Freitag, 12. September 2014
Nachdem uns Port de Sóller schon vor Reiseantritt als idealer Ausgangspunkt für wunderbare Wanderungen empfohlen ward, hatten wir einen Mietwagen nur für die letzte Urlaubswoche gebucht. Zunächst wollten wir uns per pedes im Tramuntana-Gebirge bewegen: Was soll man sich auch ein kostspieliges und platzgreifendes Vehikel an’s Bein binden, wenn’s in der Nahzone rund um den Ferienort schon so viel zu entdecken gibt?
Also schnürten wir die Wanderstiefel und machten uns auf nach Sóller, dem eigentlichen Ort zum Hafen. Schon nach ein paar hundert Metern landeinwärts stießen wir auf ein aufgelassenes und desolat vandalisiertes Hotel, in dessen gleichfalls deprimierend vermüllten Pool ein Bild des Jammers sich dem Betrachter (und seinem Kameraobjektiv) darbot:
Der tote Plüsch-Pokemon Quaputzi mit den weit aufgerissenen Augen war unzweifelhaft ermordet worden, in seinen Pupillen spiegelte sich namenloses Entsetzen. Frösche sonder Zahl quakten um ihm herum ein (eher dissonantes) Requiem. Hier kam offenkundig jede Hilfe zu spät. Traurig tappten wir weiter. [1]
In Sóller angekommen, begegneten wir zunächst einmal der putzigen Tram, die sich dort mit freundlich warnendem Getute ihren Weg ins Stadtzentrum bahnt:
Wundersamerweise passieren dort kaum Unfälle: Markttreiben, Menschenmengen und schienengebundener Verkehr kommen im öffentlichen Raum ganz gut miteinander aus. Wobei so ein Straßenbähnlein natürlich auch nicht so lange Bremswege aufweist wie eine »richtige« Eisenbahn, mithin weit weniger gefährlich ist. Dennoch, gut aufpassen müssen die Fahrer allemal!
Zumal der arglos dahinflanierende Tourist ja oftmals nicht so recht auf seinen Weg achtet, sondern den Blick nach oben wendet, um die Sehenswürdigkeiten des südlichen Stadtbildes zu erhaschen und zu genießen. Recht oft kommt einem dabei die mallorquinische Flagge vor die Linse, die insularen Spanier haben zweifellos ihren eigenen Stolz und zeigen den auch demonstrativ vor:
Ob sich die separatistischen Anwandlungen der Balearen-Bewohner wohl verstärken, falls sich die Schotten demnächst vom Vereinigten Königreich lossagen sollten? Für unsereinen ist schwer einzuschätzen, ob derlei Beflaggungen spezifischen Lokalstolz signalisieren, Überbleibsel vom letzten Volksfest sind oder schlichte Folklore, den bayerischen Wappen und Wimpeln in heimischen Schrebergärten vergleichbar. Obwohl man auch da nicht immer weiß, wes Geistes Kind der Aufsteller ist...
Schlendern wir mal weiter ins Zentrum, woselbst sich an der Plaça Constitució die Kirche Sant Bartomeu erhebt. Die ist genauso originell-pittoresk wie ihre berühmte Namensvetterin im Oberbayerischen, aber im Gegensatz zu dieser von Orangenbäumen umstellt und geziert, die in und um Sóller prächtig gedeihen und deren außerordentlich aromatische Früchte alleroten für kleines Geld feilgeboten werden:
Die Stimmung dort am Platze vor der Kirche ist wirklich sehr erbaulich: Eilende und Weilende, entspannte Café-Besucher, gestikulierende Diskutanten, spielende Kinder, gurrende Tauben und bimmelnde (resp. tutende) Bähnchen, da ist es gut sitzen und vor-sich-hin-Blinzeln...
Wenn er sich an dem beschaulich dahinblubbernden Kleinstadtleben sattgesehen hat, hält der zonebattler gerne nach Kuriositäten Ausschau, für bizarre Details unterhält er ja auch eine eigene Abteilung in seinem virtuellen Schaukasten. Das hier ist ihm zum Exempel in Sóller als nachdenkens- und festhaltenswert aufgefallen:
Auch ohne nennenswerte Spanisch-Kenntnisse vermochte unsereins mit seinem antiken Latinum die Botschaft entziffern, wonach das Aufsammeln von Hundekacke obligatorisch sei und das Ignorieren dieser Anordnung mit einem Ordnungsgeld von 60 bis 300 EUR, mindestens jedoch 70 EUR belegt ist. Da fragt man sich schon, welcher Bürokrat diese eigenartige Rechnung angestellt hat. Aber egal, man muß nicht alles verstehen, zumal dann nicht, wenn man selbst kein Hundehalter ist...
Jetzt aber endlich zum Höhepunkt des Tages und der Erklärung, warum die diesjährige Urlaubsberichterstattung unter dem Titel »Überraschungsinsel« firmiert. Hier naht die nämliche Überraschung an Bord der längst gewohnten Straßenbahn, die der Berichtende schon routinemäßig fotografisch einzufangen trachtete:
»Was machst denn Du hier?!« tönte es unverhofft vom Triebwagen herab. »Was machst denn Du hier?!« rief auch der zonebattler fast simultan und lippensynchron hinauf, denn er hatte zur gleichen Zeit ein bekanntes Gesicht erspäht. Man mag es kaum glauben, aber unser Fürther MietMichel stand (nebst ein paar auch uns bekannten Kumpanen und einer Kumpeline) im Waggon und ratterte mit ihm in die Endhaltestelle ein.
Großes Hallo und ausgiebiges Umarmen, man hatte sich daheim trotz nachbarschaftlicher Nähe seit Monaten nicht gesehen, und hier, gut 1.200 km weit weg von daheim, rennen sich die Fürther fast über den Haufen. Irre! Wobei das erst der Auftakt der stochastischen Unwahrscheinlichkeiten war: Gut eine Woche später – als wir uns zum Zwecke der Abholung eines Mietwagens erstmals in die Hauptstadt Palma de Mallorca begaben – traten wir mittags nach stundenlangem Kunstmuseumsbesuch auf den Vorplatz hinaus und trafen dort ... den MietMichel samt Begleitung an! Und als hätten wir den Hattrick vorausgeahnt, sahen wir ihn später an seinem Rückreisetag noch ein drittes Mal, als wir uns im innerstädtischen Straßengewirr Palmas verfranzten und unverhofft am zentralen Bus-Terminal vorbeifuhren, wo die MietMichelei den Weg zum Flughafen zwecks Heimreise antrat. Daheim läuft man sich allenfalls ein bis zwei Mal im Jahr ungeplantermaßen über den Weg, und drunten auf Malle schafft man’s drei Mal hintereinander innert 14 Tagen! Und wer weiß, wieviele Fürther man während des Inselaufenthaltes nur knapp verfehlt hat...
Tja, das staunte die mitgeführte bessere Hälfte als professionelle Statistikerin, und auch die stets auf Draht seienden Tauben reckten die Hälse und wunderten sich:
Es wird ja gerne gefeixt, daß man der Balearen größtes Eiland als 17. Bundesland der Bundesrepublik ansehen könne. Nach derlei Begegnungen ist man geneigt, der satirischen Übertreibung ein Körnchen Wahrheit zu attestieren. Übrigens waren MietMichel & Co. sowie der zonebattler samt Halterin an jenem Tage erstmals im Städtchen. Ebenso belustigt wie beglückt ging man dann wieder seiner unterschiedlichen Wege...
Unsereins marschierte später wieder zurück ans Meer und fing zum guten Schluß noch ein paar promenierende Mädels im abendlichen Port de Sóller ein:
Obiges Bild ist als unverfängliches Stimmungsfoto zu verstehen, wer zu Studienzwecken und aus staatsbürgerlichem Interesse heraus auf Details erpicht ist, sei hier auf meine Sammlung von Damenbeinen verwiesen.
Tja, so bringt man sich die Erinnerungen an einen frühlingswarmen Urlaubstag wieder zurück ins Gedächtnis, derweilen draußen der Herbst mit grimmen Regenwetter den Sommer endgültig zu verdrängen sich anschickt. Da ist das zeitliche Strecken der Urlaubs-Erzählung psychologisch durchaus nicht unpfiffig. Fünf weitere Folgen habe ich noch vorgesehen, aus Gründen der Selbstdisziplinierung verspreche ich aber jetzt schon der geneigten Leserschaft, spätestens bis Silvester damit fertig zu sein. In diesem Sinne: Bis demnächst!
[1] Wir kamen im Laufe der nächsten zweieinhalb Wochen noch mehrfach an dieser Stätte des Grauens vorbei, jedesmal porträtierte ich den Gemeuchelten, der leblos, jedoch mit eigenartiger Würde in dem betonierten Tümpel dümpelte. Freunde aus Nürnberg, die einige Wochen nach uns ihren Urlaub an gleicher Stelle verbrachten, berichteten uns später, daß sie das triste Wasserloch ohne den blauen Spiraliker vorgefunden hatten. Wir werden sein Schicksal wohl nimmermehr ergründen können...
Montag, 8. September 2014
Des zonebattler’s homezoniges Rechenzentrum (Tower-PC, Monitor, zwei Brüllwürfel, Tastatur, Maus, Scanner und Drucker) war ursprünglich ganz in dezentem Beamten-Büro-Beige gehalten, viele werden sich noch an diese farblosen Zeiten erinnern. Heutzutage ist die pseudo-noble Farbkombination Silber/Schwarz en vogue, letzteres gerne in der staubanziehenden und überaus kratzempfindlichen »Klavierlackeffekt«-Abart. Auch bei mir wurden altersschwache und obsolete Gerätschaften nach und nach durch dunkle Nachfolger ersetzt. Zuletzt war nur noch meine treue Tastatur übrig (Cherry Modell RS 6000 M), die dank solider Mechanik, abriebfest eingelaserter Tastenbeschriftung und reinigungsfreundlichem Aufbau ewig zu halten versprach.
Leider hat der unlängst beschafte, quasi-neue Gebraucht-PC des Endesunterfertigten keine PS/2‑Buchsen mehr zum Betrieb von Hackbrett und Nagetier. Da war die alte Tastatur nimmer anzuschließen, zumal auch ein rein mechanischer Adapter keine USB-Tauglichkeit mehr hätte herstellen können. Mit der dem Rechner beigegebenen Original-Tastatur konnte ich mich nicht anfreunden, das heute übliche »low contrast« Design (schwarze Tasten, dunkelgrau beschriftet) taugt einem nicht, wenn man das blinde Tippen nie gelernt hat und abends überdies gerne bei schummeriger Beleuchtung in die Tasten haut. Ich sann auf ebenso effiziente wie effektive Abhilfe...
Die simple und preiswerte Lösung bestand im Kauf einer gebrauchten USB-Variante der geliebten Cherry-Tastatur in schwarzer Ausführung via eBay. Für einen glatten Zehner (inklusive Porto) fischte ich ein elektrisch passendes USB-Hackbrett aus der Bucht, welches ich sofort nach Erhalt zerlegte und gründlich reinigte. Der eigentliche Clou aber bestand im anschließenden Verheiraten des schwarzen Tastatur-Unterbaus mit den hellgrauen Tasten des alten Exemplars:
Schaut schick, aus, nicht war? Paßt vorzüglich zum Rest der auf dem Schreibtisch herumlungernden PC-Peripherie, läßt sich aber nach wie vor auch bei Funzellicht bestens bedienen! Leider ist im Gehäuseboden die Aussparung für das gediegenheitsmehrende Ballast-Blech wegrationalisiert worden, aber mit dem Gewichtsverlust kann ich eher leben als mit unleserlicher Beschriftung.
Die nach der Bastelaktion übriggebliebenen Einzelteile habe ich selbstredend nicht etwa weggeworfen, sondern zu einer komplementär kolorierten Kuriosität zusammengesetzt:
Schaut ja auch nicht ganz verkehrt aus (und erinnert mich an meine bunte Handstaubsauger-Spielerei), taugt aber aus meiner altersschwachen Sicht nur als Ersatzteilspender (falls ich z.B. mal die federnde Silikon-Matte oder das darunterliegende Kontaktfolien-Sandwich austauschen müßte).
Schade nur, daß mir mitunter trotz gut sichtbarer Tasten die rechten Worte zum jeweiligen Anlaß nicht einfallen wollen: Wenn der Musenkuß ausbleibt, nützt das beste Werkzeug nix. Aber es schadet auch nicht, für den Fall des plötzlich herniederfahrenden Geistesblitzes gut gerüstet zu sein...
Sonntag, 7. September 2014
Freund Lexikaliker hat sich – pragmatisch wie er nun mal ist – einen Schalter zur sofortigen Herstellung von Ruhe im Hirn eingebaut, sehr anschaulich und bebildert beschrieben im Beitrag »Kopfschmuck«. Die Erfindung sollte auch für aufmerksamkeitsdefizitär und hyperaktivitätssyndromatisch geplagte Wirrköpfe wie den zonebattler von großem therapeutischen Nutzen sein! Ich könnte mir allerdings vorstellen, daß die Einbauposition für einen Rückenschläfer latent ungünstig ist und kontraproduktiverweise gefährliche Schwing- und Aufschaukelzustände begünstigt...
Samstag, 6. September 2014
Freitag, 29. August 2014
Um die peinliche Nichtexistenz einer großstadtwürdigen Tageszeitung einigermaßen zu kaschieren, werden hierorts die »Fürther Nachrichten« als behelfsmäßiges Substitut herausgegeben. Ortskundige wissen, daß man das Blatt nicht nach herkömmlichen journalistischen Maßstäben messen und bewerten darf. Wer es trotzdem tut, gelangt unweigerlich zu falschen Schlußfolgerungen. Wie beispielsweise Boris Rosenkranz auf der Website des bekannten Bloggers und (echten) Medienjournalisten Stefan Niggemeier im Artikel »Abwarten und totsaufen«. Na, dann Prost!
Mittwoch, 20. August 2014

05.04.2014, 11:04 Uhr |

13.04.2014, 13:29 Uhr |

20.08.2014, 16:48 Uhr |
Kahlschlag Ecke Amalienstraße/Karlstraße (ehemals »Fürther Trottoir-Reinigungs-Institut«) zugunsten einer neuzubauenden Altenbewahranstalt |
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Samstag, 16. August 2014

Abb. 1: PC-Tastatur einer sich regelmäßig schminkenden Freundin |

Abb. 2: Die gleiche Tastatur nach händischer Einzeltastenreinigung |
Die Fotos entstanden vor Jahresfrist (Anfang September 1013); im Langzeitexperiment hat sich herausgestellt, daß mit dem Einstellen des Schminkens auch die Sedimentbildung auf den Tastenkappen zum Erliegen gekommen ist: Der Verzicht auf kostspielige Gesichtspampe hat der Attraktivität besagter Freundin nicht geschadet, die der Computerperipherie hingegen langfristig erhalten!
Da gibt es für den zonebattler so schnell nix mehr zu tun. Darum hat er sich heute hilfshalber wieder mal das eigene Hackbrett vorgenommen ... |
Freitag, 15. August 2014
Anfangs zog es uns gar nicht groß von dannen, zu interessant war es ja schon vor der eigenen Tür: Die ersten Urlaubstage verbrachten wir tatsächlich in und um Port de Sóller herum und waren dabei nur zu Fuß unterwegs. Ein schönes Wanderziel gab der bereits im ersten Teil erwähnte Wehr- und Wachturm Torre Picada ab, der sich trutzig über Bucht und Hafen erhebt. Leider ist er ebenso strategisch gut plaziert wie mittlerweile in Privatbesitz und daher fest verschlossen, der Besucher kann also nur sehnsuchtsvoll an seinen dicken Mauern emporblicken und muß auf die oben zweifelsfrei vorhandene, fantastische Rundumsicht leider verzichten...
Na gut, unverstellten Fernblick auf das Meer wird man wohl anderswo schon noch öfters geboten kriegen, dachten wir uns und wandten den Blich daher wieder zu Boden. Und siehe da, auch im dichten Gestrüpp gibt es Lohnendes zu sehen. Zum Exempel diese mallorquinische Ziege mit ihren merkwürdigen, äh, zitzenartigen »Schniepfeln« am Halse, deren evolutionären Sinn und Zweck näher auszuführen ich zuständigerhalber den eventuell hier mitlesenden Biologen überlasse:
Ob die in der lieblichen Landschaft herumstrolchenden Ziegen samt Familie nun wilde Exemplare oder domestizierte solche waren, ist schwer zu sagen. Jedenfalls bewegten sie sich ungerührt und fröhlich – vorne kauend, hinten kackend – über die Insel, des Menschen Nähe nicht unbedingt suchend, aber auch nicht wirklich vermeidend.
Weiteres felltragendes Getier werden wir später noch zu sehen kriegen. Einstweilen tappen wir mal den Berg hinunter und sehen uns eine typische kleine Bucht an der westlichen Küste Mallorcas an. Wie man sieht, tummeln sich dort mangels breiter Sandstrände keine Touristenmassen, sondern allenfalls ein paar einzelne Wanderer:
Kennt man eine, kennt man alle: Ein paar blechbedachte Hütten hier, ein befestigter Slipway ins Wasser da, diverse Fischerboote in verschiedenen Stadien des Verfalls daneben, so schauen die meisten der kleinen, landschaftlich herrlich gelegenen Meereszugänge aus. Mitunter räkeln sich dort auch heimische Meerjungfrauen:
Der Berichterstatter gesteht freimütig, den Entstehungsort seiner geogetaggten Fotos von Bucht nebst Nixen soeben nochmals per Google Earth »angeflogen« zu haben, um die gezeigte Bucht bei Llucalcari (einem Ortsteil von Deià) korrekt verorten und benennen zu können: Im Nachhinein vermengen sich die ähnlichen Lokalitäten in des zonebattler’s Synapsengespinst ohnehin zu einem einzigen, idealtypischen Ort des sanft-salzigen Säuselns...
Springen wir nun aber wieder zurück in den »Heimathafen« Port de Sóller, an dessen Gestaden eher die deutlich jüngeren (oder erheblich älteren) Mädels anzutreffen sind, erstere mit noch spürbarer Lust an bewegungsreichem Sport & Spiel:
Des Autors Abendsport bestand im Wesentlichen darin, zum Einfangen solcher Szenen seine Kamera in Richtung Motiv zu halten und abzudrücken. Dies allerdings ohne schlechtes Gewissen, denn sein Tagespensum an kalorienverzehrender Bewegung hatte er in Form ausgedehnter Tageswanderungen dann ja meist schon erbracht. Und als Stadtbewohner kann er sich in den Ferien eh nix Netteres vorstellen, als abends träge auf einer Bank an der Uferpromenade dem Sonnenuntergang entgegenzudösen (und allenfalls hier und da mal den Verschluß seiner Knipse auszulösen)...
Für seine nach bunten Bildern lechzende Leserschaft rafft sich der zonebattler aber nochmals auf und schlendert in den Hafen rüber, wo man nach farbenfrohen Genre-Motiven nie lange suchen muß:
Ein, zwei mittlelgroße Fischtrawler scheinen in Port de Sóller stationiert zu sein, das Gros der an der Mole angebundenen kleineren Schiffchen dient heutzutage wohl überwiegend Freizeitzwecken oder allenfalls der Versorgung der eigenen Familie mit frischen Fischen, Krabben oder anderen verzehrbaren Wasserbewohnern. Seite an Seite dümpeln sie da im Abendlicht friedlich dem nächsten Tag entgegen:
Schaut man genauer hin, so fällt einem auf, daß recht viele Boote – insbesondere die reinen Hobbykähne – kaum mehr benutzt und gepflegt zu werden scheinen. Ein Auto kann man in die Garage stellen; ein Boot am Landungssteg mag noch so schön und teuer gewesen sein, Sonne, Salz und Feuchtigkeit befördern unerbittlich die schnell voranschreitende Korrosion. Wer seine Jolle nicht beständig pflegt oder instandhalten läßt, dem gammelt sie schneller unter dem Hintern weg, als einem lieb sein kann. Die laufenden Unterhaltungskosten scheinen längst nicht alle bedacht zu haben, die sich »mal eben« ein kostspieliges Statussymbol ins Wasser gesetzt haben...
Schiffe sind dem wankel(un)mütigen Berichterstatter aber ohnehin eher suspekt, zumal die kleinen solchen, bei deren Geschaukele sein Verdauungstrakt verdrießlicherweise schnell auf Schubumkehr schalten kann. Daher wendet er sich wieder dem Landverkehr zu, namentlich dem spurgebundenem. Hier schnurrt einer der letzten Trambahnzüge des Tages bei tiefstehender Abendsonne in Richtung Sóller davon:
Wiewohl der Endesunterfertigte im Zivilberuf stolzer Eisenbahner ist, so sind ihm doch – im Gegensatz zu seinen ferrophilen Kollegen – Schienenfahrzeuge im Privatleben weitgehend schnuppe. Aber diese hölzernen Bimmelbähnlein [1] – ein Teil des betagten Fuhrparks stammt übrigens von der berühmten Lissabonner Straßenbahn – haben doch was Putziges und rühren sein seit jeher sentimentales Herz...
Und damit genug für heute: In der nächsten Folge machen wir uns auf in die Berge und kommen danach auch ins nahe Städtchen Sóller, wo sich eine jener überraschenden Begegnungen zutrug, die dieser kleinen Reise-Reprise ihren Namen gegeben haben. Bis dahin!
[1] Recht eigentlich müßte es Tutebähnlein heißen, denn die Triebwagenführer vertreiben lebende Fahrthindernisse nicht mit Glocken- oder Schellen-Einsatz, sondern vermittels preßluftgetriebener Hupen von tiefer Tonlage. Was die goldigen Vehikel noch putziger macht!
Sonntag, 10. August 2014
Freitag, 8. August 2014
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
herzlich willkommen am Arbeitsplatz auf der Fahrt von Dienstbeginn bis Feierabend, mit Halt an den Unterwegsstationen zweites Frühstück, Kaffeepause, Mittagessen, zweite Kaffeepause. Wir wünschen einen angenehmen Tag und bleiben Sie schlank!
Freitag, 1. August 2014
Auf den Tag genau drei Monate nach seiner Rückkehr aus dem Jahresurlaub rafft sich der faule zonebattler jetzt endlich zur längst überfälligen Berichterstattung über denselben auf! Nachdem er die – gleichfalls trägheitshalber vor sich hergeschobene – Bildsichtung, ‑ausmistung und ‑bearbeitung nunmehr endlich abgeschlossen hat, wäre eine weitere Verzögerung nicht mehr plausibel zu begründen. Allenfalls eine schleichende Adaptierung des mediterranen Lebensgefühls könnte dafür herhalten, den Schlendrian zu entschuldigen...
Womit ein guter Einstieg gefunden wäre: Nach den Bereisungen der »Schatzinsel« La Palma und der »Verkehrsinsel« Malta (nebst Gozo) stand diesmal mit Mallorca erneut ein entspannter Insel-Aufenthalt auf dem Reiseplan. [1] Zwar war der Autor dieser Zeilen vor einem knappen Vierteljahrhundert (und in einem früheren Leben) schon mal nebenan auf Menorca tauchurlauben, aber auf die Trauminsel der Deutschen zog es ihn heuer zum ersten Male. Die mannigfaltigen dort erlebten, teilweise schier unglaublichen Überraschungen geben der auf acht Teile angelegten Artikel-Serie ihren Namen.
Zum Einstieg sei wie so oft ein Lageplan mit den im Urlaub zurückgelegten Wegen vorgezeigt (mit Dank an meinen kleinen GPS-Tracker):
Wie man sieht, beschränkten sich des zonebattler’s Erkundungs-Aktivitäten bei diesem erstmaligen Aufenthalt im Wesentlichen auf die Serra de Tramuntana und die Inselmetropole Palma de Mallorca. Knappe drei Wochen lang haben wir vor allem das Gebirge und die eher beschaulichen kleinen Orte darin erwandert und erfahren. Die vielfach kolportierten Auswüchse des Massen-Tourismus’ haben wir dabei übrigens weder gesucht noch gefunden...
Doch beginnen wir am Anfang: Mitte April ging es los, per pedes zur U‑Bahn, mit dieser zum Nürnberger Flughafen, von da aus non-stop und direkt mit Air Berlin auf und davon in Richtung Palma. Das europaweit schöne Wetter machte schon die Alpenüberquerung zum spektakulären Erlebnis:
Nach der Landung in Palma de Mallorca mußten wir ein wenig suchen, bis wir zu unserem Shuttle-Bus fanden, der uns und ein weiteres Paar dann umstandslos zu unserem Ziel brachte, dem kleinen Küstenort Port de Sóller an der Südwestküste des mallorquinischen Eilandes. Dortselbst bezogen der zonebattler und seine bessere Hälfte ihr Quartier in einem der preisgünstigeren Hotels direkt an der malerischen Uferpromenade und waren angenehm überrascht vom temporären neuen Heim.
Die arithmetisch nicht wirklich in die Sortierung der übrigen Zimmer passende Raumnummerierung ließ uns schlußfolgern, daß wir möglicherweise in einem erst später zum Hotelzimmer umgewidmeten Raum gelandet waren. Jedenfalls waren wir sehr zufrieden damit, zumal wir nach dem vorhergegangenen Studium von diversen Bewertungsportalen schon schlimme Befürchtungen gehegt hatten... [2]
Das Fenster ging zwar nicht zum Meer, sondern zum ruhigen Hof hinaus, aber das war uns einigermaßen schnuppe: Zum Ufer waren es draußen nur wenige Schritte, und drinnen guckten wir ohnehin eher in die mitgeführten Fensterchen zur virtuellen Welt als nach dem echten Ausblick.
In früheren Jahrhunderten schützen sich die Mallorquiner vor Piraten durch schlaue Anlage ihrer Siedlungen: Während die Häfen bewußt klein und unscheinbar gehalten wurden, baute man ein paar Kilometer im Hinterland die eigentlichen Orte, die von See aus nicht zu sehen waren (und es bis heute nicht sind). »Security by obscurity«, sozusagen. So verfuhr man auch im Falle von Port de Sóller, welches den Meereszugang für das etwa drei Kilometer landeinwärts gelegene Städtchen Sóller darstellt. Beide Gemeindeteile sind nicht nur durch Straßen und Wege, sondern seit 1913 durch eine schnuckelige Schmalspur-Straßenbahn verbunden, deren eine Endhaltestelle justament vor unserem Hotel-Eingang lag:
Nach Aussage von Freunden, die schon seit vielen Jahren immer wieder in diese Ecke der Insel reisen, kostete eine Straßenbahnfahrt vor zwölf Jahren noch läppische 50 Cent pro Nase und Richtung, was schwerlich kostendeckend gewesen sein dürfte, zumal die Zügelchen damals wohl primär von der einheimischen Bevölkerung frequentiert wurden und damit alles andere als ausgelastet waren. Dann kamen wohl findige Tourismus-Unternehmer auf die Idee, Tagestouren von Palma aus anzubieten und sowohl den nicht minder historischen Zug von Palma nach Sóller als auch die daran anschließende Straßenbahn als Attraktion zu vermarkten. Heute kostet die Passage mit der Bimmelstraßenbahn stolze 5,00 EUR pro Person, weshalb wir uns das Vergnügen in der ganzen Zeit unseres Aufenthalts genau einmal gegönnt haben (und ansonsten die Strecke mit Bus oder Auto gefahren, wenn nicht gar gelaufen sind)...
Die ersten Tage unseres Urlaubs verbrachten wir in und um Sóller herum. Das Städtchen ist der ideale Ausgangspunkt für Wanderungen aller Schwierigkeitsgrade, verfügt andererseits nicht über ausgedehnte Strände und auf ein junges Publikum ausgerichtete Freizeitangebote, so daß sich dort mehr mittelalte Wandersleute einfinden als Party-People auf der Suche nach vollen Sangria-Eimern. Uns war das sehr recht, und vielen anderen Reisenden auf der Suche nach Ruhe und Entschleunigung auch.
Ich persönlich war von der Ausdehnung des mallorquinischen Gebirgszuges der Tramuntana einigermaßen überrascht, und zwar sowohl in horizontaler wie auch in vertikaler Hinsicht. Das ließ schweißtreibende Touren erwarten (die später dann auch tatsächlich folgten). Wie schon in den Vorjahren erwies es sich da als umsichtig, die Reise im Frühjahr angetreten zu haben, wo die Tageshöchsttemperatur noch erträglich ist und die Vegetation üppig. Doch dazu später mehr.
Zunächst also erforschten wir auf Schusters Rappen die nähere Umgebung von Port de Sóller und krabbelten auf die umliegenden Hänge und Hügel. Immer wieder ergaben sich dabei reizvolle Aus- und Ansichten von postkartengeeigneter Pittoreskizität:
Bei dem dicken Knubbel da links oben über dem Hafen handelt es sich um einen alten Wach- und Wehrturm, die Torre Picada. Ansonsten sieht man recht schön das Dreiviertelrund der Bucht, die Strandpromenade und die sie säumenden Hotelbauten von durchwegs moderaten Ausmaßen. Den Hang hinauf gibt es Apartment-Häuser, von denen bei näherer Inspektion weit mehr unbewohnt leerstehen, als man meinen möchte. Wie auch anderswo in spanischen Landen ist da wohl viel am tatsächlichen Bedarf vorbei gebaut worden, aber irgendwer wird davon schon profitiert haben...
Zurück ans Ufer und an die Promenade, wo sich das Leben abspielt, welches »prall« zu nennen zumindest in der Vorsaison eine arge Übertreibung wäre. Viele Wassersport-Aktivitäten gab es im April noch nicht zu beobachten, manch’ einschlägiges Angebot stand noch weitgehend ungenutzt herum und diente primär als buntes Fotomotiv:
Bald fanden wir heraus, daß es auf der Insel hervorragendes Speieseis zu schlecken, ja es sogar in Sóller eine eigene Eisfabrik gibt. Als erklärter Gegner absurder Globalisierungsauswüchse sollte ich mir jetzt eigentlich den Hinweis darauf verkneifen, daß das heimische Spezialitäten-Label »Fet a Sóller« über den eigenen Online-Shop sogar Eis zur Lieferung von Mallorca nach Deutschland anbietet, aber mei, deklariert als virtuellen Appetizer zum Probieren vor Ort lasse ich mir die Inkonsequenz selbst mal durchgehen...
Jedenfalls ist es ein schönes Ritual zum Tagesausklang in Port de Sóller, sich vor die sonnengewärmte Mauer am kleinen Fet a Sóller-Eiscafé an der Strandpromenade zu setzen, ein Eis zu schlabbern und dabei den Sonnenuntergang zu betrachten: [3]
Nach Sonnenuntergang ist im Frühjahr nimmer viel los im Örtchen, die Hotelgäste verteilen sich auf die diversen Restaurants an der Promenade oder tappen noch ein wenig sinnierend am Strand entlang. Irgendwann nimmt die letzte Straßenbahn als »Lumpensammler« noch ein paar Leutchen mit, dann kehrt Ruhe ein.
Ruhe herrscht nunmehr auch hier, und ich beende meinen heutigen Beitrag mit einem Ausblick auf den nächsten, in welchem wir den Blick erweitern und uns etwas im Umland umtun wollen. Ein Vierteljahr wird es definitiv nicht dauern bis zur zweiten Folge meiner kleinen Reisereportage, das immerhin sei hier und heute versprochen! Da bin ich mentalitätsmäßig dann doch noch eher die deutsche Beamtenseele und nicht der mediterrane Lebenskünstler...
[1] Ja, ich weiß, La Palma und die übrigen Inseln der Kanaren liegen fernab des Mittelmeeres im Atlantik, sind aber dennoch so spanisch geprägt wie die Balearen und auch des milden Klimas wegen sozusagen »quasi-mediterran« in der Anmutung...
[2] Wobei es mit den Hotel-Bewertungen im Netz immer so eine Sache ist: Man findet für faktisch jedes Etablissement sowohl himmelhoch jauchzende wie grottig-grausame Kommentare. Die einen mögen von bestellten Claqueren kommen, die anderen von neidischen Konkurrenten lanciert sein. Manche Reisende können bizarr überzogene Ansprüche haben, andere sind – wie wir – eher genügsam, solange Bett & Dusche sauber und benutzbar sind. Pech kann man haben, Glück aber auch. Betreiber können wechseln, dito das Service-Personal. Kurzum: Man sollte sich im Voraus keinen großen Kopf machen und nicht allzu viel Zeit mit diesbezüglicher Recherche verschwenden.
[3] Bevor ortskundige Kenner(innen) jetzt triumphierend herumnölen: Ja, der Blick vom Eis-Café aus sieht etwas anders aus, man hat da nämlich Blick auf’s offene Meer hinaus, das Foto entstand zugegebenermaßen ein paar hundert Schritte rechts davon, aber nein, die ruhig-romantische Abendstimmung ist hier wie da die gleiche und ich nehme im Zweifelsfall lieber die schöneren Fotos, weil die meisten Blogbesucher(innen) erfahrungsgemäß nur die Bilder anschauen und meine mir dazu mühsam abgerungenen Zwischentexte eh nicht lesen. Selbst wenn ich resignierend seufzend Blindtext hinschrübe, würden es vermutlich die wenigsten merken...
Montag, 28. Juli 2014
Süßer und scharfer Senf: