ins Stadtzentrum bahnt:
Wundersamerweise passieren dort kaum Unfälle: Markttreiben, Menschenmengen und schienengebundener Verkehr kommen im öffentlichen Raum ganz gut miteinander aus. Wobei so ein Straßenbähnlein natürlich auch nicht so lange Bremswege aufweist wie eine »richtige« Eisenbahn, mithin weit weniger gefährlich ist. Dennoch, gut aufpassen müssen die Fahrer allemal!
Zumal der arglos dahinflanierende Tourist ja oftmals nicht so recht auf seinen Weg achtet, sondern den Blick nach oben wendet, um die Sehenswürdigkeiten des südlichen Stadtbildes zu erhaschen und zu genießen. Recht oft kommt einem dabei die mallorquinische Flagge vor die Linse, die insularen Spanier haben zweifellos ihren eigenen Stolz und zeigen den auch demonstrativ vor:
Ob sich die separatistischen Anwandlungen der Balearen-Bewohner wohl verstärken, falls sich die Schotten demnächst vom Vereinigten Königreich lossagen sollten? Für unsereinen ist schwer einzuschätzen, ob derlei Beflaggungen spezifischen Lokalstolz signalisieren, Überbleibsel vom letzten Volksfest sind oder schlichte Folklore, den bayerischen Wappen und Wimpeln in heimischen Schrebergärten vergleichbar. Obwohl man auch da nicht immer weiß, wes Geistes Kind der Aufsteller ist...
Schlendern wir mal weiter ins Zentrum, woselbst sich an der Plaça Constitució die Kirche Sant Bartomeu erhebt. Die ist genauso originell-pittoresk wie ihre berühmte Namensvetterin im Oberbayerischen, aber im Gegensatz zu dieser von Orangenbäumen umstellt und geziert, die in und um Sóller prächtig gedeihen und deren außerordentlich aromatische Früchte alleroten für kleines Geld feilgeboten werden:
Die Stimmung dort am Platze vor der Kirche ist wirklich sehr erbaulich: Eilende und Weilende, entspannte Café-Besucher, gestikulierende Diskutanten, spielende Kinder, gurrende Tauben und bimmelnde (resp. tutende) Bähnchen, da ist es gut sitzen und vor-sich-hin-Blinzeln...
Wenn er sich an dem beschaulich dahinblubbernden Kleinstadtleben sattgesehen hat, hält der zonebattler gerne nach Kuriositäten Ausschau, für bizarre Details unterhält er ja auch eine eigene Abteilung in seinem virtuellen Schaukasten. Das hier ist ihm zum Exempel in Sóller als nachdenkens- und festhaltenswert aufgefallen:
Auch ohne nennenswerte Spanisch-Kenntnisse vermochte unsereins mit seinem antiken Latinum die Botschaft entziffern, wonach das Aufsammeln von Hundekacke obligatorisch sei und das Ignorieren dieser Anordnung mit einem Ordnungsgeld von 60 bis 300 EUR, mindestens jedoch 70 EUR belegt ist. Da fragt man sich schon, welcher Bürokrat diese eigenartige Rechnung angestellt hat. Aber egal, man muß nicht alles verstehen, zumal dann nicht, wenn man selbst kein Hundehalter ist...
Jetzt aber endlich zum Höhepunkt des Tages und der Erklärung, warum die diesjährige Urlaubsberichterstattung unter dem Titel »Überraschungsinsel« firmiert. Hier naht die nämliche Überraschung an Bord der längst gewohnten Straßenbahn, die der Berichtende schon routinemäßig fotografisch einzufangen trachtete:
»Was machst denn Du hier?!« tönte es unverhofft vom Triebwagen herab. »Was machst denn Du hier?!« rief auch der zonebattler fast simultan und lippensynchron hinauf, denn er hatte zur gleichen Zeit ein bekanntes Gesicht erspäht. Man mag es kaum glauben, aber unser Fürther MietMichel stand (nebst ein paar auch uns bekannten Kumpanen und einer Kumpeline) im Waggon und ratterte mit ihm in die Endhaltestelle ein.
Großes Hallo und ausgiebiges Umarmen, man hatte sich daheim trotz nachbarschaftlicher Nähe seit Monaten nicht gesehen, und hier, gut 1.200 km weit weg von daheim, rennen sich die Fürther fast über den Haufen. Irre! Wobei das erst der Auftakt der stochastischen Unwahrscheinlichkeiten war: Gut eine Woche später – als wir uns zum Zwecke der Abholung eines Mietwagens erstmals in die Hauptstadt Palma de Mallorca begaben – traten wir mittags nach stundenlangem Kunstmuseumsbesuch auf den Vorplatz hinaus und trafen dort ... den MietMichel samt Begleitung an! Und als hätten wir den Hattrick vorausgeahnt, sahen wir ihn später an seinem Rückreisetag noch ein drittes Mal, als wir uns im innerstädtischen Straßengewirr Palmas verfranzten und unverhofft am zentralen Bus-Terminal vorbeifuhren, wo die MietMichelei den Weg zum Flughafen zwecks Heimreise antrat. Daheim läuft man sich allenfalls ein bis zwei Mal im Jahr ungeplantermaßen über den Weg, und drunten auf Malle schafft man’s drei Mal hintereinander innert 14 Tagen! Und wer weiß, wieviele Fürther man während des Inselaufenthaltes nur knapp verfehlt hat...
Tja, das staunte die mitgeführte bessere Hälfte als professionelle Statistikerin, und auch die stets auf Draht seienden Tauben reckten die Hälse und wunderten sich:
Es wird ja gerne gefeixt, daß man der Balearen größtes Eiland als 17. Bundesland der Bundesrepublik ansehen könne. Nach derlei Begegnungen ist man geneigt, der satirischen Übertreibung ein Körnchen Wahrheit zu attestieren. Übrigens waren MietMichel & Co. sowie der zonebattler samt Halterin an jenem Tage erstmals im Städtchen. Ebenso belustigt wie beglückt ging man dann wieder seiner unterschiedlichen Wege...
Unsereins marschierte später wieder zurück ans Meer und fing zum guten Schluß noch ein paar promenierende Mädels im abendlichen Port de Sóller ein:
Obiges Bild ist als unverfängliches Stimmungsfoto zu verstehen, wer zu Studienzwecken und aus staatsbürgerlichem Interesse heraus auf Details erpicht ist, sei hier auf meine Sammlung von Damenbeinen verwiesen.
Tja, so bringt man sich die Erinnerungen an einen frühlingswarmen Urlaubstag wieder zurück ins Gedächtnis, derweilen draußen der Herbst mit grimmen Regenwetter den Sommer endgültig zu verdrängen sich anschickt. Da ist das zeitliche Strecken der Urlaubs-Erzählung psychologisch durchaus nicht unpfiffig. Fünf weitere Folgen habe ich noch vorgesehen, aus Gründen der Selbstdisziplinierung verspreche ich aber jetzt schon der geneigten Leserschaft, spätestens bis Silvester damit fertig zu sein. In diesem Sinne: Bis demnächst!
[1] Wir kamen im Laufe der nächsten zweieinhalb Wochen noch mehrfach an dieser Stätte des Grauens vorbei, jedesmal porträtierte ich den Gemeuchelten, der leblos, jedoch mit eigenartiger Würde in dem betonierten Tümpel dümpelte. Freunde aus Nürnberg, die einige Wochen nach uns ihren Urlaub an gleicher Stelle verbrachten, berichteten uns später, daß sie das triste Wasserloch ohne den blauen Spiraliker vorgefunden hatten. Wir werden sein Schicksal wohl nimmermehr ergründen können...
Freitag, 15. August 2014
Anfangs zog es uns gar nicht groß von dannen, zu interessant war es ja schon vor der eigenen Tür: Die ersten Urlaubstage verbrachten wir tatsächlich in und um Port de Sóller herum und waren dabei nur zu Fuß unterwegs. Ein schönes Wanderziel gab der bereits im ersten Teil erwähnte Wehr- und Wachturm Torre Picada ab, der sich trutzig über Bucht und Hafen erhebt. Leider ist er ebenso strategisch gut plaziert wie mittlerweile in Privatbesitz und daher fest verschlossen, der Besucher kann also nur sehnsuchtsvoll an seinen dicken Mauern emporblicken und muß auf die oben zweifelsfrei vorhandene, fantastische Rundumsicht leider verzichten...
Na gut, unverstellten Fernblick auf das Meer wird man wohl anderswo schon noch öfters geboten kriegen, dachten wir uns und wandten den Blich daher wieder zu Boden. Und siehe da, auch im dichten Gestrüpp gibt es Lohnendes zu sehen. Zum Exempel diese mallorquinische Ziege mit ihren merkwürdigen, äh, zitzenartigen »Schniepfeln« am Halse, deren evolutionären Sinn und Zweck näher auszuführen ich zuständigerhalber den eventuell hier mitlesenden Biologen überlasse:
Ob die in der lieblichen Landschaft herumstrolchenden Ziegen samt Familie nun wilde Exemplare oder domestizierte solche waren, ist schwer zu sagen. Jedenfalls bewegten sie sich ungerührt und fröhlich – vorne kauend, hinten kackend – über die Insel, des Menschen Nähe nicht unbedingt suchend, aber auch nicht wirklich vermeidend.
Weiteres felltragendes Getier werden wir später noch zu sehen kriegen. Einstweilen tappen wir mal den Berg hinunter und sehen uns eine typische kleine Bucht an der westlichen Küste Mallorcas an. Wie man sieht, tummeln sich dort mangels breiter Sandstrände keine Touristenmassen, sondern allenfalls ein paar einzelne Wanderer:
Kennt man eine, kennt man alle: Ein paar blechbedachte Hütten hier, ein befestigter Slipway ins Wasser da, diverse Fischerboote in verschiedenen Stadien des Verfalls daneben, so schauen die meisten der kleinen, landschaftlich herrlich gelegenen Meereszugänge aus. Mitunter räkeln sich dort auch heimische Meerjungfrauen:
Der Berichterstatter gesteht freimütig, den Entstehungsort seiner geogetaggten Fotos von Bucht nebst Nixen soeben nochmals per Google Earth »angeflogen« zu haben, um die gezeigte Bucht bei Llucalcari (einem Ortsteil von Deià) korrekt verorten und benennen zu können: Im Nachhinein vermengen sich die ähnlichen Lokalitäten in des zonebattler’s Synapsengespinst ohnehin zu einem einzigen, idealtypischen Ort des sanft-salzigen Säuselns...
Springen wir nun aber wieder zurück in den »Heimathafen« Port de Sóller, an dessen Gestaden eher die deutlich jüngeren (oder erheblich älteren) Mädels anzutreffen sind, erstere mit noch spürbarer Lust an bewegungsreichem Sport & Spiel:
Des Autors Abendsport bestand im Wesentlichen darin, zum Einfangen solcher Szenen seine Kamera in Richtung Motiv zu halten und abzudrücken. Dies allerdings ohne schlechtes Gewissen, denn sein Tagespensum an kalorienverzehrender Bewegung hatte er in Form ausgedehnter Tageswanderungen dann ja meist schon erbracht. Und als Stadtbewohner kann er sich in den Ferien eh nix Netteres vorstellen, als abends träge auf einer Bank an der Uferpromenade dem Sonnenuntergang entgegenzudösen (und allenfalls hier und da mal den Verschluß seiner Knipse auszulösen)...
Für seine nach bunten Bildern lechzende Leserschaft rafft sich der zonebattler aber nochmals auf und schlendert in den Hafen rüber, wo man nach farbenfrohen Genre-Motiven nie lange suchen muß:
Ein, zwei mittlelgroße Fischtrawler scheinen in Port de Sóller stationiert zu sein, das Gros der an der Mole angebundenen kleineren Schiffchen dient heutzutage wohl überwiegend Freizeitzwecken oder allenfalls der Versorgung der eigenen Familie mit frischen Fischen, Krabben oder anderen verzehrbaren Wasserbewohnern. Seite an Seite dümpeln sie da im Abendlicht friedlich dem nächsten Tag entgegen:
Schaut man genauer hin, so fällt einem auf, daß recht viele Boote – insbesondere die reinen Hobbykähne – kaum mehr benutzt und gepflegt zu werden scheinen. Ein Auto kann man in die Garage stellen; ein Boot am Landungssteg mag noch so schön und teuer gewesen sein, Sonne, Salz und Feuchtigkeit befördern unerbittlich die schnell voranschreitende Korrosion. Wer seine Jolle nicht beständig pflegt oder instandhalten läßt, dem gammelt sie schneller unter dem Hintern weg, als einem lieb sein kann. Die laufenden Unterhaltungskosten scheinen längst nicht alle bedacht zu haben, die sich »mal eben« ein kostspieliges Statussymbol ins Wasser gesetzt haben...
Schiffe sind dem wankel(un)mütigen Berichterstatter aber ohnehin eher suspekt, zumal die kleinen solchen, bei deren Geschaukele sein Verdauungstrakt verdrießlicherweise schnell auf Schubumkehr schalten kann. Daher wendet er sich wieder dem Landverkehr zu, namentlich dem spurgebundenem. Hier schnurrt einer der letzten Trambahnzüge des Tages bei tiefstehender Abendsonne in Richtung Sóller davon:
Wiewohl der Endesunterfertigte im Zivilberuf stolzer Eisenbahner ist, so sind ihm doch – im Gegensatz zu seinen ferrophilen Kollegen – Schienenfahrzeuge im Privatleben weitgehend schnuppe. Aber diese hölzernen Bimmelbähnlein [1] – ein Teil des betagten Fuhrparks stammt übrigens von der berühmten Lissabonner Straßenbahn – haben doch was Putziges und rühren sein seit jeher sentimentales Herz...
Und damit genug für heute: In der nächsten Folge machen wir uns auf in die Berge und kommen danach auch ins nahe Städtchen Sóller, wo sich eine jener überraschenden Begegnungen zutrug, die dieser kleinen Reise-Reprise ihren Namen gegeben haben. Bis dahin!
[1] Recht eigentlich müßte es Tutebähnlein heißen, denn die Triebwagenführer vertreiben lebende Fahrthindernisse nicht mit Glocken- oder Schellen-Einsatz, sondern vermittels preßluftgetriebener Hupen von tiefer Tonlage. Was die goldigen Vehikel noch putziger macht!
Freitag, 1. August 2014
Auf den Tag genau drei Monate nach seiner Rückkehr aus dem Jahresurlaub rafft sich der faule zonebattler jetzt endlich zur längst überfälligen Berichterstattung über denselben auf! Nachdem er die – gleichfalls trägheitshalber vor sich hergeschobene – Bildsichtung, ‑ausmistung und ‑bearbeitung nunmehr endlich abgeschlossen hat, wäre eine weitere Verzögerung nicht mehr plausibel zu begründen. Allenfalls eine schleichende Adaptierung des mediterranen Lebensgefühls könnte dafür herhalten, den Schlendrian zu entschuldigen...
Womit ein guter Einstieg gefunden wäre: Nach den Bereisungen der »Schatzinsel« La Palma und der »Verkehrsinsel« Malta (nebst Gozo) stand diesmal mit Mallorca erneut ein entspannter Insel-Aufenthalt auf dem Reiseplan. [1] Zwar war der Autor dieser Zeilen vor einem knappen Vierteljahrhundert (und in einem früheren Leben) schon mal nebenan auf Menorca tauchurlauben, aber auf die Trauminsel der Deutschen zog es ihn heuer zum ersten Male. Die mannigfaltigen dort erlebten, teilweise schier unglaublichen Überraschungen geben der auf acht Teile angelegten Artikel-Serie ihren Namen.
Zum Einstieg sei wie so oft ein Lageplan mit den im Urlaub zurückgelegten Wegen vorgezeigt (mit Dank an meinen kleinen GPS-Tracker):
Wie man sieht, beschränkten sich des zonebattler’s Erkundungs-Aktivitäten bei diesem erstmaligen Aufenthalt im Wesentlichen auf die Serra de Tramuntana und die Inselmetropole Palma de Mallorca. Knappe drei Wochen lang haben wir vor allem das Gebirge und die eher beschaulichen kleinen Orte darin erwandert und erfahren. Die vielfach kolportierten Auswüchse des Massen-Tourismus’ haben wir dabei übrigens weder gesucht noch gefunden...
Doch beginnen wir am Anfang: Mitte April ging es los, per pedes zur U‑Bahn, mit dieser zum Nürnberger Flughafen, von da aus non-stop und direkt mit Air Berlin auf und davon in Richtung Palma. Das europaweit schöne Wetter machte schon die Alpenüberquerung zum spektakulären Erlebnis:
Nach der Landung in Palma de Mallorca mußten wir ein wenig suchen, bis wir zu unserem Shuttle-Bus fanden, der uns und ein weiteres Paar dann umstandslos zu unserem Ziel brachte, dem kleinen Küstenort Port de Sóller an der Südwestküste des mallorquinischen Eilandes. Dortselbst bezogen der zonebattler und seine bessere Hälfte ihr Quartier in einem der preisgünstigeren Hotels direkt an der malerischen Uferpromenade und waren angenehm überrascht vom temporären neuen Heim.
Die arithmetisch nicht wirklich in die Sortierung der übrigen Zimmer passende Raumnummerierung ließ uns schlußfolgern, daß wir möglicherweise in einem erst später zum Hotelzimmer umgewidmeten Raum gelandet waren. Jedenfalls waren wir sehr zufrieden damit, zumal wir nach dem vorhergegangenen Studium von diversen Bewertungsportalen schon schlimme Befürchtungen gehegt hatten... [2]
Das Fenster ging zwar nicht zum Meer, sondern zum ruhigen Hof hinaus, aber das war uns einigermaßen schnuppe: Zum Ufer waren es draußen nur wenige Schritte, und drinnen guckten wir ohnehin eher in die mitgeführten Fensterchen zur virtuellen Welt als nach dem echten Ausblick.
In früheren Jahrhunderten schützen sich die Mallorquiner vor Piraten durch schlaue Anlage ihrer Siedlungen: Während die Häfen bewußt klein und unscheinbar gehalten wurden, baute man ein paar Kilometer im Hinterland die eigentlichen Orte, die von See aus nicht zu sehen waren (und es bis heute nicht sind). »Security by obscurity«, sozusagen. So verfuhr man auch im Falle von Port de Sóller, welches den Meereszugang für das etwa drei Kilometer landeinwärts gelegene Städtchen Sóller darstellt. Beide Gemeindeteile sind nicht nur durch Straßen und Wege, sondern seit 1913 durch eine schnuckelige Schmalspur-Straßenbahn verbunden, deren eine Endhaltestelle justament vor unserem Hotel-Eingang lag:
Nach Aussage von Freunden, die schon seit vielen Jahren immer wieder in diese Ecke der Insel reisen, kostete eine Straßenbahnfahrt vor zwölf Jahren noch läppische 50 Cent pro Nase und Richtung, was schwerlich kostendeckend gewesen sein dürfte, zumal die Zügelchen damals wohl primär von der einheimischen Bevölkerung frequentiert wurden und damit alles andere als ausgelastet waren. Dann kamen wohl findige Tourismus-Unternehmer auf die Idee, Tagestouren von Palma aus anzubieten und sowohl den nicht minder historischen Zug von Palma nach Sóller als auch die daran anschließende Straßenbahn als Attraktion zu vermarkten. Heute kostet die Passage mit der Bimmelstraßenbahn stolze 5,00 EUR pro Person, weshalb wir uns das Vergnügen in der ganzen Zeit unseres Aufenthalts genau einmal gegönnt haben (und ansonsten die Strecke mit Bus oder Auto gefahren, wenn nicht gar gelaufen sind)...
Die ersten Tage unseres Urlaubs verbrachten wir in und um Sóller herum. Das Städtchen ist der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen aller Schwierigkeitsgrade, verfügt andererseits nicht über ausgedehnte Strände und auf ein junges Publikum ausgerichtete Freizeitangebote, so daß sich dort mehr mittelalte Wandersleute einfinden als Party-People auf der Suche nach vollen Sangria-Eimern. Uns war das sehr recht, und vielen anderen Reisenden auf der Suche nach Ruhe und Entschleunigung auch.
Ich persönlich war von der Ausdehnung des mallorquinischen Gebirgszuges der Tramuntana einigermaßen überrascht, und zwar sowohl in horizontaler wie auch in vertikaler Hinsicht. Das ließ schweißtreibende Touren erwarten (die später dann auch tatsächlich folgten). Wie schon in den Vorjahren erwies es sich da als umsichtig, die Reise im Frühjahr angetreten zu haben, wo die Tageshöchsttemperatur noch erträglich ist und die Vegetation üppig. Doch dazu später mehr.
Zunächst also erforschten wir auf Schusters Rappen die nähere Umgebung von Port de Sóller und krabbelten auf die umliegenden Hänge und Hügel. Immer wieder ergaben sich dabei reizvolle Aus- und Ansichten von postkartengeeigneter Pittoreskizität:
Bei dem dicken Knubbel da links oben über dem Hafen handelt es sich um einen alten Wach- und Wehrturm, die Torre Picada. Ansonsten sieht man recht schön das Dreiviertelrund der Bucht, die Strandpromenade und die sie säumenden Hotelbauten von durchwegs moderaten Ausmaßen. Den Hang hinauf gibt es Apartment-Häuser, von denen bei näherer Inspektion weit mehr unbewohnt leerstehen, als man meinen möchte. Wie auch anderswo in spanischen Landen ist da wohl viel am tatsächlichen Bedarf vorbei gebaut worden, aber irgendwer wird davon schon profitiert haben...
Zurück ans Ufer und an die Promenade, wo sich das Leben abspielt, welches »prall« zu nennen zumindest in der Vorsaison eine arge Übertreibung wäre. Viele Wassersport-Aktivitäten gab es im April noch nicht zu beobachten, manch’ einschlägiges Angebot stand noch weitgehend ungenutzt herum und diente primär als buntes Fotomotiv:
Bald fanden wir heraus, daß es auf der Insel hervorragendes Speieseis zu schlecken, ja es sogar in Sóller eine eigene Eisfabrik gibt. Als erklärter Gegner absurder Globalisierungsauswüchse sollte ich mir jetzt eigentlich den Hinweis darauf verkneifen, daß das heimische Spezialitäten-Label »Fet a Sóller« über den eigenen Online-Shop sogar Eis zur Lieferung von Mallorca nach Deutschland anbietet, aber mei, deklariert als virtuellen Appetizer zum Probieren vor Ort lasse ich mir die Inkonsequenz selbst mal durchgehen...
Jedenfalls ist es ein schönes Ritual zum Tagesausklang in Port de Sóller, sich vor die sonnengewärmte Mauer am kleinen Fet a Sóller-Eiscafé an der Strandpromenade zu setzen, ein Eis zu schlabbern und dabei den Sonnenuntergang zu betrachten: [3]
Nach Sonnenuntergang ist im Frühjahr nimmer viel los im Örtchen, die Hotelgäste verteilen sich auf die diversen Restaurants an der Promenade oder tappen noch ein wenig sinnierend am Strand entlang. Irgendwann nimmt die letzte Straßenbahn als »Lumpensammler« noch ein paar Leutchen mit, dann kehrt Ruhe ein.
Ruhe herrscht nunmehr auch hier, und ich beende meinen heutigen Beitrag mit einem Ausblick auf den nächsten, in welchem wir den Blick erweitern und uns etwas im Umland umtun wollen. Ein Vierteljahr wird es definitiv nicht dauern bis zur zweiten Folge meiner kleinen Reisereportage, das immerhin sei hier und heute versprochen! Da bin ich mentalitätsmäßig dann doch noch eher die deutsche Beamtenseele und nicht der mediterrane Lebenskünstler...
[1] Ja, ich weiß, La Palma und die übrigen Inseln der Kanaren liegen fernab des Mittelmeeres im Atlantik, sind aber dennoch so spanisch geprägt wie die Balearen und auch des milden Klimas wegen sozusagen »quasi-mediterran« in der Anmutung...
[2] Wobei es mit den Hotel-Bewertungen im Netz immer so eine Sache ist: Man findet für faktisch jedes Etablissement sowohl himmelhoch jauchzende wie grottig-grausame Kommentare. Die einen mögen von bestellten Claqueren kommen, die anderen von neidischen Konkurrenten lanciert sein. Manche Reisende können bizarr überzogene Ansprüche haben, andere sind – wie wir – eher genügsam, solange Bett & Dusche sauber und benutzbar sind. Pech kann man haben, Glück aber auch. Betreiber können wechseln, dito das Service-Personal. Kurzum: Man sollte sich im Voraus keinen großen Kopf machen und nicht allzu viel Zeit mit diesbezüglicher Recherche verschwenden.
[3] Bevor ortskundige Kenner(innen) jetzt triumphierend herumnölen: Ja, der Blick vom Eis-Café aus sieht etwas anders aus, man hat da nämlich Blick auf’s offene Meer hinaus, das Foto entstand zugegebenermaßen ein paar hundert Schritte rechts davon, aber nein, die ruhig-romantische Abendstimmung ist hier wie da die gleiche und ich nehme im Zweifelsfall lieber die schöneren Fotos, weil die meisten Blogbesucher(innen) erfahrungsgemäß nur die Bilder anschauen und meine mir dazu mühsam abgerungenen Zwischentexte eh nicht lesen. Selbst wenn ich resignierend seufzend Blindtext hinschrübe, würden es vermutlich die wenigsten merken...
Donnerstag, 24. Juli 2014
Montag, 30. Juni 2014
Samstag, 3. Mai 2014
Samstag, 15. März 2014
Mit dieser in der Londoner U‑Bahn immer wieder und allerorten zu hörenden Durchsage soll die Aufmerksamkeit der Reisenden auf den latent lebensgefährlichen Spalt zwischen Zug und Bahnsteig gelenkt werden. Die Gedanken des zonebattler’s indes wurden damit noch auf eine klaffende Lücke zeitlicher Art gerichtet: Vor etwa 25 Jahren war er zum letzten Mal in der Hauptstadt des Britischen Empires, und während die Erinnerung an damals nur noch bruchstückhaft in seinen Synapsen flackert, hat er diesmal mit wachen Sinnen genossen, in sein Hirn gebrannt und auf seinen Speicherchip abgelichtet, was die Stadt, das Wetter und die zahllosen Kulturtempel hergaben:
Das Wetter prächtig, die Museen mächtig: Was wollte man mehr? Für den trunkenen zonebattler steht fest: Bis zum nächsten London-Trip läßt er kein Vierteljahrhundert mehr verstreichen!
Samstag, 21. September 2013
Gestern hatte sich der zonebattler einen spontanen Tag Urlaub gegönnt, um sich mit einer neuen Kamera und alten Objektiven nach Bamberg zu begeben. Wie schon beim letzten Mal sollte die Domstadt mit ihren vielfältigen Motiven die passende Umgebung zum ausgiebigen Testen des lichtbildnerischen Handwerkszeuges stellen.
Leider war der freie Freitag arm an Licht und reich an Regen, was ich freilich nicht zum Anlaß zu verschärfter Trübsal nahm, sondern eher als Herausforderung begriff: Immerhin hat Nieselwetter ja den Vorteil, daß dann nicht ganz so viele Touristen wie sonst in der Gegend herumhampeln und einem das Blickfeld verstellen...
Zu den Details und den Meriten der neuen Kamera werde ich mich in Kürze in einem eigenen Beitrag äußern, aber den bemerkenswerten Unterschied der hier gezeigten Aufnahmen zu den Bildern aus meinen immer noch hochgeschätzten Kompaktknipsen sieht sicherlich nicht nur der Fachmann: mit größerem Sensor und weiteren Blendenöffnungen werden Motiv-Freistellungen und abstrakt-unscharfe Hintergründe möglich, die der kleine Immer-dabei-Apparat prinzipiell nicht zustande bringen kann.
Neben dem zum Lieferumfang des Bodies gehörenden »Kit-Objektiv« mit einem Zoom-Bereich von 18–55 mm hatte ich zwei bewährte alte Festbrennweiten aus seligen Analog-Zeiten eingepackt (50 mm und 135 mm), um deren Tauglichkeit im digitalen Zeitalter zu überprüfen. Was sich im Vergleich zu früher schon mal nicht geändert hat, ist das lästige Herumhantieren mit Gehäuse und Linsen beim Objektivwechsel: Ein Octopus vulgaris mit seinen acht Armen würde wohl souveräner agieren als unsereins, der mit zwei Händen drei Gerätschaften in Relation zu bringen sucht...
Mit Wasser von oben und keinem schützenden Dach in der Nähe gilt es dann noch zusätzlich einen Regenschirm zu balancieren, was den umbauenden Fotografen fraglos selbst zum kuriosen Fotomotiv macht. Aber was tut man nicht alles der Schönheit halber... Einen weiteren Knipser der unfreiwillig komischen Sorte habe ich dann selbst einfangen können, wenn auch nur von hinten:
Von vorne habe ich den eiligen Kollegen mit dem gehetzten Blick und den mit mehreren Kameras behängten Kugelbauch leider nicht konservieren können. Aber selbst wenn, dann hätte ich ihn der Diskretion wegen hier ohnehin nicht öffentlich zeigen können. Macht aber nichts, es gibt ja genug unbelebte Objekte, die sich als Motiv anbieten, jedenfalls dem, der nicht achtlos vorbeihastet auf der Suche nach den schon millionenfach abgelichteten »Sehenswürdigkeiten«...
Ganz zufrieden bin ich mit der abends heimgebrachten (Aus)beute nicht, insbesondere die Schärfe läßt in etlichen Fotos noch zu wünschen übrig. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, daß das Problem nicht in der Kamera sitzt, sondern hinter dem Sucher stand: Den souveränen Umgang mit Fokus, Zeit und Blende kann man im Umgang mit Kompakten auch verlernen, und ich muß mir die korrekte Fokussierung bei dank offener Blende extrem kleiner Schärfentiefe erst wieder aneignen. Aber dafür warte ich schöneres Wetter und besseres Licht ab!
Dienstag, 13. August 2013
Sonntag, 4. August 2013
Dienstag, 16. Juli 2013
Ein drittes und letztes Mal geht es heute in die Upper Barrakka Gardens, um dort Punkt zwölf lautstark demonstriert zu bekommen, was die Stunde geschlagen hat: In einem täglich wiederkehrenden Ritual wird von (mutmaßlich pseudo-)britischen Soldaten mittags Salut geschossen und damit ein weithin hörbares Zeit- (und früher auch Macht-) Zeichen gegeben...
Der Officer links im Bild erklärt per Mikrofon und Lautsprecheranlage das Prozedere, die beiden Haubenträger rechterhand führen die Ballerei durch. Leider wird nur eine einzige Kanone abgeschossen und noch leiderer hat die nur Pulver, aber keine Kugel im Rohr, weshalb es kein spektakuläres Schiffe-Versenken-Spiel im Maßstab 1:1 zu beklatschen gibt, sondern halt nur einen Knall zu hören und eine weiße Rauchwolke zu sehen:
Für drollige Spleens wie derlei militärische Herumhampeleien lieben wir ja die Söhne Albions, wobei ich wie schon eingangs angedeutet den nagenden Anfangsverdacht hege, daß in den Uniformen Ihrer Majestät Artilleristen in Wirklichkeit maltesische Hilfsarbeiter stecken könnten, die für kleines Geld die romantisierten Kolonialzeitträume der Touristen beflügeln. Aber man muß den harmlosen (Feuer-)Zauber ja nicht unbedingt entzaubern...
Magische Eindrücke hält Valletta auch in den Abendstunden bereit, wenn sich die Touristenmengen verpulverisiert haben und die Einheimischen daheim vor ihren Glotzen sitzen: Dann hat man die pittoreske Altstadt fast für sich allein und kann im schwindenden Tageslicht noch manche schöne Szene auf den Film Sensor-Chip bannen. Wie diese dienstfrei habenden Sonnenschirme hier:
Manchmal wünscht man sich als Freizeit-Fotograf die analogen Zeiten zurück: Bei um die 50 Pfennigen pro Dia hätte ich derlei Motive unter mühevollen Verrenkungen nach langer Überlegung genau 1x sorgsam anvisiert und abgelichtet. Heutzutage nimmt man ein halbes Dutzend leicht verschiedene Schnappschüsse mit und quält sich später daheim mit der Frage herum, welcher davon nun letztlich der beste ist... Tja.
Auch von diesen gestaffelten Haustüren habe ich im schummerigen Dämmerlicht etliche Aufnahmen gemacht, ja sogar einige freihändige Belichtungsreihen realisiert zum Zwecke der nachträglichen HDR-Bearbeitung:
Die fraglos surrealste und skurrilste Begegnung in den schläfrigen Gassen Vallettas kündigte sich schon aus einiger Entfernung lautstark akustisch an. Unter blechern-schepperndem Abspielen einer Klimper-Fassung von Lili Marleen machte ein motorisierter Eis-Verkäufer die Runde, mal an dieser, mal an jener Ecke haltend und sich musikalisch mit einem Klirrfaktor nahe 100% bei der potentiellen Kundschaft ankündigend:
Nachdem der im Bild gezeigte Knabe mit der Startnummer 18 auf dem Rücken sein tiefgekühltes Betthupferl gekauft hatte, raste der ambulante Eis-Dealer mit quietschenden Reifen heiter weiter, sein Lili-Marleen-Getröte bald hier, bald dort ertönen lassend, vielfältiges Echo inklusive. Mal war sein Wagen einige Querstraßen weiter zu sehen, mal flitzte er an ganz anderer Stelle durchs beschauliche Bild. Ob sich der unüberhörbare Einsatz letztlich wirtschaftlich für ihn gelohnt hat, erscheint mir zumindest zweifelhaft zu sein: Allein der Betrieb der wattstarken Beschallungsanlage wird – im Verein mit der Kühlanlage – einiges an Energie verbrauchen. Ein nennenswerter Kundenansturm war hingegen nicht zu konstatieren. Vermutlich zahlt der Gelatiero bei jeder verkauften Kugel drauf, aber die Menge macht’s dann wohl wett...
Nachdem wir dann die Stadt bis zum äußersten erreichbaren Ende durchlaufen und an ihrem Rand halb umrundet hatten, näherten wir uns über den zentralen Busbahnhof wieder ihrem Eingang. Inzwischen war es gänzlich dunkel geworden, was mir Gelegenheit gab, mich dem ansonsten bus-umtosten Tritonbrunnen gefahrlos zu nähern, um ihn per Langzeitbelichtung einzufangen und zu konservieren:
Gemessen am Status – Valletta ist ja immerhin die Hauptstadt eines souveränen EU-Staates – ist das Städtchen eher überschaubar und provinziell anmutend; genau das aber macht ja seinen besonderen Reiz aus. Wie es um das Kulturleben bestellt ist, kann ich nicht wirklich beurteilen – Feuerwerks-Festivals mal ausgenommen. Aber wenn überhaupt, dann wäre Valletta wohl der Ort, an bzw. in dem sich unsereins gerne dauerhaft niederlassen würde. Aber da es bis zum Ruhestand noch einge Jährchen hin sind, sind derlei Überlegungen derzeit akademischer Natur.
In Sachen Reisemitbringsel sind der zonebattler und seine bessere Hälfte ja einigermaßen pragmatisch orientiert: raumgreifende Staubfänger sind verpönt, im Zweifelsfall genießen natürliche Fundstücke wie Wurzeln, Steine, Schneckengehäuse etc. eine höhere Wertschätzung als von Menschenhand gebastelter oder gar industriell gefertigter Mumpitz. Gerne genommen werden hingegen Lebensmittel in Form ortsüblicher Delikatessen, mit denen sich das Urlaubsgefühl im heimischen Alltag noch eine Weile und im Wortsinne geschmackvoll aufrechterhalten läßt. Hier sehen wir die am Tag vor der Heimreise eingekaufte Auswahl an maltesischen und italienischen Käsesorten, ambulant gekühlt im Wasserbad des hotelzimmereigenen Waschbeckens:
Dank einer schon Monate vorher gelegenheitshalber eingekauften, digitalen Gepäckwaage konnten wir diesmal guten Gewissens kiloweise einkaufen, was uns lecker und probierenswert erschien, ohne eine gewichtsmäßige Überschreitung der Freigepäcksgrenze befürchten zu müssen...
So, die Koffer sind gepackt, alle Schubladen, Schränke und Kommoden zum x. Mal auf vergessene Habseligkeiten gecheckt, dann also mit Sack und Pack runter in die Hotel-Lobby, ein schnelles Frühstück im noch schummerig leeren Restaurant-Saal verputzt, good bye gesagt und ab ins private Flughafen-Taxi. So schön der Urlaub auch gewesen war, an seinem Ende freut man sich doch immer auf die eigenen vier Wände. Ein letzter Blick zurück auf Sonne, Meer und landestypische Architektur:
Ob wir jemals wieder nach Malta kommen werden? Wer weiß... Aus eigenem Antrieb vielleicht nicht, dazu haben wir jetzt einerseits das Land intensiv genug erforscht und andererseits vom Rest der Welt etliches noch gar nicht gesehen. Aber wenn sich beispielsweise im Freundeskreis ein Plan herauskristallisierte, den maltesischen Archipel in fröhlicher Runde gemeinsam zu bereisen, dann würden wir uns sicherlich nicht lange bitten lassen, eine neue Expedition dorthin zu begleiten...
Samstag, 13. Juli 2013
Was nun wirklich faszinierend ist auf Malta, sind die steinernen Zeugen der Geschichte, angefangen von den frühsteinzeitlichen Tempelanlagen über die auch ästhetisch bombastischen Festungsbauten des Johanniterordens bis hin zu den Wohnsiedlungen aus britischer Kolonialzeit. Auch wenn es hier und da und dort bröselt und Wind und Wetter ihre Nagezähne ohne Unterlaß wetzen, Malta ist ein Freilicht-Museum par excellence!
Hier standen wir in den Buskett Gardens, dem (einzigen!) Wald Maltas und erspähten dort ein prunkvolles Wappen am Verdala Palace, dem offiziellen Sitz des Staatsoberhauptes und damit sozusagen das insulare Schloß Bellevue [1]:
Auch wenn wir in diesem unseren zweiten Malta-Urlaub darauf bedacht waren, uns bis dato unbekannte Ecken der Inseln zu erkunden, so zog es uns natürlich dennoch auf’s Neue in jene Orte, die wir schon im Vorjahr begeistert erforscht hatten. Wie z.B. in die alte Hauptstadt Mdina, in deren mittelalterlichen Gassen-Labyrinth man immer wieder gerne auf den Auslöser drückt:
An sonnig-heißen Tagen lernt man die schattigen Zufluchtsorte Mdinas zu schätzen und setzt sich gerne zu Kaffee und Kuchen in eines der Cafés an bzw. in der Stadtmauer, wo man überdies noch einen grandiosen Fernblick genießen kann...
Doch auch die weniger schattigen Sehenswürdigkeiten haben ihren Reiz, zumal die Temperaturen im späten Frühling und frühen Sommer durchaus noch gut auszuhalten sind. Also sind wir natürlich auch heuer mit dem Bus ins Fischerstädtchen Marsaxlokk gefahren, um dort dem bunten Treiben zuzuschauen. Ganz besonders bunt sind dort bekanntermaßen die Fischerboote:
Auch an Sonn- und Feiertagen kann man die Fischer beim Arbeiten beobachten, denn zu tun ist natürlich immer etwas: Netze müssen entheddert und geflickt, Motoren repariert und geschmiert, Betriebsstoffe geladen und verstaut werden. Vor allem aber müssen die vom Salzwasser und der Sonne maltraitierten Anstreiche regelmäßig erneuert werden, eine Arbeit, die mit Hingabe und in nachgerade kontemplativer Versenkung ausgeführt wird:
Die Malteser kümmern sich nicht nur sorgsam und leidenschaftlich um ihre Kähne und Kutter (sowie um ihre Schrotflinten), sie haben auch ein Herz für Oldtimer auf Rädern: Immer wieder begegnet man tadellos restaurierten solchen, meist britischer Provenienz. Oftmals sind sie leider schon wieder weg, bevor man die Kamera in Anschlag bringen kann, aber einmal hatte ich Glück und konnte einen langsam dahintuckernden LKW geradezu mustergülig ablichten:
Von Marsaxlokk aus sind wir landeinwärts in Richtung Nordwesten gewandert, und wenn ich heute – zweieinhalb Monate später – diese Zeilen niederschreibe, so habe ich wieder die flirrende Luft vor Augen, das Summen der Insekten im Ohr, die vielfältigen Düfte in der Nase. Und natürlich die Bilder der Landschaft im Kopf, die ich im Interesse der Verdichtung gerne auf das Wesentliche zurechtschneide und von störendem Drumherum befreie:
Was in diesen Tonnen mal drin war, will man vermutlich gar nicht so genau wissen. Über allerlei dubiose Behältnisse am Rande landwirtschaftlicher Nutzflächen hatte ich mich ja schon im letzten Jahr befremdet gezeigt...
Nicht weniger befremdlich und auch etwas bedrohlich erscheinend, letztlich aber belustigend war ein paar Stunden später der lautstarke Empfang, den uns in einer winzig kleinen Siedlung am Rand des Flughafens von Malta ein paar vierbeinige Wächter der Hl. Mutter Gottes bereiteten:
Wenn man gegen den Turbinenlärm startender Passagierjets ankläffen muß, muß man sich schon ordentlich ins Zeug legen. Immerhin konnten auch diese armen Schweine Köter ihren Posten nicht verlassen und uns nicht in die Waden beißen. So konnten wir unverseht zum Flugplatz weitertappen, an seinem Zaun entlang bis zum Terminal-Gebäude marschieren und dort dennächsten Bus Richtung Valletta nehmen...
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft liegen auf dem überschaubaren Inselreich recht nah beieinander, und es ist verblüffend, wie schnell man zu Fuß (!) von einer »Zeitzone« zur nächsten gelangen kann. Springen wir zum Abschluß und zum Exempel noch schnell in die Zukunft und schauen uns eine unfertige Luxus-Wohnanlage an, die auf einem Hügel nördlich von Naxxar entsteht:
Wie so oft ließ der Zustand der Baustelle nicht erkennen, ob hier nur im Rahmen einer ausgedehnten Siesta pausiert wurde, oder ob die zu 85% fertiggestellte Wohnanlage schon wieder dem bauträgerpleitebedingten Verfall preisgegeben ist [2]: Hier und da hörte man zwar eine Bohrmaschine oder eine Säge kreischen, aber ansonsten herrschte – mitten unter der Woche – Ruhe und Leere.
Leer sind nunmehr auch des Chronisten Hirn und Wampe, weshalb er sich jetzt in Richtung Küche und Kühlschrank verabschiedet. In der nächsten und letzten Folge seines Reise-Rapports läßt er es aber demnächst noch einmal so richtig krachen!
[1] Wenn der zonebattler sich nicht faulheitshalber um die vorbereitende Lektüre von Reiseführer und Wikipedia gedrückt gehabt hätte, dann hätte er vorher gewußt, daß der Präsidentenpalast der Öffentlichkeit nicht zugänglich ist und er hätte sich von seiner besseren Hälfte nicht bergauf bis zum verschlossenen Zaun treiben lassen müssen. Tja, so ereilte ihn die verdiente Strafe (wobei der Fußmarsch dorthin natürlich trotzdem ein schöner solcher war)...
[2] Man sieht so vieles auf Malta und Gozo, was sich unseren teutonischen Denkmustern nicht wirklich erschließt. Ist aber umgekehrt vermutlich genauso.
Süßer und scharfer Senf: