Mittwoch, 26. September 2018
Der zonebattler ist im Zivilberuf einer von knapp 1000 Mitarbeitern von DB Training, Learning & Consulting, dem Bildungsanbieter im Deutsche Bahn-Konzern. Wir sind »Vollsortimenter« und machen alles von Outdoor-Pädagogik für Azubis über Soft Skills für Führungskräfte bis hin zu »harten« Technik-Themen für Blaumänner. Ich selbst sitze in unserem Trainingszentrum Nürnberg und plane dort als Mitarbeiter der Bildungsdisposition (Bereich Fahrzeugtechnik) die Instandhaltertrainings für die ICE-Flotte der DB. Dazu orchestriere ich personelle und dingliche Ressourcen in Raum und Zeit und sorge u.a. dafür, daß Trainer, Teilnehmer, Unterlagen, Tablets etc. zur richtigen Zeit am richtigen Ort zusammenfinden.
Falls jemand in meiner Leserschaft eine Ausbildung und/oder Berufserfahrung im technischen Bereich hat (vorzugsweise als Elektrotechniker oder ‑ingenieur) und eine neue Herausforderung als Vermittler komplexer technischer Zusammenhänge sucht, könnte ich eventuell weiterhelfen: Wir haben ständig Bedarf an Fachtrainern, die einerseits technisch versiert sind, andererseits eine Neigung zur pädagogischen Seite des Jobs haben. Aktuell haben wir mehr altersbedingte Abgänge (Ruhestand) als an neuen Gesichtern nachkommt, was zusehends zum Problem wird, weil sich die Auftragslage gegenläufig entwickelt und schier durch die Decke schießt.
Technisch (Stichwort Digitalisierung) sind wir ziemlich vorne mit dabei, ich verweise hier beispielhaft auf unseren »virtuellen Dachgarten« des ICE 4, siehe
Die Vermittlung hochspezialisierten Wissens und Könnens im Schienenfahrzeug-Sektor ist fraglos interessant, fordernd und abwechslungsreich, man ist zudem weitgehend sein eigener Herr, aber man muß halt auch mit der anderen Seite der Medaille zurechtkommen können, die da heißt Reisetätigkeit. Die Trainings finden wegen des Praxisbezuges an den Standorten der betriebsnahen oder schweren Instandhaltung statt, und die sind – je nach Betreiber der Fahrzeuge und je nach Fakultät – über das Land verteilt und nicht unbedingt in der Nähe des eigenen Wohnortes. Bedeutet in meinem Metier (ICE) konkret München, Frankfurt, Berlin, Hamburg, Köln, gelegentlich auch Krefeld, Dortmund, Leipzig oder Nürnberg. Zwischendrin gibt’s immer wieder mal Zeiträume für Produktpflege (Handbücher aktualisieren, Lernkonzepte anpassen), die man auch daheim zubringen bzw. frei gestalten kann.
In spezifischen Bereichen (z.B. Kältetechnik, Zugsicherungs- und Leittechnik) haben wir ehemalige Rundfunk- und Fernsehtechniker oder Elektriker an Bord, die sich auf ihre Nischenthemen spezialisiert haben. Arbeit gibt’s genug, und als Handlungsreisender in Sachen Bildung hat man Freiheitsgrade, die ein stationärer Mitarbeiter mit Chef im Rücken eher nicht hat.
»Gesetztes Alter« ist übrigens kein Problem: Wir haben einige Ingenieure und andere Fachleute im Team, die erst mit deutlich jenseits der 50 zu uns gefunden haben (und mit ihrem Job zufrieden bis glücklich sind). Pi mal Daumen kann man sagen, daß es beidseitig lohnend ist, wenn einer nach der Einarbeitung (ca. ein Jahr) noch etwa zehn Jahre vor sich hat bis zum Erreichen der Altersgrenze.
Eine offizielle Stellenausschreibung findet sich im Karriere-Portal der DB. Die dort geforderte mehrjährige Erfahrung in der Instandhaltung von Triebfahrzeugen ist kein K.O.-Kriterium!
Achtung: Wer sich bewerben mag, möge mich bitte VORHER kontaktieren, dann kann ich im Rahmen der Aktion »Mitarbeiter werben Mitarbeiter« u. U. eine »Kopf-Prämie« in Höhe von 1.500 EUR kassieren, die ich im Erfolgsfalle selbstverständlich mit dem neuen Kollegen brüderlich teilen würde... Hinterher ist zu spät!
P.S.: Hier noch ein paar keine Einblicke in die Welt des mobilen Geraffels und dessen Instandhaltung:
Die dort bei der Arbeit gezeigten Blaumänner zu schulen ist die Aufgabe unserer »Lernbegleiter« von DB Training. Interessenten melden sich bitte bei mir.
P.S.: Auch wenn ich immer nur männliche Bezeichnungen verwendet habe: Neue KollegINNEN wären uns selbstverständlich ebenso willkommen!
Samstag, 28. April 2018
Gleich gegenüber des zonebattler’s Schrebergarten, auf der anderen Seite des Gleisfeldes, hat dieser Tage das hurtig hingeworfene Hotel »niu Saddle« seine Pforten geöffnet. Der depperte Name ist Programm, wie auf der Website erläutert wird: »Saddle steht für die im Mittelalter präsenten Ledersättel und ist eine Anekdote an die Reiterarmee von Karl der Große in Fürth.« Das ist grammatikalisch gleich multipel falsch und auch inhaltlicher Dummfug. Einen Absatz weiter lesen wir, was Fürth zu bieten hat, nämlich eine »idyllische, fränkische Altstadt voller historischer Baudenkmäler aus dem Mittelalter«. Mittelalter, aha. Der/die Texterin ist vermutlich ein(e) junge(r) Hipster(in) mit Klippschul-Abschluß, der/die das eigene Mittelalter noch weit vor sich hat...
Wie ich überhaupt dazu komme, mich dorthin virtuell zu verirren? Weil ich von einer Marketing-Tante eine »Einladung für Euch Blogger, Instagrammer und Meinungsmacher in Franken« erhalten habe. Laut Agenda des »außergewöhnlichen Abends« will man »... das inspirierende Design erleben, das Haus erkunden, in der Living Lobby Cocktails und Speisen genießen und uns intensiv austauschen«. So so.
Ich halte mich nicht für einen Meinungsmacher, aber meine Meinung dazu steht schon fest: Angesichts des zu Erwartenden proste ich doch lieber 100 Meter weiter südlich befreundeten Nachbarn mittleren Alters zu und tausche mich mit denen intensiv über die Frage aus, wo jenes sagenhafte Fürth wohl liegen mag, welches da beschrieben steht!
Samstag, 5. August 2017
Gestern abend, kurz vor Mitternacht: Der zonebattler geht nochmals raus auf den hinteren Balkon, um das Wetter für die Nacht und den heutigen Tag zu prognostizieren. Der Himmel wirkt einigermaßen klar, nur der Mond funzelt etwas trübe durch einen Dunstschleier hindurch. Eine dunkle Wolke zieht über ihn hinweg...
Aber Moment mal: Bewegt sich der Mond etwa selbst? Der Berichterstatter reibt sich die Augen und guckt nochmal genauer hin: Tatsächlich, der Erdtrabant scheint zu pendeln. Ist das Autosuggestion? Täuschen die sporadisch vorbeiziehenden Wolken eine Bewegung nur vor? Die bessere Hälfte wird herbeigerufen, um das Phänomen mit eigenen Augen zu prüfen und ggf. zu bestätigen.
Und in der Tat, wir sehen beide, daß der »Mond« eine leichte Pendelbewegung ausführt. Der Blick durch das Fernglas trägt nicht zur Aufklärung bei, dazu ist das kleine Ding nicht lichtstark genug. Wir tippen schließlich beide auf einen Ballon.
Heute morgen nun strahlte die Sonne zunächst dermaßen stark aus der gleichen Richtung, daß man sie mit der Hand beschatten mußte, um zu sehen, ob da noch was ist. Und tatsächlich, der »Mond« war als schwarze Silhouette gleich neben der Sonne zu erkennen. Und auch eine weitere Vermutung trifft zu: Die »Wolken« waren nichts anderes als aufgedruckte ALDI-Logos, die durch die Eigenrotation der Ballonhülle scheinbar vorübergezogen waren!
Damit ist alles klar: Unsere nahe ALDI-Filiale feiert nach erfolgtem Umbau ihre Neueröffnung im neuen Look. Der Werbeballon ist groß genug, um als Mond durchgehen zu können, rund genug, um sich nicht unten durch einen Schniepfel samt Seil zu verraten, und reflektierend genug, um durch das Streulicht der nächtlichen Stadt als gleichmäßig illuminiert zu erscheinen. Wieviele Anrufe wegen einer vermeintlichen UFO-Sichtung heute nacht wohl bei der Polizei eingegangen sind?
Montag, 27. März 2017
Als Vorstandsmitglied und Schatzmeister von FürthWiki e. V. leert der zonebattler einmal wöchentlich das Postfach des Vereins. Nachdem er es in der letzten Woche aber aus allerlei Gründen nicht geschafft hatte, diesen ehrenamtlichen Dienstgang zu unternehmen, hastete er am Samstag um 13 Uhr zur Fürther Hauptpost, um der selbstauferlegten Pflicht noch rechtzeitig nachzukommen.
Um fünf nach eins erreichte ich die Tür der Schließfacheria und fand diese bereits verschlossen vor. Alles Ruckeln am Türknauf half selbstverständlich nichts. Also raus aus dem Hof, vorne wieder rein in den Schalterraum und der nächst freien Christel von der Post die Situation geschildert: Schließfachanlage am Samstag laut offiziellem Aushang bis 13:30 Uhr geöffnet, Schließfach aber bereits um 13:05 Uhr nicht erreichbar. Und was erzählt mir daraufhin die gelbe Kollegin? Tja, da habe wohl jemand schon die Schaltuhr, welche die Tür automatisch ver- und entriegele, schon auf Sommerzeit umgestellt. Sie bedaure, aber von ihnen vorne am Tresen hätte niemand einen Schlüssel oder Zugang zur Schließfachanlage...
Da weder das Anfauchen noch das Auffressen der Bediensteten die Situation zum Positiven gewendet hätte, trollte sich der vor unterdrückter Wut innerlich kochende Beschwerdeführer und muß dann halt heute Nachmittag erneut zur Fürther Hauptpost trotten in der Hoffnung, nix Relevantes versäumt zu haben. Wird schon nicht wieder ein unangenehmer Anwaltsbrief drin sein, vermutlich sogar gar nix oder nur unerwünschte Reklame. Gleichwohl: ein inakzeptables Unding bleibt der hemdsärmelige Umgang mit der amtlichen Zeit allemal!
Donnerstag, 4. August 2016
Sonntag, 31. Juli 2016
Schon am zweiten Tage unseres Aufenthaltes machten wir uns selbdritt auf zu einer kleinen Städtetour in das knapp 50 km südöstlich gelegene Norrköping.[1] Bis in die 1960er Jahre hinein war die Stadt ein Zentrum der Textilindustrie, danach ging es wirtschaftlich steil bergab aufgrund sich wandelnder Konsumgewohnheiten und vor allem wegen der starken Konkurrenz aus fernöstlichen Billiglohnländern. Das Ende der Geschichte kennen wir aus eigener Anschauung, die Baumwollindustrie Erlangen-Bamberg Aktiengesellschaft (ERBA) läßt grüßen...
Immerhin haben sich in Norrköping trotz auch dort vorgekommener Abrißorgien etliche ansehnliche Industriebauten erhalten, die heutzutage verschiedenste Nachnutzung durch Behörden, Startups, Institute und kukturelle Einrichtungen erfahren:
Um dem Verlust von Arbeitsplätzen in der Textilindustrie etwas entgegenzusetzen, wurden Anfang der 1970er Jahre einige staatliche Behörden aus der Hauptstadt Stockholm nach Norrköping verlagert. Der Vergleich mit Fürth, Grundig, Quelle und dem Bayerischen Landesamt für Statistik drängt sich da geradezu auf: Ähnliche Probleme werden halt allerorts mit ähnlichen Methoden bekämpft...
Wo der Abrißbagger in Norrköping Altes vernichtet hat, um Neuem Platz zu schaffen, ist oftmals architektonisch durchaus Vorzeigbares entstanden. Der Kontrast hat seine ästhetischen Reize, wenngleich sich fraglos nur eine dünne Schicht Gutverdiener das Leben im üppig verglasten Stadtloft leisten kann:
Wir schlenderten noch ein Weilchen am Motala ström entlang und durch die sonntäglich ruhige Innenstadt und befanden schlußendlich: Ja, hier ließe es sich wohl leben. Insbesondere dann, wenn einem das platte Land als zu einsam vorkommt und die Metropole Stockholm als zu groß...
Aber mit der Inspizierung Norrköpings war der Tag ja noch nicht annähernd gefüllt: Heiter weiter ging es daher in Richtung Ostseeküste, also erneut nach Südosten. Dabei kamen wir durch einen Ort mit dem denkbar kürzesten Namen, der es allein deshalb schon verdient, hier festgehalten zu werden (Kuriositäten sind ja ein gern gerittenes Steckenpferd des Berichterstatters):
Ja, der Ort heißt wirklich »Å«...[2] Ziel und Wendepunkt unseres Tagesausflugs war indes Tyrislöt, von wo aus man – am Ufer der Schärenmeeres stehend – diverse Schären sehen kann. Hunderte, nein Tausende Inseln säumen die Küsten, bis zum offenen Meer wäre man stundenlang unterwegs. Interessant ist die Erkenntnis, daß sich die nach Abschmelzen der eiszeitlichen Gletscher im Wortsinne »erleichterten« Landmassen auch heute noch – wenn auch langsam – heben (Stichwort: postglaziale Landhebung), was dazu führt, daß neue Inselchen enstehen, bereits vorhandene größer werden und frühere Häfen verlanden.
Leider war weder Zeit noch Gelegenheit, mit einem Postboot durch das steinerne Labyrinth zu schippern, aber das Gesehene war schon eindrucksvoll genug. So machten wir uns also auf den Rückweg und steuerten dabei noch das pittoreske Städtchen Söderköping an. An dessen Nordrand liegt der Göta-Kanal, und in dem wiederum fahren nostalgisch-schöne Passagierschiffe wie die hier exemplarisch festgehaltene »Lindön« herum:
Söderköping gilt als eine der besterhaltenen mittelalterlichen Städte Schwedens. Meiner einer hätte die vielen Holzhäuser aufgrund ihres makellosen Erhaltungszustandes nicht unbedingt bis zurück ins Mittelalter datiert, aber ja, das Städtchen hat Charme!
Überhaupt kam sich der Chronist ständig wie in einer der aus Kindertagen erinnerlichen Fernsehserie schwedischer Provenienz vor. Alles sozusagen ziemlich putzig-pippilangstrumpfig in diesem in multipler Hinsicht mustergültigem Land...[3]
Als wir nach ausgiebiger Besichtigung Söderköpings den Ort verließen und die Heimfahrt antraten, war es schon halb sieben Uhr abends. Ziemlich genau um 19 Uhr machten wir dann noch bei Finspång in einem Supermarkt Station, um uns für die folgenden Tage zu verproviantieren und des Freundes Speisekammer zu füllen.
Das sonntägliche (!) Einkaufserlebnis verdient eine ausführliche Würdigung. Zunächst einmal ist bemerkens- und festhaltenswert, daß auch an Sonntagen und bis in den späten Abend geöffnete Läden in Schweden nichts Besonderes sind, sondern gelebte Normalität. Kein Mensch käme hier auf die Idee, im angeblichen Interesse der Beschäftigten eine allgemeine Sonntagsruhe einzufordern. Uns war es recht, wir schauen uns in fremden Landen immer gerne Supermärkte von innen an, schon wegen der ungewohnten Produktvielfalt und ‑verpackungen. Die erste Überraschung erwartete uns aber bereits im Eingangsbereich des Einkaufzentrums:
Tja, was sind das wohl für eigenartige Gerätschaften, die da ihrer Entnahme durch den Kunden harren? Genau, Scannerpistolen! Mit diesen Dingern kann der Kunde während seines Einkaufsbummels selbst die gewählten Produkte registrieren und ihre Preise aufaddieren lassen, bei automatischer Berücksichtigung aller aktuellen Aktionspreise und Rabatte, versteht sich. Aber hallo!
Unser Freund delektierte sich an unserer Verblüffung, zückte lässig seine Kundenkarte, checkte damit am Automaten-Terminal ein und bekam eine dieser Scanner-Pistolen zugewiesen. Für die griffbereite Aufwahrung der persönlichen Registrierkasse verfügt jeder Einkaufswagen über ein entsprechendes Drahtkörbchen:
Mit dieser Laserkanone bewaffnet, macht sich der Kunde nolens volens zum Komplizen der Betriebswirte, die ihm einen Teil der personalintensiven Arbeit zur Eigenerledigung übertragen. Die dafür gewährten Preisnachlässe und sonstigen Vorteile machen sicherlich nur einen Bruchteil der Personalkosten aus, die man mit der flächendeckenden Einführung solcher Gerätschaften einsparen kann. Von den Möglichkeiten der Aus- und Verwertung der von den Kunden freiwillig, nebenbei und massenhaft gelieferten Daten zum individuellen Konsumverhalten gar nicht zu reden!
Diskussionen über das Pro und Contra sind indes müßig, was wir in Schweden prototypisch beobachten konnten, wird bei uns auch so kommen, und zwar eher über kurz als über lang. Funktioniert hat das Einlesen der Produktdaten selbstverständlich problemlos, und auch das Stornieren bereits registrierter Produkte bei spontaner Umentscheidung war kein Thema. Ein weiteres Faszinosum schwedischer Supermärkte und Discounter (deutschstämmiger inklusive) sind übrigens die ausladenden Angebotswände für süße und salzige Schüttgüter:
Im Nachhinein war es womöglich ein Fehler, diverse lakritzoide Leckerlis zwar in großer Vielfalt probierhalber einzukaufen, aber überwiegend erst nach der Heimkehr nach Deutschland zu verkosten: Da waren dermaßen süchtig machende Exemplare dabei, die wir bei rechtzeitigem Ausprobieren vor Ort kiloweise gebunkert und bis zur Grenze des zulässigen Gepäckgewichtes in die Koffer gestopft hätten.[4]
Mit vollem Einkaufswagen gelangten wir schließlich im Kassenbereich an, den wir ohne zwischenmenschlichen Kontakt verließen, denn selbstedend braucht es weder für (bargeldlose) Zahlung, Pistolenabgabe und Kassenbon-Kontrolle das Zutun irgendwelcher Mitarbeiter(innen). Übrigens auch nicht zur Alterskontrolle, denn Spirituosen mit mehr als 3,5 % Alkoholgehalt bekommt man ohnehin nur in staatlichen Läden (zu deutlich restriktiveren Öffnungszeiten) zu kaufen. Im schwedischen Supermarkt gibt’s weder richtiges Bier noch Wein noch Eierlikör (letzteres zum argen Verdruß des Endesunterfertigten). So, aber nun Kofferaumklappe zu und genug für heute. Bis bald!
[1] Die Endsilbe -köping findet man bei schwedischen Ortsnamen relativ oft. Die Aussprache »-schöpping« deutet schon darauf hin, was damit bezeichnet wird, nämlich eine Marktgemeinde. Sowas gib’s ja bei uns auch, siehe Neumarkt.
[2] ...und ist damit sozusagen das Gegenteil der walisischen Zungenbrecher-Gemeinde Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch.
[3] Am Rande sei vermerkt, daß ich ausgerechnet die Kinderserie »Pippi Langstrumpf« als grauenvoll und zum Fremdschämen peinlich in Erinnerung behalten habe. Meine nunmehr durchaus vorhandene Affiniät zu Schweden existiert also nicht wegen, sondern trotz dieser medialen Kindheits-Remineszenzen...
[4] Schon das allein ist ein hinreichender Grund, spätestens im nächsten Jahr wieder Schweden anzusteuern. Die in den dort erhältlichen Lakritz-Delikatessen erlaubterweise vorhandenen Konzentrationen von Süßholz und Ammoniumchlorid (aka Salmiak) gibt’s bei uns in Deutschland allenfalls in als »Erwachsenen-Lakritz« deklarierter Importware.
Freitag, 19. Juni 2015
Schon im ersten Teil meines Erinnerungs-Protokolles hatte ich ja über das Hotel Monopol geschwärmt und über die Aufmerksamkeit, die dort dem Gast entgegengebracht wird. Ein weiteres nettes Detail war die schriftliche Einladung zum montäglichen Sangria-Umtrunk in der Palmenhalle, der den Rahmen bildete für eine kleine Rede des Hoteliers, in der dieser kurz die Historie des Hauses skizzierte und anschließend »altgediente« Gäste mit Blumensträußen oder einer Flasche Wein für Ihre Treue ehrte. Den Rekord hielt ein älterer Herr aus dem großen Britannien, der tatsächlich schon zum 15. Male (!) im Monopol logierte.
Diesen Herrn sprach ich anderntags am Frühstücksbuffet an, gratulierte ihn meinerseits zum unangefochtenen Stammgasttum und ließ mir von ihm meine Vermutung bestätigen, daß er nicht etwa seit 15 Jahren ununterbrochen in Puerto de la Cruz urlaubt, sondern zwei Mal im Jahr (frühlings wie herbstens) nach Teneriffa reist. Wir kamen rasch ins Plaudern, und der gebildete, aus Wales stammende Gentleman (ein pensionierter Geologe) erwies sich als überaus interessanter Gesprächspartner. Unser gemeinsames Faible für die Insel Malta sorgte für ein besonders witziges Erlebnis: Er zeigte mir auf seinem Tablet-Computer einen Schnappschuß vom dortigen Selmun Palace, ich zückte mein Smartphone und legte es fünf Sekunden später mit dem gleichen Motiv auf dem Display (siehe hier, unterstes Foto) neben sein Gerät: zweimal die identische Perspektive, nur mit unterschiedlicher Lichtsituation (bedeckter Himmel bei ihm, strahlende Bläue bei mir)...
Na jedenfalls hatten wir genug gemeinsame Themen für ausgedehnte Frühstücke. An meinem nun zweiten Tag mit individueller Motorisierung besprachen wir unsere jeweiligen Tagespläne, und weil unser Gesprächspartner Teneriffa bestens kennt (was bei 15 Aufenthalten auf der Insel ja nun nicht weiter verwunderlich ist), haben wir ihm spontan angeboten, ihn kurzerhand mitzunehmen in Richtung Teide, wo man mit dem Bus nicht wirklich kommod hinkommt (es fährt nur einer am Tag dort hinauf, der nach stundenlanger Pause am Endpunkt der Route dann auch als einziger in der Gegenrichtung abends wieder herunterbrummelt). Selbdritt starteten wir also mit dem VW Polo in den Tag, schlängelten uns die TF-24 wieder hinauf und machten einen ersten Stopp bei der berühmten Lavarosette Piedra de la Rosa:
Ist es nicht faszinierend, wie sich hier die Lava beim Abkühlen radial ausrichtet? Man könnte meinen, einen versteinerten Bohrwurm gigantischen Ausmaßes vor sich zu haben...
Zurück ins Auto, zurück auf die Straße. Unser walisischer Tourenbegleiter schlug als nächstes Etappenziel das Besucherzentrum El Portillo vor, in welchem die vulkanische Geologie Teneriffas sehr anschaulich aufbereitet ist und multimedial präsentiert wird. Die modern gestaltete und aufwendig ausgestattete Anlage lohnt eine Visite, zumal sie selten übervölkert ist (unser kundiger Kumpan wußte zu berichten, daß die Ausflugsbusse hier mangels kommerzieller Angebote – Tinnef hier, Kaffee dort – nicht halten, weil niemand da ist, der dem Reiseleiter und dem Fahrer Bakschisch zustecken könnte für eine abgesetzte Busladung konsumfreudiger Touristen).
Drumherum gibt es einen kleinen botanischen Garten, in dem sich zwischen den Pflanzen auch allerlei Getier tummelt. Hier macht gerade ein ledrig-schuppiger Kamerad blau:
Wie sein von mir weiland auf La Palma abgelichteter Vetter wird der Kollege wohl der Art der Kanareneidechsen zugehörig sein. Dennoch bestehen Unterschiede, und die Bewohner La Palmas (Gallotia galloti palmae) erschienen mit in der Erinnerung als schneidiger und pfiffiger als die nahen Verwandten auf Teneriffa (Gallotia galloti galloti). [1]
Ja, hin und wieder möchte unsereiner auch ein behäbiges Reptil sein und den Tag weitgehend regungslos verdösen. War aber nicht drin, als wißbegierige Reisende weilten wir ja schließlich nicht zum Vergnügen hier! Also weiter im Text und in der Dramaturgie: Wir überspringen ein paar weitere Foto-Stopps und setzen ein mit bzw. an zu einer Wanderung rund um den Volcán de la Botija, einem kleineren Lava-Spucker westlich vom großen Teide (um den wir uns letztlich herumgedrückt haben, da wir uns weder für teuer Geld mit anderen Touristen in die Seilbahn-Gondel pferchen lassen wollten noch konditionsmäßig zum eigenfüßigen Aufstieg in der Lage sahen). Schon am Ausgangspunkt hatten wir einen wunderbaren Blick nach Westen auf das unter uns wabernde Wolkenmeer:
So, dann aber den Blick gen Osten gerichtet und losmarschiert. Des zonebattler’s bessere Hälfte und der links außerhalb des nächsten Bildes hinterherhinkende Wanderfreund aus Wales bedienten sich dazu zweier zusätzlicher Extremitäten aus Metall, derweilen meiner einer in gebührendem Abstand hinterhertappte, um nicht allzuviel vom aufgewirbelten Feinstaub seiner beiden Vorgänger auf Leib und Linse gepudert zu bekommen:
Sehen die Bäume nicht putzig und modellbahnmäßig aus? Da werden Erinnerungen an die Märklin-Bahn aus Kindertagen wach, auf der die Faller-Tannen-Bäumchen in ähnlichem Arrangement herumstanden und in vergleichbar künstlicher Anmutung! Ist aber dennoch alles echt hier in den Höhenlagen Teneriffas, selbst wenn der schwarze Aschen-Untergrund aus Vulkankotze einen ungewohnt außerirdischen Eindruck hinterläßt und die Einfassung der Pfade mit Lavabrocken genauso ausschaut wie die weiland mit Ponal auf die Grasmatte geklebten Kalksteinsplitter...
Wenn man von hier aus auf die westliche Flanke des Teide blickt, kann man sogar in der zweiten Aprilhälfte noch ein paar kleinere Schneebretter erspähen:
Wie überlebt man hier in dieser wunderschönen, jedoch nachts empfindlich kalten und mittags mitunter recht heißen Wüstenei? Man spezialisiert sich: Eher unbewegliche Kreaturen wie die kanarische Kiefer »melken« die Wolken, indem sie mit ihren langen Nadeln die Feuchtigkeit aus dem Nebel auskämmen und sich damit sozusagen oberirdisch aus der Luft holen, was es unterirdisch nicht immer in ausreichender Menge gibt. Bewegliche Geschöpfe wie die Eidechsen sind das auch geistig und gucken gerne mal keck nach, ob die vorbeiwandernden Touristen einen Happen für sie übrig haben. Auf diese Art kam ein schuppiger Vierbeiner am Scheitelpunkt unserer kleinen Vulkan-Rundwanderung zu einem Stück Reiswaffel, das ihm augenscheinlich gut gemundet hat. Frechheit siegt!
Nach erfolgreich absolvierter Rundwanderung waren wir allesamt einigermaßen erschöpft und fuhren in weit ausholender Route über den Nordwesten der Insel wieder östlich rüber nach Puerto de la Cruz. Viel Auswahl hat man bei der an Höhenmetern reichen Topographie und den wenigen sie durchmessenden Straßen ohnehin nicht. Aber auch keine Langeweile, denn es gibt ja immer was Interessantes zu sehen.
So auch am dritten und letzten Tag mit dem Volkswagen, an welchem wir – nunmehr wieder nur zu zweit – gen Westen aufbrachen, um den gebirgigen Norwestzipfel Teneriffas zu erkunden. Mit der genauen Schilderung der Route will ich die geneigte Leserschaft nicht langweilen, zumal es von der extremen Serpentinen-Kurbelei durch die Masca-Schlucht keine Fotos gibt: Erstens braucht man beide Hände (und die volle Konzentration) zum Fahren, zweitens können auch der beste Fotograf und die tollste Kamera nicht einfangen, was man dort mit allen Sinnen erlebt. Ich beschränke mich daher auf das Zeigen einiger graphisch und gestalterisch leidlich gelungener Aufnahmen, die später an jenem Tag entstanden sind:
Nein, das ist keine griechische Kapelle, das ist ein Detail der Kirche von Santiago del Teide, die in dem verlinkten Wikipedia-Artikel zur Gänze bewundert werden kann. Als wir nachmittags um vier dort angekommen waren, hatten wir schon etliche Auto- und einige Wander-Kilometer absolviert.
Später in Richtung Heimat weiterzuckelnd, machten wir nochmals Halt und Pause im beschaulichen Städtchen Icod de los Vinos, um der dortigen Berühmtheit, einem an die 400 Jahre alten Drachenbaum, unseren Besuch abzustatten. Ja, er ist imposant, aber nein, so wahnsinnig anders als die andernorts wachsenden Exemplare ist er nun auch wieder nicht. Mir gefielen eher die Durch- und Fernblicke, die sich beim Passieren mancher Gassen unverhofft auftaten:
Zugegeben, die ambulante Verkabelung ist nicht unbedingt der ästhetischen Weisheit letzter Schluß, der elektrischen auch nicht, aber irgendwie gehört derlei letztlich doch zum südländischen Lokalkolorit mit dazu.
Vielleicht tendiert der Mensch als solcher ja schon faulheitshalber zur gestalterischen (Nach-)Lässigkeit, wenn die umgebende Natur in eigener Regie umso üppiger um optische Opulenz bemüht ist:
Welche Farbenpracht, was für Kontraste! So ging auch unser dritter Tag mit dem ausgeborgten Vehikel gut gelaunt zu Ende. Das Fahrzeug ward ohne große Formalitäten wieder abgegeben, man ist verblüfft ob der hemdsärmeligen Art, mit dem derlei dort erledigt wird: Ein argwöhnischer Teutonen-Dienstleister hätte zumindest den Tankfüllstand kontrolliert und die Karre auf offensichtlich Beschädigungen untersucht; in Spanien sieht man das entspannter und scheint trotzdem nicht schlecht damit zu fahren. [2]
Wir waren nunmehr also wieder unbereift und tappten ausrüstungsbehängt zurück zum Hotel. Der Urlaub näherte sich seinem Ende. In der siebten und letzten Folge lasse ich es in einer Woche aber noch einmal so richtig krachen auf der »Lärminsel«!
[1] An dieser Stelle muß ich bestürzt einräumen, was lange schon als unbequemer Verdacht in mir herumgeisterte: Meine Urlaubsfotos der letzten Jahre sind sich oftmals zum Verwechseln ähnlich! Zumindest könnte ich problemlos ein Memory-Spiel damit bebildern: Hier ein Paar blauhalsiger Eidechsen (La Palma dort, Teneriffa da), ein Paar Palmen, zwei Kärtchen mit Fischerbooten aus Malta und Mallorca, und, und, und. Ich sollte wirklich zwischen den Insel-Urlauben mal eine gänzlich anders geartete Destination ansteuern, um wieder auf andere Gedanken (und zu neuen Motiven) zu kommen...
[2] Wer wie wir gerne wandert, dem sei unsere praxisbewährte Vorgehensweise zur Nachahmung empfohlen: Man buche im Vorfeld nur Flug, Hotel und Transfer. Die Start- und Zielpunkte vieler Wanderungen sind mit dem Bus schnell und preiswert zu erreichen, man braucht dafür kein eigenes Fahreug. Für ausgedehnte Insel-Touren oder zum Erreichen entlegener Orte kann man sich für ein paar Tage problemlos kurzfristig vor Ort einen Mietwagen nehmen und sich dabei auch nach dem Wetter richten. Würde man schon von daheim aus ein Auto bestellen, ist man terminlich schon festgelegt und kommt vermutlich kaum günstiger weg!
Samstag, 6. Dezember 2014
Nach exakt 10078 Nächten (gleich 27 Jahren, 7 Monaten und 2 Tagen) schickt der zonebattler heute seine geliebte Dunlopillo-Latex-Matratze Modell »Prestige« in den verdienten Ruhestand und bettet seine irdische Hülle ab sofort auf eine dicke Federkernmatratze vom Typ »Miami« mit sage und schreibe 1000 Federn drinnen:
Lob und Preis sei hiermit dem unbekannten Fachberater gezollt und die Gerz Matratzen GmbH aus dem nahen Langenzenn nachdrücklich weiterempfohlen, in deren (in einem dröge-tristen Industriegebiet gelegenen) Fabrikverkaufsräumen wir heute in aller Ruhe und ohne jeden Streß probeliegen konnten. Zwei Daumen hoch!
P.S.: Die Firma beliefert überwiegend Geschäftskundschaft, also Hotels, Kliniken, Einzelhändler usw. Der Verkauf an Endverbraucher ist quasi ein »Mitläufergeschäft« und ist nicht begleitet von schrillen Sonderaktionen und wirrer (Des-)Information. Das freut den Autor, der solide Beratung gerne mit einem öffentlichen Fingerzeig ohne Wissen des Empfohlenen und ohne dadurch erlangte Preisvorteile honoriert.
P.P.S.: Gleich am Anfang des nämlichen Industriegebiets hat auch die uns freundschaftlich verbundene weber und hermann metallgestaltung GbR ihren Sitz. Wer einen künstlerisch gestalteten Zaun, eine individuelle Grabdekoration oder ein exklusives Bettgestell sucht, ist bei den Schmiedemeistern (und Meisterschmieden) Uwe Weber und Roland Hermann und ihren wackeren Mannen an der richtigen Adresse und in den besten Händen!
P.P.P.S: Lesen hier schon wieder Berliner Reklame-Fuzzies mit? Hier entlang, bitte!
Sonntag, 2. November 2014
Aufgelassener Lotto-Laden (Nürnberg, Allersberger Straße) |
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Mittwoch, 29. Oktober 2014
Als neulich jemand im von mir fast täglich bespielten Old-Fidelity-Forum in der An- und Verkauf-Rubrik ein olles iPad der ersten Generation in neuwertigem Erhaltungszustand anbot, schlug ich ohne langes Überlegen zu und erstand das originäre und damit technik-historisch bedeutsame Tatsch-Tablett für einen schlanken Hunderter. Im Laufe der Abwicklung stellte sich heraus, daß der Verkäufer nicht nur ein Vornamensvetter von mir ist, sondern auch noch am gleichen Tag Geburtstag hat, was den doppelsteinböckischen Deal schon mal unter einem guten Sternbild ablaufen ließ.
Wenige Tage später kam per Post ein wohlriechender Schuhkarton an, der ursprünglich lederne Damenstiefel beherbergt hatte von der gleichen Größe, wie sie auch des zonebattler’s besserer Hälfte passen würden. Was mich aber nicht zum Spinnen von abstrusen Verschwörungs-Theorien veranlaßte: Das dem Karton entnommene iPad entpuppte sich in der Tag als makellos und im Vollbesitze seines ursprünglich mitgelieferten Original-Zubehörs. Für kleines Geld (sprich mit Porto immer noch für einen einstelligen Betrag) ließ ich mir noch aus England eine hauteng geschnittene Hülle aus einem silikonartigen Weichmaterial kommen, welche die Rückseite des Pads und dessen Kanten vor Beschädigungen schützt und den ganzen Apparillo überdies griffiger in der Hand liegen läßt. Perfekte Paßform, perfekter Start!
Der Auslöser für den Spontankauf war die vage Idee, das bescheiden bestückte Brettchen (WLAN-Version, 16 GB Massenpeicher) als drahtlos angekoppeltes Internetradio zur Musikbeschallung über die große HiFi-Anlage einzusetzen. Später kam die Überlegung hinzu, das iPad auch für jene Aufgaben heranzuziehen, die der Autor dieser Zeilen gemeinhin auf dem vom Arbeitgeber gesponsorten iPad neuerer Bauart seiner Lebensgefährtin ausführt, wenn diese abends noch am Hauptcomputer im großen Salon zugange ist und weder das gemeinsame Sofa noch ihr eigenes iPad in Beschlag nimmt. Verführerisch nahm also der Gedanke Konturen an, das neue/alte Pad zur Emanzipation vom gerne gegriffenen Tablett der Freundin zu benutzen und sich dann in den letzten Stunden des ausklingenden Tages nur noch um den besten Platz auf der Couch balgen zu müssen...
Das Ertüchtigen eines alten Gerätes für aktuelle Zwecke aber ist in der Tat nicht ganz so einfach, denn die Hardware der 1. iPad-Generation ist nach heutigen Maßstäben uralt bis prähistorisch, auch wenn die Markteinführung gerade mal vier Jahre her ist. Folgendes muß man wissen (und damit leben können), wenn man es mir nachtun und ein billig erschnapptes iPad mit Gewinn und Spaß betreiben will:
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Das Ur-iPad hat keine Kameras eingebaut, Knipsen, Skypen und dergleichen fällt also schon mal flach. Braucht aber längst nicht jede(r), und auch aktuelle Pads saugen weder Staub noch waschen sie das Geschirr ab.
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Die Auflösung des Bildschirms ist mit 1024 x 768 Pixeln sichtbar gröber als die heutigen »Retina«-Displays mit der vierfachen Pixelzahl (2048 × 1536) auf gleicher Fläche. Dazu sage ich gleich noch was...
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Der nicht erweiterbare Arbeitsspeicher zur Programm-Ausführung (RAM, nicht zu verwechseln mit dem Massenspeicher zur Datei-Ablage) ist mit 256 MB grenzwertig knapp bemessen, was man sehr bald bemerkt, wenn man mit dem Safari-Webbrowser komplexe Seiten ansurft, die den Browser dann urplötzlich abstürzen lassen. Ganz klar ein Fall von failure by design!
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Im gegenwärtig tobenden Wettbewerb zu kleinerer, leichterer, schickerer, tollerer Bauform kann man mit dem bauchigen Boliden keinen Blumentopf mehr gewinnen. Andererseits: Ein paar Zentimeter am eigenen Bauchumfang abgespeckt (und ein paar Kilo Gewicht gleich mit abgeworfen) sowie im Gegenzug die Armmuskulatur gestärkt wäre das erstrebenswertere und die eigene Befindlichkeit deutlich mehr befördernde Ziel...
Also gut, ich hatte also ein schwachbrüstiges Ur-iPad in Händen und schickte mich an, es im Rahmen des Möglichen zu optimeren. Als sehr erfreulich erwies sich schon mal die immer noch sehr respektable Akku-Laufzeit, bei täglicher Benutzung für 1–2 Stunden muß das Pad allenfalls zweimal pro Woche an die elektronenspeisende Nabelschnur gehängt werden. Gemessen hab ich’s nicht, aber die Durchhaltezeit ist wirklich noch beeindruckend und mehr als nur OK. Wollen wir hoffen, daß das so bleibt.
Die Sache mit der Auflösung des Displays ist auch weit weniger dramatisch als anfangs befürchtet: Natürlich sieht schon das unbewaffnete Auge – das kritisch-geschulte des zonebattler’s zumal – den Unterschied zur vierfachen Pixelzahl und entsprechend höheren ‑dichte sofort, wenn altes und neues Pad nebeneinanderliegen und zum Vergleich das gleiche Bild anzeigen. Nur: Wenn die Schrift so winzig wird, daß man sie auch mit Brille kaum noch lesen kann, dann zoomt man sie halt mit einer Zweifinger-Geste auf, und dann ist sie auf dem alten Display so gut zu lesen wie auf dem neueren. Bei Fotos und Videos bemerkt man sowieso kaum einen Unterschied, das liegt in der (physikalischen) Natur der Sache.
Als schwieriger erwies sich der Umgang mit der Software, sprich das Bestücken mit Anwendungen (neudeutsch »Apps« geheißen): Da das iPad 1 als letzte betriebssystemseitige Ausbaustufe unter iOS 5.11 läuft (die derzeit aktuelle Version für jüngere Geräte ist iOS 8.1), kann man sich nur solche Apps herunterladen und installieren, die auch unter dieser alten Betriebssystemvariante lauffähig sind. Das sind bei weitem nicht alle, im Gegenteil: Viele Apps erfordern heutzutage mindestens iOS 6 oder gar iOS 7, um sich überhaupt auswählen und ausprobieren zu lassen...
Aber da sich ja unsereins ausweislich des eigenen Impressums als Tüftler sieht und betrachtet, war das eher eine Herausforderung als ein Ärgernis. Nach einigen Stunden erwartungsfrohen Experimentierens kann ich in der Tat sagen, daß man mit einem alten iPad immer noch einigermaßen vorne mitspielen kann, wenn man hervorragende Verarbeitung und solide Handhabungs-Qualitäten ebenso schätzt wie intuitiv bedienbare Software. Nachfolgend empfehle ich ein paar ressourcensparende Werkzeuge für die mir persönlich wichtigen Einsatz-Szenarien:
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Internettiges Radiohören funktioniert hervorragend mit der App radio.de. In der nach Genre sortierbaren Senderliste findet jede(r) die eigenen Lieblingssender! Meiner einer läßt sich gerne von barocken Trompetenkonzerten, gelegentlich aber auch von loungigem Smoothgejazze hintergrundbeschallen: Was drahtlos per WLAN vom Router reinkommt, wird vom iPad via Bluetooth ebenso schnurlos an ein an die große HiFi-Anlage angestöpseltes Empfängerlein weitergereicht. Kommode Bedienung und eine mehr als nur befriedigende Klangqualität: Das war’s, was ich suchte und wollte. Allein dafür hat sich die Anschaffung (aus meiner höchst subjektiven Sicht) schon rentiert!
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Videos gucken will man auch hin und wieder, sei es, um sich an tolpatschigen Katzenbabies zu ergötzen, sei es, um sich mit anderen infantilen Bewegtbildern den Feierabend zu versüßen: Dafür taugt die mitgelieferte YouTube-App allemal! [1]
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Um von Kanapee oder Fauteuil aus mal eben elektrische Post zu empfangen und zu versenden ist die gleichfalls zur Grundausstattung gehörende Mail-App bestens geeignet.
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Zum Surfen in den Weiten und Tiefen erweist sich der Grazing Web Browser als zuverlässiger Partner, der aufgrund seines cleveren Speicher-Managements deutlich seltener abstürzt als der reguläre Standard-Browser Safari. Klasse!
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Zum Bilder herumzeigen hat man mit der Standard-App Fotos schon das nötige Tool an Bord. Wie aber die vorzuführenden Schnappschüsse auf das Pad bringen, ohne sich und seinen Rechner mit dem unsäglichen iTunes-Programm kontaminieren zu müssen? Dafür gibt es allerlei Transfer-Apps, die alle ähnlich funktionieren: Man startet die App auf dem Pad, ruft auf dem PC (der dabei im gleichen Netzwerk angemeldet sein muß) eine bestimmte Adresse im Webbrowser auf und kann dann über ein Webinterface die zu übertragenden Bilddateien auswählen und einem Album zuordnen. Aus der Fülle ähnlicher Apps habe ich mit WiFi Album Free eine noch unter iOS 5.11 ihren Dienst tuende Variante gefunden. Deren Bedienoberfläche schaut zwar nicht so schick aus wie die anderer Produkte, funzt dafür aber tadellos, und das ist ja schließlich das einzig relevante Kriterium...
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Für den seltenen Fall, daß dem zonebattler zum Ferngucken zumute ist (etwa 1x alle 14 Tage), ist es schön zu wissen, was gerade läuft, denn der zeitraubenden Zapperei will unsereiner nicht mehr erliegen. Daher lautet meine Empfehlung für ein visuell schick aufbereitetes TV-Programm: Klack für Tablet. Mit wenigen Hand- bzw. Fingergriffen wählt man seine Sender aus und sortiert sie in die gewohnte Reihenfolge, und schon kann man in einer Zeitschiene mit allen Sendern untereinander sehen, was gerade wo ausgestrahlt wird.
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Benötigt man zwecks Vor- oder Nachbereitung einer Wanderung oder Radtour geographische Orientierung, so ist das vorinstallierte Google Earth die ebenso naheliegende wie optimale Wahl.
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Last but not least will man sich vielleicht mal Notizen machen, wenn einen der Geistesblitz trifft und Papier und Bleistift gerade nicht in Griffweite sind. In diesem Fall kriegt man UPAD Lite umstandslos was später noch Lesbares auf’s Glas gekrakelt...
Mehr brauche ich nicht, mehr nutze ich nicht, nach mehr verlangt es mich nicht, und das gilt im Großen und Ganzen auch für das neuere und softwaremäßig auf dem aktuellen Stand der Technik befindliche Pad der besseren Hälfte. [2] Insofern hat sich der Apfel-Kauf für mich gelohnt, wobei ich aber auch weiterhin Birnen und andere Früchte zu goutieren gedenke.
zonebattler’s Fazit: Ein aktuelles iPad ist schön und teuer, ein älteres erheblich billiger, aber immer noch fesch und nicht nur als Briefbeschwerer nützlich!
[1] Bei der Gelegenheit sei erwähnt, daß mir die App-Icons des alten iOS 5.11 in ihrem nach offizieller Apple-Doktrin inzwischen geächteten Skeuomorphismus erheblich besser gefallen als die neuen Symbolbildchen. Namentlich ist mir beispielsweise das frühere YouTube-Icon – ein knuffig-stilisertes Abbild eines Röhrenfernsehers aus den 1940er Jahren – erheblich sympathischer als das rote »Play«-Dreieck auf weißer Tastenfläche im roten Kästchen beim aktuellen iOS. Apple fiele kein Zacken aus der Krone, wenn sie dem Benutzer die Wahl ließen zwischem einem »modernen« und einem »klassischen« Symbolsatz...
[2] Über die Tauglichkeit der hauseigenen Orga-Anwendungen (Erinnerungen, Kalender, Kontakte, Nachrichten, Notizen) kann ich nicht urteilen, da mir sowohl die Apple-Cloud als auch andere wolkige und nebulöse Dienste zutiefst suspekt bis zuwider sind: Ich mag meine vertraulichen bis geheimen Daten nicht plappertaschigen Apps anvertrauen, sondern speichere sie seit vielen Jahren in meinem ollen Palm-Organizer ab, den ich an und mit allen von mir benutzten PCs offline via Kabel oder Infrarot-Auge synchronisiere. Man mag mich dafür belächeln, aber es funktioniert bestens: Ich habe noch nie irgendwelche für mich relevanten Daten verloren, nicht bei Bedarf zur Hand gehabt oder fahrlässig wildfremden Leuten zugänglich gemacht. Das soll auch weiterhin so bleiben.
Sonntag, 28. September 2014
Abb. 1: Bananenstaude in einer Plantage auf La Palma (Kanaren) |
Abb. 2: Bananenstaude im Stadtpark von Fürth (Bayern) |
Als ich vor gut 15 Jahren nach Fürth gezogen bin, war ich sehr angetan vom Understatement einer kleinen Großstadt, die – eingeklemmt zwischen den uneinholbar reichen Stiefschwestern Erlangen und Nürnberg – ihren eigenen, ehrlichen und bodenständigen Weg zu suchen schien.
Heute blicke ich enttäuscht und ernüchtert auf eine provinzielle Kommune, die ihr »Tafelsilber« – namentlich ihr architektonisches Erbe – verschleudert, und in der längst nicht mehr die gewählten Politiker, sondern Bauträger, Investoren und andere Vertreter von Partikularinteressen die Marschrichtung zu bestimmen scheinen.
Kein Wunder, daß in solchen Verhältnissen längst auch die Bananen gedeihen... |
Freitag, 20. Juni 2014
Die Entwöhnung von der Muttermilch seinerzeit als narzißtische Kränkung erlebt habend und dies nachhaltig zu kompensieren suchend, ist der zonebattler vor mehr als einem halben Jahrhundert passionierter (Kuh-)Milchtrinker geworden und bis auf den heutigen Tag geblieben. Und während er ihm verkostungshalber vorgesetzte Weine jeglicher Provenienz und Güteklasse auch im reifen Alter allesfalls in »sauer« und »weniger sauer« zu kategorisieren vermag, so verfügt er in Sachen Milch über einen sehr ausgeprägten Geschmackssinn und nimmt feinste Nuancen war, die anderen Lebensteilnehmern verborgen bleiben. Einzig »Frischmilch« kommt ihm gemeinhin über die Zunge und auf die Geschmacksknospen, verpöhnt ist insbesondere die sogenannte »H‑Milch«, deren Geschmack indiskutabel ist und die allenfalls in kleiner Dosis im Kaffee geduldet wird, wenn andernorts gerade nichts Besseres zur Hand ist.
Seit einigen Jahren nun versucht der Handel, Milchtrinker mit »länger haltbarer« ESL-Milch zur sorgloseren Vorratshaltung zu animieren. Das Kürzel »ESL« steht für »extended shelf life« und bezeichnet de facto ein Zwischending zwischen Frischmilch und H‑Milch, wobei sich das »zwischen« nach Meinung des Autors dieser Zeilen sowohl auf die Haltbarkeitszeit als auch den Geschmack bezieht. Echte Frischmilch gab es in den letzten Jahren (die teuren Ultra-Öko-Flaschenabfüllungen im Bioladen lassen wir jetzt mal außen vor) im Wesentlichen nur noch bei REWE, weshalb der zonebattler seinen Wochenbedarf von sechs Litern (je drei Liter mit 3,5% und 1,5% Fettanteil) regelmäßig in der freitäglichen Mittagspause in Nürnberg einkaufte, um ihn zum vorwochenendlichen Feierabend dann nach Fürth zu schleppen. Ja, das ist unpatriotisch, aber nein, ich mag daheim nicht nochmals ausrücken müssen für Besorgungsgänge, die ich in der berufshalber frequentierten Ostvorstadt en passant erledigen kann...
Zurück zum Thema. Seit letzter Woche gibt es bei REWE verdrießlicherweise auch nur noch gefälschte Milch im »ja!«-gelabelten Tetrapack zu kaufen:
Man beachte die dezenten Unterschiede zwischen der »traditionell hergestellten« Frischmilch-Packung (links) und der für die nur unter größtem Widerwillen »genießbaren« ESL-Milch. Mit der Bezeichnung »länger haltbar« suggeriert einem der Handel einen Vorteil, der – zumindest aus Kundensicht – keiner ist: Länger haltbar ist auf meiner Zunge primär der eklige Nachgeschmack der ihrer natürlichen Eigenschaften weitgehend beraubten Milch. Es ist zum Mäusemelken! OK, bei längerem Nachdenken über diese Option dann eher doch nicht...
Interessant sind übrigens auch Details wie das offenbar neu angefertigte Foto, erkennbar am anderen Glas und der gänzlich unterschiedlichen Luftblasenbildung an der Oberfläche der darin enthaltenen Milch (oder was immer da im Studio für das Anfertigen des Produktbildes ins Glas gekippt wurde). Auch vom kursiven Schriftschnitt ist man aus unerklärlichem Grunde abgekommen: Vermutlich lautete die Vorgabe an den Grafiker: »Mach’ alles anders, aber es soll so aussehen wie vorher, damit der Kunde nicht verwirrt ist.«
Was also tun? Na ja, manche REWE-Filialen bieten immerhin noch »traditionell hergestellte« Alternativen unter anderem Markennamen und zu deutlich höheren Preisen an. Welche zu akzeptieren ich durchaus bereit wäre, wenn das Geld denn auch mehrheitlich beim Erzeuger ankäme. Freilich zeigten gelegentlich angestellte Experimente, daß manch’ andere, für’s doppelte Geld eingekaufte Milch schon vor dem Erreichen ihres Mindesthaltbarkeitsdatums bitter, flockig oder gar sauer geworden ist, etwas, was mir mit der früheren »ja!«-Milch so gut wie nie passiert ist. Ja, ich weiß um die Bedeutung der ununterbrochenen Kühlkette, und nein, ich biege mir die Welt nicht zurecht: Die alte »ja!«-Milch war – bei Würdigung der konsumierten Mengen und der gegebenen Begleitumstände – für mich die beste erhältliche Labsal! Die neue aber... Nein!
Glasflaschen beim Bio-Supermarkt zu holen ist mir übrigens zuviel der Schlepperei, zumal ich der Öko-Bilanz von Mehrwegflaschen im Vergleich zum Tetra-Pack eher skeptisch gegenüberstehe. Ich bin also momentan ratlos, wie ich mich mit meinen 54 Lenzen milchtechnisch über die nächsten 46 Jahre retten soll. Bleiben Sie dran, ich werde in den Kommentaren über Fortschritte (und ggf. Rückschläge) in dieser für mich lebenswichtigen Frage berichten...
Süßer und scharfer Senf: